notiz: zu zwei hier bisher weniger...
...thematisierten psychiatrischen diagnosen fanden sich in der letzten zeit zwei meldungen, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte - gerade weil sie wieder einmal grundsätzliche probleme der aktuellen diagnostischen modelle deutlich machen.
*
zum einen wäre da die folgende aussage zum "aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom" adhs (das ist nicht das gleiche wie ads - der inhaltliche unterschied ist mit dem "h" in der abkürzung bereits deutlich):
"Die Krankheit wird häufig als Borderline- oder bipolare Störung fehldiagnostiziert und fehlbehandelt,..."
oder taucht als sog. komorbidität bzw. zweite diagnose bei bl-diagnostizierten auf. ebenso, wie sie auch öfter zum autistischen spektrum gezählt wird (und meines wissens auch häufiger als komorbidität beim asperger-syndrom auftaucht bzw. beide häufiger verwechselt werden - das betrifft aber v.a. die variante ads, welche zusammen mit dem adhs aber bisher als eine störung , wenn auch mit zwei unterschiedlichen ausprägungen, begriffen wird.)
und wenn Sie hier schon länger mitlesen, werden Ihnen die oben deutlich werdenden überlappungen bzw. schnittstellen gerade zwischen den diagnosen aus dem bereich der sog. persönlichkeitsstörungen (ps) mit denjenigen aus dem autistischen spektrum bereits bekannt sein. die oben zitierte kritik an den erwähnten fehldiagnosen lässt sich alternativ auch als ein weiterer hinweis darauf verstehen, dass es sich hier womöglich eher um ganz grundsätzliche konstruktionsfehler der betreffenden diagnostischen modelle handelt, deren quellen in einem zu reduktionistischen bzw. fragmentierten verständnis der psychophysiologie des menschen liegen, die in der folge bei den entsprechenden psychiatrischen bzw. psychologischen (incl. psychoanalytischen) theoretischen modellen zu zwangsläufigen verzerrungen bzw. fehlinterpretationen führen.
ich habe ab und zu den gedanken, mal die bisher sichtbaren verhältnisse zwischen den fraglichen diagnosen graphisch darzustellen - all die komorbiditäten und verbindungslinien. das könnte die ganze sache vielleicht etwas deutlicher machen. für die zukunft vorgemerkt.
(vielleicht noch eine nötige anmerkung: der begriff "bipolare störung" ist die aktuelle bezeichnung für den älteren namen "manisch-depressiv", meint aber inhaltlich das gleiche. und während sich im populären mainstream hinsichtlich dieser krankheit v.a. allem die betonung von genetischen bzw. primär organisch-biologischen ursachen festgesetzt hat [was in einer gewissen hinsicht auch nicht falsch ist, eher eine frage der perspektive], so finden sich selbst bei einem so "klassisch" psychiatrischen störungsmodell nur leider allzu bekannte zusammenhänge:
(...)"Neben genetischen spielen unterschiedliche Faktoren aus der Umwelt eine große Rolle, die in der Lebensgeschichte wirken, wie traumatische Ereignisse (Trennungen, Mobbing und Bossing, Verlust des Arbeitsplatzes, Vertreibung und Verfolgung, langjähriger sexueller Missbrauch/Vergewaltigung und körperliche Misshandlung im Kindes- und Jugendalter, sowie der Verlust eines geliebten Angehörigen), sind hier von Bedeutung. Ebenso verheerend wirkt sich auch sonstiger Stress aus (hierbei sind Bipolare viel verletzlicher als Nichtbetroffene, so kann sogar Wohnungswechsel Phasen auslösen), vor allem auch psychosozialer Stress, Konflikte in der Partnerschaft, in Familie und Beruf (auch hier sind Betroffene viel mehr gefährdet)."(...)
