Montag, 28. Dezember 2009

kontext 60: impressionen aus der morgenwelt (gewidmet john brunner, 1934 - 1995)

"Ja, aber was hat´s denn heutzutage noch für´n Zweck, sich über Politik zu unterhalten ? Es gibt keine Politik mehr. Es existiert nur noch die Wahl zwischen verschiedenartigen Möglichkeiten des Zusammenklappens durch den Zwang der äusseren Umstände. Schauen Sie sich die Europäische Union an, schauen Sie nach Rußland, nach China, nach Afrika. Überall verläuft´s nach dem gleichen schietigen Muster, nur ist es mancherorts weiter als woanders."

(fragment aus einem partygespräch 2010, "morgenwelt", s. 316; heyne; münchen; neuausgabe 2000; isbn 3-453-16182-3)



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die jetzigen tage zwischen den jahren standen früher mehr als heute in dem ruf, eine besondere atmosphäre mit sich zu bringen - das alte jahr faktisch beendet, das neue noch nicht begonnen, stehen sie für eine art zeitlicher entschleunigung, die ich bis heute immer wieder versuche, bewusst wahrzunehmen und auch zu genießen. zeit für rück- wie vorausblicke, möchte ich beides heute am beispiel eines der wichtigsten - und meiner meinung nach unterschätztesten - bücher der science fiction verbinden.



beschilderung eines testbezirks mit kuenstlicher dna in bremen / foto: privat


die idee für diesen beitrag kam bei mir irgendwann nach dem wiederholten anblick eines der nebenstehenden hinweisschilder - derart sind hier im viertel alle eingänge in einen testbezirk markiert, in dem ein
pilotprojekt zur diebstahlsicherung läuft - das mag zwar für den einen oder die andere im ersten moment ganz "vernünftig" klingen, wird aber meiner meinung nach im ergebnis einen ähnlichen effekt haben wie die verdrängung der offenen drogenszenen in vielen städten - gerade in zeiten zunehmender psychosozialer und ökonomischer verelendung wird sich die alltagskriminalität neue orte und opfer suchen, und zwar da, wo weder willen noch möglichkeiten noch die ressourcen vorhanden sind (alle gründe können für sich oder auch wahlweise untereinander gekoppelt stehen), derartige präventionsprojekte umzusetzen. im grunde lässt sich das als sehr abgespeckte version der idee ansehen, die auch hinter der existenz von gated communities steckt.

ich muss jedenfalls oft genug beim erwähnten anblick denken: "das ist wie - nein, das ist die morgenwelt". und ich vermute stark, dass john brunner beim anblick solcher schilder wissend mit dem kopf genickt hätte.

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aber nicht nur bei solcher beschilderung - würde brunner heute noch leben, so fühlte er sich womöglich versucht, im angesicht der heutigen welt eine morgenwelt zwei, angesiedelt um 2050, zu konstruieren. denn bereits seine erste version darf eine verblüffende quote an zutreffenden und extrapolierten dargestellten trends für sich buchen, so dass er vielleicht der herausforderung nicht widerstehen könnte, sich nochmals als orakel zu betätigen.

brunner (zur
biographie) hat sich dabei mit "stand on zanzibar" (der originaltitel) an ein projekt gewagt, welches in der science fiction-literatur oft genug schwer in die hose gegangen ist: die beschäftigung mit möglichen zukünften nicht einer imaginierten, sondern der realen welt, und zwar sowohl in technologischer, aber vor allem in sozialer hinsicht. deswegen darf das buch auch als kreuzung zwischen science und social fiction verstanden werden, und dabei ist die möglichkeit, sich ziemlich zu blamieren, noch grösser als bei der beschränkung auf eine variante.

cover von morgenwelt

1968 erstveröffentlicht - nebenstehend ist das cover der deutschen neuausgabe von 2000 zu sehen, aus der hier auch zitiert wird -, lässt morgenwelt indirekt auch interessante einblicke in die intellektuelle atmosphäre der mittleren 1960er jahre zu - was damals diskutiert wurde und thematisch bewegt hat. im buch sind an verschiedenen stellen wie in einer rückschau damals aktuelle zeitungsberichte bspw. zu amoktaten, fortschritten in raumfahrt und genetik etc. eingeflochten, die durchaus schlüsse darauf zulassen, wie brunner bei seiner arbeit beeinflusst wurde.

nach "1984" von orwell ist morgenwelt ein weiteres wichtiges werk der sci fi, welches anhand des eintreffens des realen jahres, in dem seine handlung spielt, ganz konkret nach realitätsgehalt befragt werden kann. ein weiteres, welches im nächsten jahr fällig ist - "2010. das jahr, in dem wir kontakt aufnehmen", der "2001"-nachfolger von arthur c. clarke - , hat sich schon vor langer zeit als technische phantasie, nichtsdestotrotz lesenswert, herausgestellt. bezgl. "1984" kann ich mich zumindest im rückblick an das reale jahr an zwei persönliche erkenntnisse erinnern: erstens hat orwell in gewisser hinsicht bei seiner dystopie recht behalten, nämlich dahingehend, dass die tendenzen einer allumfassenden totalitären technischen kontrolle schon in den 1980ern selbst - und erst recht heute - tatsächlich eine handfeste bedrohung geworden sind. zweitens aber hat er falsch gelegen in seiner skizze der imaginären, "klassisch" totalitären gesellschaft - stalinismus und nationalsozialismus waren schon damals historische auslaufmodelle, in ihrer struktur als herrschaftsmodelle viel zu starr und daher instabil konzipiert. welche art von herrschaft sich wie in einem selektionsverfahren als "erfolgreich" durchgesetzt hat, erleben wir heute, bzw. Sie und ich versuchen darin zu leben.

jedenfalls möchte ich jetzt nicht eine weitere rezension oder auch nur darstellung des inhalts der morgenwelt versuchen - dergleichen gibt es zb.
hier oder hier zu lesen - , sondern will einmal ein gedankenspiel umsetzen, welches, wie ich vermute, alle leserInnen von sci fi schon gespielt haben, weil´s sich einfach aufdrängt: den abgleich der visionen und prophezeiungen mit der aktuellen realität.

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eine darstellung des inhalts ist bei diesem buch schon deswegen eine herausforderung, weil es genau genommen einen inhalt nicht gibt, bzw. noch genauer: dieser auf viele verschiedene inhalte verteilt ist. brunner hat für sein projekt techniken der sprachlichen verfremdung bzw. des einsatzes ganzer neuer wörter ebenso genutzt wie die anwendung von konsequenter montage aus diversesten fragmenten - werbeeinblendungen, handlungsorte in realen und fiktiven ländern, partygespräche, fiktive fernsehsendungen, auszüge aus realer und imaginärer fachliteratur, dialoge und handlungstränge mit haupt- und nebenpersonen, die teils mitten im buch beginnen und auch mitten drin wieder enden oder aber offen bleiben (nebenbei bemerkt: auch die art der einteilung der rubriken im blog hier ist als kleine hommage an brunner zu verstehen).
ebenfalls hat er sich in figur des desillusionierten soziologen chad mulligan deutlich erkennbar ein alter ego geschaffen, dem es vorbehalten bleibt, grundsätzliche gesellschaftliche tendenzen der morgenwelt in meist zynischer art & weise zu kommentieren (einer der fiktiven bestseller von mulligan trägt den schönen titel "Sie sind ein ahnungsloser Idiot")

diese anfangs neue leserInnen schlicht verwirrende vielfalt von eindrücken dürfte zu einem teil für den effekt verantwortlich sein, den ich schon mehrmals miterlebt habe - leute kommen "nicht rein" ins buch, finden keinen zugang. der andere teil liegt in der exzentrischen sprache der brunnerschen gesellschaft des jahres 2010 - betrachten wir uns nur einmal dieses beliebige zitat:

"Quasseln hier von Startphase heißt doch bloß irgendein Schwabbelarsch von Bonzecke hat nicht alle auf dem Ladestreifen Salmanassar-Punzenfasser wieso im Arsch soviel Zeit verplempert um die ganze Strecke nach New York zu reisen besseres Wetter sogar ohne Kuppel worunter man sich fast den Sack abfriert bessere Klunten mit weniger Lumpen und besserer Pot verschönert den Schamott heute schon acht und hier ist noch nicht eins pappi-mammi und keine anständige Nudel zu haben in sämtlichen Nudelmühlen."

(morgenwelt, s. 45)


na, ich wette, Sie haben jetzt wirklich nichts verstanden - aber keine sorge, dieses sprachliche konzentrat ist durchaus nicht repräsentativ für den rest des buches, enthält aber viele relevante begriffe, die sich jedoch nach und nach von selbst erklären. gleichfalls ist die beleidigte - und beleidigende - attitüde vieler bewohnerInnen der fiktiven usa 2010 perfekt getroffen. und nein, es ist durchaus keine sympathische welt, in die man jubelnd hereinspringen wollte.

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was vielleicht die älteren unter uns noch verstanden haben werden, ist der ausdruck "pot" für marihuana (als nudel wird ein industriell gefertigter joint aus genetisch hochgetuntem gras und high-tech-filter incl. rauchkühlung bezeichnet). und da sind wir schon mittendrin im realitätsabgleich:

"Ich finde diese Zigaretten scheußlich. Davon wird mir die Kehle rauh. Und in meinen Eingeweiden brennt und rumort es. Haben die Menschen früher davon tatsächlich zwanzig Stück geraucht ?"

(morgenwelt, s. 322)


yo, allgemeines rauchverbot - die aussage oben stammt ebenfalls von der eingangs erwähnten party, die als motto das "20. jahrhundert" hat, und entsprechend ausstaffiert ist - incl. echtem tabak als dekadenter kitzel für dekadente leute. hingegen ist cannabis in allen variationen gesellschaftsfähig und wird so beiläufig benutzt wie alkohol, und ebenso vermarktet. beim umgang mit tabak hat brunner also voll ins schwarze getroffen, während die legalisierung von cannabis durchaus als wunsch seiner zeit - die beginnende hippiekultur - zu erkennen ist und heute absehbar zwar nicht unmöglich, aber doch nicht in nächster nähe greifbar ist (wäre ja schliesslich auch ein vernünftiges projekt, wo kämen wir da hin ?!?)

ebenfalls von seiner zeit beeinflusst dürfte brunners vision des umgangs mit sonstigen psychoaktiven substanzen gewesen sein - so werden verschiedenste, industriell hergestellte drogen mit namen wie "triptin" oder "jaginol" vertrieben und recht gezielt zur beeinflussung der eigenen mentalen zustände genutzt - aber es handelt sich dabei durch die bank um relativ starke psychedelika, vergleichbar in etwa der klasse, in der psilocybin und lsd rangieren. trotzdem hat brunner eine gesellschaftskonforme nutzung dieser substanzen skizziert, die nicht von ungefähr aspekte der heutigen diskussion rund um das sog.
neuro-enhancement vorwegnimmt.

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mitten im kalten krieg entstanden, weist die morgenwelt in ihrer global-geopolitischen ansicht interessante dinge auf: so existiert zwar der ostblock noch, spielt aber faktisch - bis auf ein paar nebensätze - keinerlei rolle mehr - als ob er schon nicht mehr da wäre. hingegen sind die hauptkonflikte im pazifik - usa vs. china - sowie überhaupt in asien und afrika (rohstoffe!) angesiedelt, was uns heutigen leserInnen durchaus vertraut vorkommt. die sich durch das ganze buch ziehenden grossen gesellschaftlichen konflikte der erde 2010 sind ebenfalls deutlich - und aus heutiger sicht vielleicht zu sehr - von den 60er jahren dominiert: einmal wäre da die "bevölkerungsexplosion", kombiniert mit in der gesamten westlichen und großen teilen der restlichen welt verbreiteten maßnahmen zur bevölkerungskontrolle und, wichtiger noch, genetischen optimierung mittels starker staatlicher kontrolle über alle schwangerschaften und geburten (incl. entsprechender repressiver bürokratie und globalem schwarzmarkt für kinderhandel, adoptionen und gebärmütter).

es wird also staatlicherseits massiv eugenik praktiziert, und brunner könnte sich als historisches vorbild dafür vielleicht die entsprechende praxis in ländern wie
schweden oder den usa, aber auch die tödliche "rassenhygiene" des ns, ausgewählt haben. in jüngster vergangenheit zielen quasi-eugenische massnahmen in einigen ländern ärgerlicherweise auf die pränatale prävention gegen - vom staat so definierte, also im sinne der jeweiligen strafgesetze - antisoziale persönlichkeiten. warum ich gerade solche absichten ärgerlich finde, habe ich hier versucht, zu begründen.

zum anderen ist global die herkömmliche mobilität durch das auto quasi ausgestorben, und das wird im buch implizit durch rohstoffmangel begründet, und dazu werden ein paar unerfreuliche szenarien der städte mit ehemals dominanter autoindustrie wie bspw. detroit gezeichnet - auch hier darf brunner eine prophetische sicht bescheinigt werden, siehe bspw. die letzten krisennews.

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stichwort auto: wie sieht ein elektrifizierter streifenwagen in der morgenwelt aus ? wir begeben uns kurz in einen strassenkrawall...

"BRENNPUNKT: das Schupomobil. Ein weiß gespritztes, trapezförmiges Fahrzeug, vier Meter lang und zwei Meter breit, die Räder darunter ausser Sicht, um sie vor Beschuß zu schützen, verteilt um den flachen Schubbehälter mit den Batterien, die es antreiben, die vordere Kabine für vier Beamte mit Panzerglasscheiben (...)

Am Bug zwei grellweiße Scheinwerfer mit einem Leuchtbereich von 150°, einer davon aber erloschen, weil der Fahrer zu lange gezögert hatte, die Gitterhauben überzustülpen; an den Ecken des Dachs weitere verstellbare Leuchten; auf dem Dach ein kleiner Drehturm mit einer Gaskanone, woraus man mit einer Reichweite von sechzig Metern brüchige gläserne Gasgranaten verschießen kann; unter den Seitenschürzen (...) Öldüsen, mit denen sich die Straße ringsum in ein mittelmäßiges Flammenmeer verwandeln lässt, um Angreifer fernzuhalten, während die Insassen die Frist bis zum Eintreffen der Verstärkung abwarten müssen und unterdessen durch Atemmasken aus einem Sauerstofftank atmen." (...)

(s. 229)


kennen Sie übrigens schon den neuen
"wasserwerfer 10000 COBRA", der bis zum jahr 2019 die bisherigen wasserwerfer der bundesdeutschen polizei ersetzen wird und dessen bisher bestellte 78 exemplare u.a. Sie durch Ihre steuern mitfinanzieren ?

