Mittwoch, 3. Januar 2007

basis: traumageschichte(n) 1 - eine einführung

"Gewalttaten verbannt man aus dem Bewußtsein - das ist eine normale Reaktion. Bestimmte Verletzungen des Gesellschaftsvertrages sind zu schrecklich, als daß man sie laut aussprechen könnte: Das ist mit dem Wort `unsagbar´gemeint.

Doch Gewalttaten lassen sich nicht einfach begraben. Dem Wunsch, etwas Schreckliches zu verleugnen, steht die Gewißheit entgegen, daß Verleugnung unmöglich ist. Viele Sagen und Märchen berichten von Geistern, die nicht in ihren Gräbern ruhen wollen, bis ihre Geschichten erzählt sind. Mord muß ans Tageslicht."(...)

judith herman

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"Trauma verlangt nach Wiederholung"

selma fraiberg


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die geschichte des (psycho-)traumas im allgemeinen und der diagnose der posttraumatischen belastungsstörung (ptbs) (die manchmal auch verwendete, vom englischen "posttraumatic stress syndrome" herrührende abkürzung ptss benutze ich hier nicht weiter) im besonderen füllt mittlerweile ganze bücher. und wie auch bei den anderen schwerpunkten in diesem blog sehe ich keine andere möglichkeit, als ein paar aspekte, die mir besonders wichtig erscheinen, hervorzuheben. aus diesen aspekten wird die hiermit beginnende reihe zum trauma dann auch bestehen - wobei ich mich, was die meisten leserInnen nicht überraschen wird, auf die heute sichtbaren (oder auch nur zu ahnenden) verbindungen zwischen traumatischen störungen und gesellschaft / politik konzentrieren werde.

im einzelnen wird es folgende beiträge zu lesen geben:
  • in dieser einführung werde ich neben einer kurzen thematisierung der non-man-made-violence-traumata - darunter fallen z.b. alle durch natukatastrophen, unfälle etc. erzeugten traumatischen störungen - auch eine linksammlung zur verfügung stellen, in der sich informationen zur geschichte des begriffes und der diagnose, die heutigen "offiziell" akzeptierten definitionen sowie einiges zum aktuellen stand der psychotraumatologie finden lässt. ebenfalls werde ich das diagnostische modell der chronischen ptbs nach judith herman hier vorstellen, welches für mich besser als die heutigen in der icd und dem dsm enthaltenen definitionen geeignet ist, traumatische störungen realitätsgerecht abzubilden.
  • dann wird es weitergehen mit einer vorstellung derjenigen von heute aus erkennbaren psychiatrischen diagnosen, die seit über hundert jahren für verwirrung gesorgt haben, weil sie faktisch zur vertuschung und verschleierung der folgen von zwischenmenschlicher gewalt geeignet waren - und dafür in einer gewissen hinsicht auch aktiv genutzt worden sind. als erstes wäre hier die hysterie zu nennen, und zwar im kontext der gewalt gegen frauen und mädchen. ebenso wie diese diagnose hatte auch die neurasthenie einen wahren "boom" in d-land und den usa vor dem ersten weltkrieg, und lässt sich womöglich als eine weitere fehldiagnose allgemein verbreiteter traumatischer symptome begreifen.
  • danach geht es in den bereich der kriegstraumata und zur diagnostischen konstruktion der rentenneurose. dabei wird es auch um eine weitere und kaum bekannte sehr unrühmliche seite der orthodoxen psychiatrie gehen: die militärpsychiatrie und ihre teils nicht anders als verbrecherisch zu nennenden praktiken.
  • die durch krieg induzierten traumatischen folgen besonders in der deutschen zivilbevölkerung des zweiten weltkrieges sind thema anhand der bemerkenswerten geschichte der vegetativen dystonie.
  • tradierte bzw. transgenerationale traumata werden zwar als existierendes phänomen mehr und mehr akzeptiert, sind aber nach wie vor in den offiziellen diagnostischen katalogen faktisch nicht vorhanden. diese teils geradezu unheimlich anmutende "vererbung" (das ist hier ausdrücklich eine metapher) von traumatischen störungen über die eltern bis hin sogar zu den enkelkindern wird ebenfalls thema sein.
  • in ihrer existenz nur sporadisch wissenschaftlich anerkannt sind hingegen die sog. "kleinen", besser: kumulierten traumata, die ein modell für die möglichen destruktiven folgen von langanhaltendem stress - auch auf "kleiner flamme" - darstellen. ein modell im übrigen, dessen implikationen durchaus einen radikalen perspektivenwechsel auf unseren heutigen sozialen umgang miteinander nahelegen würde. vielleicht stammt aus dieser ahnung auch die bisherige ignoranz gegenüber diesem phänomen. ein grund mehr, es zu thematisieren.
  • ebenso wie der aspekt der dissoziation als eine mögliche und sehr spezifische folge von traumata. hier werde ich dann auch auf eine frage eingehen, über die ich mir selbst noch keine abschließende meinung gebildet habe: sind simulative (als-ob) zustände womöglich eine folge oder ein ausdruck von dissoziativen zuständen? auch das thema der sozialen trance soll hier nochmals aufgegriffen werden.
  • die mögliche bedeutung von prä- und perinatalen traumata im späteren leben - sowohl für den betroffenen menschen als auch die gesellschaft als ganzes - zeichnet sich erst seit vergleichsweise sehr kurzer zeit ab. hier möchte ich v.a. einen an die psychohistorischen arbeiten von lloyd deMause angelehnten überblick zur entsprechenden forschung geben. dazu stellt sich gerade bei pränatalen destruktiven ereignissen die frage, ob sich hier nach den heutigen definitionen bzw. dem verständnis überhaupt noch von trauma reden lässt - die heutigen modelle der ptbs erfassen diesen bereich jedenfalls nicht.
  • daran anschließend stellt sich fast von selbst die frage nach den bekannten und möglichen komorbiditäten bei der ptbs-diagnose: die persönlichkeitsstörungen, allen voran borderline, wären hier zu nennen. aber ebenso gibt es indizien, die über das aufmerksamkeitsdefizit(hyperaktivitäts)syndrom ins autistische spektrum führen.
  • die epidemiologie von traumatischen störungen ist selbst nach den vermutlich zu eng gefassten heutigen diagnostischen modellen schlicht erschreckend. und über die daraus sichtbare erkennbare dimension der existenz von traumatischen störungen ergibt sich die notwendigkeit, über die möglichen individuellen und gesellschaftlichen implikationen für uns alle ausgiebig zu reden. darin enthalten wird auch nochmals die frage sein, wie denn trauma nun verstanden werden muss und soll - incl. der frage nach denjenigen, die zwar in gewalttätigen strukturen leben, aber keine klassischen symptome aufweisen. was hemmt traumatische wirkungen? es sind auf diese frage auch antworten denkbar, die keineswegs beruhigend sein können...
so also meine bisherige planung für diesen schwerpunkt - änderungen vorbehalten, und Sie sind gerne eingeladen, weitere aspekte hinzuzufügen bzw. zu ergänzen.

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- zu den non-man-made-violence-traumata

hierunter lassen sich folgende ereignisse fassen:

Naturkatastrophen: Großbrand, Blitzschlag, Überschwemmung, Dammbruch, Bergrutsch, Lawinenunglück, Erdbeben, Vulkanausbruch, Tornados.

Technikkatastrophen: Zeuge oder Beteiligter an einem schweren Autounfall, Eisenbahn-, Schiffs- oder Flugzeugunglück, Explosion, Arbeitsunfall, Chemieunfall.

Körperliche oder psychische Extrembelastungen: Giftgasunfall, schwere Verbrennungen oder Schmerzzustände, Gehirnblutung, überlebter Herzstillstand, schwerer allergischer Schock, Knochenmarkstransplantation, lebensbedrohliche Erkrankung.

(die quelle dieser aufzählung reiche ich weiter unten nach)


ich führe diesen bereich vor allem deswegen an, um einen meiner meinung nach bis heute völlig unterbelichteten sachverhalt deutlich zu machen: es ist nämlich zu beobachten, dass die be- und verarbeitung von aus den obigen beispielen herrührenden traumata in aller regel sowohl für betroffene als auch therapeutInnen leichter fällt, als bei traumasymptomen, die aus menschlicher gewalt stammen. ich greife einmal weit vor und behaupte, dass das zumindest z.t. an der sich anders oder auch gar nicht stellenden schuld- und verantwortlichkeitsfrage liegt, die bei man-made-violence-traumata zusätzlich zur allgemeinen erschütterung des weltvertrauens auch noch zur implosion des vertrauens in die soziale mitwelt führen kann - z.b. durch rache- , verlassenheits- und schuldgefühle, die die symptomatik um einiges schwerer machen können.

einen grenzbereich stellen nach dieser logik die sog. technikkatastrophen dar, gerade wenn es sich etwa um die folgen menschlichens versagens oder auch fehlenden arbeitsschutzes handelt - in solchen fällen kann der ganze komplex von schuld und verantwortung eine ähnliche rolle spielen wie bei direkter zwischenmenschlicher gewalt.

die unpersönliche gewalt einer naturkatastrophe hingegen - wie z.b beim schweren tsunami im indischen ozean 2004 - kann offensichtlich in bereits in ihrem sozialgefüge geschädigten gesellschaften als eine art trigger wirken, mit dem latent vorhandene gewalt in den sozialen beziehungen zur manifesten werden kann. so, wie es der obige link belegt. auch in einem solchen fall ist die grenzziehung zwischen den beiden traumaarten bei vielen betroffenen nicht mehr möglich.

es wird auch noch zu beobachten sein, was passiert, wenn sich das bewußtsein um die mit einiger wahrscheinlichkeit menschengemachten klimaveränderungen vor dem hintergrund häufiger werdender gewalttätiger wetterereignisse - wie tornados und hurricanes - verbreitet. auch das könnte ein potenzielles feld werden, in dem sich die erwähnte trennung mehr und mehr verwischt.

als letztes möchte ich zu diesem thema anmerken, dass es bis heute eine offene frage ist, ob und wie stark auch durch unpersönliche gewalt traumatisierte menschen das jeweilige soziale gefüge nachhaltig beeinflusst wird - anders: inwieweit bildet diese gruppe eine art "reservoir", aus dem sich in der folge auch direkte zwischenmenschliche gewalt entwickeln kann? damit sind einige der wichtigsten bezugspunkte angesprochen, die zum mich am meisten interessierenden thema der traumatischen man-made-violence führen. es ist vielleicht ganz angebracht, sich diese punkte vor allem folgenden im hinterkopf zu notieren.

