notiz: krisennews und -gedanken (41)
willkommen zu einem weiteren jahr des globalen irrsinns allerorten - ein jahr, in dem die wut weiter vor sich hin köchelt:
"Reiche Leute sind vor allem eins: kriminell. Das war ja ohnehin schon lange bekannt. Und das Gesetz dient in erster Linie dem Schutz von Eigentum - Eigentum eben dieser reichen Leute.
Kommt davon wenn man Kreuze auf Wahlzettel macht anstatt Löcher in Politiker."
so ein - seit längerem unzensiertes, vielleicht weil durchaus kein einzelfall - posting im wiener standard anlässlich weiterer berichte über die machenschaften in sachen "hypo alpe adria", eine geschichte, die sich mittlerweile zu einem lehrstück über die verfilzung von politischer und wirtschaftskriminalität in mehreren ländern incl. deutlich erkennbarer quasi-mafiöser strukturen entwickelt hat. die foren österreichischer medien zum thema weisen inzwischen einen ausserordentlich hohen wut-index auf; und es lassen sich durchaus schon erste anzeichen dafür entdecken, dass das politische system in österreich dadurch in sachen legitimation hübsch destabilisiert werden wird - zunächst in formen einer art innerer und tiefer distanzierung, die dann die notwendige basis für weiteres darstellen könnte. wer sich für genaueres interessiert, lese auch die fortlaufende berichterstattung beim rebellmarkt oder diese recht aktuelle zusammenfassung.
die sonstigen news sind keinesfalls erbaulicher:
der name chris martenson wird den meisten leserInnen ebenso wie mir bisher unbekannt gewesen sein, obwohl es sich bei ihm um einen naturwissenschaftler handelt, der sich schon länger mit seinem speziellen hintergrund ökonomischen fragen widmet, was ich an sich schon spannend finde. man muss nicht jede seiner positionen teilen; seit kurzem jedoch zirkuliert eine deutschsprachige übersetzung eines seiner essays im netz, die deutlich stellung bezieht zur unmöglichkeit, die zwei erklärten hauptziele westlicher regierungen - "wirtschaftswachstum" und bzw. durch "klimaschutz" - zu erreichen. ein u.a. auch physikalisches ding der unmöglichkeit:
(...) "Vor und während der Konferenz in Kopenhagen (und sicher auch danach), haben Politiker und Zentralbänker unermüdlich daran gearbeitet, die Weltwirtschaft auf einen Wachstumspfad zurückzubringen. Uns wird gesagt, dass wir mehr Arbeitsplätze benötigen, mehr Wachstum und mehr Konsum. Wachstum ist das allgegenwärtige Wort auf den Lippen der Politiker. Und die amtlichen Maßnahmen in der Größenordnung mehrerer zehn Billionen Dollar sprechen dafür, dass es sich hierbei tatsächlich um das globale Ziel mit der höchsten Priorität handelt.
Andererseits ist die übereinstimmende Meinung aus Kopenhagen, dass CO2-Emissionen in den nächsten Jahrzehnten stark reduziert werden müssen.
Diese beiden Ideen schließen sich gegenseitig aus. Man kann nicht beides haben.
Wirtschaftswachstum benötigt Energie und der größte Teil unserer Energie kommt von Kohlenwasserstoffen - Kohle, Öl und Erdgas. Beim Verbrennen dieser Energieträger wird Kohlendioxid freigesetzt. Somit wird bei einer wachsenden Wirtschaft auch mehr CO2 freigesetzt. Das ist eine sehr einfache Sache.
Niemand hat bislang erläutert, wie wir es schaffen sollen, ein Wirtschaftswachstum und eine Reduzierung bei der Nutzung von fossilen Brennstoffen zu erreichen. Somit sind die in Kopenhagen vorgeschlagenen Handlungen realitätsfremd und in Anbetracht der Ausgaben von zig Billionen Dollar dem Untergang geweiht.
Es gibt nur eine einzige Sache, von der wir wissen, dass sie den CO2-Ausstoß gedrosselt und sogar reduziert hat, und das ist die jüngste Kontraktion der Wirtschaft." (...)
so ist es. und auch diese konstellation weist deutlich auf das szenario hin, welches ich schon öfter skizziert habe: nicht nur die (westliche) art des wirtschaftens, sondern der gesamte darauf basierende lebensstil im auf fossilen brennstoffen beruhenden totalitären kapitalismus steht zur disposition, einfach weil er an vielfältigste und nicht mehr auszutricksende - weder durch technik o.a. - grenzen gelangt ist. die ökosphäre setzt grenzen, peak oil (s.u.) setzt eine weitere, und letztlich ist auch die erschöpfung der menschen insgesamt eine systemimmanente grenze, die sich u.a. in den weiter steigenden zahlen von psychophysischen störungs- und krankheitsbildern ausdrückt. alles zusammen lässt sich berechtigt als systemkrise bezeichnen, und es ist bereits jetzt deutlich zu sehen, dass wir in eine epoche ständiger, sich gegenseitig überlagernder und verstärkender krisen eingetreten sind, die an intensität mindestens solange zunehmen werden, bis das ganze system entweder einigermaßen kontrolliert überwunden wird oder aber in einem prozess von agonie und zerfall kollabiert.
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die diskussionen um das klima sind ja weder hier noch anderswo abgeschlossen, aber jenseits dessen kann eines schon festgehalten werden: der industrielle kapitalismus ist u.a. aufgrund seiner tendenz zur verdinglichung alles lebendigen von beginn an auf einem kriegspfad gegen die globale bios- und ökosphäre gewesen, was einmal mehr vom in vergangenen krisennews zitierten karl-heinz roth in seinem letzten buch die globale krise herausgearbeitet wird - eine gekürzte zusammenfassung des entsprechenden kapitels, Die Umweltkrise als Systemgefährdung und die Entstehung des ÖkoKapitalismus liegt als pdf. vor und enthält u.a. eine skizze der wahrscheinlichen realität des allseits gelobten "grünen kapitalismus", der den ausweg aus den verschiedenen fallen darstellen soll:
"Die lebendige Arbeit und die Natur – Boden. Luft und Wasser – sind die elementaren Voraussetzungen aller gesellschaftlichen Produktions- und
Reproduktionsprozesse. Dass die arbeitenden Menschen und die Natur unter kapitalistischen Akkumulations- und Regulationsbedingungen nicht nur ausgebeutet, sondern auch in erheblichem Ausmaß geschädigt werden, wurde seit der ersten Industrialisierungsphase des Weltsystems
aufmerksam registriert und erörtert, geriet aber immer wieder in Vergessenheit. Infolgedessen konnte die in den 1980er Jahren neu aufgekommene Geschichtsschreibung über Arbeiterschutz und Umweltzerstörung auf einen riesigen verschütteten Quellenfundus zurückgreifen. Sie führte uns drastisch vor Augen, wie das sich ausbreitende Fabriksystem ganze Generationen von Arbeiterinnen und Arbeitern gesundheitlich ruinierte und seine nähere Umgebung zerstörte.
