notiz: krisennews und -gedanken (9)

heute nur in einer kurzfassung.

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wenn die kreditkartenblase platzt... gestern in der mittagspause bei der tankstelle gegenüber eingekauft, und an der kasse ein schild folgenden inhaltes bestaunt:

"Wegen der aktuellen Wirtschaftslage akzeptieren wir ab sofort keine Kreditkarten von (es folgen zwei bekannte und "große" namen) mehr. Wir bitten um Ihr Verständnis"

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das die aktuellen unruhen in griechenland in den letzten tagen den charakter einer sozialen revolte bekommen haben, hängt mit einiger wahrscheinlichkeit - wie im letzten beitrag skizziert - auch damit zusammen, dass tatsächlich die weltwirtschaftskrise derart verschärfend auf etliche "hausgemachte" griechische probleme wirkt, das sich das unbehagen in vielen bevölkerungsschichten in der jetzigen situation luft macht. genauer macht es
vassilis vassilikos in einem interview:

(...)"Also nicht nur die Finanzkrise?

„Die zählt mit Sicherheit auch zu den Ursachen, aber davor kommt noch der Immobilienskandal, in den das Kloster Vatopedi auf dem Berg Athos verwickelt ist. Und die gefälschten Prozesse, mit Richtern, die ihre Entscheidungen entsprechend den politischen Spielen ändern. Und der versuchte Selbstmord des dreisten Generaldirektors des Kultusministeriums, der die EU-Subventionen verwaltet und die Grundstücke in der Nähe der archäologischen Stätten zu Schleuderpreisen verscherbelt hat. Dann das Rentengesetz und der Beschluss der Regierung, 28 Milliarden Euro an Hilfsgeldern für die Banken bereitzustellen und nicht für die Menschen, die Probleme haben, sich Lebensmittel zu kaufen.“

Ist das also das Unterholz, das für den Brand bereit ist?

„Ja, die Griechen hatten seit langem die Neigung, sich zu erheben, aber es fehlte der Auslöser. Als sie ihn fanden, haben alle trockenen Zweige Feuer gefangen.“(...)


indymedia ist derzeitig bezgl. der situation in griechenland und ihrer folgen als informationsquelle sehr zu empfehlen, dazu kommen inzwischen blogs wie
tears and anger greece, in denen berichte direkt aus dem land u lesen sind. ich bin mir sicher, dass die weitere entwicklung weltweit sehr genau beobachtet wird - u.a. deswegen, weil sie auch in meinen augen tatsächlich eine art warnsignal für die herrschenden "eliten" darstellt.

*

ähnliches ließe sich auch von einer
fabrikbesetzung sagen, die in chicago stattfindet - ich setze mal die ganze erklärung rein:

"Am 5. Dezember haben etwa 250 Arbeiter_innen von "Republic Windows and Doors" in Chicago ihre Fabrik besetzt. Nach der offiziellen Schließung der Fabrik am selben Tag fordern sie ein Gespräch mit der Geschäftsführung und die Zahlung des Lohnes für die 60 Tage, die sie sonst Kündigungsschutz genossen hätten. Dieser Artikel ist eine Übersetzung ihrer Erklärung von bailoutpeople.org
"Wir senden diese Nachricht an alle Arbeiter_innen in Amerika. Wir werden den Kampf weiterführen und wir bitten um Eure unterstützung."
Vincente Rangel, United Electrical Workers Vertreter und Teilnehmer an der Besetzung

Etwa 250 Angestellte der Republic Windows and Doors Fabrik in Chicago, IL haben am Freitag den 5. Dezember, dem letzten vorgesehenen Arbeitstag vor der Schließung, mit einer Besetzung der Fabrik begonnen. Die Arbeiter_innen - Teil der United Electrical Workers Union Bezirk 1110 hatten zuvor nicht die rechtlich notwendige Mitteilung 60 Tage vor Schließung der Fabrik erhalten. Ausserdem sind das Management und die Besitzer der Fabrik nicht zu einem vereinbarten Treffen am 5. Dezember erschienen.

Die Arbeiter_innen haben beschlossen die Fabrik zu besetzen. Sie haben sich entschieden in der Fabrik zu bleiben bis sie zumindest den Lohn für 60 Tage erhalten haben. Die Besitzer sagen, dass sie die Fabrik schließen mussten, weil die Bank of America (BoA) sich weigerte ihren Kredit zu verlängern. Die BoA hat in den letzten drei Monaten Hunderte Milliarden Dollar an Geldern aus den staatlichen Rettungsprogrammen erhalten.

