basis: psychopathie, soziopathie, als-ob-persönlichkeiten - eine einführung
(bereits im blog vorhandene themenbezogene fragmente lassen sich hier nachlesen).
bei der recherche zu diesem gleichzeitig bedrohlichen, aber auch irgendwie faszinierendem thema (eine reaktion, die ich nicht nur bei mir feststellen kann und die eigentlich einer näheren betrachtung bedarf), wurde wieder einmal mehreres deutlich: einmal das chaotische begriffswirrwarr in der psychiatriegeschichte, zum anderen aber auch die ungenügend reflektierten gesellschaftlichen implikationen des themas. wozu auch der begriff psychopath(ie) selbst gehört:
“Psychopathie ist eine veraltete Bezeichnung für eine Persönlichkeitsstörung, die aufgrund charakterlich-konstitutioneller Gründe zu einer Anpassungsstörung führt, unter der sowohl der "Psychopath" als auch die Umwelt zu leiden haben.
Im ICD-10, der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen, wird Psychopathie nicht speziell, aber in Verbindung mit 2 Erkrankungen erwähnt:
* ICD 10 F84.5 autistische Psychopathie:
o (ICD 10 F84.0) Tiefgreifende Entwicklungsstörung (Sammelbezeichnung für Autismus, Asperger-Syndrom, Rett-Syndrom)
o (ICD 10 F84.5) Asperger-Syndrom (heutzutage besser: Asperger-Autismus)
(...)
Daneben werden auch manche Persönlichkeitsstörungen (ICD 10 F60) unter die Psychopathien gerechnet, vor allem die:
* Paranoide Persönlichkeitsstörung
* Schizoide Persönlichkeitsstörung
* Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung (aka borderline, anmerk. mo)
* Dissoziale ("antisoziale") Persönlichkeitsstörung“
auch wenn artikel von wikipedia von fall zu fall mit einiger skepsis zu betrachten sind - das, was rund um den komplex "psychopathie" zusammengetragen worden ist, gibt in einer einigermaßen verständlichen form kurz und knapp wesentliche und relevante informationen wieder. dazu gehören sowohl die begriffe soziopathie als auch die antisoziale persönlichkeitsstörung. wenn Sie sich die links betrachten (was für das verständnis durchaus hilfreich wäre), werden Sie neben inhaltlichen überlappungen bei den definitionen der obigen begriffe auch erwähnungen anderer wohlbekannter diagnostischer begriffe finden, wie bspw. diagnosen aus dem autistischen spektrum, borderline, die narzisstische ps und auch die postraumatische belastungsstörung.
gleichzeitig sollten Sie sich immer wieder bewußt machen, dass bereits hinsichtlich der a) anerkennung der existenz, b) definition, c) möglicher zusammenhänge untereinander, d) der möglichen beschaffenheit dieser zusammenhänge und e) der daraus zu ziehenden konsequenzen seit jahrzehnten innerhalb von psychiatrie/neurologie und psychologie/diversen psychotherapeutischen ansätzen wilde und z.t. erbitterte auseinandersetzungen toben, die teils seit jahrzehnten andauern. in diesem sinne sind die definitionen der klassifikationen icd-10 und dsm-IV eher als kleinste gemeinsame nenner anzusehen, die nichtsdestotrotz weiteren veränderungen unterworfen sind und auch unterworfen sein werden. bei den möglichen sehr weit gehenden implikationen und konsequenzen sowohl für betroffene als auch für die gesellschaft als ganzes aus diesem diagnosenbereich ist das zwar kein wunder, stellt aber trotzdem für ein imo dringend notwendiges verbreitetes öffentliches verstehen dessen, was sich an realen phänomenen hinter diesen diagnosen verbirgt, ein leider schwer zu überwindendes hindernis dar. das spüre ich selbst u.a. beim schreiben dieses beitrags, der mich seit monaten immer wieder vor probleme gestellt hat.
*
und auch deshalb - um sozusagen eine art roten faden zu haben - versuche ich jetzt bereits im vorgriff, mein persönliches fazit kurz zu umreißen:
bei der recherche zu diesem gleichzeitig bedrohlichen, aber auch irgendwie faszinierendem thema (eine reaktion, die ich nicht nur bei mir feststellen kann und die eigentlich einer näheren betrachtung bedarf), wurde wieder einmal mehreres deutlich: einmal das chaotische begriffswirrwarr in der psychiatriegeschichte, zum anderen aber auch die ungenügend reflektierten gesellschaftlichen implikationen des themas. wozu auch der begriff psychopath(ie) selbst gehört:
“Psychopathie ist eine veraltete Bezeichnung für eine Persönlichkeitsstörung, die aufgrund charakterlich-konstitutioneller Gründe zu einer Anpassungsstörung führt, unter der sowohl der "Psychopath" als auch die Umwelt zu leiden haben.