Aber die Abwässer, Schlacken, Schwermetallrückstände, Dämpfe und Rauchgase durchdrangen nicht nur die Körper der unmittelbaren Produzenten, sondern wurden auch in die umgebenden Gewässer, in die Böden und in die Luft abgeleitet. Sie verwandelten in den sich ausbreitenden Industriezentren die Flüsse in Kloaken, zerstörten die benachbarten Wälder durch den »Sauren Regen« und kontaminierten die Böden.
Langandauernde soziale Konflikte waren die Folge dieser umsichgreifenden »industriellen Pathologie«. Die Arbeiterinnen und Arbeiter entflohen den besonders gesundheitsschädlichen Sektoren des Fabriksystems nach durchschnittlich neun bis zwölf Monaten und mussten in Europa und den Vereinigten Staaten fortlaufend durch neu eingetroffene MigrantInnen ersetzt werden.
Die Kapitalisten reagierten auf diese Herausforderungen, indem sie nur noch besonders gesunde Arbeitskräfte einstellten, die schlimmsten Übelstände durch verfahrenstechnische Änderungen abstellten und die Schornsteine erhöhten. Der Wettlauf um immer höhere Schornsteine, die die Rauchplage und den Sauren Regen auf immer größere Gebiete verteilten, symbolisierte diese Tendenz auf besonders drastische Weise. Am System selbst – an der auf längere Dauer der Gesundheitsschädigung angelegten Verwertung billiger Arbeitskräfte und am Raubbau der gratis angeeigneten natürlichen Ressourcen – durfte dagegen nicht gerüttelt werden." (...)
und darf bis heute nicht, sei angemerkt. insgesamt ein dringender lesetipp!
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die erste version dieser news ist mir vor ein paar tagen wg. einer durchgeballerten sicherung im bevorzugten netcafé ins elektronische nirvana entschwunden, incl. der angelegten sicherungsdatei. aber so kann ich jetzt wenigstens einen aktuellen telepolis-artikel berücksichtigen, der eine nötige und wichtige frage stellt: Warum Peak-Oil offiziell ignoriert wird:
(...) "Noch weniger gibt es offiziell Pläne irgendeiner G8-Regierung, allen voran der USA, wie diesem Problem begegnet werden könne. Das hat Shane Mulligan von der University of Waterloo zu einer Analyse veranlasst, warum dieses Thema so weitgehend ignoriert wird. Angesichts der seit mehr als zehn Jahren intensiv geführten Fachdiskussion, könne die offizielle Ignoranz kaum mit purer Ahnungslosigkeit begründet werden. Das jedenfalls nicht in den höheren politischen Rängen, denn dafür sei die Peak-Oil-Debatte schon zu weit in den Mainstream vorgedrungen, meint Mulligan, der gerade an einem Buch über die Sicherheitsaspekte von Peak-Oil schreibt. Er vermutet daher, dass viele Regierungsexperten an übermäßigem Training in neoklassischer Ökonomie leiden und schlicht davon ausgehen, dass die Marktmechanismen schon für den Ausgleich sorgen, d.h. höhere Preise zu mehr Exploration und Förderung, sowie zur Entwicklung von Substituten führen werden.
Vielleicht grassiere aber auch einfach eine Art von "kognitiver Dissonanz", welche die Administrationen weltweit davon abhalte, diesen potentiell so problematischen Bereich anzugehen, so wie viele Menschen auch nicht gerne über den eigenen Tod nachdenken. Viel lieber werde dann dem Glauben an technische Lösungen gehuldigt, die bei Bedarf schon gefunden würden. Zudem hätten Regierungen generell die Tendenz, schlechte Nachrichten zu unterdrücken.
Wem das ein wenig zu unrealistisch erscheint, dem bietet Mulligan die These, dass etwa die US-Regierung ohnehin Bescheid wisse, das aber einfach nicht bekanntgeben wolle. Und er zitiert David Fridley, einen früheren Kollegen von US-Energieminister Steven Chu, damit, dass "der Minister alles über Peak-Oil weiß. Er kann nur nicht darüber sprechen, weil sonst die Wall Street crashen würde." Sadad al-Husseini, ein früherer Vizepräsident des saudischen Ölgiganten Aramco, bestätigte jüngst, dass "diejenigen, die offiziell nicht darüber sprechen, die Öffentlichkeit eben nicht mit der Wahrheit konfrontieren und beunruhigen wollen. Nur, dass die Öffentlichkeit dann auch nicht bereit sein wird, die notwendigen Maßnahmen zu unterstützen." (...)
das dürfte die bislang treffendste zusammenfassung sein, v.a. deswegen, weil sie die realistisch vorhandenen vielfachen gründe benennt: einmal der im weitesten sinne vorhandene blinde glaube an die systemmechanismen, v.a. an technische lösungen. dann die wahrscheinlichen auswirkungen auf die eh schon massiv angeschlagene ökonomie, wenn klartext geredet werden würde. und als drittes der unwillen einer breiten öffentlichkeit (nicht nur) im westen, wenn die konsequenzen von peak oil deutlich benannt werden würden. tröstlich finde ich aber, dass sowohl schweigen als auch aussitzen bei diesem thema nichts ändern werden. und insgesamt lässt sich das alles als weiteres indiz für den bevorstehenden systemabsturz betrachten - die tendenz zur zunehmenden blanken realitäts(ver)leugung ist nicht nur in diesem bereich wahrzunehmen und stellt m.m. ein symptom für massiv nachlassende interne selbstregulationsfähigkeiten dar, was den insgesamt trotz aller ernsten konsequenzen wünschenswerten und nötigen zusammenbruch noch beschleunigt - lieber ein ende mit schrecken als ein schrecken ohne ende.
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kommen wir direkt zur ökonomie - die aktuelle situation rund um das globale bankensystem und die dieses großzügig alimentierenden staaten hat der wirtschaftsjournalist frank meyer in seinem blog wie folgt auf den punkt gebracht:
(...) "Weltweit haben die Banken ihre Lehre aus der Finanzkrise gezogen und ihre Risikomodelle so angepasst, dass im Gewinnfall der „Moral Hazard“-Joker sticht oder im Verlustfall … der Steuerzahler haftet; und als ob es keinen Beinahe-Kollaps des Finanzsystems gegeben hätte, nutzt die Finanzindustrie den Blankoscheck der Regierungen und den Ihnen unbegrenzt zur Verfügung gestellten Null bis ein Prozent-Kredit der Notenbanken, um Aktien oder Anleihen oder Rohstoffe innerhalb weniger Monate erneut in eine … Blase zu treiben.
