assoziation: soziale trance
den begriff hatte ich gerade unten in einem kommentar benutzt, und habe dann gleichmal aus neugier gegoogelt - mit dem begriff als phrase und lediglich zwei treffern - schon bemerkenswert, wie ich finde - als ergebnis, und dazu beziehen sich beide auf den gleichen text. der allerdings hat es in sich und nach dem ersten überblick finde ich die dort vorgestellten thesen hochinteressant. werde versuchen, noch genauer inhaltlich darauf einzugehen, aber ich möchte Ihnen diese rezension sehr empfehlen - auszüge:
"Damit ist die eigene Sozialisation bereits eine Art "Trance", und die tranceerzeugenden Gedankenkreise bestehen dann in "Du darfst nicht.., Du mußt.., Das gehört sich so.., das ist vernünftig.., das ist logisch....", mit denen ein jeder von uns aufgewachsen ist und die uns in Form eines Konsens über das, was Realität, "richtiges" Verhalten, und Denken ist, das Leben in der Gemeinschaft überhaupt ermöglichen."
"Nach Wier ist Trance eine bestimmte Art der Dissoziation: Etwas, was wir automatisch machen und uns daher nicht bewußt ist, wie z. B. zu gehen, Autozufahren, den Schlüssel zu verlegen ...
Trancezustände erlauben uns unsere Aufmerksamkeit zu konzentrieren, und viele wunderbare Dinge zu kreieren oder zu machen, aber andererseits verhindern sie so auch eine breite Aufmerksamkeit und vereiteln uns die Wahl. Nach Wier sind Trancezustände in unserem Leben normal, wir nehmen sie nur nicht als solche wahr, nur wenn sie uns besondere Freude (beim Tanzen, Musikhören, nachdenken...) oder Probleme bereiten ( Zerstreutheit, Suchtverhalten, unnötig einseitige schlechte "Filme"). Andererseits sollte uns diese Definition dazu anregen Trancezustände nicht mehr als etwas Ungewöhnliches zu betrachten, wozu wir lediglich Hexen, Hypnose, Stammestänze, Schamanismus,assoziiern, sondern auch all die anderen unserer Bewußtseinszustände der Menschen unter diesem Aspekt zu durchleuchten."
"Wenn wir überlegen wie sehr intensive Gefühle, wie Eifersucht, Panik abgrundtiefer Haß, Liebe, Leidenschaft,Massen hysterie die Menschen in Rage versetzt, zu was für irrsinnigen Aktionen Menschen beispielsweise in Kriegszuständen usw fähig sind, die hinterher aufkeine vernünftige Art erklärt werden können, erscheint der Verdacht auf einen veränderten Bewußtseinszustandes gar nicht so weit hergeholt.
Oder denken wir an die Schmerzen einer Geburt, oder wozu Menschen nach schlimmsten Verletzungen, abgerissenen Gliedern noch fähig sind. Eine interessante Frage wäre dabei auch welche körpereigenen Drogen an diesen außergewöhnlichen Bewußtseinszuständen beteiligt sind. Wie verändern die biochemischen Prozesse innerhalb des Körpers unseren Bewußtseinszustand unsere Wahrnehmung ? Adrenalin, Serotonin, Dopamin.. Sind sie die Auslöser von Trancezuständen oder die Folge ? Nach Wier helfen Trancezustände Schmerzen zu reduzieren, ob Körperlichen wie in der Hypnose in der Zahnarztpraxis, oder Seelischen, durch Religion, durch Arbeit, oder durch Alkohol.
Werden unsere körpereigene Drogen meist nur während sehr heftiger Trancezuständen, in Situationen in denen es um den psychischen und physischen Tod geht aktiviert, in Nahtoderfahrungen, im Zerfall des Selbst, in Erschöpfungszuständen, durch Hunger und Durst, durch Einnahme von Psychedelika, vor und während des Schlafs, im Träumen...
Welche Rolle spielen dabei äußerliche Faktoren, monotone Musik, Lautstärke, Ruhe, Licht , fesselnde Bücher und mitreißende Redner. Was sieht und erlebt der Mensch dabei ?
Wie real sind Gespräche mit anderen Entitäten, Verstorbenen, Reisen durch Raum und Zeit ? Sind sie Anteile unseres zerfallenen Selbsts, ist das, was wir wahrnehmen das Ergebnis,die Auswirkungen unserer Angst oder der Art und Weise wie unsere Psyche solche Extremsituationen verarbeitet?
