notiz: "amstetten" und die drei affen ( 2. update am 04.05.08)
wobei letztere perfekt symbolisiert werden durch einen satz in einem kommentar
aus der taz neulich:
(...)"Wissend also, dass aus dem Fall gesellschaftlich nichts zu lernen ist,..."(...)
natürlich. nichts ist zu lernen (wobei ich auch schon bessere statements in den letzten tagen gelesen habe, aber der taz-kommentator gibt durchaus eine repräsentative linie des mainstreams wieder).
nur als kleine erinnerung bzw. denkanstoß:
"Dann zitiert Havemann Aussagen von Eltern: "Ich habe dieses Kind in die Welt gesetzt, ich kann damit machen, was ich will", sagen sie."
und weiter hatte ich damals kommentiert:
(...)"ich kann damit machen, was ich will" - mein eigentum, im sinne eines beliebigen dings. nicht oft genug kann wiederholt werden, dass es sich bei solchen äußerungen aller wahrscheinlichkeit nach um eine art symptom des objektivistischen wahrnehmungsmodus in einer krankheitswertigen monopolposition handelt - auch die täterInnen nehmen sich letztlich selbst, v.a. ihren körper, als ding wahr - und sitzen als virtuelles und immaterielles "ich" irgendwo "in" ihrem kopf, paranoid und kontrollierend. (...)
nein, der täter josef f. ist nicht das monster. eher ist er einer von vielen monstern, von denen die schlimmsten ähnliche terrorregimes, wie es hier innerhalb einer familie errichtet wurde, gleich für ganze länder und regionen aufbauen.
in einem gleichen sich aber all die kleinen und großen tyrannen dieses schlages:
"Solche Menschen leben in einem eigenen Universum"
existenzielle konstruktivisten allesamt, womit das wesen einer realitätstüchtigen psychose auf den punkt gebracht wäre. und von menschen, die sich in einem solchen modus befinden (bzw. auf dem weg dahin sind), dürfte es viel zu viele geben. aber daraus darf natürlich "gesellschaftlich nichts zu lernen" sein. wo kämen wir da schließlich hin? mit den kollateralschäden muss schließlich seit eh und je gelebt werden. die heben schließlich ja auch die auflage.
*
edit am 02.05.08: übrigens, schon mal vom französischen dorf coulommes gehört?
(...)"Der frühere Bürgermeister erklärte ihr: "Ja, ich wusste es, das ganze Dorf wusste es. Aber beschmutzen Sie Coulommes nicht. Was die Leute untereinander treiben, hat uns nicht zu beschäftigen."(...)
image ist alles, die realität ist nichts. bzw. ist sie meistens schmutzig.
*
edit: was erstens - bei einigermaßen vorhandenen kenntnis der uns menschen bestimmenden psychophysischen gesetzmäßigkeiten - schon zu erwarten war, wird nun in einer neuen leserpost bei alice miller thematisiert. ein kurzer auszug aus dem dort zitierten artikel des britischen independent:
(...)"In an interview, the sister of Fritzl's wife, Rosemarie, a woman identified as 56-year-old Christine R said that Fritzl had been brought up by a single mother with an explosive temper who resorted to violence to control her child.
"Josef grew up without a father. His mother raised him with her fists," Mrs R said. "She used to beat him black and blue almost every day. Something must have been broken in him because of that. He was unable to feel any kind of sympathy for other people. He humiliated my sister for most of her life." (...)
die schwester der ehefrau des f. berichtet hier, dass der junge ohne vater bei einer extrem gewalttätigen mutter aufwuchs, die ihn fast jeden tag verprügelte - und das er unfähig gewesen sei, irgendeine art von mitgefühl für andere menschen zu spüren (was seine taten nachdrücklich belegen).
und ob f. nun bereits pränatal oder "erst" im verlauf seines postnatalen lebens zu einem quasi oder echten soziopathen geworden ist, mag für die ganze geschichte sogar zweitrangig sein - wenn die obigen informationen stimmen, liegt hier wieder einmal eine grauenhafte re-inszenierung vor, aus der natürlich "gesellschaftlich nichts zu lernen ist".
solange diese - und andere -. gesellschaften nicht lernen wollen, werden sie´s zu spüren kriegen. bis zum bitteren ende.
und noch ein nachtrag, weil mir der artikel gerade erst vor die augen gekommen ist: spon zitiert ebenfalls die schwägerin, verschweigt dabei aber die aussagen über die mutter des f.:
(...)"Die Schwägerin Josef Fritzls beschrieb unterdessen den Mann ihrer Schwester als einen Tyrannen, der eine Atmosphäre der Angst im Haus verbreitet habe. "Wenn er gesagt hat, es ist schwarz, dann war es schwarz, auch wenn es zehn Mal weiß war", sagte Christine R. Josef habe keinen Widerspruch geduldet. Sie selbst habe sich bei Familienfesten vor ihm gefürchtet. Man könne sich vorstellen, wie es für eine Frau gewesen sein müsse, die so viele Jahre mit ihm verbracht habe.
