notiz: fragmente einer pathologischen realität - heute mit klimawandel, überwachungsstaat, selbstverletzung, paul watzlawick und dem konstruktivismus

momentan bin ich mit diversen zuständen im real life so beschäftigt, dass ich hier nur sporadisch vorbeischauen kann. und das wird noch mindestens bis anfang nächsten monats andauern. was zur folge hat, dass es hier in den nächsten wochen eher wenig bis keine neuen schwerpunktbeiträge zu lesen geben wird. falls Sie hier regelmäßig lesen und selbst ideen bzw. anmerkungen zu den themen hier haben, die für Sie einer breiteren diskussion wert sind, wäre das jetzt eine besonders passende gelegenheit, hier als (gast-)autorIn mitzuschreiben - die kontaktmöglichkeit ist hier zu finden.

***

nun eine weitere folge der kleinen medienumschau - mir fallen mittlerweile kaum noch passende attribute für das ein, was sich gesellschaftlich derzeit alles so tut - jegliche übertreibungen werden inzwischen vom objektivistischen wüten der herrschenden funktionseliten und ihrem anhang in der bevölkerung spielend leicht übertroffen.

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gestern wurde der zweite teil des uno-reports zur globalen klimaerwärmung vorgestellt - heute sind fast alle medien voll von den aufgezeigten konsequenzen, deshalb hier nur ein hinweis auf eine zusammenfassung der wichtigsten trends.

neben den verheerenden daten ist das eigentlich interessante aber die reaktion verschiedener regierungen:

(...)"Um den Bericht der Forscher hatte es bis zuletzt großes Gerangel gegeben. Die kurze »Zusammenfassung«, die am Freitag vorgelegt wurde, wurde seit Beginn letzter Woche zwischen Wissenschaftlern und Regierungsdelegationen in Brüssel ausgehandelt. Verschiedene Staaten, darunter die USA, China und Russland, hatten bei Verhandlungen bis weit in die Nacht zum Freitag hinein den Text entschärft. Die US-Delegation sperrte sich zum Beispiel dagegen, dass für Nordamerika schwere wirtschaftliche Schäden durch den Klimawandel vorhergesagt werden sollten."(...)

offene leugung der aufziehenden realität also - aber damit dürften sich die derart handelnden (noch) übereinstimmung mit relevanten teilen der bevölkerung v.a. der westlichen staaten befinden, für die die materielle eindringlichkeit von sich massiv verändernden lebensumständen das ende von allem bedeuten wird, was sie selbst sich als sinnstiftend zu betrachten angewöhnt hat: negativer und konkretistischer materialismus, verschwendung, ungebremster konsum (regelmäßig als "genuß" fehlwahrgenommen) und die pathologische dingwelt mit all ihren von tag zu tag sichtbarer werdenden existenziellen individuellen und kollektiven schädigungen.

diese völlig in die destruktion gekippte lebensweise hat auch in früheren jahrzehnten opfer gefordert - jetzt wird diese tatsache nur in einer derartigen dimension sichtbar werden, dass all jene in einem pathologischen wahrnehmungsmodus befindlichen leute bald vor der alternative stehen, sich entweder der realität zu stellen - oder aber noch mehr als jetzt schon in ihre konstruierten und virtuellen scheinwelten abzutauchen, und sich der fiktion zu überlassen, noch über irgendetwas und irgendwen die "kontrolle zu besitzen".

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in anbetracht der inzwischen ebenfalls in die offene paranoia eintretende staatlichen überwachungsambitionen ist leider zu befürchten, dass ein relevanter teil der "eliten" nicht mehr bereit und/oder fähig dazu ist, auch nur das kleinste fitzelchen selbstkritik zuzulassen - eher wird in den gewohnten pathologischen mustern weiterexistiert, mit entsprechend pathologischen folgen für die gesamte soziale welt. alleine die nachrichten der letzten beiden wochen beschämen jeden science fiction - autoren:

