notiz: krisennews spezial - erster klartext im mainstream als indiz dafür, dass es jetzt endgültig ernst wird? [update]
die online-"zeit" kommt aktuell gerade mit einem aufmacher unter der überschrift Jetzt mal ehrlich raus, und der text hat es durchaus in sich bzw. bestätigt etliches an vermutungen und befürchtungen, die bei vielen menschen schon lange "in der luft" liegen. das beginnt bereits mit dem eingeständnis der eigenen rolle der sog. "vierten gewalt" - unabhängige, gar investigative berichterstattung von mainstreammedien? wer diese simulation immer noch mit der realität verwechseln sollte, wird hier auf den boden der letzteren zurückgeholt:
(...)"An jenem Mittwochabend luden die Bundeskanzlerin und ihr Finanzminister die Chefs der wichtigsten Zeitungen ins Kanzleramt, um ihnen eine Botschaft zu übermitteln. Die lautete: Wir wissen zwar nicht genau, was in zwei oder drei Wochen ist, aber würden doch sehr herzlich um Ihr Vertrauen bitten und vor allem darum, dass Sie keine schlechte Stimmung machen, denn dazu ist die Lage zu ernst."(...)
in offenen diktaturen sind es befehlsartige richtlinien aus den jeweiligen propagandaministerien; in der demokratiesimulation werden "bitten" formuliert, bei denen die unendlich subtileren methoden der möglichen einflußnahme mit aller wahrscheinlichkeit unausgesprochen, aber deutlich im raum stehen, während die gemeinten nur zu gut wissen, was ihnen blühen kann, falls sie die "bitten" ignorieren sollten. aber vorher greift noch die pressespezifische version von "wir-sitzen-doch-alle-in-einem-boot" in form der kette regierung/systemtragende parteien - mehr oder weniger kapitalkräftige verleger - lohnabhängige redaktionen, bei denen sich vor allem letztere in der regel bemühen, die these vom materiellen sein, welches das bewußtsein bestimmt, nach kräften zu verifizieren. anderes ist und war eigentlich auch nie zu erwarten, aber trotzdem ist es begrüßenswert, wenn die simulation einmal von seiten der simulierenden auch als solche kenntlich gemacht wird.
nun stellt sich natürlich die frage, warum so ein text gerade jetzt? ist das folgende der einzige grund?
(...)"Die vertrauliche Äußerung eines Spitzenmannes der SPD bringt es auf den Punkt. Die Stimmung, meint er, ist besser als die Lage. Er sagt es mit Sorge, weil er fürchtet, die Leute seien zu wenig vorbereitet auf das, was bevorsteht."(...)
seit wann "sorgen" sich angehörige der politischen "elite" ernsthaft um "die leute"? nach aller historischen erfahrung doch immer nur dann, wenn entweder wahlen bevorstehen oder aber in den seltenen fällen, in denen spezifische geschichtliche konstellationen dafür sorgen, dass die jeweiligen "eliten" selbst um ihre hälse und pfründe fürchten.
und "das, was bevorsteht", meint nach meiner meinung genau eine solche konstellation. und der zeitpunkt ihres eintretens hierzulande wird im artikel sogar genau benannt, er steht faktisch vor der tür:
(...)"Spätestens im März wird Deutschland voll von der Wirtschaftskrise erfasst, dann werden sich die Firmenpleiten häufen und die Arbeitslosenzahlen steigen. Die Leute ahnen das, ihnen schwant, dass die Regierung keinen rechten Plan hat, so wenig übrigens wie die Zeitungen.
Die Wahrheit drückt sich durch. Darum wird das Land nicht mehr aus der Krise kommen, indem viele nicht alles wissen, sondern eher dadurch, dass alle alles wissen, was man wissen kann. Es ist an der Zeit, alle Karten, auch die gezinkten, auf den Tisch zu legen. Was ist die Natur der Krise, was wissen die Politiker, die Banker und die Experten, was sind die Motive ihres Handelns?"(...)
auf die letzten fragen geben die autoren in neun punkten ihre antworten, die immerhin einen größeren anteil von realität aufweisen als das weitaus meiste, was bisher zu vernehmen war - man muss gar nicht mal zwischen den zeilen lesen, um zum fazit zu kommen, dass die ganze situation momentan eine eigendynamik entwickelt hat, die nicht mehr unter kontrolle ist - und das ist durchaus kein widerspruch zur beobachtung, dass es auch vereinzelte krisengewinnler gibt. was aber immer noch nicht offen gesagt wird: das wir es hier mit einer ausgewachsenen globalen systemkrise des kapitalismus - die in seiner immanenten struktur begründet liegt - zu tun haben, nicht mehr mit einer zyklischen krise im kapitalismus. eine ahnung zumindest scheinen die autoren auch davon zu haben:
(...)"Die sonstigen Krisen dieser Welt werden keine Pause machen, bis die Weltwirtschaft wieder im Lot ist. Im Gegenteil. Sinkende Rohstoffpreise, der schrumpfende Handel und steigende Staatsschulden werden allerorten die Widersprüche verschärfen. Wenn im Kongo ein Warlord verhaftet wird, in Island die Regierung zerbricht oder in Griechenland Aufstände ausbrechen, so hat all das mit der Wirtschaftskrise zu tun. Was jahrelang mit Geld zugedeckt werden konnte, bricht nun auf.(...)
