notiz: krisennews und -gedanken (12)

beim anblick der täglichen news befallen mich zunehmend kopfschmerzen... wobei: eher nehme ich die sowie das deutlicher werdende bauchgrummeln in kauf, als das ich mich in den gleichmut der allgemeinen trance begebe:

(...)"Der aufreizende Gleichmut, mit dem die »Kapitalverbrechen« des Finanzsystems (Spiegel) zu den Akten genommen werden, ist keine Spezialität von ZDFRTL, er ist typisch. Überall in der Gesellschaft herrscht informierte Apathie und unheimliche Gelassenheit, und der Glühweinverkauf auf Weihnachtsmärkten zeigt eine erfreuliche Tendenz: Es geht aufwärts. Gestern noch zeigte die Öffentlichkeit ihren treuen Alarmisten bei jeder Wortmeldung die Rote Karte; heute, wo die Realität selbst Alarm schlägt, trainiert sie ihre seelische Festigkeit im Erdulden schlimmer Nachrichten. Wir erleben, so gab der Sozialpsychologe Harald Welzer in der FAS mit fasziniertem Schaudern zu Protokoll, eine »Epochenwende«, eine tiefe Zäsur, während gleichzeitig das Leben seinen gewohnten Gang gehe. »Die Autos fahren, Restaurants sind geöffnet, die Welt ist nach wie vor in Farbe.« Alltag und Apokalypse, Normalität und Ausnahmezustand durchdringen sich wechselseitig und bilden das paradoxe Mischgefühl der neuen Epoche. Alles scheint wie immer, doch nichts ist wie sonst."(...)

ganz recht, in diesem teil der welt - in anderen schon lange und längst nicht mehr - scheint alles wie immer - genau dieser schein dürfte zu einem großen teil das produkt jener fiktionen und halluzinationen sein, die franz schandl als inzwischen eigentlich tragenden motor der real immer weiter kollabierenden kapitalistischen ökonomie ausmachte (das schandl-zitat habe ich in den letzten beiträgen bereits zweimal gebracht, darum verzichte ich auf die wiederholung). aber wie schon letztens in einem kommentar gesagt: in wettlauf zwischen realität und fiktionen wird die erstere unzweifelhaft die ziellinie als erste erreichen. die frage ist jetzt nur noch: wann ist es (hier) soweit? und noch wichtiger: wie werden all die mitmenschen auf den dann fälligen
einbruch der realität reagieren? immerhin wird diese frage dann nur in ausnahmefällen innerhalb der gemütlichen diskurse kulturwissenschaftlicher tagungen beantwortet werden; sondern dann wird sie im alltag, auf den straßen, in banken, geschäften und unternehmen beantwortet werden müssen.

*

prognosen, zumindest ökonomischer art, will ja inzwischen kaum noch jemand hören, was nicht zuletzt auch mit dem offenbar werdenden versagen all der mainstreamökonomen zusammenhängt, die der kriseneskalation von beginn an hinterherhecheln. dabei gibt es durchaus auch vorhersagen, die aufgrund ihrer vorhandenen orientierung an der realität ernst genommen werden müssen.
leap ist dabei ein - meinem eindruck nach eher (links-)liberaler - europäischer think tank, der regelmäßig ein newsletter, das global europe anticipation bulletin GEAB veröffentlicht - in wesentlichen teilen leider nur per abo einsehbar, aber die zusammenfassungen werden als pressemitteilungen herausgegeben. und in der neuesten mitteilung steht nun folgendes:

(...)"LEAP/E2020 geht davon aus, dass diese umfassende weltweite Krise sich im März 2009 noch einmal beschleunigen wird. Wie im September 2008 wird sie einen Gang höher schalten. Wir gehen davon aus, dass mit Ende des ersten Quartals 2009 die Welt erkennen wird, dass das Fundament der Weltwirtschaft dreifach untergraben wird, nämlich durch :

1. den psychologischen Faktor der allgemeinen Erkenntnis über die Nachhaltigkeit der Krise ;
2. die weltweite Explosion der Arbeitslosigkeit ;
3. das Risiko eines Zusammenbruchs des kapitalfinanzierten Rentensystems.

