gastbeitrag: henri zu "stuttgart 21"
"...Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen...."
Wer Augen hat zu sehen und Ohren zu hören, wer wach durch die Zeit schreitet, der, ja der wird irgendwann wahrnehmen, dass uns, uns allen, die beiden letzten Jahrhunderte gerade auf den Kopf fallen.
Die Exzesse jener kaum vergangenen Geschichte haben nicht nur unzählige Opfer gezeugt, nein sie haben auch in den Köpfen der Überlebenden, seien sie nun Täter oder Opfer ihre Narben in der Seele hinterlassen - bis ins vierte Glied!
Mit diesen traumatisierten, geschädigten, beschädigten, defizitären, defekten Mitmenschen müssen die Nachgeborenen nicht nur umgehen; jene gehen vor allem mit ihnen um.
Ein kurzer Blick auf das "leitende" Personal nicht nur dieser Republik, nicht nur der oder jener Corporation zeigt, dass die derart behinderten längst fast alle Entscheidungspositionen eingenommen haben. Da passte wohl Schlüssel zum Schloss. Und so haben wir es bei den aktuellen Auseinandersetzungen mit Funktionsträgern zu tun, die sich eben genau dadurch auszeichnen. Sie erfüllen eine Funktion.
Funktionäre. (Ein Funktionär ist im reinsten Wortsinne eine Reiz-Reaktionsmaschine, die von aussen gesteuert wird.)
Man schaue sich nur einmal das Interview von Frau Slomka mit MP Mappus auf ZDF an.
Mappus ist nicht in der Lage wirklich in der ersten Person zu reden:
"man muss das sehr ernst nehmen" (die Proteste) anstatt 'wir nehmen das sehr ernst', oder
"es war unser Anliegen, den Dialog zu suchen" anstatt ' wir suchten den Dialog' etc..
(Sollten wir ihm den Besuch eines coachings zu small-talk empfehlen, wo ihm beigebracht wird, dass es besser rüberkommt, 'eigene Emotionen' nicht in der dritten Person, sondern in der Ich-Form zu formulieren?)
Bei alledem fällt Mappus' teigiger, pastöser, fast teilnahmsloser Gesichtsausdruck auf, gelegentlich eine Folge mangelnder dortiger Muskelbetätigung, wie sie auch bei Mimik-blinden vorkommt.
Dann beschwert Rech sich über die Instrumentalisierung von Kindern, welches er den Protestierenden unterstellt.
Hier schallt es 'haltet den Dieb!'. Vermutlich unterstellt man dem Anderen zuerst das, was man selber dächte...
'KINDER' ist ja vor allem ein manipulativer Zugang zur Emotion des Publikums. Von tätschelnden Potentaten bis zu Surrogat-SurrogatInnen selbst leyenhaftester Provinzialität wird das täglich exerziert. Dieses Instrumentalisieren unterstellt er also dem Bürger. Seine Aufregung dürfte allerdings nicht Ausdruck einer moralischen Entrüstung sein, sondern eher Ausdruck des Frustes, dass da der Gegner (vermeintlich) die eigenen Kampfmittel benutzt.
'Wer hat denen das erlaubt? Das ist doch unsere Attitüde! Wo sind die denn gelistet? Was sagt das Ordnungsamt dazu?'
"Im äussersten Notfall sind dann auch Wasserwerfer.." Diesen 'äussersten Notfall' kann wohl nur ein Apparatschik wie Rech so sehen. Bestünde Gefahr dass er auffliegt? Das rauskommt, dass es in Stuttgart 'nur' um eine Bilanzverschiebung zu Gunsten des Börsenwertes der DBAG ging und geht?
Das die Provisionen alle schon geflossen sind? Das demgemäss alle Beteiligten nun in der Lieferpflicht sind? Das die unlauteren 'Gewinne' der DBAG aus dem Verkauf des Gleisvorfeldes schon längst die Bilanz des Konzerns geschönt haben - also weg sind?
Zu fragen ist auch, warum man in Stuttgart die Hilfe von Einsatzkräften aus anderen Bundesländern brauchte.
