basis: nötige klarstellungen

"Der Mensch ist und bleibt immer, vom ersten Augenblick an und trotz aller bekannten Defizite und möglichen Defekte, menschliche Person und beseelt (...)"

(m. hertl, "die welt des ungeborenen kindes"; zitiert nach j. erik mertz, "borderline..." (siehe Literaturliste), s. 174)


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das folgende lässt sich sowohl als weitere folge in der kleinen psychopathie-reihe hier begreifen als auch als versuch, einige sehr wichtige und konsequenzenreiche gedanken zu den themen des blogs generell zu formulieren und möglichen mißverständnissen sowie fehlinterpretationen den boden zu entziehen. hinsichtlich des ersteren hatte ich zum ende dieses beitrags bereits die geschichte des psychopathie-begriffs im nationalsozialismus kurz angerissen und auf die sich darin manifestierende gesellschaftliche bedingtheit hingewiesen. und bei der weiteren arbeit an den fortsetzungen zur psychopathie ist bei mir das gefühl immer stärker geworden, dass sich gerade in diesem begriff etliches widersprüchliche, paradoxe und auch gefährliche bündelt, was mit den themen hier untrennbar zusammengehört. und das möchte ich ein wenig aufdröseln.

einiges von diesen widersprüchen sowie der spezifischen geschichte der orthodoxen psychiatrie ist auch hier schon erwähnt worden:

"wer sich die geschichte der westlichen institutionalisierten psychiatrie genauer anschaut, besonders ihre traurigen und negativen "höhepunkte" bspw. in gestalt der militärpsychiatrie , der nationalsozialistischen "euthanasie"-aktion "T4" sowie der willigen (selbst-)instrumentalisierung zur durchsetzung genormter begriffe von gesundheit und krankheit und der stigmatisierung alles davon abweichenden (von therapeutischen methoden wie schockbehandlungen und psychopharmaka gar nicht erst zu reden), wird nicht umhin kommen, gegenüber diesem ganzen bereich eine gesunde skepsis zu entwickeln. ließe sich nun klipp und klar sagen, dass die diagnostischen konstruktionen und modelle dieser institution gänzlich an den haaren herbeigezogen wären, so würde das etliches sicherlich einfacher machen. jedoch: trotz der kenntnis all der zweifelhaften bis völlig abzulehnenden seiten der orthodoxen psychiatrie ist es imo nachweislich so, dass es viele der in den diagnostischen katalogen erfassten phänomene tatsächlich gibt. und bis auf weiteres sehe ich kein anderes instrumentarium - auch keine andere sprache - zur verfügung stehen als eben das, welches der psychiatrie entstammt."

in den letzten sätzen oben ist das grundsätzliche dilemma angesprochen, welches ich hier beim schreiben öfter verspüre - und es ist immer wieder ein balanceakt, das eine - die imo notwendige kritik und bearbeitung eskalierender sozialer pathologischer prozesse mithilfe bestimmter psychiatrischer und psychologischer modelle - mit dem anderen - die gerade erwähnten wissenschaften auch als teil der kritisierten prozesse zu begreifen - zu verbinden. das wird mir von beitrag zu beitrag mal besser, mal schlechter gelingen. und falls Sie bisher im blog diesbezgl. ein ungleichgewicht wahrnehmen sollten, so liegt das auch daran, dass ich immer noch zu einem großen teil damit beschäftigt, die verschiedenen diagnostischen modelle primär zu den bereichen autismus, persönlichkeitsstörungen und trauma hier kommentiert und komprimiert mitsamt bestimmten implikationen darzustellen. und auch aus gründen des schieren umfangs kommt sehr wahrscheinlich das, was allgemein als psychiatriekritik verstanden wird, hier bisher etwas zu kurz. das thema psychopathie bietet aber nun die gelegenheit, sowohl psychiatriekritik als auch kritik an dieser in einer - wie ich hoffe - nachvollziehbaren form darzustellen.

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wie oben schon erwähnt, ist dabei die nazi-"euthanasie"-aktion-"t4" sowohl für die geschichte des psychopathie-begriffes entscheidend, als auch als absolute bankrotterklärung der orthodoxen psychiatrie in deutschland anzusehen. wer sich damit genauer beschäftigen will - z.b. auch mit der wenig bekannten bzw. verdrängten tatsache, dass sich die ersten gaskammern allesamt im kerngebiet des damaligen "deutschen reiches" befunden haben - in hessen, württemberg, brandenburg, sachsen... - sei auf das vielfältige material im netz verwiesen, gerade auch von lokal arbeitenden und forschenden initiativen und historikerInnen an den damaligen und heutigen psychiatrischen standorten. für einen allgemeinen und zusammenfassenden eindruck möchte ich ohne einschränkungen die bedrückenden, detaillierten und materialreichen arbeiten von ernst klee empfehlen, dessen standardwerk zur "euthanasie" ich ab jetzt auch in der literaturliste führen werde.


während sowohl im verlauf von "t4" als auch in der nach beendigung dieser aktion startenden phase der sog "wilden euthanasie" die verantwortlichen bürokraten und psychiater mitsamt ihren institutionen dazu neigten, die kriterien für die "euthanasie" immer "großzügiger" zu gestalten (was recht schnell auch zur einbeziehung von bspw. körperlich schwerkranken [tuberkolose, krebs u.a.], einfach alten menschen und auch kriegstraumatisierten zivil- und militärpersonen führte), so blieb doch ein zentrales kriterium der mörder für ihre definition von "lebensunwert" formal und auch real immer an erster stelle: die arbeitsfähigkeit und produktivität der potentiellen opfer entschied in den weitaus meisten fällen tatsächlich über leben und tod.

