notiz: krisennews und -gedanken (35) - "up, up and away in my beautiful, my beautiful balloon"
das einladende motto der überschrift in den heutigen krisennews lässt sich trefflich als parole der stunde all der psychophysischen mutanten verstehen, die rund um den planeten an den finanzmärkten und börsen wettbüros dabei sind, mehr oder weniger fröhlich, aber in jedem fall offensichtlich unbeeindruckt, die nächsten blasen und quitschebunten ballons voller heisser luft aufzupumpen - auf das ihr spiel ewig weitergehe. was es nicht tun wird, und eingeladen sind eh nur dumme, aber dafür solvente, mitspieler. primär ihnen, aber sekundär auch all jenen statisten in den verschiedenen bevölkerungen rund um die welt, die ebenfalls nur weiter ihre kleinen ballons im sog. privatleben aufblasen möchten, ist der folgende song gewidmet (der nebenbei sicher auch den fans des gepflegten easy listenings freude bereiten wird):
wir werden am ende noch sehen, was das letzte schicksal jedes ballons ist, egal ob klein oder groß.
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die regelmäßigen bulletins aus der europäischen "denkfabrik" leap waren hier schon öfter (kommentiertes) thema; das neueste geab enthält nun ein paar weitere bemerkenswerte einschätzungen der aktuellen lage:
"Die Entwicklung an den Aktienmärkten und bei den Finanzindizes sowie die Kommentare aus der Politik zur Krise und ihrer Bewältigung während der letzten zwei Monate sind surreal; wir erhören den Schwanengesang des Bezugssystems, in dem die Welt seit 1945 lebt.(...)
Heute stellen wir die Behauptung auf: In diesem Frühjahr 2009 hat die Welt das Koordinatensystem verlassen, mit dessen Hilfe sich die Entscheider in Wirtschaft, Finanzen und Politik in einem gegebenen Bezugsrahmen orientieren konnten. Dies gilt insbesondere, weil seit dem Zerfall des Ostblocks 1989 dieses Koordinatensystem ausgedünnt und auf die USA konzentriert wurde. Es war damit schon seit vielen Jahren nur noch bedingt in der Lage, die Wirklichkeit abzubilden. Nun aber, genauer ab dem Sommer 2009, navigieren die Entscheider in terra incognita. Das bedeutet, dass alle Orientierungshilfsmittel, alle Indikatoren, die bisher genutzt wurden, um Entscheidungen zu treffen über Investitionen, Rentabilität, Unternehmensansiedlungen, Eingehen von Joint venture etc., ihre Aussagekraft verloren haben. Sie funktionierten ausschließlich im bisherigen Koordinatensystem.(...)
Diese Entwicklung hat sich in den letzten Monaten unter der Wirkung von zwei wichtigen Trends verstärkt:
- Zum einen haben die verzweifelten Versuche zur Rettung des globalen Finanzsystems, und insbs. ihrer britischen und amerikanischen Bestandteile, wesentlich dazu beigetragen, die bisher noch verläßlichen „Navigationsinstrumente“ zu zerschlagen; sie wurden durch die verschiedenartigsten Manipulationen, die die Banken, die Regierungen und die Zentralbanken vornahmen, unbrauchbar und tragen nun mit ihren widersprüchlichen oder inkohärenten „Messergebnissen“ sogar noch zur Verunsicherung bei. Die Aktienmärkte sind dafür das beste Beispiel. Bisher galten sie noch als Indikatoren über den Zustand der Wirtschaft. Heute zweifeln alle, dass die Kurssprünge der letzten Wochen eine verläßliche Aussage über die Wirtschaftsentwicklung vermitteln könnten.(...)
- Zum anderen haben die astronomischen Summen, die in nur einem Jahr in das globale Finanzsystem und insbesondere in die US-Banken gepumpt wurden, dazu geführt, dass die Banker und Politiker den Bezug zur Realität vollständig verloren haben. Man hat den Eindruck, dass sie alle von der Taucherkrankheit befallen sind, bei der der Taucher das Gefühl für oben und unten verliert und statt, wie beabsichtigt, aufzusteigen, immer tiefer abtaucht. Die Geldkrankheit scheint identisch auf das Gehirn und den Organismus zu wirken."(...)
im großen und ganzen kein widerspruch, außer an den folgenden punkten: die notorische implizite verharmlosung der europäischen (finanz- und wirtschafts-) politik stellt in vielen bulletins von leap ein immer wiederkehrendes ärgernis dar, und darüber hinaus könnten die leap-leute ihre letztgenannte symptomfeststellung gerade an diesem punkt auch auf sich selbst anwenden. und das konstatierte wegfallen des "bisherigen bezugsrahmens" würde ich nicht grundsätzlich als etwas schlechtes ansehen, wenn man sich deutlich macht, was für monströse verbrechen innerhalb dieses rahmens immer und immer wieder vonstatten gingen und gehen. interessant finde ich aber die focussierung auf die "elitäre" wahrnehmung, wie sie auch im weiteren verlauf der zusammenfassung durchscheint:
(...)"Es bleibt natürlich jedem belassen, aus irgendwelchen monatlichen Abweichungen irgendwelcher Wirtschafts- oder Finanzindizes um ein oder mehrere Prozentpunkte rauf oder runter, die darüber hinaus auch noch von staatlichen oder Banken-Interventionen beeinflusst wurden, mehr über die Entwicklung der gegenwärtigen Krise ablesen zu wollen als aus Vergleichen mit Entwicklungen, die mehrere Jahrhunderte abdecken, und die nachweisen, dass eine solch Situation ein Novum ist. Natürlich ist auch jedem belassen zu glauben, dass die, die weder die Krise noch ihr Ausmaß vorher zu sehen vermochten, heute in der Lage sind, vorher zu sehen, wann die Krise überwunden sein wird.
All denen empfehlen wir aber, sich den Film « Matrix » zu Gemüte zu führen und sich Gedanken darüber zu machen, wie verzerrend und irreführend eine Umgebung wahrgenommen wird, wenn alle Wahrnehmungsmöglichkeiten und Sinnesorgane manipuliert wurden."(...)
da steckt durchaus einiges an realität drin; und mir ist beim lesen eine notiz aus dem jahr 2005 wieder eingefallen, in der ich ebenfalls bezug auf die "matrix" genommen habe - "...im Moment ist es sicherer, in eine virtuelle Wirtschaft zu investieren". die doppelbödigkeit der botschaft im zitat (ich empfehle auch nochmals die lektüre des verlinkten artikels, in dem das zitat am schluß steht) wird dann sichtbar, wenn man sich ihre hintergründe betrachtet: erstens gehörte 2005 noch zu den jahren des "aufschwungs", in denen allerseits kräftig all jene blasen produziert wurden, deren kollaps wir heute erleben. zweitens war der (kurzlebige) boom von online-welten wie "second life" bekanntlich anlaß für diverse prophezeiungen von zukünftiger zunehmender verlagerung auch wirtschaftlicher aktivitäten ins virtuelle; drittens waren letztgenannte prognosen in gewisser hinsicht durchaus realistisch (aber ganz anders als gedacht), wenn man sich die explosion quasi-virtueller finanz"produkte" und -konstrukte verdeutlicht (für die das obige zitat ebenfalls stehen kann), deren zunehmend heftigeren wirkungen in der realität einmal mehr deutlich machen, dass virtuelle welten (aka simulationen) nie und nimmer "unabhängig" von der authentischen realität existieren können (genau dieser trugschluß stellt sich bei einzelnen individuen oft genug in symptomen dar, die die definition der "beeinträchtigten wirklichkeitserfassung" erfüllen, eine zulässige klinische definition des wahnsinns).
ich assoziiere natürlich wieder mal, wobei mir der hintergrund der virtualität bei den ursachen der laufenden krise durchaus allgemein zu kurz kommt - da ich bei den handelnden akteuren aus politik & ökonomie mehrheitlich eine krankheitswertige dominanz objektivistischer innerer strukturen annehme, ist die ständige konstruktion virtueller "welten" als eine art der zwangsläufig fehlschlagenden versuchten realitätsbewältigung etwas, was nicht nur zur aktuellen beigetragen krise hat, sondern bis dato - und nichts anderes drückt das leap-bulletin im letzten zitat für mich aus - auch die versuche dominiert, sie zu "lösen". dabei halte ich die unterschiede zwischen den expliziten spiel-welten, wie sie 2005 thema waren, und den virtuellen sphären der finanzwelt lediglich für quantitativ; strukturell sehe ich hingegen sowohl bei denjenigen, die in ersteren in sachen persönlicher "wertschöpfung" aktiv sind und waren und den letzteren, die täglich an den sog. börsen ihre wetten u.a. auf sinkende oder steigende kurse abschließen, keinen großen unterschied.
"...would you like to ride in my beautiful balloon?"
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zu den bereits im geab angesprochenen "surrealen" (oder auch lächerlichen) angeblich positiven entwicklungen primär an den börsen hatte tomasz konicz schon anfang mai u.a. angemerkt:
(...)"Die wiedererwachte Kauflust an den Aktienmärkten basiert laut Bloomberg »auf der Spekulation, daß die längste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg bald enden« werde. Doch nicht alle Marktteilnehmer sind dem irrationalen Kaufrausch verfallen. So zitierte Bloomberg die Ergebnisse einer Analyse der Informationsagentur »The Washington Service«, die sich darauf spezialisiert hat, Finanzinformationen an institutionelle Anleger zu verkaufen. Demnach würden Insider aus US-Konzernen, also Mitglieder der Führungselite, seit Beginn der Kurseinbrüche ihre Aktien im »schnellsten Tempo« auf den Finanzmärkten abstoßen.