So erzeugt die wirtschaftliche Depression politische Umwälzungen und Konflikte in hoher Zahl und Intensität. Die Menschheit geht durch eine heiße Phase."(...)
was aber trotzdem nur die halbe wahrheit ist - in vergangenen krisennews hier oft genug angesprochen, lässt sich das derzeitige geschehen auch als ausdruck des ankommens an den absoluten grenzen des exponentiellen wachstums verstehen, welches für das heutige system unverzichtbar ist - die ökologischen folgen v.a. hinsichtlich des klimas und daraus folgende migrationskrisen, der ressourcenverbrauch und absehbare peak bei vielen rohsotffen wie öl und - noch bedeutender und fataler - trinkwasser, die massive psychosoziale verelendung aufgrund traumatisierender sozialer verhältnisse und anderes mehr sorgen für einen wahrhaft furchterregenden mix, der just in diesen zeiten beginnt, endgültig überzukochen. "Die Wahrheit drückt sich durch" - wir werden in den nächsten tagen und wochen beobachten können, ob das erstens nur ein vereinzelter ausrutscher gewesen ist, und was das eventuell zweitens seitens der "eliten" für neue handlungsstrategien bedeuten könnte. wobei zum letzteren immer im hinterkopf präsent sein sollte, dass diese leute primär ihr eigenes überleben sichern wollen.
das ganze lässt sich natürlich auch als versuch betrachten, mittels "neuer" aufrichtigkeit so etwas wie vertrauen in der herde zu erzeugen - ich verstehe den artikel jedoch persönlich v.a. als zeichen dafür, spätestens jetzt die sicherheitsgurte anzulegen und den helm aufzusetzen - die finale crashfahrt hat begonnen.
*
edit: das eingangs erwähnte treffen von regierung und presse soll laut "zeit" am achten oktober stattgefunden haben, und mir ist gerade erst aufgegangen, dass das neben dem schon oben beschriebenen grundsätzlichen aspekt auch eine weitere bestätigung für das ist, was ich hier geschrieben habe - im oktober war tatsächlich ein bank run im gange. vom datum her passt es genau.
(...)"An jenem Mittwochabend luden die Bundeskanzlerin und ihr Finanzminister die Chefs der wichtigsten Zeitungen ins Kanzleramt, um ihnen eine Botschaft zu übermitteln. Die lautete: Wir wissen zwar nicht genau, was in zwei oder drei Wochen ist, aber würden doch sehr herzlich um Ihr Vertrauen bitten und vor allem darum, dass Sie keine schlechte Stimmung machen, denn dazu ist die Lage zu ernst."(...)
in offenen diktaturen sind es befehlsartige richtlinien aus den jeweiligen propagandaministerien; in der demokratiesimulation werden "bitten" formuliert, bei denen die unendlich subtileren methoden der möglichen einflußnahme mit aller wahrscheinlichkeit unausgesprochen, aber deutlich im raum stehen, während die gemeinten nur zu gut wissen, was ihnen blühen kann, falls sie die "bitten" ignorieren sollten. aber vorher greift noch die pressespezifische version von "wir-sitzen-doch-alle-in-einem-boot" in form der kette regierung/systemtragende parteien - mehr oder weniger kapitalkräftige verleger - lohnabhängige redaktionen, bei denen sich vor allem letztere in der regel bemühen, die these vom materiellen sein, welches das bewußtsein bestimmt, nach kräften zu verifizieren. anderes ist und war eigentlich auch nie zu erwarten, aber trotzdem ist es begrüßenswert, wenn die simulation einmal von seiten der simulierenden auch als solche kenntlich gemacht wird.
nun stellt sich natürlich die frage, warum so ein text gerade jetzt? ist das folgende der einzige grund?
