assoziation: wo kinder nicht zu menschen, sondern zu "patrioten" werden sollen

in einer dieser typischen kostenlosen sonntagszeitungen, von denen sich in bremen eine "weser-report" nennt und sowohl als cdu-nah gilt als auch diese annahme immer wieder durch entsprechende redaktionelle beiträge bestätigt, fand sich am wochenende diese schlagzeile auf seite 1 als aufmacher: "Aus Kindern Patrioten machen". mal ganz davon abgesehen, dass derlei so ziemlich im gesamten nationalistischen bis offen nationalsozialistischen spektrum auf beifall stoßen wird - in meiner vorstellung zumindest wäre es aus allen denkbaren emotional-rationalen gründen zu allererst angebracht, kindern jede mögliche unterstützung hin zur entwicklung als liebes- und beziehungsfähige, selbstbewußte und wahrnehmungsfähige menschen zu geben, wovon ein teil eben auch in der sicherheit der materiellen existenzgrundlagen liegt. nun stellt sich nicht nur die cdu, aber sie auch ideologisch und praktisch am deutlichsten in eine jahrhundertealte unsägliche tradition der weitergabe von defekten und wahnsinn der jeweiligen aktuell bestimmenden teile der verkorksten "erwachsenen"-generationen an die eigenen kinder. und aus gründen, über die eher die psychohistorie und psychotraumatologie aufschluß geben können als politikwissenschaft und soziologie, (emp-)finden die anhängerInnen dieser tradition das auch meistens noch als völlig richtig und in ordnung so (die streitbarsten und am schwersten verdaulichen thesen des in anderen beiträgen weiter unten vorgestellten lloyd deMause laufen daraus hinaus, dass es bisher in den meisten - nicht allen! - menschlichen kulturen regelmäßige opferrituale mit offen oder versteckt vorhandenen religiösen bezügen gibt, in denen die älteren - was schlicht bedeutet, mit mehr gewalt aufgewachsenen - psychoklassen regelmäßig in offenen kriegen oder eben versteckt durch finanzielle austrocknung und nachfolgende todesfälle durch schlichte allgemeine verelendung/mangelversorgung den eigenen nachwuchs opfern, und zwar aus mehreren motiven: einmal, um damit die eigenen demütigungen und schmerzen in einem akt der rache an menschen in einem ebenso weitgehend hilflosen status zu exekutieren, wie die täterInnen ihn einmal selbst erfahren haben [und sich für diese hilflosigkeit selbst verachten; eine verachtung, die später auf ihre opfer übertragen wird]. und zum anderen, und unmittelbar damit zusammenhängend, erspart ihnen diese re-inszenierung die auseinandersetzung mit den eigenen autoritären tyrannen, die sie mittels der opferungen gnädig zu stimmen hoffen, immer noch und immer wieder - "schaut her, wir sind gehorsame kinder und werden nicht von euren wegen abweichen" - die eigene unterwerfung wird gleichzeitig im innen wiederholt , aber auch im außen an anderen praktiziert, mit dem unmittelbaren psychophysischen doppelten gewinn einer art befreiung von eigener scham [danke an somlu für ihre gedanken dazu] und schmach bei halluzinierter anerkennung durch die diktatoren in der eigenen biographie [eine erhoffte anerkennung und akzeptanz für das pure eigene sein, die real nie bis zu selten stattgefunden hat und immer an leistung und unterwerfung geknüpft gewesen ist]. das ist vielleicht einer der wichtigsten faktoren, der dafür disponierte personen so empfänglich für machthierarchien und ihre aufstiegsmöglichkeiten werden lässt - der "normalbürger" hat in dieser hierarchie lediglich das engste umfeld - partnerInnen und kinder - zur verfügung, kann im beruf aber noch einiges an möglichkeiten der tyrannei dazugewinnen - erinnern Sie sich...? oder auch durch abreaktion an entsprechend von den "autoritäten" vorgegebenen feindbildern, seien es nun "asylanten / wirtschaftsflüchtlinge" oder "parasiten" .)

