Mittwoch, 28. Mai 2008

notiz: von müll, roma, öfen und güterzügen

ich bin sicherlich keinesfalls der einzige, bei dem diese schlußpassage eines spon- artikels zu einigen zuständen in italien finstere assoziationen auslöst:

(...)"Der Müll und die Roma stehen auf der Tagesordnung. Es wird wieder Sonderdekrete geben und ein Sicherheitspaket. Und alle werden von den modernen Verbrennungsanlagen jenseits der Alpen reden und wie man dort mit Problemen fertig wird.

Deutschland hat seine Hilfe angeboten. Die nächsten zehn Wochen werden jeden Tag Güterzüge nach Norden rollen."


das lässt sich sowohl als eindrucksvolles beispiel dafür betrachten, wie das ausschwitzen (nebenbei: achten Sie mal drauf, wie oft diese schreibvariante des ortsnamens in deutschsprachigen veröffentlichungen auftaucht) der vergangenheit dieses landes immer noch spektakulär und unabwendbar mißlingt; aber auch als ein mögliches beispiel für den im letzten beitrag erwähnten abwehrmechanismus der spaltung, wofür gerade der zusatz unter dem artikel ein indiz liefert:

"Anmerkung: In der aktuellen Printausgabe des SPIEGEL endet dieser Text mit dem Satz: "In das Land, wo die besten Öfen stehen." Der Autor wollte damit das Erschreckende einer "Weg mit..."-Haltung betonen, die gegenüber lästigem Müll und lästigen Menschen nur ans Werfen von Brandflaschen denkt. Zu seinem Bedauern kann dieser Satz als bloßes Wortspiel mit der Erinnerung an die Nazi-Zeit missverstanden werden und wurde deshalb in der Online-Version gestrichen."

das er in den restlichen sätzen keinesfalls irgendetwas problematisches erkennt, spricht hingegen dafür, dass er entweder ihre bedeutung tatsächlich nicht kapiert (was in der umgangssprache real oft genug ein synonym für verdrängung bzw. spaltung darstellt) hat - oder sie sind kalkül in dem sinne, dass hier "den italienern" eine absicht untergeschoben wird, deren verwirklichung bisher nur hierzulande stattgefunden hat. schwer zu entscheiden, welche der beiden möglichkeiten ich gruseliger finde.

Montag, 26. Mai 2008

notiz: spaltungen in einer zeitungsredaktion

oder auch: wenn eine die hand nicht weiß, was die andere schreibt. diese metapher kam mir beim anblick einer rezension
in der "frankfurter allgemeinen" in den sinn, die nun thematisch - und zwar nicht nur wg. einer der seltenen öffentlichen erwähnungen von mertz´ borderline-buch - durchaus interessant ist:

(...)"In daseinsanalytischer Sicht, so schreibt Alice Holzhey-Kunz in ihrem sehr lesenswerten, zusammen mit Alfried Läpple verfassten Buch, steht die Parole "Lebe jetzt!" typischerweise für den Weltentwurf der Borderline-Persönlichkeit.

"Lebe jetzt!" ist, so gesehen, ein Ausdruck der Abwehrform der Spaltung, nicht zu verwechseln mit dem, was man unter Verdrängung versteht. "Wer verdrängt, lebt mit Erinnerungen und Erwartungen, welche die beiden Zeitdimensionen der Vergangenheit und Zukunft offenhalten. Die Spaltung hingegen lässt eine reine, von Vergangenheit und Zukunft abgeschnittene Gegenwart entstehen." Sie "bewirkt also ein Leben im ,Hier und Jetzt' und entpuppt sich unversehens als Ermöglichung eines heute viel gepriesenen Lebensideals, das Befreiung von den Belastungen und Entbehrungen verspricht, die Vergangenheit wie Zukunft der jeweiligen Gegenwart auferlegen".

Die Ratgeberliteratur fürs Leben im Momentanen schickt den Ratsuchenden also geradewegs in den Wahnsinn hinein. Sie verstärkt Facetten des Borderline-Syndroms, das im abrupten Ausleben von Impulsen erscheint, im unberechenbaren Wechsel von Idealisieren und Abmeiern anderer, in einem simulativen Selbstverhältnis, vollkommen blind fürs eigene übergriffige und rein instrumentelle Sozialverhalten: "Der plötzliche Umschlag von Idealisierung in radikale Entwertung einer anderen Person spiegelt die Fragilität des Gefühls der eigenen Stärke und Freiheit wider. Die Borderline-Persönlichkeit ist darauf angewiesen, dass die Umwelt ,mitspielt'. Wer sich von ihrem Machtanspruch nicht beeindrucken lässt, demonstriert damit eine Eigenmacht, die Angst auslöst und deshalb durch Entwertung verkleinert werden muss.(...)

Angesichts von Globalisierung, weltanschaulicher Beliebigkeit und Massenarbeitslosigkeit wird vom Einzelnen nicht mehr eine stabile Ich-Identität, sondern ,Flexibilität' gefordert, die darin besteht, sich mit beliebigen Anforderungen identifizieren zu können, ohne in innere Konflikte zu geraten." Diese neue Form der Anpassungsfähigkeit an sich stetig verändernde, schwer zu kalkulierende Bedingungen sei nur mittels Spaltung zu gewinnen, wie sie zur Symptomatik von Borderline-Persönlichkeiten gehört."(...)


ich frage mich bei solchen rezensionen immer, wie die feuilleton-redaktionen solcher bürgerlich-konservativen und keinesfalls kapitalismuskritischen zeitungen wie der "faz" eigentlich mit ihrer eigenen, berufsspezifischen spaltung klarkommen. in einem fall wie hier besprechen sie zustimmend bücher, die sich letztlich mit den folgen der von ihren kollegen im politik- und wirtschaftsteil propagierten "politik" beschäftigen. also, mich würde so eine situation mehr als ins grübeln bringen.

und wenn der herr geyer mal ins eigene archiv geschaut hätte, wäre ihm vielleicht auch noch der
hier zitierte artikel aufgefallen (der übrigens - leider! - sehr gut zum rezensierten buch passt):

(...)ich bin beim stöbern im netz auf einen artikel der frankfurter allgemeine vom 29.07.04 aufmerksam geworden, thema ist der "mensch nach hartz IV" - auzüge:

„Ökonomisch eigenverantwortlich betrachtet, zahlt es sich da für Langzeitarbeitslose und solche, die es werden können, nicht mehr aus, anders als im Augenblick und allein zu leben. (...) Alles Geld, das in einer ‚Bedarfsgemeinschaft‘ von Eltern, Kindern, Gatten oder Lebensgefährten verdient wird, geht von dem eigenen Anspruch ab. So kommen Ehen, Partnerschaften, Groß- und Kleinfamilien, Patchworkverhältnisse aller Art auf den Prüfstand (...). Das Familienmodell zahlt sich nur aus, wenn noch kleine Kinder im Spiel sind.“ (...) "Hartz IV fördert die zeitliche und räumliche Zersplitterung der Gesellschaft. Seine Zielvorstellung ist die Monade. Der Menschentypus, den Hartz IV favorisiert, ist der Einzelkämpfer, der alle Brücken hinter sich abgebrochen hat und weiter fortlaufend abbricht.“(...)


die autorInnen der "faz" könnten also wissen, was die u.a. von ihnen propagierte "politik" real anrichtet - "vollkommen blind fürs eigene übergriffige und rein instrumentelle Sozialverhalten". aber vielleicht huldigen sie ja ebenfalls dem motto "lebe jetzt", welches in der hier dargestellten interpretation durchaus nichts positives ist. und ein verbreitetes synonym für dieses motto lautet nicht umsonst:

"nach uns die sintflut"

Samstag, 24. Mai 2008

assoziation: "peak oil" - oder wenn eine grenze für die grenzenlosen sichtbar wird (2) [update]

(zum ersten teil )

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je nach perspektive bietet peak oil anlaß für hoffnungen und befürchtungen. hoffnungen derart, dass eine in sehr vielen bereichen sichtbar gewordene destruktivität besonders der westlichen lebensweise sich einfach unter dem druck der realität zwangsweise ändern muss. die befürchtungen hingegen beziehen sich z.t. auf genau das gleiche - nämlich von denen, die diese art des lebens als einzig sinnvolle und gültige empfinden. einen vertreter dieser gruppe hatte ich früher schon einmal mit einem eindrucksvollen
zitat (etwas runterscrollen) hier präsentiert, welches ich nochmal hervorkrame - das bezieht sich zwar auf die diskussion zum anthropogenen klimawandel, könnte jedoch umstandslos auch bei peak oil fallen:

(...)"Alles, was in Richtung Emissionsbegrenzung geht, zeigt eine `begrenzte Vernunft´ – und dient den Interessen einer mächtigen `tödlichen Koalition´– von Leuten, `die fossile Energien hassen, Autos, große Häuser, urbane Ausweitung, Autobahnen, reiche Leute, dicke Menschen, Industrie, Flugzeuge, Fleischkonsum, nicht recyclebares Papier und alles andere, was jemanden Freude bereitet (...)"

das hatte ich damals schon in einer art kommentiert, die ich weiter für aktuell halte, und dazu leiten verschiedene sätze bereits das eigentliche thema hier ein:

"eines der eindrucksvolleren beispiele der irren - und real tödlichen - logik des mainstreams der westlichen kultur, wie ich finde. hier steht alles buchstäblich auf dem kopf, d.h. weist eine unübersehbare perverse und v.a. dingorientierte tendenz auf: "fossile energien, autos, große häuser, großstädte, autobahnen, reichtum, industrie, flugzeuge" gelten hier nicht als mittel, die menschlichen lebensnotwendigen grundlagen zu sichern und dabei mit realer rationalität (= eine rationalität, die aus der gesamten vollständigen subjektivität stammt und darum auch emotional fundiert ist) die positiven und negativen konsequenzen von technischen errungenschaften und bestimmten lebensstilen abzuwägen und bei überwiegen letzterer die betreffenden "errungenschaften" eben auch nötigenfalls - und zwar letztlich im eigenen interesse - abzuschaffen bzw. verträglich anzupassen.

nein, das einzige "argument", welches für klimaschäden durch fossile energien, landschaftsversiegelung durch urbanität, tausende verkehrstote und die gesamten negativen folgen unserer wahnsinnigen motorisierung, immense soziale verwerfungen und instabilitäten durch die ungerechtigkeiten des arm-reich-gefälles, die endlos bekannten risiken aller art durch übermäßige industrialisierung, die ebenfalls nicht mehr zu verantwortenden schäden durch den flugverkehr, das elend von millionen tieren und sonstige katastrophale wirkungen des westlichen lebensstils vorgebracht wird, ist - und das ist kaum zu glauben, auch wenn´s zu erwarten war:

freude.

es ist erstens interessant zu sehen, wie im angesicht der nur noch von kompletten ignoranten und bewußten tätern zu leugnenden desaströsen folgen des kapitalismus gerade ein vertreter der benannten gruppe all das ideologische geschwafel von "rationalität" und "objektivität" eben als genau das kenntlich werden lässt, und sich auf die verpönten gefühle zurückzieht (den aspekt der projektion, mit dem im obigen zitat kritikern "hass" vorgeworfen wird, lasse ich hier mal außen vor):

"wir prassen, verschwenden und vergiften uns und alle anderen zwar, führen ein wahrhaft parasitäres leben nicht nur auf kosten von milliarden heutiger menschen und eigentlich der gesamten ökosphäre, sondern ruinieren gleich auch noch unzählige kommende generationen mit und üben mit all dem bzw. den mitteln zur durchsetzung dieser lebensweise zwar massive gewalt aus - aber das macht uns freude"

zweitens aber ist es ungeheuer wichtig, sich über den psychophysischen ursprung dieser "freude" klarzuwerden: sie ist letztlich ein surrogat, ein objektivistisches konstrukt, welches die reale unfähigkeit zum genießen - zu dem zeit, stille, intensität und v.a. liebesfähigkeit im weitesten sinne gehört - nicht mal mehr ansatzweise verdecken kann. was alleine dadurch bestätigt wird, dass es sich im kern hier um "freude" an prozessen der destruktion und vernichtung handelt. und bezgl. des letzteren sollten wir imo diese "freude" wortwörtlich nehmen: ich vermute, dass es sich bei extrem vielen vertreterInnen der heutigen "eliten" letztlich um leute handelt, die sich selbst, andere menschen und alles lebendige überhaupt zutiefst hassen und verachten. das ist eine logische folgerung aus ihrem mörderischen treiben. zum anderen aber ist tatsächlich der surrogatcharakter wichtig: in einer grundsätzlich autistischen/objektivistischen wahrnehmung gibt es keinerlei authentische sinnlichkeit, die in all ihren vielfältigen erscheinungsweisen für echte freude (und darüber auch für impliziten lebenssinn) sorgen kann. stattdessen wird eine pervertierte freude alleine aus den konstruktionen gezogen, die der objektivistische modus produzieren kann: mehr haben - und zwar in einer quantifizierbaren und konkretistischen art und weise - als andere (hier dürfte die eigentlich quelle für das irrsinnige raffen von geld und beliebigen dingen zu suchen sein) ; sich in einem ebenfalls quantifizierbaren und konkretistischen maßstab größer als andere fühlen (einer der wichtigsten motoren für alle hierarchischen systeme)."


*

es ist etwas schwierig, sich darüber klarzuwerden, ob und wie sich die selbsterklärten "eliten" besonders der westlichen welt auf peak oil vorbereiten bzw. vorbereitet haben. sie sind zwar in einem ganzheitlichen sinne extrem dumm, weisen jedoch durchaus instrumentelle intelligenz (der quasi soziopathischen art) auf, und besitzen dazu ein scharfes gespür für alles, was ihre macht unterminieren könnte. ein positiv soziales handeln von der mehrheit dieser leute zu erwarten, ist jedoch ein aussichtsloses unterfangen. und mein persönlicher eindruck ist z.zt. der, dass etliche maßnahmen, die unter dem label "klimaschutz" laufen, auch hinsichtlich peak oil einige bedeutung haben und womöglich als den bevölkerungen besser "verkäuflich" erscheinen - klima gilt als natur, und damit als irgendwie schicksalhafte macht außerhalb der menschlichen sphäre, während sich doch viele finden lassen, die bei der entwicklung von ölpreis und -förderung nach schuldigen suchen (beliebt sind hier, was allerdings auch absolut verständlich ist, ölkonzerne und spekulanten). klimaschutzmaßnahmen (jetzt mal ganz abgesehen von deren jeweiliger sinnhaftigkeit und notwendigkeit) dämpfen in ihrer begründung den eben benannten drang nach schuldigen etwas bzw. lassen ihn ins leere laufen.

sehr verdächtig hinsichtlich peak oil finde ich allerdings alle maßnahmen, die den ausbau der sog. "sicherheits"apparate nach innen und außen betreffen - soziale unruhen bisher unbekannter dimension sind ein mögliches szenario, das als eine der konsequenzen nicht eben abwegig erscheint. ein beispiel dafür stellen mit einiger wahrscheinlichkeit bereits die aktuellen
hungerrevolten in vielen ländern des trikonts dar, zu denen auch steigende öl- und energiepreise beitragen.