Konkret haben die Vorstandsmitglieder und Direktoren von börsennotierten US-Unternehmen im Verlauf des April – der eigentlich durch starke Kurssteigerungen gekennzeichnet war – Aktien im Wert von 335 Milliarden US-Dollar veräußert. Diese Verkäufe waren demnach um den Faktor 8,3 größer als deren Aktienkäufe. Dies sei ein »Warnsignal«, da die Insider für gewöhnlich »mehr Informationen über ihre Unternehmen zur Verfügung haben als irgend jemand anders«, erläuterte der Analyst William Stone vom Finanzdienstleister PNC Financial Services Group gegenüber Bloomberg.
Der Analyse des »Washington Service« zufolge nahm der Insiderhandel bereits ein Ausmaß wie im Oktober 2007 an. Damals hatte der Börsenhandel seinen Höhepunkt überschritten und setzte zu einem Sturzflug an, der die »Hälfte des Marktwerts der US-Unternehmen« vernichtet hat."(...)
diese info zusammen mit einem realistischen blick auf die allgemeine wirtschaftliche lage sollte eigentlich ausreichend sein, die wöchentlich als "hoffnungsschimmer" bejubelten derzeitigen kursgewinne an vielen börsen richtig einordnen zu können. und generell ist bei allen derzeitigen "erfolgsmeldungen", die das "ende des abschwungs" verkünden, dreierlei zu beachten: einmal verläuft auch eine ökonomische depression dieses kalibers - wie ein blick auf die (bisherige) "great depression" der 1930er jahre klarmacht - in kurzfristigen (vielleicht ebenfalls zyklischen) auf- und abwärtsbewegungen, die sich dann in den diversen ökonomischen daten wiederspiegeln, bei allerdings grundsätzlicher tendenz aller relevanten daten nach unten. zweitens spricht - wie schon in vielen früheren news thematisiert - etliches dafür, dass wir uns nicht nur in einer "reinen" ökonomischen krise, sondern einer ganzen krisenkaskade befinden, die durch das zusammentreffen und gegenseitige durchdringen von wirtschaftskrise, ressourcenverknappung, ökologischer krise und dem allgemeinen zerfall der sozialen basis bzw. der entsprechenden menschlichen fähigkeiten, die diese basis größtenteils ausmachen, in (zu) vielen gesellschaften rund um den globus gekennzeichnet ist. und die aus diesem zusammentreffen resultierende umfassende systemkrise wird gerade bei den primär aufs "ökonomische" focussierten analysen schlicht abgespalten. und drittens spielt auch etwas eine rolle, was sich als bewusste manipulation zwecks systemerhalt bezeichnen ließe:
"Wenn die Wirtschaftsleistung, der Export oder die Erwartungen an die Zukunft tief abgestürzt sind, wie jetzt, dann kommt einfach der Punkt, der als Talsole bezeichnet wird und von wo aus der Absturz aufhören muß, wenn nicht alles den Bach heruntergehen soll. Das ist genau der Augenblick, in dem von interessierter Seite aus den kleinsten Zacken nach oben frohe Botschaften gezimmert werden, die die Psychologie auf Aufschwung einstellen sollen. Eigentlich ist es ein durchsichtiges Spiel. Doch wer kann es den Menschen verargen, daß sie nach so vielen schlechten Nachrichten nun bereit sind, einigen positiv klingenden Vertrauen zu schenken?"(...)
nun, verstehen lässt sich dieser "mechanismus" sicher - aber die akzeptanz sollte im ganz eigenen interesse keinesfalls vorhanden sein. je mehr die situation schöngefärbt wird, desto schwerer werden nicht nur die anstehenden umwälzenden veränderungen fallen, sondern auch die negativen effekte werden sich durch die quasifluchten in rosarote virtuelle horizonte derart verstärken, dass die zerstörerischen kräfte der verschiedenen krisen am ende jeden ansatz zu positiven veränderungen zunichte machen könnte. an diesem punkt wäre angemessene angst und daraus resultierende grundsätzliche unruhe eigentliche erste "bürgerInpflicht".
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ein grundsätzlich interessanter versuch, drei szenarien der weiteren entwicklung der wirtschaftskrise zu skizzieren, leidet dabei meiner meinung nach an der oben erwähnten focussierung mit nachfolgender abspaltung anderer krisenbereiche; nichtsdestotrotz ist er für eine diskussion durchaus brauchbar:
(...)"Für den weiteren Verlauf der Krise und ihre politische Verarbeitung sind drei idealtypische Szenarien vorstellbar.
Im ersten Szenario tritt eine schnelle Erholung ein. Die Krise endet noch in diesem Jahr und ihr folgt – wie auf die Asienkrise Ende der 1990er Jahre und die New Economy Krise ab 2004 – ein schneller und kräftiger Aufschwung. Dann würden – wie in den beiden vorangegangenen Fällen – der Finanzmarktkapitalismus weiter gestärkt und jede Konzeption einer weiterreichenden politischen Intervention – oder einer »neuen internationalen Finanzarchitektur« – in der Versenkung verschwinden, bereits ergriffene Reformschritte rückgängig gemacht und die Deregulierung fortgesetzt.
Den Eintritt eines solchen Szenarios halte ich jedoch für sehr unwahrscheinlich. Hiergegen sprechen die Gleichzeitigkeit und Heftigkeit der Rezessionen in den Industrieländern sowie die anhaltende Unsicherheit auf den Finanzmärkten. Die Regierungen aller großen Länder und alle internationalen Organisationen gehen davon aus, daß die Krise nicht schnell in einen Aufschwung umschlagen wird und daß daher großer politischer Handlungsbedarf besteht."
das im letzten satz genannte argument impliziert gleichzeitig, dass die "eliten" ihrer eigenen propaganda nicht trauen - und das bezweifle ich zumindest teilweise. ansonsten halte ich das szenario gleichfalls für unwahrscheinlich, wenngleich aus weiteren und anderen gründen.
"Das zweite Szenario geht von dem entgegengesetzten Fall aus: Die Finanzkrise führt zu einer massiven Beeinträchtigung der Basisfunktionen des Finanzsystems – Zahlungsverkehr, Einlagensicherung und Kreditversorgung –, und die Rezession weitet sich zu einer anhaltenden Depression mit Massenentlassungen, Arbeitslosenraten von 20 Prozent und mehr sowie massiv steigender Armut aus. Dieser Fall wird in einem relevanten Teil der öffentlichen Diskussion durchaus als realistisch angesehen, der behauptet, die Krise habe gerade erst begonnen und der eigentliche Zusammenbruch stehe noch bevor. Der Eintritt eines solchen Szenarios würde vermutlich dramatische politische Folgen haben, die allerdings nicht in Richtung auf mehr Demokratie und sozialen Fortschritt zielten. In Europa würde er vermutlich einerseits zu einem schnellen Zerfall der Europäischen Union führen und andererseits autoritärere Formen der Intervention zur Rettung des Systems befördern: Das würde einen härteren Abbau des Sozialstaats und verstärkte Versuche zu internationaler Expansion bedeuten. Zur längerfristigen Stärkung des Systems könnte es überdies zu einer neuen Welle massiver und längerfristiger staatlicher Interventionen kommen, zu denen nicht nur Investitionsprogramme in die Infrastruktur, sondern auch strategische Verstaatlichungen zur Stärkung der jeweiligen nationalen Wirtschaft und zur Unterstützung ihrer internationalen Positionen gehören. Mit demokratischer Wende hätte das nichts zu tun. Es ist zu vermuten, daß die Sozialdemokratie dabei mit von der Partie wäre, und die Befürchtung ist nicht von der Hand zu weisen, daß viele Gewerkschaften sich in eine solche autoritär-etatistische Strategie korporatistisch einbinden ließen.
Auch den Eintritt dieses Extremszenarios eines ungebremsten Absturzes der Finanzmärkte und der Weltwirtschaft halte ich jedoch für unwahrscheinlich. Zum einen erzielen die großen Schwellenländer, vor allem China und Indien, aber auch Brasilien und Argentinien, die zwar auch vom Abschwung betroffen sind, immer noch erhebliche Wachstumsraten und bremsen den weltweiten Absturz. Zweitens wird auch in den großen Industrieländern in absehbarer Zeit ein neuer Zyklus von Ersatzinvestitionen einsetzen, die die Unternehmen trotz Krise vornehmen müssen, um überhaupt im Geschäft zu bleiben. Drittens stehen den Regierungen heute erheblich mehr und wirksamere wirtschaftspolitische Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung als damals. Wenn die Rezession sich weiter vertieft, werden vermutlich weitere und umfangreichere Konjunkturprogramme aufgelegt werden, die letztlich die Lage stabilisieren werden."(...)
das ist nun ein szenario, welches weitgehend den prognosen von leap und anderen entsprechen würde. und während ich das - leider - für weitgehend realistisch gezeichnet halte, finde ich die gründe des autors, die er für das nichteintreffen anführt, nicht fundiert. erstens sind die aktuellen meldungen und daten aus ländern wie china (s.u.) und auch brasilien alles andere als positiv (wenn man denn "wachstum" noch als positiv begreifen will); zweitens aber werden dynamische rückkoppelungseffekte, wie sie bspw. peak oil in einem eventuellen "aufschwung" bewirken würde, überhaupt nicht berücksichtigt. drittens werden auch die bereits jetzt vorhandenen und sich tag für tag verschärfenden verwerfungen im sozialen mit ihrem immer wahrscheinlicher werdenden übergreifen auf das sog. "politische" (s.u. das beispiel großbritannien) ebenfalls nicht gesehen. desweiteren wird bei den nicht zitierten zugehörigen gründen der als-ob-charakter besonders der jüngsten bank"gewinne" nicht als solcher wahrgenommen, und das erscheint mir bei einem autor dieses kalibers schlicht unverständlich. was ist also sein drittes szenario?
