Wednesday - 13. Nov, 10:02

"Denn der Fußball auf seinem höchsten Niveau mag unehrlich sein, aber nicht unehrlicher als alle Eliten, alle Leistungsspitzen. Sie berücksichtigen nie den ganzen Menschen, sondern nur einen Teil von ihm. Das Nützliche."

monoma - 13. Nov, 19:28

danke für den link

und ja, einige da draussen in der maschine wissen sehr genau, worum es bei dieser geschichte ganz zentral geht:

"Wer, geschockt vom Selbstmord Robert Enkes, ein Umdenken fordert, stellt das Leistungsprinzip von Sport und Gesellschaft in Frage – und wird deshalb scheitern."

schade, dass der autor nicht weiter ausführt, was das dann eigentlich über eine derart strukturierte gesellschaft aussagt.

*

und abschliessend noch ein recht brauchbarer pressespiegel
errorking - 15. Nov, 19:58

depression ist eine

krankheit, die den stoffwechsel im hirn verändert und hat also null mit dem stress eines fussballspielers zu tun. auslöser für schwere depressionen sind also nicht die lebensumstände oder psychosen. pro jahr töten sich ziemlich genau 11.000 menschen allein in deutschland, für die gibts allerdings kein fest in einem fussballstadion.

http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/tabellen/selbstmorde_deutschland.htm
monoma - 15. Nov, 20:05

@errorking

ersteres ist letztlich eine nullaussage, weil sich auch der hirnstoffwechsel nicht "mal einfach so" im luftleeren raum verändert - auch, wenn es im einzelfall schwer bis unmöglich erscheinen mag, die verschiedenen einflüsse zu rekonstruieren.

und enke ist imo eher von seinen ängsten, sich innerhalb des profifussballgeschäfts zu offenbaren - "schwäche" zeigen! - zu seinem suizid gebracht worden.

und wie gesagt: wenn sich der umgang mit depressionen in den öffentlichen und auch privaten räumen dadurch nur ein fitzelchen ändern würde, wäre das zumindest eine halbwegs - die einzige - "positive" konsequenz.
sansculotte - 15. Nov, 22:48

Der Umgang mit Depressionen

ist medial, soweit ich sehe, in Zusammenhang mit Enkes Tod nicht weiter thematisiert worden.

Demenstprechend wird Enkes Suizid mitnichten etwas an der öffentlichen Rezeption der Depression ändern. Es ist imo allerdings durchaus wünschenswert, Depression endlich als Krankheit ins Bewusstseins zu rücken, um sie aus den Nebeln der Vorurteile, die Simulantentum und Änderbarkeit durch Willensanstrengung unterstellen, herauszuführen.

Allerdings tut sich in der Betrachtungsweise der Depression als Krankheit eine neue Gefahr auf, nämlich die der Vereinnahmung durch den medizinisch-industriellen Komplex. Es ist abzusehen, dass die Pharmaindustrie hier bloß ein neues Gechäftsfeld eröffnet und dem sollte vorgebeugt werden.

So sollte z.B sorgfältig zwischen Ursachen, Symptomen und Auslösern unterschieden werden. Ursache der Depression ist - und diese Zusammenhänge treten in den Studien der letzten Jahre immer deutlicher hervor - zumeist eine sehr frühe traumatische Entwicklung oder Situation. Die Stoffwechselveränderung ist weiterhin das Symptom und Auslöser kann jedes für das Erleben des Betroffenen bedeutsame biografische Ereignis sein, also etwa auch der Stress im Leistungssport.

Aber das alles war in den Medien nicht Thema. Ich hatte zunehmend den Eindruck, dass Enkes Tod instrumentalisiert wurde, um letztlich halbherzig Kritik an "der Leistungsgesellschaft" zu üben. Halbherzig deshalb, weil diese Kritik nie Analyseniveau erreicht hat, sondern sich lediglich wieder einmal in vorgefertigten Textbausteinen erschöpft hat. Eine Alibiaktion - die Protagonisten der Leistungsideologie klopfen sich an die Brust und ziehen nach einem dreimaligen "Mea culpa" weiter.
monoma - 16. Nov, 17:25

@sansculotte

"Der Umgang mit Depressionen ist medial, soweit ich sehe, in Zusammenhang mit Enkes Tod nicht weiter thematisiert worden."

teils-teils

die gefahr beim krankheitsbegriff sehe ich auch, aber es wäre trotz allem schon eine art fortschritt, wenn diese unsägliche "reissdicheinfachzusammen"-mentalität mal in die defensive geraten würde.

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