notiz: mucho poder a espana... buon giorno italia? [3. update am 20.05.]

die fortsetzung von gestern, die mangels zeit meinerseits etwas fragmentarischer ausfallen wird, beginne ich nicht zufällig mit einem fragezeichen richtung italien. bereits gestern war im netz ein reges treiben von userInnen aus italien zu registrieren, und ohne gewähr zeichnet sich das folgende ab: bereits heute abend vereinzelt, spätestens aber morgen abend um 20.00 h sind in folgenden italienischen städten kundgebungen und demonstrationen im geiste der "spanishrevolution" geplant: rom, turin, bologna, mailand und einige weitere. zu den dortigen forderungen und vorstellungen kann ich (noch) nichts genaueres sagen; ich kann mir zwar angesichts der situation in italien einiges vorstellen, aber da hier die sprache für mich definitiv ein hindernis darstellt, heisst es vorläufig abwarten. morgen abend wird dann auch sichtbar sein, ob sich das nur um eine virtuelle nullnummer gehandelt hat oder jetzt tatsächlich ein impuls durch südeuropa geht.

*

währenddessen geht´s in spanien unverdrossen weiter, zunächst mal ein kurzer pressespiegel mit artikeln, die etwas mehr vermitteln als in den letzten tagen:

(...) "Es geht um mehr als nur um die Kürzungen und Sparmaßnahmen der Regierung. Wir wenden uns auch gegen diese Diktate aus der Finanzwelt an die Politik. Die Politik ist ins zweite Glied getreten, die Finanzwelt sagt ihr, was sie zu tun hat. Das ist überall in Europa ein Problem. Dann haben wir in Spanien dieses Wahlrecht, das große Parteien bei der Sitzverteilung bevorzugt und faktisch zu einem Zweiparteiensystem führt. Es sind einfach grundlegende Dinge, die sich ändern müssen." (...)

"Das ist ja keine Studentenbewegung. Meine Frau und ich sind beide arbeitslos. Wir haben zwei Kinder. Die Krise betrifft alle - auch die Glaubwürdigkeit der Politiker. Die beiden großen Parteien machen was sie wollen - unabhängig von den Interessen der Bürger. Nein, die Alternative ist hier auf der Straße, bei dieser Bürgerbewegung. Sie sagt den Politikern auf friedliche Weise: Entweder Ihr verändert Euch oder Ihr kommt weg. Wir haben ja nichts mehr zu verlieren."(...)


("Wie aus dem Nichts" - DLF)

(...) "Viele Medien ziehen Parallelen zu der Besetzung des Tahrir- Platzes in Kairo. Stand die ägyptische Revolution Pate für das Camp?

Alles steht irgendwie im Zusammenhang. Das hier ist eine intellektuelle Revolution. Und wir versuchen dem, was uns in Nordafrika vorgemacht wurde, auch hier gerecht zu werden. Auch hier in Europa brauchen wir einen Wandel. Mit unserem Camp wollen wir dies der Bevölkerung hier in Europa verständlich machen.

In Ägypten ging es um den Sturz einer Diktatur, in Spanien hingegen geht es um Forderungen innerhalb eines demokratischen Systems, oder?

Beide Proteste gehen von der tiefen, breiten Unzufriedenheit mit den herrschenden Zuständen aus und sind in der Lage, breite Solidarität zu erzeugen. Das haben wir mit den Menschen in Ägypten gemeinsam." (...)


("Das ist der Anfang einer Revolution" - taz)

und auch
spon veröffentlicht manchmal noch ganz informative artikel.

besonders, was die bisher sichtbaren reaktionen der spanischen politik anbelangt, lässt sich sagen, dass das timing für die aktionen kaum besser gewählt hätte sein können - die kommunal- und regionalwahlen am sonntag haben offensichtlich durchaus eine gewisse bedeutung, und die generelle ablehnung beider parteien lässt sie selbst und auch alle vereinnahmungsversuche ziemlich dumm dastehen. zudem dürften diese wahlen auch ein hindernis für allzu repressive aktionen gegen die bewegung darstellen - jede partei, die den konflikt jetzt mittels ihrer institutionellen möglichkeiten eskalieren sollte, könnte ruckzuck plötzlich alleine auf weiter flur gegen große teile der bevölkerung stehen.

interessant und entscheidend dürfte sein, was diese erkämpfte kollektive und bisher in gewisser hinsicht erfolgreiche aktion bei den teilnehmerInnen bewirkt - was da auf den plätzen jetzt für diskussionen und gespräche laufen, würde mich brennnend interessieren. aus den ergebnissen dieser debatten dürfte sich nicht zuletzt auch die weitere entwicklung nach den wahlen ergeben. ich hoffe, sie machen nicht den fehler, sich zu sehr am datum dieser wahlen zu orientieren. andererseits sind die bisher wahrnehmbaren inhaltlichen forderungen durchaus nicht als eintagsfliegen konzipiert.

nachzutragen bleiben weitere soliaktionen: auch in amsterdam gab es eine kleine kundgebung; der kundgebungstermin heute in berlin um 15.30 h an der spanischen botschaft darf nach weiteren berichten als bestätigt angesehen werden. ebenfalls sind botschaftsaktionen in dublin und warschau angekündigt.

*

so, und weil ich hier ja
neulich mehr musikalische untermalung angekündigt hatte, beende ich den beitrag mit einem mehrfach passenden motiv - auch dem mutigen sprung ins ungewisse...



