Donnerstag, 1. Mai 2008

notiz: "wallraff was here"

so stand es, wenn man den büchern glauben darf, in den 1970ern in diversen "bild"-redaktionen an den wänden geschrieben. nun hat er in bewährter manier wieder einen unerwünschten besuch abgestattet: einer miesen kleinen kapitalistischen klitsche , die für eine miese große kapitalistische klitsche im wahrsten sinne des wortes die sklavenarbeit macht. und u.a. die frage bei mir aufgeworfen, wodurch sich eigentlich für derartiges verantwortliche manager und "unternehmer" qualitativ und strukturell von leuten wie josef f. (siehe letzten beitrag) unterscheiden. in der fähigkeit zur verdinglichung haben´s manche zeitgenossen gar weit gebracht.

Mittwoch, 30. April 2008

notiz: "amstetten" und die drei affen ( 2. update am 04.05.08)

wobei letztere perfekt symbolisiert werden durch einen satz in einem kommentar
aus der taz neulich:

(...)"Wissend also, dass aus dem Fall gesellschaftlich nichts zu lernen ist,..."(...)

natürlich. nichts ist zu lernen (wobei ich auch schon bessere statements in den letzten tagen gelesen habe, aber der taz-kommentator gibt durchaus eine repräsentative linie des mainstreams wieder).

nur als kleine erinnerung bzw. denkanstoß:


"Dann zitiert Havemann Aussagen von Eltern: "Ich habe dieses Kind in die Welt gesetzt, ich kann damit machen, was ich will", sagen sie."

und weiter hatte ich damals kommentiert:

(...)"ich kann damit machen, was ich will" - mein eigentum, im sinne eines beliebigen dings. nicht oft genug kann wiederholt werden, dass es sich bei solchen äußerungen aller wahrscheinlichkeit nach um eine art symptom des objektivistischen wahrnehmungsmodus in einer krankheitswertigen monopolposition handelt - auch die täterInnen nehmen sich letztlich selbst, v.a. ihren körper, als ding wahr - und sitzen als virtuelles und immaterielles "ich" irgendwo "in" ihrem kopf, paranoid und kontrollierend. (...)

nein, der täter josef f. ist nicht das monster. eher ist er einer von vielen monstern, von denen die schlimmsten ähnliche terrorregimes, wie es hier innerhalb einer familie errichtet wurde, gleich für ganze länder und regionen aufbauen.

in einem gleichen sich aber all die kleinen und großen tyrannen dieses schlages:


"Solche Menschen leben in einem eigenen Universum"

existenzielle konstruktivisten allesamt, womit das wesen einer realitätstüchtigen psychose auf den punkt gebracht wäre. und von menschen, die sich in einem solchen modus befinden (bzw. auf dem weg dahin sind), dürfte es viel zu viele geben. aber daraus darf natürlich "gesellschaftlich nichts zu lernen" sein. wo kämen wir da schließlich hin? mit den kollateralschäden muss schließlich seit eh und je gelebt werden. die heben schließlich ja auch die auflage.

*

edit am 02.05.08: übrigens, schon mal vom französischen dorf
coulommes gehört?

(...)"Der frühere Bürgermeister erklärte ihr: "Ja, ich wusste es, das ganze Dorf wusste es. Aber beschmutzen Sie Coulommes nicht. Was die Leute untereinander treiben, hat uns nicht zu beschäftigen."(...)

image ist alles, die realität ist nichts. bzw. ist sie meistens schmutzig.

*

edit: was erstens - bei einigermaßen vorhandenen kenntnis der uns menschen bestimmenden psychophysischen gesetzmäßigkeiten - schon zu erwarten war, wird nun in einer neuen
leserpost bei alice miller thematisiert. ein kurzer auszug aus dem dort zitierten artikel des britischen independent:

(...)"In an interview, the sister of Fritzl's wife, Rosemarie, a woman identified as 56-year-old Christine R said that Fritzl had been brought up by a single mother with an explosive temper who resorted to violence to control her child.