Mit Stimmanalyse gegen Sozialbetrüger; Vorsorgeuntersuchung - Strichcodes für Neugeborene; die sprechenden Überwachungskameras habe ich vor einiger zeit schon mal erwähnt, ich weiß allerdings nicht mehr, ob auch schon die in den usa bereits testweise eingesetzten und in der eu ebenfalls geplanten kamerabestückten drohnen?

die wahrscheinliche kombination der beiden letztgenannten tools - vergessen Sie nicht, wo Sie leben: hier wird alles, was machbar erscheint, auch irgendwann gemacht; v.a. dann, wenn´s der "sicherheit" und dem profit dient - dürfte in naher zukunft zu einiger verwirrung in psychiatrischen praxen führen: "herr doktor, ich höre stimmen in der luft..."

schluß mit lustig. die obigen entwicklungen genauer betrachtet, fällt zunächst die jeweilige argumentation ins auge, die sie angeblich "unverzichtbar" machen: gegen "sozialbetrug" (das aus dem mund von leuten, die eine wie entfesselt explizit antisoziale politik betreiben); für den "kinderschutz" (ein ebenfalls perfides argument, da die erwähnte antisoziale politik hauptverantwortlich für die weitere produktion von schweren schäden der beziehungsfähigkeiten ist, die wiederum für kinder in ihrer entwicklung eine hauptbedrohung darstellen); bis hin zum bereits wahnhafte züge annehmenden "kampf gegen den (islamistischen) terror" (der ja bekanntlich und mindestens so viele opfer fordert wie tabak, alkohol und die bei uns üblichen verkehrsverhältnisse zusammen. oder?)

dieser "kampf gegen den terror" führt inzwischen zu interessanten bündnissen:

(...)"Am heutigen Mittwoch trifft sich der amtierende Ratsvorsitzende der EU-Innenminister in Berlin mit dem US-Minister für Homeland Security, Michael Chertoff, Russlands Präsidentenberater Viktor Iwanow und dem russischen Innenminister Raschid Nurgalijew sowie EU-Justizkommissar Franco Frattini. Schwerpunkt der Beratungen sollen zuvorderst gemeinsame Interessen im Bereich der Terrorismusbekämpfung sein. Aber auch der Grenzschutz und der Kampf gegen die Drogenproblematik in Afghanistan als Beitrag zur Stabilisierung des Landes werden besprochen."(...)

im zugehörigen forum habe ich diese saubere gesellschaft so kommentiert:

- schäuble? ohne worte.
- chertoff? dessen behörde ist markantester ausdruck der prä-faschistischen entwicklungen in den usa.
- iwanow und nurgalijew? repräsentanten eines zunehmend autoritärer werdenden staates mit mafiösen strukturen.
- frattini? repräsentant einer "union", die sich nach außen hin inzwischen grenzen aufbaut, die die ehemaligen ddr-regierenden vor neid erblassen lassen würden - geschätzte 6000 tote (offizielle spanische zahl) alleine im letzten jahr an der eu-südgrenze. und die nach innen zunehmend alle masken fallen lässt, die ihre primäre aufgabe als schutzinstitution für den extremistischen kapitalismus in den letzten jahren noch verschleiert haben mögen.

solche treffen sind im prinzip nicht anders zu sehen als die zusammenkünfte der jeweils regional agierenden örtlichen mafiagrößen. nur sind die letzteren eine unliebsame konkurrenz und deshalb "illegal" - noch.


dem möchte ich vorläufig nur noch einen aspekt anfügen: ein user bei heise hat das in einem kommentar anläßlich einer der nicht abreißenden meldungen zu neuen forderungen von innenpolitikern so ausgedrückt:

"Vielleicht sollte man sich lieber über Psychotherapien unterhalten - Herr Schäuble niedergeschossen von einem begriffslosen Attentäter, Herr Schünemann traumatisiert von einem Familienangehörigen.

