Also ehrlich, ich halte die "Enthüllungen" für mäßig brisant: nix, was man so nicht schon aus der Boulevardpresse wüßte, aber genug, um abzulenken, Kräfte zu binden, Streit und Zwietracht zwischen verschiedenen "Verbündeten" verschiedenster Interessen außerhalb der US zu schüren und damit den Handlungsspielraum von US und IL (*) zu erweitern.
Schon seltsam: da hackt sich 1991 ein blasses Bürschchen in den Nortel-Server ein, wird erwischt und in den meisten Anklagepunkten freigesprochen. Was muss er dafür tun? Egal - zehn Jahre später tritt er als großer Aufdecker in Erscheinung. Was Assange allerdings "aufdeckt", entspricht in etwa der offiziellen US-Propaganda: die USA haben den Irak nicht überfallen, die Saudis haben sie dazu gedrängt, im Iran liegen Bomben herum, Europa ist zu schwach zum Gacken und wird von korrupten Kretins regiert, Russlands Premier ist ein durchgeknallter Macho und 9/11 eine Verschwörungstheorie und überhaupt - alles Plattheiten, die Hollywood seit Jahr und Tag als offizielle US-Doktrin inszeniert. Jeder, der ein Fünkchen Verstand hat, weiß, dass diese Geschichten nicht stimmen.
Warum lebt Assange eigentlich noch?
Wären die Leaks nicht gewollt, wären Assange und Kollegen nach einer langen Phase des Totschweigens (also dem genauen Gegenteil des jetzigen Hype) bereits verunfallt, verherzinfarkt, verselbstmordet.
Für mich wird die Denkvariante, dass diese "Enthüllungen" gezielt ventiliert wurden, immer plausibler. Die Kernfrage - wie immer: wem nützt dieses von MainstreamMedien im großen Stil getragene Theater?
11.33 Israels Regierung will sich offiziell nicht zum Thema Wikileaks äußern. "Israel wird keinen Kommentar abgeben", sagte der Sprecher des israelischen Außenministeriums Jigal Palmor in Jerusalem. Die Leitartikler im Land jedoch kommentieren, Israel könne sich vor Freude nur die Hände reiben. Die Veröffentlichung vertraulicher diplomatischer US-Depeschen habe der ganzen Welt die Gefahren des iranischen Atomprogramms vor Augen geführt, heißt es sinngemäß in verschiedenen Blättern.
In der Tageszeitung Jediot Achronot ist zu lesen: "Wenn es WikiLeaks nicht schon geben würde, hätte Israel es erfinden müssen. Die umfangreiche Veröffentlichung von Einschätzungen amerikanischer Diplomaten zeigt klar und deutlich ein Bild: Die ganze Welt, nicht nur Israel, ist wegen des iranischen Atomprogramms in Panik."
Die Jerusalem Post schätzt die Veröffentlichung ähnlich ein: "Aus israelischer Sicht ist es keine Übertreibung zu sagen, dass WikiLeaks dem Land am Sonntag einen Gefallen getan haben könnte. Indem die arabischen Führer mit extremeren Äußerungen als die israelischen zitiert werden, zeigen die Mitteilungen die Unstimmigkeiten in der Region und die Gefahren, wenn man Iran gestattet, an seinem Atomprogramm weiterzuarbeiten (...) Israelischen Politikern sind die peinlichen Analysen ihrer Persönlichkeit erspart geblieben."
Peter (Gast) - 3. Dez, 00:03
Ich habe auch den Eindruck, dass das die wahrscheinlichste Variante ist:
"Streit und Zwietracht zwischen verschiedenen "Verbündeten" verschiedenster Interessen außerhalb der US zu schüren und damit den Handlungsspielraum von US und IL (*) zu erweitern."
... und zusätzlich können in einzelnen Staaten Köpfe rollen. Und US/IL können dabei am Ende wieder ihren Kopf aus der Schlinge ziehen.