"Josef grew up without a father. His mother raised him with her fists," Mrs R said. "She used to beat him black and blue almost every day. Something must have been broken in him because of that. He was unable to feel any kind of sympathy for other people. He humiliated my sister for most of her life." (...)


die schwester der ehefrau des f. berichtet hier, dass der junge ohne vater bei einer extrem gewalttätigen mutter aufwuchs, die ihn fast jeden tag verprügelte - und das er unfähig gewesen sei, irgendeine art von mitgefühl für andere menschen zu spüren (was seine taten nachdrücklich belegen).

und ob f. nun bereits pränatal oder "erst" im verlauf seines postnatalen lebens zu einem quasi oder echten soziopathen geworden ist, mag für die ganze geschichte sogar zweitrangig sein - wenn die obigen informationen stimmen, liegt hier wieder einmal eine grauenhafte re-inszenierung vor, aus der natürlich "gesellschaftlich nichts zu lernen ist".

solange diese - und andere -. gesellschaften nicht lernen wollen, werden sie´s zu spüren kriegen. bis zum bitteren ende.

und noch ein nachtrag, weil mir der artikel gerade erst vor die augen gekommen ist: spon
zitiert ebenfalls die schwägerin, verschweigt dabei aber die aussagen über die mutter des f.:

(...)"Die Schwägerin Josef Fritzls beschrieb unterdessen den Mann ihrer Schwester als einen Tyrannen, der eine Atmosphäre der Angst im Haus verbreitet habe. "Wenn er gesagt hat, es ist schwarz, dann war es schwarz, auch wenn es zehn Mal weiß war", sagte Christine R. Josef habe keinen Widerspruch geduldet. Sie selbst habe sich bei Familienfesten vor ihm gefürchtet. Man könne sich vorstellen, wie es für eine Frau gewesen sein müsse, die so viele Jahre mit ihm verbracht habe.

"Als die Rosemarie den Sepp geheiratet hat, war sie 17. Sie hat keinen Beruf erlernt, war ihm immer ausgeliefert – und er hat das 51 Jahre lang ausgenützt", sagte Christine R. der Zeitung "Österreich". Josef Fritzl sei ein "Despot". "Er hat die Kinder gedrillt. Wenn er das Zimmer betreten hat, waren alle sofort still – auch wenn sie vorher gespielt hatten. Man hat die ständige Angst vor Strafen gespürt. Die einzige Chance für die Kinder, diesem Klima zu entkommen, war zu heiraten. Und das haben auch alle gemacht, sobald sie alt genug waren."(...)


die typische methode, (auch zutreffende) informationen aus ihrem kontext zu lösen, erhält und verstärkt das bild des scheinbar "grundlos" oder gar "natürwüchsigen" bösen "im menschen" - auch das ist eine wirkungsvolle methode, positive soziale veränderungen abzublocken und in unseren sozialen verhältnissen weiter das mißtrauen gegeneinander aufrechzuerhalten. machttechniken. wobei auch die obigen zitate bei genauerer betrachtung genügend belege für die vermutete re-inszenierung liefern.

Sonntag, 27. April 2008

kontext 39: "...Sie spielen alle, alle eine Rolle" - sonntagslektüre mit kurt tucholsky...

...der unter seinem pseudonym ignaz wrobel 1928 in der "weltbühne" treffende beobachtungen über die spezifisch "deutschen" formen von objektivismus, dissoziation und als-ob-zuständen veröffentlichte. voilá: Das "Menschliche"

Freitag, 18. April 2008

notiz: ein langer weg liegt noch vor uns...

...wenn das in dieser post an alice miller geschilderte den tatsächlichen bewußtseinsstand unter medizinerInnen hinsichtlich der gewalt gegen kinder abbildet.