Die Krise erzeugt eine negative Stimmung und die negative Stimmung verschärft die Krise. Wenn die Menschen in Europa, Amerika und Asien erst zur Überzeugung gelangt sein werden, dass die Krise jeglicher nationaler oder internationaler Kontrolle entglitten ist, dass sie alle Weltregionen in Mitleidenschaft zieht (auch wenn einige mehr betroffen sein sollten als andere - vgl. 28. Ausgabe des GEAB), dass sie mit ihren Auswirkungen nun auch die Realwirtschaft in Mitleidenschaft zieht, dass sie unmittelbar die Lebensgrundlage Hunderter von Millionen Menschen in der industrialisierten Welt gefährdet, dann ist eine weitere Beschleunigung nicht mehr vermeidbar. Die nationalen Regierungen und die internationalen Institutionen haben nur noch ein bis drei Monate, um sich auf diese Situation vorzubereiten. Das soziale Konfliktpotential ist enorm. Die Länder, die in Zeiten explodierender Arbeitslosigkeit und insolventer Pensionsfonds keine sozialen Mindeststandards garantieren können, werden, wenn Angst viele Menschen ergreift, der Gefahr sozialer Instabilität am stärksten ausgesetzt sein."(...)


da sich die leute in diesem think tank als ratgeber der europäischen regierungen begreifen, ist die anfängliche focussierung auf die "negative stimmung" durchaus begreiflich, und ich kann mir gut vorstellen, dass in diesen tagen etliche meetings u.ä. innerhalb der apparate stattfinden, die sich nur diesem thema widmen - "wie erzeugen wir um himmels willen wieder eine positive stimmung?" was aber nur dem versuch gleichkommt, die vorhandenen fiktionen zu kräftigen - ein unterfangen, welches fehlschlagen wird bzw. muss, wenn Sie sich nochmal oben die einleitenden worte betrachten.

*

was u.a. auch damit zusammenhängt, dass so viele tatsachen gar nicht geschönt werden können - es sei denn, die apparate würden den direkten zugriff auf alle medien versuchen. das aber wäre spätestens im moment eines solchen versuches ein sicheres anzeichen für den kurz bevorstehenden allgemeinen ausnahmezustand. was das für tatsachen sein können? ein kleiner und recht wahlloser überblick:


- eins

"Die künftige US-Regierung will mit massiven Investitionen den völligen Absturz der Wirtschaft verhindern. Die Lage sei schlechter als befürchtet, warnt der designierte Vizepräsident Joe Biden. Ein weiteres 700-Milliarden-Paket zur Bekämpfung der Krise sei dringend notwendig."(...)


- zwei

"18 Städte aus dem Ruhrgebiet und dem Bergischen Land fordern einen Rettungsschirm für ihre Stadtkassen. Ohne Hilfe drohe den Kommunen eine Finanz-Katastrophe."(...)


- drei

(...)" Immer mehr Firmen schicken ihre Beschäftigten deshalb in Kurzarbeit: So bereitet sich der Stahlkonzern ThyssenKrupp darauf vor, seine Produktion wegen der Flaute in der Autoindustrie bis September herunterzufahren. Treffen dürfte es 20.000 der 41.000 Beschäftigten, bestätigte ein Sprecher von ThyssenKrupp Steel in Duisburg. Betriebsratschef Willi Segerath sagte, für die Stahlarbeiter bedeute dies Nettogehaltsverluste von sieben bis zehn Prozent.

