kontext 32: "very important persons" dies- und jenseits der borderline (update)
die offensichtlich nicht nur metaphernhaft dem in verschiedenen formen und intensitäten auftretenden wahn verfallenen gesellschaftlichen "eliten" in politik, ökonomie, sport und dem sog. showbusiness - siehe auch hier - stellen mit ihrem handeln und in ihrem so-sein womöglich nur repräsentantInnen von zuständen dar, in denen sich eine mehrheit der bevölkerungen der westlich-kapitalistischen welt ständig befindet. wie anders lassen sich die mainstreamerfolge von offensichtlichen kunstfiguren wie paris hilton, britney spears oder auch angelina jolie plausibel erklären?
die beiden zuletzt genannten haben dabei in den vergangenen wochen für einige schlagzeilen gesorgt:
"Britney Spears ist in eine Entzugsklinik geflüchtet – und alle spekulieren darüber, was bloß in das einst so brave Mädchen gefahren sein mag. Ein Gerücht überschlägt das nächste: Hat sie sich die Haare nur abrasiert, weil sie Läuse hatte? Ist sie drogensüchtig? Einige meinen: Ihr „Zusammenbruch“ sei nichts weiter als ein Versuch, im Gespräch zu bleiben, gemäß Dieter Bohlens Popstar-Grundgesetz: Hauptsache, die Zeitung schreibt den Namen richtig.
„Das glaube ich nicht“, sagt Borwin Bandelow, Psychiater an der Universität Göttingen und Autor des Buchs „Celebrities“ (Rowohlt 2006), in dem er die Psyche von Stars wie Michael Jackson, Kurt Cobain und Marilyn Monroe zu ergründen versucht. Er meint: Nur wer einen kleinen Sprung in der Schüssel hat, schafft es im Showbusiness überhaupt an die Spitze. Britney Spears ist keine Ausnahme, sondern die Regel. Sich nicht immer ganz normal zu verhalten, gehört eben zur Normalität eines Superstars.
Die meisten Stars, behauptet der Psychiater Bandelow, werden nicht labil, weil sie nicht mit dem Druck fertig werden oder es nicht mehr aushalten, im Rampenlicht zu stehen. Nein, es ist vielmehr umgekehrt: Gerade Superstars haben von Anfang an einen Knacks. Das erst treibt sie zu Höchstleistungen – und in den Abgrund.
So sind fast alle wirklich Großen im Showgeschäft krankhaft selbstverliebt. „Narzisstisch“, wie es im Fachjargon heißt. „Kritiker haben mir immer Britney Spears als Gegenbeispiel vorgehalten“, sagt Bandelow. Da war endlich mal ein Star, der sich normal verhielt, geradezu brav, eine, die keinen Sex vor der Ehe haben wolle. „Dabei gibt es bei ihr Hinweise für eine Persönlichkeitsstörung, wie ihre Impulsivität und ihre Sucht.“
Typisch für Narzissten sei außerdem die „Zurschaustellung des Körpers“, bei Britney Spears in Form immer knapper werdender Klamotten; zuletzt ließ sie sich in Posen fotografieren, in denen mehr oder weniger klar zu erkennen war, dass sie keinen Slip trug. Anderes Beispiel: Robbie Williams, der kaum eine Gelegenheit auslässt, der Welt seinen nackten Oberkörper zu zeigen. Williams, zurzeit ebenfalls auf Entzug, meint: Wer kein Narzisst ist, wird auch kein Star."(...)
zu bandelows thesen bzw. seiner umstrittenen ferndiagnostik habe ich in einem der oben verlinkten beiträge schon meine meinung gesagt, und mir scheint eine weitere these von ihm zwar plausibel, aber zu kurz zu greifen:
(...)"Bei vielen komme jedoch noch ein Hang zur Selbstzerstörung hinzu, sagt Bandelow. Wenn alles seinen normalen Gang geht, fühlen sich diese Menschen nicht normal, sondern leer. Der Psychiater glaubt sogar, dieses Gefühl der Leere biochemisch dingfest machen zu können: Die Empfindlichkeit für körpereigene Opiate, „Endorphine“ genannt, sei bei diesen Menschen heruntergefahren. Das heißt, sie brauchen stärkere Erfolgserlebnisse um das gleiche Glück zu erfahren, was unsereins schon bei geringeren Anlässen erfährt. „Sie wechseln ihre Sexpartner häufiger, suchen Kicks in Form von Drogen, und sogar ihr Hang zur Selbstzerstörung lässt sich darauf zurückführen“, sagt Bandelow. Gerade Schmerzen nämlich bringen die Endorphine auf Trab: Auf diese Weise versucht der Körper, den Schmerz zu stillen. Britney Spears ließ sich, unmittelbar nachdem sie sich die Haare abrasiert hatte, tätowieren, was ebenfalls ein Versuch sei, „die fehlende Endorphin- Empfindlichkeit zu kompensieren“.(...)