Montag, 14. April 2008

notiz: erde essen - die hungerrevolten kommen zurück

die kombination aus der üblichen antisozialität des kapitalismus ,den immer stärker wahrnehmbaren folgen von "peakoil" - zukünftig wird noch der anthropogene klimawandel dazukommen - sowie die allgemeine rücksichts- und empathielosigkeit von zu großen teilen der bevölkerungen der sog. "demokratischen" westlichen welt (deren "politik" wäre ohne innere zustimmung dieser bevölkerungen schlicht nicht möglich) führt zu zuständen, über deren konsequenzen noch viel zu wenig geredet wird - wenn jedenfalls sätze wie die gleich folgenden bereits in den mainstreammedien zu lesen sind, wird das wahre ausmaß des nur noch als verbrecherisch zu bezeichnenden desasters des kapitalismus als weltsystem noch monströser sein, als uns allen klar - und lieb - sein dürfte.

(...)"Auf dem Dach des einstigen Kerkers legen erfinderische Frauen etwas aus, das an Kekse erinnert und auch so genannt wird. Die wichtigste Zutat bringen Lastwagen aus den nahen Bergen, es ist gelber Lehm, der mit etwas Salz und Pflanzenfett zu einem Teig verrührt wird und dann in der Tropensonne trocknet.

Für viele Haitianer sind Lehmkekse die einzige Mahlzeit. Sie schmecken nach Fett, saugen die Feuchtigkeit aus dem Mund und hinterlassen einen Nachgeschmack von Dreck. Häufig verursachen sie Durchfall, aber sie betäuben das Hungergefühl. "Ich hoffe, dass ich eines Tages auf sie verzichten kann", sagt Marie Noël, 40, die ihre sieben Kinder mit dem erdigen Fraß durchbringt. Der Lehm für 100 Plätzchen kostet fünf Dollar; binnen eines Jahres ist der Preis um 1,50 Dollar gestiegen, also um rund 40 Prozent."(...)


so schildert - revolutionärer neigungen wirklich unverdächtig
spon in einem artikel die lage in haiti, und sieht sich zu folgenden schlüssen gezwungen:

(...)"Es war eine dieser Rebellionen, die sich zurzeit weltweit häufen und die wohl nur Vorboten dessen sind, was noch kommt.

Nahrung wird immer knapper, immer teurer, sie ist für viele Menschen schon unbezahlbar. Die reichsten 200 Individuen besitzen so viel Geld wie gut 40 Prozent der Weltbevölkerung. 850 Millionen Menschen aber müssen jeden Tag hungrig schlafen gehen. Dieses Elend sei "eine der schlimmsten Verletzungen der Menschenwürde", sagt der frühere Uno-Generalsekretär Kofi Annan.

Ist es verwunderlich, dass die Verzweiflung in Gewalt umschlägt?"(...)


(den letzten satz sollten wir uns alle sehr, sehr gut merken - um bei gelegenheit die amnesien unserer "eliten" und besonders ihrer medien damit zu beheben.)

und ein weiteres
mainstreamorgan sieht sich zu einem bemerkenswerten kommentar gezwungen:

(...)"Ägypten, Äthiopien, Bangladesh, Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Madagaskar, Mauretanien, Kamerun, Indonesien, Philippinen, Senegal, Tunesien. Und nun Haiti. In der Dritten Welt ist eine Hungerrevolte ausgebrochen.(...)

Die Ursachen sind zum Teil hausgemacht: Korruption der herrschenden "Eliten", die Entwicklungshilfegelder in den eigenen Taschen verschwinden lassen, falsche Entwicklungskonzepte, welche die Agrarproduktion vernachlässigen."


auch wenn hier mal wieder nicht davon geredet wird, wer diese "eliten" eigentlich korrumpiert und welche interessen damit umgesetzt werden und ebenso unterschlagen wird, das die agrarproduktion in den allermeisten ländern des trikonts keinesfalls in eigener verantwortung betrieben werden kann (der kommentator hat wohl noch nie etwas von "monsanto" und co. gehört), so folgen doch ein paar grundsätzlich richtige einsichten:

Die Hauptgründe aber sind globaler Natur: Missernten werden vielfach durch die Auswirkungen des Klimawandels hervorgerufen. Die großen Industrienationen, namentlich die USA, aber auch Russland, China und Indien, sind nicht bereit, den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch zu senken. Der so genannte Emissionshandel ist ein Riesenschacher, der die armen Länder zwingt, die Zukunft ihrer natürlichen Umwelt auf dem Altar des Mammons der Reichen dieser Welt zu opfern.