Diese Arbeiter_innen, die größtenteils Immigrant_inn_en mit latin@ Hintergrund sind haben einen mutigen Schritt unternommen, indem sie sich mit ihren Körpern in den Weg gestellt haben als Teil ihres Kampfes um das Recht ihre Familien zu ernähren und mit Respekt und Würde behandelt zu werden wie alle Menschen. Auf eine Art und Weise kämpfen sie für die Rechte aller Arbeiter_innen, die angegriffen werden - seien es Restaurantmitarbeiter_innen, öffentliche Angestellte oder Arbeiter_innen in der Automobilindustrie, die kämpfen um ihre Jobs und Gewerkschaften zu behalten.

Wir müssen sie unterstützen.

An alle - egal unter welchen Umständen - die wütend sind über die Massenentlassungen, Häuserräumungen und die wortwörtlichen Billionen von Dollar, die die Regierung ausgibt um Banken zu retten, während sie nichts gegen die Entlassungen und Räumungen tut, die die arme und arbeitende Bevölkerung betreffen:
Solidarisiert Euch mit diesen Arbeiter_innen in Chicago. Ihr könntet als nächstes dran sein.

Arbeit mit einem Lohn, der zum Leben reicht ist ein Grundrecht!

Ein Aufruf vom "Bail Out the People Movement"


nun, bei arbeitsplätzen in bereichen wie der autoindustrie tue ich mich wirklich schwer, solidarisch für deren erhalt zu sein - auch, wenn die frage immer noch offen ist, was denn eine alternative für die dort (und in anderen fragwürdigen produktionen) beschäftigten sein könnte. weiter wie bisher ist definitiv keine lösung.

ansonsten sind die forderungen natürlich völlig berechtigt und nachvollziehbar, und interessant ist, welche
öffentliche wirkung diese besetzung mittlerweile in den usa hat:

(...)"Inzwischen hat die Besetzung landesweit Aufmerksamkeit erregt, insbesondere seit sich Obama in einer öffentlichen Erklärung am vergangenen Sonntag hinter ihre Aktion gestellt hatte. Vor seinem Wahlsieg war der künftige US-Präsident Senator von Illinois und residierte in Chicago. Ohne Schnörkel forderte Obama Republic Windows and Doors auf, seinen finanziellen Verpflichtungen gegenüber den Beschäftigten nachzukommen und die ausstehenden Trennungs- und Urlaubsgelder zu zahlen. »Die Arbeiter verlangen nichts anderes als die Zahlungen, die sie verdient haben. Ich denke, daß sie vollkommen recht haben, mit dem was sie tun. Ich glaube, daß die Art, wie sie behandelt werden, symptomatisch für das ist, was derzeit überall in der Wirtschaft unseres Landes passiert«, sagte Obama. Daraufhin ließ die oberste Staatsanwältin des Bundesstaates, Lisa Madigan, umgehend eine Untersuchung gegen das Unternehmen einleiten, dessen Führung sich bis zu diesem Zeitpunkt in Schweigen gehüllt hatte.

Der Zorn der Fabrikbesetzer und ihrer Unterstützer richtet sich hauptsächlich gegen die teuren Rettungspakete für die Banken und Großkonzerne. Sie werfen der Regierung vor, daß das Los der einfachen Arbeiter ihr egal sei. Insgesamt haben die USA von Mai bis Oktober dieses Jahres 1,55 Million Arbeitsplätze verloren, soviel wie während der gesamten Rezession des Jahres 2001 zusammengenommen. Der große Schock kam dann im November, als 533333 US-Bürger arbeitslos wurden, fast doppelt soviel, wie Experten erwartet hatten."(...)


geht es Ihnen auch so, dass die zitierten sätze von obama als erste reaktion eine art grundlegender verblüffung auslösen? die frage ist natürlich: wie ernst meint er das? meint er das ernst? oder ist das eher eine raffinierte beruhigungspille, um entwicklungen im keim zu ersticken, die im folgenden umrissen werden:

