notiz: neues fahrrad nötig? (update)
dann gibt es hier heute - völlig ungewohnt und unüblich - einmal eine kaufempfehlung: das strike-bike. und das hat folgenden hintergrund:
(...)"Es begann mit einem unglaublichen Streik. Seit gut zwei Monaten besetzen 135 ArbeiterInnen einer Fahrradfabrik im thüringischen
Nordhausen ihr Werksgelände, halten eine ständige Betriebsversammlung ab, Tag und Nacht und wehren sich so gegen die Werksschließung, die von Investoren aus Deutschland und den USA angeordnet wurde. Der Mut der Belegschaft spricht sich rum - bis ins Altonaer Café Libertad. Hier verkauft eine selbst verwaltete, anarcho-syndikalistische Firma Bio-Kaffee von zapatistischen Bauern aus Mexiko, und hier ist die Gewerkschaft Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union tätig. Den streikenden Kollegen wird Kaffee zugeschickt, man besucht sie - und tauscht ungeheuerliche Ideen aus: Was, wenn wir ein Management gar nicht bräuchten? Wenn wir die Maschinen wieder anschmeißen und in Eigenregie weiterproduzieren?
Das Ungeheuerliche soll jetzt in die Tat umgesetzt werden - wenn bis zum 2. Oktober mindestens 1.800 Strike-Bikes bestellt werden. Erst diese Anzahl könnte die Produktionskosten decken und der Belegschaft eine neue, selbst verwaltete Perspektive eröffnen. Aus ganz Europa liegen Bestellungen vor."(...)
ganz spontan sag ich mal: schöne aktion!
*
edit am 01.10: das strike-bike wird produziert:
(...)"Basis-Solidarität, Bestellungen und Aktionen verschiedenster Art gab es z.B. aus Israel, Südafrika, den USA, Kanada, Australien, Ägypten sowie nahezu allen europäischen Ländern. Meist handelt es sich um Sammelbestellungen von sozialen Kollektiven oder Gruppen.(...)
Die Kolleginnen und Kollegen vom Fahrradwerk sind von der Welle der Solidarität sichtlich beeindruckt. Sie sind zurecht stolz auf die öffentlichen Reaktionen und auf die gemeinsame Aktion – die Produktion des „Strike-Bike“ in eigener Regie. Ständig bekommen sie Anrufe und Briefe in denen ihnen gesagt wird, dass ihre Aktion Mut macht und was für einen Vorbildcharakter die Aktion zukünftig für Leute in ähnlichen Situationen haben wird. All dies sorgt dafür, dass alle Beteiligten trotz der anstrengenden Kampagne mit großem Spaß und gutem Gefühl dabei sind. Für alle ist es wunderbar, so viel praktische Solidarität auszuüben und zu erhalten.
Inzwischen ist es sicher, dass die 1800 Räder ohne weiteres verkauft werden. Schon mehr als 1400 Bestellungen aus aller Welt liegen vor, täglich kommen hunderte dazu."(...)
(...)"Es begann mit einem unglaublichen Streik. Seit gut zwei Monaten besetzen 135 ArbeiterInnen einer Fahrradfabrik im thüringischen
Nordhausen ihr Werksgelände, halten eine ständige Betriebsversammlung ab, Tag und Nacht und wehren sich so gegen die Werksschließung, die von Investoren aus Deutschland und den USA angeordnet wurde. Der Mut der Belegschaft spricht sich rum - bis ins Altonaer Café Libertad. Hier verkauft eine selbst verwaltete, anarcho-syndikalistische Firma Bio-Kaffee von zapatistischen Bauern aus Mexiko, und hier ist die Gewerkschaft Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union tätig. Den streikenden Kollegen wird Kaffee zugeschickt, man besucht sie - und tauscht ungeheuerliche Ideen aus: Was, wenn wir ein Management gar nicht bräuchten? Wenn wir die Maschinen wieder anschmeißen und in Eigenregie weiterproduzieren?
Das Ungeheuerliche soll jetzt in die Tat umgesetzt werden - wenn bis zum 2. Oktober mindestens 1.800 Strike-Bikes bestellt werden. Erst diese Anzahl könnte die Produktionskosten decken und der Belegschaft eine neue, selbst verwaltete Perspektive eröffnen. Aus ganz Europa liegen Bestellungen vor."(...)
ganz spontan sag ich mal: schöne aktion!
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edit am 01.10: das strike-bike wird produziert:
(...)"Basis-Solidarität, Bestellungen und Aktionen verschiedenster Art gab es z.B. aus Israel, Südafrika, den USA, Kanada, Australien, Ägypten sowie nahezu allen europäischen Ländern. Meist handelt es sich um Sammelbestellungen von sozialen Kollektiven oder Gruppen.(...)
Die Kolleginnen und Kollegen vom Fahrradwerk sind von der Welle der Solidarität sichtlich beeindruckt. Sie sind zurecht stolz auf die öffentlichen Reaktionen und auf die gemeinsame Aktion – die Produktion des „Strike-Bike“ in eigener Regie. Ständig bekommen sie Anrufe und Briefe in denen ihnen gesagt wird, dass ihre Aktion Mut macht und was für einen Vorbildcharakter die Aktion zukünftig für Leute in ähnlichen Situationen haben wird. All dies sorgt dafür, dass alle Beteiligten trotz der anstrengenden Kampagne mit großem Spaß und gutem Gefühl dabei sind. Für alle ist es wunderbar, so viel praktische Solidarität auszuüben und zu erhalten.
Inzwischen ist es sicher, dass die 1800 Räder ohne weiteres verkauft werden. Schon mehr als 1400 Bestellungen aus aller Welt liegen vor, täglich kommen hunderte dazu."(...)
monoma - 27. Sep, 00:33
*nörgel*
@w-day
1. die erfahrung überhaupt, dass sich mit widerständigem verhalten etwas bewegen lässt. das ist in zeiten allgemeiner resignation nicht wenig.
2. eine mögliche selbstorganiserte bzw- verwaltete produktion eröffnet potenziell (!) räume auch für andere entwicklungen und fragen innerhalb der belegschaft - warum produzieren wir wie unter welchen umständen für wen was? gefallen uns die bedingungen unserer arbeit?
3. ich gehe davon aus, dass fahrräder auch in einer anderen gesellschaftsform weiter ein produkt sein werden, welches durchaus akzeptabel ist - im gegensatz zu vielen anderen explizit destruktiven produkten. ich würde die gleiche aktion in einer rüstungsfirma nicht unterstützen (wobei die auch nie in solche situationen kommen...)
4. ein aspekt, den ich mittelbar wichtig finde: thüringen hat ein großes naziproblem. und diese geschichte in nordhausen erfüllt alle klischeés der poptenziell völkischen pseudo-kapitalismus"kritik": us-"heuschrecke" schlachtet "deutschen" betrieb aus... die belegschaft dort nicht alleinestehen zu lassen, sondern durch reale und spürbare solidarität (von der viel aus dem "ausland" kommt) deutlich machen, dass es gerade auch ohne rassismus und nationalismus klappen kann, sich gegen globalisierungsfolgen zu wehren, lässt sich durchaus auch als praktische antifa-arbeit begreifen. die gerade in solchen regionen dringend nötig ist.
dazu frage ich mich, was die "mittelmäßigkeit" des rades (imo ein solides stadtrad - nicht mehr und nicht weniger) für eine bedeutung hinsichtlich deiner bewertung der aktion hat - würde die etwa anders ausfallen, wenn das rad irgendwie "anspruchsvoller" wäre? und was wäre das für ein bescheuertes kriterium?