damit sind wir dann bei einem speziellen aspekt des "selbstverletzenden verhaltens" gelandet, nämlich der durchaus realistischen möglichkeit eines sehr spezifischen suchtprozesses, der tatsächlich auf den körpereigenen endorphinen beruhen dürfte. das sollte allerdings nicht den blick für das vernebeln, was ich im basisbeitrag borderline skizziert habe: svv muss zunächst zwingend als symptom einer (selbst-)verdinglichenden körperwahrnehmung begriffen werden, in der der körper als objekt manipuliert wird, um bestimmte, als erleichternd empfundene psychophysische effekte hervorzurufen. das ein solches verhalten dann zusammen mit mehr oder weniger ausgeprägten identitätsstörungen auftritt - im weiteren verlauf des zitierten artikels bezgl. britney spears zu lesen - ist dann vor dem hintergrund der simulierten identitäten von öffentlichen personen, die mehrheitlich narzisstische und/oder borderline-merkmale aufweisen, nicht mehr groß erstaunlich.
*
während britney spears offensichtlich irgendwo in den eiertänzen mit ihren als-ob-identitäten die kontrolle verloren hat und auch nach den herrschenden kriterien von realitätstüchtigkeit aus der normalität zumindest partiell und behandlungsbedürftig herausgefallen ist (als letztes angeblich mit den diagnosen manisch-depressiv und bulimie, schafft eine entfernte kollegin von ihr diesen drahtseilakt bisher scheinbar mühelos und mit großem erfolg - und dabei ist angelina jolie eigentlich ein perfektes beispiel für eine frau mit zumindest borderlineartigen strukturen, die als gesellschaftlich extrem erfolgreich gelten muss (das folgende foto mit condoleezza rice ist für die art dieses erfolges, der ihr sogar einige türen bei den politischen "eliten" geöffnet hat, ein passendes symbol).
ich gebe zu, dass einer der anlässe für diesen beitrag jetzt in einer sammlung von selbstbeschreibungen seitens jolie aus den vergangenen jahren liegt, die ein namenloser autor zu einer art biographie verwurstet hat (zu den medialen wellen darum siehe auch das bildblog) - dabei bleibt aber unbestritten, dass diese zitate unwidersprochen existieren.
und was ist über jolie nun öffentlich bekannt?
zum praktizierten selbstverletzenden verhalten lassen sich hier originalaussagen von ihr (und nicht nur von ihr, nebenbei gesagt) finden. im verlinkten wiki-artikel dazu:
„Ich sammelte Messer und hatte immer bestimmte Dinge um mich. Aus irgendeinem Grund war das Ritual mich selbst zu schneiden und die Schmerzen zu spüren, vielleicht sich lebendig zu fühlen und ein Gefühl der Befreiung zu verspüren irgendwie therapeutisch für mich.“
das darf als durchaus repräsentativ für svv-praktizierende angesehen werden. das sie in jüngster zeit angegeben hat, dass die geburt ihres sohnes - und die damit verbundene mutterrolle - sie sowohl vom svv als auch von zeitweiligen suizidalen anwandlungen abgebracht hätte, ist meiner meinung durchaus eine zwiespältige sache - der mythos des heilenden effektes eines eigenen kindes für psychophysisch beeinträchtigte frauen spukt bis heute selbst in vielen köpfen sog. professioneller helfer, mit teils desaströsen folgen für die jeweiligen kinder, die in so einer konstellation immer in gefahr sind, als mittel zum zweck benutzt zu werden.