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und damit sind wir schon mitten im eigentlichen thema, der wirkungen auf unsere sozialen strukturen. der trikont ("dritte welt") wird mit anderen und leider wahrscheinlich wesentlich bedrohlicheren folgen des peaks zu tun bekommen als wir - jedenfalls zu beginn.

es gibt seit jahren viele vorschläge aus ganz verschiedenen ecken, wie am sinnvollsten mit der ölverknappung umgegangen werden kann. nur als ein beispiel, in dem vieles gesammelt ist, verweise ich auf
duckhome , wo jochen hoff geschrieben hat:

(...)"Grundsätzlich haben wir Sonnenenergie in unbegrenzter Menge, ein Milliardenfaches von dem in der Sekunde was wir in tausend Jahren verbrauchen können. Dazu die Thermalenergie, die z.B. in Deutschland praktisch überall vorhanden ist. Bio-Ethanol wird als Grundstoff für die Produktion gebraucht und ist viel zu wertvoll um ihn als Treibstoff zu verballern, sieht man mal von der Fliegerei ab.

Rund die Hälfte aller Gütertransporte sind Leerfahrten oder nur mit geringen Teilmengen belegt. Des weiteren ist es unsinnig allen möglichen Kram mehrfach quer über die Erde zu transportien. Ich mag gerne Schinken aus Korsika, Ziegenkäse aus Spanien und Olivenöl aus Mallorca. Aber ich muss es nicht haben und mein Joughurt muss nicht eine Weltreise hinter sich haben, was auch für mein Mineralwasser gilt.

DAs bedeutet im Klartext das wir uns dezentral organisieren müssen. Energie, Grundnahrung, Obst und Gemüse, aber auch Fisch und Fleisch müssen aus dem lokalen Umfeld stammen, in dem der Transport mit Elektrofahrzeugen und Elektrokühlfahrzeugen machbar ist. Ich glaube nicht an den Wasserstoff für Transporte, wohl aber zu Stromgewinnung.

Dezentralisierung bedeutet Machtverlust für die großen Konzerne die weltweit aller über ein Kamm scheren wollen, wie auch für die Politik die von Sardinien bis an den Polarkreis alles gleich regeln möchte ohne auf regionale Besonderheiten Rücksicht zu nehmen.

Deshalb ist eine politische Revolution, eine unbedingte Voraussetzung, genau wie die Verstaatlichung der Grundstoffindustrien und des Bodens. Kein Sozialismus, sondern schlicht und ergreifend nur Allgemeinbesitz der Dinge, die nicht produzierbar sind oder zur Infrastruktur gehören.

Die Nutzung des Bodens kann privat wie auch genossenschaftlich vorgenommen werden, wobei sich vermutlich Genossenschaften bilden werden, weil aus gemeinsamer Arbeit einfach mehr Ertrag zu holen ist und der Lebensstandard steigt.

Denn eins muss klar sein. Unser Lebensstandard wird sinken. Kleidung, Möbel, Werkzeuge. Maschinen, Häuser und auch Transportmittel müssen langlebig, leicht reparierbar und energiesparend sein, was sie teuer macht und uns zu längerer Nutzung zwingt.

Viel vom liebgewordenen schnellen Plastik um uns herum wird verschwinden und weniger gefälligem Blech weichen müssen. Fernreisen werden vielleicht ein bis zweimal im Leben möglich sein und viele Produkte die aus entfernten Regionen kommen wird es nicht mehr geben. Meist betrifft das aber nur Dinge die eher unnütz sind.

Natürlich werden wir wieder viel mehr Leute an der Arbeit haben müssen. Warentransporte mit dem Flugzeug wird es wohl kaum geben. Das Schiff wird Vorrang haben. Aber alles in allem wird es nur die erste Zeit weh tun und dann vermutlich das Leben etwas lebenswerter und ruhiger machen.

Vermutlich werden wir über das Internet näher zusammenrücken. Bilder und Filme werden Besuche ersetzen. Sehr langsam aber sicher werden wir immer neue Energiequellen und Energieumwandlungen für uns nutzbar machen und uns dann wieder auf unser heutiges Beweglichkeitsniveau zurück entwickeln. Ich rechne mit ungefähr 300 Jahren, die aber eben keine Jahre der Finsternis werden müssen, sondern nur geringe Einschränkungen mit sich bringen.

Wir haben z.B. in unseren Müllhalden noch Energie für rund 50 Jahre Stromerzeugung auf dem Niveau von 1920. Dazu jede Menge Rohstoffe daraus und wir können die Gefahr für unser Trinkwasser bannen.

Wir können in den Wüsten nicht nur Solarwasserstoff gewinnen sondern die Wüsten auch zurückerobern. Israel hat da einiges vorgemacht. Treibstoff aus Pflanzen wird ein richtig gutes Geschäft werden."(...)


da sind nun einige aspekte gelistet, die mehr oder weniger sinnvoll und wahrscheinlich anmuten. aber nochmal zu unserer problemstellung, die mich besonders beschäftigt: es zeichnen sich ab

- machtverschiebungen innerhalb und auch machtverluste von teilen der sog. "eliten"

- eine überlebensnotwendigkeit zur kollektiven zusammenarbeit, die auf eine struktur teils krasser vereinzelung (nicht individualisierung!) sowie vielfältigste beziehungsstörungen trifft

- vielfältig reduzierte konsummöglichkeiten, was gleichbedeutend ist bzw. teils einhergeht mit reduzierten möglichkeiten zur (indirekten) selbst- und fremddestruktion (peak oil könnte dazu auch die befriedigung von süchten aller art massiv beeinflussen), die aber - im blog bekanntlich häufig thematisiert - als möglicher kompensationsversuch psychophysisch geschädigter menschen angesehen werden kann.

- eine ganz neue erfahrung vor allem räumlicher grenzen, die auf eine in weiten teilen entgrenzte und mobilitätsversessene bevölkerung trifft.

- eine sehr nötige entschleunigung des alltags, die allerdings auf u.a. traumainduzierte weit verbreitete ängste vor und unfähigkeiten zur entspannung trifft.

- ...

es ist noch mehr, vermutlich viel mehr, aber das obige sollte deutlich machen, worauf ich hinaus will: wie kann eine - theoretisch durchaus erreichbare - ganzheitlich vernünftige bewältigung dieses fundamentalen umbruches gelingen, wenn nicht gleichzeitig massiv die psychophysisch destruktiven folgen unserer bisherigen art zu leben thematisiert und angegangen werden? werden sich diejenigen, die genau an dieser art bisher freude - siehe oben - gefunden haben, anpassen können? oder müssen? oder werden sie sich mit händen und füßen an den immer geringer werdenden rest an möglichkeiten binden, die die bisherige "kultur" der verschwendung ihnen zukünftig noch bieten wird? mit allen dann erwartbaren folgen, wie sie dieser
ausblick auf mögliche ölkriege z.b. umreißt?

oder werden sich viele menschen in heraufziehenden krisensituationen eher selbst aktivieren und aus ihrer apathie und sozialen trance befreien können, und fähig zu qualitativen entwicklungssprüngen ihrer persönlichkeit werden?

das sind für´s erste die fragen, die mich gerade so beschäftigen. updates sind wahrscheinlich, und diskussionen natürlich erwünscht.