"Erste Forschungsergebnisse zu den Berliner Krankenakten vermitteln einen Eindruck vom Spektrum der Patienten, die der Euthanasie zum Opfer fielen. In einer Pilotstudie wurden 185 Akten auf 50 verschiedene Charakteristika untersucht.
Die meisten Patienten waren mehr als zwei Jahre in Anstaltsbehandlung und trugen die Diagnosen Schizophrenie, "Schwachsinn" oder Epilepsie; etwa ein Drittel wurde in den Akten als pflegeaufwendig und nicht arbeitsfähig bewertet.

Knapp die Hälfte der Patienten verrichtete so genannte mechanische Arbeiten, z. B. Rosshaarzupfen. Sie galten im Sinne der Leistungsanforderungen der NS-Volksgemeinschaft nicht als produktiv und wurden so zur Vernichtung freigegeben."


ich habe selbst während meiner beruflichen tätigkeit gelegenheit zu einblicken in diverse originaldokumente aus dieser zeit gehabt - nicht nur in krankenakten, sondern auch in briefe von patientInnen, angehörigen und beteiligten institutionen. und die rücksichtslosigkeit und brutalität, mit der die mörder vorgegangen sind, ist in vieler hinsicht durchaus zu vergleichen mit dem terror, den teils das gleiche personal nur kurze zeit nach "t4" während der shoa praktizieren würde. weshalb auch "t4" in der historischen forschung heute oft und imo berechtigt als eine art "testlauf" für die shoa angesehen wird.

wobei bei letzterer eben das kriterium "arbeitsfähigkeit" zwar auch eine, aber nicht die entscheidende rolle spielte - hier war der pure vernichtungswille ausschlaggebend. wobei ähnliches bei der sich abzeichnenden ausweitung der "euthanasie" auf alle, die aus damaliger medizinischer perspektive in irgendeiner hinsicht als schwer bis unheilbar krank galten, zu sehen ist. die funktionsfähigkeit> innerhalb der "volksgemeinschaft" wäre bei einer geplanten, aber bis kriegsende niemals zustande gekommenen gesetzlichen verankerung der "euthanasie" so ziemlich das entscheidende kriterium für die entscheidung über staatlichen mord oder staatliche "gnade" geworden - gegenüber den eigenen "volksgenossen".

wie die selektion dann auf papier und formal aussah, zeigt der folgende meldebogen aus der aktion "t4":

Meldebogen der sog. "T4"-Mordaktion

der hinweis "nutzlose existenz" unten rechts ist vom ausfüllenden psychiater (und direktor der anstalt in bremen), dr. w. kaldewey, handschriftlich angefügt worden - unter den damaligen bedingungen das sichere todesurteil (kaldewey saß auch für eine kurze zeit in den "t4"-gutachterkommissionen, die lediglich nach aktenlage "begutachteten".)

nun ist eine bestimmte art von "funktionsfähigkeit" ja auch immer wieder thema hier im blog - die "funktionsfähigkeit", die sich in mehr oder weniger reibungsloser anpassung und kompatibilität gerade mit anonymen, mechanischen, bürokratischen und auch mörderischen institutionellen apparaten ausdrückt. was hier wiederum früher bereits als ein schwerwiegendes indiz auf die dominanz des objektivistischen modus bei einem menschen skizziert worden ist. und auch bezgl der sehr wahrscheinlichen psychopathologie hitlers drängt sich zu dieser ganzen geschichte eine frage besonders auf:

waren (und sind) diejenigen, die ihre definitionen von "leistungs- und arbeitsfähigkeit", "lebensunwert" etc. als trennlinie benutzten, um die von ihnen so definierten "asozialen", "psychopathen", "gemeinschaftsunfähigen" etc. auszuselektieren, tatsächlich die weitaus gefährlicheren ver-rückten? lässt sich die these aufstellen, dass bei ihnen zumindest z.t. auch schlichte projektion bei der auswahl der opfer beteiligt war? neben einer hemmungslosen bereitschaft zur unterwerfung unter angemaßte autoritäten, die sich als impliziter selbstverrat bzw. als unfähigkeit, sich selbst als eigene persönlichkeit überhaupt wahrzunehmen, darstellt? empathielosigkeit und extrem verdinglichende wahrnehmung jedenfalls sind eigenschaften, die wir den tätern mit berechtigung attestieren dürfen - und wenn ein technokrat wie der oben erwähnte k. (ich kenne einiges, auch nicht öffentlich zugängliches, biographische material zu und von ihm, welches ich hier leider nicht vorstellen kann) die todeskandidatin als autistisch beschreibt, so scheint mir das eine bitterböse ironie zu sein - k. lässt sich durchaus selbst als eine, allerdings wesentlich bösartigere, zumindest funktionell autistische person begreifen - und das lässt sich nicht nur bei ihm als starker verdacht formulieren.

