notiz: und wenn du denkst, mehr geht nicht - neuer ölteppich im golf von mexico [8. update am 29.03.]
ich kann momentan immer noch nur sporadisch und begrenzt online gehen, was ich gerade zum jetzigen zeitpunkt nervig finde - für längere texte muss ich mir erst wieder einen anderen arbeitsmodus einfallen lassen (ja, es gibt ein paar möglichkeiten).
jedenfalls ist mein kopf voll von gedanken, und ansonsten sitze ich auf einem berg von teils extrem widersprüchlichen und überwiegend unerfreulichen gefühlen. das ist die crux dieses mächtigen virtuellen mediums: informationsoverkill. was nichts daran ändert, dass hier wie kaum irgendwo anders eine möglichkeit besteht, informationen von allgemeiner relevanz zu verbreiten. der erste teil der überschrift war ungefähr mein erster gedanke, als ich mit dem folgenden konfrontiert wurde - die meldung ist von gestern:
"A large oil slick – 12-miles wide by 100-miles long – was spotted yesterday off Grand Isle, Louisiana, by pilot Bonny Schumaker, who heads up the California-based environmental nonprofit “On Wings of Care.” Ms. Schumaker confirmed that the slick is rapidly expanding, and reports that she will be returning to the site as soon as possible to further investigate the situation." (...)
kurz noch mal übersetzt: vorgestern wurde vor der küste von louisiana ein großer - 100 meilen lang, 12 meilen breit - ölteppich bisher unbekannter herkunft entdeckt, der sich laut beobachtungen weiter vergrößert. die stelle, an der er sich befindet, ist ca. 20 meilen von der ehemaligen "deep water horizon" unseligen angedenkens entfernt. auf der verlinkten seite gibt es luftbilder zu sehen. auch die huffington post berichtet mittlerweile.
was das bedeutet? ich habe momentan keine ahnung, aber es melden sich gerade einige schlimme befürchtungen aus dem letzten jahr wieder.
das "diese geschichte" selbst im besten falle keinesfalls für alles leben am golf vorbei und erledigt ist, hatte ich in den letzten wochen ja bereits schon an verschiedenen stellen angemerkt. ein beispiel dafür sind aller wahrscheinlichkeit nach zb. die toten delphinbabys:
"Ein knappes Jahr nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko werden an den Küsten der US-Bundesstaaten Alabama und Mississippi zehn Mal so viel tote Delfin-Babys angespült wie in anderen Jahren. In den vergangenen zwei Wochen seien 17 tote Delfin-Babys gefunden worden, teilte das Institut für Meeressäuger-Studien mit. "Normal sind ein oder zwei im Monat. Dieses Jahr haben wir 17, und der Februar ist noch nicht mal vorbei", sagte Moby Solangi, Leiter des Instituts in Gulfport im Bundesstaat Mississippi. "Aus irgendeinem Grund haben sie Fehlgeburten", sagte Solangi. Er warte auf die Ergebnisse einer Untersuchung zweier toter Delfin-Babys, um Angaben zur Todesursache machen zu können.
Die hohe Zahl von Totgeburten sei nicht normal, und die Explosion der Ölbohr-Plattform "Deepwater Horizon", in deren Folge rund 780 Millionen Liter Öl ins Meer liefen, spiele wahrscheinlich eine Rolle, sagte Solangi. Die Zahl toter erwachsener Delfine verdreifachte sich im vergangenen Jahr von 30 auf 89. "Wir sollten nicht voreilig Schlüsse ziehen, bis wir erste Ergebnisse haben", sagte Solangi, "aber dies ist mehr als nur ein Zufall". (...)
das letzte heisst schlicht: statistisch so signifikant, dass der zufall als verantwortlicher ausscheidet. das macht erst recht sinn, wenn man sich die weiteren, und auch unter menschen zu beobachtenden folgen betrachtet. aber diese letzteren werden zum thema eines eigenen beitrags gehören.
*
noch ein wort zu japan: weiterhin heisst es daumen drücken, wobei es nicht nur hinsichtlich der zunehmenden meldungen hinsichtlich radioaktiver kontaminationen von lebensmitteln und wasser (natürlich inmer ganz "unbedenklich" ...) so aussieht, dass sich enorme schäden bereits irreparabel ereignet haben. die japanische (des-)informationspolitik jedenfalls ist ein eigener skandal innerhalb der ganzen sache.