Die Leute haben persönliche Probleme, die sie auf aktuelle Tagespolitik projizieren. Krankhaftes Verhalten, meiner Meinung nach."


das dürfte nicht allzuweit von der realen lage entfernt sein - wobei ich bei schäuble, der mittlerweile neben vielen anderen "maßnahmen" auch danach trachtet, eine zentrale fingerabdruckdatei faktisch der gesamten bevölkerung der brd zu schaffen (es ist lediglich eine frage der zeit, wann nach dem reisepass auch der banale personalausweis die fingerabdrücke enthalten wird) -

"Die Union will künftig die Fingerabdrücke nicht nur im Chip des biometrischen Reisepasses speichern. Die Daten sollen vielmehr zusätzlich bei den Meldeämtern hinterlegt werden."

schon früher spekuliert hatte:

(...) sind hier nicht so langsam alle relationen verrutscht? ist ein herr schäuble eigentlich mal nach dem attentat auf ihn hinsichtlich in diesem speziellen fall sehr nachvollziehbarer paranoider symptome untersucht worden? (...)

wobei ich das modifizieren möchte: wenn Sie sich einmal die biographie dieses mannes betrachten, werden Sie zwar feststellen, dass der vermutlich größte teil seiner reaktionär-repressiven ansichten tatsächlich für die zeit nach dem attentat auf ihn verzeichnet wird. das sollte jedoch nicht den blick dafür trüben, dass er schon lange vorher bestimmte eigenschaften aufgewiesen haben muss, die für den aufstieg in den heutigen elitären hierarchien unverzichtbar erscheinen. diese tendenziell antisozialen eigenschaften können durchaus mittels einem klassischen trauma nochmals verschärft und in eine enger werdende - paranoide - tunnelrealität gelenkt worden sein.

ursächlich verantwortlich für die derzeit wie tägliche hagelschläge niedergehenden rufe nach mehr "sicherheit" aka überwachung von faktisch allem und jedem halte ich ihn jedoch nicht - eher wird es, wenn die obige hypothese zutrifft, so sein, dass sich schäuble aufgrund seines psychophysischen zustand besonders gut als bündler von trends eignet, die sowieso in der luft der verfallenden und sich als reaktion darauf zu repressiv-totalitären apparaten verwandelnden westlichen staaten liegen. was sein handeln allerdings kein stück besser macht.

*

einem hinweis von sansculotte (danke dafür) folgend, bin ich wiedermal auf ein interessantes studienergebnis gestoßen - thema selbstverletzendes verhalten (svv):

"Nach Angaben von Ärzten gibt es «eine Welle des Ritzens unter den Jugendlichen». Mit «Ritzen» sei die häufigste Form der Selbstverletzung gemeint, bei der die Betroffenen sich selbst schneiden, erklärte Paul Plener, Arzt an der Ulmer Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, am Donnerstag. Wie aus ersten Ergebnissen einer Studie über das Problem hervorgeht, verletzen sich Mädchen häufiger absichtlich als Jungen.

In der Hauptschule gibt es demnach mehr junge Leute, die sich selbst Schmerzen zufügen als in den anderen Schultypen. Ein Unterschied zwischen Stadt und Land ließ sich nicht ausmachen.

«Die meisten fügen sich Schmerz oder Verletzungen zu, indem sie sich schneiden, kratzen oder schlagen», erklärte Plener, der die Studie leitet. «Die meisten beginnen mit dem selbstverletzenden Verhalten im Alter von 13 oder 14 Jahren.» Ein Viertel der Jugendlichen, die sich an der neuen Studie beteiligten, gab an, sich zumindest schon einmal absichtlich verletzt zu haben. Etwa neun Prozent der Befragten tue dies immer wieder."(...)