*

edit am 25.05.: nötige ergänzungen - zum letzten abschnitt oben wäre zu sagen, dass es nicht nur die betrifft, die den westlichen "way of life" für einzig gültig halten, sondern auch diejenigen, die - ohne unbedingt die benannte "freude" zu empfinden - in den bisherigen strukturen dieser "zivilisation" genügend gefunden haben, um ihre verschiedensten individuellen störungen auszuagieren und auch zu kompensieren. und darüber eine art von psychophysischem gleichgewicht bewahrt haben, welches ihnen das eigene funktionieren einigermaßen ermöglicht hat. damit wird es zu ende gehen, weil die materiellen voraussetzungen sich massiv in schon umschriebener art & weise ändern werden.

und selbstverständlich werden wir bei den jetzt folgenden öffentlichen reaktionen und diskussionen auch massiv mit dem aspekt der verdrängung zu tun bekommen.

dann: die überwiegend positiven einschätzungen von duckhome sind zwar schön zu lesen, ich bin jedoch beim recherchieren auf einen text gestoßen, der die logik des "öl-einfach-ersetzen-soweit-es-geht-und-dann-weiter-wie-bisher" (die implizit bei j.hoff enthalten ist), grundsätzlich kritisiert -
Erneuerbare Energieträger - falsche Religion :

(...)"Alternative Energieträger lösen keines unserer Probleme, sie schaffen nur neue. Es ist der Versuch, eine Lebensweise weiterzuleben, die sich mit dem Erreichen der Fördermaxima fossiler Energietäger erledigt hat. Unser Problem liegt nicht in der Technik oder der Menge der Energie, die wir verbrauchen können. Unser Problem liegt einzig in unserer auf Obzolesenz getrimmten Gesellschaftsform. Ohne auch nur ein einziges Windrad können wir ein ebenso erfülltes Leben genießen und dabei auf diese häßlichen Propeller in der Landschaft verzichten. Die Logik, mit der solche vermeintlichen Lösungen vorgeschlagen werden, ist wesenhafter Bestandteil einer Denkweise, durch die unsere heutigen Probleme überhaupt erst geschaffen wurden. Es ist der fortgeführte Versuch, durch andauernde technische Erfindungen einen eingebildeten Entwicklungsprozess in Gange zu halten, den es nie gegeben hat.(...)

Das Beschwören technischer Lösungen ist aber viel einfacher, als die Probleme anzugehen. Man kann sich mediengerecht vor futuristischen Biodieselautos, glitzernden Solarzellen und turmhohen Windkraftanlagen ablichten lassen, und immer wieder die Sonne als metaphernreiches Symbol heranziehen. Man kann Elite-Unis wählen, in denen für das Neue Zeitalter geforscht wird. Welcher Politiker oder Wirtschaftsführer würde diese Werbung eintauschen gegen arbeitsaufwendige philosophische Betrachtungsweisen über den Sinn von „Mehr“? Grübler braucht kein Land, Macher hingegen sind in der medialen Glitzerwelt gefragt, wo jeden Tag eine story her muss. Der Technikfix-Ansatz löst nicht die Probleme eines zutiefst destruktiven Gesellschaftsmodells, dass auf ständig Neues hofft, wodurch sämtliche Traditionen erodieren und ersetzt werden durch eine ständige Erwartungshaltung neuer Produkte aus den Fabriken. Alltägliche Gewalt- und Drogenexzesse, vor allem junger Menschen sind Folgen übermäßigen Energiekonsums und dem Austausch kultureller Werte gegen kalte Technik. Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist es nicht einmal wünschenswert, weiterhin mehr Energie zu erzeugen sondern im Gegenteil die zur Verfügung stehende Energie zu drosseln."


ein text mit lesenswerten gedanken, wie ich finde. ich bin zu diesem blog übrigens durch eine weitere
infoseite zu peak oil gelangt.

und zum vorläufigen schluß noch ein beispiel dafür, mit welcher offenheit inzwischen selbst in den mainstreammedien klartext gesprochen wird (wobei der beitrag auch ein gutes beispiel für die oben kritisierte logik darstellt - peak oil an sich wird nicht mehr bestritten, aber in den folgen verharmlost mittels der aussicht auf alle möglichen ersatzenergieträger sowie in der üblichen technikbeschwörung).


assoziation: "peak oil" - oder wenn die party zu ende geht und ein monströser kater droht (1)

okay, von "party" kann überhaupt nur bezgl. gesellschaften wie unserer gesprochen werden, die es in ihrer unglaublichen einfältigkeit geschafft haben, die potenzielle vielfältigkeit menschlichen lebens auf konsum bzw. das anhäufen von dingen zu reduzieren. in den offenen elendszonen des planeten hat diese art von miesen, öden, betäubenden und selbstzerstörerischen exzessen des als-ob-lebens nie so wie hier stattgefunden (was wahrlich kein echter verlust ist, auch wenn das - in gewisser weise berechtigt - von dort lebenden anders wahrgenommen werden sollte).

*

aber zum thema: in späteren historischen rückblicken könnten die derzeitigen tage des mai 2008 vielleicht als wendepunkt erscheinen, an dem zum ersten mal für größere teile der bevölkerungen der westlichen gesellschaften das wetterleuchten am horizont sichtbar geworden ist, welches den finalen akt ihrer - bzw. unserer - bisherigen "lebens"weise ankündigt. aus der perspektive dieses blogs sind nun - ähnlich, wie ich es vor langer zeit schon beim thema des
bedingungslosen grundeinkommens versucht habe - fragen in der richtung interessant, was eigentlich passiert, wenn die konsequenzen von peak oil auf eine gesellschaft treffen, die erstens in ihren strukturen weitverbreitete psychophysische zustände ihrer mitglieder abbildet, und von der zweitens viele dieser strukturen und zustände mit einiger plausibilität als pathologisch auch in einem klinischen sinn betrachtet werden müssen. wie werden menschen reagieren, die aufgrund ihrer pathologien bspw. den eigenen konsum - oder auch maß- und wahllosen verbrauch von dingen - zum lebenssinn erhoben haben? was werden diejenigen tun, denen bspw. autos als eine art krücke für das beschädigte ego dienen? wie werden alle jene reagieren, die ein problem mit eigenen und fremden grenzen haben, wenn ihnen durch die endlichkeit einer ressource deutlich und unabwendbar eine existenzielle grenze aufgezeigt wird? nicht umsonst wird der umgang besonders mit erdöl auch als suchtartig begriffen, und nicht umsonst häufen sich gerade in vielen öffentlichen stellungnahmen zu peak oil die metaphern aus der drogentherapie .

und ganz zentral: wie kann eine situation, die eigentlich eine solidarische und kollektive zusammenarbeit in breitestem rahmen verlangt, bewältigt werden, wenn eine mehr oder weniger große zahl von menschen in gesellschaften wie dieser aufgrund vielfältigster (post-)traumatischer und maligner antisozialer einflüsse nicht (mehr) über die psychophysischen voraussetzungen verfügt, um solidarität und kollektivität in einer gesunden form leben zu können?

solche fragen möchte ich im zweiten teil etwas mehr beleuchten, zunächst aber in komprimierter form (quellen zu peak oil finden sich mittlerweile mehr als genug) grob die fakten skizzieren, die sichtbar sind.

