Ich stimme Dir in der grundsätzlichen Beurteilung des "Zeit"-Artikels (er ist nicht der erste dieser Art, und sowas hört man interessanterweise außerhalb Deutschlands noch öfter als innerhalb) durchaus zu, und auch mich machen solche Artikel wütend.
Ich bin aber auch hier im Hinblick auf Deine "Objektivismus"-Diagnose, die schon nur den eingangs von Dir zitierten Satz kontextunabhängig als "Wahn" diffamiert, etwas anderer Auffassung.
Ich halte den Satz für sich genommen nämlich weder für in irgendeiner ablehnenswerten Form "objektivistisch", noch für grundsätzlich falsch. Er wird allerdings in dem Beispiel in einer ziemlich perfiden Weise missbraucht.
Ich denke nämlich, wenn man WIRKLICH "kühl und nüchtern ... analysieren" wollte, wie der Verfasser es propagiert, dass man GERADE DANN zu einer der seinen genau entgegengesetzten Haltung zur Atomkraft kommen muss.
Und ich denke in der Tat, dass man genau das tun muss.
Und dass der Ansatz "Emotion statt Ratio", so wie er bei Dir immer wieder anklingt, auch an dieser Stelle überhaupt niemanden weiterbringt. Das heißt nicht, dass ich eine gesunde Wut über das, was da passiert, nicht für angemessen halte und grundsätzlich ablehnen würde. Das heißt aber, dass diese Wut, so sehr sie ihren Platz hat, nicht das Werkzeug sein kann, um Lösungen zu finden. Das geht tatsächlich nur, indem man Ruhe bewahrt und, ja, "sachlich bleibt"!
Und wenn Du Dich in Deiner "Objektivismuskritik", die anscheinend ja ganz bewusst zulassen will, irrationale Emotionen an die Stelle der Ratio zu setzen, dazu hinreißen lässt, schon nur einem harmlosen und unwichtigen Schreiberling der "Zeit" die "Mentalität von endsiegüberzeugten Nazis" attestieren zu müssen glaubst, dann bestätigt mich das leider in dem Verdacht, dass Du sowohl mit Deiner Ideologie des "Objektivistischen" als auch mit den konkreten Ergebnissen gelegentlich doch auf dem falschen Dampfer bist und übers Ziel hinausschießt.
(Zu unserem anderen kleinen Dialog schreib ich auch noch was, aber wegen großer Zeitnot wahrscheinlich erst wieder nächste Woche.)
anscheinend hast du den verlinkten alten beitrag nicht wirklich gelesen, sonst würdest du nicht so einen - ja, quatsch, schreiben (das nervt mich gerade wirklich):
"Emotion statt Ratio"
genau darum geht es nicht, aber ich habe schlicht keine lust, das nochmal zu erklären. es steht in den grundzügen schon alles im beitrag.
und ich sehe auch keinen "perfiden missbrauch" bei diesem satz, sondern das ist sein üblicher und ganz normaler gebrauch, weil es anders für die schreibtischtäter nicht möglich ist, mit dieser position bei solchen themen zu operieren.
und ebenfalls muss ich sagen, dass ich dein propagierten umgang kein stück empfehlenswert finde - erstens finde ich angt und wut in solch einer situation überhaupt nicht irrational, sondern sie stellen wichtige informationen dar. zweitens geht es nicht darum, sich darin zu wälzen, sondern sie gleichberechtigt neben dem objektivistischen argumentieren zuzulassen. der skizzierte "widerspruch" ist keineswegs zwangsläufig; man kann sehr wohl etliche fundierte argumente bspw. gegen die atomkraft - bekanntlich von anfang bis ende ein desaster - finden, und dabei ohne gewohnheitsmässige abspaltung wütend oder anders emotional sein. das wäre eigentlich normal; wir sind bloß nicht gewohnt, psychophysisch tatsächlich integriert und nicht fragmentiert zu leben (und die tatsache, dass es nicht nur hierzulande in übler tradition als "unnormal" gilt, dürfte nicht zuletzt in großem maße zu jener riesigen anzahl von depressionen führen, die inzwischen in so ziemlich der gesamten westlichen welt diagnostiziert werden. viele depressionen lassen sich auch ohne weiteres als implodierte aggressionen begreifen - wo könnten die wohl herkommen?!?)