*
update: das bietet der oben verlinkte bericht der huffpost aktuell, und da heisst es, dass die us-küstenwache davon ausgeht, dass das neue öl nicht mit der versiegelten quelle der "deep water horizon" in verbindung stehen würde. was bedeuten würde, dass es sich in diesem fall um eine neue verschmutzung aus bisher unbekannter quelle handelt.es gibt z.zt. - nach zwei tagen - offensichtlich in den usa keine (öffentlichen) hinweise darauf, wer dafür verantwortlich ist bzw. was für eine art aktion diesen ölteppich produziert.
*
update 2: im gegensatz zu meinem ersten letztgenannten obigen eindruck existieren doch erste hinweise auf einen verdächtigen - dieser blogeintrag greift informationen auf, wonach es sich um ein leck auf bzw. unter der bohrinsel " Matterhorn SeaStar" des konzerns "w&t offshore" handeln soll. insgesamt ist die nachrichtenlage aber unübersichtlich, deshalb bleibt das alles mit vorsicht zu geniessen. und ja, den weiter oben verlinkten huffpost-beitrag hatte ich beim ersten mal ungelesen zwecks ergänzung übernommen, der enthält bereits den genannten verdacht. sorry!
*
update 3, 21.03.: wäre die mediale aufmerksamkeit ohne die derzeitigen - hm, zynisch vom standpunkt der sog. aufmerksamkeitsökonomie muss man wohl sagen blockbuster libyien und japan für diesen doch nicht gerade kleinen ölteppich und seine mögliche entstehung größer? es ist jedenfalls schwer, selbst in den usa ausser in ein paar blogs auch nur irgendetwas relevantes zu finden. aber das sich bis heute in so ziemlich allen deutschsprachigen medien noch nicht mal das kleinste infofitzelchen finden lässt, spricht bände. und nein, das muss auch nichts mit einer (eingebildeten) "großen verschwörung" zu tun haben.
diese nullberichterstattung macht es jedenfalls den real und möglicherweise involvierten bisher einfach, zu deckeln und womöglich wie gewohnt desinformationen zu streuen. das ist jedenfalls mein eindruck nach anblick des folgenden artikels von heute aus einem us-blog:
(...) "The Coast Guard says it collected samples from the slick that showed trace amounts of petroleum hydrocarbons, oil and grease. It speculates that the pollution could be caused "by a tremendous amount of sediment being carried down the Mississippi River due to high water, possibly further agitated by dredging operations." The agency says it does not believe the pollution is coming from the Deepwater Horizon spill site." (...)
also okay, zum letzteren - das die küstenwache nicht glaubt, dass es sich hierbei um öl aus dem "deep water horizon"-komplex handelt, das kann ich ja noch nachvollziehen. das lässt sich auch meines wissens durch eine chemische analyse sehr schnell ausschließen oder eben bestätigen. aber die erste behauptung, dass es sich dabei angeblich um durch hochwasser aufgewirbelte sedimente des mississippis handelt - was ist das denn für eine nichterklärung? es existieren aussagen von fischern, die durch die neue verschmutzung gefahren sind - brennende, tränende augen sowie die bemerkung eines anderen, er hätte selbst bei beim ölGAU des letzten jahres nicht derart viel öl auf einem haufen gesehen wie aktuell, machen diese these eher noch abstruser. es sei denn, der grund des mississippis hätte sich komplett in ölschlamm verwandelt - das aber wäre dann ein anderes thema ebenso unerfreulicher natur.
die geschichte jedenfalls hat es dringend nötig, verfolgt zu werden. für weitere hinweise, über die die leserInnen womöglich stolpern, wäre ich natürlich dankbar.
*
update 4, 22.03.: vermutlich fühlen sich inzwischen viele anwohnerInnen der us-golfküste in einer horrorversion von "und täglich grüßt das murmeltier" gefangen - so berichtet dieser kommentar aus florida, das es dort seit sonntag an der küste deutlich und lästig nach öl stinken würde. währenddessen treibt in louisiana an verschiedenen stränden und an den vorgelagerten inseln des mississippi-deltas frisches öl an - zum letzteren äusserte sich die us-küstenwache inzwischen dahingehend, dass es sich dabei um öl aus einem lecken bohrloch in küstennähe handeln würde, allerdings ohne nähere einzelheiten zu nennen. und sie bestreitet nebenbei auch weiterhin implizit, dass der gemeldete und durchaus als riesig zu bezeichnende ölteppich weiter draussen überhaupt ein solcher wäre - baggerarbeiten im mississippi flußaufwärts hätten sedimente in großen mengen gelöst, die jetzt sichtbar wären. nach ihren eigenen untersuchungen enthielten diese sedimente lediglich spuren von kohlenwasserstoffen bzw. rohöl.
