notiz: die weltweite unruhe in bild und ton

(...) "Die Buchautorin Barbara Ehrenreich hat in den zurückliegenden zwei Monaten Besetzungen und Protestaktionen an 1.400 Orten der USA gezählt. "Diese Bewegung hat sich ausgebreitet, wie keine andere seit der großen Depression der 30er Jahre", sagt sie. Und prognostiziert, dass Rückschläge wie Räumungen die Bewegung nicht beenden werden. (...)

Landesweit sind nach einer Rechnung des Journalisten Thom Hartmann bis Mittwoch dieser Woche 4.049 BesetzerInnen festgenommen worden." (...)


(taz)

*


so, da die mir bisher vor die sinne gekommene berichterstattung im hiesigen mainstream bis auf wenige ausnahmen wie zu erwarten spärlich, verfälschend und vor allem einmal mehr fragmentierend ist in dem sinne, dass zusammenhänge entweder verkürzt oder gar nicht wiedergegeben werden, nutze ich das blog ein weiteres mal für klassische gegenöffentlichkeit - verbreitung ausdrücklich erwünscht.

*

der gestrige, aus den usa maßgeblich initiierte globale
aktionstag der "occupy"-bewegungen hat sich im verlauf den ganzen tag über in den usa von küste zu küste mächtig entwickelt - alleine in new york waren selbst nach angaben der dortigen polizei den tag über mehr als 30.000 menschen protestierend unterwegs, was bei der üblichen kleinrechnerei von dieser seite realistisch eine zahl von etwa 40. - 50.000 bedeutet, die in new york auch bei vergangenen ähnlichen anlässen schon unterwegs waren. die räumung des camps im "liberty-park" war also, wie gestern schon prognostiziert, ein schuß öl ins feuer.

ironischerweise ist ausgerechnet - neben al jazeera - "russia today" eine empfehlenswerte quelle:




aber nicht nur in den mega-metropolen waren die bilder überall ähnlich - auch in kleineren städten wie nashville, las vegas oder portland...



...fangen die straßen an, immer öfter das vielleicht typische bild dieser zeit anzunehmen - helme, knüppel, pfefferspray gegen wachsende teile der bevölkerung. und wenn diese zahlreich genug ist, gibt es interessante ergebnisse - nochmal portland vor ein paar tagen, als ein räumungsversuch des dortigen camps von ca. 10.000 menschen alleine durch ihre präsenz verhindert wurde:



weiteres zu der fülle ähnlicher szenen quer durch die usa auf den laufend aktualisierten sonderseiten der huffington post sowie bei occupy together.

*

und in diversen europäischen städten sah es gestern so aus wie in madrid...




...oder athen...



...oder rom und anderen italienischen städten...



...in london...



...oder berlin und anderen deutschen städten, in denen ebenfalls die bildungsfrage im mittelpunkt von demonstrationen vor allem von schülerInnen stand:



*

das thema "bildung" ist auch seit monaten in chile ein anlass für massive proteste, wobei sich dahinter die sozialen realitäten eines neoliberalen "musterstaates" verbergen:




und wie sich die vorhergehenen bilder mit jenen aus dem fernen australien gestern gleichen...



und ebenfalls etwas "untergegangen" ist die stürmung des (schein-)parlaments von kuwait vor zwei tagen - proteste in der golfregion sind aufgrund der besonderen lage dort immer noch ein stückchen besonders...



ein paar hintergründe dazu:

(...) "Die Erstürmung des Parlamentsgebäudes durch tausende Demonstranten am Mittwochabend war in dem ölreichen Emirat eine Premiere. Der schiitische Abgeordnete Faisal el Duwaisan sprach anschließend von einer "Herausforderung" für den Emir und einem "Schritt in Richtung Umsturz". Die Demonstranten hatten gemeinsam mit Abgeordneten der Opposition das Parlamentsgebäude gestürmt und waren bis in den Sitzungssaal vorgedrungen, wo sie die Nationalhymne anstimmten. (...)

Hintergrund der Proteste sind Presseberichte, wonach 16 regierungstreue Abgeordnete umgerechnet knapp 260 Millionen Euro an Schmiergeldern erhalten haben sollen. Die Sicherheitskräfte des Emirats gingen am Mittwoch mit Schlagstöcken gegen die Demonstranten vor. Laut Augenzeugenberichten gab es fünf Verletzte. Kuwait ist der drittgrößte Förderstaat der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC). Die tägliche Fördermenge liegt bei drei Millionen Barrel am Tag."