ich persönlich empfinde die thesen von deMause als weitgehend einleuchtend und ergänzend-vervollständigend zu den erkenntnissen von anderen hier vorgestellten autoren wie gruen,mertz und theweleit, auch wenn es, bedingt durch zeitliche abstände hinsichtlich des wissenstands und unterschiedliche schwerpunkte natürlich widersprüche und reibungspunkre gibt - aber im zusammenhang ergeben sich doch schon recht deutliche tendenzen, die leider weder beruhigend noch hoffnungsfroh wirken können. klaus theweleit hat in seinen männerphantasien einmal sinngemäß geschrieben, es habe in deutschland mindestens bis 1945 ein paar generationen von (jungen) männern (für frauen gilt im prinzip das gleiche, nur sind ihre destruktiven strukturen durch u.a. andere rollenzuweisungen eher widersprüchlich-verschleierter) gegeben, die lieber eher sich selbst und halb europa in die luft gesprengt hätten, als auch nur einmal ihren verschiedenen tyrannischen erziehern (nicht nur, aber auch den eltern) widerstand entgegenzusetzen - und damit eine grundvoraussetzung der entwicklung zu einer tatsächlich erwachsenen (im sinne von reifen) persönlichkeit zu er-leben. sie fanden ihr morden und plündern sogar richtiger und weniger bedrohlich (für sie selbst) als eben diese option des widerstands. damit umschreibt er ziemlich genau das, was ich im obigen absatz "doppelten psychophysischen gewinn" genannt habe. und er beschreibt die harte faschistische kerngruppe dieser männer als quasiautistisch, und nicht nur als metapher: sie waren selbstlos im schlechtesten sinne und haben ihre surrogatidentitäten einerseits auf unmittelbar körperlicher ebene durch prügel und drill (in d-land bis mindestens 1945 allgemein gültige und akzeptierte "erziehungsmittel"), andererseits ergänzend im eher "geistigen" bereich besonders durch den nationalismus ("nationen" sind rein fiktionale konstrukte des objektiven bewußtseins, die sekundär allerdings stark emotional besetzt werden können) bekommen - ein sehr merkwürdiges "ich", welches lediglich durch äußere autoritäten zusammengehalten wurde und stark zum fragmentieren incl. dissoziativer phasen sowie paranoia neigte, aber eben im gegensatz zum "offenen" autisten "realitätstüchtig" war, wenn auch eigentlich nur innerhalb zwanghaft hierachischer strukturen, besonders dem militär (die "volksgemeinschaft" mit ihrer strikten hierarchie vom "führer" bis hin zum blockwart spiegelte diese militärische hierachie 1:1 wieder). heute sind diese drill- und prügelmaßnahmen zwar nicht mehr im gesellschaftlichen mainstream vorhanden, werden aber besonders gegenüber frauen und kindern immer noch individuell eingesetzt und prägen auch mittels tradierung weiterhin einen teil unseres sozialen lebens. der nationalismus als "offizielles" angebot der herrschenden "autoritäten" zur bildung von surrogatidentitäten ist hingegen nachwievor im programm, wie die anfangs erwähnte schlagzeile deutlich macht (und die pseudodifferenzierungen zwischen dem nationalismus light - "patriotismus" - und dem offenen nationalismus von ganz rechts sind nicht das papier wert, auf dem sie immer wieder zum besten gegeben werden).

zum erwähnten aspekt der (selbst-)verachtung und unterwerfung findet sich bei arno gruen einiges, während j.e. mertz sich grundsätzliche gedanken zur dahinterliegenden struktur sowie besonders zum aspekt der rache macht. und auch die frage aufwirft, was eigentlich passieren kann (im mittelteil) , wenn bereits pränatal besonders schwangere frauen ihren künftigen kindern nur innerhalb einer oben-unten-hierachie (einer machtstruktur) und mit existenzieller ablehnung und paranoia begegnen können.

was das jetzt alles mit dem anfangs erwähnten artikel zu tun hat?
das wird dieser artikel (und ein redaktioneller kommentar dazu) selbst beantworten (alle folgenden zitate aus dem "weser-report" vom 23.10.05, s. 1/2):