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mehr noch als bei den anderen basisthemen hier möchte ich Ihnen etliches an lektüre nahelegen - einfach, weil das thema so derart umfassend ist. die bücher von judith herman und auch sabine bode rechts in der literaturliste sind als einstieg ganz gut geeignet, und ich werde vermutlich noch eine extraliste zum traumathema als beitrag hier nachreichen. aber auch online gibt es einiges, was einen längeren blick lohnt. dabei beschränke ich mich auf deutschsprachige seiten.

zunächst wären da die großen psychotraumatologisch tätigen wissenschaftlichen institutionen zu nennen, die jeweils gebündelt und kompakt etliches an grundlegenden informationen bereitstellen: dazu gehören das Deutsche Institut für Psychotraumatologie, die Deutsche Gesellschaft für Psychotraumatologie sowie das Fachinstitut für angewandte Psychotraumatologie. etliche regionale institutionen aus dem klinischen und forschungsbereich lasse ich einmal außen vor.

in der psychotraumatologischen Literaturdatenbank Prometheus finden sich v.a. hinweise auf wissenschaftliche arbeiten zu fast allen aspekten des themas - das ist besonders etwas für diejenigen unter Ihnen, die vielleicht auch beruflich mit dem bereich zu tun haben. als volltext sind auf den seiten des Instituts für Traumatherapie etliche interessante arbeiten zu finden, besonders, aber nicht nur, zu therapeutischen aspekten. mit dem letzteren kann ich überleiten zum EMDR-Institut, welches stellvertretend für eine therapeutische technik ausgewählt ist, die im bereich der traumatherapie seit etwa 15 jahren international für aufsehen sorgt - und da ich mich mit dieser technik theoretisch und auch als klient etwas tiefer beschäftigt habe, möchte ich die auseinandersetzung mit den dahinter stehenden konzepten ausdrücklich empfehlen.

weitere links finden sich ebenfalls rechts in der sidebar. zum thema dissoziation werde ich ein paar augewählte seiten im entsprechenden beitrag vorstellen. nicht solange vorenthalten möchte ich Ihnen allerdings die seite des hiesigen vereins refugio, der zu der unter diesem namen auch bundesweit tätigen reihe von institutionen gehört, die sich speziell mit flüchtlingen und migrantInnen auseinandersetzen, die aufgrund von kriegen, folter, vertreibung und flucht oft schwer traumatisiert sind. gerade zum thema der folter findet sich bei refugio etliches material, welches trotz oder gerade wegen seiner bedrückenden aussagen in die breiteste öffentlichkeit gehört.

dann bleibt mir jetzt noch, die quelle der obigen aufzählung von unpersönlichen traumaproduzierenden ereignissen nachzureichen: auf der seite panikattacken.at findet sich ein insgesamt sehr empfehlenswerter text zur ptbs, bei dem es auch um einige historische aspekte geht, die hier ebenfalls thema sein werden. als einstieg kann ich das ganze allen interessierten wirklich nahelegen.

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zumal es dort auch eine komprimierte auflistung der ptbs-modelle aus icd und dsm gibt, die in dieser form anderswo nur schwer zu finden ist (ich konnte jedenfalls bisher nichts derart übersichtliches auftun). damit komme ich zum letzten punkt dieser einführung, vor dem ich die lektüre der symptomkataloge nach icd und dsm für notwendig halte - es geht um das modell der komplexen ptbs, welches u.a. von judith herman entwickelt wurde. und das ich für einen fortschritt im vergleich mit den bisherigen diagnostischen modellen halte - vergleichen Sie einmal selbst:

1. Der Patient war über einen längeren Zeitraum (Monate bis Jahre) totalitärer Herrschaft unterworfen, wie zum Beispiel Geiseln, Kriegsgefangene, Überlebende von Konzentrationslagern oder Aussteiger aus religiösen Sekten, aber auch Menschen, die in sexuellen oder familiären Beziehungen totale Unterdrückung erlebten, beispielsweise von Familienangehörigen geschlagen, als Kinder physisch mißhandelt oder sexuell mißbraucht wurden oder von organisierten Banden sexuell ausgebeutet wurden.

2. Störungen der Affektregulation, darunter
- anhaltende Dysphorie (verstimmung, gereiztheit, anm. mo)
- chronische Suizidgedanken
- Selbstverstümmelung
- aufbrausende oder extrem unterdrückte Wut (eventuell alternierend)
- zwanghafte oder extrem gehemmte Sexualität (dito)

(alternierend: wechselweise, umspringend)

3. Bewußtseinsveränderungen, darunter
- Amnesie oder Hypermnesie, was die traumatischen Ereignisse anbelangt
- zeitweilig dissoziative Phasen
- Depersonalisation/Derealisation
- Wiederholungen des traumatischen Geschehens, entweder als intrusive Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung oder als ständige grüblerische Beschäftigung.

(hypermnesie: übersteigertes erinnerungsvermögen
intrusiv ist hier nicht ganz leicht zu übersetzen, ich würde es im sinne von "aufdringlich gestaltend, von innen her normierend" an dieser stelle benutzen - die betroffenen werden quasi von der störung in all ihren lebensäußerungen modelliert. die anderen fachbegriffe setze ich mal als bekannt voraus.)

4. Gestörte Selbstwahrnehmung, darunter
- Ohnmachtsgefühle, Lähmung jeglicher Initiative
- Scham- und Schuldgefühle
- Gefühl der Beschmutzung und Stigmatisierung
- Gefühl, sich von anderen grundlegend zu unterscheiden (der Patient ist etwa überzeugt, etwas ganz Besonderes zu sein, fühlt sich mutterseelenallein, glaubt, niemand könne ihn verstehen oder nimmt eine nicht menschliche Idenität an.)

5. Gestörte Wahrnehmung des Täters, darunter
- ständiges Nachdenken über die Beziehung zum Täter (auch Rachegedanken)
- unrealistische Einschätzung des Täters, der für allmächtig gehalten wird
- Idealisierung oder paradoxe Dankbarkeit
- Gefühl einer besonderen oder übernatürlichen Beziehung
- Übernahme des Überzeugungssystems oder der Rationalisierungen des Täters

6. Beziehungsprobleme, darunter
- Isolation und Rückzug
- gestörte Intimbeziehungen
- wiederholte Suche nach einem Retter (eventuell alternierend mit Isolation und Rückzug)
- anhaltendes Mißtrauen
- wiederholt erfahrene Unfähigkeit zum Selbstschutz

7. Veränderung des Wertesystems, darunter
- Verlust fester Glaubensinhalte
- Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung

(zitiert nach: herman, judith "die narben der gewalt"; junfermann, paderborn 2003; s.169/170; isbn 3-87387-525-X)


soweit ein modell, welches überarbeitet und ergänzt - zb. fehlen mir persönlich die diversen körperlichen symptome, die eine ptbs / ein trauma mit sich bringen kann - durchaus deutlicher ein realitätsgerechtes verständnis des traumas ermöglicht, als die imo zu eng gefassten konventionellen modelle. und das sage ich selbst unter der berücksichtigung, dass hier viele der weiter oben erwähnten möglichen, teils eher subtilen erscheinungsformen von traumata immer noch sozusagen hinten runter fallen. wichtig finde ich aber vor allem eins: die für ein diagnostisches modell erstmalige und explizite betonung, dass es sich hier um die folgen zwischenmenschlicher gewalt handelt - in letzter konsequenz also um die folgen und wirkungen extremster und brutalster verdinglichung. wenn ich also von ptbs rede, dann habe ich das obige modell bevorzugt dazu im kopf.