in früheren beiträgen wurde hier ja schon auf das modell von zwei qualitativ unterschiedlichen formen psychotischer weltwahrnehmung verwiesen, welches mit teils unterschiedlichen begründungen und auch unterschiedlicher terminologie bspw. bei theweleit, mertz und arno gruen als these zu finden ist. wobei nur eine dieser formen - diejenige, die offensichtlich gegen die "objektiven realitätskriterien" z.b. mittels halluzinationen verstößt - von der etablierten psychiatrie und psychologie als psychose benannt wird. während sich die andere eben u.a. durch funktionsfähigkeit und simulierte emotionalität, in krasser form als völlig simulierte lebendigkeit, auszeichnet. und mit diesem ansatz im hinterkopf spricht also einiges dafür, die nazi-"euthanasie" auch unter solchen aspekten zu begreifen. die tatsache, dass während "t4" auch z.b. offensichtlich gewalttätige und als psychopathisch bezeichnete vergewaltiger in die vernichtungsmaschinerie gerieten, spricht nicht gegen diese these - wenn die gesetze im nationalsozialismus zum großen teil selbst soziopathischen charakter hatten und auch von entsprechenden leuten entworfen und umgesetzt wurden, so gilt das, was ich früher bereits einmal zitiert hatte - wieder der herr mertz, auf s.225:

„Das geschriebene Gesetz ist ohnehin nur ein prothetisches Surrogat, als solches kann es das antisoziale Phänomen in (...) relevanter Weise nicht definieren. Das reale antisoziale Phänomen setzt beim authentischen Defekt oder Defizit an und muß keineswegs die Grenzen des geschriebenen Gesetzes übertreten. Reale Antisozialität kann sogar die geschriebenen bzw. praktizierten Gesetze dahingehend verändern, daß gewisse extrem antisoziale Aktionen zur Norm erklärt werden und eindeutig (authentisch) prosoziale Aktionen als Verbrechen erscheinen.“

anders: dass eben die nazis auch personen ermordeten, die nach den heute geltenden (und imo unzureichenden) psychiatrischen kriterien bspw. in den forensischen kliniken sitzen und ebenfalls teils als soziopathen betrachtet werden, lässt sich vor dem damaligen hintergrund als mehr oder weniger beliebiger zufall deswegen betrachten, weil gleichzeitig das staatlich organisierte und angeordnete morden und vergewaltigen seitens der ss, wehrmacht, gestapo u.a. nicht nur als gewünscht, sondern als "historische notwendigkeit" galt - und derart real extrem antisoziales verhalten in den rang einer quasi naturgesetzlichkeit erhoben wurde. konnte sich also ein vergewaltiger entsprechend beherrschen, so hatte er prinzipiell alle chancen, beim ausagieren seiner verdinglichenden gewalt nicht nur straffrei, sondern noch belobigt davonzukommen - sofern er auf einige situationsbedingte gegebenheiten achtete. einer derart beschaffenen staatlichen struktur ist es prinzipiell gleichgültig, ob sich jemand real antisozial verhält - es kommt mehr auf form und zeitpunkt an und darauf, dass der anschein gewahrt bleibt und die macht prinzipiell anerkannt wird - das scheint dann u.a. durch die gewährte freiheit zum individuellen soziopathischen ausagieren im staatlichen interesse honoriert zu werden.

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ich glaube, es sollte jetzt etwas klarer geworden sein, wie ich psychophysische störungen in ihren möglichen schweren ausprägungen grundsätzlich verstehe. und welche davon ich insgesamt als eindeutig bösartiger und destruktiver ansehe. beim anblich der heutigen realität allerdings fürchte ich, dass sich ganz grundsätzlich nichts geändert hat, was die prägenden strukturen unser gesellschaft anbelangt - so hätten bspw. die parasitenvergleiche aus dem letzten jahr ohne weiteres den beifall jedes um die "volksgesundheit" besorgten soziopathen im ns gefunden. ebenso möchte ich nicht unbedingt wirklich erfahren, in wievielen heutigen köpfen und körpern gefühle und gedanken von der "nutzlosen existenz" herumspuken - natürlich hinsichtlich fremden lebens, aber im kern auch bezgl. des eigenen.

was wir aber - als hoffentlich psychophysisch relativ gesunde menschen - im gegensatz bspw. zu den real antisozialen, wahrnehmungsgeschädigten und im schlechtesten sinne des wortes grenzenlosen nazis als eine ganz essentielle maxime für jedes handeln festschreiben können, steht ganz am anfang dieses beitrags. das schließt berechtigten und situationsangemessenen hass und auch notwendige aggressionen gegenüber tödlichen grenzverletzungen nicht aus - aber es fixiert eine grundsätzliche und elementare wahrnehmung, die zu verbreitern und zu verankern imo zu den essentials jeder emanzipatorischen bewegung gehören muss.
sansculotte (Gast) - 13. Mär, 22:23