Eine aufrührerische Strategie eben, die das Kartenspiel neu mischen soll, wobei die Initiatoren trotz eventueller Nachteile am Ende doch einen Gewinn haben werden.
so leute, nun mal butter bei die fische und nicht länger herumgeschwurbelt: was genau wollen - rein hypothetisch - die usa oder / und israel mit so einer aktion bezwecken?
der einzige scheinbare vorteil zumindest israels, an genau einem einzigen punkt, wurde schon genannt. wobei man durchaus fragen muss, ob das nicht eher ein eigentor ist. es ist keineswegs zufällig, dass so ziemlich alle medien im arabischen raum, incl. al-jazeera, genau zum iran-komplex kein einziges wort verlauten lassen. was natürlich nicht verhindert, dass diese information nicht trotzdem langsam in den ländern publik wird. und die eh schon mehr oder weniger verhassten regimes noch instabiler und repressiver werden lassen wird. israel freut sich also kurfristig über etwas, was als verdacht eh schon lange vorhanden war, und gibt dafür die ansätze einer art - wie fragil auch immer - koalition mit diversen prowestlichen arabischen regimes im hintergrund preis? und verursacht sogar als wahrscheinliche folge neuen und mehr zulauf zu den islamistischen oppositionsgruppen? naja, wenn ich kopfstand mache, kann ich das womöglich auch als vorteil erkennen...
und die usa "erweitern also ihren handlungsspielraum" dadurch, dass sie freund und feind vor den kopf stoßen, ihr diplomatisches corps als synonym für einen spionagering angesehen wird, sie weltweit auf misstrauen stoßen und überall informanten verbrennen bzw. sich zurückziehen? obama stößt dazu große teile seiner bisherigen basis vor den kopf (siehe aktuellsten artikel plus kommentare oben), und allgemein wird das von ihnen als hegemon repräsentierte globale system als hochgradig kranke und kriminelle veranstaltung sichtbar, in dem die unterscheidung zwischen organisierter kriminalität, regierungshandeln und den praktiken in der wirtschaft faktisch nicht mehr getroffen werden kann, weil sie keinen sinn mehr macht?
ja doch, klingt sehr logisch. nur der kopfstand ist auf die dauer verdammt unbequem.
sansculotte - 3. Dez, 02:33
was genau wollen bezwecken?
Den Angriff auf den Iran vorbereiten.
Auch zur Vorbereitung eines schuldenentlastenden internationalen Konflikts, aka WK III, kommt diese prodromale weltweite Erregung ganz gelegen.
Welche Informanten verbrennen die US denn? FDP-Schläfer aus der dritten Reihe oder gar den eigenen, abgetakelten Botschafter comme Murphy? Geschenkt! Wenn es wirklich Geheiminformationen wären, die jetzt veröffentlicht werden, gut, dann würde man sicherlich Informanten verbrennen, aber das, was WL als "Enthüllung" verkauft und transportiert, ist doch breitestes, banalstes und gähnend langweiliges Allgemeingut. Dass das diplomatische Corps der US ein Synonym für die "Dienste" ist, das wissen doch schon Oppa und Omma, seit James Bond im Hauptabend lief. Und dass die US eine prinzipiell arrogante Haltung gegenüber ihren Verbündeten einnehmen, sollte auch keine große Entdeckung sein.
Die Erweiterung des Handlungsspielraumes begreift nur, wer die wesentlichen Handlungslinien und -prioritäten im Blick hat. Und die zeigen klar auf die militärische Option gegen den Iran. Da kommen also Meldungen über die breite arabische Front gegen das pöhse Perserreich sehr gelegen. Und auch die Achse China-Iran wird durch die WL-"Enthüllungen" ziemlich bearbeitet.
Nicht zuletzt wird mit WL die amerikanische Sicht der Dinge verbreitet. Motto: soll sich die Welt doch daran dersteß'n. Oft ist es besser, die Fakten auf den Tisch zu knallen, als ständig mit den Säbeln zu rasseln.
edit: bei der Frage nach dem Sinn und Zweck der ganzen WL-Aktion sollte man nicht vergessen, dass solche Manöver zumeist mit multifinalen Zielen begonnen werden. So eignet sich die WL-Geschichte auch hervorragend zur Ablenkung von gegenwärtig unangenehmen Vorgängen, wie etwa der Tatsache, dass die grassierende Weltbankenkrise erneut verschärft wurde, um die Dimension "Staatsbankrott" erweitert, dass die USA das bankrotteste aller bankrotten Gebilde sind und dass sie - Angriff ist die beste Verteidigung - ihre wendigen Kanonenboote (Ratingagenturen) ausgesandt haben, um statt ihrer die europäischen Steuerzahler in die Nachschuldnerschaft zu zwingen. Es läuft die gigantischte Umverteilungsaktion der Geschichte (Banken werden entschuldet, Lohnabhängige belastet). Wenn sich nun jederlands wegen Wikileaks in den Haaren liegt, ist der Weltfinanzskandal zumindest aus den Schlagzeilen draußen und jeder beschäftigt sich nur noch mit allerplattestem Pipifax-Gossip (Skandal: Putin isst rohes Fleisch!). Der Kaiser hat ja gar nix an. Was anhand dieses blogs q.e.d. war.