Die ungleichen Austauschbedingungen tun ein Übriges. Trotz tendenziell steigender Rohstoffpreise wird das große Geschäft immer noch mit den Fertigprodukten gemacht, die in den entwickelten Staaten aus den Ressourcen der Dritten Welt gefertigt werden. Der Versuch der Industrienationen aus der Treibstofffalle herauszukommen hat erst wieder zu absurden Beschlüssen der EU-Umweltminister vom Wochenende im slowenischen Brdo geführt. Trotz der weltweit steigenden Nahrungsmittelpreise halten 27 Demokratien daran fest, anderen Völkern die Lebensgrundlage zu beschneiden."(...)


in der folge bekommt auch noch der iwf zumindest ein bißchen sein fett weg - insgesamt ist das immerhin ein anfang, etwas realistischer über die global erbärmlichen zustände zu berichten. aber wirklich interessant wird es hier erst werden, wenn das dreckessen da unten bspw. mit den
"suiziden" in folge der "hartz-gesetze" hier als die zusammengehörigen seiten der gleichen medaille verstanden werden, die sie real sind. und wenn endlich relevante teile der hiesigen bevölkerung(-en) im westen begreifen, dass ihre halluzinierte (und auch medial dauerproduzierte) angebliche "interessengleichheit" mit einer wirklich kleinen, antisozialen und schwerkriminellen minderheit selbsterklärter "eliten" letztlich zu ihrem eigenen untergang führen wird. wenn dieser tag irgendwann kommen sollte, werden die antisozialen erstaunt feststellen, dass sie ihr leben innerhalb einer als-ob-realität gefristet haben, die ihnen dann weder kampfroboter noch drohnen, weder schnüffeldatenbanken noch sonderkommandos erhalten werden.

und je schneller dieser tag kommt, umso besser.

*

ein paar stunden später noch ein notwendiger zusatz: die worte "halluziniert" und "interessengleichheit" oben laden allzu sehr zu mißverständnissen ein - die angesprochenen interessen sind für mich nicht in erster hinsicht ökonomische (obwohl die natürlich auch eine rolle spielen), eher geht es mir um die rolle der "eliten" als (ausagierende) repräsentanten sowie auch in gewisser hinsicht organisatoren von weit verbreiteten psychophysischen strukturen, die sowohl ein (partielles) überleben der einzelnen menschen in dieser gesellschaft als auch das funktionieren der herrschenden hierarchien ermöglichen - beides ist nicht als unabhängig, sondern als zutiefst ineinander verwoben zu verstehen. und beides ist langfristig absolut dysfunktional und letztlich tödlich - diese einsicht ist es, die zu verbreiten dringend nötig wäre.

und "halluzinieren" ist kein synonym für den alten (falschen) evergreen von den "verführten massen", sondern eher im klinischen sinne zu verstehen - für das eben angesprochene funktionieren arbeiten wir alle mehr oder weniger mit objektivistischen fiktionen und konstruktionen, deren extremformen u.a. halluzinationen bilden. das ist kein widerspruch zur feststellung, dass es tatsächlich bspw. mediale manipulationen gibt - aber auch die könnten nicht unbedingt so erfolgreich sein ohne eine komplementäre bereitschaft, sich manipulieren zu lassen.

Samstag, 12. April 2008

notiz: du weißt, das deine science fiction-sammlung veraltet ist, wenn die gegenwart...