Wenn es denn 'nur' 1000 bis 2000 Demonstranten gewesen waren, wie die Polizei selbst sagte: warum brauchte man dann externe Hundertschaften? Diese musste man schon Tage vorher bestellen. Da kann man nicht um 8:00 Uhr in Hamburg anrufen und um 16:00 sind die dann in Stuttgart im Einsatz. Das hat einen elendiglich langen Vorlauf. Und es kostet Geld. Geld, das nicht mal BW heute hat. Haben 1000 bis 2000 Demonstranten die BW-Polizei schon aus der Vorausperspektive so überfordert, dass diese Unterstützung brauchte? Können die ausser hochdeutsch auch anderes nicht? Oder ist das ganze ein widerlich hinterf... eingefädeltes Komplott?
Stellen wir uns nur mal vor, die Finanzkrise hätte dem Börsengang der DBAG nicht ein vorzeitiges Ende bereitet.
Dann wäre das Bild noch ein prägnanteres. 'Staat sichert Privatkonzern das Einfahren seiner dem Steuerbürger hinterzogenen Mittel mit Hilfe des staatlichen Gewaltmonopols'. Das jetzt ist sozusagen nur der Plan B, eine weichgespülte Variante, derer sich die (un-)Verantwortlichen nur mit halber Kraft widmen. Daher auch deren Unverständnis über den Aufruhr. (Kinder, ihr habt ja keine Ahnung, wie es hätte auch anders kommen können..)
Sehr häufig fällt gerade bei Stuttgart 21 der Begriff 'Konservativ'. Was wird da über Werte schwadroniert, wenn Interessen gemeint sind.
Den Protagonisten wird dann Zynismus unterstellt. Zu viel der Ehre, wie ich meine. Zu befürchten ist, dass jene den Unterschied gar nicht ermessen können. So wenig wie den Unterschied zwischen scheinbar und anscheinend, zwischen nichts falsch gemacht und alles richtig gemacht.
Diese Einsicht macht mir Angst.
*
(zum thema gastbeiträge mehr hier.)
Wer Augen hat zu sehen und Ohren zu hören, wer wach durch die Zeit schreitet, der, ja der wird irgendwann wahrnehmen, dass uns, uns allen, die beiden letzten Jahrhunderte gerade auf den Kopf fallen.
Die Exzesse jener kaum vergangenen Geschichte haben nicht nur unzählige Opfer gezeugt, nein sie haben auch in den Köpfen der Überlebenden, seien sie nun Täter oder Opfer ihre Narben in der Seele hinterlassen - bis ins vierte Glied!
Mit diesen traumatisierten, geschädigten, beschädigten, defizitären, defekten Mitmenschen müssen die Nachgeborenen nicht nur umgehen; jene gehen vor allem mit ihnen um.
Ein kurzer Blick auf das "leitende" Personal nicht nur dieser Republik, nicht nur der oder jener Corporation zeigt, dass die derart behinderten längst fast alle Entscheidungspositionen eingenommen haben. Da passte wohl Schlüssel zum Schloss. Und so haben wir es bei den aktuellen Auseinandersetzungen mit Funktionsträgern zu tun, die sich eben genau dadurch auszeichnen. Sie erfüllen eine Funktion.
Funktionäre. (Ein Funktionär ist im reinsten Wortsinne eine Reiz-Reaktionsmaschine, die von aussen gesteuert wird.)
Man schaue sich nur einmal das Interview von Frau Slomka mit MP Mappus auf ZDF an.
Mappus ist nicht in der Lage wirklich in der ersten Person zu reden:
"man muss das sehr ernst nehmen" (die Proteste) anstatt 'wir nehmen das sehr ernst', oder
"es war unser Anliegen, den Dialog zu suchen" anstatt ' wir suchten den Dialog' etc..
(Sollten wir ihm den Besuch eines coachings zu small-talk empfehlen, wo ihm beigebracht wird, dass es besser rüberkommt, 'eigene Emotionen' nicht in der dritten Person, sondern in der Ich-Form zu formulieren?)
Bei alledem fällt Mappus' teigiger, pastöser, fast teilnahmsloser Gesichtsausdruck auf, gelegentlich eine Folge mangelnder dortiger Muskelbetätigung, wie sie auch bei Mimik-blinden vorkommt.
Dann beschwert Rech sich über die Instrumentalisierung von Kindern, welches er den Protestierenden unterstellt.
Hier schallt es 'haltet den Dieb!'. Vermutlich unterstellt man dem Anderen zuerst das, was man selber dächte...