Im ICD-10, der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen, wird Psychopathie nicht speziell, aber in Verbindung mit 2 Erkrankungen erwähnt:
* ICD 10 F84.5 autistische Psychopathie:
o (ICD 10 F84.0) Tiefgreifende Entwicklungsstörung (Sammelbezeichnung für Autismus, Asperger-Syndrom, Rett-Syndrom)
o (ICD 10 F84.5) Asperger-Syndrom (heutzutage besser: Asperger-Autismus)
(...)
Daneben werden auch manche Persönlichkeitsstörungen (ICD 10 F60) unter die Psychopathien gerechnet, vor allem die:
* Paranoide Persönlichkeitsstörung
* Schizoide Persönlichkeitsstörung
* Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung (aka borderline, anmerk. mo)
* Dissoziale ("antisoziale") Persönlichkeitsstörung“
auch wenn artikel von wikipedia von fall zu fall mit einiger skepsis zu betrachten sind - das, was rund um den komplex "psychopathie" zusammengetragen worden ist, gibt in einer einigermaßen verständlichen form kurz und knapp wesentliche und relevante informationen wieder. dazu gehören sowohl die begriffe soziopathie als auch die antisoziale persönlichkeitsstörung. wenn Sie sich die links betrachten (was für das verständnis durchaus hilfreich wäre), werden Sie neben inhaltlichen überlappungen bei den definitionen der obigen begriffe auch erwähnungen anderer wohlbekannter diagnostischer begriffe finden, wie bspw. diagnosen aus dem autistischen spektrum, borderline, die narzisstische ps und auch die postraumatische belastungsstörung.
gleichzeitig sollten Sie sich immer wieder bewußt machen, dass bereits hinsichtlich der a) anerkennung der existenz, b) definition, c) möglicher zusammenhänge untereinander, d) der möglichen beschaffenheit dieser zusammenhänge und e) der daraus zu ziehenden konsequenzen seit jahrzehnten innerhalb von psychiatrie/neurologie und psychologie/diversen psychotherapeutischen ansätzen wilde und z.t. erbitterte auseinandersetzungen toben, die teils seit jahrzehnten andauern. in diesem sinne sind die definitionen der klassifikationen icd-10 und dsm-IV eher als kleinste gemeinsame nenner anzusehen, die nichtsdestotrotz weiteren veränderungen unterworfen sind und auch unterworfen sein werden. bei den möglichen sehr weit gehenden implikationen und konsequenzen sowohl für betroffene als auch für die gesellschaft als ganzes aus diesem diagnosenbereich ist das zwar kein wunder, stellt aber trotzdem für ein imo dringend notwendiges verbreitetes öffentliches verstehen dessen, was sich an realen phänomenen hinter diesen diagnosen verbirgt, ein leider schwer zu überwindendes hindernis dar. das spüre ich selbst u.a. beim schreiben dieses beitrags, der mich seit monaten immer wieder vor probleme gestellt hat.
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und auch deshalb - um sozusagen eine art roten faden zu haben - versuche ich jetzt bereits im vorgriff, mein persönliches fazit kurz zu umreißen:
- der begriff "psychopathie" sollte nur auf eine ganz bestimmte gruppe von menschen angewendet werden, bei denen sich - dank der fortschritte der neurowissenschaften - deutliche psychophysische bzw. hirnanatomische veränderungen einer bestimmten art nachweisen lassen, welche ein eingrenzbares spektrum von bestimmten wahrnehmungs- und verhaltensweisen nach sich ziehen.
- die psychopathie in diesem sinne ist nicht automatisch gleichzusetzen mit der antisozialen bzw. dissozialen persönlichkeitsstörung - diese gleichsetzung ist ein weit verbreiteter irrtum, der aufgrund der ähnlichkeiten der symptome zwar verständlich ist, nichtsdestotrotz zu einer fehleinschätzung bzw. unterschätzung des problems der "echten" psychopathie führt, die sich, vom heutigen wissenstand ausgehend, eher als eine untergruppe der antisozialen ps begreifen lässt. borderline- und auch traumabetroffene können unter bestimmten umständen zwar zahlreiche oder auch alle symptome der antisozialen ps aufweisen, jedoch dürfte sowohl die innere dynamik dahinter als auch die prognose sowohl anders als auch beim letzteren positiver aussehen. für das teils direkt betroffene umfeld, welches unter den symptomen der verschiedenen störungen zu leiden hat, dürfte diese differenzierung erstmal egal sein - für das verständnis jedoch halte ich sie für sehr wichtig.