ihre tattoos sind schon fast legende (eines davon besteht in dem - lateinischen - spruch "was mich nährt, tötet mich") und sind damit womöglich eines der bekanntesten beispiele für das bereits früher thematisierte entsprechende kulturelle phänomen überhaupt.
lassen die beiden obigen merkmale schon aufhorchen - und sich zumindest als indizien in eine bestimmte richtung begreifen - so werden sie erst so richtig plausibel im zusammenhang mit den bekannt gewordenen vorlieben der jolie für sm-sex - nochmals aus dem wiki-artikel:
"„SM-Sex kann als Gewalt missverstanden werden. Es geht jedoch um Vertrauen. Ich mag es mit einer anderen Person meine Grenzen zu erweitern, sowohl emotional als auch sexuell. Dabei fühle ich mich am sexysten. Ich bin sowohl in devoten als auch dominanten Rollen gewesen, weil ich mehr möchte.“
auch das klingt durchaus bekannt, nämlich aus vielen öffentlichen stellungnahmen und - zumindest mir - auch privaten diskussionen zum thema sm. einfach eine weitere sexualpraktik halt, die nicht diskriminiert werden sollte - solange niemand zu schaden kommt und alle beteiligten frei entscheiden, was ist schon dabei? in einer aufgeklärten gesellschaft kann es doch nur heißen "anything goes".
von wegen. das thema sm wird hier irgendwann noch einmal gesondert besprochen, deshalb für den moment nur drei gedanken dazu: erstens bezweifle ich die freiwilligkeit bzw. freie wahl - wenn lust nur in einer position von unterwerfung und/oder beherrschung empfunden werden kann, sehe ich weit und breit keine freie entscheidung, sondern eine psychophysische determinierung.
zweitens - das ist allerdings mein persönlicher eindruck - finden sich sm-praktiken auffällig häufig bei bl-diagnostizierten menschen sowie - in kleinerem ausmaß - auch bei traumatisierten aufgrund sexualisierter gewalt. auch deshalb wäre ich vorsichtig, hier von "freier entscheidung" zu sprechen.
drittens aber: sm-sex ist eigentlich der fast perfekte ausdruck für verdinglichenden sex (dahinter käme als "perfekte" form nur noch die offene vergewaltigung, die allerdings berechtigt nicht mehr als sexualität begriffen werden kann und qualitativ etwas anderes ist). was das konkret bedeutet? in einer kultur, in der objektivierung und verdinglichung alltägliche praktiken darstellen, die uns bis in unsere innersten strukturen hinein prägen, besteht einfach eine enorm hohe wahrscheinlichkeit dafür, dass gerade einer der sensibelsten zwischenmenschlichen bereiche davon massiv beeinträchtigt wird - und sm stellt in meinen augen dafür ein klares indiz dar. zusätzlich kommt der aspekt, das hier auch ein geradezu typisches beispiel dafür vorliegt, wie sich machtstrukturen in menschen nicht mittels bloßer repression, sondern durch lust verankern und reproduzieren. und gerade das macht sie außerordentlich gefährlich.
meine deutliche kritik an sm will ich also nicht als moralistisches, womöglich noch kirchlich beeinflusstes reaktionäres unbd lustfeindliches gezeter verstanden wissen, sondern als versuch, einen der sozusagen tückischten tricks der macht kenntlich zu machen. genauer und mehr dazu aber wie gesagt in einem künftigen eigenen beitrag dazu.
zurück zu angelina jolie: all das obige zusammengenommen würde bei einer beliebigen anonymen frau - ohne geld, erfolg und daraus resultierender relativer machtstellung - vermutlich zu ganz anderen konsequenzen, wahrscheinlich sogar zu einer psychiatrischen behandlung, führen bzw. geführt haben. jolie erfüllt - oder hat zumindest erfüllt - gleich mehrere punkte der icd- und dsm-kriterien für borderline. die selbstverdinglichenden tendenzen sind unübersehbar, und dazu kommt noch die manipulation am eigenen körper durch ihre schönheits-op.
vor diesem hintergrund ist es auch keinesfalls zufällig, dass jolie für bl-betroffene junge frauen vielfach eine art vorbild darstellt - nicht zuletzt hat dazu ihre rolle in dem film durchgeknallt - girl, interrupted, zusammen mit der hauptdarstellerin winona ryder, der im film ausgerechnet ein borderline-syndrom diagnostiziert wird.