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wo wir gerade schon bei waffen sind:

taser bei der us-army





"Blitzbolzer gibt´s als Handwaffen, die pro Ladung zwölf bis fünfzehn Blitze verschießen, und in der Gewehrklasse, wo sie bis zu vierzig hergeben. Zu den Vorteilen gehört die Tatsache, daß ein Volltreffer irgendwo am Leib tödlich ist und ein Fast-Treffer es ebenso sein kann, wenn das Ziel sich zum Beispiel gerade an einem metallenen Geländer festhält" (...)

(s. 401/402)


blitzbolzer=
taser.

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die zustände in der morgenwelt lösen bei einigen ihrer bewohnerInnen entsprechende reaktionen aus...

"Auftritte von Mokkern in der gewohnten Häufigkeit: Gestern brachte es einer in Ober-Brooklyn auf einundzwanzig Opfer, ehe die Abführmittel ihm eins bolzten, und ein anderer betätigt sich immer noch in Evanston, Illinois, mit bis jetzt insgesamt elf Toten und drei Verletzten. Überm Meer in London machte ein weiblicher Mokker vier Leute und außerdem das eigene drei Monate alte Kind kalt, ehe ein geistesgegenwärtiger Augenzeuge der Frau eins auf die Birne matschte. Meldungen aus Rangun, Lima und Auckland erhöhen die mokker-bedingten Tagesabgänge auf neunundsechzig."

(s. 26/27)


ich bin ja der meinung, dass wir die begriffe "mokker" und erst recht das mehrfach treffende "abführmittel" in die heutige sprachwelt übernehmen sollten - das meiste andere zum thema steht hier:
ausweitung der kampfzone.

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welche der folgenden varianten ist nun die morgenwelt?
diese?

(...) "Die ersten Prototypen von "intelligenter Bekleidung" wird das IZM auf seinem Festakt am Dienstag (3. Juni ) präsentieren, darunter auch einen Arbeits-Dress für Fahrrad-Kuriere. "Darin ist nicht nur ein Navigationssystem enthalten", erklärt Prof. Reichl, "sondern auch eine Nierenheizung und ein automatisches Sicherheitssystem, das über einen Transponder in der Kleidung den Besitzer des Rades erkennt und das Schloß öffnet". Die Energie für die IT-Systeme liefert der Fahrrad-Dynamo. Auch an die Journalisten haben die IZM-Entwickler gedacht. Ein Modell ihrer IT-Kollektion heißt "Rasender Reporter", bei dem Diktiergerät, Kamera und andere Ausrüstungsgegenstände in die Kleidung integriert und über ein zentrales Modul mit Display zu bedienen ist."

oder diese?

"Unmittelbar vor ihm blieben zwei Mädchen stehen, um ins Schaufenster eines Ladengeschäfts zu starren. Beide waren nach dem aktuellsten Stand der Mode gekleidet, eines in ein Radio-Kleidlett, dessen Außenmuster aus einem Druckschaltkreis bestand und an dem es durch Verschieben des Gürtelkoppels nach rechts oder links die Einstellung der Sender vornehmen konnte, die es durch den unterm purpurroten Haar verborgenen Ohrhörer empfing, das andere in ein Hauteng-Gewebe im harschen Metallglanz, den man sonst an Gehäusen wissenschaftlicher Instrumente sah. Beide hatten verchromte Fingernägel, die aussahen wie die Netzstecken von Apparaturen.

Im Schaufenster des Ladengeschäfts hatten genetisch gestaltete Schoßtierchen die Aufmerksamkeit der zwei Mädchen erregt. Verfahrensweisen, die sich bei Viren und Bakterien bereits gut bewährten, waren am Keimzellenplasma dieser Tiere angewendet worden, doch auf dieser Arbeitsebene mit überaus häufigen Nebenwirkungen; jedes derartige Haustier, das ins Angebot gelangte, stand wahrscheinlich für fünfhundert andere seinesgleichen, die nie das Labor verlassen hatten. Dennoch und trotz aller Pracht seines purpurnen Fells wirkte das übergroße, tiefsinnige Buschbaby im Fenster ganz jämmerlich unglücklich, und der Wurf leuchtroter Chihuahua-Welpen darunter torkelte ohne Ausnahme ununterbrochen wie am Rande zu epileptischen Anfällen.

Was jedoch die beiden Mädchen ausschließlich interessierte, war die Tatsache, daß die Farbe des Buschbabys fast genau zum Haar jenes im Radio-Kleidlett paßte."

(s. 85/86)


übrigens, genetisch manipulierte und daraufhin in einem speziellen licht
grün fluoreszierend leuchtende kaninchen existieren als produkt von "transgenic art" schon seit dem jahr 2001 ( hier direkt zu sehen.)

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was bleibt nach diesen beispielreigen noch zu sagen? vielleicht, dass john brunner neben philip k. dick zu den absoluten visionären der sci fi zu zählen ist, die sich dadurch auszeichnen, dass ihre ausgefeilten konstrukte sich immer um reale trends drehen und daher verankert erscheinen - und deshalb auch heute noch mit erkenntnisgewinn zu lesen sind. das beide aber durchweg dystopien beschreiben, ist ein umstand, der uns mehr zu denken geben sollte als bisher. brunner hat übrigens im bekannteren schockwellenreiter ebenfalls prophetisch die herrschaft der organisierten kriminalität im "seriösen" gewand ebenfalls korrekt vorhergesehen; und aus diesem buch stammt auch ein zitat, welches zwar schon bei anderen beiträgen hier zu lesen war, nichtsdestotrotz aber ewige gültigkeit besitzt:

"Wenn es ein Phänomen wie das absolut Böse überhaupt gibt, dann besteht es darin, einen Menschen wie ein Ding zu behandeln."

in diesem sinne sind wir schon längst in der morgenwelt gelandet, und der bevorstehende grössere datumswechsel vollzieht diese tatsache nun nur noch lediglich formal nach. falls wir uns vorher nicht mehr lesen sollten: kommen Sie gut rein. ich fürchte aber, dass es für viele alles andere als ein gutes jahr werden wird.

Donnerstag, 24. Dezember 2009

"früher war mehr lametta !"

zeitlos schön - die loriot´sche weihnachtsapokalypse bei familie hoppenstedt, incl. atomarem gau, fraglichen geschlechtsidentitäten und einem deutlichen hinweis auf die ausufernde verpackungsmüllproblematik ;-)



ebenfalls unverzichtbar die mörderische weihnachtsgeschichte aus dem tief verschneiten forsthaus:



"...vom knall geweckt
rümpft nur der hase
zwei- drei- viermal
die schnuppernase..."


in diesem sinne: machen Sie das beste aus den kommenden tagen.

Montag, 21. Dezember 2009

kurzer hinweis auf ein update...

...zum thema der hier vor langer zeit dargestellten zunahme von diagnostizierten kindern im autistischen spektrum speziell in den usa.

Samstag, 19. Dezember 2009

notiz: krisennews und -gedanken (40)

die vierzigste folge in dieser reihe, und kein ende ist abzusehen... im angesicht dessen ist der ratschlag, der im folgenden filmausschnitt gegeben wird, durchaus angemessen:



die worte aus dem jahr 1976 klingen verblüffend aktuell, nehmen wir mal die obligatorischen "russen" aus (wobei: auch das könnte zukünftig irgendwann wieder passen). schön auch die demonstration der tatsache, dass der kapitalismus selbst noch aus den verdrossensten äusserungen über seine existenz bzw. deren folgen ein geschäft zu machen versteht - "wir sind auf eine goldgrube gestossen". tja. da möchte man sich dann gleich wieder zum fenster begeben, erst recht beim anblick der news:

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  • globale krisenkaskade I: "die große klimaverschwörung" klappt offensichtlich nicht richtig - gipfel von kopenhagen gescheitert
  • globale krisenkaskade II: die angst vor der nächsten finanzkrise
  • globale wirtschaftskrise: zum neuesten geab
  • wetten auf den staatsbankrott
  • einige gedanken zur rolle und position der autoindustrie
  • griechenland: massive ausgabenkürzungen auf der agenda, erste ebenso massive proteste finden statt
  • usa I: die tatsächliche bedeutung zurückgezahlter staatshilfen seitens einiger banken
  • usa II: trouble von der west- bis zur ostküste - nach kalifornien auch new york auf dem weg in den bankrott
  • deutschland: zahl "psychischer" krankheiten und folgender "fehlzeiten" 2008 erneut gestiegen
  • in aller kürze: usa - goldman-sachs-beschäftigte bewaffnen sich; aus kalifornien werden morde an beteiligten der hypothekenkrise gemeldet / lettland - carepakete aus schweden und hungerstreik vor dem parlament / österreich hat nun seinen eigenen "hypo"-skandal / gr0ßbritannien - "blinder optimismus" als synonym für blanke realitäts(ver)leugnung
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selten ist´s geworden, dass ich dem "spiegel" bzw. seiner onlineversion gerade bei den redaktionell verantworteten kommentaren zustimme - so ist denn das folgende bis auf weiteres eine
ausnahme, die nichtsdestotrotz fast alles wichtige auf den punkt bringt:

"Der Weltklimagipfel in Kopenhagen ist gescheitert. Es wird keine konkreten Ziele für die Senkung des Treibhausgasausstoßes geben. Die Industriestaaten haben den Entwicklungsländern keine konkreten Hilfsangebote gemacht. Schwellenländer wie Indien und China können ihre Wirtschaft ungebremst weiter wachsen lassen." (...)

Der Kollaps von Kopenhagen bestätigt jene, die den Klimawandel für ein Hirngespinst von Wissenschaftlern, linken Politikern und Panik machenden Medien halten. Und all jene, die die Menschheit schlicht für unfähig halten, eine Bedrohung wie den Klimawandel in einer kollektiven Anstrengung zu lösen.

Es rächt sich, dass sich der Mensch die Gefahr nicht vorstellen kann

Diese Haltung ist übrigens keineswegs reiner Zynismus. Sie kann in einer gewissen Einsicht über die menschliche Natur gründen. Der Mensch handelt aus persönlicher Erfahrung. Viele haben Schwierigkeiten, sich vorzustellen, dass eine Seuche ganze Landstriche entvölkern kann - obwohl dergleichen schon oft vorgekommen ist. Ähnliches gilt für Vulkanausbrüche oder Meteoriteneinschläge, die ganze Regionen oder gar Kontinente verwüsten. Der Klimawandel aber ist in dieser Hinsicht noch gefährlicher. Denn er ist gleich in mehrfacher Hinsicht ohne Beispiel:

* Kein Krieg und keine Seuche hat jemals mehr als eine Handvoll Staaten zugleich betroffen, auch die Gefahr eines Atomkriegs nicht. Der
Klimawandel aber betrifft praktisch die gesamte Menschheit.
* Er müsste schnell bekämpft werden, obwohl seine schlimmsten Folgen in der Zukunft liegen und nicht unmittelbar drohen.
* Seine Bekämpfung erfordert revolutionäre Veränderungen der Lebensweise großer Teile der Menschheit.
* Er verlangt nach der Zusammenarbeit von Gesellschaften, deren Interessen unterschiedlicher nicht sein könnten; zum Beispiel von Ölstaaten,
die von fossilen Brennstoffen leben, und Inselstaaten, die um ihre Existenz bangen.

Es läuft der menschlichen Psyche zuwider, eine solche Gefahr wahrzunehmen - geschweige denn, sie entschlossen und unter Opfern zu bekämpfen. Leider stellt der Mensch den kurzfristigen Erfolg allzu oft über die langfristige Planung." (...)


schon fast eine höhnische ironie, dass es derzeit in grossen teilen europas mal wieder ein paar tage richtig kalt ist und eine geschlossene schneedecke liegt - was dann tatsächlich dazu führt, dass dieses aktuelle wetter in einigen forendiskussionen ganz ernsthaft als "beleg" dafür genommen wird, dass "das mit dem klima doch wirklich alles nur panikmache sei" - derart unterirdisch sieht es offenbar in einigen köpfen aus. und das lässt sich meiner meinung auch nur z.t. mit dem oben erwähnten "unvermögen" der menschlichen wahrnehmungsfähigkeiten erklären. aber näheres dazu in den kürzlichen beiträgen
direkt zum thema. und zu einigen hintergründen eines hiesigen, gern zitierten "klimaskeptischen" institutes, hat das opablog interessantes zu berichten.

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dieses "kopf-in-den-sand-augen-zu-und-durch"-harakiriverhalten dürfte im rückblick einmal als typisch für diese zeit und ihre menschen zumindest im westen gelten, die sich ganz im gegensatz zu früheren generationen nicht damit herausreden können, uninformiert gewesen zu sein - wobei ich durchaus berücksichtige, dass auch der informationsoverkill letztlich im selben ergebnis münden kann - "alles wissen, nichts verstehen" mag sogar die gefährlichere variante der dummheit sein als banales nichtwissen. bezgl. der aktuellen wirtschaftskrise jedenfalls ist ähnliches zu beobachten wie im klimadiskurs - zu einem zeitpunkt, an dem höchstens unklar ist, ob sich die krise nun in mehreren phasen entfaltet oder aber übergangslos durch eine neue abgelöst wird, wird weiterhin die rückkehr zur "normalität" aufgeführt, simuliert und propagiert - entgegen allen
tatsachen:

(...) "Als größte Gefahrenquelle für einen neuerlichen Crash gilt die gewaltige Spekulationsblase, die sich in den vergangenen acht Monaten an den Börsen gebildet hat. Die wichtigsten Aktienindizes - Dow Jones, Nikkei und Dax - sind seit März um jeweils 50 bis 60 Prozent gestiegen. Auch die Preise für Rohöl, Kupfer und andere Rohstoffe haben sich mehr als verdoppelt. Diesem gewaltigen Anstieg liegt kein entsprechendes Wirtschaftswachstum zugrunde. Im Gegenteil, die Wirtschaftsleistung ist in vielen Ländern um fünf Prozent gesunken und zahlreiche Konzerne schreiben nach wie vor rote Zahlen.

Der Kursanstieg geht ausschließlich auf die gewaltigen Liquiditätsmengen zurück, die Regierungen und Notenbanken in die Wirtschaft gepumpt haben. Die Finanzinstitute können sich praktisch zum Nulltarif unbeschränkte Geldsummen von den Notenbanken leihen und damit hohe Spekulationsgewinne erzielen. Auch die Billionen an Steuergeldern, die zur Ankurbelung der Konjunktur ausgegeben wurden, fließen nicht in Investitionen, sondern in Spekulationsgeschäfte, hohe Gewinnausschüttungen an Aktionäre und exorbitante Bonuszahlungen für Banker.