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edit am 19.05.: ein update hatte ich ja unten schon in die kommentare gepackt; inzwischen kommen aber aus immer mehr europäischen ländern sowohl ankündigungen als auch berichte von solidaritätsaktionen, die teils mit eigenen länderspezifischen forderungen gekoppelt werden. und während am heutigen abend auch in paris etwas größeres passieren soll, liegen inzwischen ebenfalls eine ganze menge termine hierzulande vor - teils organisiert von menschen aus spanien, teils aber auch von hiesigen sympathisanten. im folgenden eine liste, die sich aus facebook- und twitterinfos zusammensetzt - ohne gewähr!
  • düsseldorf, samstag, 21. mai, 12.00 h (oder auch 15.00 h, angaben sind unterschiedlich) - burgplatz
  • hamburg, samstag, 21. mai, 12.00 h - im mittelweg (harvestehude?)
  • bremen, sonntag, 22.mai, 16.00 h - marktplatz / am roland
  • frankfurt, samstag, 21. mai, 12.00 h - spanisches konsulat am nibelungenplatz
  • münchen, samstag, 21. mai 15.00 h - marienplatz
  • leipzig, freitag, 20. mai, 17.00 h - augustusplatz
ebenfalls dürfte es in portugal in den nächsten tagen spannend werden...

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edit 2 am 20.05.: das wird vermutlich bis zum samstag das vorläufig letzte update sein, also dann - wie sieht´s heute nacht aus?

spanien: die plätze waren heute abend gut gefüllt, die teilnahme scheint heute insgesamt noch etwas besser gewesen zu sein als in den letzten tagen. inzwischen sind auch die inseln, bspw. mallorca und teneriffa, von protesten erfasst worden. die reaktion der spanischen "politik" erscheint bisher sehr defensiv, die polizei hält sich bis auf ausnahmen weitgehend zurück.

gleichzeitig erhöht die bewegung den druck, und zwar durch eine konsequent propagierte internationalisierung der proteste, die sich keineswegs mehr nur auf europa beschränkt - dazu gleich mehr. die spanischen medien werden für ihre (nicht-)berichterstattung scharf angegangen, und insgesamt ist die medienblockade der ersten tage auch durch die netberichterstattung weitgehend aufgelöst.

italien: es sieht tatsächlich so aus, als würde es ernst werden - ich kann noch nicht verifizieren, dass bereits heute abend in florenz die erste piazza besetzt wurde, aber für morgen abend sind in inzwischen mehr als zwölf städten aufrufe vorhanden, nicht nur für demonstrationen, sondern meist auch für camps.

dazu auch ein artikel aus dem britischen
guardian.

in weiteren städten und ländern sind für heute solidaritätsaktionen angekündigt: in stockholm, prag sowie ein allgemeiner aufruf für ganz portugal - da wird man abwarten müssen.

außereuropäisch laufen aktionen (oder sind geplant) in mexico, argentinien, usa - meist vor botschaften und konsulaten.

in vielen europäischen ländern, gerade den gebeutelten mittelmeerländern, aber auch irland und großbritannien, werden, wenn man sich so die netzreaktionen an diversen stellen betrachtet, die spanischen aktionen genau beobachtet und lebhaft begrüßt. und viele sehen das als eine art initialzündung, um selbst in den eigenen ländern entweder erneut oder überhaupt den kampf gegen das jeweilige politische und ökonomische system aufzunehmen. weitgehend jenseits aller parteien und auch gewerkschaften. für letztere kann sich das in europa zu einem echten (und verdienten) desaster auswachsen: wenn die bewegung tatsächlich in vielen europäischen ländern wurzeln schlagen sollte, wozu sie sich gerade anschickt, wird das die ganze reale schäbige rolle der allermeisten großen europäischen gewerkschaften mit ins grelle rampenlicht zerren - ich bin mir nicht sicher, ob das den herrschaften auf der funktionärsebene überhaupt auch nur ansatzweise klar ist, was das auch für sie bedeuten könnte.

*

soweit für den moment. wer aktuelle infos bekommen möchte, ist in diesem fall tatsächlich mit twitter am besten bedient. die wichtigsten hashtags dürften für die nächsten tage die folgenden sein:

#spanishrevolution, #italianrevolution, #europeanrevolution, #globalcamp.

und heute abend empfiehlt sich unbedingt ein blick auf die plätze und strassen in italien, neben den spanischen städten.

*

edit 3, 20.05.: das folgende kommt als eine art
breaking news :

(...) "Die zentrale Wahlbehörde hat sämtliche für das Wochenende angekündigte Demonstrationen in dem Land verboten. Die Kundgebungen könnten den Ablauf der Regional- und Kommunalwahlen am Sonntag stören und die Wähler beeinflussen, hieß es in der Nacht zum Freitag in einer Mitteilung." (...)

das ändert natürlich einerseits ein paar meiner einschätzungen oben, andererseits wird das eine erste echte kraftprobe werden. jetzt sind internationale beobachtung und aktionen noch wichtiger. no pasaran!
monoma - 19. Mai, 16:55

update spanien / italien

spanien: "Protestcamps in fast jeder Stadt"

italien: es gibt inzwischen konkrete ansagen für 12 städte, in denen es heute und größtenteils morgen losgehen soll, teils auch mit der campidee.

weitere solidaritätsaktionen werden heute zb. in kopenhagen stattfinden.

*

(@Quetzalcoatl: den ersten kommentar habe ich hier wg. völlig falscher stelle gelöscht; offensichtlich wird dann auch immer der ganze anhängende strang mit entfernt, was ich das erste mal erlebt habe - sorry dafür. den verschobenen kommentar findest du unter dem entsprechenden titel beim gestrigen beitrag.)

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