Montag, 1. Januar 2007

kontext 30: auf der suche nach der verlorenen zeit (update)

so lässt sich die - mehr oder weniger willkürliche - zeitmarkierung "neues jahr" auch beginnen - mit dem langsamen lesen dieses artikels:

(...) "Anfang November las ich in verschiedenen wissenschaftlichen Studien folgende Fakten: Ehepaare reden am Tag durchschnittlich acht Minuten miteinander; 40 Prozent der leitenden Angestellten leiden unter Stress; das Lebenstempo hat sich in den letzten 200 Jahren verdoppelt; vier von fünf Kindern in Deutschland fühlen sich unter Zeitdruck; der Einsatz von Beruhigungsmitteln, Antidepressiva und Muntermachern steigt jährlich um acht bis zehn Prozent; und Untersuchungen der Historikerin Juliet Schor zufolge haben Amerikaner seit Mitte der 1970er Jahre 37 Prozent ihrer Freizeit eingebüßt." (...)

ich hatte schon früher anhand der geschichte von herr fusi etwas zur meiner meinung bisher meist unterschätzten rolle der objektivistischen pervertierung unserer lebenszeit geschrieben, und die folgenden sätze lassen sich als nahtlose ergänzung/erweiterung verstehen:

(...) "Seit es die Räderuhr als pures Messgerät gibt, um sich von der Naturuhr unabhängig zu machen, ist das Naturwesen Mensch zunehmend vertaktet und vermessen worden. »Die Uhr quantifiziert und objektiviert den Menschen«, schreibt der kulturkritische Trendforscher Jeremy Rifkin, »sein Leben wird mit der Uhr gleichgeschaltet, mit den Erfordernissen des Zeitplans und den Diktaten der Effizienz.« Dieses System arbeitet forciert vor allem an der Aufhebung von Verbindlichkeit. Je mehr Verbindungen angeboten werden, desto weniger verbindlich sind sie." (...)

verbindlichkeit aber - das steckt bereits im wort selbst - bedeutet eine wesentliche soziale fähigkeit, die für das menschliche beziehungsleben unverzichtbar ist. der bereits an vielen stellen hier thematisierte und inzwischen unverkennbare angriff der "objektivistischen maschinerie" auf eben diese grundlegende basis allen sozialen lebens mittels des zeitdiktats ist aber ein - ja, kriegsschauplatz, auf dem wir im gegensatz zu anderen mehr möglichkeiten haben: das wiederzulassen der eigenen (körper)zeit und der bruch der dominanz der fremdbestimmten zeit kann unter den heutigen bedingungen zu einem subversiven, ja schon revolutionären akt werden - und das könnte bereits in kleinen schritten funktionieren. entwöhnung von uhr und kalender, bei gleichzeitiger wiederentdeckung der eigenen rhythmen, wäre z.b. einmal ein wirklich schöner neujahrsvorsatz

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edit am 02.01.07: sozusagen auf die schnelle hier ein paar weitere lese- und suchanregungen, wobei ich Ihnen gerade bei letzteren etwas arbeit aufbürde.

Wie das Zeitgefühl entsteht gibt einen komprimierten überblick zu einigen aspekten des aktuellen wissenstandes - und vor allem das folgende möchte ich herausheben:

(...) Darum hängen der Sinn für Bewegung und das Gefühl für die Zeit untrennbar zusammen. Wenn - etwa durch einen Schlaganfall - eines von beiden gestört ist, geht meist auch das andere verloren. Für das Gehirn ist Zeit Bewegung." (...)

körperbewegung.

mir fällt beim thema der zeitwahrnehmung dazu immer wieder ein, dass sich selbige v.a. im autistischen spektrum, ebenso bei zuständen, die heute als psychotisch begriffen werden und bei nutzung psychoaktiver substanzen teils krass und spektakulär ändert. ich kann Ihnen sehr empfehlen, einfach mal in diesen und diesen treffern herumzuschmökern. der aspekt des verlustes der eigenen, inneren zeit wird in etlichen materialien nachdrücklich deutlich. und damit wird ein weiterer gedanke klarer: die allgegenwärtige strukturierung unseres alltags mittels eines objektivistischen zeitrasters lässt sich u.a. als angepasste struktur begreifen - und zwar vor allem für menschen, die mehr oder weniger stark vom gerade erwähnten verlust der eigenen zeit betroffen sind. dieser gedanke wiederum verlangt geradezu nach einer vertiefenden betrachtung - zu der ich momentan aber nicht kommen werde. was natürlich aber keinesfalls ausschließen soll, dass Sie sich ebenfalls gedanken machen, die dann bestenfalls auch hier zu lesen sein werden (jaja, der zaunpfahl...;-)

Sonntag, 31. Dezember 2006

"the same procedure as last year"

ich habe dem hier eigentlich nur anzufügen, dass die vor einem jahr geäußerte absicht, hier im blog mehr platz für - hm, alternativen und visionen zu geben, auch aus meiner sicht viel zu kurz gekommen ist - aber noch ist die vorläufige "bestandsaufnahme" in sachen beziehungskrankheiten nicht abgeschlossen. dazu habe ich dem alltäglichen wahnsinn immer wieder mehr platz eingeräumt, als ich eigentlich vorhatte - zuviel ist passiert, was bei mir als trigger für gefühle und gedanken gewirkt hat, die in worte gefasst werden wollten. und letzteres ist für mich ganz persönlich leider auch ein ebenso ganz persönliches indiz dafür, wie übel die gesellschaftliche situation tatsächlich aussieht.

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ich habe mir die letzten tage einige gedanken zum blog gemacht und möchte davon für den moment vor allem meinen wunsch mitteilen, dass sich einige der stammleserInnen doch vielleicht (nochmals) das vor längerer zeit geäußerte angebot überlegen, sich hier auch als autorInnen zu beteiligen. es werden innerhalb der nächsten zwei wochen einige konkrete anfragen von mir herausgehen.

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ansonsten: danke für Euer/Ihr interesse und ebenso für die kommentare hier. wir lesen uns in ein paar tagen wieder.

Samstag, 30. Dezember 2006

notiz: innen(an)sichten...

...aus einem "großen deutschen nachrichtenmagazin":

(...)"Ehrlich gesagt", sagt Aust, "das ist so ein bisschen wie früher der Satz ,Geh doch nach drüben'. Neoliberal? Ich weiß gar nicht, was das eigentlich heißt. Realistisch zu sein, zwei und zwei zusammenzählen zu können? Was ist daran neoliberal?" Simpel gesagt: Wenn man den Schwachen ordentlich Druck macht und den Mächtigen devot den Bauch krault." (...)

treffender als im letzten satz wurde selten beschrieben, was heute so unter "realismus" firmiert - eine mörderische mischung aus objektivismus und opportunismus.

Mittwoch, 27. Dezember 2006

notiz: jahresendlesestoff

tja, da bin ich dann doch schneller wieder hier, als ich dachte - aber aus guten gründen, wie ich finde. es gibt ein paar mediale produktionen, die durchaus erwähnenswert sind - weil sie zum nachdenken anregen.

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passend zum jahresende gibt es unter dem titel Ein Jahr voller Schandtaten einen taz-kommentar, der alleine deshalb auffällig ist, weil er der allgegenwärtigen tendenz zur zynischen schönfärberei und gleichgültigen verdrängung deutlich entgegenläuft - deshalb hier (fast) in voller länge, mit einigen anmerkungen:

(...) 1. Im Dezember publizierten die Vereinten Nationen einen Bericht, laut dem 2 Prozent der Menschen vermögender sind als die Hälfte der Menschheit!

Das Missverhältnis ist zwar keineswegs neu, aber die Tendenz geht rasant in Richtung größerer Ungleichheit. Im globalen Maßstab wie auch in Deutschland. Man muss kein Ökonom sein, um zu erkennen, dass etwas Gravierendes nicht stimmt, wenn "Gürtel enger schnallen" bewirkt, dass punktuell das Fett überquillt."


was bedeutet die aussage im ersten satz konkret?

zunächst einmal haben die ominösen "zwei prozent" durchaus gesichter, namen und adresse: die absolute spitze dieser absoluten minderheit dürfte sich zu einem großen teil im sog. forbes-ranking wiederfinden, jener alljährlichen liste der vierhundert reichsten us-amerikaner:

"Auf der Forbes-Liste der 400 reichsten US-Bürger haben sich in diesem Jahr erstmals nur Dollar-Milliardäre platziert – zusammen besitzen sie 1,25 Billionen." (...)

(und das ausgerechnet ein asperger-autist dieses ranking anführt, darf und sollte vielleicht als mehr denn eine ironische fußnote betrachtet werden.)

für deutschland ist ein derartiges ranking aufgrund der notorischen öffentlichkeitsscheu der hiesigen geldelite schwerer zu erstellen - nichtsdestotrotz ist auch hier einiges bekannt.

diese klüngel und clans haben also zusammen und teils auch einzeln jeweils ein vermögen zur verfügung, dessen dimensionen die verfügbaren haushaltsmittel sehr vieler staaten (die sich übrigens in fast allen fällen bereitwillig für die durchsetzung der interessen der elitären minderheit selbst mittels offener gewalt zur verfügung stellen) locker in den schatten stellt - und ein vermögen, welches sich quasi minütlich in noch in unbekannten größen vermehrt - zu welchen und auf wessen kosten?

"So lebt fast die Hälfte der sechs Milliarden Menschen auf der Erde von weniger als 2 $ pro Tag und 1, 2 Milliarden von weniger als 1 $ pro Tag.