Naja
Also ehrlich, ich halte die "Enthüllungen" für mäßig brisant: nix, was man so nicht schon aus der Boulevardpresse wüßte, aber genug, um abzulenken, Kräfte zu binden, Streit und Zwietracht zwischen verschiedenen "Verbündeten" verschiedenster Interessen außerhalb der US zu schüren und damit den Handlungsspielraum von US und IL (*) zu erweitern.
Schon seltsam: da hackt sich 1991 ein blasses Bürschchen in den Nortel-Server ein, wird erwischt und in den meisten Anklagepunkten freigesprochen. Was muss er dafür tun? Egal - zehn Jahre später tritt er als großer Aufdecker in Erscheinung. Was Assange allerdings "aufdeckt", entspricht in etwa der offiziellen US-Propaganda: die USA haben den Irak nicht überfallen, die Saudis haben sie dazu gedrängt, im Iran liegen Bomben herum, Europa ist zu schwach zum Gacken und wird von korrupten Kretins regiert, Russlands Premier ist ein durchgeknallter Macho und 9/11 eine Verschwörungstheorie und überhaupt - alles Plattheiten, die Hollywood seit Jahr und Tag als offizielle US-Doktrin inszeniert. Jeder, der ein Fünkchen Verstand hat, weiß, dass diese Geschichten nicht stimmen.
Warum lebt Assange eigentlich noch?
Wären die Leaks nicht gewollt, wären Assange und Kollegen nach einer langen Phase des Totschweigens (also dem genauen Gegenteil des jetzigen Hype) bereits verunfallt, verherzinfarkt, verselbstmordet.
Für mich wird die Denkvariante, dass diese "Enthüllungen" gezielt ventiliert wurden, immer plausibler. Die Kernfrage - wie immer: wem nützt dieses von MainstreamMedien im großen Stil getragene Theater?
RIANOVOSTI
(*) edit:
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-11/wikileaks-usa-diplomatische-dokumente?page=1
11.33 Israels Regierung will sich offiziell nicht zum Thema Wikileaks äußern. "Israel wird keinen Kommentar abgeben", sagte der Sprecher des israelischen Außenministeriums Jigal Palmor in Jerusalem. Die Leitartikler im Land jedoch kommentieren, Israel könne sich vor Freude nur die Hände reiben. Die Veröffentlichung vertraulicher diplomatischer US-Depeschen habe der ganzen Welt die Gefahren des iranischen Atomprogramms vor Augen geführt, heißt es sinngemäß in verschiedenen Blättern.
In der Tageszeitung Jediot Achronot ist zu lesen: "Wenn es WikiLeaks nicht schon geben würde, hätte Israel es erfinden müssen. Die umfangreiche Veröffentlichung von Einschätzungen amerikanischer Diplomaten zeigt klar und deutlich ein Bild: Die ganze Welt, nicht nur Israel, ist wegen des iranischen Atomprogramms in Panik."
Die Jerusalem Post schätzt die Veröffentlichung ähnlich ein: "Aus israelischer Sicht ist es keine Übertreibung zu sagen, dass WikiLeaks dem Land am Sonntag einen Gefallen getan haben könnte. Indem die arabischen Führer mit extremeren Äußerungen als die israelischen zitiert werden, zeigen die Mitteilungen die Unstimmigkeiten in der Region und die Gefahren, wenn man Iran gestattet, an seinem Atomprogramm weiterzuarbeiten (...) Israelischen Politikern sind die peinlichen Analysen ihrer Persönlichkeit erspart geblieben."
"Streit und Zwietracht zwischen verschiedenen "Verbündeten" verschiedenster Interessen außerhalb der US zu schüren und damit den Handlungsspielraum von US und IL (*) zu erweitern."
... und zusätzlich können in einzelnen Staaten Köpfe rollen. Und US/IL können dabei am Ende wieder ihren Kopf aus der Schlinge ziehen.
Eine aufrührerische Strategie eben, die das Kartenspiel neu mischen soll, wobei die Initiatoren trotz eventueller Nachteile am Ende doch einen Gewinn haben werden.
arrgh!