(...)"Aus diesen Gründen erscheint mir ein drittes Szenario am realistischsten. Die Krise wird zunächst anhalten und sich möglicherweise noch vertiefen, ohne jedoch in einen Absturz überzugehen. Sie mündet dann in eine Stagnationsphase ein, die nach einigen Jahren von einem schwachen Aufschwung abgelöst wird, in dem die fälligen und unverzichtbaren Ersatzinvestitionen die Führung übernehmen. Der weitere Anstieg der Arbeitslosigkeit wird – auf hohem Niveau – gestoppt. Für die Finanzmärkte geht das Szenario davon aus, daß die Unternehmen eine Wiederholung der spekulativen Exzesse der vergangenen Jahre in mittlerer Frist vermeiden. Möglicherweise werden auch die sehr bescheidenen Ergebnisse des G-20-Gipfels vom April 2009 in London dazu beitragen, hemmungslose, abenteuerliche und betrügerische Finanzakrobatik zurückzudrängen."(...)
neben einer überbewertung der handlungsfähigkeiten der "g20"-staaten (die sich allesamt im widerspruch zwischen gemeinsamen interesse an der erhaltung des status quo bei gleichzeitigem innerkapitalistischen konkurrenzgerangel befinden), muss ich hier nochmals die nichtberücksichtigung der diversen schon sichtbaren rückkoppelungseffekte kritisieren - eine weltweite und anhaltende erwerbslosigkeit auf hohem niveau - drastischer als heute, mit allen zugehörigen wirkungen - muss zu immensen sozialen verwerfungen führen, auf die sich die "eliten" - wie in vergangenen news aufgezeigt - bereits mit ihren repressionsapparaten vorbereiten. soziale destabilisierungen im globalen maßstab aber werden neben den auswirkungen von peak oil und anderen ressourcenknappheiten jeden noch so schwachen "aufschwung" gründlich und rasch abwürgen, mit jeweils weiteren eskalierenden rückkoppelungseffekten.
insgesamt ein schönes beispiel dafür, was bei der konstruktion einer "rein ökonomischen" struktur ohne einbettung in die gesamte menschliche realität so herauskommen kann. allerdings enthalten die szenarios trotzdem durchaus reale kerne, über die sich wie gesagt zu reden lohnt.
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china gilt - aus gründen, die bei näherer betrachtung durchaus mehr als fragwürdig sind - inzwischen ironischerweise für das globale kapitalistische system als eine art hoffnungsträger; das wachstum dort incl. der unterstellten konsumbegehrlichkeiten der dortigen milliarden menschen soll für eine weitere phase als motor der globalen ökonomie fungieren. aus sicht des sog. westens möglichst ohne größere veränderungen im globalen politischen machtsystem, was ich als erste unwahrscheinliche annahme betrachte. die zweite wird im folgenden ausgeführt, und hat selbst bei berücksichtigung des oppositionellen charakters der gleich zitierten positionen durchaus mehr realitätsgehalt , als ich der pseudo"kommunistischen" diktatur in ihren verlautbarungen zutraue:
(...)"Ein jüngster Bericht zeigte, dass die Kapazität der chinesischen Wirtschaft, wieder auf die Beine zu kommen, nicht so groß ist, wie erwartet. Im vierten Quartal des letzten Jahres lag das vierteljährliche Wachstum fast bei Null. Im Februar dieses Jahres sank Chinas Export um 26 Prozent. Dieses hat einige Experten zu der Vermutung kommen lassen, dass nicht die Länder mit der höchsten Konsumrate, wie die Vereinigten Staaten und Großbritannien die wahren Opfer der globalen Finanzkrise sind, sondern eher Länder mit Überproduktion wie China. Cheng weist darauf hin, dass die „Statistiken", die verwandt werden, um Chinas Wirtschaft zu beurteilen, von Chinas National Bureau of Statistics herausgegeben werden und dass es auf Grund des autoritären Systems der KPCh nichts anderes tun kann, als mit der Täuschungspropaganda der KPCh zu kooperieren, um die Illusion von Wohlstand zu erzeugen.
Cheng Xiaonong sagte im Radio Sound of Hope: „Das National Bureau of Statistics ist das Sprachrohr der Regierung. Alle Daten, die das Büro heraus gibt, sind nur für Propagandazwecke bestimmt. Daten, von denen man annehmen muss, dass sie der Regierung schaden könnten, werden nicht herausgegeben oder sie werden manipuliert und dann als falsche Daten veröffentlicht. Unter diesen Umständen ist es sehr schwierig für das chinesische Volk zu erfahren, welche Probleme tatsächlich in der chinesischen Wirtschaft bestehen. Darum hat auch die große Mehrheit der Ausländer, die diese Daten beobachten, einen positiven Eindruck von Chinas Wirtschaft. In vielen Fällen sind solche Eindrücke durch die KPCh verstärkt worden, indem sie falsche Daten angibt, um die wahren Daten zu verbergen."
Cheng glaubt, dass man die Wahrheit über die chinesische Wirtschaft nicht herausfinden kann, wenn man sich auf die offiziellen Daten verlässt, die durch die KPCh herausgegeben werden. Der Grund, warum die chinesischen Behörden in höchsten Tönen von Vertrauen in die Wirtschaft des Landes reden, ist darin zu suchen, dass die KPCh die Medien kontrolliert, die öffentliche Meinung regelmäßig manipuliert und immer wieder falsche Informationen durch die Propaganda der Regierung verbreitet, um die ganze Welt zu täuschen."(...)
das dargelegte sollte erstens nun so überraschend nicht sein; zweitens sollten wir uns aber einmal fragen, ob sich die mediale propaganda hierzulande eigentlich strukturell wirklich von der chinesischen variante so grundlegend unterscheidet.
als sehr entscheidend für die weitere entwicklung der krise nicht nur in china, sondern letztlich auch global, wird von vielen die reaktion der abermillionen von wanderarbeiterInnen auf die situation gesehen. einen eindruck der diesbezgl. aktuellen lage vermittelt die folgenden interviewauszüge:
(...)"Kommt es jetzt häufiger zu Protesten?
Im Herbst wurden wegen der geringeren Exporte die ersten Fabriken dichtgemacht, bis März dieses Jahres verloren geschätzt 20 Millionen Wanderarbeiter ihren Job. Seither gab es eine Zunahme von Protesten und Streiks.
Protest und Widerstand hat es auch schon früher gegeben, was hat sich mit der Krise geändert?
Die Krise hat eine neue Situation geschaffen. Bisher herrschte in einigen Industriezonen Mangel an Arbeitskräften, selbst Ungelernte waren gefragt. Das ist vorbei, die Menschen lernen Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung kennen. Es geht bei Protesten jetzt häufiger um die Auszahlung von Lohnrückständen und Abfindungen bei Entlassungen. Aber die meisten Probleme in den Betrieben und Wohnheimen gibt es schon seit langem: miese Arbeitsbedingungen, Nichteinhaltung der Arbeitsgesetze, Streß und Langeweile, Berufskrankheiten und Arbeitsunfälle, beengte Wohnverhältnisse, schlechtes Essen, Disziplinierungen und Geldstrafen, Managerwillkür, Korruption.
Wie wird die Krise unter den Wanderarbeitern in China diskutiert?
Sie hatten bisher schon mit der alltäglichen Krise zu kämpfen, in Fabriken, auf Baustellen, in Haushalten. Auf den Einbruch der weltweiten Krise waren sie nach Jahren des Booms, in denen sie immer wieder einen Job gefunden haben, nicht vorbereitet. Wenn sie entlassen werden oder wenn Manager Abfindungen unterschlagen und Lohnrückstände nicht auszahlen, reagieren die Wanderarbeiter wütend. Immer wieder eskalieren die Auseinandersetzungen, werden Straßen blockiert oder Autos umgekippt. Aber mir wurde auch von Arbeitern berichtet, die ihre Lohnkürzung oder den Ausfall von Überstunden – und damit eines Teils des Lohnes – mit einem Schulterzucken akzeptieren. Viele interessieren sich wenig für die Hintergründe der Krise.(...)
Nicht alle entlassenen Wanderarbeiter gehen zurück in ihre Herkunftsorte. Was passiert, wenn sie in den Städten bleiben?
Es hat bisher keine soziale Explosion in den Städten gegeben, aber wenn die Krise anhält, noch mehr Leute ihre Arbeit verlieren und längere Zeit kein Einkommen mehr haben, könnte sich die Situation zuspitzen. Die Regierung selbst beschwört immer wieder diese Gefahr und versucht, die Lage durch Versprechungen und Drohungen im Griff zu behalten."(...)
das macht den eindruck, als könne sozusagen das pendel (noch) zur einen oder anderen seite hin ausschlagen. dabei werden aber neben den "rein" ökonomischen bedingungen eben auch die prozesse innerhalb der gruppe der wanderarbeiterInnen und auch die reaktionen der regierung eine ebenso relevante rolle spielen.
als letztes dazu noch einer der empfehlenswerten basisberichte von wildcat, zwar schon aus dem februar, aber immer noch mit etlichen wichtigen fragen.
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ein kurzer, aber aussagekräftiger blick zum asiatischen nachbarn chinas, nach japan - die querschüsse legen einen geradezu verheerenden ökonomischen absturz dar:
"Die japanische Wirtschaft schrumpft im 1. Quartal 2009 um die höchste jemals gemessene Rate seit dem 2. Weltkrieg! Sie brach im Vergleich zum Vorquartal um -4,0% ein und im Vergleich zum Vorjahresquartal um -9,1%! Saisonbereinigt und auf das Jahr hochgerechnet (SAAR) brach nach Angaben des japanischen Cabinet Office die Wirtschaftsleistung sogar um -15,2% ein!(...)