"Als die Rosemarie den Sepp geheiratet hat, war sie 17. Sie hat keinen Beruf erlernt, war ihm immer ausgeliefert – und er hat das 51 Jahre lang ausgenützt", sagte Christine R. der Zeitung "Österreich". Josef Fritzl sei ein "Despot". "Er hat die Kinder gedrillt. Wenn er das Zimmer betreten hat, waren alle sofort still – auch wenn sie vorher gespielt hatten. Man hat die ständige Angst vor Strafen gespürt. Die einzige Chance für die Kinder, diesem Klima zu entkommen, war zu heiraten. Und das haben auch alle gemacht, sobald sie alt genug waren."(...)
die typische methode, (auch zutreffende) informationen aus ihrem kontext zu lösen, erhält und verstärkt das bild des scheinbar "grundlos" oder gar "natürwüchsigen" bösen "im menschen" - auch das ist eine wirkungsvolle methode, positive soziale veränderungen abzublocken und in unseren sozialen verhältnissen weiter das mißtrauen gegeneinander aufrechzuerhalten. machttechniken. wobei auch die obigen zitate bei genauerer betrachtung genügend belege für die vermutete re-inszenierung liefern.
aus der taz neulich:
(...)"Wissend also, dass aus dem Fall gesellschaftlich nichts zu lernen ist,..."(...)
natürlich. nichts ist zu lernen (wobei ich auch schon bessere statements in den letzten tagen gelesen habe, aber der taz-kommentator gibt durchaus eine repräsentative linie des mainstreams wieder).
nur als kleine erinnerung bzw. denkanstoß:
"Dann zitiert Havemann Aussagen von Eltern: "Ich habe dieses Kind in die Welt gesetzt, ich kann damit machen, was ich will", sagen sie."
und weiter hatte ich damals kommentiert:
(...)"ich kann damit machen, was ich will" - mein eigentum, im sinne eines beliebigen dings. nicht oft genug kann wiederholt werden, dass es sich bei solchen äußerungen aller wahrscheinlichkeit nach um eine art symptom des objektivistischen wahrnehmungsmodus in einer krankheitswertigen monopolposition handelt - auch die täterInnen nehmen sich letztlich selbst, v.a. ihren körper, als ding wahr - und sitzen als virtuelles und immaterielles "ich" irgendwo "in" ihrem kopf, paranoid und kontrollierend. (...)
nein, der täter josef f. ist nicht das monster. eher ist er einer von vielen monstern, von denen die schlimmsten ähnliche terrorregimes, wie es hier innerhalb einer familie errichtet wurde, gleich für ganze länder und regionen aufbauen.
in einem gleichen sich aber all die kleinen und großen tyrannen dieses schlages:
"Solche Menschen leben in einem eigenen Universum"
existenzielle konstruktivisten allesamt, womit das wesen einer realitätstüchtigen psychose auf den punkt gebracht wäre. und von menschen, die sich in einem solchen modus befinden (bzw. auf dem weg dahin sind), dürfte es viel zu viele geben. aber daraus darf natürlich "gesellschaftlich nichts zu lernen" sein. wo kämen wir da schließlich hin? mit den kollateralschäden muss schließlich seit eh und je gelebt werden. die heben schließlich ja auch die auflage.
*
edit am 02.05.08: übrigens, schon mal vom französischen dorf coulommes gehört?
(...)"Der frühere Bürgermeister erklärte ihr: "Ja, ich wusste es, das ganze Dorf wusste es. Aber beschmutzen Sie Coulommes nicht. Was die Leute untereinander treiben, hat uns nicht zu beschäftigen."(...)
image ist alles, die realität ist nichts. bzw. ist sie meistens schmutzig.