der einzige scheinbare vorteil zumindest israels, an genau einem einzigen punkt, wurde schon genannt. wobei man durchaus fragen muss, ob das nicht eher ein eigentor ist. es ist keineswegs zufällig, dass so ziemlich alle medien im arabischen raum, incl. al-jazeera, genau zum iran-komplex kein einziges wort verlauten lassen. was natürlich nicht verhindert, dass diese information nicht trotzdem langsam in den ländern publik wird. und die eh schon mehr oder weniger verhassten regimes noch instabiler und repressiver werden lassen wird. israel freut sich also kurfristig über etwas, was als verdacht eh schon lange vorhanden war, und gibt dafür die ansätze einer art - wie fragil auch immer - koalition mit diversen prowestlichen arabischen regimes im hintergrund preis? und verursacht sogar als wahrscheinliche folge neuen und mehr zulauf zu den islamistischen oppositionsgruppen? naja, wenn ich kopfstand mache, kann ich das womöglich auch als vorteil erkennen...
und die usa "erweitern also ihren handlungsspielraum" dadurch, dass sie freund und feind vor den kopf stoßen, ihr diplomatisches corps als synonym für einen spionagering angesehen wird, sie weltweit auf misstrauen stoßen und überall informanten verbrennen bzw. sich zurückziehen? obama stößt dazu große teile seiner bisherigen basis vor den kopf (siehe aktuellsten artikel plus kommentare oben), und allgemein wird das von ihnen als hegemon repräsentierte globale system als hochgradig kranke und kriminelle veranstaltung sichtbar, in dem die unterscheidung zwischen organisierter kriminalität, regierungshandeln und den praktiken in der wirtschaft faktisch nicht mehr getroffen werden kann, weil sie keinen sinn mehr macht?
ja doch, klingt sehr logisch. nur der kopfstand ist auf die dauer verdammt unbequem.
was genau wollen bezwecken?
Auch zur Vorbereitung eines schuldenentlastenden internationalen Konflikts, aka WK III, kommt diese prodromale weltweite Erregung ganz gelegen.
Welche Informanten verbrennen die US denn? FDP-Schläfer aus der dritten Reihe oder gar den eigenen, abgetakelten Botschafter comme Murphy? Geschenkt! Wenn es wirklich Geheiminformationen wären, die jetzt veröffentlicht werden, gut, dann würde man sicherlich Informanten verbrennen, aber das, was WL als "Enthüllung" verkauft und transportiert, ist doch breitestes, banalstes und gähnend langweiliges Allgemeingut. Dass das diplomatische Corps der US ein Synonym für die "Dienste" ist, das wissen doch schon Oppa und Omma, seit James Bond im Hauptabend lief. Und dass die US eine prinzipiell arrogante Haltung gegenüber ihren Verbündeten einnehmen, sollte auch keine große Entdeckung sein.
Die Erweiterung des Handlungsspielraumes begreift nur, wer die wesentlichen Handlungslinien und -prioritäten im Blick hat. Und die zeigen klar auf die militärische Option gegen den Iran. Da kommen also Meldungen über die breite arabische Front gegen das pöhse Perserreich sehr gelegen. Und auch die Achse China-Iran wird durch die WL-"Enthüllungen" ziemlich bearbeitet.
http://irananders.de/nc/home/news/article/wikileaks-71-der-depeschen-ueber-den-iran.html
http://www.tagesschau.de/ausland/wikileaks230.html
http://www.hintergrund.de/201011301262/hintergrund/medien/wem-nutzt-wikileaks.html
Nicht zuletzt wird mit WL die amerikanische Sicht der Dinge verbreitet. Motto: soll sich die Welt doch daran dersteß'n. Oft ist es besser, die Fakten auf den Tisch zu knallen, als ständig mit den Säbeln zu rasseln.
edit: bei der Frage nach dem Sinn und Zweck der ganzen WL-Aktion sollte man nicht vergessen, dass solche Manöver zumeist mit multifinalen Zielen begonnen werden. So eignet sich die WL-Geschichte auch hervorragend zur Ablenkung von gegenwärtig unangenehmen Vorgängen, wie etwa der Tatsache, dass die grassierende Weltbankenkrise erneut verschärft wurde, um die Dimension "Staatsbankrott" erweitert, dass die USA das bankrotteste aller bankrotten Gebilde sind und dass sie - Angriff ist die beste Verteidigung - ihre wendigen Kanonenboote (Ratingagenturen) ausgesandt haben, um statt ihrer die europäischen Steuerzahler in die Nachschuldnerschaft zu zwingen. Es läuft die gigantischte Umverteilungsaktion der Geschichte (Banken werden entschuldet, Lohnabhängige belastet). Wenn sich nun jederlands wegen Wikileaks in den Haaren liegt, ist der Weltfinanzskandal zumindest aus den Schlagzeilen draußen und jeder beschäftigt sich nur noch mit allerplattestem Pipifax-Gossip (Skandal: Putin isst rohes Fleisch!). Der Kaiser hat ja gar nix an. Was anhand dieses blogs q.e.d. war.