"Die Kurse steigen, weil das viele Geld irgendwohin muss - nicht, weil Aktien per se attraktiv bewertet wären", schreibt die Wirtschaftswoche in einer Analyse des aktuellen Börsenbooms. Laut Angaben des Magazins hat das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das den Aktienkurs ins Verhältnis zum Jahresgewinn des jeweiligen Unternehmens setzt, mit 133 einen historischen Höchstwert erreicht. Ab 14 gelten Aktien als überteuert. Die 500 größten börsennotierten US- Unternehmen werden damit fast zum Zehnfachen ihres realen Werts gehandelt.

Während als Folge der Krise allein in den USA weiterhin jeden Monat 300.000 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren, Arbeiter zum Lohnverzicht gezwungen und Sozialleistungen in großem Stil abgebaut werden, übertrifft die Bereicherungsorgie an der Spitze der Gesellschaft bereits wieder das Niveau, das sie vor der Krise erreicht hatte." (...)


und das fazit des artikels gilt natürlich auch für die nicht lohnarbeitende bevölkerung:

"Für die arbeitende Bevölkerung muss dies eine Warnung sein. Die internationale Krise des Kapitalismus hat ein Ausmaß erreicht, das keine Kompromisslösungen mehr zulässt. Sie muss sich auf heftige gesellschaftliche Kämpfe vorbereiten."

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die auguren des europäischen instituts leap2020 hatten vor monaten in einem ihrer regelmässigen bulletins für das vierte quartal 2009 den "beginnenden zusammenbruch der öffentlichen ordnung" in vielen, auch europäischen, regionen angekündigt - nun lässt sich selbst dann, wenn man das als zunächst eher untergründig verlaufende entwicklung ansieht, konstatieren, dass das szenario bisher so nicht eingetreten ist, was damit auch zeugnis ablegt vom stumpfen beharrungsvermögen des systems und der stützenden menschen. insgesamt sind die prognosen des leap gerade bezgl. der ökonomischen entwicklungen nach meinem eindruck aber so schlecht nicht gewesen, und darum halte ich die
weiteren ausblicke aus der ecke durchaus für interessant genug, um hier drauf hinzuweisen:

(...) "Nach unserer Auffassung wird die umfassende weltweite Krise im Frühjahr 2010 einen neuen Krümmungspunkt erreichen. Dann wird offensichtlich werden, dass die bisherigen Konjunkturprogramme ohne Aufschwungswirkung verpufft sind und neue Maßnahmen erforderlich werden. Doch dann werden die finanziellen Finanzen in einem so desolaten Zustand sein, dass dafür die Möglichkeit schlichtweg nicht gegeben ist.

Die Regierungen haben sich jedoch durch eigenes Versagen in diese Lage gebracht. Denn sie brachten nicht den Mut auf, die Banken für ihre Fehler und Geschäftspraktiken den Preis zahlen zu lassen. Jetzt werden die Rechnung an die Mittelklasse und Rentner weitergereicht. Und für die Armen ist auch kein Geld mehr da. 2010 wird das Jahr, in dem sich Rauf und Runter die Waage halten: Rauf die Steuern, runter die Renten und Sozialleistungen." (...)


auch, wenn für eine derartige prognose kein grosser mut gefragt ist (leider) - in sehr verständlichen worten wird hier eine aktuelle und sehr fatale tendenz auf den punkt gebracht. ärgerlich nur einmal mehr das leap-immanente schönfärben der prozesse in der eu.

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wenn man es denn bildlich ausdrücken will, hat es sich die krise in ihrem sichtbaren (!) verlauf zunächst in den unheiligen hallen der internationalen banken und börsen bequem gemacht, um von diesem luxuriösen quartier aus invasiv allerlei abgesandte in die restliche wirtschaft zu schicken. in einem zweiten schritt eroberten dann zahlreiche hoffnungsvolle sprößlinge die flure und büros diverser staatlicher finanzministerien rund um den globus, was sich u.a. in artikeln mit überschriften wie
"Investoren wetten auf Pleiten von Industriestaaten" niederschlägt:

(...) "Die wachsende Verschuldung westlicher Industriestaaten lockt zunehmend Investoren an: Marktteilnehmer setzen verstärkt auf Kreditausfallderivate (Credit Default Swaps, CDS) dieser Staaten - während Schwellenländer in den Hintergrund rücken. Damit spekulieren Anleger stärker darauf, dass Industriestaaten in finanzielle Schwierigkeiten geraten als Schwellenländer.

Laut dem Datenregister Depository Trust & Clearing Corporation (DTCC) kletterte das CDS-Volumen für Italien auf Jahressicht von 151 auf 216 Mrd. $ - und damit auf den höchsten Wert für ein einzelnes Land. Italien gehört zu den am stärksten verschuldeten der zur OECD gehörenden Industrieländer: Bis 2010 werden die Schulden Prognosen zufolge auf 127,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) anwachsen. Kontrakte auf Großbritannien, die USA und Japan - deren Belastung ebenfalls anwächst - verdoppelten sich in etwa zum Vorjahr." (...)


nun sind, analog zu den mechanismen und funktionsweisen der globalen "privaten" ökonomie, auch die finanziellen verhältnisse ganzer staaten bzw. ihre dadurch bedingten abhängigkeiten, vor allem aber auch die teils recht komplizierten währungspolitischen vorgänge, für laien i.d.r. erstmal ein buch mit sieben siegeln, und auch ich maße mir hier kein spezialwissen an. aber selbst für leute wie mich ist deutlich, dass all die bankenretterei und auch die ganzen "konjunkturpakete" faktisch mithilfe ungedeckter schecks finanziert werden. nun kann ein staat zwar notfalls selbst die gelddruckpresse bedienen, aber auch das bleibt nicht ohne fatale folgen. die einfache frage danach, wer für all das wachstumsdoping am ende direkt und indirekt zahlen muss, wird weiter unten am beispiel griechenland noch einmal konkreter werden.

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die globale autoindustrie ist dabei weiterhin als symbol anzusehen - eine tragende säule der heutigen kapitalistischen ökonomie und gleichzeitig ein synonym für deren immanente probleme, die sich in einem knäuel u.a. aus durchgeballerten mobilitätsansprüchen, verheerenden ökologischen folgen und typischer
überproduktion zusammenballen:

(...) "Exemplarisch lässt sich das Problem am Schlüsselsektor der Automobilindustrie zeigen. Die qualitative Seite besteht darin, dass die Mobilität einseitig auf den Individualverkehr ausgerichtet wurde, weil die Autoproduktion ein bedeutendes Segment realer Kapitalverwertung bildete. Damit entstand ein Schwerpunkt von Schadstoffemissionen und Klimazerstörung. Die öffentlichen Verkehrsmittel dagegen wurden ausgedünnt, weil sie als Staatskonsum die Kapitalverwertung eher belasteten. Die quantitative Seite besteht darin, dass die Produktivkraftentwicklung in der 3. industriellen Revolution mehrwertschöpfende Arbeitskraft in beispiellosem Umfang wegrationalisiert hat. Um denselben Profit zu erzielen, musste eine immer größere stoffliche Masse von Autos produziert werden. Das gilt auch für die kapitalistische Gesamtproduktion. Schließlich verminderte sich die gesellschaftliche Mehrwertmasse, was sich in fallenden Profiten gerade auch der Autoindustrie ausdrückte. Einerseits wurde das Problem durch Kreditfinanzierung und Leasing sowohl der Produktion wie des Konsums hinausgeschoben. Andererseits wurden die restlichen öffentlichen Verkehrsmittel mit den bekannten Folgen privatisiert bzw. der betriebswirtschaftlichen Profitrationalität unterworfen, um sie auf Biegen und Brechen der realen Kapitalverwertung einzuverleiben und deren Notstand zu mildern.

Der Crash des aufgeblähten Kreditsystems ist noch gar nicht in vollem Umfang realisiert, aber das Finanzbeben hat bereits den mangelnden Mehrwertgehalt der stofflichen Überproduktion manifest gemacht. Wiederum mit besonderer Deutlichkeit in der Autoindustrie, weil sich die mangelnde reale Kaufkraft dort schneller als bei unmittelbar lebensnotwendigen Gebrauchsgütern niederschlägt. Die panikartigen staatlichen Rettungsmaßnahmen bezogen sich daher neben dem Bankensektor vor allem auf die Autokonzerne, die als ebenso „systemrelevant“ gelten. Aber das Problem der stofflichen Überproduktion gemessen an der Verwertungsfähigkeit wird auf diese Weise nicht aus der Welt geschafft. Die Überkapazitäten müssen nach kapitalistischen Kriterien stillgelegt werden. Der Bankrott großer Autokonzerne ist überfällig; GM und die Tochter Opel sind nur Tote auf Urlaub. Eine „Bereinigung“ in diesem Sinne eröffnet aber nicht automatisch einen neuen Wachstumspfad, sondern droht eine Kettenreaktion fallender Profite, damit aber weiter fallender Kaufkraft und fallender Absatzmöglichkeiten auszulösen. Die Autoindustrie wird zum Schlüsselsektor der ökologischen wie der ökonomischen Krise des Kapitalismus."


gerade mit dem hintergrund des letzten satzes wird das jahr
2010 in der autobranche ein höchst interessantes werden. ergänzend dazu sei auch einmal mehr noch der spezifische "blick von unten" seitens wildcat empfohlen, die den focus neben einer strukturellen analyse der industrie v.a. auf die situation der belegschaften legt.

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zurück zum thema der drohenden staatsbankrotte: in
griechenland kommen momentan sowohl der jahrestag der sozialen revolte vom letzten dezember als auch die aktuellen versuche der regierung zusammen, den klammen staatshaushalt auf kosten der bevölkerung zu sanieren. ersteres führt weiterhin zu diversen schul- und unibesetzungen wie auch zu teils militanten demonstrationen, wobei die mögliche brisanz nicht nur für griechenland in der frage danach liegt, ob und wann die verschiedenen tendenzen zu protest und rebellion in der bevölkerung zusammenkommen:

"In Griechenland will die Regierung den Staatsbankrott mit einem massiven Sparprogramms abwenden. Die Antwort liess nicht lange auf sich warten. In Spitälern wurden nur dringende Fälle behandelt. Seit 5 Uhr am Morgen gibt es im Radio und Fernsehen keine Nachrichten mehr. Der Streik der Journalisten soll 24 Stunden später am Freitagmorgen beendet werden. Dagegen wurde ein geplanter Streik der Besatzungen der Fähren abgesagt. Ein Gericht erklärte ihn für illegal. Am Tag zuvor hatten bereits die Lehrer gestreikt. (...)

Die Anstrengungen der Regierung zur Reform der öffentlichen Finanzen dürfte auch weiterhin auf starken Widerstand bei der Bevölkerung treffen. Die Streiks richten sich denn auch gegen die Sparpolitik der sozialistischen Regierung von Ministerpräsident Giorgos Papandreou." (...)


vor dem hintergrund werden auch die teils extremen staatlichen repressionen gegen all diejenigen (nicht nur jugendlichen) verständlich, die sich aus teils grundsätzlicher systemopposition im dezember wieder auf die strassen bewegen. aktuelle (übersetzte) überblicke direkt aus griechenland darüber liefert wie schon im letzten jahr das blog
tears and anger.

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in die usa: weitgehend als "positiv" wurde medial in den letzten wochen der umstand vermeldet, dass viele der 2008 ins trudeln geratenen großbanken ihre damals in anspruch genommenen staatlichen unterstützungen nun zurückzahlen. was sich dahinter tatsächlich verbirgt, haben die wirtschaftsquerschüsse analysiert -
"US-Banken zahlen Staatshilfen zurück" verlinke ich als ausdrücklichen lesetipp ohne weiteren kommentar.

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usa die zweite: und während die bankster das "ende der krise" verkünden, geraten nach kalifornien immer mehr bundesstaaten dort in eine finanziell gefährliche situation, die sich vor allem in den nächsten beiden jahren in einer kette von insolvenzen und bankrotterklärungen - mit ähnlichen folgen wie in vergangenen news schon ausführlich bezgl. kalifornien skizziert - manifestieren kann. aktuelles beispiel für diese entwicklung bilden
staat und stadt new york:

(...) "Die Verkehrsbehörde steht symbolisch für die Lage des ganzen Bundesstaats. New York kämpft gegen den Bankrott. Zwei Wochen bleiben noch, um die totale Zahlungsunfähigkeit zu verhindern, warnt David A. Paterson. Der Gouverneur steht im Zentrum des Sturms. Er soll die Pleite abwenden, ist aber von einem Parlament abhängig, das bislang die meisten seiner Sparvorschläge ablehnt. Einfach einen weiteren Kredit aufnehmen kann der Politiker nicht. Das sieht die Verfassung nicht vor, dafür müsste zunächst eine Art Finanznotstand erklärt werden.

Die andauernde Wirtschaftskrise und die steigende Arbeitslosigkeit sind die Hauptgründe für die Finanzmisere. Die Steuereinnahmen lagen zuletzt weit unter den Erwartungen. Mit neuen Abgaben, Geld aus dem Konjunkturprogramm der Regierung in Washington sowie einer Kürzung der geplanten Gesundheitsprogramme steuerte Gouverneur Paterson gegen. Es reichte nicht. Allein in diesem Jahr fehlen mindestens drei Milliarden Dollar. Bis 2013 könnte das Defizit auf rund 50 Milliarden Dollar anwachsen. Sparvorschläge sehen nun weitere Kürzungen bei der Bildung, der Krankenversorgung und dem Umweltschutz vor." (...)

Patterson hat inzwischen eine Art Haushaltsstopp verhängt und die Auszahlung von 750 Millionen Dollar an Schulen und Kommunen blockiert. "New York hat kein Geld mehr", sagte Paterson. „Da man kein Geld ausgeben kann, das man nicht hat, werde ich alle Zahlungen zurückhalten bis sich die Lage verbessert." Ein Netzwerk aus Schulen und Lehrerverbänden kündigte daraufhin am gestrigen Donnerstag eine Klage gegen den Gouverneur an. Die Haushaltsperre sei illegal und verstoße gegen die Verfassung. (...)