dem wird von augenzeugInnen deutlich widersprochen - sowohl fischer als auch mitglieder unabhängig beobachtender gruppen auf flugzeugen und schiffen berichten ebenfalls von deutlich wahrnehmbaren ölgeruch selbst in höheren luftschichten:
"They could smell it from the airplane and I could smell it from the boat. This wasn't just Mississippi River mud."
ebenfalls verhalten sich tiere wie delphine und schildkröten innerhalb der treibenden öligen wolke deutlich ungewöhnlich. die us-küstenwache hat angekündigt, weitere wasserproben zu testen und sucht nach dem verursachenden leck an der küste von louisiana. da es sich dabei um eine staatliche behörde handelt, wäre es sehr interessant, zu welchen resultaten unabhängige untersuchungen kommen würden - nachdem die obama-administration das "moratorium" des letzten jahres bezgl. tiefsee-bohrungen im golf weitgehend aufgehoben hat, wäre ein erneuter großer störfall etwas, was staat und konzerne in sehr große schwierigkeiten bringen würde, und ich kann mir gut vorstellen, dass deshalb im windschatten der anderen global erschütternden ereignisse versucht wird, so lange wie möglich den deckel auf einem möglichen debakel zu halten.
*
update 5, 23.03.: inzwischen sind an den stränden von louisiana wieder reinigungstrupps unterwegs, die küstenwache untersucht angeblich immer noch die proben aus dem ölteppich weiter draussen, und es hat sich nach deren ermittlungen ein unternehmen namens "anglo-suisse offshore partners", ansässig in houston, texas, als verantwortlich für ein leck in einem seit monaten nicht fördernden bohrloch erklärt - nicht, ohne sich "überrascht" zu zeigen, hätten sie doch nicht gedacht, dass sich eine "geringfügige entlastung/ableitung" (so klingt das jedenfalls übersetzt - "a minor discharge") sich in einer solchen verschmutzung bemerkbar machen würde.
das wirft nun gleich einen haufen fragen auf: die obige formulierung klingt erstens nach einer bewussten handlung, d.h. die wussten, das dort öl austritt, haben sich aber über tage nicht gemeldet, bis ihnen die küstenwache auf der spur war. dürfen wir das als "normales geschäftsgebaren" in diesem metier annehmen? zweitens aber ist das immer noch keine antwort zum auf dem meer schwimmenden öl, welches ja angeblich gar keins sein soll - wieso lässt die küstenwache verkünden, es handele sich nach ihrer meinung hauptsächlich um "sedimentschlick", während sie "weiter untersucht"? und haben wir es hier tatsächlich mit zwei unterschiedlichen fällen zu tun, wie es im moment den anschein hat? das leck vor louisiana wäre dann durchaus dem sog. "alltagsbetrieb" des ölbusiness zuzuschreiben, während der beobachtete teppich (der sich zwischenzeitlich in länge und breite nochmals vergrößert haben soll) eher auf etwas größeres deutet. mit dem "kleinen" störfall ließe sich der größere dazu zumindest für eine gewisse zeit trefflich deckeln. es heisst jetzt vorläufig abwarten, was die nächsten tage bringen. ach ja, und schon wieder taucht in dem ganzen zusammenhang die schweiz auf - scheint ein wirklich unternehmungslustiges völkchen zu sein, da in den ölfreien und frankenschweren bergen...
und noch ein nachtrag: auch die huffpost hat zwischenzeitlich nachgelegt - und formuliert implizit teils ähnliche fragen, wie sie mir in den sinn kamen. haben wir es mit zwei ereignissen zu tun? zur geschichte mit der "anglo-suisse offshore partners" wird dort ergänzt, dass die firma behauptet, "weniger als 5 gallonen" seien ausgetreten. was in anbetracht der situation dort an der küste absurd klingt und womöglich glatt gelogen ist. aber diese geschichte sollte jetzt ja wohl zu klären sein.