Dazu hat sich der Abstand zwischen den reichsten 20 % der Weltbevölkerung und den ärmsten 20 % in den vergangenen 40 Jahren verdoppelt. Das Vermögen der drei reichsten Milliardäre der Welt übertrifft das Bruttonationalprodukt der 48 ärmsten Entwicklungsländer und deren 600 Millionen Einwohner."


um es ganz konkret zu machen: von dieser extremen schere buchstäblich enthauptet werden erstens kinder, hier bevorzugt mädchen; zweitens frauen. für die - jeweils meist auf schätzungen beruhenden und vermutlich die gesamte jämmerliche realität nicht insgesamt abbildenden - statistischen zahlen recherchieren Sie zb. bei unicef. für deutschland schauen Sie auf den link zur kinderarmut in der liste rechts

die als "indirekte" bezeichneten folgen müssen nach "entwickelten" und unentwickelten regionen aufgeteilt werden und sind kaum zu in ihrer gesamtheit und verwobenheit zu beschreiben - armut lässt sich plausibel in zusammenhang bringen mit:

psychosozialer verelendung, innerfamiliärer gewalt, drogenabusus, armutsinduzierter kriminalität (und folgender drehung der staatlichen repressionsschraube, was dann auch ein ausuferndes knastsystem nach sich zieht, über dessen zustände in diesem land hier in den letzten tagen einiges zu lesen war ), umweltzerstörung, bildung von banden- und mafiastrukturen (die, so wie es ausschaut, von den "eliten" funktionalisiert und genutzt werden - antisoziale mitglieder der unterklassen werden als "rekruten" instrumentalisiert), gesteigertes risiko von (bürger-)kriegen (incl. florierender rüstungsindustrie), fluchtbewegungen planetaren ausmaßes (die tausenden toten zb. an den eu-außengrenzen im süden gehören ebenfalls zu den armutsfolgen), verstärkte und grausamer werdende konkurrenzverhältnisse bei armutsbedrohung (in unseren breiten ist zb. mobbing ein symptom dieser entwicklung) usw. usw.

und nein, man muß wirklich kein ökonom sein (das scheint sogar bei der realitätswahrnehmung eher ein hindernis darzustellen), um solche zustände nicht nur zum schreien, sondern als krieg zu empfinden.

2. Am 30. Oktober veröffentlichte der ehemalige Weltbank-Chefökonom Nicholas Stern einen Bericht über die globale Erwärmung, der nicht nur, wie alle Untersuchungen und Projektionen zu diesem Thema davor, geradezu apokalyptisch klingt, sondern auch einer breiteren Öffentlichkeit auseinandersetzt, dass Umweltschutz langfristig erheblich wirtschaftlicher ist als Umweltverschmutzung.

Wenn wir national und international handeln, können wir die Konzentration der Treibhausgaskonzentration auf unter 550 ppm (parts per million) halten, womit die schlimmsten Folgen vermieden wären. Zum ersten Mal hat ein Ökonom aus dem Establishment die Kosten für unser Überleben beziffert: 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Da die Militärausgaben diese Summe bei weitem übersteigen, gibt die Menschheit weit mehr für Zerstörung als für Erhaltung aus. Und das nennt sich Realpolitik!


eine ganz gute zusammenfassung der zunehmenden wetteranomalien ist aktuell hier zu lesen. (und das sich die sog. "realpolitik" - ein inzwischen krampfauslösendes unwort - seltsamerweise meistens auf zerstörerische wirkungen aller art konzentriert, ist etwas, was sich u.a. mit etwas wissen um die dynamiken und folgen traumatischer sozialer prozesse begreifen lässt. denn fakt ist dabei auch: wir alle - mit ein paar ganz wenigen ausnahmen - dulden dieses treiben mindestens. und die motivationen dafür sind dringend zu verstehen).

3. 2006 hat gezeigt, wie fragil und beschädigbar unsere westliche Demokratie ist. Früher hätten wir das, was wir gegenwärtig erfahren, "Gegenrevolution" genannt. Auf allen Ebenen werden Errungenschaften eingeschränkt oder abgeschafft, auf die wir stolz sein konnten.

In Großbritannien, dem Mutterland der modernen Demokratie, sollte das juristische Rückgrat der Menschenrechte, das Habeas-Corpus-Recht, abgeschafft werden, und es blieb ironischerweise dem einst konservativen Oberhaus überlassen, den schändlichen Gesetzesentwurf abzuschwächen. In den Vereinigten Staaten unterschrieb Präsident Bush am 17. Oktober ein Gesetz, das Folter und Entführung legalisiert, und widerrief somit einen zentralen Teil der "Bill of Rights" und natürlich auch das Habeas-Corpus-Recht.

Das Gesetz gewährt der Exekutive das außergewöhnlich weitreichende Recht, jeden Menschen auf der Welt als "ungesetzlichen feindlichen Kämpfer" zu bezeichnen und ihn somit zu entrechten. Die CIA darf jeden von uns entführen, in "geheime Gefängnisse" überstellen und foltern. Die derart geernteten "Beweise" sind vor "militärischen Gerichtskommissionen" zugelassen.

Wie das funktioniert (damals allerdings noch "illegal"), haben mehrere deutsche Staatsbürger schmerzhaft erfahren müssen, ohne - auch das gehört zu den Schandtaten dieses Jahres - ausreichend von der eigenen Regierung geschützt worden zu sein. Die Macht der Gesetzlosigkeit, bekannt aus Absolutismus und Faschismus, macht sich breit. Freiheit und Gerechtigkeit sind in ein Koma gefallen, aus dem sie nur eine weitreichende Therapie wieder zum Leben erwecken kann.


suchen Sie einfach mal mit den keywords "folter" und "knast" hier im blog - und Sie werden das obige illustrieren können.

4. Irak ist offensichtlich eine Katastrophe - obwohl wir uns kein profundes Bild davon machen können, denn westliche Journalisten können kaum mehr aus der Grünen Zone in der Hauptstadt Bagdad heraus. Vielleicht schafft in dieser Hinsicht der englischsprachige Nachrichtensender von al-Jazeera ein wenig Abhilfe. Doch für wen?
Mehr als eine halbe Million Iraker sind an den Folgen der Invasion gestorben, lauter unglückliche Opfer im Kampf für die Demokratie. Für manch andere aber ist Irak eine Bonanza sondergleichen. Für Firmen wie Halliburton und Bechtel, die gewaltige Aufträge abgesahnt haben, die höchst virtuell abgerechnet wurden.

Und auch für all jene, denen es gelungen ist, sich an der systematischen Ausplünderung des Iraks zu beteiligen. Laut Schätzungen sind etwa 20 Milliarden Dollar "verschwunden". Egal, wann die Amerikaner und ihre Verbündeten das Land wieder freigeben: Ein substanzieller Teil des irakischen Reichtums hat seine "exit strategy" schon gefunden.


zwei weitere aspekte (nicht nur) zum "kampf gegen den islamistischen terror:" eins und zwei.

5. Die angesehene britische Journalistin Isabel Hilton, Redakteurin von opendemocracy.com , eines der weltweit besten politischen Infosites, antwortete neulich auf die Frage nach dem typischen Charakteristikum unserer Epoche mit der "Lüge".

Tatsächlich ist auffällig, wie unverhohlen die führenden Staatsmänner der Welt (Wladimir Putin, George W. Bush und Tony Blair mögen als Hauptakteure ausreichen) samt ihrer gesamten Equipage lügen und Lügen gestraft werden, und trotzdem keine Konsequenzen ziehen und nicht gezwungen werden, Konsequenzen zu ziehen. Paraphrasiert gesagt: Es gab schlimmere Zeiten, selten aber heuchlerische.


simulationen im sozialen leben - zu denen die lüge "an sich" deutlich gehört - sind ja ein thematischer evergreen in diesem blog. zur untermalung des obigen empfehle ich nochmals dieses hier. übrigens bezweifle ich, dass die oben genannten ihre lügen auch als lügen empfinden.

selten genug, dass ich etwas in unseren zeitungen bedingungslos unterschreiben würde - jetzt folgt ein solch rarer moment:

(...) Wenn wir also in diesen Tagen zum Nachdenken finden und zum Erhoffen ins Neue Jahr hinein, dann wäre es schön, wenn wir nicht aufhörten, uns eine bessere Welt vorzustellen, gerade in Zeiten, in denen ein zynisches Achselzucken als profundes Weltverständnis verkleidet wird. Eine Welt ohne Ausgrenzung von Anderen, ohne Waffenproduktion, ohne imperiales Gangstertum, ohne die Diktatur des Internationalen Währungsfonds und ohne eine Wirtschaftsweise, die die Mehrheit der Menschen zu einer unwürdigen Existenz verdammt, während sie unser aller Zukunft raubt.

Es wäre schön, wenn wir träumen könnten, gegen die verächtlichenden Rufe der Pragmatiker, die Missstände allein kraft ihrer Existenz beglaubigen, während sie den Visionen jegliche Vernunft absprechen. Auch wenn 2006 ein Jahr der Rückschritte war, wir leben in interessanten Zeiten, und das heißt auch, dass wir an Kreuzungen stehen. Und dass es von uns allen abhängt, in welche Richtung es weitergehen wird.


vielleicht geben Sie der obligatorischen silvesterfeier ja auch einen ganz neuen drive, wenn Sie als einstieg einfach den obigen kommentar laut in der runde verlesen?

