kranich05 - 2. Jun, 10:59

He, MO

Textstellen, die ich fragwürdig-erhellend finde:
"des völligen erstauntseins über mich selbst".
Ist es, aus welchen Gründen auch immer, gerade dieses Erlebnis, diese vielleicht von sehr vielen herbeigesehnte Erfahrung?

Ihre Persönlichkeit sei "liebenswert - klingt blöd..."
Ein Medienereignis hat Dich (doch wohl auch abgebrühten Medienkonsumenten) auf's Zarteste berührt.
Voll die Axt.

Ich bin entsetzt, wie mediale Zweckformulierungen, -verhaltensweisen und -konstruktionen sowohl der Lena als auch des Raab ("Sage mir mit wem du umgehst,..."), von denen es in dem von Dir verlinkten Bericht von ihrer Pressekonferenz nur so wimmelt, wie das Messer durch die Butter ins Herz dringen können.

Direkt ins Herz ging es auch diesen Mädchen:
http://opablog.twoday.net/stories/6363019/

errorking - 2. Jun, 11:24

das ekelige

am eurovisionkontest ist das nationalistische. was soll das? bei fussball kann ichs noch verstehen, das ist kämpferischer sport in freundschaft.
aber singen? geschmäcker sind bekanntlich verschieden. gibt ja auch keinen europäischen malwettberb.
aber solln sies nur machen.
bin nur neugierig, ob das eigentlich arme, manipulierte, von deutschland okkuppierte mädchen nun auch in afghanistan vor den deutschen truppen singen muss....
Quirinus (Gast) - 2. Jun, 13:02

Lena ist nicht nur

ein Medienphänomen. Der Anblick dieser jungen Frau berührt so viele unterschiedliche Menschen, weil sie zu jenen zählt, bei deren Anblick unwillkürlich die meisten Leute sagen: "Jetzt geht die Sonne auf." Dafür, daß es solche Menschen gibt, die auch jenseits aller Medienhype unabhängig immer wieder und lebenslang solche Reaktionen auslösen, kann ich mich verbürgen. Einen dieser Menschen kenne ich schon seit über 50 Jahren; ein anderer ist mir vor 5 Jahren begegnet: eine mittlerweile 28jährige Frau, an die Lena mich sofort äußerlich wie auch mit ihrer Art stark erinnert hat. Für beide Menschen gilt: daß auch ihre Familienverhältnisse kompliziert waren, sogar extrem kompliziert; daß aber diese Verhältnisse und weitere Erlebnisse ihr Wesen nicht haben zerstören können. Einen rational erkennbaren Grund dafür gibt es nicht. Anzunehmen ist allerdings, daß ihre Mutterbindung in den ersten Lebensjahren besonders positiv war, also ein tiefes Urvertrauen entstehen konnte. Weil sie dieses Vertrauen ausstrahlen, fliegen ihnen immer wieder die Herzen zu und lassen damit neues Vertrauen entstehen, so viel, daß negative Erfahrungen die positiven (noch) nicht aufwiegen können. Auch bei Lena (die ohne ihren leiblichen Vater aufwachsen mußte!) scheint dies der Fall zu sein. Und gerade weil sie offensichtlich etwas mitbekommen hat, was die meisten anderen Menschen entbehren mußten, gesellt sich zu deren Zuneigung auch einerseits der Wunsch, sie zu beschützen, andererseits eine mehr oder minder ausgeprägte und jetzt in den meisten Fällen noch jene latente heimliche Mißgunst, mit der alle (ich pflege sie zu zu nennen) Sonnen lebenslang zu kämpfen haben.

Ein ähnliches (wenn auch zusätzlich noch im eigentlichen Sinne musikalisches) Phänomen waren und sind nach wie vor die Beatles. Nach allem, was inzwischen über sie bekannt ist und sich ereignet hat, müßten sie längst ihren Zauber verloren haben; doch der ist ungebrochen. Wer frühe Aufnahmen mit diesen Jungs sieht und sie ganz unmittelbar auf sich wirken läßt, der wird sie trotz allen Wissens als unschuldig empfinden, so wie Lena heute von Millionen ganz unwillkürlich als unschuldig empfunden wird. Diese (auch, aber eben nicht nur vermeintliche) Unschuld, gepaart mit Coolness und Intelligenz im besten Sinne, ist letztlich das eigentliche Phänomen. Im Grunde hat sich ja jeder irgendwann einmal gewünscht, Kind bleiben und gleichzeitig erwachsen werden zu können. In Menschen von Lena erkennen und lieben wir letztlich all das Unverdorbene, was von uns noch übrig ist. Und je mehr davon übrig ist, desto eher können wir es uns gestatten, dieses Zeichen von Lebendigkeit an einem anderen Menschen wahrzunehmen und uns neidlos darüber zu freuen.