Hallo Mo,

ich möchte nur einen ersten, spontanen Gedanken zu deinem Artikel formulieren: die Antipsychiatrie (und hier besonders Cooper) betont ja immer wieder, dass die Psychiatrie selbst die raffinierteste Form von persönlicher Abwehr, die je in der Auseinandersetzung mit psychischem Leid ersonnen und ausgearbeitet werden konnte, darstellt. Schon das Instrument der Diagnose wirft die Maschine des objektivistischen Modus an, die Diagnose ist initiales Merkmal des distanzierten und sich distanzierenden objektivistischen Modus. Die Psychiatrie zieht sich in einen Turm komplexer Theorie zurück, der hauptsächlich dazu dient, die Sicherheit der Leute, die sie praktizieren, zu gewährleisten. Man könnte meinen, dass es für die Aufrechterhaltung der Impulskontrolle der Psychiatriepraktizierenden von elementarer Bedeutung ist, den Kranken mit einem ausgefeiltem diagnostischen Instrumentarium zum Objekt zu degradieren, so eine sichere Distanz zu setzen und sich hinter einen enormen Menge an Theorie zu verschanzen.

Mein persönlicher Eindruck von Psychatrie Praktizierenden, meine Wahrnehmung ihrer oft auffälligen, fast hölzernen Reserviertheit und ihres Mangels an Spontaneität und Empathie, bestärkt den Verdacht, dass das Theoriengebäude der Psychiatrie nichts anderes ist als der vielleicht elaborierteste Abwehrmechanismus auf dem Gebiet der Rationalisierung.

Im übrigen fiel mir zur vernichtenden Klassifikation in "arbeitsfähig - arbeitsunfähig" noch ein, dass sich ja auch der mE sehr reduzierte Gesundheitsbegriff der im Grunde humanistisch ausgerichteten Tiefenpsychologie und Psychoanalyse seit Freud an dem Kriterium der "Arbeitsfähigkeit" orientiert.

Zuletzt: war es beabsichtigt, dass Du im Schlussteil zur Charakterisierung der malignen psychophysischen Störung den Begriff "Soziopath" heranziehst? Da besteht mE ein klarer Unterschied zu dem aus der klassischen psychiatrischen Diagnostik entlehnten Begriff des "Psychopathen", den Du eingangs problematisiert hattest. Wäre eine Möglichkeit, hier einen konsequenten Begriff für die zu Recht von Dir als bösartiger bezeichnete Störung, die sich eben durch soziale Simulation auszeichnet und hinter gelungener Impulskontrolle maskiert, zu etablieren.

mit freundlichem, s

monoma - 13. Mär, 23:48

hallo sansculotte,

gerade kurz ebenso spontane gedanken zurück:

deiner beobachtung hinsichtlich der strukturellen verhältnisse stimme ich zu, wobei ich hier auch eine - hm, dialektik? am werk sehe: das agieren im objektivistischen modus kann ebensogut eine im prinzip gesunde reaktion auf jemanden sein, der mir bereits von anfang an so begegnet - wäre eine echt simulative beziehung, dürfte aber inzwischen nicht nur in der psychiatrie sehr verbreitet sein - letztere weigert sich allerdings beharrlich (zum größten teil jedenfalls), eine derartige möglichkeit auch nur in erwägung zu ziehen.

mir fällt dabei auch die vielfach schon von psychiatern ausgesprochene vermutung (die sich teils auch belegen lässt) ein, dass zb. im borderlinetherapiebereich überdurchschnittlich viele selbst bl-betroffene therapeutInnen unterwegs sind - m. linehan bspw. hat wohl erfahrungen mit svv.

ich kenne aus persönlicher erfahrung allerdings auch innerhalb der orthodoxen psychiatrie andere leute, die bespw. in den 1980er jahren hier vor ort sehr energisch imo sehr sinnvolle reformen im verkrusteten apparat angeschoben haben - und die ich auch für integer halte. leider kommen die alle nach und nach in den ruhestand.

mit der arbeitsfähigkeit hast du recht, das ist bisher eine ewige und fatale plage - und ich kann das argument "sachzwang" gerade von psychotherapeutischer seite auch nicht mehr hören.

zum soziopathiebegriff demnächst mehr *seufz* mir schwant schon wieder, dass ich eher "antisozial" hätte benutzen sollen...

viele grüße
mo
monoma - 15. Mär, 14:53

begriffe und definitionen

"Zuletzt: war es beabsichtigt, dass Du im Schlussteil zur Charakterisierung der malignen psychophysischen Störung den Begriff "Soziopath" heranziehst? Da besteht mE ein klarer Unterschied zu dem aus der klassischen psychiatrischen Diagnostik entlehnten Begriff des "Psychopathen", den Du eingangs problematisiert hattest."