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auf der gleichen seite der taz, von der der gerade vorgestellte kommentar stammt, findet sich auch eine rubrik zur pressedokumentation, deren heutiger inhalt unfreiwillig (?) weitere aufschlüsse über die desolate verfassung der westlichen gesellschaften bietet:

(...) "SPD-Chef Kurt Beck fühlte sich vom struppigen Frank provoziert und forderte ihn zum Haareschneiden heraus. Das war ein Appell an das Arbeitsethos, das zu den Grundlagen westlicher Gesellschaftsordnung gehört: spontan, humorvoll und angebracht."

das "arbeitsethos", welches hier von einem der führenden kapitalistischen propagandablättchen beschworen wird, lässt sich erstens in seiner konzentriertesten form in drei berühmt-berüchtigten worten fassen: arbeit macht frei. und wer zweitens das verächtliche und ressentimentgeladene geschwätz des k. beck als "humorvoll" bezeichnet, dürfte sich mitsamt seinem humor in dieser gesellschaft ganz wohlfühlen.

folgenden unsinn aus der "washington post" möchte ich hingegen inhaltlich nicht weiter kommentieren:

"In den meisten reichen Ländern der Welt hat die Ungleichheit im vergangenen Vierteljahrhundert zugenommen. Sicher ist es nicht möglich, sie vollständig zu beseitigen, dies wäre auch gar nicht wünschenswert: Ungleiche Entlohnung motiviert Menschen."(...)

aber schauen Sie doch noch mal in das weiter oben verlinkte "forbes-ranking" - an zweiter stelle steht dort erneut

"...Investor und Chef von Berkshire Hathaway, Warren Buffett, mit 46 Milliarden Dollar. Berkshire Hathaway hält unter anderem Anteile an Coca-Cola, Gillette und der Tageszeitung „Washington Post“.

manchmal ist die realität tatsächlich nur eins: unsäglich platt.

*

so, und da es ja hier schon ausgiebig um das treiben der sog. "eliten" ging, folgt jetzt zum abschluß ein langer und interessanter ausflug an den starnberger see, für den Sie sich ruhig die zeit nehmen sollten (das war jetzt übrigens ein musterexemplar eines durchaus ungewollten wortspiels).

nur eine kleine textprobe, die zudem auch etliches über menschliche widersprüchlichkeiten und abgründe deutlich macht:

(...) »Ich sage Ihnen was über Starnberg. Wollen Sie eine ehrliche Antwort?« Bitte. »Eine Bombe sollte man da reinwerfen, eine Bombe.« Rudolf Zirngibl ist in Starnberg aufgewachsen, im Kreisrat sitzt er für die CSU, seit 22 Jahren ist er Unternehmer, und er behauptet von sich, dass er in Abgründe gucken könne. »Es ist so widerlich.« Am Ende stünden die Reichen vor ihm und sagten: »Für meine Frau die billigste Kiste. In aller Stille, schnell weg.« (...)

ja. es ist so widerlich.

Montag, 25. Dezember 2006

notiz: lieblose realität vs. "fest der liebe" 4:0 (spiel läuft noch)

unfestliches eins: aus den augen, aus dem sinn - oder was eine justizsenatorin unter "problemlösung" versteht:

(...) "Die neue Justizsenatorin Gisela von der Aue will die Öffentlichkeit nicht mehr über Selbsttötungen in den Gefängnissen unterrichten. Nach Informationen des Tagesspiegels hat von der Aue angewiesen, Selbstmorde nicht mehr zu melden. Die Entscheidung sei in der letzten Woche gefallen, nachdem sich in Moabit erneut ein Untersuchungshäftling das Leben genommen hat. Dass der 37 Jahre alte Siam B. sich mit seinem Bettlaken erhängte, sollte die Öffentlichkeit nicht mehr erfahren. Es war die zehnte Selbsttötung in diesem Jahr – so viele hat es seit 1987 nicht mehr in Berlin gegeben." (...)

natürlich nur aus einem hehren motiv heraus:

(...) "Die Sprecherin der Senatorin, Juliane Baer-Henney, begründete die Anweisung so: Die Persönlichkeitsrechte eines Gefangenen und seiner Familie seien höher zu bewerten als das Interesse der Öffentlichkeit. Dem widersprach Andreas Gram, der Vorsitzende des Rechtsausschusses, gestern vehement. „Das Informationsbedürfnis des Parlamentes ist höher zu bewerten“, urteilte Gram. „So soll wohl verhindert werden rauszufinden, was in den Gefängnissen los ist“, kritisierte der CDU-Politiker – also zum Beispiel Drangsalierungen durch andere Gefangene oder schlechte Haftbedingungen."

"wenn wir schon todesfälle nicht verhindern können (bzw. wollen), so schützen wir dann doch wenigstens das persönlichkeitsrecht" - ich fürchte, die vertreterInnen der sog. politischen klasse meinen ihren zynismus völlig ehrlich. und sollte uns ein hauch von wahrheit aus cdu-mund selbst dann tröstlich stimmen, wenn er erkennbar aus sog. parteipolitischen überlegungen heraus motiviert ist?

dazu auch ein lesenswerter kommentar.

*

unfestliches zwei aus mexico: mörderische gewalt gegen frauen ist zwar nicht nur dort eine realität, hat aber in einigen regionen unglaubliche ausmaße erreicht:

(...) Jede Woche verschwindet in Ciudad Juárez mindestens eine Frau, und es wird nie wieder etwas von ihr gehört, es sei denn, ihre Entführer entscheiden sich dafür, ihren leblosen und offensichtlich brutal gefolterten und ermordeten, wüst vergewaltigten und manchmal verstümmelten, manchmal verbrannten Körper verschwinden zu lassen. Weder die Verzweiflung und Angst der Familien, mit der Unsicherheit leben zu müssen, ob ihre Töchter, die das Haus verlassen, auch zurückkehren werden, noch die fast 300 Morde und über 600 Vermissten lösen die Bereitwilligkeit aus, diese Taten unter Kontrolle zu bekommen. (...)

Die mexikanische Journalistin und Feministin Mariana Berlanga treibt derzeit eine Untersuchung über die Frauenemorde in Ciudad Juárez und deren Verbindung mit den Institutionen und den Produnktionsgepflogenheiten der Maquilas ( Billiglohnfabriken ) der Region voran. Sie ist Aktivistin im Bereich der Aufklärung der Morde und im Kampf gegen die Straflosigkeit in Juárez, insbesondere was die Gewaltakte die dort gegen/an Frauen verübt werden anbetrifft.(...)

Marina: In México, wie in anderen verschiedenen Ländern Lateinamerikas und der Welt, war die Gewalt gegen Frauen, einschliesslich der Morde, immer charakteristisch. Aber seit 13 Jahren überrascht uns eine neue Form dieser Gewalt, nämlich dass Frauen nicht nur einfach aus irgendeinem Grund ermordet werden, sondern dass es ein gemeinsames Muster gibt. Das heisst, es werden immer wieder an öffentlichen Orten die Körper toter Frauen aufgefunden, die Zeichen von Folter, sexueller Gewalt und Verstümmelungen aufweisen. Diese Art von Fällen überrascht uns seit 13 Jahren, obwohl die Gewalt gegen Frauen schon vorher strukturiert und systematisch gewesen ist. Vor 13 Jahren ist damit begonnen worde, die Fälle zu zählen und publik zu machen, was keine Rechtfertigung dafür ist, dass seit 13 Jahren solche Dinge geschehen.

Es werden Frauen getötet, die sehr spezifische Kennzeichen besitzen und nicht irgendwelche, jedenfalls nicht in dieser Weise. Die Ermordeten sind immer von brauner Hautfarbe, haben indigene Züge und sind zierlich. Bis vor Kurzem handelte es sich noch um jungendliche Frauen; inzwischen müssen wir sagen, dass Kinder davon betroffen sind, Mädchen im Alter von sechs, fünf bis zu drei Jahren! (...)


lesen Sie´s!

*

unfestliches drei: gibt es eigentlich auch nur einen nachvollziehbaren grund dafür, warum dieser gesellschaft all der selbstproduzierte wahnsinn nicht auch an einem 24. dezember auf die füße fallen sollte? eben:

(...) "Die Großeltern hatten der Polizei einen Hinweis gegeben. Die Beamten fanden den Jungen tot in der Wohnung seiner Eltern. Die 29-jährige Mutter, eine arbeitlose Verkäuferin, sei wegen des Verdachts auf Totschlag festgenommen worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Eine Obduktion ergab Anzeichen für einen gewaltsamen Tod des Jungen.

Über die genauen Todesumstände teilte die Staatsanwaltschaft zunächst nichts mit. Die Ermittlungen ergaben bisher, dass sich die Eltern des Kindes an Heiligabend gestritten hatten. In seiner Wut habe der 30-jährige Vater die Wohnung verlassen und sei zu seinen Eltern gegangen. Danach sei zunächst der Vater in die Wohnung zurückgekehrt, später auch dessen Eltern. Diese hätten dann um Mitternacht die Polizei darüber informiert, dass ihr Enkelkind tot sei." (...)


ist Ihnen - neben der trostlosen wiederholung, mit der solche meldungen fast im wochentakt auftauchen - auch das attribut arbeitslos bei der bezeichnung der wahrscheinlichen täterin aufgefallen? genau so werden ressentiments produziert.