*
alle gerade aufgeführten aspekte gelten bei jolie nun nicht nur nicht als irgendwie bedenklich, sondern werden quasi spurlos aufgesogen von ihrer öffentlichen identität: als starke frau mit schauspielerischem talent, dazu ein - oder vielleicht sogar DAS - weltweite sexsymbol dieser zeit.. historisch vergleichbar in der wirkung, wenn auch mit einigen biographischen unterschieden, scheint nur noch marilyn monroe gewesen zu sein - auch die bekanntlich sehr borderline-verdächtig, und im gegensatz zu angelina jolie am ende auch öffentlich zutiefst unglücklich mit suchtsymptomen und suizidalen anwandlungen.
ich will nun weniger an jolie kritik üben - ihr politisches interesse und engagement kann ich ihr nach den zugänglichen informationen bisher nur abnehmen, und ihre biographie mit all den erwähnten destruktiven elementen ist keinesfalls einzigartig - als vielmehr an einer öffentlichkeit, deren stars vielfach züge von identitätsstörungen und objektivistischem wahn aufweisen. und diesen zustand als "normalität" mißzuverstehen, müssen wir uns dringend abgewöhnen.
*
edit am 27.03.: als das obige gestern schon eine weile geschrieben war, fiel mir eine zurückliegende diskussion bei che ein, in der es um ayn rand und ihre ideologie des objektivismus ging - und in derem verlauf ich damals auf einen text gestoßen bin, der u.a. die folgenden aussagen enthält:
(...)Es wird noch unheimlicher: Am 3. Oktober desselben Jahres trat Pitts damalige Noch-Nicht-Freundin Angelina Jolie in „Topic A“ auf, einer mittlerweile abgesetzten und von Tina Brown moderierten Sendung auf CNBC. Brown fragte Jolie, was sie in letzter Zeit so lesen würde. „Was ich gerade lese? Ich bin sehr mit Ayn Rand beschäftigt, ich habe also zuerst The Fountainhead und dann Atlas Shrugged gelesen“, antwortete Jolie. „Ich denke, dass sie eine sehr interessante Philosophie hat.“ Sie fügte hinzu: „Man bewertet sein eigenes Leben neu und das, was wichtig für einen ist.“(...)
so findet zusammen, was zusammen passt.
die beiden zuletzt genannten haben dabei in den vergangenen wochen für einige schlagzeilen gesorgt:
"Britney Spears ist in eine Entzugsklinik geflüchtet – und alle spekulieren darüber, was bloß in das einst so brave Mädchen gefahren sein mag. Ein Gerücht überschlägt das nächste: Hat sie sich die Haare nur abrasiert, weil sie Läuse hatte? Ist sie drogensüchtig? Einige meinen: Ihr „Zusammenbruch“ sei nichts weiter als ein Versuch, im Gespräch zu bleiben, gemäß Dieter Bohlens Popstar-Grundgesetz: Hauptsache, die Zeitung schreibt den Namen richtig.
„Das glaube ich nicht“, sagt Borwin Bandelow, Psychiater an der Universität Göttingen und Autor des Buchs „Celebrities“ (Rowohlt 2006), in dem er die Psyche von Stars wie Michael Jackson, Kurt Cobain und Marilyn Monroe zu ergründen versucht. Er meint: Nur wer einen kleinen Sprung in der Schüssel hat, schafft es im Showbusiness überhaupt an die Spitze. Britney Spears ist keine Ausnahme, sondern die Regel. Sich nicht immer ganz normal zu verhalten, gehört eben zur Normalität eines Superstars.
Die meisten Stars, behauptet der Psychiater Bandelow, werden nicht labil, weil sie nicht mit dem Druck fertig werden oder es nicht mehr aushalten, im Rampenlicht zu stehen. Nein, es ist vielmehr umgekehrt: Gerade Superstars haben von Anfang an einen Knacks. Das erst treibt sie zu Höchstleistungen – und in den Abgrund.