*

der britische "guardian" mit einer ergänzenden
fotogalerie bildet für den moment einen ganz guten abschluß zu diesem immer noch fragmentarischen überblick, der hoffentlich trotzdem für einige augenöffnend sein mag. die weltweiten krise(n) produzieren und provozieren nicht erst seit gestern auch weltweiten widerstand, und das wird uns die nächste zeit mit zunehmender tendenz begleiten.
wire (Gast) - 18. Nov, 15:26

Danke!

Für die tolle Info- und Aufklärungsarbeit, die du leistest!

zio (Gast) - 20. Nov, 00:11

Die Zukunft?


monoma - 20. Nov, 14:04

eher schlechte sci fi

das problem mit derlei verschwörungstheorien ist, dass sie sich selbst niemals mit der beliebten frage "cui bono?" konfrontieren - wem nützen solche mythischen erzählungen, denn das sind sie im prinzip, von weltweit agierenden, planenenden und unterstellt alles kontrollierenden zirkeln, seien´s "die freimaurer", illuminaten oder gleich "die juden"?

ich habe früher schon begründet, warum ich zwar von verschwörungen als einem mittel in elitären kreisen ausgehe (stichwort gladio), jedoch alles, was denen eine allumfassende(!) planung, gar kontrolle unterhalluziniert, für großen bullshit halte - weil es so eine umfassende kontrolle von egal welchen menschen in einer welt wie unserer schlicht nicht geben kann. das ist schlicht eine soziopathische wunschvorstellung, die aber regelmässig scheitert - auch der ns und in gewissem sinne der stalinismus waren u.a. eben auch derartige versuche der totalen kontrolle. und das klappt nicht und niemals aus gründen, die schlicht in der menschlichen struktur und darüber hinaus in der beschaffenheit der uns zugänglichen welt liegen - wir kontrollieren real nichts und niemanden, nichtmal uns selbst. repressive systeme schaffen regelmässig zonen temporärer kontrolle, vielleicht in form der knäste am massivsten wahrzunehmen. aber selbst dort ist kontrolle weitgehend eine illusion.

wir sind als menschen, und das ist diesmal ausdrücklich positiv gemeint, viel zu irrational, als das solche kontrollprojekte historisch länger bestand haben könnten. und das schreibe ich als jemand, der sich lange mit etlichen elitären verbrechen, den übelsten herrschaftssystemen und vielen techniken der repression und der kriegsführung beschäftigt hat.

der hauptsächliche effekt, der durch solche mythen der imaginierten totalen kontrolle erreicht wird, ist tatsächlich ablenkung und resignation im angesicht schier übermächtiger gegner, und da muss man schon dringend fragen: cui bono?

gewisse herrschaften möchten sich vielleicht durchaus selbst in so einer position sehen (und darstellen), aber am ende des tages werden auch sie ihre grenzen akzeptieren müssen. und das wird umso schneller geschehen, je weniger auf ihre mythen gehört wird.
sansculotte - 20. Nov, 22:10

@Mo

Deine diesbezüglichen Ausführungen überzeugen mich - wie immer - nicht. Zugegeben - und das geht auch aus deiner phänomenologischen Argumentation hervor: die vollendete umfassende Kontrolle wird es aus den von dir genannten Gründen nicht geben können. Aber Versuche, eine solche Kontrolle zu etablieren, die gibt es allemal.
mutzel6 (Gast) - 21. Nov, 09:50

eher Realität denn SciFi

Der Punkt ist doch gerade der Unterschied zwischen früheren diktatorischen Machtergreifungen und den heutigen Vorgängen!

Heute wird eben nicht mit militärischer Gewalt die Kontrolle ausgeübt - Polizeieinsätze um Demonstranten zu vertreiben zähl ich mal nicht unter Kontrolle ausüben.

Die "Illuminaten, Freimaurer und Juden" der heutigen Zeit sind weltweit agierende Konzerne und die dahinter stehenden Machtinhaber. Solche weltweit vorhandenen Strukturen gab es früher nicht. Das ist der erste Grund, weshalb der Vergleich fehlschlägt.

Der zweite Grund: eine offensichtliche Machtausübung gibt es heute nicht. Vielmehr wird Macht und Kontrolle vor den Menschen verborgen. Dass offensichtlich ausgeübter Druck/Macht in revolutionären Strömungen mündet, ist durch die Historie bewiesen und soll tunlichst verhindert werden.

Heute erfolgt Machtausübung daher viel subtiler. Da gibt es Vorstandsvorsitzende und Bankmanager, Politiker und hohe Beamte. So kann sich der "Zorn des Volkes" gegen eine Person/Personengruppe richten. Solange eine Person verantwortlich gemacht werden kann, wird nicht das System in Frage gestellt. Aber wer steht denn dahinter? Es ist doch nicht so, dass Herrn Ackermann die Deutsche Bank heute gehört und nach seiner Verabschiedung gehört sie seinem Nachfolger ... Aber irgendwem gehört doch Daimler, Siemens, BMW.