*

unfestliches vier: falls Sie wiedereinmal bei Ihren geschenken innerlich aufgestöhnt haben und die frage eines umtauschs auf dem tisch liegt - nun, hier gibt´s einen buchtipp:

(...) Brigitte Schwaiger, "Fallen lassen", Czernin Verlag 2006, ISBN 9783707600827

(...) "Schizophrenie, Depression, Borderline-Syndrom - die zyklisch wechselnden Diagnosen der Ärzte sind ein Spiegelbild der prinzipiellen Unkommunizierbarkeit ihrer Leidenszustände und gleichzeitig der gesellschaftlichen Unsicherheit im Umgang mit seelisch Erkrankten. Darüber lässt sich trefflich entspannt räsonieren, doch hier ist das Opfer eine allem Ungemach zum Trotze disziplinierte Schriftstellerin, die uns voll Zorn mit den ihr verbliebenen schriftstellerischen Mitteln - und dazu zählt die Gabe der klaren, präzisen Beobachtung - erzählt, wie man als Betroffene lebt.

Ihr bewusst schlicht gehaltener Bericht gibt uns keine Darstellung eines gigantischen Fantasmas, wie die legendären "Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken" des Senatsrates Schreber, der Freud zu seiner Theorie der Paranoia angeregt hat; er ist auch kein Versuch, den eigenen Wahn, der zur Tötung der Gattin geführt hat, intellektuell zu meistern, wie ihn der französische Philosoph Althusser unternommen hat. Brigitte Schwaiger hat ein unprätentiöses, aber unter die Haut gehendes Protokoll des Lebens in drei Höllen verfasst - ihrer inneren Hölle, der des sozialen Umfelds und schließlich der der institutionellen Verwaltung von so genannten Geisteskrankheiten in Wien.

Wie lebt man mit einer Antriebslosigkeit, die einen in die Verwahrlosung treibt, wie lebt man mit Panikattacken, die einen zu Hause festhalten? Wie meistert man den Spagat, dass man einerseits "Beziehungen aufrechterhalten" soll und sich gleichzeitig seinen Mitmenschen nicht mehr verständlich machen kann, zur Körperpflege außerstande ist und am Ende nur mehr "nervt", so dass die Besucher ausbleiben? Und schließlich: Wie lebt man in jener absoluten Hölle, in der diese Krankheiten verwaltet werden, im psychiatrischen Krankenhaus der Gemeinde Wien auf der Baumgartner Höhe? Der Name Steinhof ist verpönt, man soll jetzt Otto-Wagner-Spital sagen." (...)


ob das wirklich nur als "öffentliche schande" begriffen werden soll? schließlich ist hier, ebenso wie in den weiter oben beschriebenen beispielen, zum wiederholten mal die logik der verdinglichung zu besichtigen - und in dieser logik geht es hier auch noch um weitgehend nutzlose dinge:

(...) "Da leben Männer und Frauen, Depressive und Aggressive, Schizophrene, Paranoiker und Heroinsüchtige auf engem Raum, junge und alte, Angehörige verschiedener Nationalitäten in einer Situation, die immer wieder - so Schwaiger - "Missverständnisse und Streit, sogar Androhung von Gewalt und Gewalttätigkeit" produziert.

Die Vorstellung, dass sich eine Insassin des Steinhofs damit tröstet, dass Juden in Konzentrationslagern mehr hätten leiden müssen ist unerträglich - jener Steinhof, den Brigitte Schwaiger schildert, ist eine öffentliche Schande." (...)


- sprach die empörte bürgerlichkeit (und wandte sich dann wahrscheinlich wieder ihren ach so wichtigen geschäften zu). wie wäre es denn, mal die floskel "unerträglich" als wahrnehmung real zuzulassen? das könnte dann nämlich tatsächlich veränderungspotenziale freisetzen.

*

wir lesen uns hier vermutlich spätestens in der ersten januarwoche wieder - dann wird´s auch mit der traumareihe losgehen. und ich wünsche allen leserInnen, das Sie die tage, welche den schönen ausdruck "zwischen den jahren" tragen, wirklich einmal zur besinnung nutzen können.

Freitag, 15. Dezember 2006

notiz: blüten des wahns - medienumschau neue folge

wie in der überschrift schon angedeutet - eine sammlung neuer variationen des immergleichen.

*

in zeiten, in denen sich hochschulen / universitäten überwiegend als produzenten von geeignetem menschenmaterial für den blutdurstigen götzen namens "wirtschaft" verstehen, ist bei dieser produktion ausschuß aufgrund diverser materialfehler kaum zu vermeiden - ach, Sie stören sich an meiner verdinglichenden ausdrucksweise? aber aber, betrachten Sie sich den folgenden ratschlag sog. experten für dieses letztlich das geschäft störende potenzial und vor allem: denken Sie ihn bis zum konsequenten ende.

(...)"Die beiden Experten hören ihnen zu und raten dann: "Lügen Sie, was das Zeug hält. Tunen Sie Ihren Lebenslauf."(...)

wie gesagt: denken Sie das konsequent zu ende - denken Sie bspw. einmal an die Ihnen vielleicht bekannten praktiken, fehlerhafte produkte (ich meine gerade tatsächliche dinge) "aufzuhübschen" um derart dann doch noch einen erbärmlichen profit herausschlagen zu können. versuchen Sie, (sich) das darin offenbarende welt- und menschenbild zu beschreiben. und machen Sie sich auch noch einmal klar, das gerade bei den sog. psychischen (psychophysischen) krankheiten - zu denen die beziehungskrankheiten gehören - ein ganz wesentlicher teil und auslöser darin besteht, dass der beziehungsbereich bei den betroffenen von ausser kontrolle geratenen virtuellen "realitäten", fakes und als-ob-zuständen geprägt - oder besser: ersetzt - wird.

was würden Sie übrigens von einem medizinischen experten halten, der einem alkoholiker empfiehlt "Saufen Sie, was das Zeug hält"?

*
eine art glaubensbekenntnis:

(...)"Ich glaube fest an den Wert und die Bedeutung privater Besitzrechte", sagt er. "Ohne deren Schutz werden wir zu Sklaven."(...)

amen. wer hat so etwas nötig? vielleicht solche leute, wie sie hier skizziert werden?

"Er liebte Besitz, nicht etwa massenhaft Besitztümer, sondern ein paar ausgesuchte Objekte, von denen er sich nie trennte. So etwas verlieh einem Menschen Selbstachtung. Nicht Prunk, sondern Qualität und Kennerschaft. Besitz erinnerte ihn daran, daß er existierte (sic!), und bewirkte, daß er sich seiner Existenz erfreute. So einfach war das. Und war das etwa nichts? Er existierte."

und danach hatte ich, quasi als kurzbeschreibung, geschrieben:

"besitz als verifikation der eigenen (defekten und beschädigten) existenz" - und als kompensation natürlich. das ist u.a. ein grund, der die auseinandersetzung mit diesen strukturen so schwierig macht - für solche leute geht es buchstäblich und tatsächlich um alles. aber ebenso für uns.

*

es handelt sich dabei aller wahrscheinlichkeit nach um die gleichen leute, deren antisoziales agieren auch in folgendem kommentar quasi als eine art naturgesetzlichkeit hingenommen wird:

(...)"Beide sind - hätte man früher gesagt - erkennbar Dickköpfe: immer mit dem Schädel durch die Wand. Heute würde man vielleicht von Macho-Typen reden, wenn die beiden nicht eine so unsinnliche Sturheit auszeichnete. Beide gelten sie als beratungsresistent, beide schießen ungerührt Böcke. Der eine verunstaltet gerichtsnotorisch den Berliner Hauptbahnhof, der andere setzte Milliarden in den Sand für unverkäufliche Luxusmodelle in einem "Volks"-Wagen-Konzern. Für Kritik sind beide absolut unerreichbar. Untertänigkeit ist die einzige Weise, sich ihnen zu nähern. Gewiss, kompetent sollte man sein. Aber Kompetenz ohne Untertänigkeit wird als Majestätsbeleidigung geahndet."(...)

grenzverletzend, kritikunfähig, aggressiv im negativen sinne, extrem hierarchieorientiert...warum fällt mir bei solchen beschreibungen bloß immer wieder der icd-code F60.2 ein? allerdings kommen offensichtlich diverse betroffene keinesfalls grundsätzlich in einen "konflikt mit der gesellschaft", sondern gelten im gegenteil solange noch als "vorbilder", bis das destruktive treiben dann doch unhaltbar (für ihre kumpanen, besonders aus imagegründen) wird. vorbilder aber werden sie weswegen? herr l. beantwortet uns die frage so:

(...)"Offenbar braucht es zur Umsteuerung solcher riesiger Institutionen hin zu einer flexiblen, kreativen und kostenbewussten Wettbewerbsfähigkeit tatsächlich solcher herkulanischen Typen, die mit enormer Kraft, Rücksichtslosigkeit und Unbeirrbarkeit ihre Schneisen schlagen."(...)

na, und wer ist für solche rücksichtslosen projekte aufgrund der strukturellen eigenarten der persönlichkeit am besten geeignet? eben:

(...)"Der Psychopath ist zum Heldenidol der neuen Wirtschaft erhoben worden. (...) Der Psychopath ist der glänzende Soloartist der sozialen Akrobatik, ein unübertroffener Manipulator, (...)"