zum großen "teppich" - mir fällt leider kein anderes wort gerade ein, obwohl es nicht treffend ist und auch assoziativ etwas in die irre führt - kommen folgende neue infos:
*
update 7, 25.03.: neben den beklemmenden nachrichten aus japan - die "new york times" hat vor ein paar stunden mit berufung auf direkte quellen aus der japanischen atomindustrie gemeldet, dass das druckgefäß von reaktor 3 mit den plutoniumhaltigen "mox"-brennelementen einen langen vertikalen riß aufweise, aus dem es ständig lecken und ausgasen würde -; sowie der sich weiter manifestierenden globalen unruhe in vielen ländern fällt es schwer, die aufmerksamkeit noch auf weitere erschütterungen zu lenken - aber das geschehen am golf bleibt seit letztem jahr ein menetekel, und zwar durchaus für den gesamten planeten, weil das thema "öl" unser aller gegenwart und zukunft entscheidend mitbestimmt.
es gibt bei der "huffington post" einen autor, der die neuigkeiten seit tagen dort noch meinem eindruck gut zusammenfasst, und deshalb nutze ich diese artikel auch als primäre quelle. zum aktuellen stand finde ich folgende punkte wichtig:
*
update 8, 29.03.: es gibt nach einem blick in die mediale landschaft der usa auch seitlich des mainstreams nicht wirklich etwas konkretes und neues zu berichten - die letzten news, die mir vor die augen kamen, beziehen sich alle auf das geschehen direkt an der küste von louisiana und dessen vermuteten ursprung, wie er in den letzten updates skizziert worden ist.
ich bin mir nicht sicher, wie das schweigen rund um das, was sich weiter draussen tut (oder auch nicht tut), nun zu werten ist. die ganze golfregion wird eigentlich spätestens seit dem letzten jahr auch von genügend menschen und institutionen so intensiv beobachtet, dass es eigentlich nicht vorstellbar erscheint, dass ein neuer gravierender störfall dort nicht über kurz oder lang bekannt wird. das allerdings - zumindest habe ich nichts derartiges gefunden - keinerlei berichte mehr über die weiteren angkündigten untersuchungen von proben aus den beobachteten verschmutzungen bekannt werden, kann ich gerade von der bedeutung her nicht einschätzen. was also diese konkrete geschichte betrifft, heisst es weiter abwarten.
klar ist aber jenseits aller spekulationen, dass im golf sehr bedrohliche dinge vor sich gehen - die huffpost berichtet heute, dass von anwohnerInnen des mississippi-deltas in den letzten tage eine große zahl toter meereslebewesen an den stränden gefunden wird - seeschildkröten und fische diverser arten, aber auch tote seevögel. dabei wird betont, dass es sich eindeutig nicht um das normale volumen von toten tieren handelt, die an küsten nun mal immer anzutreffen sind, sondern vom ausmaß her bisher so nicht beobachtet worden ist. und gerade die toten vögel geben mir persönlich besonders zu denken, weil ich es aufgrund der belastungen des wassers nun nicht besonders erstaunlich finde, dass wasserlebewesen darin krank werden und sterben. seevögel jedoch haben keinen dauerhaften wasserkontakt, und entweder könnte das eine kontamination der nahrungkette bedeuten, eine besonders starke belastung des wassers, oder aber es sind so viel gasförmige schadstoffe in der luft, dass sie direkt solche wirkungen auslösen. das letztere ist keine dystopische annahme meinerseits, sondern beruht auf der tatsache, dass sich bei vielen menschen in der region im blut erhöhte werte von schädlichen kohlenwasserstoffverbindungen finden lassen, die sich als folge des letztjährigen ölGAU nicht durch direkten kontakt mit öl erklären lassen und nur über die luft aufgenommen worden sein können. und die viele betroffene übrigens inzwischen auch krank gemacht haben.
mittlerweile sind auch bei den toten tieren untersuchungen verschiedener institutionen im gange.
jedenfalls ist mein kopf voll von gedanken, und ansonsten sitze ich auf einem berg von teils extrem widersprüchlichen und überwiegend unerfreulichen gefühlen. das ist die crux dieses mächtigen virtuellen mediums: informationsoverkill. was nichts daran ändert, dass hier wie kaum irgendwo anders eine möglichkeit besteht, informationen von allgemeiner relevanz zu verbreiten. der erste teil der überschrift war ungefähr mein erster gedanke, als ich mit dem folgenden konfrontiert wurde - die meldung ist von gestern:
"A large oil slick – 12-miles wide by 100-miles long – was spotted yesterday off Grand Isle, Louisiana, by pilot Bonny Schumaker, who heads up the California-based environmental nonprofit “On Wings of Care.” Ms. Schumaker confirmed that the slick is rapidly expanding, and reports that she will be returning to the site as soon as possible to further investigate the situation." (...)