Sind die guten und bösen Geister, Gott und der Teufel, Religion eine Ausgeburt der labilen menschlichen Psyche? Entstanden aus unserer Angst vor Tod und Schmerz und unserer Unfähigkeit den Zufall, das Chaos, die Sinnlosigkeit des Lebens zu ertragen."
ich bin gerade sehr aufmerksam geworden - gerade die letzten fragen werden z.b. bei deMause bejahend beantwortet, und aus den allegemein traumatischen sozialisationsprozessen heraus erklärt (die "sinnlosigkeit" des lebens ist sehr wahrscheinlich eine direkte wahrnehmungskonsequenz gewalttätiger erziehung). sowieso scheinen autor und rezensentin des buches die verbindungen zu den psychischen störungen im bereich trauma/borderline nicht zu erkennen (nicht als vorwurf gemeint - themenspezifische spezialisierung bringt das meistens mit sich).
"Menschliche Gemeinschaften haben sich schon immer das eingeschränkte soziale Benehmen der Menschen, verursacht durch Trance, nutzbar gemacht: in Form von Gesetzen, Ritualen, Moralvorschriften, Training.
Denn es braucht einfach zu viel kognitive Energie, das Unübliche, das, was herausfällt, zu verstehen. Daher wurde das was gegen die Norm verstößt schon immer bekämpft .
Nach Wier sollten sich die Menschen mehr bewußt darüber werden, wie sehr sie manipuliert und mißbraucht werden, bezüglich dem was Realität ist, was normal ist, was rational oder irrational ist.
Bevor sie immer mehr unkontrollierte Trancezustände schaffen, sollten sie sich lieber erst darum bemühen, aus den alten, krankmachenden Mustern herauszukommen. Es braucht große Anstrengung und Mut diesen starken Kräften zu widerstehen, die uns dazu bewegen z. B. den Fernseher nach der Arbeit anzuschalten, der Mode nachzurennen, ans Telefon zu rennen, wenn es läutet, den Tag zu verplanen und diese Verhaltensweisen zu ändern.
Psychotherapeuten können helfen eingefahrene Angewohnheiten, die zu Leid führen, zu ändern, indem sie die eingeengte Wahrnehmung versuchen zu erweitern und so neue Handlungswege aufzeigen .
Es gibt nach Wier keinen vernünftigen Grund irgendjemanden oder etwas zu vergöttern, in ihm nur das absolut ganz Gute zu sehen, und es als heilbringend zu verehren oder im Gegenteil etwas zu verteufeln, nur Schlechtes in ihm zu sehen. Es sei denn es handelt sich dabei um eine eingeengte Wahrnehmung und den daraus folgenden Projektionen und Halluzinationen.
Weil es sowohl den herschenden wie den beherschten Menschen überfordert, genauer zu differenzieren, flüchten sie sich in vorgegebene Formen der eingeengten Wahrnehmung, wo feste Meinungen bereits vorgegeben sind, die "Welt" bereits geordnet ist, wo Informationen gefiltert werden oder geschönt wird, in Religionen, in Parteien, in Arbeit, in Konsum, zum Fernseher, in (heterosexuelle) Liebesbeziehungen, in Sucht.
Diese soziale Trance beeinhaltet also in sich einen sich selbst aufrechterhaltenden Loop, angefangen beim kranken Individuum, über die leidende Familie, über den Arbeitsplatz, der verloren geht, zur maroden Institutionen, von dort wieder zum Individuum .
Sie schränkt die Wahrnehmung ein, jeder kümmert sich nur um seinen Part und verhindert gleichzeitig Kommunikation."
"Viele Aspekte eines Kriegszustandes deuten auf einen Zustand der Trance hin, wie Wier ihn beschreibt hin, mit all seinen Implikationen bezüglich veränderter geistiger und körperlichen Funktionen: Ein absoluter Ausnahmezustand.
In diesem kollektiven Tranceereignis, konnte und kann Schreckliches passieren, wie ein schlinmmer Film, ein böser Geist, etwas, was sich nur auf der Ebene dieses veränderten Bewußtseins abspielt, und außerhalb davon völlig unverständlich und unfaßbar ist."
sehr, sehr interessant. vielleicht können die interessierten leserInnen hier die eigenen gedanken ergänzend zusammentragen? ich werde hier vermutlich selbst noch einiges nachzutragen haben.
