monoma - 2. Jun, 20:35

anmerkungen zum kapitel "psychologie"

offensichtlich hat´s vielen im angesicht dieses rundumschlags die sprache verschlagen... dann will ich mal ein paar gedanken loswerden.

zunächst zum formalen: ich bin hier kein lektor, und auch, wenn ich gerade bei diesem kapitel öfter die augenbrauen hochgezogen habe, habe ich herr mertz nicht nochmals darauf angesprochen. ich meine die in diesem teil auffällige redundanz vieler aussagen, die das lesen dann doch an einigen teilen hemmt. das sich dazu der sprachstil durchaus als elaboriert ansehen lässt, ist zumindest für mich nicht der punkt (aber vielleicht bin ich das einfach schon durch das buch gewöhnt).

inhaltlich wird jedoch klarer, warum das buch bereits damals trotz jeder menge material zum abarbeiten innerhalb der sog. fachwelt einfach weggeschwiegen wurde; die tendenz zur "nestbeschmutzung" war schon deutlich sichtbar. der vorliegende text jedoch spitzt das in einer radikalität zu, die ich bemerkenswert finde. ebenso den expliziten anspruch der begründung einer anderen / "neuen" psychologie.

einen großen teil der wertung der etablierten psychologie / psychotherapie (und vermutlich auch psychiatrie) sehe ich dabei, auch durch eigene persönliche erfahrungen, ähnlich. das geht von der mehr oder weniger offen ausgeprochenen zielvorgabe der "(wieder-) herstellung der arbeitsfähigkeit" jeder, zumindest kassenfinanzierten, therapeutischen maßnahme über die besonders in verhaltenstherapie und orthodoxer psychoanalyse enthaltenen menschenbilder (aka ideologie) bis hin zum erwähnten phänomen, dass sich in diesen berufsfeldern tatsächlich häufig menschen mit eigenen - und keineswegs immer verstandenen/bewussten - psychopyhsischen störungen tummeln. von den offen konstruktivistischen "selbstmanagement"-methoden wie z.b. nlp ganz zu schweigen.

trotzdem würde ich - wiederum auch aus eigenen erfahrungen heraus - nicht die ganze zunft einem derartigen totalverdikt unterwerfen. es gibt durchaus menschlich kompetente therapeutInnen, die meistens und nicht zufällig u.a. daran zu erkennen sind, dass sie sich nicht eng einer besonderen "schule" verpflichtet fühlen, sondern sich eher in vielen ecken nach fallangemessenen techniken umschauen, während die zentrale basis der therapie deutlich in der beziehung liegt. dazu kommt der bereich der körpertherapien, und auch solche - recht neuen - entwicklungen wie die der relationalen psychoanalyse, die das beziehungswesen mensch deutlich in den mittelpunkt stellt. und auch die psychotraumatologie hat sich im laufe ihrer geschichte (vielleicht durch die pure realität gezwungenermaßen) mehr und mehr dahin entwickelt, sich besonders für gesellschaftliche zusammenhänge zu interessieren. in all den genannten bereichen sehe ich daher durchaus potentielle verbündete, wenn´s darum geht, die menschliche situation in unseren historischen umständen neu, anders und v.a. angemessener als bisher zu begreifen.

die weiteren inhalten kann ich im großen und ganzen nachvollziehen, wobei ich zu einigen punkten noch mehr fragen hätte. für den moment als erste diese: wie kommt die zahl / schätzung von "20% der gesamtbevölkerung" hinsichtlich des als - in diesem besonderen skizzierten sinne - autistisch zu wertenden bevölkerungsteils zustande? worauf und auf welche länder bezieht sie sich?

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