mir erscheint es ziemlich wichtig, die individuelle und kollektive wahrnehmung dahingehend ein stückchen gesünder werden zu lassen, indem die uns allen geläufige fragmentierte bzw. dissoziierte wahrnehmungsweise in möglichst vielen bereichen überwunden wird - und das kann u.a. dadurch geschehen, dass die eigene intuition als wahrnehmungsweise geschärft wird. in diesem konkreten fall behaupte ich, dass die obige meldung mit denjenigen weiter oben nicht nur zusammenhängt, sondern sich sogar als sehr logische fortsetzung lesen lässt:

wenn eine verdinglichende wahrnehmung dazu führt, die permanent vorhandenen und vielfältigen beziehungen des menschlichen lebens zur belebten und unbelebten umwelt nicht mehr wahrnehmen zu können u.a. mit der folge, dass diese umwelt in all ihren aspekten als tot und ausbeutbar betrachtet wird (eine der wesentlichen ursachen für jegliche umweltschäden, auch den klimawandel);

wenn die gleiche wahrnehmungsart dazu führt, dass potenziell alle lebensäußerungen als erstmal verdächtig angesehen werden (kontrollwahn, hängt mit der grundsätzlich paranoiden komponente zusammen, die der verdinglichen und objektivierenden wahrnehmung im dominanten zustand zu eigen ist), und damit besonders lebendiges und spontanes, auch positiv-aggressives verhalten mit mißtrauen beäugt wird (zugelassen ist mehr und mehr nur noch die eventförmige simulation von lebendigkeit, an der sich etwas verdienen und mittels des inszenierten charakters auch kontrollieren lässt), werden die objektivistisch-verdinglichenden anteile der menschlichen struktur, die sich eh bei vielen durch die gewaltförmige tradition des umgangs mit kindern breits in einer schieflage befinden dürfte, nochmals derart verstärkt, dass in der folge eine selbstverdingliche wahrnehmungsweise derart dominant werden kann, dass sie manifeste symptome hervorbringt - oder anders: dass sie selbst nach außen in den für sie typischen formen wahrnehmbar wird.

ich fürchte, das genau dieser fall bei den weitaus meisten derjenigen, die svv praktizieren, gegeben ist. warum ich eine selbstverdinglichung als voraussetzung dafür für unabdingbar halte, lässt sich hier nachlesen.

in einem interview mit dem autor eines neuen buches zum thema svv und verwandtes äußert sich dieser zur frage der normalität so:

Volksstimme : Was sind die Beweggründe von Menschen, diese Torturen auszuhalten oder sogar an sich vorzunehmen ?

Kasten : Die Motive diese Menschen sind so vielfältig wie die Formen der Körpermodifi - kationen selbst. Einige möchten so ihre körperliche Attraktivität erhöhen oder sind auf der Suche nach Identität. Andere signalisieren mit ihrem Aussehen Protest gegen die Gesellschaft. Manchmal sind auch sexuelle Motive im Spiel, Sadomasochismus oder das Bedürfnis nach Grenzerfahrungen. Andere treibt starker Leidensdruck. Mancher bizarre Eingriff geschieht auch als Folge psychischer Erkrankung.

Volksstimme : Lassen sich die die beschriebenen Eingriffe am Körper in normale und krankhafte Praktiken einteilen ?

Kasten : Auch, wenn einige außergewöhnliche Phänomene Staunen hervorrufen, ist eine Unterscheidung in kranke und normale Körpermodifi kationen schwierig. Denn was Menschen als normal ansehen, ist dem ständigen Wandel unterworfen. Noch vor hundert Jahren waren auch Schönheitsoperationen unvorstellbar."(...)


eine ausweichende antwort, wie ich finde. ich kann mich aus den 70er jahren definitiv nicht an solche praktiken im nahen und auch erweiterten sozialen umfeld als jugendlicher erinnern (was nicht heißt, diese zeit zu glorifizieren - versteckte selbstschädigung zb. mittels alkohol gab´s damals genauso wie heute. aber die jeweils dahinterliegenden psychophysischen strukturen weisen für mich qualitative unterschiede auf).

natürlich ist normalität relativ und wandelbar, aber hier geht es zu einem großen teil um destruktive praktiken, die sich zwingend als ganz massive folge massiver wahrnehmungsstörungen interpretieren lassen - wenn derartiges inzwischen als "normalität" betrachtet wird, gewinnt die these von um sich greifenden und zumindest funktionell autistischen wahrnehmungsmodi weiter an gewicht.

