kontext 56: die (katholische) kirche und ihr ganz besonderes verständnis von "nächstenliebe"...

...hat nicht nur hierzulande in den jahrzehnten von 1945 (wobei ich nicht davon ausgehe, dass es vor 45 irgendwie besser gewesen wäre) bis teils noch die 1980er jahre innerhalb einer relevanten zahl von unter ihrer verantwortung verwalteten kinderheimen und ähnlichen einrichtungen zu einer wahren schreckensherrschaft geführt, sondern auch und gerade in staaten wie irland, in denen die zahl der (bisher ermittelten) täterInnen als auch ihrer opfer in relation zur gesamtbevölkerung so monströs ist, dass sich hier etliche fragen nach dem grad der mitwisserschaft bzw. des nichtwissenwollens auch und gerade im kirchlichen, aber ebenfalls im staatlichen umfeld ergeben. meiner meinung nach sind die vorgänge in irland und der umgang großer teile der kirche damit nicht nur eine (weitere) eins-a-bankrotterklärung dieser institution, sondern erfüllen auch durchaus alle realistischen kriterien für die wertung terroristisch:

(...)"In katholischen Schulen Irlands sind jahrzehntelang Tausende von Kindern geschlagen, gedemütigt und vergewaltigt worden.

Für den 2600 Seiten umfassenden Bericht wurden Tausende ehemalige Schüler und ehemaliges Personal der mehr als 250 von der katholischen Kirche betriebenen Einrichtungen befragt. In die Berufsschulen, Besserungsanstalten, Waisenhäuser und Herbergen wurden in den sechs Jahrzehnten des Berichtszeitraums mehr als 30.000 Kinder eingewiesen, die als Taschendiebe und Schulschwänzer galten oder deren Familien als zerrüttet galten.

Vor allem in Jungenschulen des Ordens Christian Brothers seien Belästigung und Vergewaltigung an der Tagesordnung gewesen, heißt es in dem Bericht. Mädchen in meist vom Orden der Barmherzigen Schwestern betriebenen Schulen seien weniger sexuell belästigt worden, hätten aber regelmäßig Schläge und Demütigungen über sich ergehen lassen müssen, die ihnen ihre Wertlosigkeit vor Augen führen sollten.

"In einigen Schulen war eine ritualisierte Form des Schlagens Routine. Mädchen wurden mit Utensilien auf alle Körperteile geschlagen, die für die Verursachung maximaler Schmerzen konstruiert wurden. Persönliche Herabsetzung und Verunglimpfung der Familie waren weit verbreitet", heißt es in dem Bericht.

Staatliche Kontrolleure hätten es von den dreißiger bis in die neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein versäumt, die chronischen Misshandlungen zu unterbinden.

Die meisten Ordensführer haben die Vorwürfe als Übertreibungen und Lügen zurückgewiesen. In vielen Aussagen hieß es, die Verantwortung für Missbräuche falle allein seit langem verstorbenen Personen zu."(...)


das die verantwortlichen aus der kirche hier selbst noch bei klarster sachlage versuchen, irgendwie ihre köpfe aus der sich zuziehenden schlinge zu bekommen, ist nur zwangsläufig - zu deutlich ist die ans tageslicht gekommene
bösartigkeit bei den täterInnen:

(...)"Die Kinder wurden mit Gürteln und Peitschen geschlagen und lebten in permanenter Angst. Gelegentlich wurden ihnen zur Strafe die Haare geschoren. An den Jungen-Schulen, die überwiegend vom Mönchsorden der Christian Brothers geführt wurden, waren sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen an der Tagesordnung. In den Mädchen-Schulen, hauptsächlich in der Regie der Sisters of Mercy, wurden die kleinen Zöglinge der Nonnen vor allem psychisch gemartert. Aber auch hier kam es regelmäßig zu gewalttätigen Übergriffen.(...)

"Ein Klima der Angst" herrschte dem Bericht zufolge in diesen Institutionen. Brutale und willkürliche Strafen machten den Kindern das Leben zur Hölle. Zugleich waren die Opfer oft unterernährt, und generell in schlechter physischer Verfassung. Sie seien regelrecht wie Verbrecher oder wie Sklaven behandelt worden."(...)


und wie eingangs gesagt: auch der irische staat muss sich fragen gefallen lassen.