Kurzarbeit melden auch der Stuttgarter Autohersteller Daimler sowie die Zulieferer Bosch und Continental an. Der Leverkusener Chemiekonzern Lanxess prüft noch. Auch der Chiphersteller Infineon, dessen sächsische Tochter Qimonda ums Überleben kämpft, schickt seine Beschäftigten ab 1. Januar nach Hause. Insgesamt wurde im November für 165.000 Arbeitnehmer Kurzarbeit beantragt, im Oktober waren es nur 57.000."(...)


und das sind nur drei meldungen aus einer wahren flut in diesen tagen, über die den überblick zu erhalten sich schon lange als fast aussichtsloses unterfangen darstellt. und selbstverständlich kommt es dabei auch immer auf die perspektive an - ich persönlich finde längst nicht alles nur negativ, jedenfalls nicht von solchen standpunkten aus gesehen wie denen, das konstrukt der lohn(zwangs)arbeit als lebenssinn (mit dem impliziten konsum zwecks kompensation) als destruktiv und verrückt genauso abzulehnen wie unsere ganze existierende soziale und ökonomische organisationsform überhaupt. und vor diesem hintergrund erklärt sich ein teil meiner kopfschmerzen auch durch die kenntnisnahme von angeblichen "lösungsversuchen" wie bspw. mehr
strassenbau - nichts kann gleichzeitig die ratlosigkeit und dummheit, aber auch skrupellosigkeit der "eliten" besser unter beweis stellen als dieses stumpfe "mehr desselben" in zeiten von klimawandel und peak oil. bei solch allgemeingefährlichen aktionen bekommen fragen und gedanken wie die von günther anders dann nochmals ein anderes gewicht.

*

das leitet über zum begriff der "sozialen stabilität", der auch im GEAB nicht zufällig eine wesentliche rolle spielt. die dürfte sich dann im nächsten jahr mehr und mehr verflüchtigen, was - begrenzt - an solchen etwas surrealen szenen wie aus island deutlich wird:



anhand der news-beiträge aus den letzten wochen lässt sich dort die entwicklung gut nachvollziehen - mittlerweile finden nicht mehr nur samstags regelmässige demonstrationen statt, sondern täglich. und was da im video zu sehen ist, ist eine aktion gegen die isländische kreditaufsichtsbehörde. außerdem wurde am mittwoch eine filiale der landesbank mit der forderung nach rücktritt der kompletten geschäftsführung besetzt. was passiert da
im eissturm?:

(...)"Das Empörende für die Menschen ist, dass keiner seinen Hut nimmt. Davíd Oddsson, der ehemalige Ministerpräsident, der die Privatisierung der Banken einleitete und heute die Landsbanki leitet, denkt nicht daran zu gehen. Und die Banker, die auch die Pensionen der Alten verzockt haben? Die ihre unglaublichen Gehälter damit begründeten, dass sie so viel Verantwortung auf ihren Schultern trügen? Sind alle verschwunden. Vilhjálmur Bjarnason, der konservative Ökonom, der einem ruhig und sachlich die Zusammenhänge der Katastrophe auseinandersetzen kann, kriegt rote Flecken am Hals, als er sagt: "Das Unglaubliche ist, denen ging es nur ums Spielen. Die Banken, unser aller Geld, das Land, alles war für die Spielzeug." Und Gudmundsson wird recht laut, als er sagt, er kriege das mit seinem Rechtsempfinden nicht zusammen, die die"s verbockt haben, sitzen in Südfrankreich und all die vernünftigen Bürger, die nicht mitgemacht haben, sollen auf Jahrzehnte hinaus bezahlen.

Die Behörden sind keine Demonstrationen gewöhnt. Sie sind äußerst nervös und setzen Pfefferspray gegen junge Studenten ein. Die Künstlerin Katrín Ólafsdãttir hat gefilmt, wie ein paar Jugendliche von der Polizei gefesselt und abgeführt werden, die ruhig auf dem Bürgersteig standen. Als Ólafsdãttir zu einer danebenstehenden Journalistin sagt, das sei unerhört, entgegnet die: "Die Polizisten tun nur ihren Job." Ólafsdãttir aus dem Off: "Ihren Job? Die Demonstration war friedlich, warum werden die festgenommen?" Die Dame in schwarz: "Ich habe nichts gesehen." Am nächsten Tag wurden die Demonstranten als Abschaum bezeichnet. Soviel zur Rolle der Medien, die übrigens fast alle den mächtigsten Männern des Landes gehören.