"Die Patriotismus-Debatte ist neu entfacht und wird voraussichtlich noch im Winter die Bremer Bürgerschaft erfassen. So wünscht es sich Claas Rohmeyer, bildungspolitischer Sprecher der CDU, der einen entsprechenden Antrag vorbereitet. Er will Nationalstolz wecken, indem Erst- bis Viertklässler das Lied der Deutschen lernen: `So kann man einerseits Nazis das Wasser abgraben und andererseits die Integration fördern´, begründet er."

erstmal: machen Sie sich klar, dass diese "debatte" keine regionale, sondern eine bundesweite angelegenheit ("du bist deutschland") darstellt und sehr deutlich aus richtung unserer sog. "eliten" initiiert wird. zweitens: machen Sie sich den zeitpunkt klar - gleichzeitig mit identitätskonstruktionen von per "sozialromantik-" und "parasiten"-vorwürfen auszuschließenden. drittens aber: was bedeutet es in diesem kontext, mit dem "wecken von nationalstolz" den "nazis das wasser abzugraben"?
diese vorstellung, das singen sog. "nationalhymnen" oder auch das unbeschwerte daherschwätzen des satzes "ich bin stolz, deutscher zu sein" (ein satz, der noch in den 1980er jahren lediglich auf propagandamaterialien bspw. der "deutschen volksunion" auftauchte und schon damals alleine den inhalt hatte, "stolz" auf eine eingebildete - konstruiertes surrogat - "identität" zu sein, die sich vor allem per abgrenzung und ausschluß konstruiert), würde gegen nationalsozialistische tendenzen quasi "immun" machen, ist eine der beliebtesten wahnvorstellungen sog. demokratischer rechter. und wahnvorstellung deshalb, weil Sie ebensogut einen alkoholiker damit zu kurieren versuchen könnten, indem Sie ihm den ganz harten sprit auszureden versuchen, und stattdessen bier und wein empfehlen - auf diesem niveau bewegt sich dieser unsinn. vielleicht hatte herr rohmeyer aber auch nur wahlstimmen im sinn - so lässt sich das nämlich auch deuten. völlig rätselhaft wird es dann, wenn es "die integration fördern" heißt - auf wen bezieht sich dieser satz? auf kinder von flüchtlingen und migrantInnen, die hier zur schule gehen und teils hals über kopf aus dem land deportiert werden (immerhin könnten sie während ihrer abschiebung dann die hymne singen)? und die dem alltagsrassismus genau derjenigen ausgesetzt sind, die das geschwätz von "nationaler identität" aufgrund ihrer eigenen defekten psychophysischen struktur für bare münze nehmen und sich ihre selbstverachtung und minderwertigkeitsgefühle darüber erträglich machen, dass sie sich mit autoritärer billigung als etwas "besseres" halluzinieren? wer soll hier wohin "integriert" werden?

"Ausgangspunkt der Debatte ist Sachsen. Dort werden die Christdemokraten auf ihrem Landesparteitag im November über einen zehnseitigen Leitantrag mit dem Titel `Deutscher Patriotismus in Europa´abstimmen. Ist die Mehrheit der Delegierten dafür, wird das Lied in den Lehrplan aufgenommen."

sachsen, sachsen...da war doch was bei den letzten wahlen? die "auseinandersetzung" der cdu mit den nazis der npd sieht also offensichtlich so aus, das mittels singen der nationalhymne den "nazis das wasser abgegraben" werden soll. wäre das nicht gleichzeitig so derart dumm, gefährlich, ignorant und auch bezeichnend, wäre das höchstens ein anlaß für lautes gelächter.
aber weiter:

"In dem Papier steht weiter: `Das Singen der Hymne muss eine Selbstverständlichkeit bei öffentlichen Veranstaltungen werden, dient der Identifikation der Bürger mit ihrem Gemeinwesen (das ist, schön klar und deutlich gesagt, auch der sinn dahinter - ein konstrukt wird mit "inhalt" gefüllt; anmerk. mo) und wird von jedem Politiker als Bekenntnis zu unserem demokratischen Staat erwartet."

was soll hier "selbstverständlichkeit bei öffentlichen veranstaltungen" bedeuten? bei großen sportevents z.b. und bei staatlichen veranstaltungen ist das gesinge ja eh schon obligatorisch - mich würde sehr interessieren, wie das von der cdu definiert wird.
der artikel geht dann weiter mit stellungnahmen von spd- und grünenpolitikerInnen, die ihre bekannte "ja schon, aber..."-schiene fahren: so befürwortet die befragte grüne zwar die inhaltliche auseinandersetzung mit der hymne (ich würde gerne wissen, ob sie das singen selbst schon als "inhaltliche auseiandersetzung" betrachtet), aber, zitat, "...nicht unter Zwang."

