Und was, wenn Putin Olmert einfach nur noch eine ausgesuchte Beleidigung "mit auf den Weg geben" wollte? Es gibt ja auch die Form des Sarkasmus, die durch übetriebene Affirmation eigentlich das genaue Gegenteil zur Darstellung bringt: äußerste Verachtung.
- das soll Putin nun nicht "menschlicher" erscheinen lassen, als er ohnehin nicht ist, wäre für mich aber die naheliegendste Erklärung.
wenn überhaupt verachtung, dann doch eher vielleicht dafür, dass sich ein staatspräsident dabei erwischen lässt? ich kann mir einfach absolut nicht vorstellen, das putin soetwas wie empathische gefühle gegenüber vergewaltigten bzw. sexuell genötigten frauen entwickeln kann.
Ich hatte gerade so meine einschlägigen Erlebnisse mit neureichen Russen, dazu außerdem eine kleine Szene, wie sie gerade Viktor Jerofejew aufgeschrieben hat: Auf dem Bahnhof von Sotschi schlendern würdig aussehende alte Damen umher in gepunktetem Kleid und großem Kopftuch, das Urbild der Orthodoxie. Sie sprechen männliche Touristen an und bieten ihnen ihre Enkelinnen an. Russlands größtes Angebot ist Sodom und Gomorrha plus 666 weitere Perversionen, schreibt Jerofejew. Ich will hier keine Klischees füttern oder Vorurteile schüren, nur: bei allem, was ich zu dem Kontext weiß, sollte man Putin die schlimmstmögliche Interpretation zutrauen.
sansculotte (Gast) - 31. Okt, 13:50
anmerkung
@mo
Um Verachtung für den israelischen Präsidenten zu zeigen, ist Empathie mit den Opfern keine notwendige Voraussetzung; Putin mag Katzav aus anderen Gründen verachten und die "Episode" mit den Frauen kam ihm da gerade recht, um Olmert diese demütigenden "Grüße" mitzugeben.
@che
Die schlimmstmögliche Interpretation ist nicht die, dass Putin eine perverse Bewunderung für Vergewaltiger hegt, sondern dass er gefühllos und kalkuliert agiert. Ich finde diese Erklärung in Hinsicht auf Putins Werdegang plausibler. Das Verhalten der "neureichen Russen" (die Putin im übrigen zuweilen auch ein Dorn im Aug sind) ergibt also Deiner Meinung nach gemeinsam mit der in Russland weitverbreiteten Alltagsprostitution, die eher aus wirtschaftlicher Not entsteht, ein Indiz für den sittlichen Hintergrund, vor dem Putins "Ausfall" zu erklären ist? - Diese Logik erschließt sich mir nicht ganz. Wie gesagt: ich halte Putins "Ausrutscher" für kalkuliert.
Was ich sagen wollte, war etwas Anderes: Das derzeitige gesellschaftliche Klima in Russland ist so gestrickt, dass Putin mit übelst sexistischen und gewaltverherrlichenden Sprüchen in relevanten Teilen der russischen Öffentlichkeit Zustimmung finden kann.
Zur Putin-Episode
- das soll Putin nun nicht "menschlicher" erscheinen lassen, als er ohnehin nicht ist, wäre für mich aber die naheliegendste Erklärung.
gruß, s
anmerkung
Um Verachtung für den israelischen Präsidenten zu zeigen, ist Empathie mit den Opfern keine notwendige Voraussetzung; Putin mag Katzav aus anderen Gründen verachten und die "Episode" mit den Frauen kam ihm da gerade recht, um Olmert diese demütigenden "Grüße" mitzugeben.
@che
Die schlimmstmögliche Interpretation ist nicht die, dass Putin eine perverse Bewunderung für Vergewaltiger hegt, sondern dass er gefühllos und kalkuliert agiert. Ich finde diese Erklärung in Hinsicht auf Putins Werdegang plausibler. Das Verhalten der "neureichen Russen" (die Putin im übrigen zuweilen auch ein Dorn im Aug sind) ergibt also Deiner Meinung nach gemeinsam mit der in Russland weitverbreiteten Alltagsprostitution, die eher aus wirtschaftlicher Not entsteht, ein Indiz für den sittlichen Hintergrund, vor dem Putins "Ausfall" zu erklären ist? - Diese Logik erschließt sich mir nicht ganz. Wie gesagt: ich halte Putins "Ausrutscher" für kalkuliert.