Jürgen Krönig war lange Zeit Korrespondent in London, hat für die ARD und den Deutschlandfunk und viele renommierte in- und ausländische Zeitungen gearbeitet und ist Mitglied eines 2008 gegründeten sehr umtriebigen sozialdemokratischen Think Tanks, der sich (in Anlehnung an das obsolet gewordene Schlagwort von der Neuen Mitte) Das progressive Zentrum nennt. Was er schreibt, hat also Methode - und liest sich kurioserweise wie das, was ich erwartet habe, als ich einen Tag vor der Veröffentlichung seines Artikels Von Japan lernen eine Glosse mit diesen Worten enden ließ: Als ob nichts gewesen wäre. Von Japan lernen heißt verdrängen lernen. Bis zur nächsten Atomkatastrophe.
demon driver (Gast) - 24. Mär, 08:52
"falsch"
@monoma: Nein, nicht falsch. Und hör mal auf hier zu schulmeistern, als könne man nur anderer Meinung sein als Du, wenn man irgendetwas anderes "nicht wirklich gelesen" hätte. Es ist nun mal so, manches, was Du schreibst, läuft inhaltlich eben sehr wohl in Richtung "Emotion statt Ratio", egal was hinter irgendwelchen Links noch steht. Wenn Du hier den einen Satz herausgreifst und ihn eben explizit *unabhängig von seinem Kontext* als Ausdruck "objektivistischen Wahns" bezeichnest, dann liegst Du falsch, nicht ich - auch wenn der Satz im Kontext der Quelle diese Zuschreibung durchaus verdient haben mag. Und Du hast mich jetzt auch nicht wirklich verstanden. Ich hab aber ehrlich gesagt nur noch wenig Lust auf die Diskussion, weil es so unendlich viel Energie kostet, zu erklären, was man eigentlich meint, und wo man eigentlich nur den Widerspruch sieht, und wo man doch ansonsten nur zustimmt.
@Quirinus: Aus der Perspektive hast Du natürlich völlig Recht, und die Thematisierung solcher Zusammenhänge halte ich auch für sehr wertvoll und wichtig.
es geht hier nicht um "schulmeistern", sondern darum, dass du mit begründungen kommst, die keine sind, sondern inhaltlich lediglich unterstellungen darstellen:
"Es ist nun mal so, manches, was Du schreibst, läuft inhaltlich eben sehr wohl in Richtung "Emotion statt Ratio"
und eben das ist - nochmal - quatsch. einer meiner zentralen punkte hier im blog ist von beginn an gewesen, deutlich zu machen, dass es sich mit den angeblich antagonistischen paaren "subjektivität - objektivität", "rationalität - irrationalität", "bewußtsein - affekt" etc. eben nicht so einfach verhält, wie es simplifiziert an allen ecken und enden der gesellschaft angenommen wird. da spielen unklare bis falsche definitionen eine rolle, da spielen aber grundsätzlich falsche vorstellungen vom menschlichen "funktionieren" eine weitere rolle. und das habe ich nicht nur im verlinkten beitrag versucht deutlich zu machen, sondern an vielen weiteren stellen, die ich jetzt nicht noch mal extra heraussuche - aber im kontext "nlp" und "konstruktivismus" ist da auch noch einiges zu finden.
und wenn du dann trotzdem immer wieder mit ähnlichen und falschen behauptungen ankommst, dann wundere dich nicht, wenn ich darauf irgendwann gereizt reagiere.
zu krönings kommentar noch das: ich verstehe den gesamten text als ausdruck des gleichen spezifischen wahns, der zitierte satz bringt es jedoch direkt auf den punkt und enthält dazu eben noch jene argumentative figur, die ich schon damals im anderen zusammenhang des verlinkten beitrags kritisiert habe.
Ich bin aber auch hier im Hinblick auf Deine "Objektivismus"-Diagnose, die schon nur den eingangs von Dir zitierten Satz kontextunabhängig als "Wahn" diffamiert, etwas anderer Auffassung.
Ich halte den Satz für sich genommen nämlich weder für in irgendeiner ablehnenswerten Form "objektivistisch", noch für grundsätzlich falsch. Er wird allerdings in dem Beispiel in einer ziemlich perfiden Weise missbraucht.
Ich denke nämlich, wenn man WIRKLICH "kühl und nüchtern ... analysieren" wollte, wie der Verfasser es propagiert, dass man GERADE DANN zu einer der seinen genau entgegengesetzten Haltung zur Atomkraft kommen muss.
Und ich denke in der Tat, dass man genau das tun muss.