- eine weitgehende übereinstimmung dürfte hingegen zwischen der psychopathie und dem phänomen bestehen, welches seit helene deutsch als als-ob-persönlichkeit in der psychiatriegeschichte bekannt ist:
"1942 prägte Helene Deutsch den Begriff der sogenannten Als-ob-Persönlichkeit. Charakteristisch für die Als-ob-Persönlichkeit ist die Fähigkeit, ihre schwer gestörten zwischenmenschlichen Beziehungen durch äußere soziale Angepasstheit zu maskieren. Ihre Patienten waren auf einer frühkindlichen Entwicklungsstufe fixiert, wo noch primitive Objektbeziehungen mit wenig Konstanz, eine mangelhafte Über-Ich-Entwicklung, Identitätsschwäche, Affektarmut und ein Mangel an Reflexion bestehen."
die deutlich psychoanalytische sprache wird später noch einmal thema werden, zumal sie etwas in die irre führen dürfte, was den tatsächlichen sachverhalt anbelangt. - die bloße ersetzung des psychopathie-begriffs durch das wort "persönlichkeitsstörung", wie sie nicht nur in den wiki-artikeln, sondern auch in diesem sehr lesenswerten artikel stattfindet, ist imo nach den vorliegenden erkenntnissen nicht zu rechtfertigen. allerdings werden in diesem beitrag einige wichtige implikationen näher ausgeführt:
"Noch schwieriger wird es, wenn man die Biographien der Großen dieser Welt aus Politik, Wirtschaft und Militär, ja Kunst und Wissenschaft durchforstet. Das liest sich stellenweise wie die reine „Psychopathologie“, also die Lehre von den krankhaften Veränderungen des Seelenlebens. Sind also psychopathische Züge nur lästig, negativ, „minderwertig“? Erwachsen daraus nur missgestimmte, unbeherrschte, leicht erregbare, geltungssüchtige, gemütlose, fanatische, querulatorische oder wahnhafte Krankheitszüge? Oder sind die Psychopathen tatsächlich das „Salz der Erde“? Kurz: Ob Psychopathie oder Persönlichkeitsstörung genannt - es handelt sich zwar um ein alltägliches und doch weitgehend unbekanntes Krankheitsbild.
Das heißt: So unbekannt nun auch wiederum nicht, denn Persönlichkeitsstörungen sind ja nicht selten. Die Häufigkeit von Personen mit auffälliger Persönlichkeitsstruktur beträgt nach weltweiten Schätzungen knapp 10% (also allein im deutschsprachigen Bereich mehr als 10 Millionen).
Das irritiert erst einmal, wird aber dann verständlicher, wenn man auch die nicht-dominanten bis nach außen unauffälligen Beispiele heranzieht (s. o.). Oder mit anderen Worten: Die Persönlichkeitsstörungen dürften jene seelischen Krankheitsbilder sein, die das breiteste Leidensspektrum (und zwar nicht nur für die Betroffenen, auch für ihr näheres und weiteres Umfeld), die erstaunlichste Vielfalt und damit auch die größten Gegensätze in sich vereinen (zumal auch nicht wenige „Erfolgs-Storys“ unter diesen Menschen zu finden sind).
Nun soll sich der mangelhafte Kenntnisstand über diesen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung aber ändern. Denn diese „Stör-Bilder“ nehmen nicht nur zu, sie rücken auch ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses. Warum? Die Probleme, die sich aus den psychosozialen Konsequenzen ergeben (partnerschaftlich, familiär, nachbarschaftlich, Freundeskreis, beruflich, ja wirtschaftlich, politisch, kulturell u. a.) werden auch im Alltag immer bedrängender. Man denke nur an die sich offensichtlich fast epidemisch ausbreitende narzisstische Wesensart (ich - ich - ich), die auch zu einem Anstieg der narzisstischen Persönlichkeitsstörung (siehe später) zu führen scheint."