yo...die soziopathie wird ja "offiziell" als synonym für die antisoziale ps genutzt, als ersatz für die psychopathie - während aber eben psychopathie.forscher wie robert hare auf eine nötige eigenständigkeit des psychopathie-begriffs hinweisen und das mit aegumenten begründen, die ich z.t. nachvollziehen kann (darüber wird noch ausführlicher zu lesen und reden sein). das ich dabei auch am modifizierten psychopathie-begriff einiges zu kritiseiren habe, ist eine andere baustelle.

bezgl. des obigen artikels: einige der täter lassen sich imo durchaus in dieser speziellen art und weise als soziopathisch begreifen. antisozial hingegen haben alle gehandelt, und da sehe ich dann deine nächste anmerkung:

"Wäre eine Möglichkeit, hier einen konsequenten Begriff für die zu Recht von Dir als bösartiger bezeichnete Störung, die sich eben durch soziale Simulation auszeichnet und hinter gelungener Impulskontrolle maskiert, zu etablieren."

tja. das ist eine echte herausforderung, zumal sich eine solche begrifflichkeit niemals in den "offiziellen" diskursen wiederfinden wird (bisher jedenfalls), da diese diskurse diese besondere art von störung - oder sogar des seins - weder als gedanken noch als möglichkeit überhaupt enthalten - die mir bekannten (und ignorierten) ausnahmen sind hier im blog genannt.

gruen arbeitet mit dem begriff des psychopathen, betont allerdings seine definitorischen unterschiede zum orthodoxen psychopathie-begriff und beschreibt letztlich auch eine als-ob-persönlichkeitsstruktur, vermutet aber hinter der ein völlig verstümmeltes selbst.

mertz benennt borderline und psychopathie als synonyme, was imo selbst dann nicht zulässig ist, wenn die psychopathie als synonym der antisozialen ps begriffen wird. und mit den hier teils schon angedeuteten neueren forschungen zur neurophysiologie der "echten" psycho-/soziopathie wird seine gleichsetzung erstmal völlig unhaltbar - hinsichtlich der theorie. praktisch können sich aber bl-menschen durchaus antisozial und auch wie soziopathen verhalten.

aber, und das finde ich bisher persönlich am sinnvollsten: er präzisiert den begriff der als-ob-person, geht aber dabei über gruen hinaus und von einem nicht vorhandenen authentischen (beziehungsfähigen) selbst aus und schlägt die brücke hin zum autismus - simulationsfähiger autismus trifft es bisher am besten, nur verlangt das eben auch eine erweiterung des autismus-begriffs. und um die untersuchung dieser forderung machen sowohl psychiatrie wie psychologie in ihrer großen mehrheit einen bogen, jedenfalls ist mir bisher nichts entsprechendes bekannt.

theweleits begriff des "nicht-zuende-geborenen" hat zwar ähnlich wie das "als-ob" eine art von romantisierendem unterton, der imo auch etwas tragisch-zutreffendes transportiert, ist mir aber letztlich auch zu verharmlosend. hm. ich bin mir einfach unschlüssig. aber die tendenz geht zum simulationsfähigen autisten als vorläufig treffendstem ausdruck.
sansculotte (Gast) - 15. Mär, 17:00

Thx

Wünschenswert wäre es, wenn die Psychiatrie ihre Nosologie selbst mal auf die Reihe bekäme. Das ist allerdings nach der derzeitigen Interessenslage, nach der die Pharmaforschung für jede neu entwickelte Droge auch eine neue Krankheit benötigt und jeder in der Forschung publizierende Mediziner mindestens einmal in seinem Leben eine psychopathologische Auffälligkeit "entdeckt" haben muss, nicht absehbar.

Vielen Dank für Deine ausführliche und hilfreiche Erläuterung zu dem Thema "Diagnostik". Ich dachte zunächst, "Soziopath" würde die von Dir beschriebene Störung einigermaßen treffen. Aber Du weist völlig richtig darauf hin, dass ein ganz entscheidender Unterschied zu der "dissoziativen Persönlichkeitsstörung" (wie es gemäß ICD-10 dzt. heißt) besteht: in der Symptomdiagnose der "antisozialen Persönlichkeit" fehlt die Neigung und Tendenz (oder soll man es bewundernd "Fähigkeit" nennen) zur Simulation einer sozialen Persönlichkeit. ( Mir drängt sich in Anlehnung an die "maskierte Depression" dabei die Beschreibung "maskierte Soziopathie" auf). Außerdem wird für die "dissoziative Persönlichkeitsstörung" ausdrücklich erwähnt: "Es besteht eine geringe Frustrationstoleranz und eine niedrige Schwelle für aggressives, auch gewalttätiges Verhalten". Das trifft mE auf die "Psychopathen im Nadelstreif" zwar auch zu, mit dem Unterschied aber, dass der simulationsfähige Soziopath im entscheidenden Moment noch genug Impulskontrolle besitzt, um die Simulation aufrechtzuerhalten. Erst in einem gesellschaftlich erlaubten (wenn nicht erwünschten) Kontext werden diese aggressiven und gewalttätigen Impulse ausagiert.