"Damit ist die eigene Sozialisation bereits eine Art "Trance", und die tranceerzeugenden Gedankenkreise bestehen dann in "Du darfst nicht.., Du mußt.., Das gehört sich so.., das ist vernünftig.., das ist logisch....", mit denen ein jeder von uns aufgewachsen ist und die uns in Form eines Konsens über das, was Realität, "richtiges" Verhalten, und Denken ist, das Leben in der Gemeinschaft überhaupt ermöglichen."
"Nach Wier ist Trance eine bestimmte Art der Dissoziation: Etwas, was wir automatisch machen und uns daher nicht bewußt ist, wie z. B. zu gehen, Autozufahren, den Schlüssel zu verlegen ...
Trancezustände erlauben uns unsere Aufmerksamkeit zu konzentrieren, und viele wunderbare Dinge zu kreieren oder zu machen, aber andererseits verhindern sie so auch eine breite Aufmerksamkeit und vereiteln uns die Wahl. Nach Wier sind Trancezustände in unserem Leben normal, wir nehmen sie nur nicht als solche wahr, nur wenn sie uns besondere Freude (beim Tanzen, Musikhören, nachdenken...) oder Probleme bereiten ( Zerstreutheit, Suchtverhalten, unnötig einseitige schlechte "Filme"). Andererseits sollte uns diese Definition dazu anregen Trancezustände nicht mehr als etwas Ungewöhnliches zu betrachten, wozu wir lediglich Hexen, Hypnose, Stammestänze, Schamanismus,assoziiern, sondern auch all die anderen unserer Bewußtseinszustände der Menschen unter diesem Aspekt zu durchleuchten."
"Wenn wir überlegen wie sehr intensive Gefühle, wie Eifersucht, Panik abgrundtiefer Haß, Liebe, Leidenschaft,Massen hysterie die Menschen in Rage versetzt, zu was für irrsinnigen Aktionen Menschen beispielsweise in Kriegszuständen usw fähig sind, die hinterher aufkeine vernünftige Art erklärt werden können, erscheint der Verdacht auf einen veränderten Bewußtseinszustandes gar nicht so weit hergeholt.
Oder denken wir an die Schmerzen einer Geburt, oder wozu Menschen nach schlimmsten Verletzungen, abgerissenen Gliedern noch fähig sind. Eine interessante Frage wäre dabei auch welche körpereigenen Drogen an diesen außergewöhnlichen Bewußtseinszuständen beteiligt sind. Wie verändern die biochemischen Prozesse innerhalb des Körpers unseren Bewußtseinszustand unsere Wahrnehmung ? Adrenalin, Serotonin, Dopamin.. Sind sie die Auslöser von Trancezuständen oder die Folge ? Nach Wier helfen Trancezustände Schmerzen zu reduzieren, ob Körperlichen wie in der Hypnose in der Zahnarztpraxis, oder Seelischen, durch Religion, durch Arbeit, oder durch Alkohol.
Werden unsere körpereigene Drogen meist nur während sehr heftiger Trancezuständen, in Situationen in denen es um den psychischen und physischen Tod geht aktiviert, in Nahtoderfahrungen, im Zerfall des Selbst, in Erschöpfungszuständen, durch Hunger und Durst, durch Einnahme von Psychedelika, vor und während des Schlafs, im Träumen...
Welche Rolle spielen dabei äußerliche Faktoren, monotone Musik, Lautstärke, Ruhe, Licht , fesselnde Bücher und mitreißende Redner. Was sieht und erlebt der Mensch dabei ?
Wie real sind Gespräche mit anderen Entitäten, Verstorbenen, Reisen durch Raum und Zeit ? Sind sie Anteile unseres zerfallenen Selbsts, ist das, was wir wahrnehmen das Ergebnis,die Auswirkungen unserer Angst oder der Art und Weise wie unsere Psyche solche Extremsituationen verarbeitet?
Sind die guten und bösen Geister, Gott und der Teufel, Religion eine Ausgeburt der labilen menschlichen Psyche? Entstanden aus unserer Angst vor Tod und Schmerz und unserer Unfähigkeit den Zufall, das Chaos, die Sinnlosigkeit des Lebens zu ertragen."
ich bin gerade sehr aufmerksam geworden - gerade die letzten fragen werden z.b. bei deMause bejahend beantwortet, und aus den allegemein traumatischen sozialisationsprozessen heraus erklärt (die "sinnlosigkeit" des lebens ist sehr wahrscheinlich eine direkte wahrnehmungskonsequenz gewalttätiger erziehung). sowieso scheinen autor und rezensentin des buches die verbindungen zu den psychischen störungen im bereich trauma/borderline nicht zu erkennen (nicht als vorwurf gemeint - themenspezifische spezialisierung bringt das meistens mit sich).