'KINDER' ist ja vor allem ein manipulativer Zugang zur Emotion des Publikums. Von tätschelnden Potentaten bis zu Surrogat-SurrogatInnen selbst leyenhaftester Provinzialität wird das täglich exerziert. Dieses Instrumentalisieren unterstellt er also dem Bürger. Seine Aufregung dürfte allerdings nicht Ausdruck einer moralischen Entrüstung sein, sondern eher Ausdruck des Frustes, dass da der Gegner (vermeintlich) die eigenen Kampfmittel benutzt.
'Wer hat denen das erlaubt? Das ist doch unsere Attitüde! Wo sind die denn gelistet? Was sagt das Ordnungsamt dazu?'
"Im äussersten Notfall sind dann auch Wasserwerfer.." Diesen 'äussersten Notfall' kann wohl nur ein Apparatschik wie Rech so sehen. Bestünde Gefahr dass er auffliegt? Das rauskommt, dass es in Stuttgart 'nur' um eine Bilanzverschiebung zu Gunsten des Börsenwertes der DBAG ging und geht?
Das die Provisionen alle schon geflossen sind? Das demgemäss alle Beteiligten nun in der Lieferpflicht sind? Das die unlauteren 'Gewinne' der DBAG aus dem Verkauf des Gleisvorfeldes schon längst die Bilanz des Konzerns geschönt haben - also weg sind?
Zu fragen ist auch, warum man in Stuttgart die Hilfe von Einsatzkräften aus anderen Bundesländern brauchte.
Wenn es denn 'nur' 1000 bis 2000 Demonstranten gewesen waren, wie die Polizei selbst sagte: warum brauchte man dann externe Hundertschaften? Diese musste man schon Tage vorher bestellen. Da kann man nicht um 8:00 Uhr in Hamburg anrufen und um 16:00 sind die dann in Stuttgart im Einsatz. Das hat einen elendiglich langen Vorlauf. Und es kostet Geld. Geld, das nicht mal BW heute hat. Haben 1000 bis 2000 Demonstranten die BW-Polizei schon aus der Vorausperspektive so überfordert, dass diese Unterstützung brauchte? Können die ausser hochdeutsch auch anderes nicht? Oder ist das ganze ein widerlich hinterf... eingefädeltes Komplott?
Stellen wir uns nur mal vor, die Finanzkrise hätte dem Börsengang der DBAG nicht ein vorzeitiges Ende bereitet.
Dann wäre das Bild noch ein prägnanteres. 'Staat sichert Privatkonzern das Einfahren seiner dem Steuerbürger hinterzogenen Mittel mit Hilfe des staatlichen Gewaltmonopols'. Das jetzt ist sozusagen nur der Plan B, eine weichgespülte Variante, derer sich die (un-)Verantwortlichen nur mit halber Kraft widmen. Daher auch deren Unverständnis über den Aufruhr. (Kinder, ihr habt ja keine Ahnung, wie es hätte auch anders kommen können..)
Sehr häufig fällt gerade bei Stuttgart 21 der Begriff 'Konservativ'. Was wird da über Werte schwadroniert, wenn Interessen gemeint sind.
Den Protagonisten wird dann Zynismus unterstellt. Zu viel der Ehre, wie ich meine. Zu befürchten ist, dass jene den Unterschied gar nicht ermessen können. So wenig wie den Unterschied zwischen scheinbar und anscheinend, zwischen nichts falsch gemacht und alles richtig gemacht.
Diese Einsicht macht mir Angst.
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(zum thema gastbeiträge mehr hier.)
monoma - 9. Okt, 14:35
die Bahn der Freiheit
"Oh Publikum, ich frage bloß, wann wern wer den, wie andre, los?" (genaue Quelle ist mir entfallen)
Im Zweifelsfall entweder durch deren Rente, was auch nicht billig ist, oder bedingt durch die gute alte Funktionärsblindheit, wobei dann allerdings auch die Frage ist in welchem Morast diese am Ende erstarrt. Da erinnere ich mich an eine Dokumentation über den zweiten Weltkrieg, in der es sinngemäß hieß, dass jedes Grübeln und Verzweifeln der Welteneroberer über ihren Karten ein kleiner Sieg für die Menschheit war. Allerdings ein teuer erkaufter. Bis dahin haben unsere Eliten leider das Erpressungspotenzial auf ihrer Seite, denn irgendwie nuckeln wir am Ende ja doch alle am selben Busen oder bilden es uns zumindest ein.