*
und zu den beiden oben erwähnten diagnostischen komplexen der persönlichkeitsstörungen und des autistischen spektrums gehört natürlich auch als drittes der gesamte bereich der psychotraumata, hier besonders in der form der posttraumatischen belastungsstörung. eine diagnose, die nicht nur inzwischen breiter bekannte schnittstellen zur borderline-ps aufweist, sondern deren inhalte auch bei anderen ps offensichtlich eine rolle spielen. so zum beispiel bei der "schizotypischen ps", für die hier ein kurzes "fallbeispiel" zu lesen ist, in dem es am ende heißt:
(...)"Schizotypische Menschen sind sehr sensitiv und oft kreativ. Nicht selten erlebten sie sexuellen Mißbrauch, körperliche Mißhandlungen oder Vernachlässigung."(...)
eine der fragen, die u.a. mit für dieses blogprojekt hier verantwortlich sind, lautet für mich ungefähr so: kann es sein, dass es sich bei den oben erwähnten drei für die heutigen psychiatrie mit am relevantesten diagnostischen komplexe eigentlich "nur" um verschiedene beschreibungen des letztlich immer gleichen handelt? wobei mit diesem "immer gleichen" verschiedenste auswirkungen sozialer gewalt innerhalb der prä-, peri- und postnatalen menschlichen entwicklung gemeint sind (dabei beziehe ich die bisher möglichen anscheinend anderen ursachen, wie genetische dispostionen, umweltgifte etc. durchaus mit ein. aber solche erklärungen schließen keinesfalls eine sozusagen soziale ätiologie aus).
es gibt in meinen augen kaum eine frage, deren realistische beantwortung dringender wäre.
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zum einen wäre da die folgende aussage zum "aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom" adhs (das ist nicht das gleiche wie ads - der inhaltliche unterschied ist mit dem "h" in der abkürzung bereits deutlich):
"Die Krankheit wird häufig als Borderline- oder bipolare Störung fehldiagnostiziert und fehlbehandelt,..."
oder taucht als sog. komorbidität bzw. zweite diagnose bei bl-diagnostizierten auf. ebenso, wie sie auch öfter zum autistischen spektrum gezählt wird (und meines wissens auch häufiger als komorbidität beim asperger-syndrom auftaucht bzw. beide häufiger verwechselt werden - das betrifft aber v.a. die variante ads, welche zusammen mit dem adhs aber bisher als eine störung , wenn auch mit zwei unterschiedlichen ausprägungen, begriffen wird.)
und wenn Sie hier schon länger mitlesen, werden Ihnen die oben deutlich werdenden überlappungen bzw. schnittstellen gerade zwischen den diagnosen aus dem bereich der sog. persönlichkeitsstörungen (ps) mit denjenigen aus dem autistischen spektrum bereits bekannt sein. die oben zitierte kritik an den erwähnten fehldiagnosen lässt sich alternativ auch als ein weiterer hinweis darauf verstehen, dass es sich hier womöglich eher um ganz grundsätzliche konstruktionsfehler der betreffenden diagnostischen modelle handelt, deren quellen in einem zu reduktionistischen bzw. fragmentierten verständnis der psychophysiologie des menschen liegen, die in der folge bei den entsprechenden psychiatrischen bzw. psychologischen (incl. psychoanalytischen) theoretischen modellen zu zwangsläufigen verzerrungen bzw. fehlinterpretationen führen.
ich habe ab und zu den gedanken, mal die bisher sichtbaren verhältnisse zwischen den fraglichen diagnosen graphisch darzustellen - all die komorbiditäten und verbindungslinien. das könnte die ganze sache vielleicht etwas deutlicher machen. für die zukunft vorgemerkt.
(vielleicht noch eine nötige anmerkung: der begriff "bipolare störung" ist die aktuelle bezeichnung für den älteren namen "manisch-depressiv", meint aber inhaltlich das gleiche. und während sich im populären mainstream hinsichtlich dieser krankheit v.a. allem die betonung von genetischen bzw. primär organisch-biologischen ursachen festgesetzt hat [was in einer gewissen hinsicht auch nicht falsch ist, eher eine frage der perspektive], so finden sich selbst bei einem so "klassisch" psychiatrischen störungsmodell nur leider allzu bekannte zusammenhänge:
(...)"Neben genetischen spielen unterschiedliche Faktoren aus der Umwelt eine große Rolle, die in der Lebensgeschichte wirken, wie traumatische Ereignisse (Trennungen, Mobbing und Bossing, Verlust des Arbeitsplatzes, Vertreibung und Verfolgung, langjähriger sexueller Missbrauch/Vergewaltigung und körperliche Misshandlung im Kindes- und Jugendalter, sowie der Verlust eines geliebten Angehörigen), sind hier von Bedeutung. Ebenso verheerend wirkt sich auch sonstiger Stress aus (hierbei sind Bipolare viel verletzlicher als Nichtbetroffene, so kann sogar Wohnungswechsel Phasen auslösen), vor allem auch psychosozialer Stress, Konflikte in der Partnerschaft, in Familie und Beruf (auch hier sind Betroffene viel mehr gefährdet)."(...)