"Menschliche Gemeinschaften haben sich schon immer das eingeschränkte soziale Benehmen der Menschen, verursacht durch Trance, nutzbar gemacht: in Form von Gesetzen, Ritualen, Moralvorschriften, Training.
Denn es braucht einfach zu viel kognitive Energie, das Unübliche, das, was herausfällt, zu verstehen. Daher wurde das was gegen die Norm verstößt schon immer bekämpft .
Nach Wier sollten sich die Menschen mehr bewußt darüber werden, wie sehr sie manipuliert und mißbraucht werden, bezüglich dem was Realität ist, was normal ist, was rational oder irrational ist.
Bevor sie immer mehr unkontrollierte Trancezustände schaffen, sollten sie sich lieber erst darum bemühen, aus den alten, krankmachenden Mustern herauszukommen. Es braucht große Anstrengung und Mut diesen starken Kräften zu widerstehen, die uns dazu bewegen z. B. den Fernseher nach der Arbeit anzuschalten, der Mode nachzurennen, ans Telefon zu rennen, wenn es läutet, den Tag zu verplanen und diese Verhaltensweisen zu ändern.
Psychotherapeuten können helfen eingefahrene Angewohnheiten, die zu Leid führen, zu ändern, indem sie die eingeengte Wahrnehmung versuchen zu erweitern und so neue Handlungswege aufzeigen .
Es gibt nach Wier keinen vernünftigen Grund irgendjemanden oder etwas zu vergöttern, in ihm nur das absolut ganz Gute zu sehen, und es als heilbringend zu verehren oder im Gegenteil etwas zu verteufeln, nur Schlechtes in ihm zu sehen. Es sei denn es handelt sich dabei um eine eingeengte Wahrnehmung und den daraus folgenden Projektionen und Halluzinationen.
Weil es sowohl den herschenden wie den beherschten Menschen überfordert, genauer zu differenzieren, flüchten sie sich in vorgegebene Formen der eingeengten Wahrnehmung, wo feste Meinungen bereits vorgegeben sind, die "Welt" bereits geordnet ist, wo Informationen gefiltert werden oder geschönt wird, in Religionen, in Parteien, in Arbeit, in Konsum, zum Fernseher, in (heterosexuelle) Liebesbeziehungen, in Sucht.
Diese soziale Trance beeinhaltet also in sich einen sich selbst aufrechterhaltenden Loop, angefangen beim kranken Individuum, über die leidende Familie, über den Arbeitsplatz, der verloren geht, zur maroden Institutionen, von dort wieder zum Individuum .
Sie schränkt die Wahrnehmung ein, jeder kümmert sich nur um seinen Part und verhindert gleichzeitig Kommunikation."
"Viele Aspekte eines Kriegszustandes deuten auf einen Zustand der Trance hin, wie Wier ihn beschreibt hin, mit all seinen Implikationen bezüglich veränderter geistiger und körperlichen Funktionen: Ein absoluter Ausnahmezustand.
In diesem kollektiven Tranceereignis, konnte und kann Schreckliches passieren, wie ein schlinmmer Film, ein böser Geist, etwas, was sich nur auf der Ebene dieses veränderten Bewußtseins abspielt, und außerhalb davon völlig unverständlich und unfaßbar ist."
sehr, sehr interessant. vielleicht können die interessierten leserInnen hier die eigenen gedanken ergänzend zusammentragen? ich werde hier vermutlich selbst noch einiges nachzutragen haben.
monoma - 22. Nov, 13:28
Unzulässige Verallgemeinerungen eines europäischen Gehirns
Zunächst: ich war zu ungeduldig, den Text bis zum Ende durchzugehen, weil mir gleich eingangs ein paar Sachen aufgefallen sind, die ich nicht unkommentiert lassen möchte.
1. Die Überbewertung der kognitiven Aspekte des menschlichen Bewusstseins. Um das Bewusstsein und seine verschiedenen Zustände zu verstehen, mag es sich ja aufdrängen, die kognitiven Funktionen (Denken, Vorstellungen, Ideen,...) zuerst zu betrachten. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Weitaus entscheidender für den Gesamtzustand des Bewusstseins ist seine Verankerung im Gefühlsbereich. Es sind die Emotionen, die letztendlich die Handlungsimpulse geben, und es ist die emotional eingefärbte "Gestimmtheit" des Bewusstseins, die darüber entscheidet, welche Prioritäten es setzt oder wohin es seine Aufmerksamkeit wendet. Die Stimmung, in der sich die Person befindet, entscheidet über seine Prioritäten, über seine Bereitschaft, sozial zu interagieren und zu handeln, und ergo über sein Bewusstseinsniveau. Es sind die Bedürfnisse, die das Bewusstsein anleiten, nicht umgekehrt. Im Gegenteil: die kognitiven Funktionen haben eher unterstützende Aufgaben.