...solche schlagzeilen hervorbringt:

"US-Kampfroboter griffen eigene Truppen an

Die bewaffneten Roboter wurden aus dem Irak-Einsatz zurückgeholt, nachdem die Maschinen außer Kontrolle geraten waren"(...)


ich verkneife mir an dieser stelle jede bemerkung über intelligente maschinen.

Freitag, 11. April 2008

"BenX" und "Marienhof" - oder wenn der (asperger-)autismus im mainstream ankommt

was hat es zu sagen - bzw. : hat es was zu sagen? - , wenn in diesen tagen und wochen gleich zweimal das thema "asperger" massenmedial präsentiert wird, mit der erkennbaren zielgruppe junger und jüngerer leute? schauen wir´s uns mal an.

*



in einer
ankündigung zum film ist u.a. zu lesen:

"Ben (Greg Timmermans) ist anders. Er lebt in seiner eigenen Welt, in der er in seinem liebsten Onlinespiel "Archlord" Heldentaten besteht. Er spielt es, wann immer er kann und versucht, für die Widrigkeiten des wahren Lebens zu trainieren. Mit seiner Internetgefährtin Scarlite (Laura Verlinden) meistert er alle Herausforderungen und Gefahren, die ihn in der realen Welt überfordern. Der harte Alltag in der Schule ist für den verschlossenen Außenseiter eine tägliche Höllenqual. Immer wieder wird er von seinen Mitschülern gemobbt und tyrannisiert. Ben fasst einen Plan: Er will mit allem Schluss machen. Game Over. Da tritt das Mädchen aus dem Onlinespiel in sein Leben…"(...)

eine andere
quelle konkretisiert das "anderssein":

(...)"BenX erzählt die Geschichte des 17-jährigen Ben, der unter Autismus leidet."(...)

mit den ersten preisen ausgezeichnet, wird medial vermittelt, dass es sich primär um eine auseinandersetzung mit dem thema "cybermobbing" handele - tatsächlich?

die geschichte ist jedenfalls interessant, fast schon klassisch und auch im blog schon an verschiedenen stellen thematisiert worden (ein
persönliches beispiel) - die flucht in die virtualität, wenn das soziale leben nicht die positiven qualitäten aufweist, die es haben könnte und sollte. ich will jetzt gar nicht primär auf die themen schüler-mobbing, computerspiele und auch amok eingehen, die alle recht deutlich beim inhalt des films mitschwingen. gerade interessiert mich mehr die frage, warum die hauptfigur ausgerechnet als autist gezeichnet wird. eine erste spekulation dazu: das könnte die ausgiebige darstellung der (scheinbaren) macht der virtualität leichter gemacht haben. ich werde mir den film, der anfang mai in d-land anlaufen soll, jedenfalls anschauen - danach dann mehr.

*

als nur sehr sporadischer tv-gucker gehen solche
meldungen leicht an mir vorbei:

(...)"Dieser Tage erlebte eine neue, rätselhafte Randgruppe ihre massenmedial-populärkulturelle Premiere: In »Marienhof«, täglich gegen 18.30 Uhr im Ersten, hat gerade ein Vertreter einer geheimnisumwitterten seltenen Spezies die Szenerie betreten, die es schon immer gab, die aber erst seit etwa zwei Jahrzehnten einen wissenschaftlichen Namen hat und sich seit einigen Jahren in Internetforen und Vereinigungen organisiert: ein Asperger-Autist. In der ARD-Serie heißt er Valentin, ist 17 Jahre alt, kann hervorragend rechnen, rastet manchmal aus und hat ein ernstes Problem, wenn sein versiffter Lieblingspullover gewaschen wird und folglich furchtbar nach Waschpulver riecht."(...)

das der ganze beitrag unter der überschrift "Neue Subjektivität" steht, hat schon eine ordentliche dosis ironie. und die "junge welt" fährt in ihrer berichterstattung zum thema asperger da fort, wo sie im letzten jahr
aufgehört hat (wenn Sie sich erinnern, hat das zu einer kleinen, aber ausführlichen diskussion damals geführt):