Die Fragestellung ist naiv, trifft es aber durchaus. Natürlich besitzt nicht eine Person den Konzern ... aber multinationale Unternehmen werden auch nicht durch Millionen und Abermillionen Aktionäre geleitet. Es gibt immer eine Beteiligungsgesellschaft, einen Finanzmogul, eine Bank ... es gibt einfach "global Player" die immer wieder auftauchen. Und das ist keine Verschwörungstheorie.

Und es ist doch nicht so, dass Frau Merkel frei ist in ihren Entscheidungen oder nur an ihre Partei und Gewissen gebunden. Glaubt das irgendwer? Warum wurden nach 2008 keine Finanzmarkt-Kontrollgesetze erlassen? Warum gibt es keine Vermögenssteuer auf Vermögen über 50 Mill. EUR? Wie viele wären betroffen und würden sich "beschweren"? 100? 1000? Die Pendlerpauschale wurde abgeschafft und da haben sich 40 Millionen beschwert ... das hat überhaupt nicht interessiert!

Wer glaubt Finanziers mit Multi-Milliarden Dollars kaufen mal eben von dieser Gesellschaft ein paar Aktien und mal von jener, je nachdem, was die FinanzialTimes grade empfiehlt.. Und diese weltweit agierende Hochfinanz tritt nicht ins Rampenlicht und demonstriert Macht, demonstriert, wie sie Politiker beeinflusst und ganze Staaten indirekt lenkt. Viel geschickter: es gibt eine Finanzkrise und plötzlich werden alle Menschen gezwungen mehr zu arbeiten. Jeder versteht auch, dass Leistungen gekürzt werden müssen - weil ja "gespart werden muss, um die Schulden zu bezahlen". Die Wochenarbeitszeit wird wieder hochgesetzt, weil es dem Konzern nicht mehr so gut geht. Der Lohn sinkt dieses Jahr, wegen Absatzschwierigkeiten ... das ist die moderne Art der Machtausübung.

Was nützt es einem Machthaber, wenn er irgendwelche Idioten hat, die ihm folgen bis in den Tod, oder Polizei/Armee, die ein Volk unterdrücken können? Gar nichts! Machtausübung durch persönliche Abhängigkeit ist da schon etwas anders. Millionen können damit gesteuert werden. Und die Millionen machen das freiwillig mit einem "Hurra!, wir dürfen arbeiten".

Dabei tritt vollkommen in den Hintergrund, wessen Schulden wir denn bezahlen müssen. Wer denn das "ganze Geld" bekommt. Wohin sind denn diese Fantasiebeträge verschwunden und woher sind die vorher gekommen? Warum brauchen wir denn ständiges Wachstum von mind. 3%? Geht es uns jedes Jahr 3% besser? Wer von den Arbeitnehmern (und nur um die geht es, weil nur die "herstellen" und "konsumieren" - zu 95%) hat denn jedes Jahr 3% mehr? Warum ist es eine Katastrophe, wenn die Wirtschaft stagniert - also mir macht das nichts aus, da geht es eben allen weiterhin gleich gut ...

nebenbei: ich bin das erste Mal hier zu Besuch. Ich hätte gern noch ein paar Artikel gelesen aber die komplette Kleinschreibung macht das Lesen längerer Artikel zu mühsam. Vielleicht ist das hier extra so, aber für Besucher absolut Augenkrebsverursachend :-)
monoma - 21. Nov, 14:39

@sansculotte

versuche, sicher. aber ein versuch ist nicht gleichbedeutend mit erfolg.
monoma - 21. Nov, 14:52

@mutzel

na sicher ist besonders das ca. seit den 1960er jahren existierende system in den staaten der westlichen hemisphäre mit seinen demokratiesimulationen ( aks "repräsentative demokratie") und seinen lobbygetränkten mafiösen verfilzungen bei einer gleichzeitig hochentwickelten medialen ablenkungs- und sedierungsindustrie nicht zu vergleichen mit einer platten diktatur des sagen wir mal dahingeschiedenen tunesischen typs unter ben ali.