*

die dominanz von geistigen strömungen wie dem konstruktivismus halte ich dabei bekanntlich ebenfalls für einen ausdruck des eben im letzten satz geschriebenen. einer seiner bekanntesten vertreter im bereich der psychologie, paul watzlawick, ist nun vor einigen tagen verstorben. und im blog von che gibt es einen kleinen nachruf, dessen inhaltlichen tendenzen ich mich allerdings nicht anschließen kann - ich vermute eher, dass eine zukünftige betrachtung von watzlawicks arbeiten nicht besonders positiv ausfallen wird.

warum? weil er sich mit etlichen seiner grundaussagen in die reihe der großen de-realisierer stellt - zur kritik an konstruktivistischen ansätzen ist hier einiges an wichtigen grundlagen zu lesen, spezieller dann - u.a. zum ständig falsch begriffenen angeblichen paar subjektivität/objektivität und zum entscheidenden unterschied zwischen konstruktion als funktion und als seinsweise - im beitrag zum "neurolinguistischen programmieren", welches sich nicht zufällig eben auch auf watzlawick beruft - und auch gleichzeitig mit watzlawick auf die "philosophie des als-ob" von hans vaihinger. wobei watzlawick gleich auch eine sog. therapie des als-ob" proklamiert hat:

(...)"Wir können also im Anschluss an Nietzsche und Vaihinger (Philosophie des Als Ob) sagen, dass alle Selbstdeutungen lebenserhaltende und lebenssteigernde Fiktionen sind. In diesem Sinne ist auch der Satz zu verstehen "es ist nie zu spät eine glückliche Kindheit zu haben". Der fiktionale Charakter des so genannten as-if frames im NLP ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich die Gründer des NLP bewusst in die Tradition des Fiktionalismus à la Vaihinger gestellt haben. Und auch Watzlawick nennt seinen Ansatz eine "Therapie des als ob".(...)

das alles ist zum größten teil typisch westlich-pseudophilosophische - ja, kopfwichserei. da eine umfassende kritik des konstruktivismus mindestens noch einen eigenen beitrag erfordert (und auch zukünftig bekommen wird), für den moment nur ein komprimiertes konzentrat der antikonstruktivistischen kritik.

die zum konstruktivistischen leitsatz geronnene phrase "wahrheit ist die erfindung eines lügners" des heinz von foerster scheint auf den ersten blick einleuchtend zu sein, v.a. erscheint die begründung für diese aussage sympathisch:

(...)„Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners, damit ist gemeint, dass sich Wahrheit und Lüge gegenseitig bedingen: Wer von Wahrheit spricht, macht den anderen direkt oder indirekt zu einem Lügner. Diese beiden Begriffe gehören zu einer Kategorie des Denkens, aus der ich gerne heraustreten würde, um eine ganz neue Sicht und Einsicht zu ermöglichen. Meine Auffassung ist, dass die Rede von der Wahrheit katastrophale Folgen hat und die Einheit der Menschheit zerstört. Der Begriff bedeutet - man denke nur an die Kreuzzüge, die endlosen Glaubenskämpfe und die grauenhaften Spielformen der Inquisitions - Kriege. Man muss daran erinnern, wie viele Millionen von Menschen verstümmelt, gefoltert und verbrannt worden sind, um die Wahrheitsidee gewalttätig durchzusetzen.“(...)

aber auf den zweiten blick: gehen Sie mit dieser aussage zu folteropfern, zu überlebenden des holocausts, zu vergewaltigten frauen und geprügelten kindern...na, fällt Ihnen was auf?

ich hatte es ebenso im nlp-beitrag schon geschrieben: all diejenigen, die zb. die realität des holocaust leugnen, agieren implizit konstruktivistisch. diese andere seite der angeblich so humanen medaille fällt den propagandistInnen der systematischen de-realisierung authentischer wahrnehmungen und der relativierung destruktiver verhaltensweisen natürlich niemals auf...