Die jedoch historisch größte Blase spielt sich unverändert in dem immer noch nicht verbotenen OTC-Derivate-Casino ab, wo die steuergeldgestützte Finanzindustrie mit der „Kleinigkeit“ von nur 604.622.000.000.000 USD (+10,5% ggü. 31.12.2008!) auf die Pleite von Unternehmen oder Staaten, Devisen- oder Zinsänderungen wettet. Die durch Zwangsfusionen konzentrierten und damit noch höhere Risiken als je zuvor auf sich vereinenden Zombiebanken „jonglieren“ dort – auf Basis finanzmathematischer Modelle – mit „system(de)stabilisierenden“ Massenvernichtungswaffen (Warren Buffet), die das Welt-BIP von 2008 (60,689 Billionen USD) „nur“ um mehr als das 10-fache übertreffen. Unter Jugendlichen heißt diese Art von „Sport“ Komasaufen, unter Bankern hingegen: „too big to fail.“
Dafür genehmigt sich im Krisenjahr 2009 allein der US-Finanzsektor, angeführt von dem nur „Gottes Werk“ verrichtenden Llyod Blankfein – CEO von Go(l)dman Sachs – angesichts des unermüdlichen Einsatzes für den eigenen Wohlstand torschlusspanikartig neue Rekordboni (Schätzung 2009: ~140 Mrd. USD), die selbst dem patriotischsten Amerikaner inzwischen sauer aufstoßen … sofern dieser zuvor überhaupt noch etwas zu essen hatte. Denn nach Angaben des US-Landwirtschafts-ministeriums mussten 2008 im Land der unbegrenzten Möglichkeiten etwa 50 Millionen (!) Amerikaner, darunter 16,7 Millionen Kinder (+4,3 Millionen zum Vorjahr), Hunger leiden." (...)
bleibt noch anzumerken, dass das dargestellte auseinanderklaffen der wohlstandsschere nicht nur in den usa zu beobachten ist - später mehr.
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das böse wort vom staatsbankrott geistert immer öfter selbst in mainstreammedien herum, und bereits aus dem vergangenen september stammt das folgende informative video:
ärgerlich, aber nicht verwunderlich dabei die schönfärberei der situation in der sog. eu-kernzone, zu der die brd gehört. denn wenn man sich deutlich macht, dass ein staat funktional auf seinen diversen untereinheiten, am ende der kette kommunen und gemeinden, basiert, so bekommt die folgende meldung gleich ganz neue bedeutungsebenen:
"Ungeachtet der Warnungen vor Abgaben- und Gebühren- Erhöhungen für Bürger hält die FDP an ihrem umstrittenen Steuersenkungskurs fest. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund drohte am Montag in Berlin, viele Bürger müssten sich wegen leerer Kassen der Kommunen im neuen Jahr auf höhere Gebühren und weniger Leistungen einstellen. Einige Städte und Gemeinden wollen Grundschulen schließen, die Straßenbeleuchtung nachts ausschalten oder beim Heizen in Schwimmbädern sparen. Mitarbeiter von Kommunen müssen teils länger auf ihr Gehalt warten. FDP-Chef Guido Westerwelle bekräftigte jedoch in Berlin: «Wir tun das, was wir vor der Wahl versprochen haben.» (...)
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnte die Bundesregierung vor weiteren Steuergeschenken auf Pump. Die Kommunen stehen nach eigener Ansicht vor einem besonders schwierigen Jahr. Die Finanzlage sei katastrophal. Zwischen Einnahmen und Ausgaben klaffe ein Loch von 12 Milliarden Euro. Bis 2013 werde ein Fehlbetrag von fast 50 Milliarden Euro auflaufen. Das werde «fatale Folgen» für die Infrastruktur und damit für Bürger und Unternehmen haben, sagte der Präsident des kommunalen Spitzenverbandes, der Bautzener Oberbürgermeister Christian Schramm. «Die Kommunen werden gezwungen, die Leistungen für die Bürger weiter einzuschränken, die Investitionen zurückzufahren und die Verschuldung zu erhöhen.» (...)
wenn ich mal die möglichkeit habe, werde ich eine kleine photographische doku derjenigen strassenabschnitte hier in der stadt anfertigen, in denen die beleuchtung offenbar nicht mehr repariert wird - die ersten derartigen stellen sind mir bereits vor einem jahr aufgefallen, und es betrifft keinesfalls nur nebenstrassen. mit solchen eher kleinen und unscheinbaren zeichen fängt es jedenfalls an.
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gerade, wenn im hinblick auf mögliche staatbankrotte innerhalb der eu die südeuropäischen länder in die debatte kommen, fällt oft - wie auch im obigen video - das "die-haben-über-ihre-verhältnisse-gelebt", oft genug kombiniert mit bereits deutlich rassistischen anmerkungen über "südliche mentalitäten" - so auch im folgenden kommentar:
(...) "Eine halbe Million Staatsdiener sollen hinnehmen, dass ihre Löhne und Gehälter bald schon eingefroren oder gar um vier Prozent gekürzt werden. Ein "Schock-Sparplan" solle es werden, lässt die Regierung wissen, und seit Tagen malen die Medien das Jahr 2010 in schwärzesten Farben. Höhere Steuern drohen auf Treibstoff und Tabak. Eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf 20 oder 21 Prozent wird überlegt. Alles dies, um Griechenland, dessen Staatsdefizit im vergangenen Jahr auf 12,7 Prozent kletterte, vor dem Staatsbankrott zu retten. Auf 40 engbeschriebene Seiten soll der Maßnahmenplan schon angewachsen sein, den die EU in den nächsten Tagen unter die Lupe nehmen wird. (...)
Ist Papandreous Sparpaket von Brüssel aber erst mal gebilligt und fließen die Kredite wieder, dann muss aus dem schönen Schein auch noch harte Wirklichkeit werden. Dies wird jedoch nicht ohne einen Mentalitätswandel gehen, und dafür stehen die Zeichen derzeit nicht gut. Zwei Drittel der Griechen zeigen sich nach einer Umfrage nicht bereit dazu, einen persönlichen Beitrag zur Verbesserung der Finanzlage ihres Landes zu leisten. Das ist kein Wunder. Schließlich muss ein einfacher Staatsbediensteter, beispielsweise ein Lehrer, in Piräus nur einen Bummel durch den Yachthafen machen, um zu erfahren, wie schön es sein kann, den Staat zu betrügen. Ganze 5000 Steuerzahler gibt es unter elf Millionen Einwohnern, die ein Einkommen von mehr als 100.000 Euro angeben. Schöne Boote gibt es indes mehr - und Schwarzbauten in ruhigen Buchten auch.