Japan ist eine stark exportorientierte Wirtschaft, deshalb trifft der Einbruch des Welthandels Japan besonders stark. Der schlechte Export schlug mit -26% zum Vorquartal und um unfassbare -70,1% (SAAR) im BIP zu Buche! Aber auch die heimische Nachfrage schwächelt gravierend, die privaten Konsumausgaben sanken um -3,4% zum Vorquartal und um -12,8% auf das Jahr hochgerechnet.(...)
In Folge der Finanzkrise bricht die japanische Realwirtschaft unvergleichbar ein und auch dort verpuffen die umfangreichen Liquiditäts- und Kreditprogramme der Notenbank und das Konjunkturpaket des Staates weitestgehend wirkungslos. Sie sichern weder Wachstum, noch Jobs und können auch nicht die weggebrochenen Exporte kompensieren!"
dem ist nichts hinzuzufügen. ausser vielleicht die frage, inwieweit japan als eine art modell für die entwicklung von hochindustrialisierten kapitalistischen staaten angesehen werden kann.
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die letztgenannte frage ist dabei meiner meinung nach selbst unter berücksichtigung der relevanten und diversen unterschiede zwischen ländern und regionen zulässig, weil sich die strukturen der kapitalistischen ökonomie überall angeglichen haben. so auch in spanien, welches allgemein als eines der hauptbetroffenen länder in (west-)europa angesehen wird. dafür ist es bisher dort vergleichsweise erstaunlich ruhig geblieben, die ausnahmen sind in vergangenen news nachzulesen. eine gewisse brisanz dürfte aber für die spanischen "eliten" darin liegen, dass jetzt - als erste region - ausgerechnet das baskenland krisenbedingt in bewegung gerät:
"Der gestrige Donnerstag war kein Feiertag im Baskenland. Trotzdem standen viele Räder still: Sechs linksnationale Gewerkschaften hatten in der Autonomen Baskischen Gemeinschaft (CAV) und in der Foralen Gemeinschaft Nafarroa (Navarra) zum Generalstreik aufgerufen – ein Ereignis, das es seit dem Ende der Franco-Diktatur 1975 nicht mehr gegeben hatte. Die in den linksbaskischen Gewerkschaften organisierten Arbeiter gingen auf die Straße, um gegen die Madrider Wirtschaftspolitik sowie für einen sozialen und politischen Wandel zu demonstrieren.
Das hochindustrialisierte Baskenland bekommt die Folgen der Wirtschaftskrise besonders hart zu spüren. Im Februar lag die Arbeitslosenquote bei elf Prozent, die Zahl der Kurzarbeiter und Arbeitslosen wird laut Prognosen in der CAV bis 2010 um 33000 Betroffene ansteigen.(...)
Der ELA-Chef und seine Kollegin Ainhoa Etxaide von den linksnationalen Arbeiterversammlungen (LAB) werteten den Generalstreik als einen »Erfolg«. Vor allem in den ländlichen Regionen der Provinzen Bizkaia und Gipuzkoa wurde er weitgehend befolgt. Sogar der öffentlich-rechtliche Fernseh- und Radiosender der Autonomen Gemeinschaft, EiTB, beteiligte sich, indem er lediglich sein Nachrichtenprogramm aufrechterhielt und sonst nur ältere TV-Dokumentationen sowie Musik sendete.
Allerdings hatten die Regionalregierungen der CAV und Nafarroas vor Gericht durchgesetzt, daß in Hospitälern und im öffentlichen Nahverkehr mindestens 30 Prozent der »normalen Arbeit gewährleistet« sein müßten. An den Schulen und Bildungseinrichtungen durfte überhaupt nicht gestreikt werden. Dort, wo Arbeiter versuchten, Busdepots zu blockieren, griffen Prügelbrigaden der Polizei ein. Es kam zu Verhaftungen wegen »Widerstands gegen die Staatsgewalt«.(...)
die mixtur aus quasi schon "gewohnheitsmässig" vorhandener politischer unruhe mit den zunehmend spürbarer werdenden krisenfolgen könnte dort vielleicht in naher zukunft ähnliches wie in griechenland bewirken - eine breite soziale revolte. nur so ein gedanke.
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wie sich die "eliten" die zutaten für die eben erwähnte mixtur selbst herstellen, macht dieser tage ein blick nach großbritannien deutlich - aus dortiger elitärer sicht könnte das motto auch lauten "alles, was schiefgehen kann, geht auch schief" - und zwar verdientermaßen. die rede ist von einer ausgewachsenen krise des politischen systems dort, welche als "spesenskandal" begann - eine art von skandal, der ausgerechnet in der krise die meisten bewohnerInnen der insel in die haltung "not amused" geraten lässt:
(...)"Wohl niemandem im ganzen Land ist entgangen, in welchem Ausmaß die 646 Unterhausabgeordneten ihren Job als Selbstbedienungsladen benutzt haben, mit Spesenabrechnungen von insgesamt 490 Millionen Pfund (600 Millionen Euro) in den vergangenen acht Jahren. Es passt ins Klischee, wenn ein englischer Konservativer der Staatskasse 2.200 Pfund zur Reinigung des Wassergrabens rund um seinen Landsitz in Rechnung stellt und ein Labour-Schotte eine Aldi-Plastiktüte für fünf Pence. Aber es geht auch um systematischen Betrug, beispielsweise mit Modernisierungskosten für Häuser, die dann gewinnbringend verkauft wurden. Kein Tag vergeht, ohne dass irgendein Beschuldigter kleinlaut Geld zurückzahlt, seinen Posten verliert oder auf die Wiederaufstellung zu den nächsten Wahlen verzichtet.
Bei den Kommunal- und Europawahlen am 4. Juni könnte sich der öffentliche Unmut in einen beispiellosen Denkzettel verwandeln. Von zweistelligen Ergebnissen für rechtsradikale Protestparteien, einem Absturz Labours unter 20 Prozent bis zu einer massiven Wahlenthaltung reichen die Spekulationen, eventuell auch alles zusammen. Für den Zustand der Politik werden Vergleiche mit der Weimarer Republik vor dem Aufstieg der Nazis gezogen, für den Zustand der Öffentlichkeit Vergleiche mit dem Volkszorn gegenüber der Queen nach dem Tod Prinzessin Dianas 1997. Es scheint, als durchlebe das Land eine seiner periodisch wiederkehrenden Selbstzweifel, wo alles Bestehende und Beständige plötzlich aussieht wie Schall und Rauch und zu verschwinden droht.
Ohnehin haben die Unbeliebtheit der Labour-Regierung und die Finanz- und Wirtschaftskrise das öffentliche Vertrauen in die Institutionen schon vorher schwinden lassen. Der Volkszorn, der sich heute gegen Parlamentarier richtet, zielte noch vor wenigen Monaten auf Banker als Symbole ruinöser Arroganz auf Kosten der anderen. Das Gefühl, ein grundsätzlicher politischer Wandel sei überfällig, ist in dem Maße gewachsen, wie die Politik sich gegenüber der Krise als nur bedingt handlungsfähig erwiesen hat. Wenn sich dann noch die Politiker so raffgierig zu benehmen scheinen wie die Banker, ist das Bild komplett, und zwar komplett düster.
Die Krise des Parlaments ist dabei mehr als die Krise einer Institution. Es ist eine Krise der politischen Repräsentation."(...)
die "eliten" benehmen sich nicht nur dort ausser rand und band, ihre antisoziale und geradezu widerwärtig verhöhnende haltung giesst zwangsläufig noch öl ins feuer. weiteres entnehmen Sie demnächst den täglichen nachrichten - ich kann mir nicht vorstellen, dass eine derartige selbstoffenbarung der gesamten "politischen klasse" eines landes ohne gravierende folgen bleiben wird.
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in aller kürze - das krisentelegramm + nochmal die querschüsse mit ganz frischen zahlen zur erwerbslosigkeit in den usa. das sieht weiterhin nur desaströs aus, und führt zur frage, wann und ob sich aus all diesen freigesetzten eine kritische masse bildet + wie in vergangenen news häufig thema, finden in griechenland seit der sozialen revolte des dezembers quasi ständig anschläge in einem ausmaß statt, dass ich meine these von einer art der fortsetzung der massenrevolte auch in form der klassischen stadtguerilla zumindest teilweise bestätigt sehe - sprengstoffanschläge auf banken finden ebenso statt wie auf investmentgesellschaften oder auch brandanschläge auf supermärkte (alles aus den letzten tagen). die sprachliche mehrzahl benutze ich schlicht deshalb, weil es sich tatsächlich um ganze anschlagsserien handelt + um "eliten" ausser rand und band zu erleben, muss man nicht erst nach great britain schauen: Manager beschweren sich bei Merkel - und worüber? "In dem Brief bringen die zwölf Aufsichtsratsvorsitzenden ihr Missfallen darüber zum Ausdruck, «dass die Diskussion über Managergehälter ein falsches Bild der wirtschaftlichen Verantwortungsträger reflektiert». Die entsprechenden Pläne der Koalition seien unzulänglich, da sie «die Vertragsfreiheit der Unternehmen stark einschränken«. ach? na, da merken wir uns doch gleich mal die namen der unterzeichner: "Neben Cromme bringen in dem Schreiben auch Ulrich Hartmann (E.ON), Martin Kohlhaussen (Hochtief), Gerd Krick (Fresenius), Joachim Milberg (BMW), Manfred Schneider (Bayer, Linde und RWE), Gunter Thielen (Bertelsmann), Eggert Voscherau (BASF) sowie Albrecht Woeste (Henkel) ihren Protest zum Ausdruck." wie üblich eine höchst ehrenwerte gesellschaft also +
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um nochmal zum anfang zu gehen: was passiert mit all den (virtuellen) blasen und ballons voller konstrukte in der realität? richtig: sie platzen entweder von selbst, oder aber werden zum platzen gebracht. und gerade mit ausdrücklicher betonung der letzten worte möchte ich mich für heute verabschieden.
wir werden am ende noch sehen, was das letzte schicksal jedes ballons ist, egal ob klein oder groß.