@monoma: Ich freue mich darüber, daß auch du ähnlich auf Lena reagiert hast wie ich; nur sehr viel früher. Ich nämlich bin, weil mich der Medienrummel nicht interessiert hat und ich deinen ersten Blogbeitrag darüber verpaßt habe, erst vor einer Woche auf das Phänomen aufmerksam geworden und könnte, ähnlich wie du, zunächst kaum glauben, was ich sah. Auch ich habe deshalb sehr aufmerksam hingesehen und mir sogar die Berichterstattung am Sonntag angetan. Doch Unauthentisches habe ich nicht entdeckt, nur das Vermögen, auf gesunde Weise spielerisch mit all dem Medienrummel und dem damit verbundenen Streß umgehen zu können. Auch hier bietet sich wieder der Vergleich mit den Beatles und speziell deren legendären Pressekonferenzen an. Nichts schien diese Jungs aus der Fassung bringen zu können. Erst mit dem Tod von Brian Epstein wurde alles anders. Doch Stefan Raab ist zu seinem Glück nicht Epstein und wird hoffentlich auch weiterhin gut auf Lena aufpassen. Mit wäre es freilich auch lieber, bliebe sie nicht allzu lange im Popgeschäft. Schon jetzt halte ich es für einen Fehler, sie zum zweitenmal beim ESC antreten zu lassen: weil abzusehen ist, daß die Neider dann über sie herfallen werden. (BILD-Schlagzeile nach dem verfehlten Sieg: Lena, was hast du uns angetan?)
Der_Eisenschmyd - 2. Jun, 13:57

Ich denke, hätte Frau Landrut zu Zeiten der Beatles ihre Musik gemacht, oder auch in den 70ern, dann hätte sie eben einfach die Musik gemacht und fertig. Die Leute hätten es schön gefunden oder eben nicht.....und ich würde heute eine Maxi von ihr auf meinen Dual auflegen.
Diese enorme Diskussion die seit Ihrem Gewinn des Schlager Festivals in Oslo stattfindet, hätte es in der Zeit nicht gegeben.

In diesen Zeiten ging es den Leuten objektiv aber auch besser. (Ja ich weis, kann man auch wieder ewig dran diskutieren....)
Heute ist es bei vielen eher so, wie es Marco weiter oben geschrieben hat:

"Mit der Diskussion im SPON Forum haben ich mich heute nachmittag auch unterhalten. Manches von dem was dort vorgebracht wird geht schon sehr in Richtung Ressentiment - Ich habe jedenfalls den Eindruck gewonnen, dass einige der Teilnehmer es einfach nicht ertragen können, daß diese junge Frau *gerade wegen* ihrer unbekümmert, angstfrei, selbstbestimmten etc. Art erfolgreich war und sie sich eben nicht wir der durchschnittliche SPON Forumstroll im richtig Leben für Karriere und Einkommen erniedrigen, verbiegen und dressieren lassen muss. Auf einer Pressekonferenz hat sie gesagt "Mir kann es gar nicht schlecht gehen" - so redet das glückliche Kind und für jemanden den Morgens die Angst vorm Chef aus dem Bett treibt, muss das wie eine Provokation wirken."

Zum einen die Jugendlichen, die keine Zukunft für sich sehen, keine Ausbildung bekommen und respektlos im Stich gelassen werden.

Zum anderen die Mittdreißiger die wie Marco schreibt "es einfach nicht ertragen können, daß diese junge Frau *gerade wegen* ihrer unbekümmert, angstfrei, selbstbestimmten etc. Art erfolgreich war und sie sich eben nicht wir der durchschnittliche SPON Forumstroll im richtig Leben für Karriere und Einkommen erniedrigen, verbiegen und dressieren lassen muss."

Und zum dritten der 50 Jährige H4 Empfänger der sich nur noch verarscht vorkommt.

Ich finde, das man das nicht unterschätzen sollte und eben diese Leute nicht auch noch so hinstellt als wären sie elende Neider. Neid entsteht ja auch nicht einfach so.


Noch etwas zu den Beatles...
http://rockmusik-geschichte.suite101.de/article.cfm/die_beatles_bernstein_und_beethoven

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