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und zu den beiden oben erwähnten diagnostischen komplexen der persönlichkeitsstörungen und des autistischen spektrums gehört natürlich auch als drittes der gesamte bereich der psychotraumata, hier besonders in der form der posttraumatischen belastungsstörung. eine diagnose, die nicht nur inzwischen breiter bekannte schnittstellen zur borderline-ps aufweist, sondern deren inhalte auch bei anderen ps offensichtlich eine rolle spielen. so zum beispiel bei der "schizotypischen ps", für die hier ein kurzes "fallbeispiel" zu lesen ist, in dem es am ende heißt:
(...)"Schizotypische Menschen sind sehr sensitiv und oft kreativ. Nicht selten erlebten sie sexuellen Mißbrauch, körperliche Mißhandlungen oder Vernachlässigung."(...)
eine der fragen, die u.a. mit für dieses blogprojekt hier verantwortlich sind, lautet für mich ungefähr so: kann es sein, dass es sich bei den oben erwähnten drei für die heutigen psychiatrie mit am relevantesten diagnostischen komplexe eigentlich "nur" um verschiedene beschreibungen des letztlich immer gleichen handelt? wobei mit diesem "immer gleichen" verschiedenste auswirkungen sozialer gewalt innerhalb der prä-, peri- und postnatalen menschlichen entwicklung gemeint sind (dabei beziehe ich die bisher möglichen anscheinend anderen ursachen, wie genetische dispostionen, umweltgifte etc. durchaus mit ein. aber solche erklärungen schließen keinesfalls eine sozusagen soziale ätiologie aus).
es gibt in meinen augen kaum eine frage, deren realistische beantwortung dringender wäre.
monoma - 17. Aug, 11:50
Es gibt noch eine Krankheit - die nicht zum psychatrischen Formenkreis gehört ...
Ich glaube allgemein, dass die Schnelligkeit des Stoffwechsels AUCH (ich glaube nicht an nur jeweils eine einzige Ursache für Irgendwas) mit der Bildung von Intelligenz zu tun hat. Inwieweit bin ich noch nicht sicher - aber auch die Aussagen der Intelligenzforschung deckt sich häufig mit den POSITIVEN Beschreibungen der oben genannten Krankheitsbilder und den ALLGEMEINEN, wie zum Beispiel die häufige Reizüberflutung.
Vieleicht interessiert dich diese Information. BTW: bei PS wird ja auch oft von der sog. Biosozialen Theorie gesprochen ...
Lg, Saranya
BTW: Ich lese Deinen Blog schon länger und freue mich darüber, dass jemand mal die gleichen oder ähnliche Fragen stellt - wie ich. Ich glaube auch, dass es mehr Diagnosen als Krankheiten gibt. Und was krank ist bestimmt ja die Mehrheitsmeinung, die nicht immer "gesund" sein muß.
danke für deine infos - konkret die schilddrüsenüberfunktion war mir im zusammenhang mit den erwähnten diagnosen bisher nicht bekannt.
und das als primär körperlich-organische prozesse angesehene funktionen wie der stoffwechsel oder auch das immunsystem in einem mehr oder weniger bekannten, mehr oder weniger sichtbaren wechselspiel mit den als geistig-psychisch angesehenen phänomenen stehen, scheint sich selbst in unserer, traditionell-gewohnheitsmäßig der fragmentierenden wahrnehmung zuneigenden kultur doch so langsam herumzusprechen. zu langsam wahrscheinlich, aber immerhin.
eine frage noch zur intelligenzforschung: beziehst du dich dabei auf die definition von intelligenz, die den "iq" zu ihrem fetisch gemacht hat?