"Regelhaft und mit großer Sicherheit sind wir dagegen glücklich, wenn wir eine gute und befriedigende Beziehung zu anderen Menschen aufbauen konnten, wenn wir erfolgreich eine soziale Bindung eingegangen sind. Der Freiburger Mediziner und Genetiker Joachim Bauer sieht den Kern aller Motivation darauf gerichtet, "zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung und Zuneigung zu finden und zu geben. Wir sind - aus neurobiologischer Sicht - auf soziale Resonanz und Kooperation angelegte Wesen."(...)
So hieß es im "Freitag"-Artikel.
Dazu Deine Reaktion:
"und mit dem letzten satz sollte man unsere straßen, häuser, schulen, unis, behörden u.a. vollplakatieren. ich finde es immer sehr bedauerlich, dass sich gerade die linke in all ihren variationen den in diesem satz komprimierten und geradezu revolutionären erkenntnissen der neuroforschung (und auch der genforschung, die erst kürzlich die interaktionen von genen mit den sozialen bedingungen entdeckt hat) bis heute komplett verweigert, obwohl sich darin nichts weniger als die tatsache ausdrückt, dass den herrschenden strukturen & ideologischen grundlagen des systems damit ihre bisherige wissenschaftliche bemäntelung entrissen wird. für marxisten bedeutet das zb., dass sich hier eine materiell-körperlich begründete und wissenschaftlich fundierte basis für einen freiheitlichen kommunismus entwickeln und begründen lässt. und für eher anarchistisch angehauchte (wie mich) wird damit das bisherige völlig pervertierte menschenbild hierarchischer gesellschaften vom kopf auf die füße gestellt, mit den gleichen optionen wie gerade geschrieben."
Diese Reaktion halte ich für sehr problematisch.
Was wäre, wenn Neurowissenschaften und Genforschung zur Zeit andere Schwerpunkte wählten und zu konträren Ergebnissen kämen? Müsstest Du dann Deinen Internetauftritt schließen? Gäbe es dann keinen Grund mehr auf die Linke zu schimpfen? Wäre dann "alles" verloren? Oder läsen wir dann von Dir eine wortgewaltige Widerlegung der neurowissenschaftlichen und Genforschung? (Ohne es überprüft zu haben, gehe ich davon aus, dass es die konträren "Forschungsergebnisse" ohnehin gibt; der zitierte "Freitag"-Artikel informiert ja in seinem ersten Teil darüber.)
Hintergrund meiner Fragen ist folgender:
1. Bist Du nicht in diesem Falle allzu wissenschaftsgläubig?
2. Gehst Du nicht obendrein sehr selektiv vor, indem Du nur "Ergebnisse" von Wissenschaft nutzt, die Dir "in den Kram passen"?
3. Warum überhaupt ist es für Dich so wichtig, in den medizinischen und gentechnisch orientierten Verwertungswissenschaften Bestätigung zu finden?
Wissenschaftsskepsis ist gerade in diesen Fragezusammenhängen emminent wichtig.
Ich stelle folgende Thesen zur Diskussion:
1. Es gibt "Wahrheiten", die wir "wissen" können, wenn wir wollen - im Kern auch ohne wissenschaftliche Erkenntnis.
2. Zu diesen "Wahrheiten" gehört, dass wir (und hier ist dieses ominöse "wir" einmal völlig angebracht) biologisch-gesellschaftlich nicht auf Egozentrik oder gesellschaftsschädlichen Egoismus programmiert sind, sondern - das ist das Mindeste, was anzunehmen ist - "offene Möglichkeiten" sind.
3. Drei weitere "Wahrheiten" dieser Art sind:
- Menschen haben einen freien Willen, den sie je nach gesellschaftlichen Bedingungen mehr oder weniger zur Wirkung bringen können. Die Ziele, die Menschen anstreben, sind also historisch-gesellschaftlich bedingt und doch immer zu einem kleineren oder größeren Teil eine Funktion ihres Willens.
- Ökonomisch sind "unsere" Ziele nur im "Reiche der Notwendigkeit", unsere "menschlichen" Ziele, die uns gerade als individuelle und gesellschaftliche Gattung bestimmen und über "das Reich der Notwendigkeit" hinausbringen, sind ausschließlich nicht-ökonomisch.