Patterson hält dagegen. Es gebe keine andere Wahl. "Wenn wir alle Rechnungen bezahlen, haben wir Ende des Monats gar kein Geld mehr", sagt der Gouverneur. Wenn nicht bei den Schulen, müsse woanders gespart werden. Etwa bei den Krankenversicherungen für Bedürftige." (...)


ebenso bezeichnend wie eintönig, wem auch hier am ende die grosse arschkarte zugeschanzt werden soll - das ist in den usa kein stück anders als in griechenland, den baltischen staaten, irland... oder auch hierzulande. auf die idee zu verfallen, die feine gesellschaft in nadelstreifen und kostümchen um ihre milliarden zu erleichtern, gilt schon nahe als an der grenze zu terroristischem gedankengut befindlich. bleibt nicht nur in new york die frage, ob es über das virtuelle toben hinausgehen wird:

(...) "Viele New Yorker toben angesichts des Mangels auf der einen Seite und des Überflusses auf der anderen. Kaum jemand hat vergessen, dass die Banken ohne die Rettungsmilliarden des Steuerzahlers in der Krise untergegangen wären. An Stammtischen, auf der Arbeit, in Internetblogs macht sich Wut breit. Ein guter Gradmesser für die Stimmung in der Stadt ist stets die Leserbriefspalte in der New York Times. Dort fasst Scott Baker die Lage aus seiner Sicht zusammen: "Das ganze Geld floss nicht zu ausschweifenden Schulen, gierigen Krankenhäusern oder Polizisten und Feuerwehrleuten. Die Banken waren es, die uns ausgeraubt haben."

ergänzend dazu:
"New Yorker Metro steht vor dem Ruin".

und wenn man sich dazu klarmacht, dass das beispiel
detroit hinsichtlich der realen erwerbslosigkeit durchaus repräsentativ für viele andere kommunen in den usa stehen könnte, dann sollte es nicht schwerfallen zu begreifen, dass kalifornien und new york nur die spitze des eisbergs darstellen:

"Die Zahlen klaffen enorm auseinander: Offiziell beträgt die Arbeitslosenquote in der US-Metropole Detroit 27 Prozent. Tatsächlich könnte aber jeder zweite Einwohner im arbeitsfähigen Alter ohne reguläre Beschäftigung sein, berichten die "Detroit News".

Zigtausende Menschen scheinen in der offiziellen Statistik nicht als arbeitslos auf, obwohl sie mit ebenso ernsthaften Problemen wie der "traditionellen" Arbeitslosigkeit zu kämpfen hätten. Die strenge Definition berücksichtigt nämlich all jene Menschen nicht, die unfreiwillig nur geringfügig arbeiten, beziehungsweise, die die Arbeitssuche schon aufgegeben haben.

Werden diese hinzugerechnet, nähere man sich den 50 Prozent, bestätigte auch der Bürgermeister der US-Stadt, Dave Bing. Die offizielle Arbeitslosenzahl sei "so glaubwürdig wie Santa Claus", so Bing gegenüber den "Detroit News". (...)


"...nähere man sich den 50 Prozent" - aber nicht doch, die krise wurde offiziell verboten und ist per amtlicher deklaration beendet. wer den kopf im sand stecken hat, dürfte mit dieser exzentrischen sichtweise auch kein problem haben.

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hierzulande bilden die gerade herausgekommenen "jahresberichte" der betriebskrankenkassen für 2008 hingegen eine entwicklung ab, die auch etliche fragen nach der fehlenden wut beantwortet -
joachim jahnke schreibt und zitiert dazu:

(...) "Von allen Krankheiten kam es 2008 nur bei psychischen Störung zu einem Anstieg der Krankheitstage. Dazu der Gesundheitsreport:

` .. entwickeln sich die seelischen Krankeiten „im Stillen"' weiter. Jeder zehnte Fehltag der beschäftigten Mitglieder - und jeder neunte Krankheitstag aller Erwerbspersonen (einschl. Arbeitslose) - ging 2008 auf das Konto Psychischer und Verhaltensstörungen, bei Frauen waren es sogar über 13 bzw. 14 Prozent der Krankheitstage. Viele Gruppen sind jedoch weit stärker von psychischen Gesundheitsstörungen betroffen. So stehen etwa bei Arbeitslosen die psychischen Krankheitsursachen nach Muskel- und Skelettleiden weit vorne an zweiter Stelle. Fast ein Viertel ihrer Krankheitstage, bei den ALG-I-Empfängerinnen sogar 29 Prozent, werden mit einer psychischen Diagnose gemeldet. Die Verordnungen von Antidepressiva und anderen Psychopharmaka haben erneut in erschreckendem Umfang zugenommen. Im Krankenhaus sind die Behandlungsfälle wegen psychischer Erkrankungen seit 1986 um mehr als das Dreifache gestiegen. Zudem werden hier - im Unterschied zu den ambulanten Behandlungen - für Männer mehr stationäre Fälle als für Frauen gemeldet. In 2008 gehörte wie im Vorjahr die häufigste Einzeldiagnose bei stationärer Behandlung nicht wie zuvor zu den Herzerkrankungen sondern zu den psychischen Krankheitsursachen. Ansteigende Trends des Krankenstands und hierbei gerade auch der psychischen Krankheitsursachen waren in 2008 zudem bei Führungskräften und qualifizierten Fachkräften deutlicher erkennbar als bisher.´

Auch der am 5. November veröffentlichte AOK-Fehlzeitenreport meldete die seit Jahren steigenden Fälle psychischer Erkrankungen. Die Zahl der von ihnen verursachten Arbeitsunfähigkeitsfälle stieg seit 1995 um 80 Prozent. Sie verursachen zugleich die längsten Ausfallzeiten. Fehlt ein Arbeitnehmer aufgrund einer Atemwegserkrankung durchschnittlich 6,4 Tage, sind es bei einer psychischen Erkrankung 22,5 Tage" (...)


man könnte glatt auf den gedanken verfallen, dass "die krise" auch die vielen persönlichen krisen symbolisiert, die mit dem umbau der arbeitswelt nach nur noch neoliberalen kriterien einhergehen. jedenfalls ist eine entwicklung sehr deutlich sichtbar: die zunehmende konkurrenz an den und um die noch vorhandenen lohnarbeitsplätze, die durchaus zu den restlichen bereits stattfindenden und noch kommenden verteilungskämpfen gerechnet werden darf, sorgt bei den betroffenen in aller regel für psychophysische zustände, die durch selbstzweifel, ängste und minderwertigkeitsgefühle alles andere als förderlich für das selbstbewusstsein sind, welches notwendig ist, um überhaupt wütend werden zu können. und fragen Sie einmal traumatisierte menschen, wann diese das letzte mal ein ehrliches "ich lass mir das nicht mehr länger gefallen" geäussert haben...

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in aller kürze - das krisentelegramm + nochmal in die usa, aus denen die wirtschaftsfacts (zusammen gelesen mit dem wirtschaftsquerschuss die empfehlenswerteste art und weise, sich über die aktuellen ökonomischen prozesse zu informieren) vor ein paar wochen zwei meldungen zitieren, die beide für sich eine durchaus beunruhigende zukunft aufschimmern lassen:
„Ich habe gerade eben die erste Referenz für den Besitz einer Schusswaffe erteilt”, sagte ein Freund, der mir erzählte, dass er auf den guten Charakter eines bei Goldman Sachs angestellten Bankers schwöre, der sich an die lokale Polizei wandte, um eine Erlaubnis für den Kauf einer Schusswaffe zu erhalten. Dieser Banker erzählte meinem Freund, dass Personen in der Geschäftsleitung von Goldman sich mit Feuerwaffen eingedeckt hätten und jetzt ausreichend ausgerüstet seien, um sich selbst zu verteidigen im Falle dessen, dass es zu einem Volksaufstand gegen die Bank kommen sollte. Ich rief den Sprecher von Goldman Sachs, Lucas van Praag, an, um ihn zu fragen, ob es tatsächlich wahr sei, dass Partner von Goldman das Gefühl hätten, Feuerwaffen zu benötigen, um sich selbst gegen ein überaus verärgertes Proletariat schützen zu können. Ich erhielt bis heute keinen Rückanruf. Die New Yorker Polizeibehörde (NYPD) hat mich wissen lassen, dass man davon ausgehe, dass einige der Banker, die ich um die Auskunft ersuchte, ob sie die Erlaubnis für den Kauf und das Tragen von Schusswaffen einholten, dies “als eine unter mehreren Vorsichtsmaßnahmen” getan hätten. Das NYPD teilte ebenfalls mit, dass es einige Zeit dauern wird, bevor es Namen nennen könnte." auch die anmerkung des blogs dazu ist lesenswert + beim anblick der zweiten meldung erscheint das verlangen der bankster sogar rational. und hier möchte ich die anmerkung komplett zitieren: "Die Auslöser des Crashs am US-Immobilienmarkt leben sicherlich bereits seit geraumer Zeit gefährlich, ebenso wie vollkommen realitätsferne Banker, die sich trotz allem weiterhin die Taschen voll stopfen, und dies schamlos auf Kosten der Allgemeinheit. Die Politik tut nichts anderes, als diese Personen zu schützen und der Bevölkerung etwas vom großen Aufschwung zu erzählen, während in der Realität ein Stützpfeiler nach dem anderen dieses Systems weg bricht, so dass man sich sicherlich nicht wundern sollte, wenn Opfer der kriminellen Geschäftsgebaren dieser (größtenteils) Herren nun das Gesetz selbst in die Hand nehmen, um abzurechnen. Dies ist ohnehin die amerikanische Tradition, und vielleicht könnte es in den USA in naher Zukunft heißen, dass nur ein toter Banker ein guter Banker ist. Wer will dies schon so genau wissen? Ich bin bei Gott kein Anhänger der Gewalt, wundern tue ich mich jedoch in dieser Gesellschaft schon lange über nichts mehr. Wer mit offenen Augen durch die Welt läuft, wird sicherlich sehen, dass Gewalt ein probates Mittel zu werden scheint, um seinem Frust Luft zu verschaffen. Es will mir erscheinen, dass dies die falschen Ingredienzien sind, um allzu optimistisch in die Zukunft zu blicken. Leider." dem bleibt nichts hinzuzufügen + neuigkeiten aus dem ebenfalls schwer gebeutelten lettland: bewohnerInnen der schwedischen stadt norrköping schicken carepakete nach lettland (wenn lettland finanziell über den deister geht, geht das schwedische bankensystem gleich mit, und es bleibt zu hoffen, dass dann keine carepakete nach norrköping fällig sind.) gleichzeitig läuft in riga vor dem regierungsgebäude ein hungerstreik: "Seit 10 Tagen campieren vor dem Regierungsgebäude in der lettischen Hauptstadt Riga junge Menschen, die keine Arbeit oder Ausbildungsplätze finden. Sie sind in den Hungerstreik getreten, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt." (...) es will mir ja nicht in den kopf, warum in vielen ländern in den letzten jahren ausgerechnet erwerbslose ausgerechnet immer wieder auf hungerstreiks als protestform verfallen. davon sind die herren und damen mafiosi auch immer schwer beeindruckt, ganz bestimmt + österreich? war da was? da war was. und zwar etwas so undurchsichtiges mit hauptrollen in vielen staaten und ländern (u.a. der kroatischen mafia), dass ich nicht ganz durchblicke + und das allerletzte heute von der insel: "Die britische Wirtschaft befindet sich immer noch in der Rezession, der Schatzkanzler muss soviel Geld leihen wie noch nie in Friedenszeiten – Großbritannien steht am Abgrund. Dennoch glauben die Briten, dass bald alles wieder gut wird." realitätsverlust und -leugnung sind durchaus ein europäisches problem geworden +

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ich werde hier vor dem jahreswechsel mit einem blick auf die "morgenwelt" (kleiner insider für sci fi-freaks ;-) vermutlich nochmal auftauchen, wünsche bis dahin erträgliche feiertage und verbleibe mit der wiederholten feststellung: "optimismus beruht nur auf einem mangel an information"

Sonntag, 13. Dezember 2009

notiz: krisennews spezial - alles prima mit dem klima ? (2)

(zum ersten teil)

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zunächst ein paar nachträge zum letzten beitrag: nicht extra hingewiesen hatte ich auf den umstand, dass es sachlich in aller regel falsch ist, genauso wie bei anderen phänomenen den klimawandel alleine bzw. "für sich" zu betrachten, wenn es um die bereits eingetretenen und absehbaren konsequenzen geht - in vielen fällen lässt sich die these aufstellen, dass er in kombination mit anderen problemen (wie bspw. probleme bei der bereitstellung von trinkwasser) auftritt, in wechselwirkung steht und / oder diese verschärft. das klima ist halt eine komponente der globalen bio- und ökosphäre und von dieser nicht zu trennen. eben diese komplexität gerät leicht aus dem blick, überfordert auch - wie schon dargelegt - i.a.r. die menschliche wahrnehmung und führt zur unterschätzung der folgen.

dann möchte ich als ergänzung der schilderungen meiner eigenen wahrnehmungen betreffs der jahreszeitlichen klimatischen veränderungen in den letzten jahrzehnten auf diesen
artikel verweisen:

"Der Winter ist kein echter Winter mehr - nur ein Gefühl oder Realität? Meteorologen haben Daten der vergangenen 130 Jahren ausgewertet. Sie zeigen, dass sich das deutsche Winterklima tatsächlich stark gewandelt hat" (...)

gleichzeitig weisen diese daten auch auf eine weitere besonderheit hin, die besonders bei der focussierung auf das globale klima oft genug zu sehr an den rand gerät: für eigentlich alle lebewesen auf diesem planeten ist - banale tatsache - das regionale klima entscheidend, und es muss bei der betrachtung der folgen des klimawandels eben auch primär auf die lokalen effekte geachtet werden. die sich zukünftig durchaus sehr verschieden bemerkbar machen werden.

*

und damit komme ich dann auch direkt zur fortsetzung der im ersten teil begonnenen antwort auf die frage von sansculotte, wo ich denn bitte bereits heute direkte auswirkungen des klimawandels sehen würde - eine frage, die bei mir über die woche durchaus mehr und mehr erstaunen hervorgerufen hat, wie ich zugeben muss - denn man könnte sich heute mit viel gutem willen vielleicht noch darüber streiten, ob und wieweit der menschliche einfluss per emissionen von treibhausgasen (und das sind bekanntlich mehr als nur co2) auch nur teilweise als mitverantwortlich gesehen werden muss (diesen tatbestand sehe zumindest ich aufgrund der mir bekannten daten als erfüllt) - aber an der tatsache an sich, dass klimatisch großdimensionale veränderungsprozesse in gang sind und die sich auch bereits an vielen ecken der welt niederschlagen, lässt sich eigentlich nicht mehr zweifeln.

und auch nicht daran, dass bereits akut millionen von menschen darauf reagieren müssen, weil ihre bisherigen lebensräume
zusehends unbewohnbar werden:

(...) "Der Klimawandel zwingt schon heute zu Migration – zum Beispiel in Alaska oder in kleinen pazifischen Inselstaaten. Polareis und Permafrost tauen auf, der Meeresspiegel steigt, und die Küstenerosion zwingt Menschen zum Wegzug. Ganze Gesellschaften müssen umsiedeln:

- Inuit sind gezwungen, Shishmaref in Alaska zu verlassen. Umsiedlungspläne gibt es seit mindestens 30 Jahren, jetzt aber wird die sofortige Umsetzung notwendig. Inuit in anderen Regionen von Alaska und Kanada sind ebenfalls betroffen.