Und, wie geht es nun weiter? Einar Már Gudmundssons Enkelin Kreppa heißt mittlerweile Pauline. Die Demonstranten gehen seit Montag jeden Tag auf die Straße; am Mittwoch gingen erstmals Scheiben zu Bruch. Die Arbeitslosigkeit ist mittlerweile auf 5,4 Prozent gestiegen; prognostiziert werden zwischen 10 und 25 Prozent. Die Inflation schnellte auf 18 Prozent hoch. Was deshalb so schlimm ist, weil viele Isländer Kredite in ausländischer Währung aufgenommen haben, wer also im Oktober 15 Millionen Kronen Schulden hatte, der hat jetzt 22. Kein Wunder, dass 40 Prozent der 20- bis 25-Jährigen überlegen, auszuwandern, "schließlich ist kein Land der Erde je so schnell und krass abgestürzt in Friedenszeiten", sagt der Ökonom Jãn Daníelsson. Nur Vilhjálmur Bjarnason, früher das Orakel, will sich nicht mehr äußern zur Zukunft. Er sagt nur: "Es ticken noch fürchterliche Zeitbomben, aber die will ich nicht nennen. Ich will noch leben an Weihnachten."(...)


ja, zeitbomben. auf denen sitzen wir alle schon unser ganzes leben lang. nur wird das ticken immer lauter.

*

und das die "eliten" dieses ticken ebenso vernehmen und sich - was noch wichtiger ist - davon von fall zu fall auch beeindrucken lassen, zeigten vor ein paar tagen meldungen aus
frankreich:

(...)"Im Vergleich zu dem, was gerade in Athen passiert, ging es in Frankreich in den letzten zwei Wochen noch ruhig zu. Aber weil die Stimmung zu kippen drohte, ruderte die Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy zurück und verschob kurzerhand eine umstrittene Schulreform.

In Brest warfen demonstrierende Schüler in den letzten Tagen Schaufensterscheiben ein, zerkratzten und zerbeulten Autos, einige schmissen Steine. In Lille zündeten junge Leute Mülltonnen und ein Auto an und zertrümmerten eine Bushaltestelle. In Nantes stürmten sie Schulen und schäumten sie mit Feuerlöschern voll. In einem Pariser Vorort wurde ein Schulleiter durch einen Brandsatz leicht verletzt, wie die Behörden mitteilten.

Überall in Frankreich, in Städten wie Dörfern, ließen Schüler in den vergangenen Wochen den Unterricht ausfallen, besetzten Schulen und zogen mit Transparenten durch die Straßen. Ihr Ziel: eine umstrittene Oberstufenreform verhindern, durch die rund 25.000 Stellen gestrichen werden sollten. Ihre Gegner: Präsident SarKozy und sein Bildungsminister Xavier Darcos.

Erst demonstrierten die Schüler friedlich, dann immer energischer, mittlerweile ziemlich krawallig. Jetzt gaben Sarkozy und sein Minister klein bei und verschoben kurzerhand ihr umstrittenes Vorhaben. "Das Klima ist objektiv ungeeignet, gelassen voranzuschreiten", sagte Darcos.

Damit untertreibt er: Laut Medienberichten fürchtet die Regierung griechische Verhältnisse, die Zeitung Le Monde schreibt vom "griechischen Syndrom".(...)


das hat zwar nur mittelbar etwas mit der allgemeinen krise zu tun, ist aber trotzdem in form des üblichen "wir-müssen-sparen-vor-allem-beim-sozialen" - geplärres der kapitalistischen "eliten" ein teil von ihr. und erst recht ist die benannte furcht der regierung deutlich ein resultat dessen, was bis zum heutigen tag in griechenland passiert.