*

zeichen der zeit:

(...)"Cantarell, das größte mexikanische und weltweit zweitgrößte Ölfeld fördert Jahr für Jahr um 6 % weniger Öl. Im ersten Quartal 2008 gingen Mexikos Ölexporte auf Jahressicht um 12 % zurück.

In Norwegen und Großbritannien rechnen Experten, dass im Jahr 2007 die Fördermengen um insgesamt 800.000 bis 1 Million Barrel pro Tag abgenommen haben.

Die russische Ölproduktion ist im April 2008 bereits den vierten Monat in Folge gesunken und lag bei 9,72 Millionen Barrel pro Tag und somit ca. 2 % unter dem Post-Sowjet-Hoch von 9,93 Millionen Barrel pro Tag im Oktober 2007.

Indonesien erwägt seine Mitgliedschaft in der OPEC zu kündigen, da dessen Ölquellen langsam versiegen und sich das Land zu einem Nettoimporteuer von Erdöl entwickelt. Seit Mitte der 90er-Jahre ist die Ölförderung von 1,5 bis 1,6 Millionen Barrel pro Tag auf 860.000 Barrel gesunken.

Russland hat eine Steuer auf Ölexporte um 17 % angehoben.

China greift nach dem Öl in Venezuela. Im Rahmen des Baus einer Spezialraffinerie für venezolanisches Öl in China sollten die Ölverkaufsmengen auf 0,4 Millionen Barrel pro Tag verfünffacht werden. Dieses Öl wird dem Westen fehlen.

Gleichzeitig droht ein Krieg zwischen Russland und dem Öltransitland Georgien."(...)


jede einzelne dieser infos lässt sich verifizieren. um auf dem laufenden zu bleiben, empfehle ich den
news-bereich dieses deutschsprachigen forums rund um peak oil. dort lassen sich schon jetzt viele der meldungen finden, die uns in naher zukunft massiv begleiten werden:

(...)"Die französischen Fischer haben ihren Streik gegen steigende Dieselpreise am Dienstag ausgeweitet und einen weiteren wichtigen Ölhafen bei Marseille blockiert. 50 Demonstranten besetzten das Öl-Terminal Fos-sur-Mer und setzten Autoreifen und Kisten in Brand, teilte die Hafenverwaltung mit. Die Protestaktionen lähmen die Wirtschaft immer stärker."(...)

(...)"Schlechte Nachrichten für Fluggesellschaften. Steigende Preise für Flugzeugtreibstoff - einer der größten Kostenfaktoren der Branche - haben im bisherigen Jahresverlauf sieben Fluglinien in den Konkurs getrieben, und das Jahr ist noch lang."(...)


(quelle)

und nicht nur die gerade vorgestellte studie der energy watch group , sondern inzwischen auch die "offiziell" zuständigen experten der international energy agency kommen offensichtlich auf letztlich nur unwesentlich abweichende schlüsse: der peak ist entweder schon da oder aber steht unmittelbar bevor (was als ausdruck in bezug auf die zeitlichen dimensionen selbst dann erlaubt ist, wenn es sich noch um ein jahrzehnt handeln sollte).

peak = die spitze. und zwar die spitze der förderung von billigem erdöl. diese betonung ist deshalb wichtig, weil es zwar tatsächlich noch ölreserven gibt, die aber schwerer zugänglich und auch nur mit erhöhtem energie- und finanzaufwand zu erschließen sind, was den preis natürlich nicht wieder drücken wird. natürlich spielt zur zeit auch die spekulation mit dem ölpreis eine rolle, aber es ist naiv und auch wunschdenken, darin die hauptursache zu sehen. und natürlich kann sich die preisentwicklung auch aufgrund kurzzeitiger bzw. tagesaktueller entwicklungen und ereignisse "beruhigen", aber das wird nichts am grundsätzlichen ändern - die party, bei der das öl tatsächlich ein unverzichtbares mittel für den knapp hundertjährigen und destruktiven rausch der industriegesellschaften gewesen ist, geht zu ende (was ich persönlich keinesfalls irgendwie bedauerlich, sondern
notwendig finde).

*

ein punkt ist noch zu erwähnen, der beim ganzen thema öl meist etwas aus dem blickfeld gerät: zwar ist der bereich verkehr vielleicht am sicht- und fühlbarsten vom öl abhängig, wesentlich bedenklicher und schwerer zu handlen ist jedoch die abhängigkeit vom öl in einigen der
folgenden felder:

(...)"Öl liefert derzeit fast 40% der Energie für die heutige industrielle Produktion. Desweiteren ist Öl einer der wichtigsten Rohstoffe der Welt, viele essentielle Dinge des täglichen Lebens werden daraus hergestellt:

* Chemikalien und Lösungsmittel
* Plastik (Spielzeug, Haushaltsgeräte und andere Alltagsgegenstände)
* Farben und Lacke
* Verpackungen, Folien und Plastiktüten
* Kunstfasern (Teppichböden, Kleidung, Gardinen)
* Körperpflege und Kosmetik (Seifen, Parfüms, Lippenstifte und Haarsprays)
* Ausbau der Infrastruktur (Straßenbau)
* Medikamente
* Düngemittel und Pestizide(...)


oder anders: wenn Sie in Ihrer alltäglichen lebenswelt alle produkte entfernen würden, die direkt oder indirekt vom erdöl abhängen, wären Sie in einem weitgehend leeren zimmer ziemlich nackt...

*

zur
fortsetzung

Freitag, 23. Mai 2008

notiz: von hormonen und bedenklichen büchern

vom - in bezug aufs soziale leben gesehen - wahren wunderhormon oxytocin war hier schon einem beitrag über die pränatale phase die rede. nun hat die zeit weiteres zusammengetragen:

(...)"Wissenschaftler aus Zürich wollen das nun erstmals für eine der fundamentalsten Gefühlsregungen herausgefunden haben, die es im emotionalen Gewirr des Menschen gibt: das Vertrauen. Ohne Vertrauen sind Liebe, Freundschaft, Führung und Handelsbeziehungen nicht möglich, schrieb der Gefühlsforscher Antonio Damasio vor Jahren. Denn wo das Vertrauen fehlt, gewinnt die Angst die Oberhand. Angst davor, betrogen, hintergangen oder ausgegrenzt zu werden. Wer das soziale Miteinander von Menschen verstehen will, kommt an der Vertrauensforschung also nicht vorbei. Und auch nicht an einem ganz bestimmten Hormon.

Oxytocin heißt es, und eigentlich kennen es die Neuropsychologen vor allem als das Hormon der Liebe und Mütterlichkeit: Es regt die Wehen bei der Geburt an, befördert die Milchproduktion, es bindet die Mama an ihren Nachwuchs und sogar den Papa an die Mama."(...)


besonders interessant fand ich dabei die möglichen implikationen, die sich aus der folgenden beobachtung ergeben:

(...)"Ist Vertrauen also der unmittelbare Gegenspieler der Angst? Nicht ganz. Das Vertrauen ließ sich nur modulieren, wenn die Geschäftsbeziehung und damit auch die Ängste sozialer Natur waren. Das Oxytocin hatte keinen Einfluss auf die Angst vor einem Computer, der das Geld per Lotterie zu mehren versuchte."(...)

was die behauptungen über die angebliche gleichartigkeit von "beziehungen" zu maschinen oder auch virtuellen beziehungssimulationen mit authentischen beziehungen ins rechte licht rückt.

*

ein zweites für unser psychopyhsisches befinden wichtiges hormon wird heute in der taz thematisiert -
serotonin...

