Dienstag, 28. März 2006

notiz: das präventive screening nach antisozialen persönlichkeiten...

...bereits im kinderalter kommt anscheinend in (staatliche) mode - nachdem großbritannien bereits diesbezgl. pläne hegt (im verlinkten beitrag unten zu finden), möchte frankreich nun nach einem telepolis-bericht ein ähnliches projekt starten:

"Das Gesetzesprojekt stützt sich auf eine Expertise des ansonsten hoch angesehenen nationalen Gesundheitsforschungsinstitut INSERM, in der Pädagogen, Psychologen und Jugendrichter Orwellsche Anklänge orten. Unter dem Titel "Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen" empfiehlt diese Expertise "Ungehorsam und Gefühlskälte" bei den lieben Kleinen sobald als möglich dingfest zu machen, um einer eventuellen kriminellen Karriere zuvorkommen zu können. Mit der Schaffung eines "Betragensheftes" (carnet de comportement) ab der Geburt will der Innenminister nun sämtliche französische Kinder unter ständige professionelle Beobachtung stellen, um so frühzeitig "abartige, kindliche Verhaltensweisen" ausmachen zu können. Laut dem Innenminister entwickelten sich nämlich kindliche Störenfriede häufig zu jugendlichen Straftätern.

`Studien zeigen auf, dass eine Mehrheit von Erwachsenen, die eine antisoziale Persönlichkeit aufweisen, bereits frühzeitig verhaltenauffällig wurden. Umgekehrt betrachtet, entwickelt etwa die Hälfte der Jugendlichen, die Verhaltenstörungen erkennen lassen, eine antisoziale Persönlichkeit im Erwachsenenalter.´"


nun, in den ersten beiträgen hier neulich direkt zum themenbereich soziopathie/antisoziale persönlichkeit(sstörung) habe ich bereits versucht, einerseits auf die gefahr der instrumentalisierten benutzung dieser diagnostischen modelle im interesse von machtinteressen hinzuweisen (wohin das führen kann, zeigt die geschichte des wortes "asozial" in nazideutschland), um andererseits auch das problem der realen existenz von menschen zu thematisieren, denen mit allem recht antisoziale verhaltensweisen attestiert werden dürfen, selbst bei berücksichtigung der gesellschaftlichen bedingtheit der jeweiligen definitionen dessen, was als antisozial betrachtet wird. bei der betrachtung der französischen definition, die sich augenscheinlich an den kriterien der icd-10 für die dissoziale ps orientiert, konnte ich aber wieder einmal sofort auftretende assoziationen feststellen - als merkmale werden da genannt:

"Gefühlskälte, Tendenz zur Manipulation, Zynismus, Aggressivität, Ungehorsamkeit, mangelnde emotionale Selbstkontrolle, Impulsivität, Hyperaktivität und Indizien einer niedrigen Moral."

ist das nicht eher als anforderungsprofil innerhalb einer stellenausschreibung für sog. "führungspersönlichkeiten" zu begreifen, von denen eine weitere auch hier näher beschrieben wird? ich bin schon länger der meinung: ja.

der "ungehorsam" hingegen weist nicht nur bei betrachtung der aktuellen innenpolitischen französischen situation darauf hin, dass die verantwortlichen regierungskreise sich selbst natürlich keineswegs als untersuchungsbedürftig begreifen - wie denn auch, vertreten sie in ihrer wahrnehmung doch die normalität. und ungehorsame untertanen sind dann in dieser logik natürlich nicht normal. das alte elend also mit der begrifflichkeit "antisozial": die definitionsmacht ist entscheidend.

und die sollten wir den herren in den feinen anzügen in unserem ganz eigenen interesse keinesfalls kampflos überlassen. als mindestforderungen vielleicht das: a) erarbeitung von kriterien für die dissoziale ps, bei denen einerseits die gesellschaftliche bedingtheit berücksichtigt wird, andererseits auch das simulationstalent von soziopathischen persönlichkeiten; b)wenn schon screenings (die ich persönlich in bestimmten fällen für sinnvoll halte, allerdings nur unter veränderten bedingungen), dann unter einbeziehung aller angehörigen der politischen und wirtschaftlichen "eliten". bekanntlich dürften sich gerade dort überproportional viele leute mit schweren psychophysischen störungen befinden. ich bin auf eine diskussion dazu gespannt.

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