So sind fast alle wirklich Großen im Showgeschäft krankhaft selbstverliebt. „Narzisstisch“, wie es im Fachjargon heißt. „Kritiker haben mir immer Britney Spears als Gegenbeispiel vorgehalten“, sagt Bandelow. Da war endlich mal ein Star, der sich normal verhielt, geradezu brav, eine, die keinen Sex vor der Ehe haben wolle. „Dabei gibt es bei ihr Hinweise für eine Persönlichkeitsstörung, wie ihre Impulsivität und ihre Sucht.“
Typisch für Narzissten sei außerdem die „Zurschaustellung des Körpers“, bei Britney Spears in Form immer knapper werdender Klamotten; zuletzt ließ sie sich in Posen fotografieren, in denen mehr oder weniger klar zu erkennen war, dass sie keinen Slip trug. Anderes Beispiel: Robbie Williams, der kaum eine Gelegenheit auslässt, der Welt seinen nackten Oberkörper zu zeigen. Williams, zurzeit ebenfalls auf Entzug, meint: Wer kein Narzisst ist, wird auch kein Star."(...)
zu bandelows thesen bzw. seiner umstrittenen ferndiagnostik habe ich in einem der oben verlinkten beiträge schon meine meinung gesagt, und mir scheint eine weitere these von ihm zwar plausibel, aber zu kurz zu greifen:
(...)"Bei vielen komme jedoch noch ein Hang zur Selbstzerstörung hinzu, sagt Bandelow. Wenn alles seinen normalen Gang geht, fühlen sich diese Menschen nicht normal, sondern leer. Der Psychiater glaubt sogar, dieses Gefühl der Leere biochemisch dingfest machen zu können: Die Empfindlichkeit für körpereigene Opiate, „Endorphine“ genannt, sei bei diesen Menschen heruntergefahren. Das heißt, sie brauchen stärkere Erfolgserlebnisse um das gleiche Glück zu erfahren, was unsereins schon bei geringeren Anlässen erfährt. „Sie wechseln ihre Sexpartner häufiger, suchen Kicks in Form von Drogen, und sogar ihr Hang zur Selbstzerstörung lässt sich darauf zurückführen“, sagt Bandelow. Gerade Schmerzen nämlich bringen die Endorphine auf Trab: Auf diese Weise versucht der Körper, den Schmerz zu stillen. Britney Spears ließ sich, unmittelbar nachdem sie sich die Haare abrasiert hatte, tätowieren, was ebenfalls ein Versuch sei, „die fehlende Endorphin- Empfindlichkeit zu kompensieren“.(...)
damit sind wir dann bei einem speziellen aspekt des "selbstverletzenden verhaltens" gelandet, nämlich der durchaus realistischen möglichkeit eines sehr spezifischen suchtprozesses, der tatsächlich auf den körpereigenen endorphinen beruhen dürfte. das sollte allerdings nicht den blick für das vernebeln, was ich im basisbeitrag borderline skizziert habe: svv muss zunächst zwingend als symptom einer (selbst-)verdinglichenden körperwahrnehmung begriffen werden, in der der körper als objekt manipuliert wird, um bestimmte, als erleichternd empfundene psychophysische effekte hervorzurufen. das ein solches verhalten dann zusammen mit mehr oder weniger ausgeprägten identitätsstörungen auftritt - im weiteren verlauf des zitierten artikels bezgl. britney spears zu lesen - ist dann vor dem hintergrund der simulierten identitäten von öffentlichen personen, die mehrheitlich narzisstische und/oder borderline-merkmale aufweisen, nicht mehr groß erstaunlich.
*
während britney spears offensichtlich irgendwo in den eiertänzen mit ihren als-ob-identitäten die kontrolle verloren hat und auch nach den herrschenden kriterien von realitätstüchtigkeit aus der normalität zumindest partiell und behandlungsbedürftig herausgefallen ist (als letztes angeblich mit den diagnosen manisch-depressiv und bulimie, schafft eine entfernte kollegin von ihr diesen drahtseilakt bisher scheinbar mühelos und mit großem erfolg - und dabei ist angelina jolie eigentlich ein perfektes beispiel für eine frau mit zumindest borderlineartigen strukturen, die als gesellschaftlich extrem erfolgreich gelten muss (das folgende foto mit condoleezza rice ist für die art dieses erfolges, der ihr sogar einige türen bei den politischen "eliten" geöffnet hat, ein passendes symbol).
