Wednesday - 27. Feb, 15:21

Jemand erschleicht sich eine Doktorwürde, und Du behandelst die Kritik an seinem Verfahren als, Zitat: "grundsätzlich wertkonservativ"?
Dh - abgesehen davon, daß Du einen Betrug, der, unaufgedeckt, zu Amt und "Ehren" und jede Menge weiteres Vermögen geführt hätte -, radikal weitergedacht, daß Dein gesamter Text darauf hinzielt, daß man jegliche Titel und Benamsung, die ja irgendeine bestimmte Qualifizierung bezeichnen, wie auch gleich die dafür vorher nötigen Studien, abgeschaffen muss. Sehr abstrakt. Damit landest Du, radikal weitergedacht, im Solipsismus, hi hi.

monoma - 27. Feb, 15:49

ja.

"Jemand erschleicht sich eine Doktorwürde, und Du behandelst die Kritik an seinem Verfahren als, Zitat: "grundsätzlich wertkonservativ"?

ich kann das, was ich an öffentlichen kritikpunkten vernehme - "ungerecht gegenüber ehrlich arbeitenden, ungeeignet als vorbild für soldaten etc." - nicht anders bezeichnen. und was mich daran stört, habe ich teils schon oben geschrieben - die bürgerlichen ernten nur das, was sie selbst gesät haben - und guttenberg dürfte dabei nur die spitze des eisbergs darstellen.

ich komme selbst aus einem grundbürgerlichen mittelklassemilieu, (klein-)unternehmer und selbstständige, treues und verlässliches cdu-wahlvolk. schon in den 1970ern immer mit gebashe gegen "die ausländer" (damals synonym für leute aus der türkei), die "uns" hier auf der tasche liegen würden, kleinkriminelle wie ladendiebe etc.
das alles bei gleichzeitig ehrfürchtiger erstarrung vor jeder art von wie offen sichtbar auch angemassten autoritäten. titel, uniform usw. - das zählte. hat sich seit dem "hauptmann von köpenick" offensichtlich nichts groß verändert.

und die gleichen leute fanden selbstverständlich nichts dabei, mal hier einen kleinen versicherungsbetrug, da eine steuerhinterziehung zu veranstalten. unabhängig davon, wie ich jeweils konkret solche "delikte" werte - aber nicht nur aufgrund solcher erlebnisse betrachte ich die hiesige bürgerliche (mittel-)klasse als unglaublich heuchelnde veranstaltung, dazu egozentrisch und gierig, immer einen blick nach "oben" werfend, aus angst und um nachmachen zu können - schließlich wollen die ja am liebsten irgendwann selbst da sein.

und Deine weiteren gedanken finde ich nicht unbedingt zwangsläufig - titel abschaffen, ja, da kann ich keine wirklichen gegenargumente sehen. aber unter den jetzigen verhältnissen habe ich auch keine probleme damit, von anderen geschaffene arbeiten - selbst wenn sie auf der im beitrag dargestellten fundamental illusionären struktur beruhen - als solche zu kennzeichnen. ich betrachte das allerdings grundsätzlich als eine art provisorischen zustand.

wieso das dann zum solipsimus führen sollte, erschließt sich mir allerdings kein stück.
Wednesday - 27. Feb, 16:37

Naja, das hat mit Schichten eher nix zu tun; um ebenfalls ein Beispiel zu nennen, ich entspross niedrigem und immigrierten Proletariat und habe dort ganz ähnliche Scheinheiligkeiten und Neigungen zu Betrug (das halt aus Bedürftigkeit und entschuldbar, wenn auch nicht aus juristischer Sicht) feststellen dürfen - die taugt als Erklärung sicher wenig, die Abstammung; vielmehr die Abrichtung der Menschheit auf "charismatische" Vorbilder und "Führer/innen", ein uraltes Programm.
Das Geplapper "ungerecht gegenüber ehrlich arbeitenden" ist natürlich ähnlicher Quatsch wie das Gehetze gegenüber den 20-jährigen, die "bisher noch nie Steuern gezahlt hat, aber H4 bekommen".
Grundsätzlich wertkonserativ im Sinne von "ich will, daß alles so bleibt wie es ist", ist die Kritik an G. halt nicht.
Zum Solipsismus führt die Reduzierung menschlicher Wirklichkeit auf die Überzeugung, daß das "ich", das "andere" und das "du" nicht vorhanden, weil aufgehoben sind.

[edit: Rechtschreibung]
monoma - 27. Feb, 20:27

zu Deinem ersten punkt: ich halte das schon für eine klassenspezifische sache. wie Du selbst schreibst, ist es unter den bedingungen relativer oder auch massiver materieller armut durchaus etwas anderes, sich "illegal" über wasser zu halten. ich betrachte das als notwehr, und würde das von dem schon trennen wollen, was ich beschrieben habe - die impulse in der mittelklasse stammen imo nicht aus materieller not, sondern aus einem gemix aus gier (u.a. geboren aus dem irrglauben, materielle dinge könnten den eigenen status im sinne des eigenen selbst irgendwie erhöhen), tatsächlichem sozialneid (der dann als projektion gerne nach "unten" gerichtet wird) sowie generell einem pervertiertem wertesystem, welches "haben" umstandlos mit "sein" gleichsetzt.

und zum letzteren: ich habe nirgendwo gesagt, dass ich jegliche form eines "ichs" als fehler betrachte, aber es gibt durchaus verschiedene varianten und ausprägungsmöglichkeiten für dieses gebilde. und in den westlich beeinflussten kulturen haben wir es meiner überzeugung nach überwiegend mit destruktiven bis offen pathologischen varianten der arten von "ichs" zu tun, die sich als teil einer fundamentalen fragmentierung/spaltung gebildet haben.
Wednesday - 28. Feb, 08:48

Moin, zu Deinem Punkt 1, verstehe Deinen Einwand. Aber der aufstrebende Arbeiter hat auch seine Gier nach Statussymbolen, die für ihn seinen Erfolg als Arbeitstier symbolisieren und zB über die "Penner" erheben. Ein pervertiertes Wertesystem durchzieht doch alle Schichten/Klassen, und darum haben wir das Phänomen des Aussteigers, der lieber auf der Strasse lebt, als im Hamsterrad mitzurennen.
Zu Deinem zweiten Punkt, ich hab extra ein "hihi" hinzugefügt. Der Einwurf Solipsismus kam, weil ich den Gedanken rasch weitergeführt habe, und überhaupt, ich mach in Zukunft keinen Spaß mehr, es ist so anstrengend, sich anschliessend erklären zu müssen. ;-)

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