kurz noch mal übersetzt: vorgestern wurde vor der küste von louisiana ein großer - 100 meilen lang, 12 meilen breit - ölteppich bisher unbekannter herkunft entdeckt, der sich laut beobachtungen weiter vergrößert. die stelle, an der er sich befindet, ist ca. 20 meilen von der ehemaligen "deep water horizon" unseligen angedenkens entfernt. auf der verlinkten seite gibt es luftbilder zu sehen. auch die huffington post berichtet mittlerweile.
was das bedeutet? ich habe momentan keine ahnung, aber es melden sich gerade einige schlimme befürchtungen aus dem letzten jahr wieder.
das "diese geschichte" selbst im besten falle keinesfalls für alles leben am golf vorbei und erledigt ist, hatte ich in den letzten wochen ja bereits schon an verschiedenen stellen angemerkt. ein beispiel dafür sind aller wahrscheinlichkeit nach zb. die toten delphinbabys:
"Ein knappes Jahr nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko werden an den Küsten der US-Bundesstaaten Alabama und Mississippi zehn Mal so viel tote Delfin-Babys angespült wie in anderen Jahren. In den vergangenen zwei Wochen seien 17 tote Delfin-Babys gefunden worden, teilte das Institut für Meeressäuger-Studien mit. "Normal sind ein oder zwei im Monat. Dieses Jahr haben wir 17, und der Februar ist noch nicht mal vorbei", sagte Moby Solangi, Leiter des Instituts in Gulfport im Bundesstaat Mississippi. "Aus irgendeinem Grund haben sie Fehlgeburten", sagte Solangi. Er warte auf die Ergebnisse einer Untersuchung zweier toter Delfin-Babys, um Angaben zur Todesursache machen zu können.
Die hohe Zahl von Totgeburten sei nicht normal, und die Explosion der Ölbohr-Plattform "Deepwater Horizon", in deren Folge rund 780 Millionen Liter Öl ins Meer liefen, spiele wahrscheinlich eine Rolle, sagte Solangi. Die Zahl toter erwachsener Delfine verdreifachte sich im vergangenen Jahr von 30 auf 89. "Wir sollten nicht voreilig Schlüsse ziehen, bis wir erste Ergebnisse haben", sagte Solangi, "aber dies ist mehr als nur ein Zufall". (...)
das letzte heisst schlicht: statistisch so signifikant, dass der zufall als verantwortlicher ausscheidet. das macht erst recht sinn, wenn man sich die weiteren, und auch unter menschen zu beobachtenden folgen betrachtet. aber diese letzteren werden zum thema eines eigenen beitrags gehören.
*
noch ein wort zu japan: weiterhin heisst es daumen drücken, wobei es nicht nur hinsichtlich der zunehmenden meldungen hinsichtlich radioaktiver kontaminationen von lebensmitteln und wasser (natürlich inmer ganz "unbedenklich" ...) so aussieht, dass sich enorme schäden bereits irreparabel ereignet haben. die japanische (des-)informationspolitik jedenfalls ist ein eigener skandal innerhalb der ganzen sache.
*
update: das bietet der oben verlinkte bericht der huffpost aktuell, und da heisst es, dass die us-küstenwache davon ausgeht, dass das neue öl nicht mit der versiegelten quelle der "deep water horizon" in verbindung stehen würde. was bedeuten würde, dass es sich in diesem fall um eine neue verschmutzung aus bisher unbekannter quelle handelt.
*
update 2: im gegensatz zu meinem ersten letztgenannten obigen eindruck existieren doch erste hinweise auf einen verdächtigen - dieser blogeintrag greift informationen auf, wonach es sich um ein leck auf bzw. unter der bohrinsel " Matterhorn SeaStar" des konzerns "w&t offshore" handeln soll. insgesamt ist die nachrichtenlage aber unübersichtlich, deshalb bleibt das alles mit vorsicht zu geniessen. und ja, den weiter oben verlinkten huffpost-beitrag hatte ich beim ersten mal ungelesen zwecks ergänzung übernommen, der enthält bereits den genannten verdacht. sorry!