"Borderline" trifft die von Dir beschriebene Persönlichkeit mE nicht, dazu fehlt das selbstschädigende Verhalten. Autismus ist wiederum ein weites Feld. Als ob man wüsste, dass sich das, was momentan unter Autismus firmiert, weder eindeutig symptomatisch, noch ätiologisch diagnostizieren lässt, hat man es eben unter "Entwicklungsstörungen" (ab F80) eingereiht. Und damit ist eigentlich alles gesagt: das einzige, was die verschiedenen Formen von Autismus verbindet, ist die Tatsache, dass der Autist eben schon in der Kindheit und Jugend "auffällt". Auf die Ätiologie wird in der Beschreibung der "stärkeren Form", des frühkindlichen oder Kanner-Autismus, noch nicht einmal eingegangen. Ob eine anlagebedingte oder umweltinduzierte hirnorganische Störung vorliegt ist weder bekannt, noch scheint es von Interesse zu sein. Bei der "milderen Form", dem Asperger, findet sich wenigstens eine ausführliche Beschreibung des Krankheitsverlaufs, die auf die sozialen Wechselwirkungen und Implikationen hinweist. Allerdings gelten viele "maskierte Soziopathen" (ich nenn's für mich mal so) als kontaktoffen und sozial interaktionsfähig, was für Autisten definitiv nicht zutrifft.

Im übrigen wird die für Europa geltende ICD-10 jedes Jahr erweitert und hat ein bisschen was von einem Schimpfwortkompendium für Psychoprofis. Fast könnte man schmunzeln, wenn man Beschreibungen wie "unreif", "exzentrisch" und "haltlos" liest, verwiese das nicht schon wieder darauf, dass die Psychiatrie eben das ist, was sie ist: eine subtile Form der Abwehr.

Gemäß Foucault schaffen sich die Institutionen den Gegenstand, der ihr Bestehen rechtfertigt, selbst. Das mag überzeichnet sein. Die außerordentlich komplexe, aber letztlich doch wirkungslose psychiatrische Diagnostik weist aber darauf hin, dass hier versucht wird, etwas "unter Kontrolle" oder "in den Griff" zu bekommen, wobei dieser Prozess allerdings nicht zu einem Abschluss gebracht werden kann (darf). Es ist so, als wären bestimmte dafür disponierte Leute darauf angewiesen, dass die Diagnostik stets "weiterentwickelt" wird und das "Herumdeuteln" ständig weitergeht. Wer angesichts des oben Ausgeführten jetzt ein bisschen schmunzelt, hat wahrscheinlich nicht unrecht.

Zwei abschließende Bemerkungen noch: es ist wichtig, auf die Dialektik zwischen Gesellschaft und Krankheit hinzuweisen; so kann in einer kranken Gesellschaft der Versuch der Selbstheilung als "krankhaft" auffallen, während die zugrundeliegende Pathologie folgerichtig (weil gesellschaftlich "eingebettet") die längste Zeit nicht erkannt wird. Wie Lichtenberg schon sagte: "Was jedermann für ausgemacht hält, verdient es am meisten, untersucht zu werden." Zum Zweiten ist es wichtig, immer wieder deutlich zu machen, dass eine Krankheit, ein Leiden niemals nur psychisch sein kann, sondern immer nur psychophysisch beschreibbar ist. Das Gehirn hängt nicht im luftleeren Raum. Es ist nur ein Knoten unter vielen in den neuronalen und endokrinen Regelsystemen des Körpers. Gerade hinsichtlich der Therapiemöglichkeiten sollte man das nicht vergessen.

Und: fein, dass dieses blog immer wieder daran erinnert.

schöne grüße, s
monoma - 15. Mär, 20:41

re:

hallo sansculotte,

das gibt mir wiederum gelegenheit für ein paar weitere gedanken.

"Wünschenswert wäre es, wenn die Psychiatrie ihre Nosologie selbst mal auf die Reihe bekäme. Das ist allerdings nach der derzeitigen Interessenslage, nach der die Pharmaforschung für jede neu entwickelte Droge auch eine neue Krankheit benötigt und jeder in der Forschung publizierende Mediziner mindestens einmal in seinem Leben eine psychopathologische Auffälligkeit "entdeckt" haben muss, nicht absehbar."

das stimmt, wobei ich den aspekt des einflusses der pharmaindustrie hier gar nicht weiter thematisieren kann - würde einfach ein neues blog erfordern.
allerdings ist sind die sprachlich-diagnostischen psychiatrischen verwirrungen treuer begleiter seit dem beginn der psychiatrie - wobei so schöne namen wie "erotomanie" (für sich sexuell "unschicklich" benehmende frauen) aus dem 19. jahrhundert nur ein beleg sind.

"Vielen Dank für Deine ausführliche und hilfreiche Erläuterung zu dem Thema "Diagnostik". Ich dachte zunächst, "Soziopath" würde die von Dir beschriebene Störung einigermaßen treffen. Aber Du weist völlig richtig darauf hin, dass ein ganz entscheidender Unterschied zu der "dissoziativen Persönlichkeitsstörung" (wie es gemäß ICD-10 dzt. heißt)"

nur kurz eine sachliche korrektur: du meinst hier wahrscheinlich die dissoziale ps - die dissoziative war früher die multiple ps. aber bei diesen beiden wörtern haben sich schon viele verfranst.

