kontext 54: die ganz normale verdinglichung im ganz normalen kapitalismus

ohne worte eins:

(...)"In einer Textilfabrik in Bangladesch, die für den deutschen Handelskonzern Metro produziert, hat sich eine junge Frau laut einer Hilfsorganisation unter dem Druck ihrer Chefs zu Tode geschuftet. Die 18-jährige Fatema Akter sei im Dezember während ihrer Schicht tot zusammengebrochen, berichtete die US-Organisation National Labor Committee (NLC).

Demnach musste das Mädchen an sieben Tage in der Woche 13 bis 15 Stunden in der Textilfabrik in der Hafenstadt Chittagong arbeiten und pro Stunde bis zu hundert Jeanshosen reinigen. Bei einem regulären Arbeitstag verdienen die Arbeiterinnen nach Recherchen des (NLC) häufig lediglich 69 Cent.(...)

Der 18-Jährigen wurde NLC-Bericht zufolge trotz Erschöpfung und Schmerzen in Brust und Armen ein freier Tag zur Erholung verweigert. Stattdessen habe der Vorgesetzte das Mädchen hart ins Gesicht geschlagen und ihr befohlen, ihre Arbeit fortzusetzen. Demnach waren für die Arbeiter in der Fabrik 14-Stunden-Schichten ohne Pause, erzwungene Überstunden und Schläge an der Tagesordnung."(...)


*

fast ohne worte
zwei:

"Zeitarbeiter wie Billigware angepriesen - `15 Prozent auf alle´"(...)

"Wenn Arbeitnehmer wie Kühlschränke oder andere Waren mit Rabatten beworben werden, ist dies geschmacklos und verhöhnt die Würde des Menschen und die der Arbeit", unterstreicht André Arenz, Gewerkschaftssekretär der IG-Metall-Verwaltungsstelle Olpe"(...)


warum "würde der arbeit"? was soll denn das bitte sein? und "geschmacklos" würde ich das auch nicht nennen, darum geht es hier nicht. hingegen durchaus als konsequent aus der sicht von verkäufer und kunden. die innere dynamik in solchen verhältnissen scheint sich noch nicht bis zu deutschen gewerkschaftern herumgesprochen zu haben, jedenfalls nicht bis zur ig metall in olpe.

sehr schön aufschlußreich auch das sich-um-kopf-und-kragen-reden des für den slogan offensichtlich (mit-)verantwortlichen:

"Daher sehen wir die Mitarbeiter auch nicht abschätzig als Ware, sondern als wertvolle Humanressource"

und er glaubt vermutlich wirklich ernsthaft daran, dass an der wahrnehmung anderer menschen als humanressource nichts problematisches sei. das ist letztlich ein weiteres beispiel für die verbreitung soziopathischer wahrnehmungsmodi in dieser gesellschaft (ohne das die betreffenden, die sich solcher sprach-, denk- und gefühlsmuster bedienen, nun selbst unbedingt im klinischen sinne soziopathen sein müssten).

*

und ein weiteres kapitel aus der unendlichen liste der normalen praktiken bei diversen hiesigen
discountern schliesst den kreis:

(...)"Aber auch, wenn es nicht Samstag ist: Müller findet die Arbeitsbedingungen bei seinem Arbeitgeber Netto inzwischen "unerträglich". "Ich arbeite 65 bis 75 Stunden pro Woche, wenn es glatt läuft", sagt er. Wenn es nicht glatt laufe, seien es an die 80 Stunden. "Unter zehn bis zwölf Stunden pro Tag komme ich nie raus", sagt er. "Wir arbeiten hier am Limit."(...)

und das ist grundsätzlich durchaus
repräsentativ für die sog. soziale "marktwirtschaft", wie die kapitalisten das hiesige ökonomische system nach dem wk2 fiktional zu verkleistern suchten. auch die paar jahrzehnte scheinbar "besserer" verhältnisse in der alten brd ändern nichts daran, dass dieses scheinbar bessere schon damals mit den opfern in anderen weltregionen erkauft wurde, ähnlich wie im ersten beispiel. nur in anderen konstellationen.

und die frage nach der rolle der verschiedenen manager bei der "metro", der zeitarbeitsfirma oder den discountern ist besonders vor dem hintergrund der gerade laufenden
diskussion interessant. sind die jeweils verantwortlichen in den obigen fällen nur getriebene der "anonymen sachzwänge"?

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