(...)"Besorgt berichtete denn auch die New York Times am Montag über die Fabrikbesetzung in Chicago. Diese sei ein Zeichen dafür, daß der Unmut in der Bevölkerung über den Verlust der Arbeitsplätze »überkochen« könnte. Zu ihrer eigenen Überraschung sind die kämpfenden Beschäftigten von Republic Windows and Doors für Hunderttausende ihrer Kollegen landesweit zum Symbol geworden. Der schwarze Bürgerrechtler und ehemalige US-Präsidentschaftskandidat Jesse Jackson besuchte die besetzte Fabrik, brachte gebratene Truthähne und die Zusicherung der Unterstützung seiner lokalen Bürgerrechtsorganisation Rainbow/PUSH Coalition mit. Zugleich gab Jackson seiner Hoffnung Ausdruck, daß »dies endlich der Anfang eines langen Kampfes für die Rechte der Arbeiter ist«. Auch das Mitglied des US-Repräsentantenhauses, der Demokrat Jan Schakowsky aus Illinois, bezeichnete die Aktion als Beginn einer Bewegung, mit weltweiter Resonanz. Der stellvertretende Vorsitzende der lokalen Gewerkschaft, Melvin Maclin, der bei Republic Windows and Doors angestellt war, kann sich über so viel Zuspruch nur verwundert die Augen reiben. »Das hätten wir nie erwartet«, sagte er und fügte hinzu, »Statt dessen waren wir sicher, wir würden dafür ins Gefängnis gehen.«

Inzwischen hat die Firmenleitung erklärt, daß ihre Hausbank, die Bank of America, ihr plötzlich die Kredite gekündigt und das Unternehmen sogar angewiesen habe, den Angestellten keine Trennungsgelder zu zahlen. Da dieser Bankengigant vor wenigen Wochen eine staatliche Hilfe aus dem US-Rettungspaket für die Finanzwirtschaft von 25 Milliarden Dollar bekommen hatte, sind Gewerkschafter im ganzen Land aufgebracht und haben für Dienstag (Ortszeit) in Chicago zu einer Demonstration aufgerufen. Die großen Geldhäuser an der Wall Street lamentieren inzwischen über die »gefährliche Einmischung« des Staates in Geschäftsangelegenheiten."(...)


*

aber man muss nicht in us-amerikanische großstädte schauen, um anzeichen für interessante entwicklungen zu sehen - es reicht auch schon ein blick in die
norddeutsche pampa :

(...)"Die Metaller im ländlichen Schleswig-Holstein rebellieren. Am Freitag morgen besetzten die 100 Beschäftigten der Hohenlockstedter Walz- und Umformtechnik (HWU) ihr insolventes Werk im 6000-Einwohner-Ort Hohenlockstedt, stellten Feuertonnen auf und ketteten das Werkstor zu. Sie wollen damit verhindern, zum Jahresende vom Insolvenzverwalter Yvo Dengs vor die Tür gesetzt zu werden. »Es kann nicht angehen, daß Banken und Großkonzerne einen Schutzschirm bekommen, für die Beschäftigten der Automobilzulieferer jedoch die Arbeitslosigkeit in Kauf genommen wird«, erklärte der IG-Metall-Bevollmächtigte Uwe Zabel laut einem Bericht von NDR online."(...)

auch wenn ich mit diesem betrieb ein ähnliches problem wie oben erwähnt habe - als positive entwicklung lässt sich das selbst aktiv werden nicht genug schätzen. ebenso wie diese aktion der besetzenden belegschaft:

(...)"Die Hälfte der HWU-Belegschaft fuhr nach Beginn der Besetzung in die Kleinstadt Wedel vor den Toren Hamburgs. Dort streiken seit Montag die 150 Arbeiter und Angestellten der Medizintechnikfirma Möller-Wedel. Das Traditionsunternehmen war vor zwei Jahren nach dem Verkauf an die Schweizer Firma Haag-Streit aus dem Unternehmerverband Nordmetall ausgestiegen. Die IG Metall Unterelbe will mit einem zunächst auf drei Wochen angelegten Streik die Übernahme aller gültigen Metall-Tarifverträge durch Möller-Wedel erreichen.

Die Arbeiter bei Möller-Wedel zeigen Entschlossenheit. Selbst bei Schneetreiben harrten die Streikposten am Werkstor aus. IG-Metaller Zabel teilte mit, am Dienstag morgen hätten Streikbrecher versucht, »Rangeleien mit den Streikposten anzuzetteln« – doch die »Provokationen« seien »fehlgeschlagen«.(...)


neben allem anderen sind das auch schöne beispiele für nachrichten, die - vermutlich mit ausnahme einiger lokalmedien - in diesen tagen schlicht unterschlagen werden. insofern seien all diejenigen um verständnis gebeten, denen die "eigentlichen" blogthemen hier gerade zu kurz kommen. in meinen augen gibt es allerdings etliche anknüpfungspunkte, auch wenn diese gerade eher unsichtbar erscheinen.

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