*
update 3, 21.03.: wäre die mediale aufmerksamkeit ohne die derzeitigen - hm, zynisch vom standpunkt der sog. aufmerksamkeitsökonomie muss man wohl sagen blockbuster libyien und japan für diesen doch nicht gerade kleinen ölteppich und seine mögliche entstehung größer? es ist jedenfalls schwer, selbst in den usa ausser in ein paar blogs auch nur irgendetwas relevantes zu finden. aber das sich bis heute in so ziemlich allen deutschsprachigen medien noch nicht mal das kleinste infofitzelchen finden lässt, spricht bände. und nein, das muss auch nichts mit einer (eingebildeten) "großen verschwörung" zu tun haben.
diese nullberichterstattung macht es jedenfalls den real und möglicherweise involvierten bisher einfach, zu deckeln und womöglich wie gewohnt desinformationen zu streuen. das ist jedenfalls mein eindruck nach anblick des folgenden artikels von heute aus einem us-blog:
(...) "The Coast Guard says it collected samples from the slick that showed trace amounts of petroleum hydrocarbons, oil and grease. It speculates that the pollution could be caused "by a tremendous amount of sediment being carried down the Mississippi River due to high water, possibly further agitated by dredging operations." The agency says it does not believe the pollution is coming from the Deepwater Horizon spill site." (...)
also okay, zum letzteren - das die küstenwache nicht glaubt, dass es sich hierbei um öl aus dem "deep water horizon"-komplex handelt, das kann ich ja noch nachvollziehen. das lässt sich auch meines wissens durch eine chemische analyse sehr schnell ausschließen oder eben bestätigen. aber die erste behauptung, dass es sich dabei angeblich um durch hochwasser aufgewirbelte sedimente des mississippis handelt - was ist das denn für eine nichterklärung? es existieren aussagen von fischern, die durch die neue verschmutzung gefahren sind - brennende, tränende augen sowie die bemerkung eines anderen, er hätte selbst bei beim ölGAU des letzten jahres nicht derart viel öl auf einem haufen gesehen wie aktuell, machen diese these eher noch abstruser. es sei denn, der grund des mississippis hätte sich komplett in ölschlamm verwandelt - das aber wäre dann ein anderes thema ebenso unerfreulicher natur.
die geschichte jedenfalls hat es dringend nötig, verfolgt zu werden. für weitere hinweise, über die die leserInnen womöglich stolpern, wäre ich natürlich dankbar.
*
update 4, 22.03.: vermutlich fühlen sich inzwischen viele anwohnerInnen der us-golfküste in einer horrorversion von "und täglich grüßt das murmeltier" gefangen - so berichtet dieser kommentar aus florida, das es dort seit sonntag an der küste deutlich und lästig nach öl stinken würde. währenddessen treibt in louisiana an verschiedenen stränden und an den vorgelagerten inseln des mississippi-deltas frisches öl an - zum letzteren äusserte sich die us-küstenwache inzwischen dahingehend, dass es sich dabei um öl aus einem lecken bohrloch in küstennähe handeln würde, allerdings ohne nähere einzelheiten zu nennen. und sie bestreitet nebenbei auch weiterhin implizit, dass der gemeldete und durchaus als riesig zu bezeichnende ölteppich weiter draussen überhaupt ein solcher wäre - baggerarbeiten im mississippi flußaufwärts hätten sedimente in großen mengen gelöst, die jetzt sichtbar wären. nach ihren eigenen untersuchungen enthielten diese sedimente lediglich spuren von kohlenwasserstoffen bzw. rohöl.
dem wird von augenzeugInnen deutlich widersprochen - sowohl fischer als auch mitglieder unabhängig beobachtender gruppen auf flugzeugen und schiffen berichten ebenfalls von deutlich wahrnehmbaren ölgeruch selbst in höheren luftschichten:
"They could smell it from the airplane and I could smell it from the boat. This wasn't just Mississippi River mud."
ebenfalls verhalten sich tiere wie delphine und schildkröten innerhalb der treibenden öligen wolke deutlich ungewöhnlich. die us-küstenwache hat angekündigt, weitere wasserproben zu testen und sucht nach dem verursachenden leck an der küste von louisiana. da es sich dabei um eine staatliche behörde handelt, wäre es sehr interessant, zu welchen resultaten unabhängige untersuchungen kommen würden - nachdem die obama-administration das "moratorium" des letzten jahres bezgl. tiefsee-bohrungen im golf weitgehend aufgehoben hat, wäre ein erneuter großer störfall etwas, was staat und konzerne in sehr große schwierigkeiten bringen würde, und ich kann mir gut vorstellen, dass deshalb im windschatten der anderen global erschütternden ereignisse versucht wird, so lange wie möglich den deckel auf einem möglichen debakel zu halten.