Korruption von der Kirche bis zu den Krankenhäusern bleibt meist ohne Folgen. " (...)
und, ist das ein wunder bei den "elitären" vorbildern nicht nur in griechenland ? es ist immer wieder verblüffend, mit welcher chuzpe die apologeten der herrschenden a-sozialität sich dann immer wieder jammernd beklagen, wenn große teile von bevölkerungen beweisen, dass auch sie ihre lektionen der kapitalismusimmanenten regeln gelernt haben und sich im kleinen nicht anders verhalten als im großen die bankster und diverse transnationale konzerne. man könnte das auch als mafiasierung ganzer gesellschaften betrachten, und u.a. in diesem umstand liegt eines der am meisten destruktiven potenziale des heutigen systems verborgen - die zerstörung der (authentischen) sozialen substanz einer gesellschaft, die dann durch simulationen des sozialen die letztlich im wahrsten sinne des wortes kriminelle bis soziopathische grundstruktur mit einer dicken tünche überdecken soll. genau solche prozesse finde ich neben den ökologischen verwüstungen am besorgniserregendsten, weil eine funktionierende authentische sozialität eigentlich das einzigste ist, was das menschliche leben in einer gemeinschaft überhaupt möglich macht. jenseits dessen gibt´s nur misstrauen, lieblosigkeit, empathiemangel, rücksichtslosigkeit und egozentrismus - beziehungsunfähigkeiten im weitesten sinne, die für das beziehungswesen mensch katastrophale folgen haben - letztere bereits vielfach im blog dokumentiert.
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spanien ist bekanntlich ebenfalls ein bankrott-kandidat - aber wie anderswo auch, sind in der dortigen klassengesellschaft - die es ja "offiziell" weder gibt noch geben darf - die an den untersten enden befindlichen menschen schon länger am schwersten von der krise betroffen - und das sind nicht nur in spanien "legale" und "illegale" migranten:
(...) " "Was können wir dafür, dass die Migranten keine Arbeit finden?", fragt Eduardo Domínguez, Arbeitsvermittler vom Bauernverband Coag in Andalusien. "Wir haben sie nicht gerufen." Der Spanier verschränkt hinterm Schreibtisch die Arme. Er kann Fragen nach den illegalen Einwanderern nicht mehr hören. Seit einem Jahr schon machen sie Schlagzeilen, weil sie immer dort, wo gerade geerntet wird, auf der Straße leben.
"Die Migranten ziehen von Ernte zu Ernte, weil sie in den vergangenen Jahren noch bei jeder Kampagne einen Job gefunden haben", sagt Diego Cañamero, Sprecher der Landarbeitergewerkschaft SOC. "Aber jetzt sind die Spanier zurück auf den Feldern, weil sie ihre Arbeit auf den Baustellen verloren haben. Die Arbeitsämter haben jeden Einzelnen angeschrieben und zur Ernte geladen."
Die Situation der afrikanischen Migranten wird sich weiter verschlechtern. Dann, wenn die spanischen Bauarbeiter kein Arbeitslosengeld mehr bekommen und zurück auf die Felder müssen, auf denen sie in Zeiten des Baubooms nicht arbeiten wollten. "Die Migranten sind wie Werkzeuge, die nicht mehr gebraucht werden", sagt Cañamero. (...)
und der letzte satz macht nochmal schön deutlich, warum dieses blog im header den untertitel "...existieren in einer dingwelt" trägt. sollten sich die weiter oben erwähnten quasi-soziopathischen arten der gegenseitigen wahrnehmung weiter verbreiten, so werden wir alle eines tages füreinander nichts weiter als dinge sein - mal mehr, mal weniger nützlich, austauschbar und beliebig. DIESE perspektive ist es auch, die den propagandisten der herrschenden "besten aller welten [TM]" tag für tag um die ohren gehauen werden muss. dann nämlich wird sich zeigen, wes´ ungeistes kind sie real tatsächlich sind.
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die spanische situation ist dabei durchaus repräsentativ für die aktuelle globale lage - ob es nun bspw. polnische arbeiter sind, die unfreiwillig aus irland zurückkehren, asiatische migrantInnen aus den golfstaaten oder aber "illegale" migranten aus mittel- und südamerika in den usa:
"Carlos Ruano hatte gerade seine letzten $50 angebrochen, als sein Vermieter ihn im September vor die Tür setzte, weil er die Miete nicht länger bezahlen konnte, wie nytimes.com berichtet. Er schickte das Geld an seine Frau und seine Kinder in Guatemala und verbrachte die Nacht in einer Unterkunft in Woodside, Queens, die den Spitznamen “Hotel Ambulante” trägt, der spanische Ausdruck für Wanderhotel. Mr. Ruano, 38, der seinen Lebensunterhalt seit sechs Jahren auf der 69th Street und am Broadway verdient hatte, befindet sich nun auf der Straße. Er und andere Tagelöhner, die wenig Glück hatten, verbringen die Nächte, wo immer sie können: in der Notaufnahme des Elmhurst Hospital Center, in unfertigen und verlassenen Gebäuden, die von bankrotten Bauentwicklern leer stehend liegen gelassen wurden und unter Brücken entlang der Güterbahnschienen, die durch den westlichen Teil von Queens führen, wo vor kurzem schmutzige Matratzen und Arbeitsstiefel auf dem steinigen Grund ausgebreitet wurden.
„Der einzige Grund, warum wir nicht verhungern, ist, dass Menschen uns Essen anbieten”, sagte Mr. Ruano an einem verschneiten Samstag, als er eine Tasse mit Suppe in der Hand hält, die von einer Gruppe von Anhängern der Pfingstbewegung ausgegeben wurde, die im Park an der Woodside Avenue Tagelöhner mit Essen versorgen. In ihrer Isolation und ihrem Mechanismus, von Tag zu Tag zu leben, sind diese Arbeiter vielleicht die unsichtbarsten und am schwersten zu eruierenden Opfer der Rezession, teilten Anwälte und offizielle Stadtvertreter unisono mit. Niemand weiß mit Sicherheit, wie viele Menschen obdachlos geworden sind, seit der fulminante ökonomische Abschwung viele Bauprojekte zu einem buchstäblichen Stillstand gebracht hat und Jobs vernichtete, die einmal bis zu $200 am Tag einbrachten. Die meisten Betroffenen sind illegale Einwanderer, die vielleicht einen Tag auf der Straße sind und den nächsten schon wieder nicht mehr, immer abhängig von ihrer Arbeit und der aktuellen Konjunkturlage." (...)
und die wirtschaftsfacts merken dazu an:
"Die Situation dürfte für Immigranten und Tagelöhner momentan sicherlich am härtesten sein, jedoch werden auch immer mehr US-Amerikaner von diesem Schicksal erfasst. (...)
Sollte die Wirtschaft nicht bald drehen und sich der Arbeitsmarkt erholen, wonach es beileibe nicht aussieht, stellt sich die Frage, was diese Leute machen sollen, um dem Teufelskreislauf aus Arbeitslosigkeit und Armut zu entfliehen. Die Immigranten können in die Heimat zurückgehen, wo es auch nicht besser aussieht, und die US-Amerikaner? – Werden zum Teil vielleicht bald kriminell, um sich das zu holen, was sie zum Leben brauchen. Wer weiß das schon so genau. Hier entstehen im Schatten der Wirtschaftskrise neue und sich verfestigende Problemfelder, um die sich die meisten betroffenen Bundesstaaten sehr wahrscheinlich nicht ausreichend kümmern können, da die Kassen – wie jedermann weiß – leer sind und demnächst wohl direkte finanzielle Unterstützungsleistungen seitens Washington auf der Tagesordnung stehen dürften – andere nennen so etwas auch Bailout." (...)
von der möglichen und leider auch wahrscheinlichen aktivierung der vorhandenen rassistischen spaltungslinien mit allen destruktiven konsequenzen ganz zu schweigen - in weiter zurückliegenden news war das zb. anhand von meldungen aus großbritannien, ungarn und italien bereits zu betrachten.