(da ich ja selbst hier immer wieder auf differenzierungen hinweise und auch darauf beharre: setzen Sie "antisoziale persönlichkeit" ein, von der die echten soziopathen eher eine untergruppe bilden - damit können Sie dann nicht falsch liegen.)

und dann gibt es in den letzten absätzen vor allem eine art selbstentblößung zu bestaunen - und ich denke, dass da der herr l. stellvertretend für viele seiner medienkollegInnen, und eh für die selbsterklärten "eliten" dieser gesellschaft gesehen werden darf:

(...)"Aber ginge es nicht auch ein wenig anders: Könnten solche Leitwölfe nicht auch einmal an sich zweifeln? Könnten sie sich nicht gelegentlich selbstkritisch über die Schulter schauen und sich sagen: "Hör' mal zu, Hartmut/Ferdinand, auch Du bist nicht unfehlbar!" Könnten nicht Führungsstärke und Skepsis, könnten nicht Sturheit und laufende Selbstkorrektur eine so viel angenehmere Legierung eingehen?"

dazu müssten die benannten überhaupt erstmal so etwas wie ein authentisches selbst leben bzw. sein - incl. der damit verbundenen (selbst-)wahrnehmungsfähigkeiten. aber wenn sie solche menschen wären, wären sie schlicht nicht in den positionen, in denen sie sind - mangels existenziellem interesse (besitz, hierarchien, machtspielchen und der ganze andere (selbst-)mörderische dreck sind auch immer, ich schrieb es oben schon, als kompensationsversuche tiefgreifend geschädigter persönlichkeiten zu sehen).

"Offen gestanden: Ich weiß das nicht! Wünschen würde man es sich. Bedenkt man aber den ungeheuren Druck, der auf solchen Anführern lastet, seien es Kanzler oder Chefs, dann befürchtet man fast, sie würden alsbald in Depression versinken, wenn sie solche Selbstzweifel ernstlich zulassen wollten. Willy Brandt, zum Beispiel, war gewiss außenpolitisch ein großer Kanzler. Aber dies doch nur für kurze Zeit, auch weil ihm die nötige Härte abging, weil er immer wieder in tiefe Depressionen verfiel.

Ich fürchte also, man muss mit solchen Hammer-Typen wie Mehdorn und Piëch leben, wenn man die Herkulestaten sehen will, die andere vermissen ließen, und über die Kollateralschäden solcher Durchmarsch-Anführer muss man sich trösten mit dem Wissen: Auch diese Leute werden eines Tages abgelöst. Heilige gibt es eben nicht, jedenfalls nicht im Management. Und die vollkommenen Gestalten, die einem einfallen könnten, hatten nie einen Konzernumbau zu bewältigen, waren nie Macher, sondern immer Moralisten."


und da ist die hose endgültig unten - selbstzweifel führen also zwangsweise zu depressionen - doch nur bei solchen leuten, die wirklich riesenmist fabriziert haben; die beginnen, das zu erkennen und zusätzlich als voraussetzung dafür noch mindestens fragmentarisch über relikte existenzieller menschlicher wahrnehmungsfähigkeiten verfügen müssen. "kollateralschäden" ist dann der passende - und zynische - begriff für die verbrannte erde (= geschädigte und/oder tote menschen), die solche "hammer-typen" in diversen sozialen bezügen zu hinterlassen pflegen. und am ende wird noch die keule "moralist" (lies: kein "realist", utopist, "gutmensch" etc.) rausgeholt, um derart die antisozialität als irgendwie "notwendig" hinzustellen - und die so handelnden ebenso (das sie eines tages "ersetzbar" sind, verrät ebenfalls einiges über die welt der "eliten" - aber einen trost kann ich darin nicht erkennen).

unter anderem wg. solcher artikel wie dem obigen bezeiche ich etliche angehörige des medienbetriebes als prostituierte der herrschenden antisozialen fraktionen.

*

als nächstes ein bemerkenswerter offener brief einer jungen frau, der nicht nur ein beispiel für die art der gerade erwähnten "kollateralschäden" darstellt, sondern gleichzeitig auch mitten in den fragen nach den möglichen verbindungen zwischen diagnosen wie borderline und (post-)traumatischen störungen landet:

"Ich möchte einen Bericht verfassen für alle diejenigen, die das Glück im Leben gehabt haben, eine fundierte Ausbildung machen zu dürfen, die das Glück hatten, aufgefangen zu werden in dieser unserer Gesellschaft. Wenn Sie meine Worte und das, was ich hier schreibe, nicht verstehen wollen, wenn Ihr Herz ein Eisklotz ist, dann löschen Sie von mir aus meine Worte, und denken nicht mehr darüber nach; genießen Sie Ihr schönes Leben!!! Aber wenn Sie etwas mitfühlend sind, dann lesen Sie meine Zeilen die ich Ihnen schreibe."(...)

nehmen Sie sich die zeit. wirklich.

ich persönlich halte die geschilderte realität für authentisch, und möchte nur ein paar punkte herausgreifen:

(...)"Ich saß in einem Café und lernte durch Zufall eine junge Frau von ca. 25 Jahren kennen, die mir stolz erzählte, sie würde bei der Arge in Köln Mülheim arbeiten. Als ich anmerkte, ich sei Arbeitslose, sah diese Dame mich mit einem vor Mitleid aber auch Ekel triefenden Blick an und sagte, die Arbeitslosen seien das doch alle selber schuld, daß sie in dieser Misere sind. Sie werden auch gar nicht mehr da rauskommen, weil sie faul gewesen sind und ja auch nie richtig arbeiten wollten. - Auf meine Nachfrage, ob das die Meinung der so genannten Fallmanager widerspiegelt, und ob sie nicht wüsste, daß nicht jeder das Glück hat, im Leben, erwiderte sie, das interessiere sie nicht. Es wäre wahnsinnig aufregend, Menschen aus dem Büro raus zu schmeißen, und ihnen Druck zu machen, indem man ihnen das ALG 2 streicht. Sie hätte das erst heute wieder gemacht, und das wäre schon gut, solche Macht zu haben."(...)

na, woran erinnern Sie die letzten sätze der anonymen sachbearbeiterin (nehmen Sie diesen begriff übrigens mal ruhig ganz wörtlich, das passt schon)? ist´s nicht der gleiche schlag, wenn auch sozusagen in kleinerer ausführung, der oben vom herrn l. so devot präventiv entschuldigt worden ist?

(...)"Meine Abteilung, die für mich zuständig ist, heißt Disability-Abteilung. Es soll eine besondere Abteilung sein, in der geschulte Fallmanager sich um Menschen kümmern sollen, die gesundheitliche Einschränkungen haben. Aber ich habe den schlimmen Eindruck, dass diese Hilfe eine Farce ist. Es soll einfach noch mehr Druck auf Menschen ausgeübt werden, denen es eh schon schlecht geht, die am Rande unserer Gesellschaft stehen, die überall mit Vorurteilen zu kämpfen haben. Ich bin seit ein paar Jahren in Therapie, gelte als so genannter Mensch mit psychischen Schwierigkeiten (...)"

was kein wunder ist bei den biographischen fragmenten, die sichtbar werden:

(...)"Ich kann nicht von einem Menschen, der umhegt und umsorgt aufgewachsen ist, verlangen daß er mich versteht. Er hat ja nie die Härte des Lebens wirklich erleben können. Deshalb werden ihn meine Worte wahrscheinlich auch kalt lassen. Ich hatte nicht das Glück, in meinem Leben behütet aufzuwachsen, sorgenfrei meine Kindheit und Jugend genießen zu können. Man hat mir Steine in die Wiege gelegt, die ich noch heute schwer entfernen kann.

Ich war ein Kind von 9 Jahren, als mein Alkohol erkrankter Vater mich in ein Heim steckte, was man als eine Art Kinderknast bezeichnen kann, Es gab dort Fenster, die zum Teil vergittert waren. Wir konnten nicht einfach in die Freiheit gehen. Das Heim lag weit abseits jener Stadt, zu der es gehörte. Uns Heimkindern war es verboten, das Heimgelände zu verlassen. Teilweise über 2 Jahre es gab keinen Kontakt zu Angehörigen - und wenn, dann nur sehr sporadisch. Wenn ich als Kind von 9 Jahren, das ich gewesen bin, damals erleben musste, daß mich erwachsene Erzieher mit Gewalt unter die heiße Dusche zerrten, mich an den Haaren die Treppe runter rissen, mir die Haare anflämmten, mich mit Medikamenten vollstopften, damit ich endlich ruhig war."(...)


...

(erinnern Sie sich an die vielen dokumentierten berichte über aktuelle fälle von gewalt gegen kinder? und auch an das, was ich zb. hier als täter-opfer-dialektik bezeichnet habe?)