(...)"...ist ein Neurotransmitter, wirkt also als Botenstoff zwischen den Nervenzellen (Neuronen) und gilt als "Glückshormon". Das ist laut Brocke zwar nicht ganz falsch, aber nur die halbe Wahrheit: Serotonin hat viele verschiedene komplexe Funktionen im Organismus. Die Erzeugung des Gefühls der ruhigen Zufriedenheit - nicht etwa des Rauschs oder der Euphorie - ist nur eine.

Zunächst wirkt Serotonin ganz simpel gefäßverengend. Aber es ist auch für die Körpertemperatur und zur Reproduktion von Zellen, etwa der Leberzellen, wichtig. Schlaf und Hunger, Libido und Sexualtrieb sind serotoninabhängig; eine gute Verdauung und ein ausgeglichenes Gemüt beruhen auf Serotonin. Problematisch sind die Mangelsymptome: Vom Reizdarm mit Schwindel, Durchfall und Zittern über Migräne bis zur Depression mit Angstattacken, Schlaf- und Essstörungen, aber auch aggressiven Verhaltensmustern reichen die dem Serotoninmangel zugeschriebenen Krankheitsbilder."(...)


ich finde es immer wieder faszinierend, mir vorzustellen, wie mehr oder weniger komplexe chemische moleküle recht komplexe zustände des bewußtseins hervorrufen bzw. beeinflussen können.

abseits von diesem aspekt folgen am ende noch ein paar wichtige sätze, die etwas deutlich machen, was nicht oft genug gesagt werden kann:

(...)"Der Mensch, ein Produkt aus genetisch bedingten Schaltkreisen? Burkhard Brocke weist solche derzeit modischen Radikalfolgerungen von sich: "Der Anteil des Verhaltens, das durch so eine genetische Disposition beeinflusst ist - nicht determiniert - beträgt etwa 5 Prozent." Die restlichen 95 Prozent seien durch andere, auch andere genetische Faktoren sowie durch soziale Aspekte bedingt. Daher gelte: "Wenn die Umwelt klasse ist, die Lebenssituation stimmt und keine Schicksalsschläge stören, ist die Prognose auch mit angeborener Neigung zur Depression noch gut."

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wenn die umwelt hingegen nicht so klasse ist, kann das zu zuständen führen, bei denen die betroffenen dann in ihrer ratlosigkeit traditionell real zwar wirkungslose, aber immerhin trostversprechende hilfe von ganz oben erflehen - aber obacht!
das böse lauert an ganz unerwarteten stellen:

(...)"Kaum habe er früher die Bibel zur Hand genommen, berichtet der Mann aus dem Publikum, da hätten sexuelle Bilder seinen Kopf überschwemmt."(...)

bevor jetzt aber der eine oder die andere hier bereits neugierig auf dem weg zum bücherregal sein sollte, muss doch gewarnt werden:

(...)"Ein "sehr frommer" Psychiater etwa habe sich dann doch auf Neuroleptika verlegt, als sein Patient jedes Mal einen psychotischen Schub bekam, wenn er sich der Bibel näherte."(...)

vielleicht sollten auf bibeln, analog zu zigarettenpackungen, demnächst ebenfalls warnungen angebracht werden? vor der dazugehörigen sekte muss jedenfalls mit fug und recht gewarnt werden:

(...)"Ein Jugendlicher mit Wuschelfrisur indes springt auf und legt eine temperamentvolle Argumentation vor, warum es das Böse eigentlich nicht geben kann. "Hat nicht ein guter Gott die Welt erschaffen?" Da bremst ihn ausgerechnet der Skeptiker Lemhöfer: Das Böse stecke tief im Menschen drin, und der Teufel sei vor allem eine Metapher."(...)

metapher -
ja klar , aber antworten auf die frage, wie und warum das böse im menschen entsteht (und wer davon eigentlich profitiert), sollten nun in keinem fall einer sekte, gleich welcher coleur, überlassen bleiben.

Montag, 19. Mai 2008

"badland"

mit dem begriff der täter-opfer-dialektik hatte ich den letzten beitrag abgeschlossen, und gerade läuft ein film an, der zumindest dem inhalt nach ein versuch der darstellung dieser fatalen (post-)traumatischen dynamik sein könnte:

(...)"Jerry kehrt aus dem Mittleren Osten als gebrochener Mann zurück, stark verändert durch traumatische Erlebnisse, die über alle menschliche Vorstellungskraft hinausgehen. Er lebt in Armut, seine Kinder ängstigen sich vor seinen plötzlichen Wutanfällen, und seine Frau Nora ignoriert seine nächtlichen Albträume und das wiederkehrende Nasenbluten. Geld, das ihre Söhne mit Zeitungsaustragen verdient haben, versteckt sie vor ihrem Mann, für den Fall, dass sie ihn verlassen muss. Der enge Wohnwagen, in dem sie leben, wird zum Gefängnis. Jerrys Scheitern als Mann und die Folgen seiner Taten im Irak ist die Strafe, die von der ganzen Familie erduldet werden muss."(...)

auch, wenn ich beim trailer ein etwas zwiespältiges gefühl bekomme, dürfte es sich lohnen, den film zu sehen, der gerade angelaufen ist.


notiz: aufgelesenes

der angekündigte beitrag rund um den bereich objektivität und soziopathie hängt immer noch in der warteschleife, verändert sich dauernd und macht mir reichlich zu schaffen - zumal die immer widerwärtiger werdenden zustände ständig neues material liefern. aber er wird kommen.

*

und aufgreifen werde ich da auf jeden fall auch ein zitat von einem jener schreibtischtäter, die sich in der quasikriminellen vereinigung namens "initiative neue soziale marktwirtschaft" organisieren, von der die folgen ihres treibens bspw. im gerade erschienenen
armutsbericht zwar nur unvollständig abgebildet, aber immerhin doch zu erahnen sind. sein name lautet bernd raffelhüschen , und in einem interview lassen sich folgende sätze bestaunen:

(...)"ZG: Als Experte für sozialstaatliche Themen stehen Sie sicherlich in einem besonderen Verhältnis zu den Gesellschaftsgruppen, welche Sie unter die akademische Lupe nehmen. Inwieweit versuchen Sie sich in die Lage der jeweils Betroffenen hineinzuversetzen?

Raffelhüschen: Das dürfen sie gar nicht oder zumindest erst dann, wenn sie fertig sind. Politikberatung müssen sie nach dem Gesetz der großen Zahl machen! Es geht gar nicht anders, denn rationale Politik darf nicht an individuellen Spezialsituationen festgemacht werden. D.h. man braucht da eine grobe Linie, die auch erstmal abstrahiert, die erst einmal gar nicht sieht, dass ein Rentner eben ein Mensch ist, dass ein Junkie ein Mensch ist, usw. Das dürfen sie nicht machen. "(...)


"rationale Politik" = empathiebefreit. (und auf menschen dürfen Sie dabei nicht achten, bzw: Sie dürfen menschen nicht achten. genau so sieht das, was hier so unter "politik" verkauft wird, dann auch aus). das ist echte
objektivistische logik , die sich da frech artikuliert. aus dem gerade verlinkten beitrag auch noch das folgende zitat von j. erik mertz, weil´s so schön passt:

"Die Psychose beginnt in der Regel nicht erst mit dem offensichtlichen Wahnsinn, der auffällig störenden Verrücktheit, sondern lange, lange vorher, die Psychose beginnt haargenau als beliebig rationales, im objektiven Sinne beliebig realitätstüchtiges Kontrollbewußtsein, das allerdings in einer funktionalen Monopolposition operiert.(...)