"Das sieht selbst der als Hardliner bekannte CDU-Innenpolitiker Rolf Herderhorst so. `Grundsätzlich ist es nicht falsch, wenn Deutsche zu ihrem Land stehen. Dazu gehört auch die Nationalhymne. Unter Zwang wäre das aber nicht richtig´, sagt er."

heisst also, dass selbst ein cdu-hardliner den geplanten vorstoß aus der eigenen partei als zwangsmaßnahme ansieht - wie wäre dann die umsetzung an den schulen? wird der text gegen noten abgefragt? wird eine falsche intonation als verfassungsfeindlicher akt gewertet und in der folge die eltern heranzitiert? schauen Sie sich nur mal das beispiel für "patriotismus" in den usa an.

"Claas Rohmeyer, der im vergangenen Jahr schon die ständige schwarz-rot-goldene Beflaggung von Schulen gefordert hatte, bekräftigt zum Vorstoß der Sachsen-CDU: `Der Ansatz ist richtig.´"

das findet dann auch ein kommentator namens gunnar meister, der auf seite 2 schreibt:

"Was wären die Dänen ohne ihre Nationalflagge am hauseigenen Mast? Oder die Franzosen ohne ihren Hochmut, auch im entlegendsten Winkel der Welt ausschließlich Französisch zu sprechen? Unsere Nachbarn haben Profil, das Deutsche auch entwickeln sollten, finden CDU-Politiker. Ihr Vorstoß ist passend, schwappt doch die Patriotismus-Welle schon seit Wochen durch die Republik."

erstens: wenn meine nachbarn irgendwelchen quatsch machen, ist es eher ein beleg der eigenen urteilsfähigkeit und intelligenz, eben nicht jeden unsinn (der auch in dänemark oder frankreich unsinn bleibt) mitzumachen. zweitens: das bewundernd-genervte versteckte bashing des franzmanns´ ("hochmut") sagt einiges über die möglichen wünsche des schreibenden aus - selbst mal wieder drauf spucken zu können, was die anderen von einem halten (und ich halte das, was ich von der sprachlichen selbstisolation frankreichs auch in europa mitbekomme, eher für mitleiderregend - ein versuch der abschottung, der weder sinn macht noch unterstützung verdient, und französische teilnehmerInnen bspw. im wissenschaftsbereich von internationalen diskussionen sehr häufig abschneidet. nicht, das ich die englische sprache unbedingt sympathischer finde würde - aber solange es noch kein breites bedürfnis nach einer sprache wie bspw. esperanto gibt, die niemanden bevorzugen oder benachteiligen würde, macht die pure verbreitung das englische nun mal zur derzeitigen weltsprache.)
drittens aber wird aus einer medial und elitär inszenierten kampagne sowie dem zitierten leitantrag eines cdu-landesverbandes ruck-zuck gleich mal eine welle, die "durch das land schwappt" - haben Sie auch schon nasse füße? und viertens unterschlägt der kommentator in seiner amnesie, dass das "deutsche profil" untrennbar mit einem kleinen örtchen im heutigen polen verbunden ist: oswiecim.

