Wenn ich von Neidern spreche, dann tue ich das nicht in dem Sinne, wie andere so oft und gern vom Sozialneid sprechen. Denn wer nicht im Wohlstand schwelgt oder gar zu den Armen, ja sogar zu den Ärmsten zählt, muß nicht zwangsläufig zum Neider werden. Anstatt mich jetzt in theoretischen Erörterungen zu verlieren, verweise ich nur darauf, was wohlhabende Reisende schon tausendmal berichtet haben: daß die Ärmsten der Armen seltsamerweise nicht neidisch seien. Doch um das zu erleben, brauchen wir nicht in die sog. Dritte Welt zu gehen und auch nicht fernzusehen. Kuck dir mal die Bettler vor den Supermärkten an und vergleiche sie mit den Gesichtern wohlhabender Kundinnen und Kunden. Oder sprich mal ein paar hauptberufliche Kassiererinnen freundlich mit "Frau REWE" oder mit "Frau ALDI" an. Ich habe das schon oft getan. Und sie immer wieder lachen sehen und Antworten wie diese gehört: "Frau REWE? Nee, bloß das nicht. Um Gottes willen!" Alle diese Leute haben zwar nur wenig oder gar kein Geld; doch sofern ihr Selbstbewußtsein noch halbwegs intakt ist, würden sie um keinen Preis mit einem der Reichen und Mächtigen tauschen wollen. Neid ist nicht die Eigenschaft der materiell Armen, sondern der psychisch Verkümmerten. Eben deshalb findet sich der Neid so auffallend oft in den Gesichtern derer, denen es doch materiell an nichts zu mangeln scheint, und ist stets gepaart mit Haß: Haß auf alles Lebendige, speziell auf jene Menschen, die ich weiter oben als Sonne bezeichnet habe. Und weil diese Neider sich selbst nicht ertragen können, haben sie nicht nur entsetzliche Angst vor all den Besitzlosen, die dennoch und seltsamerweise oft zufriedener wirken als sie, sondern projizieren ihre gesamte Erbärmlichkeit auf die sog. Unterschicht, der sie, sobald sie sich politisch regt, Sozialneid unterstellen: obwohl doch gerade diese Menschen völlig neidlos immer wieder ihre Sport- und Pophelden feiern; und mit Lena sogar eine höhere Tochter und Abiturientin.
(Auf daß dieser Kommentar von dem einen oder anderen Leser nicht wieder für esoterisches Geschwurbel und nebulöses Geschwafel gehalten werde. Den Anlaß zu einer hitzigen Diskussion könnte diesmal das Wort 'Sonne' geben ...)
@Eisenschmyd
(Auf daß dieser Kommentar von dem einen oder anderen Leser nicht wieder für esoterisches Geschwurbel und nebulöses Geschwafel gehalten werde. Den Anlaß zu einer hitzigen Diskussion könnte diesmal das Wort 'Sonne' geben ...)