2. Dementsprechend läßt sich "Trance", der Zustand "eingeschränkter oder eingeengter Wahrnehmung", nicht vollständig aus den kognitiven Funktionen des Bewusstseins erklären. Ich behaupte, dass gerade die Abwehr von Gefühlen und Bedürfnissen eine wesentliche Rolle beimEntstehen tranceartiger Zustände spielt. Es scheint, dass gerade ein vage gespürter innerlicher Druck, ein Unbehagen, das die Grenze zum Bewältigbaren überschritten hat, den Organismus in Trance kippen lässt. Überwältigende Gefühle (Flooding) führen, wie wir aus der Traumaforschung wissen, zur Dissoziation.
3. Kurz: Trance hat seine Wurzeln im Emotionalen. Trance ist eine Copying (Bewältigungs)-Strategie und erinnert sehr an das Freezing bei akuter Stressreaktion.
4. Die Überbetonung des kognitiven Aspekts führe ich auf die Prioritäten eines Gehirns zurück, das nur noch den kognitiven Bereich seines Bewusstseins wahrnimmt, weil es die Gefühle als gefährlich interpretiert und nahezu vollständig verdrängt. Meditation ist eine dieser Strategie entsprechende Technik. Auch in der Meditation werden Gefühle mithilfe von Wahrnehmungsausschluss extrem augeblendet.
5. Die Ursachen für eine derartige Strategie eines Gehirns, das sich rettet, indem es sich nur auf seine kognitiven Aspekte konzentriert, sehe ich in der zivilisatorischen Zurichtung dieses Gehirns. Die zivilisatorische Disziplinierung ist wahrscheinlich in der europäischen Kultur besonders ausgeprägt. Bestimmte kulturtypische, immer wieder auftretende Themata und Topoi weisen darauf hin, dass zivilisatorische Disziplinierung eng verbunden ist mit: Angst vor Gefühlen, Angst vor dem Unberechenbaren, Angst vor dem Chaos. Deutlich wird diese Panik in solchen Sätzen, die sich in der Rezension finden: "Die ungefilterte Wirklichkeit würde für den Menschen Chaos bedeuten, die uneingeschränkte Vielfalt, alle Möglichkeiten, die offenstehen... Es wäre ihm ein riesen Energieaufwand, oder sogar unmöglich sich allem gleichzeitig bewußt zu sein, alles zu verstehen und auch noch zu wählen, von dem was auf ihn eindringt, deswegen muß der Mensch schon vorher aussortieren, um nicht in Angst und Panik zu geraten. "
Das ist reinster "horror chao", die blanke Angst, die sich möglicherweise daraus ergibt, dass Durchschnittseuropäer in ihrer zivilisatorischen Disziplinierung so zugerichtet werden, dass ihr
6. Gehirn nahezu ständig von Katecholaminen und Neurotransmittern, die unspezifische Stressoren darstellen, wie etwa Dopamin überflutet ist. Diese Gehirn muss fast ausschließlich mit Selbstberuhigung in Zaum gehalten werden oder seinen ständig erhöhten Erregungszustand fast unablässig ausagieren. Die besondere Aggressivität europäischer Kolonisatoren, die fast alle kolonisierten Völker für erwähnenswert halten, mag ein weiteres Indiz für diesen besonderen physiologischen Zustand europäischer Gehirne sein. Es sind Gehirne, die ständig unter Stress stehen. Und Gehirne, die ständig gestresst sind, bedienen sich häufig der Trance als einer dem Organismus zur Verfügung stehenden Copying-Strategie.
Das wär's fürs Erste, es mag ein bisschen scharf formuliert sein, aber so ist die Tendenz, die ich bemerke. Vielen Dank noch für die ausführliche Antwort auf den vorigen Kommentar.
Viele Grüße
s
hallo sansculotte,
erstmal danke jedenfalls für das "futter" :-)
mo
ps: das fragliche buch ist wohl auch schon deutschsprachig erhältlich.