"besteht: in der Symptomdiagnose der "antisozialen Persönlichkeit" fehlt die Neigung und Tendenz (oder soll man es bewundernd "Fähigkeit" nennen) zur Simulation einer sozialen Persönlichkeit. ( Mir drängt sich in Anlehnung an die "maskierte Depression" dabei die Beschreibung "maskierte Soziopathie" auf). Außerdem wird für die "dissoziative Persönlichkeitsstörung" ausdrücklich erwähnt: "Es besteht eine geringe Frustrationstoleranz und eine niedrige Schwelle für aggressives, auch gewalttätiges Verhalten". Das trifft mE auf die "Psychopathen im Nadelstreif" zwar auch zu, mit dem Unterschied aber, dass der simulationsfähige Soziopath im entscheidenden Moment noch genug Impulskontrolle besitzt, um die Simulation aufrechtzuerhalten. Erst in einem gesellschaftlich erlaubten (wenn nicht erwünschten) Kontext werden diese aggressiven und gewalttätigen Impulse ausagiert."

yep. dazu kommt der im beitrag bereits als faktisches non-kriterium genannte und zu wertende aspekt auf geltende gesetze - das finde ich im dsm-IV sogar noch penetranter und auch verzerrender.

"Borderline" trifft die von Dir beschriebene Persönlichkeit mE nicht, dazu fehlt das selbstschädigende Verhalten."

hier möchte ich einhaken: svv (ohne jetzt im weitesten sinne ebenso selbstschädigende verhaltensweisen wie zb. drogenabusus einzubeziehen) ist kein "muss" bei borderline - und das wird nicht nur bei mertz konstatiert, sondern auch bspw. c. rohde-dachser mit ihrer skizzierung des blanden borderlinesyndroms gehört dazu - und sie stellt imo korrekt fest, dass sie selbst bl-menschen in der therapie hatte, die fast ohne die offenen symptome aus den katalogen gelebt haben, trotzdem massiv schwierigkeiten in der selbst- und fremdwahrnehmung innerhalb sozialer beziehungen hatten - und in krisenmomenten dann durchaus positivistische symptome gemäß den katalogen entwickeln. mertz baut seine argumentation eigentlich auf dem blanden borderlinesyndrom auf - ich möchte dir das buch nochmal empfehlen, falls du es noch nicht gelesen haben solltest (vielleicht erinnerst du dich diesbezgl. auch an eine mail vor einiger zeit).

"Autismus ist wiederum ein weites Feld. Als ob man wüsste, dass sich das, was momentan unter Autismus firmiert, weder eindeutig symptomatisch, noch ätiologisch diagnostizieren lässt, hat man es eben unter "Entwicklungsstörungen" (ab F80) eingereiht. Und damit ist eigentlich alles gesagt: das einzige, was die verschiedenen Formen von Autismus verbindet, ist die Tatsache, dass der Autist eben schon in der Kindheit und Jugend "auffällt". Auf die Ätiologie wird in der Beschreibung der "stärkeren Form", des frühkindlichen oder Kanner-Autismus, noch nicht einmal eingegangen. Ob eine anlagebedingte oder umweltinduzierte hirnorganische Störung vorliegt ist weder bekannt, noch scheint es von Interesse zu sein. Bei der "milderen Form", dem Asperger, findet sich wenigstens eine ausführliche Beschreibung des Krankheitsverlaufs, die auf die sozialen Wechselwirkungen und Implikationen hinweist. Allerdings gelten viele "maskierte Soziopathen" (ich nenn's für mich mal so) als kontaktoffen und sozial interaktionsfähig, was für Autisten definitiv nicht zutrifft."

ja. der autismus-begriff ist offensichtlich genauso umstritten wie die persönlichkeitsstörungen. aber das dürfte mindestens z.t. auch an etlichen mängeln der entsprechenden theorien liegen.

zum letzten satz: die beobachtung stimmt einerseits, weil "klassische" autisten als nicht simulationsfähig gelten - andererseits aber bedeutet simulationsfähigkeit eben nicht automatisch beziehungsfähigkeit - bei soziopathen, als-ob-persönlichkeiten und eventuell anderen wird ja eben die weitgehend bis völlig fehlende beziehungsfähigkeit (was imo das entscheidende kriterium für autismus sein sollte) durch beziehungssimulationen im extremfall perfekt verdeckt - und wenn außer diesen simulationen, die tiefgehend und weitreichend sein und sogar die betroffenen selbst überzeugen können (weil sie nichts anderes kennen), nicht anderes mehr da ist - lässt sich dann nicht berechtigt eine form von autismus vermuten? ich finde diesen gedanken plausibel.

als modell: für diese simulationen ist der objektivistische modus als werkzeug zuständig - in einer monopolposition, um die durch welche ursachen (gewalt kann eine sein) auch immer ausgefallenen psychophysischen funktionen, die für echte soziale beziehungen notwendig sind, zu kompensieren.