- Der steigende Meeresspiegel zwingt tausende Bewohner kleiner Inselstaaten wie Tuvalu und Kiribati zur Emigration nach Australien und Neuseeland. Die Inselstaaten verhandeln bereits mit diesen und anderen Ländern, die Zuflucht bieten können.

- Die Malediven gehören weder der Afrikanischen Union noch anderen regionalen Dachorganisationen an. Ihre Regierung bittet deshalb die internationale Gemeinschaft um Hilfe und sie ist auch selbst aktiv. Wenn die Malediven untergehen, werden andere Staaten sicher helfen. Allerdings führt eine Rettung in letzter Minute selten zu nachhaltigen Lösungen." (...)



blick auf den pazifik von der internationalen raumstation iss
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quelle: nasa via wikipedia


das sind die bereits sichtbaren fälle, in denen es erlaubt ist, von klima- oder umweltflüchtlingen bzw. entsprechender migration zu reden - allerdings wird die bereits oben erwähnte einbettung bzw. rückkoppelungseefkte des klimawandels auf andere globale gesellschaftliche probleme eine solche sichtweise eher als ausnahme erscheinen lassen - in den meisten fällen ist es ein ganzes bündel von sozialen und ökologischen problemen, die zusammen als migrationsfördernd wirken. und wie beim thema flucht / migration generell gehören auch hier frauen (und kinder) zu den intensiv betroffenen:

(...) "Die Carteret-InsulanerInnen sind die ersten, die als ganze Population wegen der bereits eingetretenen drastischen Klimaveränderungen ihre Umsiedlung planen müssen, sie werden aber nicht die letzten Klimaflüchtlinge sein. Dabei tragen die Carteret-Inseln so gut wie gar nichts zur globalen Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung bei, es gibt dort z.B. weder Autos noch Strom. Die Inseln liegen in einem komplexen tektonischen Gebiet, an der Nahtstelle der Australischen, der Pazifischen und der Bismarck-Platte. Sie sind häufigen Erdbeben, Stürmen und Überflutungen ausgesetzt. Durch die Klimaveränderungen wird dieses Risiko deutlich erhöht. ExpertInnen vermuten, dass die Carteret-Inseln schon im Jahr 2015 untergegangen sein könnten, jedenfalls werden sie für Menschen dann nicht länger bewohnbar sein.

Das Atoll besteht aus sechs bewohnten Inseln, die nur eineinhalb Meter über dem Meeresspiegel liegen. Seit 20 Jahren ist der Wasserstand in diesem Gebiet um gut zehn bis 20 Zentimeter angestiegen. Immer mehr Salzwasser dringt in das Innere der kleinen Inseln ein. Die provisorisch errichteten Wälle sind längst vom Meer überspült. Auch das Anpflanzen von zusätzlichen Mangroven hatte nicht den gewünschten Effekt. Sturm und Wellen haben die seit 20 Jahren andauernden Versuche, das Land zu retten, immer wieder zunichte gemacht.

Das Grundwasser ist heute versalzen, sodass die Pflanzen, die die Nahrungsgrundlage bilden, nicht mehr wachsen: Bananen, Maniok- und Taro-Knollen gehen ein und auch das Trinkwasser wird knapp. Der größte Teil des Gartenbaus ist zum Erliegen gekommen. Die Bevölkerung ist auf Reislieferungen von außen angewiesen. Hunger und Not breiten sich aus. Damit müssen die etwa 3.000 EinwohnerInnen ihre Heimat verlassen. Bereits Ende 2005 hat die Regierung von Papua-Neuguinea die Evakuierung der Inseln beschlossen. Immer zehn Familien gleichzeitig sollen umsiedeln. Die Regierung hat 450.000 Euro bereitgestellt, um die InsulanerInnen in der benachbarten autonomen Provinz Bougainville neu anzusiedeln. Doch das Geld reicht nicht, um allen 600 Familien eine neue Heimat zu geben." (...)


hier werden bereits im kleinen einige der fatalsten folgen sichtbar, die der klimawandel in vielen planetaren regionen mit sich bringen wird:
  • auf die trinkwassersituation
  • landwirtschaft und nahrungsmittelproduktion
  • bedrohung von lebens- und wohnmöglichkeiten
alles zusammen ein ernsthaftes versprechen auf umfassende soziale instabilitäten - ein stichwort, auf das weltweit die repressionsorgane, allen voran
das militär, zu reagieren beginnen:

(...) "Amerikanisches Militär und Geheimdienste führen derzeit Studien zu strategischen Folgen der Erderwärmung durch, berichtete die New York Times am Sonntag. Diese Studien sollen auch der Einleitung künftiger militärischer Maßnahmen dienen.

"Der globale Klimawandel wird in den kommenden Jahrzehnten zur großen Herausforderung für die Vereinigten Staaten und könnte militärische Interventionen in Folge heftiger Stürme, Dürren, Massenmigration und Pandemien notwendig machen, sagen Militär- und Geheimdienstexperten," erklärt die Times. Solche klimatisch bedingten Krisen könnten Regierungen zu Fall bringen, terroristische Bewegungen anstacheln und ganze Regionen destabilisieren, sagen Analysten, Pentagonexperten und Geheimdienste, die sich jetzt zum ersten Mal ernsthaft mit den sicherheitsrelevanten Implikationen des Klimawandels beschäftigen." (...)

Wie berichtet wird, identifizieren militärische Planspiele und Geheimdienststudien verschiedene kritische Regionen - dazu gehören die Subsahara-Region in Afrika, der Nahe Osten, sowie der Süden und Südosten Asiens. Diese Regionen werden in den zwei bis drei kommenden Jahrzehnten von Nahrungsengpässen, Wassermangel und schweren Überflutungen betroffen sein, was "humanitäre Hilfe oder eine militärische Antwort Amerikas erfordern könnte."

Die Nationale Universität für Verteidigung, eine vom Verteidigungsministerium gegründete Einrichtung, führte im Dezember eine Simulation zu möglichen strategischen Folgen einer gewaltigen Überflutung Bangladeschs durch, die Hunderttausende Flüchtlinge nach Indien treiben, religiöse Konflikte auslösen, ansteckende Krankheiten verbreiten und Infrastruktureinrichtungen weitgehend beschädigen würde." (...)


ähnliches hatte ich vor ein paar wochen auch als gedankenspiele bzw. simulationen aus einem europäischen "sicherheitspolitischen" think tank
zu berichten (etwa in der mitte des beitrags zu finden).

in alldem wird einmal mehr der bodenlose zynismus ebenso wie die antisoziale rücksichtslosigkeit seitens der "eliten" sichtbar, ihr destruktives system koste es was es wolle bis zum ende aufrechtzuerhalten, notfalls wie gewohnt und allzu bekannt eben auch mit massiver gewalt gerade gegen diejenigen, die im wahrsten sinne des wortes beim klimawandel die verheerenden ökologischen folgen des totalitären kapitalismus auszubaden haben.

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im vergleich zu solchen apokalyptischen szenarien muten die in unseren breiten bereits vorhandenen konsequenzen der erwärmung noch recht harmlos an; so müssen sich menschen mit allergischen neigungen bei naturspaziergängen besonders in wiesen inzwischen mit der realen möglichkeit folgenreicher bisse durch die
dornfingerspinne befassen, einer art, die ursprünglich jenseits der alpen beheimatet, inzwischen bis in brandenburgische gefilde nach norden vorgestossen ist. sie fällt unter den begriff der invasiven arten, welche zwar nicht alle und nicht alleine durch den klimawandel plötzlich in den hiesigen ökosystemen auftauchen, aber durch diesen i.d.r. günstige lebensbedingungen finden, die früher so nicht gegeben waren.

bedenklicher als die begegnung mit der im vergleich noch harmlosen spinne (die sich, das sei hier klargestellt, nur bei unmittelbarer bedrängnis mit bissen wehrt und ansonsten recht scheu ist und zurückgezogen auf ihr netz beschränkt lebt) sind da schon andere gäste aus der vielfältigen welt der insekten, die ganz spezielle und teils sehr gefährliche untermieter mit sich herumschleppen -
exotische krankheitserreger nämlich:

(...) "In Nordamerika und Europa leiden Menschen plötzlich an Krankheiten, deren Namen sie kaum aussprechen können: Chikungunya, Krim-Kongo-Fieber, Rift-Valley-, Gelb-, Dengue- oder Lassa-Fieber.

"Wir werden in Europa andere Krankheiten bekommen", sagt Thomas Mettenleiter, Präsident des staatlichen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) für Tiergesundheit. (...)

Die globale Erwärmung erleichtert es den exotischen Erregern, selbst die kühlen Zonen Europas zu erobern. Zwar haben Touristen oder der Frachtverkehr schon immer Viren aus ihren Ursprungsländern auf alle Erdteile verteilt. Doch bislang war es den Mücken, die die Krankheiten theoretisch übertragen konnten, in der neuen Heimat schlicht zu kalt oder zu trocken.

"Seit der Eiszeit vor 10.000 Jahren ist die Temperatur in Europa um durchschnittlich sechs Grad gestiegen, und in diesem Jahrhundert müssen wir mit einem Anstieg von weiteren drei Grad rechnen", sagte Horst Aspöck, Experte für medizinische Insektenkunde aus Wien. "Durch die steigenden Temperaturen werden Bedingungen geschaffen, unter denen sich eingeschleppte Organismen länger halten werden."

Das Westnil-Virus könnte als einer der ersten Erreger davon profitieren. "Inzwischen gibt es Fälle in Österreich, Ungarn und Bulgarien, damit steht das Virus vor unserer Haustür", sagt FLI-Chef Mettenleiter.

Und der Virologe Matthias Niedrig vom Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) prophezeite in Greifswald, es sei nur eine Frage der Zeit, dass die afrikanische Gelbfiebermücke mit Frachtschiffen nach Spanien gelange und dort "ein hervorragender Überträger von Dengue- oder Gelbfieber" werde. Die asiatische Tigermücke wiederum könnte das Tropenvirus Chikungunya vermehrt nach Europa einführen, wie vor zwei Jahren bereits geschehen. Damals brachte ein Indien-Reisender den Erreger nach Norditalien und löste dort eine lokale Epidemie aus." (...)


der artikel macht im weiteren sehr schön das zusammenspiel von (ökonomischer) globalisierung und steigender erwärmung deutlich und unterstreicht damit das, was ich im verlauf des beitrags schon öfter als rückkoppelungseffekte bezeichnet habe.

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nach der zwangsläufig knappen skizzierung der diversen problemfelder im gefolge des klimawandels fällt es mir zugegebenermassen schwer, mich noch einigermassen ruhig mit den motivationen derjenigen zu befassen, die sich als "skeptiker" betrachten. tomasz konicz hat bei telepolis vor ein paar tagen unter dem titel
die große klimaverschwörung dankenswerterweise noch einmal verschiedene interessengeflechte, u.a. auch die im ersten teil erwähnte rolle der öllobby mit "exxon" an der spitze, nachgezeichnet und dabei auch eine ganz zentrale frage an die "skeptiker" gestellt:

"Bei dieser wirklichen, noch größtenteils unaufgeklärten Klimaverschwörung gigantischen Ausmaßes hätten auch die Verschwörungstheoretiker ein ideales Betätigungsfeld, die derzeit eine weltumspannende Verschwörung von Klimawissenschaftlern halluzinieren, die angeblich eine Klimahysterie – zu welchen Zweck eigentlich? - hervorrufen wollen."

ja, zu welchem zweck eigentlich ? lassen sich bezgl. protagonisten wie bspw. der atomindustrie noch einigermassen nachvollziehbare theorien entwickeln (wobei, auch das sei hier klargestellt, atomenergie keine lösung für nichts darstellt - vom uranabbau über den laufenden betrieb bis hin zur endlagerungsproblematik ist diese art der energieproduktion faktisch eine einzige kette an kriminellen skandalen und hat dazu like peak oil schon seit den 1980er jahren den
peak uran vor der brust), so ist die frage nach den motivationen der heute agierenden politischen klasse direkt geeignet, ein flut von teils paranoid anmutenden verschwörungstheorien hervorzurufen - der klimawandel fungiert in dieser weltsicht alleine als trojanisches pferd der globalen "eliten", um ungestört projekte der versklavung ganzer bevölkerungen durchführen zu können (mittels repressionsapparaten wie weiter oben skizziert und auch mittels neuer fiskalischer steuern). blogs wie allesschallundrauch und seiten wie infokrieg sind bei der verbreitung dieser weltsicht notorisch und entwerten sich und ihre bei anderen themen teils durchaus interessanten informationen damit selbst.

nun ist - wie ich im basisbeitrag
paranoia schon skizziert hatte - es durchaus so, dass in den allermeisten verschwörungstheorien, wenn sie denn funktionieren, zumindest ein teilchen realität steckt (die realen und nachweisbaren historischen verschwörungen like "gladio" sind hier nicht gemeint), und ebenso ist es beim klimawandel - "unseren" vorgeschobenen und realen regierungen ist es aber schlicht egal, was für gründe sie heranziehen können, um weitere repressionen und diverse zwangsmassnahmen gegen ganze bevölkerungen zu "begründen". um "gründe" dafür waren die noch nie verlegen, der systemerhalt hat erste priorität - und wird das ganze konstrukt noch so sehr von der realität in form der krisenkaskade aus ökologischer, wirtschafts- und ressourcenkrise mit folgender umfassenden sozialen krise in die mangel genommen, weiterhin heisst es "wachstum" und "wirtschaft zuerst", dabei begleitet von einem nicht unwesentlichen teil der westlichen bevölkerungen, die sich nichts anderes mehr vorstellen kann oder auch will als den derzeitigen (westlichen) lebensstil.