(...)"Die vertrauliche Äußerung eines Spitzenmannes der SPD bringt es auf den Punkt. Die Stimmung, meint er, ist besser als die Lage. Er sagt es mit Sorge, weil er fürchtet, die Leute seien zu wenig vorbereitet auf das, was bevorsteht."(...)
seit wann "sorgen" sich angehörige der politischen "elite" ernsthaft um "die leute"? nach aller historischen erfahrung doch immer nur dann, wenn entweder wahlen bevorstehen oder aber in den seltenen fällen, in denen spezifische geschichtliche konstellationen dafür sorgen, dass die jeweiligen "eliten" selbst um ihre hälse und pfründe fürchten.
und "das, was bevorsteht", meint nach meiner meinung genau eine solche konstellation. und der zeitpunkt ihres eintretens hierzulande wird im artikel sogar genau benannt, er steht faktisch vor der tür:
(...)"Spätestens im März wird Deutschland voll von der Wirtschaftskrise erfasst, dann werden sich die Firmenpleiten häufen und die Arbeitslosenzahlen steigen. Die Leute ahnen das, ihnen schwant, dass die Regierung keinen rechten Plan hat, so wenig übrigens wie die Zeitungen.
Die Wahrheit drückt sich durch. Darum wird das Land nicht mehr aus der Krise kommen, indem viele nicht alles wissen, sondern eher dadurch, dass alle alles wissen, was man wissen kann. Es ist an der Zeit, alle Karten, auch die gezinkten, auf den Tisch zu legen. Was ist die Natur der Krise, was wissen die Politiker, die Banker und die Experten, was sind die Motive ihres Handelns?"(...)
auf die letzten fragen geben die autoren in neun punkten ihre antworten, die immerhin einen größeren anteil von realität aufweisen als das weitaus meiste, was bisher zu vernehmen war - man muss gar nicht mal zwischen den zeilen lesen, um zum fazit zu kommen, dass die ganze situation momentan eine eigendynamik entwickelt hat, die nicht mehr unter kontrolle ist - und das ist durchaus kein widerspruch zur beobachtung, dass es auch vereinzelte krisengewinnler gibt. was aber immer noch nicht offen gesagt wird: das wir es hier mit einer ausgewachsenen globalen systemkrise des kapitalismus - die in seiner immanenten struktur begründet liegt - zu tun haben, nicht mehr mit einer zyklischen krise im kapitalismus. eine ahnung zumindest scheinen die autoren auch davon zu haben:
(...)"Die sonstigen Krisen dieser Welt werden keine Pause machen, bis die Weltwirtschaft wieder im Lot ist. Im Gegenteil. Sinkende Rohstoffpreise, der schrumpfende Handel und steigende Staatsschulden werden allerorten die Widersprüche verschärfen. Wenn im Kongo ein Warlord verhaftet wird, in Island die Regierung zerbricht oder in Griechenland Aufstände ausbrechen, so hat all das mit der Wirtschaftskrise zu tun. Was jahrelang mit Geld zugedeckt werden konnte, bricht nun auf.(...)
So erzeugt die wirtschaftliche Depression politische Umwälzungen und Konflikte in hoher Zahl und Intensität. Die Menschheit geht durch eine heiße Phase."(...)
was aber trotzdem nur die halbe wahrheit ist - in vergangenen krisennews hier oft genug angesprochen, lässt sich das derzeitige geschehen auch als ausdruck des ankommens an den absoluten grenzen des exponentiellen wachstums verstehen, welches für das heutige system unverzichtbar ist - die ökologischen folgen v.a. hinsichtlich des klimas und daraus folgende migrationskrisen, der ressourcenverbrauch und absehbare peak bei vielen rohsotffen wie öl und - noch bedeutender und fataler - trinkwasser, die massive psychosoziale verelendung aufgrund traumatisierender sozialer verhältnisse und anderes mehr sorgen für einen wahrhaft furchterregenden mix, der just in diesen zeiten beginnt, endgültig überzukochen. "Die Wahrheit drückt sich durch" - wir werden in den nächsten tagen und wochen beobachten können, ob das erstens nur ein vereinzelter ausrutscher gewesen ist, und was das eventuell zweitens seitens der "eliten" für neue handlungsstrategien bedeuten könnte. wobei zum letzteren immer im hinterkopf präsent sein sollte, dass diese leute primär ihr eigenes überleben sichern wollen.
das ganze lässt sich natürlich auch als versuch betrachten, mittels "neuer" aufrichtigkeit so etwas wie vertrauen in der herde zu erzeugen - ich verstehe den artikel jedoch persönlich v.a. als zeichen dafür, spätestens jetzt die sicherheitsgurte anzulegen und den helm aufzusetzen - die finale crashfahrt hat begonnen.
*
edit: das eingangs erwähnte treffen von regierung und presse soll laut "zeit" am achten oktober stattgefunden haben, und mir ist gerade erst aufgegangen, dass das neben dem schon oben beschriebenen grundsätzlichen aspekt auch eine weitere bestätigung für das ist, was ich hier geschrieben habe - im oktober war tatsächlich ein bank run im gange. vom datum her passt es genau.
monoma - 31. Jan, 16:52
einen sehr düsteren,