"Beispielhaft dafür ist die Fernseh-Kampagne `Wir sind Deutschland´. Prominente wie Fernseh-Moderator Günther Jauch oder Nationaltorwart Oliver Kahn appellieren an das Selbstwertgefühl der Bürgerinnen und Bürger. Sie wollen in Zeiten der zunehmenden Armut stark und in der großen Arbeitslosigkeit Mut machen."

wenn Sie sich also mit den "hartz-IV"-almosen durch die billigdiscounter schleppen, zuhause wieder mal die "agentur" mit kontrollanrufen aufwartet, und die größte sog. "zeitung" im land Sie implizit mit den freundlichen bezeichnungen aus "mein kampf" ("schmarotzer, parasiten") belegt - dann denken Sie an günther jauch oder oliver kahn oder gunnar meister, und seien Sie einfach stolz! - stolz auf all die millionäre, stolz auf fähige politikerInnen, stolz auf schwarz-rot-gold, stolz auf unsere glorreiche wirtschaft, der wir alle opfer bringen müssen, um in den stürmischen winden der globalisierung bestehen zu können. und wenn dieser manager abstriche bei seiner abfindung machen muss und jener aktionär nicht mehr die ganz große rendite einfahren kann, dann schauen Sie auf Ihre kaputten schuhe (zitat zu hartz IV: "Die monatlichen Ausgaben für Freizeitgeräte und Musikinstrumente in Höhe von 4,71 Euro wurden um 30% gekürzt, weil darin theoretisch auch die Ausgaben für Sportboote und Segelflugzeuge enthalten sein könnten, die einem Sozialhilfeempfänger ebenfalls nicht zustünden. Mit der gleichen Argumentation wurden die Ausgaben für Schuhe von 7,61 Euro auf 6,09 Euro pro Monat zusammengestrichen, bei Kindern von 4,57 Euro auf 3,66 Euro.") und denken: "jeder an seinem platz - wir alle sind deutschland!" am besten wiederholen Sie dieses mantra jeden abend und jeden morgen fünfmal, damit sich Ihre neuronalen strukturen dran gewöhnen können.

"Ob Prominente oder Politiker, eines zeigen sie uns alle:"

ja, was? ist jetzt endlich die rede von den schweren psychopathologischen auffälligkeiten dieser bande? indirekt schon:

"Im zusammenwachsenden Europa muss niemand seine Identität aufgeben."

besonders diejenigen nicht, die sich von beginn ihres lebens sowieso mit surrogatidentitäten beholfen haben und dabei u.a. auf die variante "nationalität" dressiert worden sind. aber weder diese form noch das surrogat namens "globalisierung" anstelle für ein aus einsicht und lebendiger empathie gewachsenes bewußtsein für die globalen lebendigen zusammenhänge auf diesem planeten haben etwas mit authentischer menschlichkeit zu tun, die sich in gelebter individualität und einem damit verbundenen bedürfnis nach und einsicht in die notwendigkeit von kollektivität darstellt und sich keine ersatzidentitäten konstruieren muss - das ist weltenweit von den heutigen gesellschaftlichen verhältnissen entfernt.

"Richtig verstandener Nationalstolz ist etwas Gutes."

mit anderen worten: "falsch" verstandener nationalstolz führt zu derartigen ereignissen (=pogromen) wie in rostock und hoyerswerda, während sich "richtiger" nationalstolz der verheerenden folgen derartiger ereignisse für das "image deutschlands" und den "standort" bewußt ist, und die regelung der fragen, wieviel fremdes unter welchen umständen hier im land sein darf, den dafür zuständigen qualifizierten staatsorganen überlässt, die sich dabei selbstverständlich primär von nützlichkeitserwägungen und den interessen der wirtschaft leiten lassen. das ist tatsächlich für die sog. "elite" hier der einzige grund, warum nazis eher als störfaktoren angesehen werden.
aber ganz unabhängig davon: nationalstolz, egal wie er daherkommt, ist ungefähr genauso etwas "gutes" wie vertrocknete hundescheiße aus dem letzten jahr am schuh.