- Kapitalismus ist die menschenfeindliche Praxis - zur Zeit können es viel mehr Menschen so sehen als in Prosperitätsphasen - zur Regelung des "Reichs der Notwendigkeit" im Sinne einer kleinen Klasse von Herrschenden (daran hat sich trotz Verschleierung und anwachsendem Komplexitätsgrad der Verhältnisse nichts geändert). Im Kapitalismus ist ein Vordringen ins "Reich der Freiheit" nicht möglich.
Problematisch
So hieß es im "Freitag"-Artikel.
Dazu Deine Reaktion:
"und mit dem letzten satz sollte man unsere straßen, häuser, schulen, unis, behörden u.a. vollplakatieren. ich finde es immer sehr bedauerlich, dass sich gerade die linke in all ihren variationen den in diesem satz komprimierten und geradezu revolutionären erkenntnissen der neuroforschung (und auch der genforschung, die erst kürzlich die interaktionen von genen mit den sozialen bedingungen entdeckt hat) bis heute komplett verweigert, obwohl sich darin nichts weniger als die tatsache ausdrückt, dass den herrschenden strukturen & ideologischen grundlagen des systems damit ihre bisherige wissenschaftliche bemäntelung entrissen wird. für marxisten bedeutet das zb., dass sich hier eine materiell-körperlich begründete und wissenschaftlich fundierte basis für einen freiheitlichen kommunismus entwickeln und begründen lässt. und für eher anarchistisch angehauchte (wie mich) wird damit das bisherige völlig pervertierte menschenbild hierarchischer gesellschaften vom kopf auf die füße gestellt, mit den gleichen optionen wie gerade geschrieben."
Diese Reaktion halte ich für sehr problematisch.
Was wäre, wenn Neurowissenschaften und Genforschung zur Zeit andere Schwerpunkte wählten und zu konträren Ergebnissen kämen? Müsstest Du dann Deinen Internetauftritt schließen? Gäbe es dann keinen Grund mehr auf die Linke zu schimpfen? Wäre dann "alles" verloren? Oder läsen wir dann von Dir eine wortgewaltige Widerlegung der neurowissenschaftlichen und Genforschung? (Ohne es überprüft zu haben, gehe ich davon aus, dass es die konträren "Forschungsergebnisse" ohnehin gibt; der zitierte "Freitag"-Artikel informiert ja in seinem ersten Teil darüber.)
Hintergrund meiner Fragen ist folgender:
1. Bist Du nicht in diesem Falle allzu wissenschaftsgläubig?
2. Gehst Du nicht obendrein sehr selektiv vor, indem Du nur "Ergebnisse" von Wissenschaft nutzt, die Dir "in den Kram passen"?
3. Warum überhaupt ist es für Dich so wichtig, in den medizinischen und gentechnisch orientierten Verwertungswissenschaften Bestätigung zu finden?
Wissenschaftsskepsis ist gerade in diesen Fragezusammenhängen emminent wichtig.
Ich stelle folgende Thesen zur Diskussion:
1. Es gibt "Wahrheiten", die wir "wissen" können, wenn wir wollen - im Kern auch ohne wissenschaftliche Erkenntnis.
2. Zu diesen "Wahrheiten" gehört, dass wir (und hier ist dieses ominöse "wir" einmal völlig angebracht) biologisch-gesellschaftlich nicht auf Egozentrik oder gesellschaftsschädlichen Egoismus programmiert sind, sondern - das ist das Mindeste, was anzunehmen ist - "offene Möglichkeiten" sind.
3. Drei weitere "Wahrheiten" dieser Art sind:
- Menschen haben einen freien Willen, den sie je nach gesellschaftlichen Bedingungen mehr oder weniger zur Wirkung bringen können. Die Ziele, die Menschen anstreben, sind also historisch-gesellschaftlich bedingt und doch immer zu einem kleineren oder größeren Teil eine Funktion ihres Willens.
- Ökonomisch sind "unsere" Ziele nur im "Reiche der Notwendigkeit", unsere "menschlichen" Ziele, die uns gerade als individuelle und gesellschaftliche Gattung bestimmen und über "das Reich der Notwendigkeit" hinausbringen, sind ausschließlich nicht-ökonomisch.
- Kapitalismus ist die menschenfeindliche Praxis - zur Zeit können es viel mehr Menschen so sehen als in Prosperitätsphasen - zur Regelung des "Reichs der Notwendigkeit" im Sinne einer kleinen Klasse von Herrschenden (daran hat sich trotz Verschleierung und anwachsendem Komplexitätsgrad der Verhältnisse nichts geändert). Im Kapitalismus ist ein Vordringen ins "Reich der Freiheit" nicht möglich.
LG
archenoe
@archenoe