"Weicht die stets objektive Realitätsbewältigung des Psychotikers von den jeweils geltenden objektiven Realitätsnormen seiner Bezugskultur ab, so gilt er als `verrückt´, gelingt ihm eine flächendeckende Anpassung an die geltenden objektiven Realitätsnormen, so könnte er z.B. die unauffällige Existenz eines theoretischen Physikers führen oder vielleicht sogar durch die Konstruktion einer wissenschaftlichen Theorie, etwa einer Relativitätstheorie, auffallen."


oder aber die existenz eines professors für finanzwirtschaft führen.

*

passend zum oben erwähnten armutsbericht (und ebenfalls als übelriechender ausfluß objektivistischer logik zu begreifen) ein weiteres
interview :

(...)WELT ONLINE: Es geht also darum, welche Behandlungen notwendig oder sinnvoll sind und welche den Patienten nicht mehr bezahlt werden.

Hoppe: Ja. Es ist inzwischen so, dass wegen der strikten Ausgabenbegrenzung nicht mehr alles für alle bezahlbar ist. Das heißt, eine Form von Rationierung medizinischer Leistung ist unumgänglich. Aber diese Rationierung soll transparent sein, und sie soll nicht vom behandelnden Arzt getroffen werden müssen.

WELT ONLINE: Bisher haben Sie sich immer gegen Rationierung gewehrt. Woher der Sinneswandel?

Hoppe: Es gibt seit Jahren eine heimliche Rationierung. Wir Ärzte haben sie bisher nicht akzeptiert und versucht, sie zu kompensieren. Inzwischen ist klar, dass es Rationierung in jedem Land der Welt gibt, eben auch bei uns in Deutschland. Die Rationierung muss aber offen diskutiert werden, und dabei wollen auch wir Ärzte mitreden. Die Politik und die Kassen dürfen nicht länger behaupten, die Patienten bekämen die notwendige Versorgung, und in Wirklichkeit wird dieses Notwendige dem Finanzierbaren angepasst."(...)


da hatte der
herr hipp damals ja einen offensichtlich wahrhaft prophetischen moment.

*

zu den potenziellen opfern dieser "rationierung" dürften auch viele angehörige der im folgenden
artikel genannten gruppe gehören:

(...)"Der Zweite Weltkrieg liegt mehr als 60 Jahre zurück, doch noch immer leiden alte Menschen in Deutschland wegen der schrecklichen Erinnerungen an psychischen Störungen. Nach einer aktuellen Studie leiden Ältere dreimal so häufig an einer sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) wie die jüngere Bevölkerung. Das haben Wissenschaftler der Universität Leipzig in Zusammenarbeit mit Kollegen von der Universität Zürich herausgefunden. Sie hatten 2400 Menschen aus allen Altersgruppen befragt.(...)

Die Wissenschaftler riefen Haus- und Fachärzte auf, sensibler für solche Belastungen zu sein. Maercker sagte, die Betroffenen litten häufig an Schlafstörungen, Panikattacken und Schuldgefühlen. Die Probleme würden aber häufig falsch als Depressionen diagnostiziert."(...)


das lässt sich auch als ergänzung zum thema
vegetative dystonie lesen, während ich die im artikel genannten zahlen zur verbreitung der "offiziellen" ptbs mit vorsicht betrachte - bekanntlich halte ich deren definitionen für zu eng gefasst. andererseits ist das auch eine weitere erklärung für die teils extrem reaktionären haltungen, die sich in diesem land bei älteren menschen zu oft finden lassen. grundsätzliche und tiefsitzende angstgefühle sowie die daraus resultierenden sicherheitsbedürfnisse (die dann von leuten wie schäuble & co. geschickt instrumentalisiert werden, wobei schäuble vielleicht aus eigener betroffenheit darin besonders penetrant ist ) sind bei traumatisierten menschen nicht eben selten.

*

das thema traumatisierung (aufgrund zum himmel schreiender antisozialer verhältnisse) spielt auch bei den derzeitigen
pogromen in südafrika

(...)"Seit letzte Woche im Township Alexandra in Johannesburgs Norden zwei Menschen bei Angriffen ums Leben kamen, breitet sich der Terror wie ein Flächenbrand aus. Die Todesmeldungen erhöhen sich fast stündlich: Montag früh hieß es, dass allein am Wochenende 13 Menschen gestorben seien und etwa 2.000 ihr Dach über dem Kopf verloren hätten, mittags wurde die Zahl der Toten mit 22 angegeben. Niemand weiß vorherzusagen, in welcher Ecke einer Ansammlung von Bretterhütten jemand zur Zielscheibe wird."(...)

eine hauptrolle, die in diesem fall zumindest indirekt auch vom
kommentator in der taz erkannt wird:

(...)"Fakt ist, dass jetzt in Johannesburg Menschen aufgrund ihrer Herkunft gejagt und getötet werden. Man mag das für einen Ausdruck sozialer Unzufriedenheit halten. Aber niemand kann ernsthaft vertreten, man müsse Migrantinnen aus Hochhausfenstern werfen und Flüchtlinge verbrennen, weil es in den Townships zu wenig Arbeit gibt.

Die Verrohung der südafrikanischen Gesellschaft in der Zeit der Apartheid hat sich tief in die Köpfe der Bevölkerung eingegraben. Sie geht einher mit einer Abschottung vom als minderwertig empfundenen Rest Afrikas. Das gilt für Schwarz wie für Weiß. Diese geistigen Mauern in den Köpfen sind in 14 Jahren Demokratie kaum abgebaut worden - genauso wenig wie die realen Mauern zwischen Arm und Reich."


es ist wichtig, sich dabei immer wieder klarzumachen, das die genannte verrohung ein ausdruck für das ist, was sich in vergangenen und aktuellen antisozialen zuständen in den hirnen & nervensystemen der handelnden verändert hat. täter-opfer-dialektik.

Montag, 12. Mai 2008

kontext 40: "Ins Hirn gebrannt"

nein, überraschend ist das keinesfalls, was da in diesem artikel zu lesen ist:

(...)"Vernachlässigung und Missbrauch in der frühen Kindheit können die Hirnchemie der Opfer zeitlebens verändern. Auf welchem Wege die traumatischen Eindrücke ihre Spuren in den Neuronen hinterlassen, ist eines der großen Rätsel der Hirnforschung.

Eine Studie kanadischer Forscher an Suizidopfern deutet aber darauf hin, dass Gewalterlebnisse und fehlende Liebe die Aktivität der Gene im Hippocampus verändern können, der Hirnregion, die bei der Verarbeitung von Emotionen eine zentrale Rolle spielt. "(...)


das zusammenspiel von genen und (anti-)sozialen bedingungen war hier schon verschiedentlich angerissen worden, und einen auf den punkt treffenden
kommentar hat vor längerer zeit mondschaukel hinterlassen. die jetzige studie untermauert diese perspektive durchaus deutlich.

(...)"In Versuchen an Ratten hatte seine Arbeitsgruppe allerdings bereits vor vier Jahren gezeigt, dass das Verhalten der Mutter das Genaktivierungsmuster in den Gehirnen von neugeborenen Ratten nachweislich beeinflusst. "Ähnliche Beobachtungen haben wir auch in unserem Labor gemacht", sagt Marcus Ising vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. "Die Studie zeigt, dass sich diese Resultate offenbar auf den Menschen übertragen lassen."(...)

ich muss mir bei meinen nahezu täglichen wut-, angst- und resignationsanflügen angesichts des zustands unserer spezies immer wieder klar machen, dass wir im evolutionären zeitrahmen eine sehr, sehr junge erscheinung sind, und entsprechend unter ganz spezifischer dummheit leiden, was unser eigenes - "artgemäßes" - funktionieren anbelangt. und wenn man sich anschaut, wie das wissen bezgl. letzteren in den letzten jahrzehnten teils geradezu explodiert ist, ist das kein geringer hoffnungsschimmer - auch, wenn´s mit der umsetzung natürlich an allen ecken und enden hapert.