ich gebe zu, dass einer der anlässe für diesen beitrag jetzt in einer sammlung von selbstbeschreibungen seitens jolie aus den vergangenen jahren liegt, die ein namenloser autor zu einer art biographie verwurstet hat (zu den medialen wellen darum siehe auch das bildblog) - dabei bleibt aber unbestritten, dass diese zitate unwidersprochen existieren.
und was ist über jolie nun öffentlich bekannt?
zum praktizierten selbstverletzenden verhalten lassen sich hier originalaussagen von ihr (und nicht nur von ihr, nebenbei gesagt) finden. im verlinkten wiki-artikel dazu:
„Ich sammelte Messer und hatte immer bestimmte Dinge um mich. Aus irgendeinem Grund war das Ritual mich selbst zu schneiden und die Schmerzen zu spüren, vielleicht sich lebendig zu fühlen und ein Gefühl der Befreiung zu verspüren irgendwie therapeutisch für mich.“
das darf als durchaus repräsentativ für svv-praktizierende angesehen werden. das sie in jüngster zeit angegeben hat, dass die geburt ihres sohnes - und die damit verbundene mutterrolle - sie sowohl vom svv als auch von zeitweiligen suizidalen anwandlungen abgebracht hätte, ist meiner meinung durchaus eine zwiespältige sache - der mythos des heilenden effektes eines eigenen kindes für psychophysisch beeinträchtigte frauen spukt bis heute selbst in vielen köpfen sog. professioneller helfer, mit teils desaströsen folgen für die jeweiligen kinder, die in so einer konstellation immer in gefahr sind, als mittel zum zweck benutzt zu werden.
ihre tattoos sind schon fast legende (eines davon besteht in dem - lateinischen - spruch "was mich nährt, tötet mich") und sind damit womöglich eines der bekanntesten beispiele für das bereits früher thematisierte entsprechende kulturelle phänomen überhaupt.
lassen die beiden obigen merkmale schon aufhorchen - und sich zumindest als indizien in eine bestimmte richtung begreifen - so werden sie erst so richtig plausibel im zusammenhang mit den bekannt gewordenen vorlieben der jolie für sm-sex - nochmals aus dem wiki-artikel:
"„SM-Sex kann als Gewalt missverstanden werden. Es geht jedoch um Vertrauen. Ich mag es mit einer anderen Person meine Grenzen zu erweitern, sowohl emotional als auch sexuell. Dabei fühle ich mich am sexysten. Ich bin sowohl in devoten als auch dominanten Rollen gewesen, weil ich mehr möchte.“
auch das klingt durchaus bekannt, nämlich aus vielen öffentlichen stellungnahmen und - zumindest mir - auch privaten diskussionen zum thema sm. einfach eine weitere sexualpraktik halt, die nicht diskriminiert werden sollte - solange niemand zu schaden kommt und alle beteiligten frei entscheiden, was ist schon dabei? in einer aufgeklärten gesellschaft kann es doch nur heißen "anything goes".
von wegen. das thema sm wird hier irgendwann noch einmal gesondert besprochen, deshalb für den moment nur drei gedanken dazu: erstens bezweifle ich die freiwilligkeit bzw. freie wahl - wenn lust nur in einer position von unterwerfung und/oder beherrschung empfunden werden kann, sehe ich weit und breit keine freie entscheidung, sondern eine psychophysische determinierung.
zweitens - das ist allerdings mein persönlicher eindruck - finden sich sm-praktiken auffällig häufig bei bl-diagnostizierten menschen sowie - in kleinerem ausmaß - auch bei traumatisierten aufgrund sexualisierter gewalt. auch deshalb wäre ich vorsichtig, hier von "freier entscheidung" zu sprechen.