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ohne viele weitere worte - Die herrschenden Gefühle - interessante betrachtungen darüber, wie sich die krise hierzulande langsam, aber unaufhaltsam im alltagsbewusstsein festsetzt:
"Neun Monate vor dem Mauerfall erschien von Silly die LP "Februar". In einem Titel endeten alle Strophen mit derselben Zeile. Sie nahm die Staatslyrik der DDR von der immer besser werdenden Wirklichkeit auf und brachte sie auf den Punkt: "Alles wird besser, alles wird besser, aber nichts wird gut."
Was für eine knappe, kluge Bilanz dachte ich damals. Aber wenn ich mich, zwanzig Jahre später, in einem anderen gesellschaftlichen System umsehe, spüre ich wieder den Widerspruch zwischen Verheißung und Erfahrung. Die herrschenden Gefühle sind Ernüchterung und Unsicherheit. Nichts ist gut geworden, richtig gut, auf Dauer gut.
Generationen von Eltern erfreuten sich an der Hoffnung, dass ihre Kinder es einmal besser haben werden. Gute Arbeit, höheres Einkommen, höhere Renten. Davon redet keiner mehr. In Deutschland leben fast zwei Millionen Kinder in Familien ohne eigenes Einkommen. Die meisten Menschen steigen nicht in höhere Schichten auf, sondern bleiben da, wo sie mal gestartet sind - das Wort dafür heißt Statusfatalismus. Geringverdiener, Alleinerziehende und Migranten müssen Bedürfnisse herunterschrauben, viele sind auf Lebensmittelspenden und Kleiderkammern angewiesen. Das edle menschliche Bedürfnis nach Gerechtigkeit wird oft als Sozialneid diffamiert. Die Verteilung der Güter und Gelder ist immer wahnwitziger geworden." (...)
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in aller kürze - das krisentelegramm + wer das einleitende zitat aus dem "standard" ganz oben mal wieder zu "pauschal" und "übertrieben" gefunden hat, sollte sich neben der beschäftigung mit den vielen bekannt gewordenen fällen von wirtschaftskriminellen machenschaften in und neben der krise auch mal mit diesen insidergeschäften auseinandersetzen: "Großbanken wie Goldman Sachs und die Deutsche Bank haben einem Zeitungsbericht zufolge ihren Kunden in den USA in großem Stil riskante Hypothekenpapiere verkauft und gleichzeitig auf deren Wertverfall gewettet. Die New York Times berichtete, sowohl der Kongress als auch die US-Aufsichtsbehörden SEC und Finra hätten hierzu bereits Ermittlungen aufgenommen.
Großkunden wie Pensionsfonds und Versicherungen seien davon ausgegangen, solide Investitionen zu tätigen, hätten jedoch anschließend mit den Papieren Milliardenverluste eingefahren, hieß es in dem Bericht. Dabei habe es sich um synthetische CDOs (besicherte Schuldverschreibungen) gehandelt, die die Banken vor dem Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes vertrieben." einmal mehr ein wahrhaft göttliches treiben + interessantes aus island - " Islands Präsident Ólafur Ragnar Grímsson verhinderte am Dienstag das Inkrafttreten eines Gesetzes zur Erstattung von 3,8 Milliarden Euro an die Niederlande und Großbritannien - er will nun das Volk entscheiden lassen. Die Regierungen in Amsterdam und London reagierten empört.
Auf der Grundlage der Verfassung habe er entschieden, das Gesetz nicht zu ratifizieren und es stattdessen dem Volk zur Abstimmung vorzulegen, sagte Grímsson in einer Fernsehansprache. Es sei offensichtlich, dass das Volk den künftigen Kurs selbst bestimmen wolle. Die ganze Nation bei der Entscheidung über das Gesetz einzubinden, sei die "Voraussetzung für eine erfolgreiche Lösung". hm. einerseits lässt sich das tatsächlich als schritt hin zu so etwas wie basisdemokratie betrachten, andererseits spielen sich hier gleichzeitige täter und opfer v.a. der bankenkrise gegeneinander aus, anstatt direkt den verantwortlichen bankstern an den hals (und die fetten geldbörsen) zu gehen. ambivalente geschichte, finde ich + hierzulande herrscht bekanntlich allerorten aufschwung, was sich alleine schon am rückgang des schienengüterverkehrs um 25% ablesen lässt - äh, nein, falsche meldung, es handelt sich um die erfolgsmeldung von den 19% einbruch bei der güterbinnenschifffahrt - ach verdammt nein, es ist "unser" überaus florierender einzelhandel mit nur noch ein paar lächerlichen prozent einbußen - puh, gerade noch die kurve gekriegt. können wir nicht grundsätzlich alle statistiken so faken wie die arbeitslosenzahlen? + das allerletzte begegnete mit neulich beim warten in einer tierarztpraxis, wo ich so die jährliche veröffentlichung der hiesigen katzenhilfe durchblätterte und auf vielen seiten die aufforderung "spendet!" zu lesen war - die zahl der ausgesetzten katzen nimmt ebenso überhand wie die dauerbelastung der tierheime - und diese vierbeinigen krisenopfer werden meist völlig vergessen: "Die Wirtschaftskrise und Hartz IV haben jetzt auch die Tierheime erreicht: Immer mehr Haustiere werden ausgesetzt abgegeben oder müssen nach Sozialentscheidungen aufgenommen werden. Wie der überregional tätige Tierschutzverein Bund Deutscher Tierfreunde e.V. (BDT) mit Sitz in Kamp-Lintfort mitteilte, droht vielen Tierheimen der Notstand. „Schon vor Beginn der Reisezeit, in der die Zahl der ausgesetzten Tiere stark ansteigt, sind die meisten Heime übervoll“, so ein Sprecher. Ungewöhnlich beim neuen Andrang: Die Wirtschaftskrise als Auslöser lässt sich erstmals klar nachweisen.
Besonders stark betroffen sind alte und kranke Tiere. „Die Menschen bringen die Tiere ins Tierheim oder setzen sie aus, weil sie sich das Futter und die teuren Tierarztkosten einfach nicht mehr leisten können“, so ein BDT-Sprecher. „Haustiere werden zum Luxus – mit schlimmen Folgen für die Tiere“. Doch viele Tierhalter müssen sich auch nach Entscheidungen der Sozialbehörden von ihren Lieblingen trennen: Immer wieder kommen Tiere – besonders Hunde – in Tierheime, nachdem Tierhalter in kleinere Wohnungen umziehen müssen, in denen Tierhaltung untersagt ist." bereits aus dem sommer stammend, haben sich zeitlich nach dieser meldung die zustände eher noch verschärft - neben dem attribut antisozial, hat sich dieses system auch die kennzeichnung lebensfeindlich ganz ernsthaft verdient +
"Reiche Leute sind vor allem eins: kriminell. Das war ja ohnehin schon lange bekannt. Und das Gesetz dient in erster Linie dem Schutz von Eigentum - Eigentum eben dieser reichen Leute.