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- global I: europäischer "thinktank" leap attestiert "eliten" totalen realitätsverlust - "die welt verlässt endgültig ihren seit 60 jahren gültigen bezugsrahmen"
- global II: szenarios der weiteren krisenentwicklung
- china: diverses zur ökonomischen situation und zur lage der wanderarbeiterInnen
- japan: in der depression
- spanien: generalstreik im baskenland
- großbritannien: zur ökonomischen krise gesellt sich eine schwere politische systemkrise
- in aller kürze: usa - erwerbslosenzahlen steigen weiter / deutsche manager beschweren sich öffentlich über (angedrohte) gehaltsbeschränkungen / griechenland: anschlagswelle hält unvermindert an
die regelmäßigen bulletins aus der europäischen "denkfabrik" leap waren hier schon öfter (kommentiertes) thema; das neueste geab enthält nun ein paar weitere bemerkenswerte einschätzungen der aktuellen lage:
"Die Entwicklung an den Aktienmärkten und bei den Finanzindizes sowie die Kommentare aus der Politik zur Krise und ihrer Bewältigung während der letzten zwei Monate sind surreal; wir erhören den Schwanengesang des Bezugssystems, in dem die Welt seit 1945 lebt.(...)
Heute stellen wir die Behauptung auf: In diesem Frühjahr 2009 hat die Welt das Koordinatensystem verlassen, mit dessen Hilfe sich die Entscheider in Wirtschaft, Finanzen und Politik in einem gegebenen Bezugsrahmen orientieren konnten. Dies gilt insbesondere, weil seit dem Zerfall des Ostblocks 1989 dieses Koordinatensystem ausgedünnt und auf die USA konzentriert wurde. Es war damit schon seit vielen Jahren nur noch bedingt in der Lage, die Wirklichkeit abzubilden. Nun aber, genauer ab dem Sommer 2009, navigieren die Entscheider in terra incognita. Das bedeutet, dass alle Orientierungshilfsmittel, alle Indikatoren, die bisher genutzt wurden, um Entscheidungen zu treffen über Investitionen, Rentabilität, Unternehmensansiedlungen, Eingehen von Joint venture etc., ihre Aussagekraft verloren haben. Sie funktionierten ausschließlich im bisherigen Koordinatensystem.(...)
Diese Entwicklung hat sich in den letzten Monaten unter der Wirkung von zwei wichtigen Trends verstärkt:
- Zum einen haben die verzweifelten Versuche zur Rettung des globalen Finanzsystems, und insbs. ihrer britischen und amerikanischen Bestandteile, wesentlich dazu beigetragen, die bisher noch verläßlichen „Navigationsinstrumente“ zu zerschlagen; sie wurden durch die verschiedenartigsten Manipulationen, die die Banken, die Regierungen und die Zentralbanken vornahmen, unbrauchbar und tragen nun mit ihren widersprüchlichen oder inkohärenten „Messergebnissen“ sogar noch zur Verunsicherung bei. Die Aktienmärkte sind dafür das beste Beispiel. Bisher galten sie noch als Indikatoren über den Zustand der Wirtschaft. Heute zweifeln alle, dass die Kurssprünge der letzten Wochen eine verläßliche Aussage über die Wirtschaftsentwicklung vermitteln könnten.(...)
- Zum anderen haben die astronomischen Summen, die in nur einem Jahr in das globale Finanzsystem und insbesondere in die US-Banken gepumpt wurden, dazu geführt, dass die Banker und Politiker den Bezug zur Realität vollständig verloren haben. Man hat den Eindruck, dass sie alle von der Taucherkrankheit befallen sind, bei der der Taucher das Gefühl für oben und unten verliert und statt, wie beabsichtigt, aufzusteigen, immer tiefer abtaucht. Die Geldkrankheit scheint identisch auf das Gehirn und den Organismus zu wirken."(...)
im großen und ganzen kein widerspruch, außer an den folgenden punkten: die notorische implizite verharmlosung der europäischen (finanz- und wirtschafts-) politik stellt in vielen bulletins von leap ein immer wiederkehrendes ärgernis dar, und darüber hinaus könnten die leap-leute ihre letztgenannte symptomfeststellung gerade an diesem punkt auch auf sich selbst anwenden. und das konstatierte wegfallen des "bisherigen bezugsrahmens" würde ich nicht grundsätzlich als etwas schlechtes ansehen, wenn man sich deutlich macht, was für monströse verbrechen innerhalb dieses rahmens immer und immer wieder vonstatten gingen und gehen. interessant finde ich aber die focussierung auf die "elitäre" wahrnehmung, wie sie auch im weiteren verlauf der zusammenfassung durchscheint:
(...)"Es bleibt natürlich jedem belassen, aus irgendwelchen monatlichen Abweichungen irgendwelcher Wirtschafts- oder Finanzindizes um ein oder mehrere Prozentpunkte rauf oder runter, die darüber hinaus auch noch von staatlichen oder Banken-Interventionen beeinflusst wurden, mehr über die Entwicklung der gegenwärtigen Krise ablesen zu wollen als aus Vergleichen mit Entwicklungen, die mehrere Jahrhunderte abdecken, und die nachweisen, dass eine solch Situation ein Novum ist. Natürlich ist auch jedem belassen zu glauben, dass die, die weder die Krise noch ihr Ausmaß vorher zu sehen vermochten, heute in der Lage sind, vorher zu sehen, wann die Krise überwunden sein wird.
All denen empfehlen wir aber, sich den Film « Matrix » zu Gemüte zu führen und sich Gedanken darüber zu machen, wie verzerrend und irreführend eine Umgebung wahrgenommen wird, wenn alle Wahrnehmungsmöglichkeiten und Sinnesorgane manipuliert wurden."(...)
da steckt durchaus einiges an realität drin; und mir ist beim lesen eine notiz aus dem jahr 2005 wieder eingefallen, in der ich ebenfalls bezug auf die "matrix" genommen habe - "...im Moment ist es sicherer, in eine virtuelle Wirtschaft zu investieren". die doppelbödigkeit der botschaft im zitat (ich empfehle auch nochmals die lektüre des verlinkten artikels, in dem das zitat am schluß steht) wird dann sichtbar, wenn man sich ihre hintergründe betrachtet: erstens gehörte 2005 noch zu den jahren des "aufschwungs", in denen allerseits kräftig all jene blasen produziert wurden, deren kollaps wir heute erleben. zweitens war der (kurzlebige) boom von online-welten wie "second life" bekanntlich anlaß für diverse prophezeiungen von zukünftiger zunehmender verlagerung auch wirtschaftlicher aktivitäten ins virtuelle; drittens waren letztgenannte prognosen in gewisser hinsicht durchaus realistisch (aber ganz anders als gedacht), wenn man sich die explosion quasi-virtueller finanz"produkte" und -konstrukte verdeutlicht (für die das obige zitat ebenfalls stehen kann), deren zunehmend heftigeren wirkungen in der realität einmal mehr deutlich machen, dass virtuelle welten (aka simulationen) nie und nimmer "unabhängig" von der authentischen realität existieren können (genau dieser trugschluß stellt sich bei einzelnen individuen oft genug in symptomen dar, die die definition der "beeinträchtigten wirklichkeitserfassung" erfüllen, eine zulässige klinische definition des wahnsinns).
ich assoziiere natürlich wieder mal, wobei mir der hintergrund der virtualität bei den ursachen der laufenden krise durchaus allgemein zu kurz kommt - da ich bei den handelnden akteuren aus politik & ökonomie mehrheitlich eine krankheitswertige dominanz objektivistischer innerer strukturen annehme, ist die ständige konstruktion virtueller "welten" als eine art der zwangsläufig fehlschlagenden versuchten realitätsbewältigung etwas, was nicht nur zur aktuellen beigetragen krise hat, sondern bis dato - und nichts anderes drückt das leap-bulletin im letzten zitat für mich aus - auch die versuche dominiert, sie zu "lösen". dabei halte ich die unterschiede zwischen den expliziten spiel-welten, wie sie 2005 thema waren, und den virtuellen sphären der finanzwelt lediglich für quantitativ; strukturell sehe ich hingegen sowohl bei denjenigen, die in ersteren in sachen persönlicher "wertschöpfung" aktiv sind und waren und den letzteren, die täglich an den sog. börsen ihre wetten u.a. auf sinkende oder steigende kurse abschließen, keinen großen unterschied.
"...would you like to ride in my beautiful balloon?"
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zu den bereits im geab angesprochenen "surrealen" (oder auch lächerlichen) angeblich positiven entwicklungen primär an den börsen hatte tomasz konicz schon anfang mai u.a. angemerkt:
(...)"Die wiedererwachte Kauflust an den Aktienmärkten basiert laut Bloomberg »auf der Spekulation, daß die längste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg bald enden« werde. Doch nicht alle Marktteilnehmer sind dem irrationalen Kaufrausch verfallen. So zitierte Bloomberg die Ergebnisse einer Analyse der Informationsagentur »The Washington Service«, die sich darauf spezialisiert hat, Finanzinformationen an institutionelle Anleger zu verkaufen. Demnach würden Insider aus US-Konzernen, also Mitglieder der Führungselite, seit Beginn der Kurseinbrüche ihre Aktien im »schnellsten Tempo« auf den Finanzmärkten abstoßen.
