notiz: es gibt nichts mehr zu sagen - @atomkraft @japan

"und wer im jahre 2010 trotz aller bekannten fakten immer noch das lied der ach so "sauberen" atomkraft singt, macht sich, ob gewollt oder nicht, selbst zu einem nützlichen idioten der herrschenden soziopathie."

das hatte ich im letzten jahr als fazit anlässlich der castortransporte und nicht nur zum thema der (illusionären) "endlagerung" von atomarem müll und des laufenden störanfälligen betriebs geschrieben, sondern auch bereits hinsichtlich des
uranabbaus zu beginn der verheerenden kette.

was sich, mit immer größerer wahrscheinlichkeit, in den nächsten stunden und tagen in japan abspielen wird, ist schlicht unvorstellbar. jede phantasie, jede imagination muss zwangsläufig versagen im angesicht der drohenden realität.

nur zwei punkte noch, beide durchaus in verschiedener hinsicht sehr relevant und auch inhaltlich verbunden:

1. das wort atommafia muss aller wahrscheinlichkeit nach nicht nur in japan
wortwörtlich genommen werden:

"In Japan, so schätzt man, haben ca. 80 000 Personen, die der Organisierten Kriminalität ("Yakuza") zugerechnet werden, in den (bisherigen) Hauptzweigen der Unterwelt (Drogen und Sex) eine Billion Yen (9,3 Milliarden Dollar) im Jahr 2000 verdient (die Hälfte mit Drogen und ungefähr ein Viertel aus dem Sexgeschäft). Dort ist es aber mittlerweile zum größeren Problem geworden, dass sich zumindest eine kriminelle große Organisation (Yamaguchi Gumi) in die "New Economy" des Landes eingeschlichen hat und politische Verbindungen zu den höchsten Rängen der Regierung unterhält. Sie half bei den Unterhauswahlen im Juli 2000 diskret bei der Geldbeschaffung und beim Stimmenfang einer Vielzahl von Politikern aus der Liberal-Demokratischen Partei des (etwa ein Jahr im Amt befindlichen) Premierministers Yoshiro Mori und aus anderen konservativen Parteien. Es soll keinen einzigen Politiker in Japan geben, der seinen lokalen Yakuza-Boss nicht kennt. Ein in der Bekämpfung des organisierten Verbrechens ehemaliger führender japanischer Polizist (Raisuke Miyawaki) glaubt, dass es zudem unmöglich sei, die Verknüpfungen zwischen der Geschäftswelt Japans und der dortigen Unterwelt in den Griff zu bekommen, weil sie zu ausgedehnt seien."

das sind zwar angaben aus dem jahr 2005, aber es gibt keinerlei anzeichen dafür, dass sich an diesen verhältnissen grundsätzlich etwas geändert haben sollte.

2. zeit, mal wieder
günther anders zu lesen:

"Keiner von denen - und ich spreche vor allem von Politikern, Generälen, Wissenschaftlern und Journalisten - keiner von denen, die die atomare Massenbedrohung oder den Massenmord vorbereiten, mit diesem drohen oder die Möglichkeit des Massenmordes durch sogenannte friedliche Atomanlagen mindestens in Kauf nehmen - keiner von denen darf mehr oder soll mehr seines Lebens sicher sein. Da sie uns pausenlos programmatisch und professionell in Angst versetzen, sollen nun endlich auch sie in Angst leben müssen. Die uns bedrohen, sollen von uns bedroht werden. Und nicht nur bedroht werden, sondern dadurch, daß wir unsere Drohungen hier und dort wahrmachen, eingeschüchtert, dadurch zu Einsicht gebracht und dadurch zur Umkehr veranlaßt werden. Damit am Ende niemand mehr bedroht sei, nicht wir und auch sie nicht. Ob uns das gelingt, ob wir durch unsere Gegenbedrohung die Gefährdung der Menschheit noch neutralisieren können, das weiß ich nicht. Aber daß wir das ohne unsere Gegendrohung nicht können, das weiß ich." (Charles Meunier* - meines wissens ein kanadischer künstler, anmerk. mo)

*übersetzung durch günther anders am 28.9.1986, im buch auf s.89

weitere argumentationen aus dem interview von anders mit seinem fiktiven selbst:

"... Das Recht auf Notwehr tödlich Bedrohter und in jeder Sekunde Angreifbarer ist natürlich natürlich! Selbst das Naturrecht ...