Kommt davon wenn man Kreuze auf Wahlzettel macht anstatt Löcher in Politiker."
so ein - seit längerem unzensiertes, vielleicht weil durchaus kein einzelfall - posting im wiener standard anlässlich weiterer berichte über die machenschaften in sachen "hypo alpe adria", eine geschichte, die sich mittlerweile zu einem lehrstück über die verfilzung von politischer und wirtschaftskriminalität in mehreren ländern incl. deutlich erkennbarer quasi-mafiöser strukturen entwickelt hat. die foren österreichischer medien zum thema weisen inzwischen einen ausserordentlich hohen wut-index auf; und es lassen sich durchaus schon erste anzeichen dafür entdecken, dass das politische system in österreich dadurch in sachen legitimation hübsch destabilisiert werden wird - zunächst in formen einer art innerer und tiefer distanzierung, die dann die notwendige basis für weiteres darstellen könnte. wer sich für genaueres interessiert, lese auch die fortlaufende berichterstattung beim rebellmarkt oder diese recht aktuelle zusammenfassung.
die sonstigen news sind keinesfalls erbaulicher:
- globale krisenkaskade I: wirtschaftswachstum und klimaschutz gleichzeitig = unmöglich
- globale krisenkaskade II: karl-heinz roth zu kapitalismus & ökologie
- globale krisenkaskade III: warum wird über peak oil nicht massiv öffentlich diskutiert?
- globale wirtschaftskrise I: 2010 - im auge des hurricans
- globale wirtschaftskrise II: nach den banken nun die staaten - die epoche der staatsbankrotte steht vor der tür
- griechenland: "sparmaßnahmen", korruption und der bankrott
- spanien: immigranten geraten auf dem arbeitsmarkt als erste unter druck
- usa: das gleiche bild
- deutschland: die krise kommt endgültig im alltagsbewusstsein an
- in aller kürze: usa - ermittlungen u.a. gegen goldman-sachs und deutsche bank wg. insidergeschäften / island - bevölkerung mehrheitlich gegen entschädigungsgesetz für ausländische anleger / d-land - schienengüterverkehr im jahr 2009 um 25% zurückgegangen; binnenschiffverkehr im großteil des jahres um 19% / das allerletzte: auch (haus-)tiere gehören zu den krisenopfern
der name chris martenson wird den meisten leserInnen ebenso wie mir bisher unbekannt gewesen sein, obwohl es sich bei ihm um einen naturwissenschaftler handelt, der sich schon länger mit seinem speziellen hintergrund ökonomischen fragen widmet, was ich an sich schon spannend finde. man muss nicht jede seiner positionen teilen; seit kurzem jedoch zirkuliert eine deutschsprachige übersetzung eines seiner essays im netz, die deutlich stellung bezieht zur unmöglichkeit, die zwei erklärten hauptziele westlicher regierungen - "wirtschaftswachstum" und bzw. durch "klimaschutz" - zu erreichen. ein u.a. auch physikalisches ding der unmöglichkeit:
(...) "Vor und während der Konferenz in Kopenhagen (und sicher auch danach), haben Politiker und Zentralbänker unermüdlich daran gearbeitet, die Weltwirtschaft auf einen Wachstumspfad zurückzubringen. Uns wird gesagt, dass wir mehr Arbeitsplätze benötigen, mehr Wachstum und mehr Konsum. Wachstum ist das allgegenwärtige Wort auf den Lippen der Politiker. Und die amtlichen Maßnahmen in der Größenordnung mehrerer zehn Billionen Dollar sprechen dafür, dass es sich hierbei tatsächlich um das globale Ziel mit der höchsten Priorität handelt.
Andererseits ist die übereinstimmende Meinung aus Kopenhagen, dass CO2-Emissionen in den nächsten Jahrzehnten stark reduziert werden müssen.
Diese beiden Ideen schließen sich gegenseitig aus. Man kann nicht beides haben.
Wirtschaftswachstum benötigt Energie und der größte Teil unserer Energie kommt von Kohlenwasserstoffen - Kohle, Öl und Erdgas. Beim Verbrennen dieser Energieträger wird Kohlendioxid freigesetzt. Somit wird bei einer wachsenden Wirtschaft auch mehr CO2 freigesetzt. Das ist eine sehr einfache Sache.
Niemand hat bislang erläutert, wie wir es schaffen sollen, ein Wirtschaftswachstum und eine Reduzierung bei der Nutzung von fossilen Brennstoffen zu erreichen. Somit sind die in Kopenhagen vorgeschlagenen Handlungen realitätsfremd und in Anbetracht der Ausgaben von zig Billionen Dollar dem Untergang geweiht.
Es gibt nur eine einzige Sache, von der wir wissen, dass sie den CO2-Ausstoß gedrosselt und sogar reduziert hat, und das ist die jüngste Kontraktion der Wirtschaft." (...)
so ist es. und auch diese konstellation weist deutlich auf das szenario hin, welches ich schon öfter skizziert habe: nicht nur die (westliche) art des wirtschaftens, sondern der gesamte darauf basierende lebensstil im auf fossilen brennstoffen beruhenden totalitären kapitalismus steht zur disposition, einfach weil er an vielfältigste und nicht mehr auszutricksende - weder durch technik o.a. - grenzen gelangt ist. die ökosphäre setzt grenzen, peak oil (s.u.) setzt eine weitere, und letztlich ist auch die erschöpfung der menschen insgesamt eine systemimmanente grenze, die sich u.a. in den weiter steigenden zahlen von psychophysischen störungs- und krankheitsbildern ausdrückt. alles zusammen lässt sich berechtigt als systemkrise bezeichnen, und es ist bereits jetzt deutlich zu sehen, dass wir in eine epoche ständiger, sich gegenseitig überlagernder und verstärkender krisen eingetreten sind, die an intensität mindestens solange zunehmen werden, bis das ganze system entweder einigermaßen kontrolliert überwunden wird oder aber in einem prozess von agonie und zerfall kollabiert.