Konkret haben die Vorstandsmitglieder und Direktoren von börsennotierten US-Unternehmen im Verlauf des April – der eigentlich durch starke Kurssteigerungen gekennzeichnet war – Aktien im Wert von 335 Milliarden US-Dollar veräußert. Diese Verkäufe waren demnach um den Faktor 8,3 größer als deren Aktienkäufe. Dies sei ein »Warnsignal«, da die Insider für gewöhnlich »mehr Informationen über ihre Unternehmen zur Verfügung haben als irgend jemand anders«, erläuterte der Analyst William Stone vom Finanzdienstleister PNC Financial Services Group gegenüber Bloomberg.
Der Analyse des »Washington Service« zufolge nahm der Insiderhandel bereits ein Ausmaß wie im Oktober 2007 an. Damals hatte der Börsenhandel seinen Höhepunkt überschritten und setzte zu einem Sturzflug an, der die »Hälfte des Marktwerts der US-Unternehmen« vernichtet hat."(...)
diese info zusammen mit einem realistischen blick auf die allgemeine wirtschaftliche lage sollte eigentlich ausreichend sein, die wöchentlich als "hoffnungsschimmer" bejubelten derzeitigen kursgewinne an vielen börsen richtig einordnen zu können. und generell ist bei allen derzeitigen "erfolgsmeldungen", die das "ende des abschwungs" verkünden, dreierlei zu beachten: einmal verläuft auch eine ökonomische depression dieses kalibers - wie ein blick auf die (bisherige) "great depression" der 1930er jahre klarmacht - in kurzfristigen (vielleicht ebenfalls zyklischen) auf- und abwärtsbewegungen, die sich dann in den diversen ökonomischen daten wiederspiegeln, bei allerdings grundsätzlicher tendenz aller relevanten daten nach unten. zweitens spricht - wie schon in vielen früheren news thematisiert - etliches dafür, dass wir uns nicht nur in einer "reinen" ökonomischen krise, sondern einer ganzen krisenkaskade befinden, die durch das zusammentreffen und gegenseitige durchdringen von wirtschaftskrise, ressourcenverknappung, ökologischer krise und dem allgemeinen zerfall der sozialen basis bzw. der entsprechenden menschlichen fähigkeiten, die diese basis größtenteils ausmachen, in (zu) vielen gesellschaften rund um den globus gekennzeichnet ist. und die aus diesem zusammentreffen resultierende umfassende systemkrise wird gerade bei den primär aufs "ökonomische" focussierten analysen schlicht abgespalten. und drittens spielt auch etwas eine rolle, was sich als bewusste manipulation zwecks systemerhalt bezeichnen ließe:
"Wenn die Wirtschaftsleistung, der Export oder die Erwartungen an die Zukunft tief abgestürzt sind, wie jetzt, dann kommt einfach der Punkt, der als Talsole bezeichnet wird und von wo aus der Absturz aufhören muß, wenn nicht alles den Bach heruntergehen soll. Das ist genau der Augenblick, in dem von interessierter Seite aus den kleinsten Zacken nach oben frohe Botschaften gezimmert werden, die die Psychologie auf Aufschwung einstellen sollen. Eigentlich ist es ein durchsichtiges Spiel. Doch wer kann es den Menschen verargen, daß sie nach so vielen schlechten Nachrichten nun bereit sind, einigen positiv klingenden Vertrauen zu schenken?"(...)
nun, verstehen lässt sich dieser "mechanismus" sicher - aber die akzeptanz sollte im ganz eigenen interesse keinesfalls vorhanden sein. je mehr die situation schöngefärbt wird, desto schwerer werden nicht nur die anstehenden umwälzenden veränderungen fallen, sondern auch die negativen effekte werden sich durch die quasifluchten in rosarote virtuelle horizonte derart verstärken, dass die zerstörerischen kräfte der verschiedenen krisen am ende jeden ansatz zu positiven veränderungen zunichte machen könnte. an diesem punkt wäre angemessene angst und daraus resultierende grundsätzliche unruhe eigentliche erste "bürgerInpflicht".
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ein grundsätzlich interessanter versuch, drei szenarien der weiteren entwicklung der wirtschaftskrise zu skizzieren, leidet dabei meiner meinung nach an der oben erwähnten focussierung mit nachfolgender abspaltung anderer krisenbereiche; nichtsdestotrotz ist er für eine diskussion durchaus brauchbar:
(...)"Für den weiteren Verlauf der Krise und ihre politische Verarbeitung sind drei idealtypische Szenarien vorstellbar.
Im ersten Szenario tritt eine schnelle Erholung ein. Die Krise endet noch in diesem Jahr und ihr folgt – wie auf die Asienkrise Ende der 1990er Jahre und die New Economy Krise ab 2004 – ein schneller und kräftiger Aufschwung. Dann würden – wie in den beiden vorangegangenen Fällen – der Finanzmarktkapitalismus weiter gestärkt und jede Konzeption einer weiterreichenden politischen Intervention – oder einer »neuen internationalen Finanzarchitektur« – in der Versenkung verschwinden, bereits ergriffene Reformschritte rückgängig gemacht und die Deregulierung fortgesetzt.
Den Eintritt eines solchen Szenarios halte ich jedoch für sehr unwahrscheinlich. Hiergegen sprechen die Gleichzeitigkeit und Heftigkeit der Rezessionen in den Industrieländern sowie die anhaltende Unsicherheit auf den Finanzmärkten. Die Regierungen aller großen Länder und alle internationalen Organisationen gehen davon aus, daß die Krise nicht schnell in einen Aufschwung umschlagen wird und daß daher großer politischer Handlungsbedarf besteht."
das im letzten satz genannte argument impliziert gleichzeitig, dass die "eliten" ihrer eigenen propaganda nicht trauen - und das bezweifle ich zumindest teilweise. ansonsten halte ich das szenario gleichfalls für unwahrscheinlich, wenngleich aus weiteren und anderen gründen.
"Das zweite Szenario geht von dem entgegengesetzten Fall aus: Die Finanzkrise führt zu einer massiven Beeinträchtigung der Basisfunktionen des Finanzsystems – Zahlungsverkehr, Einlagensicherung und Kreditversorgung –, und die Rezession weitet sich zu einer anhaltenden Depression mit Massenentlassungen, Arbeitslosenraten von 20 Prozent und mehr sowie massiv steigender Armut aus. Dieser Fall wird in einem relevanten Teil der öffentlichen Diskussion durchaus als realistisch angesehen, der behauptet, die Krise habe gerade erst begonnen und der eigentliche Zusammenbruch stehe noch bevor. Der Eintritt eines solchen Szenarios würde vermutlich dramatische politische Folgen haben, die allerdings nicht in Richtung auf mehr Demokratie und sozialen Fortschritt zielten. In Europa würde er vermutlich einerseits zu einem schnellen Zerfall der Europäischen Union führen und andererseits autoritärere Formen der Intervention zur Rettung des Systems befördern: Das würde einen härteren Abbau des Sozialstaats und verstärkte Versuche zu internationaler Expansion bedeuten. Zur längerfristigen Stärkung des Systems könnte es überdies zu einer neuen Welle massiver und längerfristiger staatlicher Interventionen kommen, zu denen nicht nur Investitionsprogramme in die Infrastruktur, sondern auch strategische Verstaatlichungen zur Stärkung der jeweiligen nationalen Wirtschaft und zur Unterstützung ihrer internationalen Positionen gehören. Mit demokratischer Wende hätte das nichts zu tun. Es ist zu vermuten, daß die Sozialdemokratie dabei mit von der Partie wäre, und die Befürchtung ist nicht von der Hand zu weisen, daß viele Gewerkschaften sich in eine solche autoritär-etatistische Strategie korporatistisch einbinden ließen.
Auch den Eintritt dieses Extremszenarios eines ungebremsten Absturzes der Finanzmärkte und der Weltwirtschaft halte ich jedoch für unwahrscheinlich. Zum einen erzielen die großen Schwellenländer, vor allem China und Indien, aber auch Brasilien und Argentinien, die zwar auch vom Abschwung betroffen sind, immer noch erhebliche Wachstumsraten und bremsen den weltweiten Absturz. Zweitens wird auch in den großen Industrieländern in absehbarer Zeit ein neuer Zyklus von Ersatzinvestitionen einsetzen, die die Unternehmen trotz Krise vornehmen müssen, um überhaupt im Geschäft zu bleiben. Drittens stehen den Regierungen heute erheblich mehr und wirksamere wirtschaftspolitische Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung als damals. Wenn die Rezession sich weiter vertieft, werden vermutlich weitere und umfangreichere Konjunkturprogramme aufgelegt werden, die letztlich die Lage stabilisieren werden."(...)
das ist nun ein szenario, welches weitgehend den prognosen von leap und anderen entsprechen würde. und während ich das - leider - für weitgehend realistisch gezeichnet halte, finde ich die gründe des autors, die er für das nichteintreffen anführt, nicht fundiert. erstens sind die aktuellen meldungen und daten aus ländern wie china (s.u.) und auch brasilien alles andere als positiv (wenn man denn "wachstum" noch als positiv begreifen will); zweitens aber werden dynamische rückkoppelungseffekte, wie sie bspw. peak oil in einem eventuellen "aufschwung" bewirken würde, überhaupt nicht berücksichtigt. drittens werden auch die bereits jetzt vorhandenen und sich tag für tag verschärfenden verwerfungen im sozialen mit ihrem immer wahrscheinlicher werdenden übergreifen auf das sog. "politische" (s.u. das beispiel großbritannien) ebenfalls nicht gesehen. desweiteren wird bei den nicht zitierten zugehörigen gründen der als-ob-charakter besonders der jüngsten bank"gewinne" nicht als solcher wahrgenommen, und das erscheint mir bei einem autor dieses kalibers schlicht unverständlich. was ist also sein drittes szenario?