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edit: was erstens - bei einigermaßen vorhandenen kenntnis der uns menschen bestimmenden psychophysischen gesetzmäßigkeiten - schon zu erwarten war, wird nun in einer neuen leserpost bei alice miller thematisiert. ein kurzer auszug aus dem dort zitierten artikel des britischen independent:
(...)"In an interview, the sister of Fritzl's wife, Rosemarie, a woman identified as 56-year-old Christine R said that Fritzl had been brought up by a single mother with an explosive temper who resorted to violence to control her child.
"Josef grew up without a father. His mother raised him with her fists," Mrs R said. "She used to beat him black and blue almost every day. Something must have been broken in him because of that. He was unable to feel any kind of sympathy for other people. He humiliated my sister for most of her life." (...)
die schwester der ehefrau des f. berichtet hier, dass der junge ohne vater bei einer extrem gewalttätigen mutter aufwuchs, die ihn fast jeden tag verprügelte - und das er unfähig gewesen sei, irgendeine art von mitgefühl für andere menschen zu spüren (was seine taten nachdrücklich belegen).
und ob f. nun bereits pränatal oder "erst" im verlauf seines postnatalen lebens zu einem quasi oder echten soziopathen geworden ist, mag für die ganze geschichte sogar zweitrangig sein - wenn die obigen informationen stimmen, liegt hier wieder einmal eine grauenhafte re-inszenierung vor, aus der natürlich "gesellschaftlich nichts zu lernen ist".
solange diese - und andere -. gesellschaften nicht lernen wollen, werden sie´s zu spüren kriegen. bis zum bitteren ende.
und noch ein nachtrag, weil mir der artikel gerade erst vor die augen gekommen ist: spon zitiert ebenfalls die schwägerin, verschweigt dabei aber die aussagen über die mutter des f.:
(...)"Die Schwägerin Josef Fritzls beschrieb unterdessen den Mann ihrer Schwester als einen Tyrannen, der eine Atmosphäre der Angst im Haus verbreitet habe. "Wenn er gesagt hat, es ist schwarz, dann war es schwarz, auch wenn es zehn Mal weiß war", sagte Christine R. Josef habe keinen Widerspruch geduldet. Sie selbst habe sich bei Familienfesten vor ihm gefürchtet. Man könne sich vorstellen, wie es für eine Frau gewesen sein müsse, die so viele Jahre mit ihm verbracht habe.
"Als die Rosemarie den Sepp geheiratet hat, war sie 17. Sie hat keinen Beruf erlernt, war ihm immer ausgeliefert – und er hat das 51 Jahre lang ausgenützt", sagte Christine R. der Zeitung "Österreich". Josef Fritzl sei ein "Despot". "Er hat die Kinder gedrillt. Wenn er das Zimmer betreten hat, waren alle sofort still – auch wenn sie vorher gespielt hatten. Man hat die ständige Angst vor Strafen gespürt. Die einzige Chance für die Kinder, diesem Klima zu entkommen, war zu heiraten. Und das haben auch alle gemacht, sobald sie alt genug waren."(...)
die typische methode, (auch zutreffende) informationen aus ihrem kontext zu lösen, erhält und verstärkt das bild des scheinbar "grundlos" oder gar "natürwüchsigen" bösen "im menschen" - auch das ist eine wirkungsvolle methode, positive soziale veränderungen abzublocken und in unseren sozialen verhältnissen weiter das mißtrauen gegeneinander aufrechzuerhalten. machttechniken. wobei auch die obigen zitate bei genauerer betrachtung genügend belege für die vermutete re-inszenierung liefern.
monoma - 30. Apr, 21:03
Es sagt schon was aus..
Ist es womöglich das hohe Identifikationspotenzial was solche Fälle liefern und zur globalen Massenmedienhauptschlagzeile machen?.
Nach dem Motto wovon viele betroffen sind, lässt sich auch gut verkaufen.
Josef T. brachte wohl das zur "Perfektion" was viele Väter und Mütter täglich beginnen.
Die Entmündigung und das Einsperrren ihrer eigenen Kinder in Verliesse.
Nur selten werden Verliesse so real, aber im seelischen Gefängnis ihrer Kindheit verharren Millionen wenn nicht sogar Millarden, ohne das jemand kommt, sie befreit, geschweige denn für sie mitfühlt.
@loki: ja.
schön gesagt. und die hauptarbeit wird zum aktuellen zeitpunkt immer noch darin liegen, die bau- und funktionsweise
dieser verliese und ihre möglichen ausgänge zu erkunden - so ließe sich im übrigen auch eines der hauptanliegen dieses blogs umschreiben, wie mir gerade auffällt.