der denkfehler, den ich bei Ihnen sehe, ist aber der folgende: im zeitalter der rasant schrumpfenden energetischen basis auch dieses systems werden etliche bisher gewohnte mechanismen zunehmend zu stottern beginnen und nicht mehr wie bisher weiterfunktionieren, was das theater, die ganze simulation, entscheidend stören wird. zum anderen zeigen gerade die bilder aus den usa, dass ab einer bestimmten stärke der gesellschaftlichen widersprüche ebenfalls die bisher funktionierenden methoden so nicht mehr oder nur noch eingeschränkt greifen. am ende werden wir mit genau den gleichen mitteln und methoden konfrontiert werden, wie sie seit eh und je seitens "der macht" benutzt werden. was übrigens auch ein symptom für die zunehmende instabilität des ganzen gebäudes darstellt - wenn manipulationen, simulationen, fakes und lügen nicht mehr greifen, dann kommt handfeste und materielle gewalt zum vorschein.

in vielen staaten ist dieses stadium mittlerweile erreicht, hier wird´s noch etwas dauern, aber auch nicht mehr lange. steuern oder gar "kontrollieren" lässt sich in einer solchen phase nicht mehr viel.

ps: ja, die kleinschreibung ist "hier extra so." auch hier gilt: mit der macht alter gewohnheiten brechen ;-)
mutzel6 (Gast) - 22. Nov, 15:55

@MONOMA

MONOMA schrieb: "der denkfehler, den ich bei Ihnen sehe ..."
Nein, nein, so wird das wohl nicht sein (hoffe ich :-). Ich habe aber eine andere Auffassung hierzu. Die habe ich versucht ab der 2. Hälfte meines Postings anklingen zu lassen.

Dass die "energetische basis" schrumpft ist unbestritten. Und dass "Peak Oil" bis "Peak everything" uns vor Probleme stellen wird, die wir uns noch nicht einmal vostellen können (und irgendwie auch nicht wollen) ebenso. Mittlerweile wächst bei einigen auch das Bewusstsein dafür, dass etwas grundsätzlich im System nicht stimmt, was sich an "Occupy Wallstreet" zeigt.

Aber, und das ist ja der große Unterschied zur bekannten Geschichte, die Kontrolle und Machtausübung war nie umfassender und gesicherter als heute. Es war noch nie leichter Meinungen zu beeinflussen (Medienkontrolle) und Massen zu kontrollieren (Überwachung der Kommunikation). Gerade weil die Macht nicht derart offensichtlich ist und zuvorderst auf der Abhängigkeit jedes Menschen von der Infrakstruktur unserer hochspezialisierten Welt basiert (es gibt "Aussteiger", aber ich rede hier von den "restlichen" 95%). Und deshalb wird es nicht so chnell dazu kommen, dass die kritische Masse an Kritikern zusammenkommt.

Dass die Kontrolle funktioniert zeigt die aktuelle Entwicklung überdeutlich: plötzlich gibt es zwischen Griechen und Deutschen einen Konflikt mit breiter Basis. Da hat vor 2 Jahren niemand dran gedacht. Kein Deutscher war der Meinung, dass die Griechen auf unsere Kosten wie die Maden im Speck leben und keinem Griechen war klar, dass wir sein Land bis auf dem letzten Tropfen aussaugen wollen (Ironie!!!).
Und: alle bereiten sich mental darauf vor, dass eine harte Zeit kommt, mit mehr Arbeitslosigkeit, geringeren Einkommen, mehr Steuern/Abgaben. Weil ja die Schulden (wessen???) bezahlt werden müssen ... womit wir wieder beim Thema wären (s.o.).

Begriffe wie "Medienkontrolle" und "Überwachung der Kommunikation" klingen nach Verschwörungstheorie. Ich bin wirklich kein Anhänger IRGENDEINER Theorie. Ich bin aus der IT-Branche und verfolge diesen Bereich recht genau. Was in den letzten Jahren an Maßnahmen zur Überwachung der Kommunikation durch den Gesetzgeber ermöglicht wurde, ist einfach nur erschreckend. Da fragt man sich nach dem Sinn. Um irgendeinen Copyright-Sünder zu schnappen, die abertausenden Terroristen, die ständig unser Land bedrohen? Aktuell sieht es ganz anders aus: nämlich dass es viel interessanter ist, wenn in einer "heißen Phase" kontrollirt werden kann wer wann welches systemkritische Portal aufgerufen hat, wer mit welchem Kritiker telefoniert+gemailt hat. DAS mach Sinn, da kann man Strömungen erkennen und Bewegungen, noch bevor sie eine breite Masse erreicht haben.

Und deshalb: ich stimme Ihnen zu, dass das "system zu stottern beginnt". Aber ich glaube wir sind weiter von einer Änderung und Verbesserung des Systems zugunsten der Menschen entfernt, als noch vor 100 Jahren. Das klingt pessimistisch, aber an der kapitalistischen Marktwirtschaft ist nicht viel "soziales" geblieben und die Machthaber haben ihren Vorsprung ausgebaut.

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