Und dass der Ansatz "Emotion statt Ratio", so wie er bei Dir immer wieder anklingt, auch an dieser Stelle überhaupt niemanden weiterbringt. Das heißt nicht, dass ich eine gesunde Wut über das, was da passiert, nicht für angemessen halte und grundsätzlich ablehnen würde. Das heißt aber, dass diese Wut, so sehr sie ihren Platz hat, nicht das Werkzeug sein kann, um Lösungen zu finden. Das geht tatsächlich nur, indem man Ruhe bewahrt und, ja, "sachlich bleibt"!
Und wenn Du Dich in Deiner "Objektivismuskritik", die anscheinend ja ganz bewusst zulassen will, irrationale Emotionen an die Stelle der Ratio zu setzen, dazu hinreißen lässt, schon nur einem harmlosen und unwichtigen Schreiberling der "Zeit" die "Mentalität von endsiegüberzeugten Nazis" attestieren zu müssen glaubst, dann bestätigt mich das leider in dem Verdacht, dass Du sowohl mit Deiner Ideologie des "Objektivistischen" als auch mit den konkreten Ergebnissen gelegentlich doch auf dem falschen Dampfer bist und übers Ziel hinausschießt.
(Zu unserem anderen kleinen Dialog schreib ich auch noch was, aber wegen großer Zeitnot wahrscheinlich erst wieder nächste Woche.)
falsch
"Emotion statt Ratio"
genau darum geht es nicht, aber ich habe schlicht keine lust, das nochmal zu erklären. es steht in den grundzügen schon alles im beitrag.
und ich sehe auch keinen "perfiden missbrauch" bei diesem satz, sondern das ist sein üblicher und ganz normaler gebrauch, weil es anders für die schreibtischtäter nicht möglich ist, mit dieser position bei solchen themen zu operieren.
und ebenfalls muss ich sagen, dass ich dein propagierten umgang kein stück empfehlenswert finde - erstens finde ich angt und wut in solch einer situation überhaupt nicht irrational, sondern sie stellen wichtige informationen dar. zweitens geht es nicht darum, sich darin zu wälzen, sondern sie gleichberechtigt neben dem objektivistischen argumentieren zuzulassen. der skizzierte "widerspruch" ist keineswegs zwangsläufig; man kann sehr wohl etliche fundierte argumente bspw. gegen die atomkraft - bekanntlich von anfang bis ende ein desaster - finden, und dabei ohne gewohnheitsmässige abspaltung wütend oder anders emotional sein. das wäre eigentlich normal; wir sind bloß nicht gewohnt, psychophysisch tatsächlich integriert und nicht fragmentiert zu leben (und die tatsache, dass es nicht nur hierzulande in übler tradition als "unnormal" gilt, dürfte nicht zuletzt in großem maße zu jener riesigen anzahl von depressionen führen, die inzwischen in so ziemlich der gesamten westlichen welt diagnostiziert werden. viele depressionen lassen sich auch ohne weiteres als implodierte aggressionen begreifen - wo könnten die wohl herkommen?!?)
Harmloser und unwichtiger Schreiberling?
"falsch"
@Quirinus: Aus der Perspektive hast Du natürlich völlig Recht, und die Thematisierung solcher Zusammenhänge halte ich auch für sehr wertvoll und wichtig.
@d.d.
"Es ist nun mal so, manches, was Du schreibst, läuft inhaltlich eben sehr wohl in Richtung "Emotion statt Ratio"
und eben das ist - nochmal - quatsch. einer meiner zentralen punkte hier im blog ist von beginn an gewesen, deutlich zu machen, dass es sich mit den angeblich antagonistischen paaren "subjektivität - objektivität", "rationalität - irrationalität", "bewußtsein - affekt" etc. eben nicht so einfach verhält, wie es simplifiziert an allen ecken und enden der gesellschaft angenommen wird. da spielen unklare bis falsche definitionen eine rolle, da spielen aber grundsätzlich falsche vorstellungen vom menschlichen "funktionieren" eine weitere rolle. und das habe ich nicht nur im verlinkten beitrag versucht deutlich zu machen, sondern an vielen weiteren stellen, die ich jetzt nicht noch mal extra heraussuche - aber im kontext "nlp" und "konstruktivismus" ist da auch noch einiges zu finden.
und wenn du dann trotzdem immer wieder mit ähnlichen und falschen behauptungen ankommst, dann wundere dich nicht, wenn ich darauf irgendwann gereizt reagiere.
zu krönings kommentar noch das: ich verstehe den gesamten text als ausdruck des gleichen spezifischen wahns, der zitierte satz bringt es jedoch direkt auf den punkt und enthält dazu eben noch jene argumentative figur, die ich schon damals im anderen zusammenhang des verlinkten beitrags kritisiert habe.