(...)"Inspektoren des Bildungsministeriums hätten bei ihren ohnehin seltenen Besuchen in den Schulen keinerlei Interesse daran gezeigt, mit den Kindern selbst zu sprechen. Niemand habe die Misshandlungen und die Ausbeutung der Kinder zu stoppen versucht. Nicht einmal für eine ausreichende Ernährung und Bekleidung hätten die Behörden gesorgt."(...)

vor diesem hintergrund bekommt die regelung der fälligen "entschädigungs"zahlungen einen fatalen beigeschmack:

(...)"Den Kirchenkritikern missfällt auch, dass Irlands katholische Kirche nur etwa ein Zehntel der Entschädigungssumme zahlen muss, die den Opfern zukommen soll. Neun Zehntel, über eine Milliarde Euro, sollen die Steuerzahler übernehmen. Eine entsprechende Vereinbarung hatte die Kirche 2002 mit der damaligen Regierung getroffen."(...)

das klingt nach einem deal, der gerade durch die spezielle irische situation in der aktuellen wirtschaftskrise eigentlich die tatsächlich nichtinvolvierten teile der irischen bevölkerung auf die barrikaden treiben sollte. und der kirche dürfte vermutlich schon damals - vor sieben jahren! - geschwant haben, was da auf sie zukommt. die jahre seitdem waren bis dato von den oben kurz dokumentierten unterschiedlichen versuchen bestimmt, die grausamkeiten zu relativieren, verantwortlichkeiten zu vernebeln und sich mit einer art doppelstrategie von eingeständnissen und sofort folgenden "aber..." noch irgendwie durchzuschlagen.
beispiele dafür:

(...)"Von den religiösen Orden wurde dagegen jede Kooperation verweigert. Die Führungen der verschiedenen Orden haben die Beschuldigungen als übertrieben oder erlogen zurückgewiesen, und falls es doch Missbrauch gegeben habe, seien die Täter längst tot. Die Behauptung der Orden, dass die Menschen in vergangenen Zeiten sexuellen Missbrauch von Kindern nicht als Straftat ansahen, sondern als Sünde, für die man Buße tun musste, wies die Kommission in ihrem 2.600-Seiten-Bericht ausdrücklich zurück. Sie stellte fest, dass Vergewaltiger einfach von der Kirche versetzt wurden, wo sie ungestört weitermachen konnten, wenn der Missbrauch nicht mehr zu vertuschen war.(...)

Die Christian Brothers, die schlimmsten Peiniger, sagten in einer Erklärung: "Wir wissen, dass ein Heilungsprozess nicht möglich ist ohne die Anerkennung unserer Verantwortung als Gemeinde für das Geschehene." Das ist Heuchelei. Gerade die Christian Brothers verzögerten die Untersuchung und setzten vor Gericht durch, dass keins ihrer Mitglieder im Bericht namentlich genannt wird, selbst wenn es sich um verurteilte Kinderschänder handelt. Der englische Erzbischof von Westminster, Vincent Nicholls, lobte die Ordensmitglieder für ihren Mut und befürchtet, dass der Bericht ihre guten Taten überschatten werde. Patrick Walsh, eins der Opfer, sagte: "Müll wäre ein zu freundliches Wort für die Äußerungen des Erzbischofs. Was können solche Menschen Gutes getan haben?" Die Opferorganisationen verlangen, dass der Vatikan seine Orden in Irland unter die Lupe nimmt, vor allem deren finanzielle Machenschaften."(...)


und aus dem zuletzt verlinkten artikel möchte ich auf einen fakt besonders hinweisen:

"Die Kinder hatten keine Namen, sondern Nummern, und so wurden sie auch behandelt."

ein untrügliches zeichen der stattfindenden
verdinglichung in der wahrnehmung der täterInnen - und eine vorbedingung für jede institutionalisierte massengewalt in solchen dimensionen:

"Es sind diese entsetzlich tüchtigen Leute, die mit ihren präzise funktionierenden Fischgehirnen Menschen auf Stückgut, auf Menschenmaterial, auf Zahlenkombinationen reduzieren, um sie in den Griff zu bekommen, um sie als numerische Größen in ihren Kalkülen handhaben zu können. Es ist dann nur noch ein winziger Schritt, um Menschen tatsächlich zu verschicken, zu verbrauchen, zu vernichten, zu löschen."

eine historisch und aktuell völlig zutreffende feststellung. und zur katholischen kirche fallen mir nur noch äußerungen ein, die nicht schreibfähig sind.

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