(...)"Das Asperger-Syndrom ist erst in den letzten zwanzig Jahren näher erforscht worden. Es handelt sich um eine vorwiegend genetisch bedingte, im frühen Kindesalter einsetzende Entwicklungsanomalie, die sich in vom Normalstandard abweichenden Funktionsweisen des Gehirns niederschlägt. Im Unterschied zum klassischen frühkindlichen Autismus, der mit starken Beeinträchtigungen des Sprachvermögens einhergeht, verfügen Asperger-Autisten über eine hochentwickelte Sprache, können aber bei alltäglichen Fragen wie »Wie geht es dir?« mitunter in Verwirrung geraten, weil ihnen das intuitive Erkennen von Gesprächskontexten und angemessenes Reagieren auf diese schwer fällt. Daraus die Abwesenheit von Emotionen zu folgern ist ein Trugschluß – es handelt sich eher um hochsensible Menschen. Taktvolles und diplomatisches Handeln fällt ihnen schwer, aber dafür ist ihnen auch jede Heimtücke völlig fremd."(...)

alle ist wieder da - von "den genen" (zu denen wieder jegliche nötige anmerkung unterschlagen wird) über die behauptung der hochsensibilität bis hin zur als positiv vermerkten unfähigkeit zu lügen, zu der ich in der oben verlinkten diskussion ein paar anmerkungen gemacht habe. und was die hochsensibilität angeht, wird zu diesem aspekt etwas im kommenden beitrag zu objektivität & soziopathie zu lesen sein. aber weiter im jw-text:

(...)" Die Schulmedizin sträubt sich gegen die Einsicht, daß Autisten nicht »krank«, sondern einfach anders sind, weil ihre Machtansprüche dadurch gefährdet würden. Hinter der US-Organisation »Defeat Autism Now« steht ziemlich unverblümt die Pharmaindustrie. Sie schürt die Wahnvorstellung, Autismus abschaffen zu können. Gäbe es keinen Autismus, so hätte es auch keinen Michelangelo, keinen Immanuel Kant und keinen Albert Einstein gegeben. Diese Genies waren nämlich höchstwahrscheinlich autistisch."

eigenartige positionen für eine sich links begreifende zeitung, wie ich finde - neben dem (fast immer angemessenen) bashing der pharmaindustrie (deren biomedizinische forschung überhaupt erst die heutige fokussierung auf "die gene" zu verantworten hat), wird gleichzeitig völlig unterschlagen, was eine weite verbreitung von strukturell und funktionell autistischen zuständen für katastrophale gesellschaftliche folgen hat. und dann noch der evergreen von den (männlichen) "genies", die in schlechter bildungsbürgerlicher tradition umstandslos auch in der "jungen welt" implizit angehimmelt werden - nee, nee, nee. es ist das eine, menschenwürdige lebensverhältnisse für wie auch immer kranke bzw. "behinderte" zu schaffen - etwas anderes ist es aber, einfach ignorant gegenüber der tatsache zu sein, dass gerade "psychische" (psychophysische) pathologien in der menschlichen geschichte eine fatal unterschätzte rolle spielen. aber wem sage ich das.

Montag, 7. April 2008

notiz: die nachrichten aus der dingwelt...

...künden täglich mehr und mehr vom allgemeinen verfall der menschlichen sozialen fähigkeiten. und damit meine ich nichtmal primär die nicht mehr abreissende kette von "skandalen" und "krisen" aller art und allerorten als spitze des antisozialen eisbergs, sondern seine quasi unsichtbaren teile. so wie bspw. das
hier:

(...)"Zudem vermuten die Psychologen einen Zusammenhang zwischen Computerspielsüchtigen und Autismus bzw. der leichteren Form des Asperger Syndroms. John Carlton, einer der Psychologen, sagt, dass nach der Studie Menschen, die viel Zeit mit Computerspielen verbringen, eher autistische Persönlichkeitszüge zeigen als solche, die am Spielen kein Interesse haben. An Asperger sollen sehr viel mehr Jungen und Männer als Mädchen und Frauen leiden. Wie Carlton erklärt, neigen allgemein Ingenieure, Mathematiker oder Computerwissenschaftler eher zu Persönlichkeitsstrukturen, die bei Personen mit dem Asperger Syndrom extrem zum Ausdruck kommen."