"Die Grundlagen für dieses Verständnis sollten früh gelegt werden."

das könnte euch so passen, bereits kleinkinder in euer wahnsystem hereinzuziehen. kinder in diesem land haben ganz andere dinge nötig als nationalistische indoktrination:

Kinderarmut hat mit Hartz IV Rekordniveau erreicht

Die Kinderarmut hat in der Bundesrepublik eine historisch neue Größenordnung erreicht. Nach einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (DPWV) hat die Einführung von Hartz IV zum Beginn des Jahres 2005 die Zahl der von Armut betroffenen Kinder auf eine Rekordsumme von 1,7 Millionen hochschnellen lassen. "Hartz IV heißt zu wenig für zu viele", so faßt Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des DPWV, die Studie zusammen.
Nach Berechnungen des DPWV leben über 1,5 Millionen Kinder auf dem Niveau der Sozialhilfe. Die Dunkelziffer wird auf weitere 200.000 geschätzt. Das sind solche Kinder, die zwar ein Anrecht auf eine Leistung der Sozialhilfe bzw. Hartz IV hätten, diese jedoch nicht in Anspruch nehmen. Insgesamt leben 14,2 Prozent der Kinder in Deutschlandin Armut - das ist jedes 7. Kind. In Ost- und Westdeutschland unterscheiden sich die Zahlen stark:
12,4 % beträgt die Kinderarmutsquate in Westdeutschland,
23,7 % beträgt sie in Ostdeutschland.
In etlichen Städten wird sogar die 30-Prozent-Marke deutlich überschritten. Auch in Westdeutschland sind für einige Städte horrende Zahlen zu registrieren. Extreme Beispiele aus Ost und West sind: Berlin (29,9 Prozent), Schwerin (34,3), Görlitz (35), Halle (34,6), Offenbach am Main (28,7), im bayerischen Hof (20 Prozent), Pirmasens (25,3), Bremerhaven (38,4), Kiel (29,6), Hamburg (20,4).
"Es ist verheerend für ein Gemeinwesen, wenn ein Drittel der Kinder vom normalen gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind", erklärt Dr. Ulrich Schneider. "Für Kinder, die von Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe leben müssen, ist vieles Tabu, was für andere selbstverständlich ist: Musikunterricht, Turnen im Sportverein, Zoobesuch oder Computerkurs."

(quelle: kinder-armut.de


vor dem hintergrund der thesen von deMause ließe sich sagen, es ist mal wieder opferzeit...

und einen zusammenfassenden kommentar zum ganzen thema hat klaus theweleit bereits 1992, damals vor dem aktuellen hintergrund der pogrome und noch lange vor der ersten deutschen kriegsbeteiligung nach wk2, vor hartz IV, vor dem ständigen terroralarm nach dem 11.09.2001, vor all den heutigen zuständen, gegeben:

"National werden heißt (zumal in Deutschland) immer: die Gesellschaft stärker hierarchisieren (...) Wir erleben lauter gesteigerte Gewaltvorgänge: wie Leute aus der Arbeit rausfliegen, besonders Frauen, wie mit bestimmten Lebenszusammenhängen Tabula Rasa gemacht wird (...)...wie umgesprungen wird mit Behinderten...
Die Gewalt der Feuer- und Knüppelskins ist, neben ihrer eigenen Dynamik, auch der (willkommene) Ausdruck all dieser `zivilen´ Gewalttätigkeiten, weil er von der staatlich/polizistischen, der industriellen wie der steuerlichen Gewaltschraube ablenken kann und vom laufenden Krieg `Jeder gegen Jeden´. Aber der Begriff der `Nation´ selber ist violent-männlich und braucht ein Oben und ein Unten. Wo er auftaucht in Deutschland, werden Zügel angezogen, und zwar kräftig."

(auszug aus einem interview in der taz, in: "das land, das ausland heißt"; dtv, münchen 1995; s. 177/178; isbn 3-423-30449-9)


wie kräftig, lässt sich derzeit jeden tag studieren.
wer aber ein bedürfnis nach oben-unten-verhältnissen hat, und wie dessen entstehung vor sich gehen könnte, und was für eine wichtige rolle dabei eine verdinglichende wahrnehmung spielt - nun, das ist u.a. thema dieses blogs. was bekämpft (und dieses wort scheint mir hier angebracht) werden soll, muss zunächst verstanden werden, auch intuitiv. verständnis in diesem sinne für die täterInnen, selbst für die teils "scheusale", die hier schon thema waren, also schon - akzeptanz aber auf keinen fall. und erst recht nicht für die strukturen, die einen solchen wahnsinn immer wieder neu reproduzieren.
mo (Gast) - 25. Okt, 23:45

"opfer" ist in diesem fall wortwörtlich zu nehmen:


monoma - 26. Okt, 14:41

weiteres zum thema "heulen und zähneklappern" (r. koch)...

