wünsch dir aber trotzdem ne alptraumlose, gute nacht.
ps. ich kanns dir nicht erklären, aber irgendwas ist heute bei mir eingekehrt. ich hatte jean ziegler nämlich geschrieben, dass ich an seinen aufstand des gewissens nicht mehr glauben kann und das der faschismus tatsächlich und derart schleichend rasant im aufmarsch wäre....als ich dann dieses interview las, wo ja nix wirklich neues drin stand, ist da aber irgendein funke über gesprungen und diesen funken bewahre ich mir ab sofort..bzw. zündle ein wenig mit ihm
ach, hätte ich doch heute nachmittag nur dem impuls nachgegeben, irgendwo ein nettes fleckchen in der sonne zu besetzen - stattdessen habe ich angefangen, im netz zu stöbern. ergebnis: rauchender kopf und schlechte laune.
Aber eben auch eines der besten Blogs. Wie sagte doch Arno Schmidt? Kein Glücklicher hat je ein gutes Buch geschrieben. Du hast schon längst mehr geleistet als nur ein gutes Buch zu schreiben. Deshalb hoffe ich sehr, daß du dir in Zukunft öfter einmal den Luxus gönnen wirst, den du dir in diesen Tagen mal wieder nicht gegönnt hast. Denn niemand ist dazu geboren, pausenlos für andere zu recherchieren und zu denken oder gar zu fühlen, was sie nicht oder nicht mehr fühlen können: bis ihm schließlich die ganze Welt nur noch als Hölle erscheint, worin es nichts mehr gibt, was ihm noch Freude bereiten könnte.
Dieser Gefahr setzt sich jeder aus, der den Dingen auf den Grund geht. Und deshalb muß, wer nicht daran zugrundegehen will, sich früher oder später dazu zwingen, in seichteren Gewässern zu plätschern und sich mit gutem Gewissen ein wenig treiben zu lassen, zuweilen auch nach draußen in die Sonne. Denn bei Lichte besehen können 'wir' die Welt ohnehin nicht retten. Eine Binsenweisheit, jaja. Aber auch eine, die uns davor bewahrt, zum Märtyrer zu werden und uns am Ende unseres Lebens eingestehen zu müssen, daß wir es anderen geopfert, aber letztlich kaum etwas bewirkt haben außer uns selbst durch die unablässige Beschäftigung mit dem Wahnsinn dieser Welt derart zu verändern, daß uns nur noch tiefer Frust entgegenblickt, wenn wir in den Spiegel sehen, und unser Gesicht zu einer Fratze wird, wenn wir zu lächeln versuchen. Damit aber ist keinem gedient. Denn um diese Welt zu einem etwas besseren Ort zu machen, brauchen wir nicht nur mehr Wissen, sondern (so paradox das klingt) auch mehr Heiterkeit. Andernfalls nämlich wird unser Wissen zu einer tödlichen Waffe, die sich gegen uns selber richtet.
In diesem Sinne äußerte sich einst auch der Göttinger Mescalero in seinem Nachruf auf Buback geäußert. Deshalb gehe ich seit Jahren öfter in die Sonne, anstatt mich mir schlechte Laune zu machen, indem ich all das lese, was ich lesen sollte. Es hat meinem Blog und meinen übrigen schriftlichen Aktivitäten geschadet, aber ganz gewiß nicht mir und wohl auch nicht der Welt. Nun, so denke ich, kommt es auf diejenigen an, die nach 1980 geboren sind. Damit freilich begebe ich mich nicht aufs Altenteil, sondern trete nur etwas kürzer. Was nicht nur mir recht gut bekommt, sondern gerade auch all den sehr viel Jüngeren, die jetzt von uns vorgelebt bekommen wollen, wie man es macht, als denkender Mensch an Jahren zu altern und sich dennoch genau das zu bewahren, was jeder braucht, um nicht verrückt zu werden: nämlich ein hohes Maß an jenem (Galgen-) Humor, der den Unterdrückern aller Zeiten schon immer ein Dorn im Auge war.