über die nicht mal sehr spekulativen zusammenhänge zwischen (asperger-)autismus (und einigen anderen psychophysischen störungen), der allgegenwart von computern und der damit verbundenen explosion virtueller welten in der menschlichen sozialen sphäre ist an anderen stellen in diesem blog bereits einiges geschrieben worden - und es ist ebenfalls nicht sehr spekulativ, um aufgrund der bisherigen bekannten sachlage das vorläufige fazit zu ziehen, dass zu einer grundsätzlichen positiv-sozialen umwälzung der verhältnisse ebenfalls gehören muss, die art und weise unseres verhältnisses zu den simulationsmaschinen einer gründlichen überprüfung zu unterziehen. und das ist imo selbst dann nötig, wenn der grad der computerisierung nur als eine art symptom angesehen wird.

die nächste
meldung passt ebenfalls zum thema:

(...)"Der Teenager mit dem Online-Namen "Akill" hatte den Ermittlungen zufolge mit seinen Kumpanen mehr als eine Million Computer verseucht. Die Bande stahl Kontodaten und richtete einen Gesamtschaden in Höhe von 13,5 Millionen Euro an.(...)

Theoretisch drohen dem Jungen bis zu fünf Jahre Haft. Allerdings leidet er am Asperger-Syndrom, einer Form des Autismus. Der Richter hat deshalb schon durchblicken lassen, dass er wahrscheinlich Hausarrest und gemeinnützige Arbeit verfügen wird."(...)


sicher, die schadenssumme ist im vergleich zu den machenschaften der großen antisozialen / soziopathischen / narzisstischen / borderlinigen personen in banken & konzernen tatsächlich eher "peanuts" - aber die ganze geschichte unterstreicht meinen ebenfalls schon früher geäußerten verdacht, dass die virtualisierung des alltags für menschen mit einer - konkret wie auch immer beschaffenen - strukturell oder auch nur funktionell autistischen persönlichkeitsstruktur in einer historisch absolut neuen art & weise chancen bietet, die direkt mit der allgemeinen entwertung spezifisch menschlicher sozialer fähigkeiten einhergehen und steigen.

und auf ein symptom dieser allgemeinen entwertung hat mich wednesday (danke für den hinweis!) neulich aufmerksam gemacht - thema
holzklotz :

(...)"Diesen Abschied vom Gewissen beobachten wir seit zehn, fünfzehn Jahren mit wachsender Intensität. Mir berichten nicht nur Therapeuten, sondern auch Grundschullehrer: Wir haben immer mehr Kinder, die wir nicht erreichen, als könnte man sie im Innersten nicht mehr berühren. Die Kinder denken, die ganze Welt müsste ihnen zur Verfügung stehen und gleichzeitig haben sie das Gefühl: Ich bin nichts wert.(...)"

nun, auch wenn bisher nicht klar ist, wer nun tatsächlich den tödlichen wurf getan hat - an der generellen gültigkeit der obigen aussage hege ich persönlich keinerlei zweifel, zumal ähnliches ebenfalls schon viel zu oft thema hier war - stichwort zb. "happy slapping". und ich kann mich nur wiederholen: nicht nur die umschriebene empfindungslosigkeit, der empathieverlust ist ein alarmzeichen allerersten ranges - sondern wie im hoffentlich nächste woche fertiggestellten beitrag rund um objektivität und soziopathie noch aufgezeigt werden wird, ist das fehlende etwas, was bisher reichlich unpräzise unter dem wort "gewissen" verstanden wird, auch ein ganz zentrales merkmal in der symptomliste der soziopathie. einen schönen tag auch noch.

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