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update 5, 23.03.: inzwischen sind an den stränden von louisiana wieder reinigungstrupps unterwegs, die küstenwache untersucht angeblich immer noch die proben aus dem ölteppich weiter draussen, und es hat sich nach deren ermittlungen ein unternehmen namens "anglo-suisse offshore partners", ansässig in houston, texas, als verantwortlich für ein leck in einem seit monaten nicht fördernden bohrloch erklärt - nicht, ohne sich "überrascht" zu zeigen, hätten sie doch nicht gedacht, dass sich eine "geringfügige entlastung/ableitung" (so klingt das jedenfalls übersetzt - "a minor discharge") sich in einer solchen verschmutzung bemerkbar machen würde.
das wirft nun gleich einen haufen fragen auf: die obige formulierung klingt erstens nach einer bewussten handlung, d.h. die wussten, das dort öl austritt, haben sich aber über tage nicht gemeldet, bis ihnen die küstenwache auf der spur war. dürfen wir das als "normales geschäftsgebaren" in diesem metier annehmen? zweitens aber ist das immer noch keine antwort zum auf dem meer schwimmenden öl, welches ja angeblich gar keins sein soll - wieso lässt die küstenwache verkünden, es handele sich nach ihrer meinung hauptsächlich um "sedimentschlick", während sie "weiter untersucht"? und haben wir es hier tatsächlich mit zwei unterschiedlichen fällen zu tun, wie es im moment den anschein hat? das leck vor louisiana wäre dann durchaus dem sog. "alltagsbetrieb" des ölbusiness zuzuschreiben, während der beobachtete teppich (der sich zwischenzeitlich in länge und breite nochmals vergrößert haben soll) eher auf etwas größeres deutet. mit dem "kleinen" störfall ließe sich der größere dazu zumindest für eine gewisse zeit trefflich deckeln. es heisst jetzt vorläufig abwarten, was die nächsten tage bringen. ach ja, und schon wieder taucht in dem ganzen zusammenhang die schweiz auf - scheint ein wirklich unternehmungslustiges völkchen zu sein, da in den ölfreien und frankenschweren bergen...
und noch ein nachtrag: auch die huffpost hat zwischenzeitlich nachgelegt - und formuliert implizit teils ähnliche fragen, wie sie mir in den sinn kamen. haben wir es mit zwei ereignissen zu tun? zur geschichte mit der "anglo-suisse offshore partners" wird dort ergänzt, dass die firma behauptet, "weniger als 5 gallonen" seien ausgetreten. was in anbetracht der situation dort an der küste absurd klingt und womöglich glatt gelogen ist. aber diese geschichte sollte jetzt ja wohl zu klären sein.
zum großen "teppich" - mir fällt leider kein anderes wort gerade ein, obwohl es nicht treffend ist und auch assoziativ etwas in die irre führt - kommen folgende neue infos:
- ein sich eher als "skeptisch" bezeichnender beobachter - ingenieur - nach einem erkundungsflug sagt sinngemäß, dass er so etwas noch nie gesehen hätte. die verschmutzung hätte nicht die farbe bspw. einer algenblüte, und er sei sich nicht 100%ig sicher, aber es würde für ihn nach den erfahrungen des letzten jahres eher in richtung öl gehen
- ein zweiter beobachter einer schutz-ngo für den golf beschreibt auf einer großen strecke diverseste erscheinungsformen - schillernde schlieren an der oberfläche, "öl-schlangen" knapp unter der wasseroberfläche, ölige schlieren und wolken, alles laut aussagen deutlich von neuem öl gebildet
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update 7, 25.03.: neben den beklemmenden nachrichten aus japan - die "new york times" hat vor ein paar stunden mit berufung auf direkte quellen aus der japanischen atomindustrie gemeldet, dass das druckgefäß von reaktor 3 mit den plutoniumhaltigen "mox"-brennelementen einen langen vertikalen riß aufweise, aus dem es ständig lecken und ausgasen würde -; sowie der sich weiter manifestierenden globalen unruhe in vielen ländern fällt es schwer, die aufmerksamkeit noch auf weitere erschütterungen zu lenken - aber das geschehen am golf bleibt seit letztem jahr ein menetekel, und zwar durchaus für den gesamten planeten, weil das thema "öl" unser aller gegenwart und zukunft entscheidend mitbestimmt.