Nuu iss die Sonne draußen wech. Doch zum Glück hat es mir keine schlechte Laune bereitet, diese Sätze hier zu schreiben.
wünsch dir aber trotzdem ne alptraumlose, gute nacht.
ps. ich kanns dir nicht erklären, aber irgendwas ist heute bei mir eingekehrt. ich hatte jean ziegler nämlich geschrieben, dass ich an seinen aufstand des gewissens nicht mehr glauben kann und das der faschismus tatsächlich und derart schleichend rasant im aufmarsch wäre....als ich dann dieses interview las, wo ja nix wirklich neues drin stand, ist da aber irgendein funke über gesprungen und diesen funken bewahre ich mir ab sofort..bzw. zündle ein wenig mit ihm
So isses:
Aber eben auch eines der besten Blogs. Wie sagte doch Arno Schmidt? Kein Glücklicher hat je ein gutes Buch geschrieben. Du hast schon längst mehr geleistet als nur ein gutes Buch zu schreiben. Deshalb hoffe ich sehr, daß du dir in Zukunft öfter einmal den Luxus gönnen wirst, den du dir in diesen Tagen mal wieder nicht gegönnt hast. Denn niemand ist dazu geboren, pausenlos für andere zu recherchieren und zu denken oder gar zu fühlen, was sie nicht oder nicht mehr fühlen können: bis ihm schließlich die ganze Welt nur noch als Hölle erscheint, worin es nichts mehr gibt, was ihm noch Freude bereiten könnte.
Dieser Gefahr setzt sich jeder aus, der den Dingen auf den Grund geht. Und deshalb muß, wer nicht daran zugrundegehen will, sich früher oder später dazu zwingen, in seichteren Gewässern zu plätschern und sich mit gutem Gewissen ein wenig treiben zu lassen, zuweilen auch nach draußen in die Sonne. Denn bei Lichte besehen können 'wir' die Welt ohnehin nicht retten. Eine Binsenweisheit, jaja. Aber auch eine, die uns davor bewahrt, zum Märtyrer zu werden und uns am Ende unseres Lebens eingestehen zu müssen, daß wir es anderen geopfert, aber letztlich kaum etwas bewirkt haben außer uns selbst durch die unablässige Beschäftigung mit dem Wahnsinn dieser Welt derart zu verändern, daß uns nur noch tiefer Frust entgegenblickt, wenn wir in den Spiegel sehen, und unser Gesicht zu einer Fratze wird, wenn wir zu lächeln versuchen. Damit aber ist keinem gedient. Denn um diese Welt zu einem etwas besseren Ort zu machen, brauchen wir nicht nur mehr Wissen, sondern (so paradox das klingt) auch mehr Heiterkeit. Andernfalls nämlich wird unser Wissen zu einer tödlichen Waffe, die sich gegen uns selber richtet.
In diesem Sinne äußerte sich einst auch der Göttinger Mescalero in seinem Nachruf auf Buback geäußert. Deshalb gehe ich seit Jahren öfter in die Sonne, anstatt mich mir schlechte Laune zu machen, indem ich all das lese, was ich lesen sollte. Es hat meinem Blog und meinen übrigen schriftlichen Aktivitäten geschadet, aber ganz gewiß nicht mir und wohl auch nicht der Welt. Nun, so denke ich, kommt es auf diejenigen an, die nach 1980 geboren sind. Damit freilich begebe ich mich nicht aufs Altenteil, sondern trete nur etwas kürzer. Was nicht nur mir recht gut bekommt, sondern gerade auch all den sehr viel Jüngeren, die jetzt von uns vorgelebt bekommen wollen, wie man es macht, als denkender Mensch an Jahren zu altern und sich dennoch genau das zu bewahren, was jeder braucht, um nicht verrückt zu werden: nämlich ein hohes Maß an jenem (Galgen-) Humor, der den Unterdrückern aller Zeiten schon immer ein Dorn im Auge war.
Nuu iss die Sonne draußen wech. Doch zum Glück hat es mir keine schlechte Laune bereitet, diese Sätze hier zu schreiben.
Grüßend: Quirinus