notiz: allerlei liegengebliebenes (autismus, oxytocin, kriegstraumata wk2)

wieder eine art kurzer medienrundblick mit blogrelevanten themen - auch, wenn der schwerpunkt absehbar bis auf weiteres auf der eskalierenden systemkrise liegt, so möchte ich doch bereiche, die aus meiner sicht durchaus ebenfalls etwas mit der krise zu tun haben (und seien es noch so verschlungene zusammenhänge) nicht total vernachlässigen.

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beginnen wir mal wieder beim autismus - ganz aktuell gibt´s da alt-neue
forschungsergebnisse:

"Autistische Störungen sind offenbar zumindest teilweise genetisch begründet. Forscher haben jetzt verräterische Erbgutvariationen identifiziert, die der Grund für Probleme bei der Signalübermittlung zwischen Nervenzellen sein könnten.

London - Ein Autismus-Gen haben die Wissenschaftler um Hakon Hakonarson vom Kinderkrankenhaus in Philadelphia nicht gefunden. Und doch gelang ihnen eine interessante Entdeckung: Sie deutet darauf hin, dass Autismus in den Genen liegen könnte.(...)

"Viele der Gene, die wir identifizierten, konzentrieren ihre Wirkung in Hirnregionen, die sich bei autistischen Kindern ungewöhnlich entwickeln", sagt Hakon Hakonarson von der University of Pennsylvania, der die beiden in "Nature" veröffentlichten Studien geleitet hat. "Zusammen mit anatomischen und bildgebenden Untersuchungen deuten unsere Resultate darauf hin, dass Autismus ein Problem neuronaler Fehlverbindungen ist." Eine dritte Studie, die in der Zeitschrift "Human Genetics" erschien, kommt zu weitgehend identischen Schlüssen.

Rund 15 Prozent aller autistischen Störungen ließen sich höchstwahrscheinlich auf die SNPs zurückführen, schätzen Hakonarson und sein Team."(...)


zu den (falschen) assoziationen, die aus der auch aus meiner sicht wahrscheinlichen interaktion von genen mit anderen faktoren bei der entstehung autistischer zustände regelmäßig entstehen (und auch medial gefördert werden, verweise ich einfach mal auf einen passenden
kommentar aus einer älteren diskussion. und natürlcih auf die bücher von joachim bauer, die auch in der literaturliste vorhanden sind. genetische einflüsse lassen sich nur in ganz seltenen fällen monokausal interpretieren. das ist bei solchen meldungen wie der obigen immer zu beachten.

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zur folgenden
meldung möchte ich mir (fast) jeden kommentar verkneifen...

"Ein europäisches Forscherteam hat einen Roboter entwickelt, der autistische Kinder spielerisch aus ihrer Isolation locken soll. (...) Der noch namenlose Prototyp soll im Herbst durch ein Serienmodell abgelöst werden, das an Schulen und therapeutische Einrichtungen verkauft werden soll. Die Europäische Kommission hatte das Forscherteam dafür im Projekt IROMEC (Interactive RObotic social MEdiators as Companions) mit 3,2 Millionen Euro ausgestattet.(...)

Jungen wie Mädchen wurden in Bewegung versetzt, folgten dem Gerät und fassten es an. Die Forscher haben verstärkt nonverbale Kommunikation beobachtet: Die Kinder nahmen sich an die Hand, lachten, klatschten und tauschten Blicke aus.

Von einem therapeutischen Nutzen will Kronreif jedoch partout nicht sprechen, obwohl die britischen Projektpartner genau das zum obersten Ziel erklären und längst den Begriff eines „Therapie- und Bildungsroboters“ verbreiten. Ihrer Meinung nach soll das Spielzeug die Entwicklung der Kinder beschleunigen.(...)

Im Sommer bekommt der Roboter noch zwei Arme. Dann sollen Imitationsspiele einstudiert werden, die sich bei Kaspar bewährt haben. Die Maschine winkt, der Mitspieler winkt zurück, beide klatschen abwechselnd. Nachahmen gilt als zentrales Element des Lernens – und insbesondere autistischen Kindern fällt es leichter, einen Roboter zu imitieren als einen Menschen."(...)


...bis auf eine einzige frage zum letzten zitierten satz: was lernen diese kinder bei der imitation eines roboters tatsächlich?

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das hormon (oder auch neuropeptid) oxytocin war bereits öfter thema, zb.
hier, nun gibt es ein relativ ausführliches interview, welches den aktuellen wissensstand ganz gut zusammenfasst:

(...)Heinrichs: Was wir bis jetzt sehen, und das ist so oft repliziert worden weltweit, dass wir sagen können, es reduziert eindeutig - und zwar bei gesunden Personen zunächst mal - eindeutig Angst, es reduziert die Aktivierung einer Hirnstruktur, die Amygdala, der Mandelkern, die die Angst vermittelt, es reduziert die Stresshormone und es macht sozialen Kontakt belohnender im Gehirn. Deswegen ist natürlich die Hoffnung groß, dass es das Gleiche auch macht bei Patienten, die da die Probleme haben. Nur diese Studien sind noch nicht abgeschlossen. Deswegen denke ich, der Analogieschluss, zu sagen, es funktioniert beim Tier, es funktioniert beim gesunden freiwilligen Probanden, also hilft es auch Patienten, das dürfen wir noch nicht tun, da müssen wir sicherlich die Geduld haben und noch die klinischen Versuche abwarten.

Scholl: Wie sehen Ihre konkreten Forschungen, Experimente auf dem Gebiet derzeit aus?

Heinrichs: Wir machen derzeit an diesen drei Patientengruppen oder Störungsgruppen Untersuchungen, das heißt Kombination Psychotherapie, Oxytocin bei sozialer Phobie, bei Borderline-Persönlichkeitsstörung und auch bei Autismus bzw. einer Unterform des Autismus."(...)


bin sehr gespannt, was da am ende rauskommt - zumal die bedeutung und funktion von oxytocin für unsere zwischenmenschlichen beziehungen nicht mehr ernsthaft bestritten werden kann.

*

und noch ein thema, welches bereits von verschiedenen seiten im blog beleuchtet wurde, stellt das schicksal der
kriegskinder des 2. weltkriegs dar; und nicht nur in deutschland dürfte die trangenerationale vermittlung der damals entstandenen traumata bis heute einen relevanten gesellschaftlichen einfluß ausüben (der womöglich auch beim umgang mit der aktuellen krise wirksam ist):

(...)"Die letzten Zeitzeugen, damals Kinder, werden alt, sie erinnern sich nun, im Alter, an lange Verschüttetes, und in jedem kollektiven Datum verdichtet sich nun die Erfahrung von Einzelnen, die nicht mehr lange da sein werden. Für die Vierzigjährigen rückt der Abschied von den Eltern näher: von denen, deren Erziehung zumeist noch von der Härte des Nationalsozialismus geprägt war, deren Eltern zur Generation der Täter gehörten, die als Kinder den Krieg, die Kriegsfolgen am eigenen Leibe erfuhren, die dann oft, nur schlecht ausgebildet, unbefriedigende Existenzen führten. Die Erinnerung hat es nicht mehr sehr lange mit ihrer primären Erfahrung zu tun."(...)

in dem artikel werden diverse neue bücher zum thema aus verschiedenen europäischen ländern vorgestellt, die allesamt hoch interessant klingen - ein lesetipp mit lesetipps sozusagen.

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