(...)"Warum setzt man einem Menschen, der als Borderline gilt, auch noch jemanden vor, der absolut nervös ist und gar nicht fähig, sich in meine Gefühle und Probleme rein zu versetzen? Ist das eine böse Absicht der Arge, weil man doch weiß, was gewisse Reaktionen bei Menschen mit unserer Problematik auslösen können."(...)

(und erinnern Sie sich auch an die beiträge, in denen die komplizierten verbindungen zwischen borderline und trauma thema waren? ich denke nach wie vor (und werde das im kommenden traumaschwerpunkt näher begründen), dass borderline auch in einer schwer bestimmbaren größenordnung als "vertuschungsdiagnose" angesehen werden kann - abwälzen von gesellschaftlich produzierten gewaltfolgen mittels psychiatrischer hilfe auf die "konstitution" des einzelnen. ich betone das "auch", weil ich denke, dass etwas wie borderline tatsächlich existiert - aber nicht unbedingt im heutigen sinne der diagnostischen kataloge. für die borderline-definition (mit antisozialem schwerpunkt), die ich mittlerweile für plausibel halte, wäre zb. die zitierte "sachbearbeiterin" weit eher typisch als die verfasserin des briefes.)

(...)"Ist es verwunderlich liebe verantwortliche Politiker, daß ich nie Vertrauen aufbauen konnte in den letzten Jahren? Wenn ich als so kleines Kind, das ich gewesen bin, ständig und jeden Tag den Alkoholkonsum meiner Eltern ertragen musste, ist es dann nicht normal, daß ich kein Vertrauen in diese Welt setzen konnte? Es ist nicht verwunderlich, daß ich heute da bin, wo ich bin. Ihr so genannten Psychologen und Pädagogen, Ihr habt Mitschuld an meiner Misere, die ich in meinem Leben erlebt habe, Ich weiß, dass einige Psychologen da waren, die damals am Anfang ihrer Grossen Karriere standen. Es ist einfach, eine Diagnose zu stellen und ein Leben auch in Zukunft zu erschweren. Ich hatte kein Vertrauen in diese Welt mehr gehabt, erst recht nicht, als mir eine alte ausgebildete Erzieherin gesagt hat: „Man hätte dich mit dieser Diagnose besser abgetrieben.“(...)

wer ist hier nun krank? die autorin, ihre eltern, die bei den diversen institutionen angestellten, die diagnostizierenden...? ist das gesamtbild nicht eher die katastrophe, welches eine realität wiederspiegelt, in der an allen ecken und enden schwere und schwerste beziehungsstörungen wahrzunehmen sind, und in der die weitaus meisten menschen (ja, auch Sie und ich) in irgendwelchen formen in die verhängnisvolle täter-opfer-dialektik verstrickt sind?

es ist - wie so vieles andere in diesen zeiten - nur noch zum schreiend davonlaufen.

*

wie auch dieses hier:

"Ein Vierjähriger wurde im US-Bundesstaat Texas der sexuellen Belästigung beschuldigt, weil er eine Frau umarmt und dabei deren Brüste berührt hat. Der Junge wurde von der Vorschule suspendiert."

am ende des artikels sind noch weitere beispiele für staatliche repressionen gegen kleine kinder in den usa aufgeführt, und ich empfehle besonders den link zur geschichte des zwölfjährigen, den seine mutter verhaften liess, weil er unerlaubterweise weihnachtsgeschenke auspackte. der betreffende junge wird dort mit dem "aufmerksamkeitsdefizitsyndrom" in verbindung gebracht, und falls das so sein sollte, wäre die ganze geschichte mal wieder ein beleg für ein totalversagen aller beteiligten "verantwortlichen" zu betrachten - wer bringt solche kinder zur welt; wer schafft die bedingungen, unter denen kinder derartige symptome entwickeln; wer lässt die jeweiligen eltern/mütter im stich; und wem fällt nichts weiter als "härte" ein, um mit dem menschlichen elend umzugehen? der fragenkatalog wäre noch zu erweitern, aber die antworten werden - natürlich - keineswegs besser oder angenehmer.

*

und wenn ich mir jetzt diese obige kleine auswahl des normalen wahns anschaue, dann spüre ich einen effekt, den Sie vielleicht nachvollziehen können - diese unterschiedlichen geschichten weisen durchaus viele verbindungslinien auf, und genau das finde ich extrem beunruhigend. einiges wird im traumaschwerpunkt deutlicher werden, an dem ich jetzt wieder weiterarbeiten werde. machen Sie´s gut bis dahin.

Montag, 4. Dezember 2006

notiz: nachträge

nachtrag eins: zum thema "justizvollzug" im jugendknast empfehle ich diese bildergalerie der zeit - besonders die betrachtung der bilder 13 und 14. ebenfalls diese reportage.

*

und zweitens (nicht nur) zum thema amok: mit dem untertitel Über Emsdetten, Dschungel-Soldaten und das Wesen der Pädagogik beginnt ein artikel im freitag, der in einige interessante richtungen schweift:

(...)"In Deutschland sollte es grundsätzlich misstrauisch stimmen, wenn gegen das ruchlose, blutrünstige, monströse Bild zu Felde gezogen wird. Der Nationalsozialismus hat bekanntermaßen ein regelrechtes Bilderverbot gegen Darstellungen des Abgründigen und Ekelhaften verhängt. Der Bereitschaft seiner Bürger, zu foltern und zu töten, tat das keinen Abbruch. Es war im Gegenteil sogar so, dass die Fähigkeit zur Gewaltausübung mit einer Ästhetik des Reinen, "Schönen" und Eindeutigen verschränkt war.

Insofern sind Bilderkonsum und Gewalt, Videospiele und bewaffnete Amokläufe eben nicht in der Form miteinander verbunden, wie Jugendsoziologen, Journalisten und Küchenpsychologie dieser Tage behaupten. Interessanter wäre es, sich das anzuschauen, worüber nicht gesprochen wird, weil es als völlig normal erscheint. Ein Dokumentarfilm über einen sich bei einem Consulting-Unternehmen bewerbenden BWL-Diplomanden, der in der vergangenen Woche parallel zu mehreren "Die-Jugend-muss-gerettet-werden"-Talkshows gezeigt wurde, könnte als Beispiel dafür dienen.

Der Film war unaufgeregt erzählt, die Äußerungen der Protagonisten blieben unkommentiert. Ein Studiumsabsolvent saß mit den Eltern in einem Familienwohnzimmer und sprach von den Anforderungen des Arbeitsmarkts. Der Vater stellte - durchaus ein gewisses Bedauern erkennen lassend - fest, dass sich die Situation in den Unternehmen verändert habe. Die Konkurrenz sei größer geworden, auch zwischen den Mitarbeitern, und sein Sohn, Mitte 20, fügte hinzu, dass man nun härter angreifen müsse. In einem weiteren Interview äußerte ein anderer Vater, die Ehefrau signalisierte nickend Zustimmung, dass das ganze Leben ein Kampf sei - was er für nichts Schlechtes halte. Genau das wolle doch die menschliche Natur, das stete Ringen mit sich und den anderen. Der BWL-Diplomand ergänzte, offensichtlich unmittelbar nach dem Bewerbungsgespräch, dass er sich - falls ihn die Arbeit überfordern sollte - fragen müsse, ob er an dieser Stelle richtig sei. Eine andere Bewerberin - potenzielle Teamkollegin und Konkurrentin - zeigte sich zunächst im Wellness-Bereich eines Hotels. Mit ein paar Bahnen im Schwimmbecken bereitete sie ihren Körper auf die Belastungen des bevorstehenden Arbeitstages vor. Im Hotelzimmer wenig später erklärte die junge Frau, sie habe es immer schon geliebt, wenn etwas los sei. Genau das schätze sie an ihrem - potenziellen - Arbeitgeber. Hier werde man nie in Ruhe gelassen, täglich vor neue Aufgaben gestellt, habe ständig etwas zu erledigen. Es klang, als werde - nach erfolgreich vollzogener Gehirnwäsche - ein Körper-Seele-Paket zum Verkauf feilgeboten.

Diese Bemerkungen sind deswegen so bemerkenswert, weil sie deutlich machen, was sich in den letzten Jahren im Alltagsverstand durchgesetzt hat: Die Gesellschaft gilt als Kampfzusammenhang und das Individuum als konkurrenzbereites Subjekt, das sich in einem lebenslangen Wettbewerb zu behaupten hat, sich geistig und körperlich permanent fit machen muss, ja mehr noch: sich fit machen will."(...)


der angeblich "ständige kampf" ist zwar eine mögliche wahrnehmungsposition - aber eine, die erst aufgrund ständiger gewaltpräsenz in so ziemlich allen sozialen bezügen mitsamt ihren potenziell traumatischen folgen zur dominanten position werden kann (um in der folge, sozusagen in weiterführung ihrer gewalttätigen entstehungsgeschichte, sich dann auch prompt als anthropologische konstante - "menschliche natur"- auszugeben und versucht, sich mittels dieser behauptung durchzusetzen. an diese defekte, weil traumainduzierte, wahrnehmung und die daraus entstehende realität als einzig mögliche zu glauben, ist letztlich jedoch (selbst-)mörderisch.)

*

ps: zur zeit sind hier und auch woanders ein paar diskussionen offen - archenoe, wildwuchs und netbitch, ich werde versuchen, das so nach und nach abzuarbeiten.

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