das hehre motiv von der "einheit der menschheit" wird in dieser logik damit versucht umzusetzen, indem letztlich gesagt wird: "schwamm drüber. alle haben ihre eigene realität, die irgendwo berechtigt ist, da jede realität eine konstruierte fiktion darstellt." vor allem die damit verbundene implizite konsequenz, dass damit jede verhaltensweise tolerierbar werden muss (es gibt ja durch den wegfall der kategorie wahrheit auch folglich keine maßstäbe für gut und böse mehr), ist eine ausdrücklich täterfreundliche fiktion.

das der begriff der wahrheit tatsächlich zur rechtfertigung von und für destruktive fiktionen benutzt wird und wurde, macht ihn deswegen absolut nicht überflüssig. wie üblich in den bekannten westlichen philosophischen strömungen, wird schlicht ihre eigene - und wichtigste - voraussetzung vergessen: sie stammen alle aus einer kultur mit verbreiteten traumatischen sozialstrukturen, die sie unreflektiert wiederspiegeln. die real nicht begründbare dominanz, die sie allesamt dem "geistigen" (aka objektivistischen) teil des menschen zusprechen, ist bereits teil einer traumainduzierten strukturellen fragmentierung auch und gerade bei denjenigen, die solche konstrukte entwickeln. sie tun das aus ihrer eigenen - bereits geschädigten - wahrnehmung heraus und setzen die ergebnisse dann als generelles und absolutes.

damit verbunden ist regelmäßig und zwangsläufig die verleugnung des körpers (wobei diese nicht platt wie bspw. im christentum (fiktion religiösen typs), sondern subtiler stattfindet - körperliche vorgänge gerade in sozialen beziehungen werden hier grundsätzlich als manipulierbar verstanden, eine konstellation, die nur bei einer bereits vorhandenen opposition (virtuelles) "geistiges ich" vs. körper überhaupt möglich ist) und der in ihm basierten möglichkeiten der authentischen wahrnehmung, auf der jede authentische - d.h. vollständige und auch gesunde - menschliche identität beruht. die durch die traditionellen erziehungspraktiken verhinderte bzw. gestörte entwicklung dieses identitätsgefühls führt zwangsläufig zu kompensationsversuchen in form von fiktionen und konstruktionen - zu als-ob-realitäten bzw. virtuellen simulationen. die von von foerster angeführten beispiele wie die kreuzzüge stellen letztlich materielle umsetzungen von als-ob-realitäten wie "göttern" (und auch "nationen") dar - und die werden nicht grundsätzlich mittels anderer simulationen aus der welt geschafft (was der konstruktivismus vorschlägt, und besonders watzlawick mit seiner "als-ob-therapie", die zb. bei traumatisierten, deren authentische gewalterfahrungen ganz real in neuronalen sub-netzwerken des gehirns und auch im körpergedächtnis gespeichert sind, dazu führt, dass die betroffenen diese erfahrungen verleugnen, als fiktion betrachten sollen), sondern einzig und alleine durch die in allen menschen grundsätzlich angelegte volle entfaltung bzw. wiedererlangung der authentischen, körperlich basierten wahrnehmung mit all ihren beziehungsoptionen

authentische wahrnehmung bedeutet auch, dass es ein untrügliches - intuitives - gefühl für wahr und falsch gibt. auch für das, was tatsächlich humanes verhalten betrifft (einfach die folge von funktionierenden empathischen fähigkeiten). wer empathiefähig ist, weiß um die wahrheit dessen, was folterüberlebende, geprügelte kinder... erleben mussten. und wer diese authentische realität durch alberne konstrukte und fiktionen entwerten und de-realisieren will, übt letztlich ein zweites mal gewalt aus, verbündet sich mit den tätern und macht eine pathologische wahrnehmung zur normalität.

und das letztere ist, auf den aus jeder emanzipatorischen perspektive betrachtet völlig unakzeptablen punkt gebracht, die wahrheit über den konstruktivismus. wie gesagt in situationsbedingter kurzform.

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