(danke an wednesday wiedermal für den hinweis auf den artikel).

Donnerstag, 1. Mai 2008

notiz: "wallraff was here"

so stand es, wenn man den büchern glauben darf, in den 1970ern in diversen "bild"-redaktionen an den wänden geschrieben. nun hat er in bewährter manier wieder einen unerwünschten besuch abgestattet: einer miesen kleinen kapitalistischen klitsche , die für eine miese große kapitalistische klitsche im wahrsten sinne des wortes die sklavenarbeit macht. und u.a. die frage bei mir aufgeworfen, wodurch sich eigentlich für derartiges verantwortliche manager und "unternehmer" qualitativ und strukturell von leuten wie josef f. (siehe letzten beitrag) unterscheiden. in der fähigkeit zur verdinglichung haben´s manche zeitgenossen gar weit gebracht.

Mittwoch, 30. April 2008

notiz: "amstetten" und die drei affen ( 2. update am 04.05.08)

wobei letztere perfekt symbolisiert werden durch einen satz in einem kommentar
aus der taz neulich:

(...)"Wissend also, dass aus dem Fall gesellschaftlich nichts zu lernen ist,..."(...)

natürlich. nichts ist zu lernen (wobei ich auch schon bessere statements in den letzten tagen gelesen habe, aber der taz-kommentator gibt durchaus eine repräsentative linie des mainstreams wieder).

nur als kleine erinnerung bzw. denkanstoß:


"Dann zitiert Havemann Aussagen von Eltern: "Ich habe dieses Kind in die Welt gesetzt, ich kann damit machen, was ich will", sagen sie."

und weiter hatte ich damals kommentiert:

(...)"ich kann damit machen, was ich will" - mein eigentum, im sinne eines beliebigen dings. nicht oft genug kann wiederholt werden, dass es sich bei solchen äußerungen aller wahrscheinlichkeit nach um eine art symptom des objektivistischen wahrnehmungsmodus in einer krankheitswertigen monopolposition handelt - auch die täterInnen nehmen sich letztlich selbst, v.a. ihren körper, als ding wahr - und sitzen als virtuelles und immaterielles "ich" irgendwo "in" ihrem kopf, paranoid und kontrollierend. (...)

nein, der täter josef f. ist nicht das monster. eher ist er einer von vielen monstern, von denen die schlimmsten ähnliche terrorregimes, wie es hier innerhalb einer familie errichtet wurde, gleich für ganze länder und regionen aufbauen.

in einem gleichen sich aber all die kleinen und großen tyrannen dieses schlages:


"Solche Menschen leben in einem eigenen Universum"

existenzielle konstruktivisten allesamt, womit das wesen einer realitätstüchtigen psychose auf den punkt gebracht wäre. und von menschen, die sich in einem solchen modus befinden (bzw. auf dem weg dahin sind), dürfte es viel zu viele geben. aber daraus darf natürlich "gesellschaftlich nichts zu lernen" sein. wo kämen wir da schließlich hin? mit den kollateralschäden muss schließlich seit eh und je gelebt werden. die heben schließlich ja auch die auflage.

*

edit am 02.05.08: übrigens, schon mal vom französischen dorf
coulommes gehört?

(...)"Der frühere Bürgermeister erklärte ihr: "Ja, ich wusste es, das ganze Dorf wusste es. Aber beschmutzen Sie Coulommes nicht. Was die Leute untereinander treiben, hat uns nicht zu beschäftigen."(...)

image ist alles, die realität ist nichts. bzw. ist sie meistens schmutzig.

*

edit: was erstens - bei einigermaßen vorhandenen kenntnis der uns menschen bestimmenden psychophysischen gesetzmäßigkeiten - schon zu erwarten war, wird nun in einer neuen
leserpost bei alice miller thematisiert. ein kurzer auszug aus dem dort zitierten artikel des britischen independent:

(...)"In an interview, the sister of Fritzl's wife, Rosemarie, a woman identified as 56-year-old Christine R said that Fritzl had been brought up by a single mother with an explosive temper who resorted to violence to control her child.

"Josef grew up without a father. His mother raised him with her fists," Mrs R said. "She used to beat him black and blue almost every day. Something must have been broken in him because of that. He was unable to feel any kind of sympathy for other people. He humiliated my sister for most of her life." (...)


die schwester der ehefrau des f. berichtet hier, dass der junge ohne vater bei einer extrem gewalttätigen mutter aufwuchs, die ihn fast jeden tag verprügelte - und das er unfähig gewesen sei, irgendeine art von mitgefühl für andere menschen zu spüren (was seine taten nachdrücklich belegen).

und ob f. nun bereits pränatal oder "erst" im verlauf seines postnatalen lebens zu einem quasi oder echten soziopathen geworden ist, mag für die ganze geschichte sogar zweitrangig sein - wenn die obigen informationen stimmen, liegt hier wieder einmal eine grauenhafte re-inszenierung vor, aus der natürlich "gesellschaftlich nichts zu lernen ist".

solange diese - und andere -. gesellschaften nicht lernen wollen, werden sie´s zu spüren kriegen. bis zum bitteren ende.

und noch ein nachtrag, weil mir der artikel gerade erst vor die augen gekommen ist: spon
zitiert ebenfalls die schwägerin, verschweigt dabei aber die aussagen über die mutter des f.:

(...)"Die Schwägerin Josef Fritzls beschrieb unterdessen den Mann ihrer Schwester als einen Tyrannen, der eine Atmosphäre der Angst im Haus verbreitet habe. "Wenn er gesagt hat, es ist schwarz, dann war es schwarz, auch wenn es zehn Mal weiß war", sagte Christine R. Josef habe keinen Widerspruch geduldet. Sie selbst habe sich bei Familienfesten vor ihm gefürchtet. Man könne sich vorstellen, wie es für eine Frau gewesen sein müsse, die so viele Jahre mit ihm verbracht habe.

"Als die Rosemarie den Sepp geheiratet hat, war sie 17. Sie hat keinen Beruf erlernt, war ihm immer ausgeliefert – und er hat das 51 Jahre lang ausgenützt", sagte Christine R. der Zeitung "Österreich". Josef Fritzl sei ein "Despot". "Er hat die Kinder gedrillt. Wenn er das Zimmer betreten hat, waren alle sofort still – auch wenn sie vorher gespielt hatten. Man hat die ständige Angst vor Strafen gespürt. Die einzige Chance für die Kinder, diesem Klima zu entkommen, war zu heiraten. Und das haben auch alle gemacht, sobald sie alt genug waren."(...)


die typische methode, (auch zutreffende) informationen aus ihrem kontext zu lösen, erhält und verstärkt das bild des scheinbar "grundlos" oder gar "natürwüchsigen" bösen "im menschen" - auch das ist eine wirkungsvolle methode, positive soziale veränderungen abzublocken und in unseren sozialen verhältnissen weiter das mißtrauen gegeneinander aufrechzuerhalten. machttechniken. wobei auch die obigen zitate bei genauerer betrachtung genügend belege für die vermutete re-inszenierung liefern.

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