Die Absage an Gewaltlosigkeit nennen Sie "Notwehr"?

Schon wieder dieses "Nennen"! Sie ist Notwehr! Und da die Bedrohung total und die mögliche Vernichtung global ist, hat unser Notwehr total und global zu werden. Zum Verteidigungskrieg aller Bedrohten. Und das heißt: aller Menschen heute und morgen." (s.91)

"Wir Atomgegner kämpfen also, wie gesagt, einen Verteidigungskampf gegen so enorme Bedroher, wie es deren nie zuvor gegeben hatte. Also haben wir das Recht, Gegengewalt auszuüben, obwohl hinter dieser keine "amtliche" und "rechtmäßige" Macht, also kein Staat, steht. Aber Notstand legitimiert Notwehr, Moral bricht Legalität. Diese Regel zweihundert Jahre nach Kant eigens zu begründen, erübrigt sich ja wohl." (s. 93)

"Happenings sind nicht genug!

(Befremdet:) Happenings! Dieser Vergleich überschreitet doch wohl ...

Nein. Gar nichts überschreitet er. Und ist auch nicht nur ein Vergleich. Gewaltlose Widerstandsaktionen ähneln nicht nur Happenings. Sie sind Happenings.

Und warum sind sie das?

Deshalb, weil Happinings verspielte Scheinakte sind und Als-Obs, die so tun, als seien sie mehr: nämlich wirkliche Aktionen oder mindestens Bastarde von Sein und Schein, von Ernst und Spiel." (s.98)


zum schluß nur noch innigste wünsche dafür, dass den menschen in japan das schlimmste erspart bleiben möge. eine naturkatastrophe dieses ausmaßes ist schlimm genug, aber letztlich weder zu verhindern noch aufzuhalten. ein menschengemachter atomarer GAU jedoch ist nichts anderes als ein verbrechen von monströsem ausmaß.
demon driver (Gast) - 15. Mär, 14:53

"Fakten"

Ich finde es im übrigen bemerkenswert, wie bei der aktuellen Debatte die Atommüllfrage wieder systematisch unter den Tisch fällt. Als gäbe es sowas wie eine "Beherrschbarkeit" der Atomenergie, die sich "nur" mit der Frage der konkreten Betriebssicherheit eines Reaktors im Hinblick auf Strahlenemission beschäftigen müsste. Als hätte es niemals sowas wie "Atommüll" gegeben, als würde der nicht ungebremst weiter produziert, als wäre "Asse" nie gewesen usw. usf.

Als wäre die gesamte Atomenergiewirtschaft nicht ein einziger Verstoß gegen die Erfordernisse, die allein schon das Faktum der Atommüllproblematik erzwängen, würde man sich dann für Fakten interessieren, wie BDI Präsident Hans-Peter Keifel vorzutäuschen versucht, wenn er in einer aktuellen dpa-Meldung mit den Worten zitiert wird, "die Politik sollte aber sorgfältig darauf achten, auf der Grundlage von Fakten zu urteilen". Ginge es um Fakten, nicht allein um Profit wider alle Fakten, hätte nie ein einziges Atomkraftwerk in Betrieb gehen dürfen.

demon driver (Gast) - 15. Mär, 15:47

P.S.: Von wegen "unvorstellbar" - es fällt mir ganz und gar nicht schwer, mir vorzustellen, was jetzt auf die Region Fukushima und auf Japan insgesamt zukommen kann. Die möglichen Szenarien liegen doch eigentlich klar auf der Hand. Nichts, was es so oder so ähnlich nicht schon mal gegeben hätte. Was die Sache natürlich keinen Deut weniger entsetzlich macht.

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