kurzsichtig bis zur umfassenden blindheit stellen sich dabei die motivationen der beteiligten dar - unfähig zu einem qualitativ anderen als dem gewohnten instrumentell-objektivistischen umgang mit menschlicher und nichtmenschlicher mitwelt wird auch mit den gravierendsten ökologischen problemen begonnen, nach profitkriterien herumzuschachern ("klimazertifikate") und wird daraus resultierenden sozialen konflikten mit der ankündigung von repressionen und dem ruf nach der aufrüstung der entsprechenden apparate begegnet. diese richtige beobachtung wird nun von einem teil der "skeptiker", und da sind nicht unwesentlich strömungen wie die us-amerikanischen republikaner sowie das gesamte internationale, sich hierzulande in publikationen wie
"eigentümlich frei" artikulierende spektrum sich fälschlicherweise als "libertär" bezeichnende anhänger des offen antisozialen und totalitären kapitalismus involviert, deren tatsächliche motivationen ich in der vergangenheit bereits einmal anlässlich des themas "exxon und der klimawandel" skizziert habe - und weil das aus meiner sicht bis heute eine der deutlichsten kennzeichnungen der "skeptiker" bleibt, zitiere ich aus dem damaligen beitrag ausführlich:

(...) "zum anderen wird einer der vom kapital gekauften wissenschaftler mit worten zitiert, die an klarheit und deutlichkeit nicht mehr zu wünschen übrig lassen - und sie machen meiner meinung nach das, was ich oben abstrakt versucht habe zu beschreiben, in einer plastischen art und weise greifbar - der betreffende schreibt bezgl. all derer, die die notwendigkeit zu drastischen veränderungen des parasitären westlichen lebensstils sehen, folgendes:

(...)"Alles, was in Richtung Emissionsbegrenzung geht, zeigt eine `begrenzte Vernunft´ – und dient den Interessen einer mächtigen `tödlichen Koalition´– von Leuten, `die fossile Energien hassen, Autos, große Häuser, urbane Ausweitung, Autobahnen, reiche Leute, dicke Menschen, Industrie, Flugzeuge, Fleischkonsum, nicht recyclebares Papier und alles andere, was jemanden Freude bereitet (...)"

eines der eindrucksvolleren beispiele der irren - und real tödlichen - logik des mainstreams der westlichen kultur, wie ich finde. hier steht alles buchstäblich auf dem kopf, d.h. weist eine unübersehbare perverse und v.a. dingorientierte tendenz auf: "fossile energien, autos, große häuser, großstädte, autobahnen, reichtum, industrie, flugzeuge" gelten hier nicht als mittel, die menschlichen lebensnotwendigen grundlagen zu sichern und dabei mit realer rationalität (= eine rationalität, die aus der gesamten vollständigen subjektivität stammt und darum auch emotional fundiert ist) die positiven und negativen konsequenzen von technischen errungenschaften und bestimmten lebensstilen abzuwägen und bei überwiegen letzterer die betreffenden "errungenschaften" eben auch nötigenfalls - und zwar letztlich im eigenen interesse - abzuschaffen bzw. verträglich anzupassen. nein, das einzige "argument", welches für klimaschäden durch fossile energien, landschaftsversiegelung durch urbanität, tausende verkehrstote und die gesamten negativen folgen unserer wahnsinnigen motorisierung, immense soziale verwerfungen und instabilitäten durch die ungerechtigkeiten des arm-reich-gefälles, die endlos bekannten risiken aller art durch übermäßige industrialisierung, die ebenfalls nicht mehr zu verantwortenden schäden durch den flugverkehr, das elend von millionen tieren und sonstige katastrophale wirkungen des westlichen lebensstils vorgebracht wird, ist - und das ist kaum zu glauben, auch wenn´s zu erwarten war:

freude.

es ist erstens interessant zu sehen, wie im angesicht der nur noch von kompletten ignoranten und bewußten tätern zu leugnenden desaströsen folgen des kapitalismus gerade ein vertreter der benannten gruppe all das ideologische geschwafel von "rationalität" und "objektivität" eben als genau das kenntlich werden lässt, und sich auf die verpönten gefühle zurückzieht (den aspekt der projektion, mit dem im obigen zitat kritikern "hass" vorgeworfen wird, lasse ich hier mal außen vor):

"wir prassen, verschwenden und vergiften uns und alle anderen zwar, führen ein wahrhaft parasitäres leben nicht nur auf kosten von milliarden heutiger menschen und eigentlich der gesamten ökosphäre, sondern ruinieren gleich auch noch unzählige kommende generationen mit und üben mit all dem bzw. den mitteln zur durchsetzung dieser lebensweise zwar massive gewalt aus - aber das macht uns freude"

zweitens aber ist es ungeheuer wichtig, sich über den psychophysischen ursprung dieser "freude" klarzuwerden: sie ist letztlich ein surrogat, ein objektivistisches konstrukt, welches die reale unfähigkeit zum genießen - zu dem zeit, stille, intensität und v.a. liebesfähigkeit im weitesten sinne gehört - nicht mal mehr ansatzweise verdecken kann. was alleine dadurch bestätigt wird, dass es sich im kern hier um "freude" an prozessen der destruktion und vernichtung handelt. und bezgl. des letzteren sollten wir imo diese "freude" wortwörtlich nehmen: ich vermute, dass es sich bei extrem vielen vertreterInnen der heutigen "eliten" letztlich um leute handelt, die sich selbst, andere menschen und alles lebendige überhaupt zutiefst hassen und verachten. das ist eine logische folgerung aus ihrem mörderischen treiben. zum anderen aber ist tatsächlich der surrogatcharakter wichtig: in einer grundsätzlich autistischen/objektivistischen wahrnehmung gibt es keinerlei authentische sinnlichkeit, die in all ihren vielfältigen erscheinungsweisen für echte freude (und darüber auch für impliziten lebenssinn) sorgen kann. stattdessen wird eine pervertierte freude alleine aus den konstruktionen gezogen, die der objektivistische modus produzieren kann: mehr haben - und zwar in einer quantifizierbaren und konkretistischen art und weise - als andere (hier dürfte die eigentlich quelle für das irrsinnige raffen von geld und beliebigen dingen zu suchen sein) ; sich in einem ebenfalls quantifizierbaren und konkretistischen maßstab größer als andere fühlen (einer der wichtigsten motoren für alle hierarchischen systeme)." (...)


im anbetracht dessen erstaunt es auch nicht mehr, dass zwischen den "klimaskeptikern" und den leugnern von peak oil eine große schnittmenge existiert - es handelt sich hier schlicht um leute, die völlig unfähig erscheinen, sich ein leben jenseits des westlich geprägten destruktiven kapitalismus auch nur vorstellen zu können und offensichtlich auf das derzeitige system nicht nur elementar angewiesen sind, sondern es auch noch im sinne einer quasi wild-west-gesellschaft sozialdarwinistisch auf die spitze treiben wollen. die notorische angeblich staatskritik ist dabei weder libertär und schon gar nicht anarchistisch, sondern sie begreifen den staat eher als unlegitimierten konkurrenten - angeblich im interesse "der schwachen" unterwegs, was für sich schon eine hanebüchene behauptung darstellt - im angeblich naturgegebenen konkurrenzgerangel. und nur aus der sicht lassen sich widersprüche wie der von angeblich die "klimahysterie" schürenden staaten mit der realität von abwiegelei, nichtstun und auch repressionen wie aktuell in kopenhagen - siehe das
"lümmelgesetz gegen all jene, die ein tatsächliches handeln einfordern - , plattbügeln.

das sich innerhalb des (kapitalistischen) wissenschaftsbetriebs nun auch in der klimaforschung diverse zweifelhafte motivationen mit politischen oder auch lobbyzentrierten interventionen mischen (wobei sich über die hauptsächliche zielrichtung dieser interventionen sehr wohl streiten lässt) mögen, mag für einen kleinen teil der "skeptiker" (und hier sehe ich auch deinen standpunkt, @sansculotte) einen ernsthaften anlass dafür biten, nun das ganze phänomen in frage zu stellen. ich halte das aber anhand der vielzahl der verfügbaren globalen daten, beobachtungen und auch wissenschaftlichen modelle für eine überreaktion und gebe dabei noch einmal zu bedenken, was ich bereits im ersten teil geschrieben hatte:

"...und das stellt die menschlichen wahrnehmungsfähigkeiten ebenso wie bei anderen, eher abstrakteren bedrohungen (wie bspw. atomare strahlung, chemieinduzierte langzeitvergiftungen, aber auch die absehbaren erschöpfungsgrenzen bei vielen rohstoffen, das globale artensterben etc.) auf eine harte probe. denn wenn in solchen bereichen etwas direkt sinnlich spür- und wahrnehmbar wird, ist das kind bereits schon lange in den brunnen gefallen und die katastrophe schon passiert.

das klingt banal, ist es aber meiner meinung nach durchaus nicht, weil dieser sachverhalt implizit die konsequenz enthält, gerade bei den eben angeprochenen bereichen bereits im vorfeld die worst-case-szenarien durchzuspielen und auch um den preis, bei bestimmten leuten als "panikmacher" zu gelten, lieber einmal zuviel als zu wenig alarm zu machen."


und das wort "panikmacher" betrachte ich seitens von leuten, die ernsthaft die westliche "zivilisation" als gipfelpunkt der menschlichen evolution und geschichte betrachten, als auszeichnung. solche müssen sich tatsächlich ganz berechtigt als feinde des planeten bezeichnen lassen.

*

soviel für´s erste von mir zu einem thema, welches unter garantie zukünftig noch viel aufmerksamkeit einfordern wird. und aus der speziellen perspektive des blogs werde ich von fall zu fall ebenfalls weiter drüber schreiben, zumal zumindest die sozialen konsequenzen des klimawandels mittelbar durchaus viel mit den blogthemen zu zun haben.

ps: aus aktuellen gründen noch ein nachtrag - gemäss der oben skizzierten logik der "skeptiker" handelt es sich bei wie folgt beschriebenen geschehnissen nur um einen teil einer
"inszenierten verschwörung"...


klimagipfel kopenhagen / in den händen der polizei / quelle: indymedia.de

(...) "In Kopenhagen flogen während der ersten 800 Meter des Demonstrationszuges einzelne Wurfgeschosse in Scheiben der Börse und des Außenministeriums, später ein einzelner Stein in das Fenster einer Bankfiliale. Kurz darauf griff die Polizei den Demonstrationszug überraschend an. Mit Greiftrupps und gepanzerten Mannschaftswagen wurde auf Höhe des "libertär-sozialistischen" Blocks das letzte Viertel des Zuges von den Vorausgehenden abgetrennt. Hunderte wurden in Sekundenschnelle eingekesselt. Journalisten, die die Aktion beobachten wollten, wurden weggestoßen. (...)

Die Eingekesselten mussten derweil bis 18 Uhr in langen Reihen bei Minusgraden auf dem Boden sitzen. Ihre Arme waren auf dem Rücken mit Kabelbindern gefesselt, Augenzeugen berichteten von Ohnmachtsanfällen der bitter frierenden Gefangenen, die nicht auf die Toilette durften. Nur zögerlich ließ die Polizei die anwesenden Journalisten hinzu." (...)


so sind die neuen relationen in europa: eine kaputte scheibe = zwei- bis dreihundert gefangene.

Montag, 7. Dezember 2009

notiz: krisennews spezial - alles prima mit dem klima ? (1)

das mein antwortversuch auf die fragen und anmerkungen von sansculotte nun mit dem beginn der klimakonferenz in kopenhagen (und einem entsprechenden medienhype) zusammenfällt, war zwar nicht beabsichtigt, aber die mediale dauerpräsenz des themas in den nächsten tagen und wochen mag nochmal als symbolisches fettes ausrufezeichen dafür stehen, dass ein klärung der eigenen standpunkte hinsichtlich des klimawandels durchaus kein etwas exzentrisches hobby darstellt, sondern bezgl. der damit jeweils verbundenen konsequenzen von einer kaum zu übertreibenden dringlichkeit ist. in diesem sinne werde ich versuchen, eine komprimierte darstellung meiner derzeitigen wahrnehmung des ganzen zu geben und dabei auch die konkreten fragen von sansculotte zu beantworten (vielleicht gleich als anmerkung dazu, dass ich dich ausdrücklich nicht in einen topf mit denjenigen werfe, die sich ansonsten so mit ihrer "skepsis" brüsten).

vorausschicken sollte ich natürlich, dass ich zwar wetterinteressierter laie, aber nicht meteorologisch, klimatologisch, geologisch oder physikalisch ausgebildet bin. das zwingt mich - ähnlich wie in anderen bereichen auch - erstmal dazu, mich auf entsprechende professionelle aussagen verlassen zu müssen. wie dabei warum welche positionen zu eigen gemacht und welche abgelehnt werden, ist dabei eine erste, und nicht nur hinsichtlich des klimathemas, interessante frage, die wahrscheinlich nicht nur ich spontan mit stichworten wie "überzeugende theoretische und an der realität verifizierbare positionen", "seriös professioneller umgang mit dem eigenen fach" u.ä. beantworten würden. kein wunder, dass der neulich gehackte datenpool von klimaforschern aufgrund seiner - vermeintlichen - belege für fakes und politische instrumentalisierungen gerade an solchen punkte wie wasser auf die mühlen der sog. "skeptiker" wirkt, können sich diese doch jetzt mit den angeblich unredlichen und gar unwissenschaftlichen machenschaften von personen beschäftigen, anstatt mit den fragen, die hinsichtlich eines menschlichen einflusses auf das klima dringend zu klären wären. angesichts der dimensionen der möglichen bis wahrscheinlichen konsequenzen ist ein - analog anderen wissenschaftsbereichen - mögliches berufliches fehlverhalten seitens einiger beteiligter zwar einzukalkulieren, kann jedoch selbst in diesem fall nichts an der notwendigkeit einer globalen reaktion ändern.