drittens aber: sm-sex ist eigentlich der fast perfekte ausdruck für verdinglichenden sex (dahinter käme als "perfekte" form nur noch die offene vergewaltigung, die allerdings berechtigt nicht mehr als sexualität begriffen werden kann und qualitativ etwas anderes ist). was das konkret bedeutet? in einer kultur, in der objektivierung und verdinglichung alltägliche praktiken darstellen, die uns bis in unsere innersten strukturen hinein prägen, besteht einfach eine enorm hohe wahrscheinlichkeit dafür, dass gerade einer der sensibelsten zwischenmenschlichen bereiche davon massiv beeinträchtigt wird - und sm stellt in meinen augen dafür ein klares indiz dar. zusätzlich kommt der aspekt, das hier auch ein geradezu typisches beispiel dafür vorliegt, wie sich machtstrukturen in menschen nicht mittels bloßer repression, sondern durch lust verankern und reproduzieren. und gerade das macht sie außerordentlich gefährlich.
meine deutliche kritik an sm will ich also nicht als moralistisches, womöglich noch kirchlich beeinflusstes reaktionäres unbd lustfeindliches gezeter verstanden wissen, sondern als versuch, einen der sozusagen tückischten tricks der macht kenntlich zu machen. genauer und mehr dazu aber wie gesagt in einem künftigen eigenen beitrag dazu.
zurück zu angelina jolie: all das obige zusammengenommen würde bei einer beliebigen anonymen frau - ohne geld, erfolg und daraus resultierender relativer machtstellung - vermutlich zu ganz anderen konsequenzen, wahrscheinlich sogar zu einer psychiatrischen behandlung, führen bzw. geführt haben. jolie erfüllt - oder hat zumindest erfüllt - gleich mehrere punkte der icd- und dsm-kriterien für borderline. die selbstverdinglichenden tendenzen sind unübersehbar, und dazu kommt noch die manipulation am eigenen körper durch ihre schönheits-op.
vor diesem hintergrund ist es auch keinesfalls zufällig, dass jolie für bl-betroffene junge frauen vielfach eine art vorbild darstellt - nicht zuletzt hat dazu ihre rolle in dem film durchgeknallt - girl, interrupted, zusammen mit der hauptdarstellerin winona ryder, der im film ausgerechnet ein borderline-syndrom diagnostiziert wird.
*
alle gerade aufgeführten aspekte gelten bei jolie nun nicht nur nicht als irgendwie bedenklich, sondern werden quasi spurlos aufgesogen von ihrer öffentlichen identität: als starke frau mit schauspielerischem talent, dazu ein - oder vielleicht sogar DAS - weltweite sexsymbol dieser zeit.. historisch vergleichbar in der wirkung, wenn auch mit einigen biographischen unterschieden, scheint nur noch marilyn monroe gewesen zu sein - auch die bekanntlich sehr borderline-verdächtig, und im gegensatz zu angelina jolie am ende auch öffentlich zutiefst unglücklich mit suchtsymptomen und suizidalen anwandlungen.
ich will nun weniger an jolie kritik üben - ihr politisches interesse und engagement kann ich ihr nach den zugänglichen informationen bisher nur abnehmen, und ihre biographie mit all den erwähnten destruktiven elementen ist keinesfalls einzigartig - als vielmehr an einer öffentlichkeit, deren stars vielfach züge von identitätsstörungen und objektivistischem wahn aufweisen. und diesen zustand als "normalität" mißzuverstehen, müssen wir uns dringend abgewöhnen.
*
edit am 27.03.: als das obige gestern schon eine weile geschrieben war, fiel mir eine zurückliegende diskussion bei che ein, in der es um ayn rand und ihre ideologie des objektivismus ging - und in derem verlauf ich damals auf einen text gestoßen bin, der u.a. die folgenden aussagen enthält:
(...)Es wird noch unheimlicher: Am 3. Oktober desselben Jahres trat Pitts damalige Noch-Nicht-Freundin Angelina Jolie in „Topic A“ auf, einer mittlerweile abgesetzten und von Tina Brown moderierten Sendung auf CNBC. Brown fragte Jolie, was sie in letzter Zeit so lesen würde. „Was ich gerade lese? Ich bin sehr mit Ayn Rand beschäftigt, ich habe also zuerst The Fountainhead und dann Atlas Shrugged gelesen“, antwortete Jolie. „Ich denke, dass sie eine sehr interessante Philosophie hat.“ Sie fügte hinzu: „Man bewertet sein eigenes Leben neu und das, was wichtig für einen ist.“(...)
so findet zusammen, was zusammen passt.
monoma - 26. Mär, 20:46