*

bevor wir dorthin einen blick werfen, möchte ich Sie aber noch an die in den letzten news skizzierte lage in den usa erinnern. und ebenfalls an
diese nachricht aus dem september, in der es um die bereitstellung aktiver einheiten der us-army für den inlandseinsatz ging. ein republikanischer senator warnte dieser tage vor bevorstehenden inneren unruhen in den usa, was auch die hektischen aktivitäten zur "rettung" der dortigen autoindustrie letztlich ebenso verständlich macht wie den widerstand von seiten der republikaner dagegen sowie wie die bereitstellung der armee:

(...)“We’re going to have riots. There are already people rioting because they’re losing their jobs when everybody else is being bailed out. The fairness of it becomes more and more evident as we go along. The auto companies may be hurting,” he said, but “there are very few companies that aren’t hurting and they’re going to hurt. We don’t have enough money to bail everyone out.”(...)

der letzte satz ist entscheidend. es brennt inzwischen an viel zu vielen stellen in der us-ökonomie gleichzeitig, und diese erkenntnis dürfte auch den weiter oben zitierten biden zu seiner aussage bewogen haben.

*

zur situation in griechenland möchte ich heute in der hauptsache auf zwei umfassende zusammenfassungen verweisen: einmal bei
contrainfo, zum anderen sind auch bei telepolis einblicke jenseits des mainstreams zu gewinnen. bemerkenswert sind dabei für mich nicht nur die zunehmenden besetzungen plus anschließender alternativer nutzung von tv- und radiosendern, sondern auch die besetzungen öffentlicher gebäude wie rathäuser u.ä.

ein beitrag bei indymedia, dem anschein nach direkt
aus athen, enthält hingegen informationen, die zumindest ich bisher nicht verifizieren konnte, deren brisanz aber vor dem hintergrund der aktuellen situation nicht zu unterschätzen ist. wie gesagt, das folgende muss erst noch von anderen seiten bestätigt werden:

(...)"Ein Soldat hat informiert das Soldaten aus 45 Kasernen in ganz Griechenland öffentlich erklären das sie sich weigern auf der Strasse zu gehen und Waffen gegen menschen mit denen sie gemeinsame Zukunft wünsche haben zu terrorisieren. sie machen öffentlich das in mehre Kasernen Polizei Fahrzeuge gebracht werden um da geschützt zu sein, das es die Vorstufe von Ausnahme zustand ist, manche Kasernen mit Plastik Geschosse beliefert würden mit der ansage bei eigenen Gefahr zu schiessen.

sie sind mehre hundert Soldaten die öffentlich sich weigern und informieren wollen. eine interessante info ist das deutsche und italienische spezialeinheiten nach Griechenland gekommen sind mit den Auftrag die aufstandsbekämpfung zu unterstützen."(...)


und der letzte satz beschreibt eben bei der europäischen zusammenarbeit in sachen repression etwas, was durchaus im bereich des vorstellbaren liegt. eine zunehmende - parteiische - politisierung der armee hingegen dürfte nicht nur für die griechischen "eliten" ein absolutes warnsignal darstellen. und das würde ich als weiteren grund dafür ansehen, die information hinsichtlich der hilfe zur aufstandsbekämpfung ernst zu nehmen.
monoma - 22. Dez, 21:16

betreff island: sehr lesenswert...