...findet sich hier und auch bei telepolis - zitat:

"Doch diese Wortmeldungen könnten durchaus einem Kalkül folgen. Wenn alle Opfer bringen müssen, steht die soziale Gruppe, die sich dem angeblich verweigert, schnell am Pranger. Dafür hat der scheidende Wirtschaftsminister Clement mit seinem Bericht Vorrang für die Anständigen die Steilvorlage geliefert. Da wird ungeniert von Abzockern am Volksvermögen und indirekt von Schmarotzern und Parasiten gesprochen. In dem Bericht wird offen dazu aufgerufen, Nachbarn, die vermeintlich das Sozialsystem missbrauchen, bei den Behörden zu denunzieren. Mehrmals wird ein ZDF-Team zitiert, das mit "versteckter Kamera" filmte, wie beispielsweise im Büro einer PDS-Bundestagsabgeordneten Ratschläge zum Missbrauch von Arbeitslosengeld gegeben worden sein sollen. Der Draht zwischen den Medien und den Behörden war in diesem Fall ganz kurz. Die Medien als Hilfssheriff, scheint das Leitbild zu heißen."

der spruch "es wird deutsch in kaltland" ist zwar schon etwas betagter, trifft es aber nachwievor.

Remus (Gast) - 14. Feb, 10:57

Erst einmal ein großes Lob für diesen Artikel, nach dem man einiges klarer sieht.
Eine Aussage hat mich dennoch stutzig gemacht: die Opferrituale mit "mit offen oder versteckt vorhandenen religiösen bezügen" wirken unerklärt auf den ersten Blick verwirrend. Die Rechtfertigung mit dem „Willen Gottes“ lässt sich meiner Meinung nach mit dem theokratischen Element erklären, das in irgendeiner Form in fast allen autoritären Herrschaften aufzufinden ist. Egal ob "die Vorhersehung" in Hitlers Drittem Reich, der Legitimierung christlicher Kaiser durch die katholische Kirche im Mittelalter sowie schon die Verehrung "gottgleicher" Pharaonen im alten Ägypten weisen alle Ähnlichkeiten auf: So kann es (mit Ausnahmen) meiner Meinung nach schon eines der Erkennungszeichen sein, die eigene Gewaltherrschaft mit einem natürlich widerspruchslos hinzunehmenden "göttlichen Willen" zu rechtfertigen.
Ansonsten kann ich dem Artikel nur zustimmen, ich hoffe jetzt, mein Kommentar verpfuscht nicht alles *g*
Remus

monoma - 15. Feb, 20:49

@remus

"verpfuscht"? aber nein.

zu den opferritualen: dazu empfehle ich die direkte lektüre der argumentation deMauses, die für mich elbst in diverser hinsicht sehr aufschlußreich war, zumal ich mich vorher mit diesem aspekt von religionen nicht wirklich beschäftigt hatte.

es ist vielleicht einfach die bestimmung auch heute zu beobachtender bestimmter verhaltensweisen aus jahrtausenden von menschen gemachter herrschaftssysteme, deren religiöser kontext in einer selbsterklärten säkulären und sich als "aufgeklärt" betrachtenden kultur nicht unbedingt sofort ins auge springt - schon gar nicht bei so einem thema wie opferungen - , die mich letztlich so verblüfft hat.

davon ausgehend, dass opferungen eine tieferen - im obigen artikel skizzierten - sinn haben, nämlich kurz gesagt psychophysische homöostase für die an opfern interessierten zu erzeugen, bekommen viele heutige zustände auf einmal eine erweiterte bedeutung - bis hin zur materiellen verschwendung als "lebensstil" elitärer minderheiten (die irgendjemand regelmäßig büßen muß).

*

ich möchte mich übrigens ebenfalls bedanken: nicht nur für dein /Ihr lob, sondern auch dafür, mich wieder an diesen beitrag erinnert zu haben ;-) vor recht langer zeit geschrieben, bringt mich das aktuell gerade wieder auf neue gedanken.

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