"Im übrigen wird die für Europa geltende ICD-10 jedes Jahr erweitert und hat ein bisschen was von einem Schimpfwortkompendium für Psychoprofis. Fast könnte man schmunzeln, wenn man Beschreibungen wie "unreif", "exzentrisch" und "haltlos" liest, verwiese das nicht schon wieder darauf, dass die Psychiatrie eben das ist, was sie ist: eine subtile Form der Abwehr."

sie hat auf jeden fall einen starken anteil davon, ich stimme zu. aber wie im posting weiter oben schon gesagt: ich würde nicht alle psychiaterInnen in bausch und bogen verdammen.
(und die klassifikationen sind nicht nur im psychiatrischen bereich teils echt lustig - während meiner ausbildung gab´s beim unterricht zu geschichte und struktur der icd auch immer wieder die rubrik "lachen mit den klassifikationen" - gibt da ein paar schöne ärztliche glossen zu, muss ich nochmal nachsehen :-)

"Gemäß Foucault schaffen sich die Institutionen den Gegenstand, der ihr Bestehen rechtfertigt, selbst. Das mag überzeichnet sein. Die außerordentlich komplexe, aber letztlich doch wirkungslose psychiatrische Diagnostik weist aber darauf hin, dass hier versucht wird, etwas "unter Kontrolle" oder "in den Griff" zu bekommen, wobei dieser Prozess allerdings nicht zu einem Abschluss gebracht werden kann (darf)."

hm, wenn du nicht selbst "überzeichnet" geschrieben hättest, würde ich jetzt herumnörgeln :-)
foucault finde ich so eine sache - ich kenne bei weitem nicht alles von ihm, finde speziell in der "mikrophysik der macht" einiges überlegenswert - aber ich finde etliche gedanken, wie den oben, zu - hm, totalitär. das sich die psychiatrie mit etwas realem beschäftigt, ist für mich nicht zu hinterfragen - aber wie sie das tut, und welche schlüsse, konsequenzen und behandlungsmethoden sie entwickelt, um so mehr. es lassen sich auch deutlich kulmunationspunkte von irrtümern und fehlschlüssen benennen, die aber teils nachvollziehbar sind in dem sinne, dass sie die fehlschlüsse verständlich machen (so ist imo die entdeckung, dass es sich bei der "progressiven paralyse" um eine spätform der syphillis handelte, mithin um eine durch identifizierbare erreger ausgelöste schwere psychische störung, sehr stark mitverantwortlich für eine bis heute andauernde biologistische sichtweise in der psychiatrie - auch, wenn die ätiologie der prog. paralyse eigentlich völlig untypisch für psychische störungen ist. aber solche geschichten können unter bestimmten umständen eben ganze bereiche tief prägen).

"Es ist so, als wären bestimmte dafür disponierte Leute darauf angewiesen, dass die Diagnostik stets "weiterentwickelt" wird und das "Herumdeuteln" ständig weitergeht."

die institution erhält sich irgendwann selbst bzw. entwickelt ein starkes interesse daran, ja. aber wie eben schon gesagt, bedeutet das imo nicht, dass es den inhaltlichen gegenstand der institution nur als konstrukt gibt.

"Zwei abschließende Bemerkungen noch: es ist wichtig, auf die Dialektik zwischen Gesellschaft und Krankheit hinzuweisen; so kann in einer kranken Gesellschaft der Versuch der Selbstheilung als "krankhaft" auffallen, während die zugrundeliegende Pathologie folgerichtig (weil gesellschaftlich "eingebettet") die längste Zeit nicht erkannt wird."

ja. das ist ein ganz wichtiger aspekt, der imo auch unbedingt weiter verbreitet gehört. mit den nötigen hinweisen auf daraus folgende mögliche konsequenzen.

"Zum Zweiten ist es wichtig, immer wieder deutlich zu machen, dass eine Krankheit, ein Leiden niemals nur psychisch sein kann, sondern immer nur psychophysisch beschreibbar ist. Das Gehirn hängt nicht im luftleeren Raum. Es ist nur ein Knoten unter vielen in den neuronalen und endokrinen Regelsystemen des Körpers. Gerade hinsichtlich der Therapiemöglichkeiten sollte man das nicht vergessen."

!

"Und: fein, dass dieses blog immer wieder daran erinnert."

:-)

(wobei es irgendwann darüber hinaus gehen muss - je mehr ich hier zusammentrage, desto schlechter wird ganz grundsätzlich mein gefühl zur heutigen realität. erwachen aus einer allgemeinen und sozial induzierten trance aufgrund mehr oder weniger großen traumatisierung? "möchtest du die blaue oder die rote pille?")
monoma - 15. Mär, 14:21

ich habe noch die quelle nachzutragen,

...aus der ich die abbildung des "t4"-meldebogens entnommen habe:

gerda engelbracht, "der tödliche schatten der psychiatrie. die bremer nervenklinik 1933 - 1945", donat verlag, bremen 2000, isbn 3931737187

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