(...)"Aus diesen Gründen erscheint mir ein drittes Szenario am realistischsten. Die Krise wird zunächst anhalten und sich möglicherweise noch vertiefen, ohne jedoch in einen Absturz überzugehen. Sie mündet dann in eine Stagnationsphase ein, die nach einigen Jahren von einem schwachen Aufschwung abgelöst wird, in dem die fälligen und unverzichtbaren Ersatzinvestitionen die Führung übernehmen. Der weitere Anstieg der Arbeitslosigkeit wird – auf hohem Niveau – gestoppt. Für die Finanzmärkte geht das Szenario davon aus, daß die Unternehmen eine Wiederholung der spekulativen Exzesse der vergangenen Jahre in mittlerer Frist vermeiden. Möglicherweise werden auch die sehr bescheidenen Ergebnisse des G-20-Gipfels vom April 2009 in London dazu beitragen, hemmungslose, abenteuerliche und betrügerische Finanzakrobatik zurückzudrängen."(...)
neben einer überbewertung der handlungsfähigkeiten der "g20"-staaten (die sich allesamt im widerspruch zwischen gemeinsamen interesse an der erhaltung des status quo bei gleichzeitigem innerkapitalistischen konkurrenzgerangel befinden), muss ich hier nochmals die nichtberücksichtigung der diversen schon sichtbaren rückkoppelungseffekte kritisieren - eine weltweite und anhaltende erwerbslosigkeit auf hohem niveau - drastischer als heute, mit allen zugehörigen wirkungen - muss zu immensen sozialen verwerfungen führen, auf die sich die "eliten" - wie in vergangenen news aufgezeigt - bereits mit ihren repressionsapparaten vorbereiten. soziale destabilisierungen im globalen maßstab aber werden neben den auswirkungen von peak oil und anderen ressourcenknappheiten jeden noch so schwachen "aufschwung" gründlich und rasch abwürgen, mit jeweils weiteren eskalierenden rückkoppelungseffekten.
insgesamt ein schönes beispiel dafür, was bei der konstruktion einer "rein ökonomischen" struktur ohne einbettung in die gesamte menschliche realität so herauskommen kann. allerdings enthalten die szenarios trotzdem durchaus reale kerne, über die sich wie gesagt zu reden lohnt.
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china gilt - aus gründen, die bei näherer betrachtung durchaus mehr als fragwürdig sind - inzwischen ironischerweise für das globale kapitalistische system als eine art hoffnungsträger; das wachstum dort incl. der unterstellten konsumbegehrlichkeiten der dortigen milliarden menschen soll für eine weitere phase als motor der globalen ökonomie fungieren. aus sicht des sog. westens möglichst ohne größere veränderungen im globalen politischen machtsystem, was ich als erste unwahrscheinliche annahme betrachte. die zweite wird im folgenden ausgeführt, und hat selbst bei berücksichtigung des oppositionellen charakters der gleich zitierten positionen durchaus mehr realitätsgehalt , als ich der pseudo"kommunistischen" diktatur in ihren verlautbarungen zutraue:
(...)"Ein jüngster Bericht zeigte, dass die Kapazität der chinesischen Wirtschaft, wieder auf die Beine zu kommen, nicht so groß ist, wie erwartet. Im vierten Quartal des letzten Jahres lag das vierteljährliche Wachstum fast bei Null. Im Februar dieses Jahres sank Chinas Export um 26 Prozent. Dieses hat einige Experten zu der Vermutung kommen lassen, dass nicht die Länder mit der höchsten Konsumrate, wie die Vereinigten Staaten und Großbritannien die wahren Opfer der globalen Finanzkrise sind, sondern eher Länder mit Überproduktion wie China. Cheng weist darauf hin, dass die „Statistiken", die verwandt werden, um Chinas Wirtschaft zu beurteilen, von Chinas National Bureau of Statistics herausgegeben werden und dass es auf Grund des autoritären Systems der KPCh nichts anderes tun kann, als mit der Täuschungspropaganda der KPCh zu kooperieren, um die Illusion von Wohlstand zu erzeugen.
Cheng Xiaonong sagte im Radio Sound of Hope: „Das National Bureau of Statistics ist das Sprachrohr der Regierung. Alle Daten, die das Büro heraus gibt, sind nur für Propagandazwecke bestimmt. Daten, von denen man annehmen muss, dass sie der Regierung schaden könnten, werden nicht herausgegeben oder sie werden manipuliert und dann als falsche Daten veröffentlicht. Unter diesen Umständen ist es sehr schwierig für das chinesische Volk zu erfahren, welche Probleme tatsächlich in der chinesischen Wirtschaft bestehen. Darum hat auch die große Mehrheit der Ausländer, die diese Daten beobachten, einen positiven Eindruck von Chinas Wirtschaft. In vielen Fällen sind solche Eindrücke durch die KPCh verstärkt worden, indem sie falsche Daten angibt, um die wahren Daten zu verbergen."
Cheng glaubt, dass man die Wahrheit über die chinesische Wirtschaft nicht herausfinden kann, wenn man sich auf die offiziellen Daten verlässt, die durch die KPCh herausgegeben werden. Der Grund, warum die chinesischen Behörden in höchsten Tönen von Vertrauen in die Wirtschaft des Landes reden, ist darin zu suchen, dass die KPCh die Medien kontrolliert, die öffentliche Meinung regelmäßig manipuliert und immer wieder falsche Informationen durch die Propaganda der Regierung verbreitet, um die ganze Welt zu täuschen."(...)
das dargelegte sollte erstens nun so überraschend nicht sein; zweitens sollten wir uns aber einmal fragen, ob sich die mediale propaganda hierzulande eigentlich strukturell wirklich von der chinesischen variante so grundlegend unterscheidet.
als sehr entscheidend für die weitere entwicklung der krise nicht nur in china, sondern letztlich auch global, wird von vielen die reaktion der abermillionen von wanderarbeiterInnen auf die situation gesehen. einen eindruck der diesbezgl. aktuellen lage vermittelt die folgenden interviewauszüge:
(...)"Kommt es jetzt häufiger zu Protesten?
Im Herbst wurden wegen der geringeren Exporte die ersten Fabriken dichtgemacht, bis März dieses Jahres verloren geschätzt 20 Millionen Wanderarbeiter ihren Job. Seither gab es eine Zunahme von Protesten und Streiks.
Protest und Widerstand hat es auch schon früher gegeben, was hat sich mit der Krise geändert?
Die Krise hat eine neue Situation geschaffen. Bisher herrschte in einigen Industriezonen Mangel an Arbeitskräften, selbst Ungelernte waren gefragt. Das ist vorbei, die Menschen lernen Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung kennen. Es geht bei Protesten jetzt häufiger um die Auszahlung von Lohnrückständen und Abfindungen bei Entlassungen. Aber die meisten Probleme in den Betrieben und Wohnheimen gibt es schon seit langem: miese Arbeitsbedingungen, Nichteinhaltung der Arbeitsgesetze, Streß und Langeweile, Berufskrankheiten und Arbeitsunfälle, beengte Wohnverhältnisse, schlechtes Essen, Disziplinierungen und Geldstrafen, Managerwillkür, Korruption.
Wie wird die Krise unter den Wanderarbeitern in China diskutiert?
Sie hatten bisher schon mit der alltäglichen Krise zu kämpfen, in Fabriken, auf Baustellen, in Haushalten. Auf den Einbruch der weltweiten Krise waren sie nach Jahren des Booms, in denen sie immer wieder einen Job gefunden haben, nicht vorbereitet. Wenn sie entlassen werden oder wenn Manager Abfindungen unterschlagen und Lohnrückstände nicht auszahlen, reagieren die Wanderarbeiter wütend. Immer wieder eskalieren die Auseinandersetzungen, werden Straßen blockiert oder Autos umgekippt. Aber mir wurde auch von Arbeitern berichtet, die ihre Lohnkürzung oder den Ausfall von Überstunden – und damit eines Teils des Lohnes – mit einem Schulterzucken akzeptieren. Viele interessieren sich wenig für die Hintergründe der Krise.(...)
Nicht alle entlassenen Wanderarbeiter gehen zurück in ihre Herkunftsorte. Was passiert, wenn sie in den Städten bleiben?
Es hat bisher keine soziale Explosion in den Städten gegeben, aber wenn die Krise anhält, noch mehr Leute ihre Arbeit verlieren und längere Zeit kein Einkommen mehr haben, könnte sich die Situation zuspitzen. Die Regierung selbst beschwört immer wieder diese Gefahr und versucht, die Lage durch Versprechungen und Drohungen im Griff zu behalten."(...)
das macht den eindruck, als könne sozusagen das pendel (noch) zur einen oder anderen seite hin ausschlagen. dabei werden aber neben den "rein" ökonomischen bedingungen eben auch die prozesse innerhalb der gruppe der wanderarbeiterInnen und auch die reaktionen der regierung eine ebenso relevante rolle spielen.
als letztes dazu noch einer der empfehlenswerten basisberichte von wildcat, zwar schon aus dem februar, aber immer noch mit etlichen wichtigen fragen.
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ein kurzer, aber aussagekräftiger blick zum asiatischen nachbarn chinas, nach japan - die querschüsse legen einen geradezu verheerenden ökonomischen absturz dar:
"Die japanische Wirtschaft schrumpft im 1. Quartal 2009 um die höchste jemals gemessene Rate seit dem 2. Weltkrieg! Sie brach im Vergleich zum Vorquartal um -4,0% ein und im Vergleich zum Vorjahresquartal um -9,1%! Saisonbereinigt und auf das Jahr hochgerechnet (SAAR) brach nach Angaben des japanischen Cabinet Office die Wirtschaftsleistung sogar um -15,2% ein!(...)
Japan ist eine stark exportorientierte Wirtschaft, deshalb trifft der Einbruch des Welthandels Japan besonders stark. Der schlechte Export schlug mit -26% zum Vorquartal und um unfassbare -70,1% (SAAR) im BIP zu Buche! Aber auch die heimische Nachfrage schwächelt gravierend, die privaten Konsumausgaben sanken um -3,4% zum Vorquartal und um -12,8% auf das Jahr hochgerechnet.(...)