hier sind einmal viele wesentliche aspekte zusammengefasst, die eine beschäftigung mit den diagnosen und psychophysischen zuständen, die hier thema sind, als dringend notwendig erscheinen lassen - auch und gerade mit der psychopathie. wie gesagt: der artikel ist sehr lesenswert. - natürlich ist und bleibt der begriff "psychopathie" vor allem aus zwei gründen problematisch - einmal wäre da das im nationalsozialismus tödliche etikett "asozialer psychopath" :
"Unmittelbar mit der „Machtergreifung" der NSDAP 1933 begann die unverhöhlte, offene Hetze gegen sog. „Asoziale", psychisch Kranke, Behinderte, gegen sog. „Gemeinschaftsunfähige", was immer darunter zu verstehen war. Diese Kategorien, die zur Klassifikation der Bevölkerung gebildet wurden, erfaßten all jene, welche nicht dem „arischen" Ideal entsprachen, aber nicht in die rassistische Schablone des „Ewigen Juden" paßten. Asyliert wurden Nichtseßhafte, Alkoholiker, „asoziale" Tuberkulosekranke, um den „gesunden Erbstrom" der „Volksgemeinschaft" nicht zu schädigen. „Jugendschutzanstalten" wurden eingerichtet, in denen sog. „Schwererziehbare" interniert wurden; auch dies ein dehnbarer Begriff, dem alle dem „gesunden Volksempfinden" Zuwiderhandelnden zum Opfer fielen, so auch junge Frauen, die auf sexuelle Selbstbestimmung bestanden.
So fielen unter den Terminus „Asoziale" alle Ausländer, Angehörige politisch Verfolgter, Familien, aus denen ein Angehöriger sterilisiert worden war, Vorbestrafte, Rauschgiftsüchtige, Prostituierte, Landstreicher, „Unwirtschaftliche", „Arbeitsscheue", Sonderlinge, „Nichtsnutze aller Art", Verkehrssünder und „Raufbolde". 1938 sprach man von „getarntem Schwachsinn", unter den vor allem Fürsorgezöglinge fielen, von „moralischem Schwachsinn", womit vor allem unangepaßte Frauen und Mädchen gemeint waren. Die Begrifflichkeit „asozial" wurde zunehmend mit „Psychopathie" ineinsgesetzt und lieferte so die darunter subsumierten Menschen der „Euthanasie" aus."
wobei es mir als eine zynische ironie der geschichte erscheint, dass von heute aus betrachtet eher die führungsschichten der ns-diktatur diese etikettierung verdienen, was aber auch die gesellschaftliche bedingtheit nicht nur dieser diagnose nachdrücklich deutlich macht. und zum anderen spielt gerade diese bedingtheit auch eine wesentliche rolle gerade bei kriterien wie "Unfähigkeit zur Verantwortungsübernahme, gleichzeitig eine klare Ablehnung und Missachtung sämtlicher sozialen Normen" (...) "Fehlendes Schuldbewusstsein", wozu mertz hinsichtlich einer definition von persönlichkeitsstörungen im dsm-IV berechtigt feststellt:
"Die Persönlichkeitsstörung sei ein `überdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten´, das `merklich von den Erwartungen der soziokulturellen Umwelt abweicht´. Damit wird die pathologische Komponente, die in vielen Erwartungen bzw. Normen einer immer auch mehr oder weniger krankmachenden sozialen Umwelt enthalten ist, zum `gesunden Maßstab´ erklärt bzw. verklärt."
(j. e. mertz, "borderline...." s. 176 (siehe literaturliste)
das sollte nicht schwer zu verstehen sein, was hier gemeint ist - was als gesund oder auch sozial akzeptabel zu gelten hat, bestimmt nicht nur in totalitären systemen im zweifelsfall die regierung und das strafgesetzbuch - dieses muster ist historisch aus etlichen diktaturen bekannt, wird verdeckt aber auch innerhalb der sog. demokratischen welt weiter angewandt - hier jedoch eher durch mehr oder weniger subtilen sozialen druck zur konformität an jeweils gültige norm- und wertsysteme. wenn sich jedoch diese normen und werte selbst als pathologisch entpuppen, weil zb. die normsetzenden eliten selbst überwiegend aus schwer gestörten personen bestehen - und u.a. für die realität dieser these versucht dieses blog, belege zu sammeln - dann ist eine schwer zu entwirrende situation geradezu vorprogrammiert, was bei der beschäftigung mit dieser materie hohe wachsamkeit verlangt. auch dieses sollten Sie beim lesen nicht nur dieses beitrags immer im hinterkopf behalten.
monoma - 3. Mär, 15:05