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die diskussionen um das klima sind ja weder hier noch anderswo abgeschlossen, aber jenseits dessen kann eines schon festgehalten werden: der industrielle kapitalismus ist u.a. aufgrund seiner tendenz zur verdinglichung alles lebendigen von beginn an auf einem kriegspfad gegen die globale bios- und ökosphäre gewesen, was einmal mehr vom in vergangenen krisennews zitierten karl-heinz roth in seinem letzten buch die globale krise herausgearbeitet wird - eine gekürzte zusammenfassung des entsprechenden kapitels, Die Umweltkrise als Systemgefährdung und die Entstehung des ÖkoKapitalismus liegt als pdf. vor und enthält u.a. eine skizze der wahrscheinlichen realität des allseits gelobten "grünen kapitalismus", der den ausweg aus den verschiedenen fallen darstellen soll:
"Die lebendige Arbeit und die Natur – Boden. Luft und Wasser – sind die elementaren Voraussetzungen aller gesellschaftlichen Produktions- und
Reproduktionsprozesse. Dass die arbeitenden Menschen und die Natur unter kapitalistischen Akkumulations- und Regulationsbedingungen nicht nur ausgebeutet, sondern auch in erheblichem Ausmaß geschädigt werden, wurde seit der ersten Industrialisierungsphase des Weltsystems
aufmerksam registriert und erörtert, geriet aber immer wieder in Vergessenheit. Infolgedessen konnte die in den 1980er Jahren neu aufgekommene Geschichtsschreibung über Arbeiterschutz und Umweltzerstörung auf einen riesigen verschütteten Quellenfundus zurückgreifen. Sie führte uns drastisch vor Augen, wie das sich ausbreitende Fabriksystem ganze Generationen von Arbeiterinnen und Arbeitern gesundheitlich ruinierte und seine nähere Umgebung zerstörte.
Aber die Abwässer, Schlacken, Schwermetallrückstände, Dämpfe und Rauchgase durchdrangen nicht nur die Körper der unmittelbaren Produzenten, sondern wurden auch in die umgebenden Gewässer, in die Böden und in die Luft abgeleitet. Sie verwandelten in den sich ausbreitenden Industriezentren die Flüsse in Kloaken, zerstörten die benachbarten Wälder durch den »Sauren Regen« und kontaminierten die Böden.
Langandauernde soziale Konflikte waren die Folge dieser umsichgreifenden »industriellen Pathologie«. Die Arbeiterinnen und Arbeiter entflohen den besonders gesundheitsschädlichen Sektoren des Fabriksystems nach durchschnittlich neun bis zwölf Monaten und mussten in Europa und den Vereinigten Staaten fortlaufend durch neu eingetroffene MigrantInnen ersetzt werden.
Die Kapitalisten reagierten auf diese Herausforderungen, indem sie nur noch besonders gesunde Arbeitskräfte einstellten, die schlimmsten Übelstände durch verfahrenstechnische Änderungen abstellten und die Schornsteine erhöhten. Der Wettlauf um immer höhere Schornsteine, die die Rauchplage und den Sauren Regen auf immer größere Gebiete verteilten, symbolisierte diese Tendenz auf besonders drastische Weise. Am System selbst – an der auf längere Dauer der Gesundheitsschädigung angelegten Verwertung billiger Arbeitskräfte und am Raubbau der gratis angeeigneten natürlichen Ressourcen – durfte dagegen nicht gerüttelt werden." (...)
und darf bis heute nicht, sei angemerkt. insgesamt ein dringender lesetipp!
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die erste version dieser news ist mir vor ein paar tagen wg. einer durchgeballerten sicherung im bevorzugten netcafé ins elektronische nirvana entschwunden, incl. der angelegten sicherungsdatei. aber so kann ich jetzt wenigstens einen aktuellen telepolis-artikel berücksichtigen, der eine nötige und wichtige frage stellt: Warum Peak-Oil offiziell ignoriert wird:
(...) "Noch weniger gibt es offiziell Pläne irgendeiner G8-Regierung, allen voran der USA, wie diesem Problem begegnet werden könne. Das hat Shane Mulligan von der University of Waterloo zu einer Analyse veranlasst, warum dieses Thema so weitgehend ignoriert wird. Angesichts der seit mehr als zehn Jahren intensiv geführten Fachdiskussion, könne die offizielle Ignoranz kaum mit purer Ahnungslosigkeit begründet werden. Das jedenfalls nicht in den höheren politischen Rängen, denn dafür sei die Peak-Oil-Debatte schon zu weit in den Mainstream vorgedrungen, meint Mulligan, der gerade an einem Buch über die Sicherheitsaspekte von Peak-Oil schreibt. Er vermutet daher, dass viele Regierungsexperten an übermäßigem Training in neoklassischer Ökonomie leiden und schlicht davon ausgehen, dass die Marktmechanismen schon für den Ausgleich sorgen, d.h. höhere Preise zu mehr Exploration und Förderung, sowie zur Entwicklung von Substituten führen werden.
Vielleicht grassiere aber auch einfach eine Art von "kognitiver Dissonanz", welche die Administrationen weltweit davon abhalte, diesen potentiell so problematischen Bereich anzugehen, so wie viele Menschen auch nicht gerne über den eigenen Tod nachdenken. Viel lieber werde dann dem Glauben an technische Lösungen gehuldigt, die bei Bedarf schon gefunden würden. Zudem hätten Regierungen generell die Tendenz, schlechte Nachrichten zu unterdrücken.
Wem das ein wenig zu unrealistisch erscheint, dem bietet Mulligan die These, dass etwa die US-Regierung ohnehin Bescheid wisse, das aber einfach nicht bekanntgeben wolle. Und er zitiert David Fridley, einen früheren Kollegen von US-Energieminister Steven Chu, damit, dass "der Minister alles über Peak-Oil weiß. Er kann nur nicht darüber sprechen, weil sonst die Wall Street crashen würde." Sadad al-Husseini, ein früherer Vizepräsident des saudischen Ölgiganten Aramco, bestätigte jüngst, dass "diejenigen, die offiziell nicht darüber sprechen, die Öffentlichkeit eben nicht mit der Wahrheit konfrontieren und beunruhigen wollen. Nur, dass die Öffentlichkeit dann auch nicht bereit sein wird, die notwendigen Maßnahmen zu unterstützen." (...)
das dürfte die bislang treffendste zusammenfassung sein, v.a. deswegen, weil sie die realistisch vorhandenen vielfachen gründe benennt: einmal der im weitesten sinne vorhandene blinde glaube an die systemmechanismen, v.a. an technische lösungen. dann die wahrscheinlichen auswirkungen auf die eh schon massiv angeschlagene ökonomie, wenn klartext geredet werden würde. und als drittes der unwillen einer breiten öffentlichkeit (nicht nur) im westen, wenn die konsequenzen von peak oil deutlich benannt werden würden. tröstlich finde ich aber, dass sowohl schweigen als auch aussitzen bei diesem thema nichts ändern werden. und insgesamt lässt sich das alles als weiteres indiz für den bevorstehenden systemabsturz betrachten - die tendenz zur zunehmenden blanken realitäts(ver)leugung ist nicht nur in diesem bereich wahrzunehmen und stellt m.m. ein symptom für massiv nachlassende interne selbstregulationsfähigkeiten dar, was den insgesamt trotz aller ernsten konsequenzen wünschenswerten und nötigen zusammenbruch noch beschleunigt - lieber ein ende mit schrecken als ein schrecken ohne ende.