*

"klima ist nicht gleich wetter", sagte sansculotte implizit mit seiner anmerkung, dass es zeiträume ab dreissig jahren sind, die als klimarelevant bzw. aussagekräftig zu werten seien. dem ist zuzustimmen in dem sinne, dass weder wetterphänomene wie starke hurricanes in der karibik oder auch tornados in mitteleuropa (gibt es hier seit langer zeit
regelmässig, auch und gerade in d-land) noch besonders extreme jahreszeiten wie der heisse sommer 2003 für sich als belege für oder gegen klimatische veränderungen genommen werden dürfen. hier gelten nur langzeitbeobachtungen, und das stellt die menschlichen wahrnehmungsfähigkeiten ebenso wie bei anderen, eher abstrakteren bedrohungen (wie bspw. atomare strahlung, chemieinduzierte langzeitvergiftungen, aber auch die absehbaren erschöpfungsgrenzen bei vielen rohstoffen, das globale artensterben etc.) auf eine harte probe. denn wenn in solchen bereichen etwas direkt sinnlich spür- und wahrnehmbar wird, ist das kind bereits schon lange in den brunnen gefallen und die katastrophe schon passiert.

das klingt banal, ist es aber meiner meinung nach durchaus nicht, weil dieser sachverhalt implizit die konsequenz enthält, gerade bei den eben angeprochenen bereichen bereits im vorfeld die worst-case-szenarien durchzuspielen und auch um den preis, bei bestimmten leuten als "panikmacher" zu gelten, lieber einmal zuviel als zu wenig alarm zu machen. bedauerlicherweise (das wort benutze ich in diesem falle ausdrücklich bewusst) sind gerade diejenigen, deren lebensstil nicht nur hinsichtlich des klimas, sondern der globalen biosphäre insgesamt die grössten schäden zufügt, nämlich die bevölkerungen europas und der usa, auch diejenigen, denen die konsequenzen ihres destruktiven treibens insgesamt mit enomer zeitlicher verzögerung auf die füsse fallen werden. und das ist nun weder ein vorrecht noch irgendeine auszeichnung noch ein wink des schicksals, sondern eher ein zusätzlich verschärfendes gefahrenmoment in einer historischen krisenphase, die aufgrund ihrer besonderheiten von fundamentalen krisenprozessen auf ebenso fundamentalen gebieten durchaus nicht nur floskelhaft als einzigartig bezeichnet werden muss - eine regelrechte krisenkaskade eben.

*

der oben angesprochene zeitraum von dreissig jahren bringt mich dazu, meine ganz persönliche wahrnehmung des klimawandels zu erwähnen. da ich faktisch mein ganzes bisheriges leben, mit ein paar unwesentlichen ausnahmen, in der gleichen geografischen region verbracht habe, fand ich es schon vor ein paar jahren auffällig, wie sich anscheinend die (meteorologischen) jahreszeiten verändert haben. an die 1970er und teile der 80er jahre erinnere ich mich wettermässig als eine phase, in der die jahreszeiten i.d.r. tatsächlich als relativ abgegrenzte phasen mit den jeweiligen meteorologischen eigenarten auftraten - milde (und auch regionsbedingt nasse) frühlingszeiten wurden von teils heissen und trocknen sommern (extrem der sommer 1976 mit seinen vielen waldbränden in niedersachsen), wunderschönen herbsttagen mit recht viel nebel und wintern mit teils wochenlangen frostperioden sowie viel schnee (ebenfalls unvergessen die schneemassen im winter der "norddeutschen schneekatastrophe" 1978/79) begleitet. es mag wie oppas erzählungen aus der vergangenheit klingen, aber damals... waren die jahreszeiten tatsächlich noch jahreszeiten.

aktuell hatten wir hier einen sehr milden, teils frühlingshaften und ebenfalls nassen november, und ich kann anfang dezember noch immer ohne handschuhe fahrrad fahren. mir ist schon klar, dass das alles keinesfalls im strengen sinne repräsentativ ist und durch die persönlichen erinnerungen gefärbt - andererseits renne ich schon seit jahren mit der irritation angesichts von jahreszeiten herum, die sich tendenziell mehr und mehr anzugleichen scheinen - milde herbste (fast ohne nebel) und winter (zu grossen teilen schneefrei und nur mit wenig frost) werden von teils sehr warmen frühlingsphasen und durchwachsen-milden sommern abgelöst. als ausreisser gab´s derartiges auch zu vergangenen zeiten, aber als quasi normalität finde ich das etwas durchaus neues.

*


terra


nun heisst es oft genug ja immer, dass "klimaveränderungen etwas natürliches" seien, es gab und gibt belegbare warm- und eiszeiten, der name grönland stammt von grünland und überhaupt! natürlich. abgesehen davon, dass das zyklische wesen des globalen klimas meines wissens von niemandem bestritten wird, ist es hier durchaus aufschlussreich, sich den gebrauch des wortes "natürlich" genauer zu betrachten - ein magisches wort inzwischen, mit dessen hilfe allerlei schundprodukte verkauft, zivilisationskranke großstädterInnen zum konsum von "natürlichem" lifestyle und dem belegen von diversen kursangeboten zum wiedererwecken verschütteter "natürlicher" fähigkeiten animiert werden sollen und sich das attribut überhaupt in vielen zusammenhängen mehr oder weniger gut macht. vom "natürlichen teint" über "natürliches aroma" bis zu "natürlichem klimawandel".

leider nur: das wörtchen ist ein absolutes nullargument, bezeichnet einen pseudogegensatz, der in der form nicht existiert - "natürlich" vs. "synthetisch" -, und wird in aller regel zum transport von moralischen wertungen missbraucht - "natürlich"= gut. bei betrachtung von knollenblätterpilzen, vulkanausbrüchen, tsunamis, erdbeben, diversen bakterien und viren; eigentlich sogar bei der oberflächlichen wahrnehmung der tatsache, dass der absolute grossteil des uns bekannten universums für die terranischen lebensformen absolut tödliche eigenschaften aufweist (auf dem jupiter zb., ein absolut "unberührtes naturreservat", würde ein mensch ohne irgendwelche technik aufgrund von druck- und atmosphärenverhältnissen in sekundenbruchteilen gleich eines mehrfachen todes sterben; auf der erde stellen wüsten, hohe bergspitzen sowie die ozeane bereits grenzen für das menschliche leben dar, auch wenn die bio- und ökosphäre unsere existenz erst ermöglicht), sollte sich diese fälschliche gleichung ganz schnell - immerhin klimaneutral - in luft auflösen (das gilt selbst dann, wenn das "gut" berechtigterweise relativiert wird - die benannten phänomene und spezies haben im größeren ganzen durchaus meist ihren sinn und platz, aber das tröstet bei keiner pilzvergiftung und auch nicht, wenn ein tsunami hinter einem her ist oder man von einem skorpion gestochen wird).

alles ist natürlich, und das gilt selbst für autos, akws und das produkt, an dem Sie gerade sitzen - alles materialisierte ideen des menschlichen gehirns, hergestellt unter den natürlichen funktionsgesetzen dieser welt aus natürlichen stoffen - dabei ist egal, auf welchen umwegen das passiert. etwas unnatürliches (wie gesagt eine moralische, meist ablehnende wertung, vielleicht am deutlichsten zu sehen bei der koppelung mit homosexualität) kann schlicht nicht existieren. punkt. und zwar deshalb, weil es in dieser welt völlig dysfunktional wäre. und das weist auch den weg zu den angemessenen fragen, die meiner meinung nach statt der benutzung des eben thematisierten attributes gestellt werden müssen: ist ein verhalten, eine situation, ein produkt im sinne unserer existenzbedingungen in dieser biosphäre und unserer ökologischen beziehungen funktional oder dysfunktional? das sind zumindest die hauptfragen, die sich für eine industriegesellschaft stellen; unsere ökologischen beziehungen halte ich durchaus für mehrdimensional.

*

wo ich gerade oben vulkanausbrüche genannt habe: das
"jahr ohne sommer 1816" ist ein schönes beispiel dafür, wie drastisch, kurzfristig und trotz zeitlicher begrenzung klimaveränderungen global auf menschliche gesellschaften wirken können (in dem fall per zeitweiliger abkühlung). ein "natürliches" phänomen, sicher - aber wenn das ein vulkanausbruch schafft, wie sieht das dann mit dem menschlichen einfluss per emissionen im industriezeitalter seit jahrzehnten aus? aus millionen von auspüffen, hundertausenden schornsteinen und auch millionenmal aus dem magen-darmtrakt von rindern und kühen, die sich die spezies zwecks fleischkonsum herangezüchtet hat?

wie beim letzteren eben schon angedeutet, bin ich der meinung, dass eine zu starke fixierung auf co2 zwar verständlich, aber kontraproduktiv ist - es gibt auch andere
treibhausgase mit fataleren eigenschaften, wie u.a. extrem langer existenz in der atmosphäre. die quelle des links eben möchte ich übrigens ausdrücklich empfehlen, und zwar als einstiegssammlung in das thema. was klima überhaupt ist, wodurch es beeinflusst wird und wie und wodurch es sich verändert - auf alle solche fragen lassen sich hier antworten "nach dem letzten stand" finden.

auch aufgrund dieser quelle will ich nun konkret auf sansculottes fragen eingehen.

*

(...) "Ich arbeite bei einem einschlägigen staatlichen beratungsunternehmen. es gibt bei uns klimadivisions, die aus einschlägigen wissenschaftern bestehen, die sich der gängigen einschlägigen methoden, nämlich modellierungen, bedienen. ich führe die daten zusammen und ich weiß, wie die modelle zustandekommen. am anfang der modelle steht die wissenschaftlich fragwürdige, fast religiöse überzeugung, dass ein sogenanntes treibhausgas, und hier ausschließlich der menschenfabrizierte anteil an diesem co2, der bestimmende faktor für die klimaveränderung sei. nach dieser überzeugung wird alles ausgerichtet. ausschließlich nach den gesichtspunkten dieser überzeugung werden daten erhoben, geglättet, kalibriert, angepasst und andere daten und variablen ignoriert, verworfen und rausgerechnet. übrig bleiben datensätze, die aufgrund der selektiven wahrnehmung und der selektiven vorgehensweise der wissenschaftler eine dermaßen verzerrte beschreibung liefern, dass man sich fragt, ob es sich um eine karikatur von etwas handelt, was früher einmal wissenschaft war." (...)

nun, über "die wissenschaftlich fragwürdige, fast religiöse überzeugung" hinsichtlich co2 lässt sich streiten. wie oben schon gesagt, halte ich nach meinen kenntnissen co2 keinesfalls für die alleinige quelle des problems, auch wenn nach allen bekannten daten co2 momentan für den hauptteil des klimawandels mitverantwortlich ist - einfach aufgrund seiner menge.

aber auch letzteres würde natürlich nicht das vorgehen rechtfertigen, wie es von dir beschrieben wird. klingt nach extremer reduktion, um sich handhabbare modelle zu verschaffen. aus welchen motiven heraus, finde ich bei der schilderung durchaus schwierig zu beantworten.

(...) "die wissenschafter, die bei uns arbeiten, vernachlässigen effekte wie die schwankende sonnenaktivität, den einfluss kosmischer strahlung, den einfluss ozeanoklimatischer Faktoren oder meteorologische phänomene wie el nino usw. usf. (...)

das wird meines wissens ansonsten durchaus versucht, bei vielen modellen mit einzubeziehen. das das globale klima ein sehr komplexes, gleichzeitig dynamisches und im gewissen sinne "träges" system mit diversen wechselwirkungen ist, hat sich durchaus herumgesprochen. und ich nehme durchaus wahr, dass viele klimaforscher das auch so betonen und damit ihren modellen eine gewisse relativität verpassen. umso bemerkenswerter finde ich den derzeitigen common sense, trotz dieser unsicherheiten den schritt zu wagen und viele unpopuläre, auch politisch brisante, konsequenzen mit dringlichkeit öffentlich einzufordern. genau das würde ich mir von der psychotraumatologie eigentlich ebenfalls erwarten...

(...) "so arbeiten die co2-fachidioten. das sind keine modelle, das sind halluzinationen, mit denen diese "experten" dann die leute bedienen, die sie bezahlen. die politiker." (...)

du wirst schon deine gründe haben, von "fachidioten" zu reden. was ich mich allerdings frage: welche politiker sollten die dafür bezahlen? ich nehme weit und breit gerade in den westlichen ländern nur politiker wahr, die sich durch die bank scheuen, die ihnen wissenschaftlich vermittelten empfehlungen auch nur ansatzweise umzusetzen. was kein wunder ist, wäre doch der klartext über die situation und v.a. über die nötigen konsequenzen doch gleichbedeutend mit dem sofortigen karriereende, jedenfalls bei diesen medien und dieser öffentlichkeit (ob sich die medien mehrheitlich anlässlich der aktuellen konferenz wirklich vom saulus zum paulus gewandelt haben, bleibt abzuwarten).

und ist dir bekannt, dass es für deine these eher hinweise
aus der gegenrichtung gibt? speziell in den usa, aber mit internationaler wirkung, hat sich die öllobby mit "exxon" an der spitze in der vergangenheit deutlich kenntlich gemacht:

(...) "Exxon Mobil profitiert von fossilen Brennstoffen und hätte viel zu verlieren, sollten Kritiker des ungehemmten Energieverbrauchs Gehör finden. An sich unterscheidet sich Exxon Mobil darin nicht von den meisten anderen großen Energiekonzernen - doch gilt der Konzern als Hardliner, was seinen Standpunkt gegenüber der Umwelt betrifft.

Während BP oder Shell sich weitaus mehr für grüne Projekte engagieren - soweit man das von traditionellen Energiekonzernen erwarten kann -, verfolgte Exxon Mobil vor allem unter Lee Raymond, der bis letztes Jahr den Konzern führte, eine klare Strategie: Einerseits bekennt man sich zunehmend, wenn auch zögernd dazu, dass "Karbonemissionen einer der Faktoren sind, die zum Klimawandel beitragen". (...)

Die Grundzüge dieser Strategie finden sich schon im Memorandum zu einem Treffen im American Petroleum Institute 1998. Vorgeschlagen wurde eine "Kampagne, um einen Stamm von Wissenschaftlern zu rekrutieren, die die Ansichten der Industrie zum Klimawandel teilen und sie in Public Relations auszubilden.

So können sie Journalisten, Politiker und die Öffentlichkeit überzeugen, dass die Risiken der globalen Erwärmung viel zu unbekannt sind, um ernst genommen zu werden." So sollten sie die "vorherrschende wissenschaftliche Meinung in Frage stellen und unterhöhlen".

Also unterstützte Exxon Mobil Gruppen, die in der einen oder anderen Form Zweifel säten, dass tatsächlich etwas unternommen werden müsse in Sachen Klimawandel - mit rund 2,9 Millionen Dollar allein im vergangenen Jahr.