es gibt bei der "huffington post" einen autor, der die neuigkeiten seit tagen dort noch meinem eindruck gut zusammenfasst, und deshalb nutze ich diese artikel auch als primäre quelle. zum aktuellen stand finde ich folgende punkte wichtig:
- momentan direkt von frisch anlandendem öl betroffen ist vor allem die südostküste louisianas, wo auch weiterhin reinigungstrupps und inzwischen auch wieder barrieren im wasser im einsatz sind
- dieses öl wird weiterhin seitens der us-küstenwache "anglo-suisse offshore partners" zugerechnet, wobei die firma in einer öffentlichen erklärung ihre verantwortlichkeit fraglich findet, da die verdächtigte quelle eigentlich seit monaten nicht produzierend gewesen sei und im letzten halben jahr bei kontrollen als "geschlossen" gegolten habe. mangels weiterer informationen muss das erstmal so stehenbleiben
- die große verschmutzung weiter draußen wird weiterhin untersucht; die küstenwache bleibt bisher bei ihren bisherigen, in den letzten updates dokumentierten aussagen. andere quellen zitieren nicht näher bezeichnete "lokale wissenschaftler", die glauben würden, es handele sich bei dem beobachteten teppich um tote algen, die in folge der letztjährigen katastrophe abgestorben seien. das wäre nun im vergleich zu einer möglichen neuen großen ölverschmutzung vielleicht das kleinere übel, aber nicht wirklich beruhigend.
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update 8, 29.03.: es gibt nach einem blick in die mediale landschaft der usa auch seitlich des mainstreams nicht wirklich etwas konkretes und neues zu berichten - die letzten news, die mir vor die augen kamen, beziehen sich alle auf das geschehen direkt an der küste von louisiana und dessen vermuteten ursprung, wie er in den letzten updates skizziert worden ist.
ich bin mir nicht sicher, wie das schweigen rund um das, was sich weiter draussen tut (oder auch nicht tut), nun zu werten ist. die ganze golfregion wird eigentlich spätestens seit dem letzten jahr auch von genügend menschen und institutionen so intensiv beobachtet, dass es eigentlich nicht vorstellbar erscheint, dass ein neuer gravierender störfall dort nicht über kurz oder lang bekannt wird. das allerdings - zumindest habe ich nichts derartiges gefunden - keinerlei berichte mehr über die weiteren angkündigten untersuchungen von proben aus den beobachteten verschmutzungen bekannt werden, kann ich gerade von der bedeutung her nicht einschätzen. was also diese konkrete geschichte betrifft, heisst es weiter abwarten.
klar ist aber jenseits aller spekulationen, dass im golf sehr bedrohliche dinge vor sich gehen - die huffpost berichtet heute, dass von anwohnerInnen des mississippi-deltas in den letzten tage eine große zahl toter meereslebewesen an den stränden gefunden wird - seeschildkröten und fische diverser arten, aber auch tote seevögel. dabei wird betont, dass es sich eindeutig nicht um das normale volumen von toten tieren handelt, die an küsten nun mal immer anzutreffen sind, sondern vom ausmaß her bisher so nicht beobachtet worden ist. und gerade die toten vögel geben mir persönlich besonders zu denken, weil ich es aufgrund der belastungen des wassers nun nicht besonders erstaunlich finde, dass wasserlebewesen darin krank werden und sterben. seevögel jedoch haben keinen dauerhaften wasserkontakt, und entweder könnte das eine kontamination der nahrungkette bedeuten, eine besonders starke belastung des wassers, oder aber es sind so viel gasförmige schadstoffe in der luft, dass sie direkt solche wirkungen auslösen. das letztere ist keine dystopische annahme meinerseits, sondern beruht auf der tatsache, dass sich bei vielen menschen in der region im blut erhöhte werte von schädlichen kohlenwasserstoffverbindungen finden lassen, die sich als folge des letztjährigen ölGAU nicht durch direkten kontakt mit öl erklären lassen und nur über die luft aufgenommen worden sein können. und die viele betroffene übrigens inzwischen auch krank gemacht haben.
mittlerweile sind auch bei den toten tieren untersuchungen verschiedener institutionen im gange.
monoma - 20. Mär, 16:19
ich möchte dir noch einen blog empfehlen, tim shorrok, er hat lange in japan gelebt u. schreibt sehr ausführlich zum atomalbtraum
http://timshorrock.com/
(hab den link heute morgen schon bei hartmut gepostet, dort hängt er aber offensichtlich im spämfilter fest)
ansonsten, danke dir einmal mehr, für deine mühe bei der herausarbeitung relevanter informationen!