archenoe - 23. Dez, 12:58

Stimmung, innere Verfassung in Krisenzeiten

Nach Durchlesen deiner Infos und Überlegungen und 'nem kurzen Rückblick auf die vergangenen 5-6 Monate, die ich u.a. mit regelmäßigem Lesen zur Weltwirtschaftskrise verbracht habe, stelle ich fest, dass
1. ich meinen in scheinstabilen kapitalistischen Zeiten ohnehin bereits nachlassenden Humor fast völlig verloren habe;
2. mir ein immer größer werdender Teil der Nachrichten Ärger und Übelkeit bereitet;
3. die kleine Zwischenfreude über die Marx-Renaissance schon wieder verpufft ist;
4. die Rettung in die Small-Talk-Oberflächlichkeit und ausschließliche Privatglückpflege, die viele meiner Mitmenschen suchen, keine Möglichkeit für mich darstellt, weil ich sie nicht für lebenswert halten kann;
5. mir andererseits aber die pauschale Resignation ebenso auf den Geist geht;
6. ich grundsätzlich Angst vor der "Revolutionssituation ohne Revolutionäre" habe (Auftrieb faschistischer Strömungen?);
7. mir besonders die jüngeren Generationen (16-21, 21-27; 27-35) Sorgen machen, weil diese genau diejenigen sind, die nur den phantastisch anmutenden Aufschub der schweren Weltwirtschaftskrise durch Defizitkreisläufe und Finanzblasenökonomie seit den 70ern miterlebt haben und diesen selbstverständlich gar nicht als Krisenaufschub empfunden haben, sondern wahrscheinlich nur als geschmeidige und wundersame Wohlstandserhaltung (hier spreche ich selbstredend nur über die jüngeren Generationen innerhalb der kapitalistisch-hochtechnologisch entwickelten Staaten) - wie diese Generationen wohl mit der Krise umgehen werden?

monoma - 23. Dez, 16:52

abgleich

1. ich meinen in scheinstabilen kapitalistischen Zeiten ohnehin bereits nachlassenden Humor fast völlig verloren habe;

dito, wobei ich das anfügen würde: ich werde sarkastischer.

2. mir ein immer größer werdender Teil der Nachrichten Ärger und Übelkeit bereitet;

dito.

3. die kleine Zwischenfreude über die Marx-Renaissance schon wieder verpufft ist;

die wird bei mir verlängert über das mediale wiederauftauchen "der anarchisten" ;-)

4. die Rettung in die Small-Talk-Oberflächlichkeit und ausschließliche Privatglückpflege, die viele meiner Mitmenschen suchen, keine Möglichkeit für mich darstellt, weil ich sie nicht für lebenswert halten kann;

dito

5. mir andererseits aber die pauschale Resignation ebenso auf den Geist geht;

aber hallo!

6. ich grundsätzlich Angst vor der "Revolutionssituation ohne Revolutionäre" habe (Auftrieb faschistischer Strömungen?);

ja, aber - bleibt wohl nix anderes, als das beste aus der situation zu machen.

7. mir besonders die jüngeren Generationen (16-21, 21-27; 27-35) Sorgen machen, weil diese genau diejenigen sind, die nur den phantastisch anmutenden Aufschub der schweren Weltwirtschaftskrise durch Defizitkreisläufe und Finanzblasenökonomie seit den 70ern miterlebt haben und diesen selbstverständlich gar nicht als Krisenaufschub empfunden haben, sondern wahrscheinlich nur als geschmeidige und wundersame Wohlstandserhaltung (hier spreche ich selbstredend nur über die jüngeren Generationen innerhalb der kapitalistisch-hochtechnologisch entwickelten Staaten) - wie diese Generationen wohl mit der Krise umgehen werden?

vielleicht ist es wunschdenken, aber hier hoffe ich darauf, dass die gerade beendete phase des zwangsweise aufgrund einmaliger historischer umstände im westen "zivilisierten" kapitalismus tatsächlich aufgrund der teilweisen zurückdrängung der ärgsten gewalt gegen kinder in zumindest mehr eltern-kind-verhältnissen als zu früheren zeiten soviel einfluß hatte, dass dabei eine relevante zahl von menschen entsprungen ist, die tatsächlich selbstbewußt im besten sinne ist - das ist eine absolut notwendige option, um sich den zumutungen der macht nicht zu beugen. ich denke, wir werden das in den nächsten jahren sehen können, ob und wieviel an dieser hoffnung dran ist.

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