In Folge der Finanzkrise bricht die japanische Realwirtschaft unvergleichbar ein und auch dort verpuffen die umfangreichen Liquiditäts- und Kreditprogramme der Notenbank und das Konjunkturpaket des Staates weitestgehend wirkungslos. Sie sichern weder Wachstum, noch Jobs und können auch nicht die weggebrochenen Exporte kompensieren!"
dem ist nichts hinzuzufügen. ausser vielleicht die frage, inwieweit japan als eine art modell für die entwicklung von hochindustrialisierten kapitalistischen staaten angesehen werden kann.
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die letztgenannte frage ist dabei meiner meinung nach selbst unter berücksichtigung der relevanten und diversen unterschiede zwischen ländern und regionen zulässig, weil sich die strukturen der kapitalistischen ökonomie überall angeglichen haben. so auch in spanien, welches allgemein als eines der hauptbetroffenen länder in (west-)europa angesehen wird. dafür ist es bisher dort vergleichsweise erstaunlich ruhig geblieben, die ausnahmen sind in vergangenen news nachzulesen. eine gewisse brisanz dürfte aber für die spanischen "eliten" darin liegen, dass jetzt - als erste region - ausgerechnet das baskenland krisenbedingt in bewegung gerät:
"Der gestrige Donnerstag war kein Feiertag im Baskenland. Trotzdem standen viele Räder still: Sechs linksnationale Gewerkschaften hatten in der Autonomen Baskischen Gemeinschaft (CAV) und in der Foralen Gemeinschaft Nafarroa (Navarra) zum Generalstreik aufgerufen – ein Ereignis, das es seit dem Ende der Franco-Diktatur 1975 nicht mehr gegeben hatte. Die in den linksbaskischen Gewerkschaften organisierten Arbeiter gingen auf die Straße, um gegen die Madrider Wirtschaftspolitik sowie für einen sozialen und politischen Wandel zu demonstrieren.
Das hochindustrialisierte Baskenland bekommt die Folgen der Wirtschaftskrise besonders hart zu spüren. Im Februar lag die Arbeitslosenquote bei elf Prozent, die Zahl der Kurzarbeiter und Arbeitslosen wird laut Prognosen in der CAV bis 2010 um 33000 Betroffene ansteigen.(...)
Der ELA-Chef und seine Kollegin Ainhoa Etxaide von den linksnationalen Arbeiterversammlungen (LAB) werteten den Generalstreik als einen »Erfolg«. Vor allem in den ländlichen Regionen der Provinzen Bizkaia und Gipuzkoa wurde er weitgehend befolgt. Sogar der öffentlich-rechtliche Fernseh- und Radiosender der Autonomen Gemeinschaft, EiTB, beteiligte sich, indem er lediglich sein Nachrichtenprogramm aufrechterhielt und sonst nur ältere TV-Dokumentationen sowie Musik sendete.
Allerdings hatten die Regionalregierungen der CAV und Nafarroas vor Gericht durchgesetzt, daß in Hospitälern und im öffentlichen Nahverkehr mindestens 30 Prozent der »normalen Arbeit gewährleistet« sein müßten. An den Schulen und Bildungseinrichtungen durfte überhaupt nicht gestreikt werden. Dort, wo Arbeiter versuchten, Busdepots zu blockieren, griffen Prügelbrigaden der Polizei ein. Es kam zu Verhaftungen wegen »Widerstands gegen die Staatsgewalt«.(...)
die mixtur aus quasi schon "gewohnheitsmässig" vorhandener politischer unruhe mit den zunehmend spürbarer werdenden krisenfolgen könnte dort vielleicht in naher zukunft ähnliches wie in griechenland bewirken - eine breite soziale revolte. nur so ein gedanke.
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wie sich die "eliten" die zutaten für die eben erwähnte mixtur selbst herstellen, macht dieser tage ein blick nach großbritannien deutlich - aus dortiger elitärer sicht könnte das motto auch lauten "alles, was schiefgehen kann, geht auch schief" - und zwar verdientermaßen. die rede ist von einer ausgewachsenen krise des politischen systems dort, welche als "spesenskandal" begann - eine art von skandal, der ausgerechnet in der krise die meisten bewohnerInnen der insel in die haltung "not amused" geraten lässt:
(...)"Wohl niemandem im ganzen Land ist entgangen, in welchem Ausmaß die 646 Unterhausabgeordneten ihren Job als Selbstbedienungsladen benutzt haben, mit Spesenabrechnungen von insgesamt 490 Millionen Pfund (600 Millionen Euro) in den vergangenen acht Jahren. Es passt ins Klischee, wenn ein englischer Konservativer der Staatskasse 2.200 Pfund zur Reinigung des Wassergrabens rund um seinen Landsitz in Rechnung stellt und ein Labour-Schotte eine Aldi-Plastiktüte für fünf Pence. Aber es geht auch um systematischen Betrug, beispielsweise mit Modernisierungskosten für Häuser, die dann gewinnbringend verkauft wurden. Kein Tag vergeht, ohne dass irgendein Beschuldigter kleinlaut Geld zurückzahlt, seinen Posten verliert oder auf die Wiederaufstellung zu den nächsten Wahlen verzichtet.
Bei den Kommunal- und Europawahlen am 4. Juni könnte sich der öffentliche Unmut in einen beispiellosen Denkzettel verwandeln. Von zweistelligen Ergebnissen für rechtsradikale Protestparteien, einem Absturz Labours unter 20 Prozent bis zu einer massiven Wahlenthaltung reichen die Spekulationen, eventuell auch alles zusammen. Für den Zustand der Politik werden Vergleiche mit der Weimarer Republik vor dem Aufstieg der Nazis gezogen, für den Zustand der Öffentlichkeit Vergleiche mit dem Volkszorn gegenüber der Queen nach dem Tod Prinzessin Dianas 1997. Es scheint, als durchlebe das Land eine seiner periodisch wiederkehrenden Selbstzweifel, wo alles Bestehende und Beständige plötzlich aussieht wie Schall und Rauch und zu verschwinden droht.
Ohnehin haben die Unbeliebtheit der Labour-Regierung und die Finanz- und Wirtschaftskrise das öffentliche Vertrauen in die Institutionen schon vorher schwinden lassen. Der Volkszorn, der sich heute gegen Parlamentarier richtet, zielte noch vor wenigen Monaten auf Banker als Symbole ruinöser Arroganz auf Kosten der anderen. Das Gefühl, ein grundsätzlicher politischer Wandel sei überfällig, ist in dem Maße gewachsen, wie die Politik sich gegenüber der Krise als nur bedingt handlungsfähig erwiesen hat. Wenn sich dann noch die Politiker so raffgierig zu benehmen scheinen wie die Banker, ist das Bild komplett, und zwar komplett düster.
Die Krise des Parlaments ist dabei mehr als die Krise einer Institution. Es ist eine Krise der politischen Repräsentation."(...)
die "eliten" benehmen sich nicht nur dort ausser rand und band, ihre antisoziale und geradezu widerwärtig verhöhnende haltung giesst zwangsläufig noch öl ins feuer. weiteres entnehmen Sie demnächst den täglichen nachrichten - ich kann mir nicht vorstellen, dass eine derartige selbstoffenbarung der gesamten "politischen klasse" eines landes ohne gravierende folgen bleiben wird.
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in aller kürze - das krisentelegramm + nochmal die querschüsse mit ganz frischen zahlen zur erwerbslosigkeit in den usa. das sieht weiterhin nur desaströs aus, und führt zur frage, wann und ob sich aus all diesen freigesetzten eine kritische masse bildet + wie in vergangenen news häufig thema, finden in griechenland seit der sozialen revolte des dezembers quasi ständig anschläge in einem ausmaß statt, dass ich meine these von einer art der fortsetzung der massenrevolte auch in form der klassischen stadtguerilla zumindest teilweise bestätigt sehe - sprengstoffanschläge auf banken finden ebenso statt wie auf investmentgesellschaften oder auch brandanschläge auf supermärkte (alles aus den letzten tagen). die sprachliche mehrzahl benutze ich schlicht deshalb, weil es sich tatsächlich um ganze anschlagsserien handelt + um "eliten" ausser rand und band zu erleben, muss man nicht erst nach great britain schauen: Manager beschweren sich bei Merkel - und worüber? "In dem Brief bringen die zwölf Aufsichtsratsvorsitzenden ihr Missfallen darüber zum Ausdruck, «dass die Diskussion über Managergehälter ein falsches Bild der wirtschaftlichen Verantwortungsträger reflektiert». Die entsprechenden Pläne der Koalition seien unzulänglich, da sie «die Vertragsfreiheit der Unternehmen stark einschränken«. ach? na, da merken wir uns doch gleich mal die namen der unterzeichner: "Neben Cromme bringen in dem Schreiben auch Ulrich Hartmann (E.ON), Martin Kohlhaussen (Hochtief), Gerd Krick (Fresenius), Joachim Milberg (BMW), Manfred Schneider (Bayer, Linde und RWE), Gunter Thielen (Bertelsmann), Eggert Voscherau (BASF) sowie Albrecht Woeste (Henkel) ihren Protest zum Ausdruck." wie üblich eine höchst ehrenwerte gesellschaft also +
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um nochmal zum anfang zu gehen: was passiert mit all den (virtuellen) blasen und ballons voller konstrukte in der realität? richtig: sie platzen entweder von selbst, oder aber werden zum platzen gebracht. und gerade mit ausdrücklicher betonung der letzten worte möchte ich mich für heute verabschieden.
monoma - 22. Mai, 13:12
nachtrag großbritannien