Zu diesen Organisationen gehören beispielsweise das wirtschaftsliberale Cato Institute und die Heritage Foundation, die gegen jede Art von Regierungsintervention sind." (...)


das ist jetzt ein paar jahre her, seit dem das bekannt geworden ist - aber es ist immer noch nirgendwo in der kapitalistischen, auf fossilen brennstoffen beruhenden wirtschaft ein tatsächliches umdenken, geschweige denn ein anderes handeln, zu bemerken - elektroautos haben ein mieses image (und verursachen dazu neue probleme), und solar- und windindustrie kann auch niemand ernsthaft als wirklich einflussreiche lobby - mal abgesehen von der partei "die grünen" - verkaufen. die phrase vom "grünen kapitalismus" hat momentan zwar krisenbedingt etwas konjunktur, tatsächlich aber stellen der klimawandel, seine konsequenzen und auch die anderen bedenklichen folgen unserer art der ökonomie ganz andere forderungen, die von einer userin namens "tantepolly1" um 11.12 wie folgt
umschrieben worden sind:

(...) "Ich meine ganz gewiss nicht nur die anderen, frage Sie aber, was es bringen soll, wenn ich auf meine "klugen Sprüche" am PC verzichte und andere nicht im Traum daran denken und zusätzlich - und da unterscheide ich mich schon von vielen von ihnen - mit 260 Stundenkilometern über die Autobahn heizen, mehrmals im Jahr Fernreisen unternehmen und mir erzählen, dass unbedingt auch ein Skiurlaub in den (Anm:: geschundenen) Bergen drin sein muss, weil man das einfach "braucht", genauso, wie man als "ein Stück Lebenskraft" täglich seine Fleisch- und Wurstration in sich reinbringen muss, eine spritfressende Karosse braucht, einen Wäschetrockner, einen Pelzmantel, teure Kosmetika, eine verschwenderische Illumination zur Weihnnachtszeit, Spritzmittel für die Rosen und Kunstdünger für den englischen Rasen und und und." (...)

da ist sehr schön etliches vom all dem erwähnt, was gerade in den westlichen gesellschaften final zur disposition steht - und nochmal meine frage, welche politiker denn bitteschön an diesem lifestyle ernsthaft kratzen wollen? (aus der ahnung des eben benannten sachverhaltes speisen sich imo übrigens auch die motivationen eines grösseren teils der "skeptiker", aber dazu unten mehr).

*

(...) "welche beobachtbaren negativen konsequenzen der klimaveränderungen weltweit kannst du nennen? und komm mir nicht mit der gletscherschmelze, die hat außer für ein paar schifahrer keine negativen auswirkungen." (...)

sorry, mal abgesehen davon, dass die gletscherschmelze eher ein symptom darstellt, hat die erwärmung konkret in den alpen durchaus
negative folgen, zumindest für diejenigen, die sich mit steinschlägen und hangrutschungen konfrontiert sehen. dazu ist die gletscherschmelze im himalaya etwas, was das potenzial für echte katastrophen mit sich bringt. die grönländische gletscherwelt ist erst in teilen verstanden, darum spare ich mir die möglichen probleme - bis hin zu tsunamis -, die hier ein rasches abschmelzen des inlandeises vermittelt an die sich auf grossen unterirdischen seen befindlichen gletscher mit sich bringen kann.

ansonsten bin ich mir durchaus unschlüssig darüber, ob eine in nähe geratene kommerzielle nutzung von gebieten wie bspw. der arktis - symbolisiert durch die
eisfreie nord-ost-passage - wirklich als "positiv" bezeichnet werden soll.

von der
veränderung der tier- und pflanzenwelt hier vor der haustür im wattenmeer hatte ich schon früher einmal geschrieben; das ist ein laufendes experiment in einem sehr fragilen ökosystem mit unbekannten folgen. es werden änderungen des brutverhaltens bei vögeln ebenso beobachtet wie verändertes wachstum bei fischen. nebenbei gibt es noch einen effekt des co2 - auch des menschengemachten -, der nix mit dem klima, aber viel mit den ozeanen zu tun hat: co2 übersäuert die meere, und das ist weithin unbekannt und hat ebenfalls bereits sichtbare folgen, wie im link zu lesen.

bei all diesen veränderungen - das sind nur beispiele - ist nicht das problem, dass es überhaupt veränderungen gibt. die sind bekanntlich allen ökosystemen eigen, und sie sind auch nötig und jeweils sinnvoll. das problem ist eher in der geschwindigkeit zu sehen, mit der sich all das abspielt - denn auf eine derartige, im evolutionären verhältnis gesehene rasanz des wandels der lebensbedingungen können sich viele spezies nicht oder nur mit allergrössten schwierigkeiten einstellen. und das wird in vielen ökosystemen global zu unüberschaubaren rückkoppelungseffekten führen, die meiner meinung nach für die menschen am ende nichts gutes bedeuten werden.

*

so, weil das ganze jetzt schon sehr lang geworden ist, teile ich den beitrag und mache hier einen bruch. im zweiten teil soll´s dann um die auswirkungen direkt auf die menschen gehen, und ausführlich um die motivationen der beteiligten in der öffentlichen diskussion, wie sie sich aus meiner sicht darstellen. ich versuche das zum wochenende zu veröffentlichen. - inzwischen geschehen:
zur fortsetzung.

Sonntag, 29. November 2009

peak oil in ton und bild

ergänzend zu den bisherigen blogbeiträgen zum thema möchte ich auf zwei mediale produktionen hinweisen, die meiner meinung gut und einfach nachvollziehbar die probleme im gefolge von peak oil und das phänomen selbst darstellen. einmal wäre da ein achtminütiger vortrag von der seite regionalentwicklung.de - "was bedeutet peak oil ?"




zum anderen gab es vor ein paar wochen im dritten fernsehprogramm des ndr die dokumentation vom ende des öls zu sehen, die gerade aufgrund ihrer dargestellten regionalen bezüge das thema sehr anschaulich werden lässt:

"Noch laufen die Ölpumpen im Takt, auch auf norddeutschen Feldern. Aber längst fördern sie viel mehr Wasser als Erdöl. Ist das der Beginn einer neuen Ölkrise?

Wie verzweifelt müssen die Konzerne sein, solche alten, erschöpften Vorkommen bis zum Anschlag auszubeuten? "Bis zum letzten Tropfen" ist eine spannende Spurensuche, die auf den Ölfeldern im Emsland und im Wattenmeer und auf der Bohrinsel Mittelplate in Schleswig-Holstein beginnt und bis nach Saudi-Arabien führt.

Dort haben die NDR Autoren Matthias Sdun und Jürgen Webermann unter anderem auf dem abgelegensten Ölfeld der Welt gedreht: Shaybah, in einem lebensfeindlichen Wüstenmeer gelegen, 400 Kilometer von der nächsten Siedlung entfernt. Dass Saudi-Arabien hier mit größtem Aufwand Öl fördert, ist für viele Experten ein Akt der Verzweiflung: Seit 40 Jahren haben die Saudis kein großes Vorkommen mehr entdeckt. Der Ölgigant im Mittleren Osten wankt.

Die Welt hat bislang jedenfalls keine Alternative zum Öl. Sie ist abhängig wie ein Junkie von seiner Droge. 90 Prozent aller hergestellten Produkte basieren direkt oder indirekt auf dem Rohstoff. Und so liefert der Film verblüffende Erkenntnisse: Bei VW in Wolfsburg rechnen die Forscher damit, dass wir künftig mehr Fahrrad fahren müssen. Und ein niedersächsischer Landwirt befürchtet gigantische Engpässe in der Nahrungsmittelproduktion, sollte nicht mehr genug Öl für alle da sein. Seine Kernbotschaft: Wir müssen endlich aufwachen, um das Schlimmste zu verhindern! Denn die Zeit, uns auf die Ölkrise einzustellen, wird langsam knapp."


der film ist inzwischen - ich hoffe, für länger - in der
mediathek des ndr zu sehen.

notiz: der neue bundesinnenminister...

... thomas de maiziére lässt sich anhand einer interessanten nebensächlichkeit tief in sein menschenbild blicken:

(...) "Auch würde de Maiziere die angeblich gestiegene Gewalt gegen Polizisten gern härter bestrafen - "ich halte das für nötig" - auf der nächsten Innenministerkonferenz werde es dazu "intensive Beratungen" geben. Er watschte nebenbei auch die Forscher des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen ab, die derzeit eine Studie zur Gewalt gegen Polizisten erstellen. In den ersten Fragebögen waren offenbar Fragen zum Privatleben der Beamten enthalten - etwa ob sie in Jugend oder Kindheit selbst Opfer von Gewalt waren. Damit würde suggeriert, die Polizisten trügen selbst Verantwortung für gegen sie gerichtete Gewalt, sagte de Maiziere. Es werde "diese Fragen, die das Privatleben ausforschen" mit ihm nicht geben." (...)

nun, von "suggestion" kann in diesem falle nur jemand reden, der keine ahnung von traumadynamiken, insbesondere dem phänomen der re-inszenierung traumatischer erfahrungen und der damit verbundenen täter-opfer-dialektik, hat. sachlich halte ich eine solche frage nicht nur für gerechtfertigt, sondern in bezug auf die - wie auch immer - "legitimierten" trägerInnen des staatlichen gewaltmonopols geradezu für geboten. es gibt einfach eine hohe wahrscheinlichkeit dafür, dass leute, die mit entsprechenden biographien im polizeidienst landen, dieses "gewaltmonopol" tatsächlich zum ausagieren nutzen könnten, was allerdings, wie in anderen bereichen auch, nicht mit irgendwelchen schuldfragen vermischt werden sollte. das de maiziére offensichtlich nicht anders als in kategorien von schuld als reaktion auf eine solche frage nach wichtigen biographischen einflüssen zu denken vermag, verstärkt nicht nur meinen eindruck von ihm, sondern dürfte auch generell repräsentativ für die - sozusagen instinktive ? - abwehr grosser teile der "eliten" gegen alle bestrebungen, die tieferen motivationen der in ihrem system mithandelnden besser zu begreifen, stehen.

indexaktualisierung

für neue leserInnen möchte ich nochmal auf folgendes hinweisen: um vergangene beiträge zu finden, auf die ich ja oft genug bezug nehme - weil hier thematisch vieles aufeinander bezogen ist und ich nicht immer wieder jene grundlagen wiederholen möchte, von denen ich persönlich inhaltlich ausgehe - bietet sich einmal die seiteninterne suche unten rechts in der sidebar an - zu bedienen wie jedes andere beliebige suchfeld auch.

zum anderen habe ich damals beim beginn des blogs eine extrarubik, den
index, als service für die leserInnen eingerichtet. hier sind alle thematisch relevanten beiträge seit beginn des blogs zu finden, aufgeschlüsselt mit stichworten (wenn der titel des jeweiligen beitrags nicht für sich selbst spricht). ausnahmen sind weiterhin die rubriken definitionsfragen; in eigener sache und lesen-sehen-hören (in letzterer rubrik finden sich hinweise, tipps und teils rezensionen von filmen, büchern und anderen medien, die aus meiner sicht eine gewisse zeitlosigkeit besitzen, was ihre aussagen anbelangt - darum empfehle ich hier bewusst das herumstöbern).

letzteres gilt auch für den index, weil sich eigentlich auf keinem anderen weg besser für interessierte nachvollziehen lässt, worum es hier im blog geht und warum ich wie argumentiere.

die ganz aktuelle fassung sei ausnahmsweise hier direkt verlinkt:
assoziation, notizen 2009, notizen 2008, notizen 2007, notizen 2005 / 2006, kontext und basis.

fundamentale und kontroverse diskussionen sind im
index spezial gelistet.

(und um etwaiger verwirrung der stammleserInnen vorzubeugen: aus platz- und übersichtsgründen habe ich die rubriken basis und assoziation getrennt, am inhalt ändert das natürlich nichts.)

Sonntag, 22. November 2009

notiz: lesetipps und vorschau

da ich zur zeit mal wieder keinen direkten netzzugang habe und dazu alltag und lohnarbeit ihren tribut fordern, wird es hier die nächsten wochen recht sprunghaft zugehen. aber das dürfte für viele leserInnen ja nix neues sein.

in der mache sind einmal die durch die zu diesem
beitrag zugehörige diskussion angeregte vertiefung des themas "freier wille", der ja als untergründiges motiv sowieso durch viele andere bereiche mitwandert; zum anderen gab´s vor längerer zeit in der kommentarrubrik eines beitrags mal einen kleinen disput (bzw. eher den beginn eines solchen) von mir und sansculotte bezgl. der realität des (anthropogenen) klimawandels, zu dem ich damals ebenfalls einen eigenen beitrag angekündigt hatte, was allerdings tatsächlich eine ganze ecke von der thematischen richtung des blocks wegführen würde.

nun gab es in der letzten woche erste informationen über einen
hackerangriff auf ein britisches klimaforschungsinstitut, welcher auf den einschlägigen websites bereits hohe wellen schlägt, sollen die inzwischen online veröffentlichen daten doch belegen, dass es u.a. systematische datenmanipulationen, kampagnen gegen "skeptiker" sowie eine sehr unwissenschaftliche politische "hörigkeit" bei denjenigen wissenschaftlern gäbe, die öffentlich vor dem klimawandel warnen (wobei letztere hörigkeit - oder besser abhängigkeit - von vielen wissenschaftlichen bereichen innerhalb des kapitalismus keine neuigkeit darstellt). in einem deutschen meteorologieforum, in dem auch die klimaforschung diskutiert wird, lassen sich erste bewertungen der ganzen geschichte nachlesen. und ich sehe gerade, dass inzwischen auch telepolis zum hack stellung bezieht.

weil ich persönlich nun finde, dass die bereits beobachtbaren negativen konsequenzen der klimaveränderungen weltweit im allgemeinen eher unterschätzt und/oder schlicht ignoriert werden und zudem die motivationen der "klimaskeptiker" in vielen fällen für erbärmlich halte, habe ich mir nun doch einen entsprechenden beitrag vorgemerkt - u.a. auch deshalb, weil ich den klimawandel ja seit längerem hier unter dem stichwort der krisenkaskade mit anführe und das eben auch näher begründen möchte. mit den zwei obigen projekten werde ich wahrscheinlich ordentlich beschäftigt sein.

ja, und dann steht auch mal dringend eine indexaktualisierung an. kommt innerhalb der nächsten zwei wochen.

*

dringend möchte ich daneben auch noch den hinweis von wednesday in den kommentaren zum enke-beitrag hervorheben:
"In der depressiven Falle" macht anhand des themas depression schön einige der bisher bekannten fundamentalen zusammenhänge zwischen genetischen dispositionen und umwelt deutlich und zieht sogar die verbindungslinien zum pränatalen leben ansatzweise nach - ein echtes fundstück (danke dafür!)

*

thematisch verwandt, aber noch grundsätzlicher und vielleicht wegen der seiner herkunft noch interessanter ist ein langer text, welcher folgenden satz enthält, der gleichzeitig auch das thema umreisst:


"Eine marxistische Theorie des Menschen muss jeder Vernachlässigung seiner natürlichen, biologischen, genetischen, neuro- und physiologischen Existenzbedingungen und Entwicklungsfaktoren ein Ende bereiten."

da bleibt mir nur zu sagen: na endlich!

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