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kommen wir direkt zur ökonomie - die aktuelle situation rund um das globale bankensystem und die dieses großzügig alimentierenden staaten hat der wirtschaftsjournalist frank meyer in seinem blog wie folgt auf den punkt gebracht:
(...) "Weltweit haben die Banken ihre Lehre aus der Finanzkrise gezogen und ihre Risikomodelle so angepasst, dass im Gewinnfall der „Moral Hazard“-Joker sticht oder im Verlustfall … der Steuerzahler haftet; und als ob es keinen Beinahe-Kollaps des Finanzsystems gegeben hätte, nutzt die Finanzindustrie den Blankoscheck der Regierungen und den Ihnen unbegrenzt zur Verfügung gestellten Null bis ein Prozent-Kredit der Notenbanken, um Aktien oder Anleihen oder Rohstoffe innerhalb weniger Monate erneut in eine … Blase zu treiben.
Die jedoch historisch größte Blase spielt sich unverändert in dem immer noch nicht verbotenen OTC-Derivate-Casino ab, wo die steuergeldgestützte Finanzindustrie mit der „Kleinigkeit“ von nur 604.622.000.000.000 USD (+10,5% ggü. 31.12.2008!) auf die Pleite von Unternehmen oder Staaten, Devisen- oder Zinsänderungen wettet. Die durch Zwangsfusionen konzentrierten und damit noch höhere Risiken als je zuvor auf sich vereinenden Zombiebanken „jonglieren“ dort – auf Basis finanzmathematischer Modelle – mit „system(de)stabilisierenden“ Massenvernichtungswaffen (Warren Buffet), die das Welt-BIP von 2008 (60,689 Billionen USD) „nur“ um mehr als das 10-fache übertreffen. Unter Jugendlichen heißt diese Art von „Sport“ Komasaufen, unter Bankern hingegen: „too big to fail.“
Dafür genehmigt sich im Krisenjahr 2009 allein der US-Finanzsektor, angeführt von dem nur „Gottes Werk“ verrichtenden Llyod Blankfein – CEO von Go(l)dman Sachs – angesichts des unermüdlichen Einsatzes für den eigenen Wohlstand torschlusspanikartig neue Rekordboni (Schätzung 2009: ~140 Mrd. USD), die selbst dem patriotischsten Amerikaner inzwischen sauer aufstoßen … sofern dieser zuvor überhaupt noch etwas zu essen hatte. Denn nach Angaben des US-Landwirtschafts-ministeriums mussten 2008 im Land der unbegrenzten Möglichkeiten etwa 50 Millionen (!) Amerikaner, darunter 16,7 Millionen Kinder (+4,3 Millionen zum Vorjahr), Hunger leiden." (...)
bleibt noch anzumerken, dass das dargestellte auseinanderklaffen der wohlstandsschere nicht nur in den usa zu beobachten ist - später mehr.
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das böse wort vom staatsbankrott geistert immer öfter selbst in mainstreammedien herum, und bereits aus dem vergangenen september stammt das folgende informative video:
ärgerlich, aber nicht verwunderlich dabei die schönfärberei der situation in der sog. eu-kernzone, zu der die brd gehört. denn wenn man sich deutlich macht, dass ein staat funktional auf seinen diversen untereinheiten, am ende der kette kommunen und gemeinden, basiert, so bekommt die folgende meldung gleich ganz neue bedeutungsebenen:
"Ungeachtet der Warnungen vor Abgaben- und Gebühren- Erhöhungen für Bürger hält die FDP an ihrem umstrittenen Steuersenkungskurs fest. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund drohte am Montag in Berlin, viele Bürger müssten sich wegen leerer Kassen der Kommunen im neuen Jahr auf höhere Gebühren und weniger Leistungen einstellen. Einige Städte und Gemeinden wollen Grundschulen schließen, die Straßenbeleuchtung nachts ausschalten oder beim Heizen in Schwimmbädern sparen. Mitarbeiter von Kommunen müssen teils länger auf ihr Gehalt warten. FDP-Chef Guido Westerwelle bekräftigte jedoch in Berlin: «Wir tun das, was wir vor der Wahl versprochen haben.» (...)
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnte die Bundesregierung vor weiteren Steuergeschenken auf Pump. Die Kommunen stehen nach eigener Ansicht vor einem besonders schwierigen Jahr. Die Finanzlage sei katastrophal. Zwischen Einnahmen und Ausgaben klaffe ein Loch von 12 Milliarden Euro. Bis 2013 werde ein Fehlbetrag von fast 50 Milliarden Euro auflaufen. Das werde «fatale Folgen» für die Infrastruktur und damit für Bürger und Unternehmen haben, sagte der Präsident des kommunalen Spitzenverbandes, der Bautzener Oberbürgermeister Christian Schramm. «Die Kommunen werden gezwungen, die Leistungen für die Bürger weiter einzuschränken, die Investitionen zurückzufahren und die Verschuldung zu erhöhen.» (...)
wenn ich mal die möglichkeit habe, werde ich eine kleine photographische doku derjenigen strassenabschnitte hier in der stadt anfertigen, in denen die beleuchtung offenbar nicht mehr repariert wird - die ersten derartigen stellen sind mir bereits vor einem jahr aufgefallen, und es betrifft keinesfalls nur nebenstrassen. mit solchen eher kleinen und unscheinbaren zeichen fängt es jedenfalls an.
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gerade, wenn im hinblick auf mögliche staatbankrotte innerhalb der eu die südeuropäischen länder in die debatte kommen, fällt oft - wie auch im obigen video - das "die-haben-über-ihre-verhältnisse-gelebt", oft genug kombiniert mit bereits deutlich rassistischen anmerkungen über "südliche mentalitäten" - so auch im folgenden kommentar:
(...) "Eine halbe Million Staatsdiener sollen hinnehmen, dass ihre Löhne und Gehälter bald schon eingefroren oder gar um vier Prozent gekürzt werden. Ein "Schock-Sparplan" solle es werden, lässt die Regierung wissen, und seit Tagen malen die Medien das Jahr 2010 in schwärzesten Farben. Höhere Steuern drohen auf Treibstoff und Tabak. Eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf 20 oder 21 Prozent wird überlegt. Alles dies, um Griechenland, dessen Staatsdefizit im vergangenen Jahr auf 12,7 Prozent kletterte, vor dem Staatsbankrott zu retten. Auf 40 engbeschriebene Seiten soll der Maßnahmenplan schon angewachsen sein, den die EU in den nächsten Tagen unter die Lupe nehmen wird. (...)
Ist Papandreous Sparpaket von Brüssel aber erst mal gebilligt und fließen die Kredite wieder, dann muss aus dem schönen Schein auch noch harte Wirklichkeit werden. Dies wird jedoch nicht ohne einen Mentalitätswandel gehen, und dafür stehen die Zeichen derzeit nicht gut. Zwei Drittel der Griechen zeigen sich nach einer Umfrage nicht bereit dazu, einen persönlichen Beitrag zur Verbesserung der Finanzlage ihres Landes zu leisten. Das ist kein Wunder. Schließlich muss ein einfacher Staatsbediensteter, beispielsweise ein Lehrer, in Piräus nur einen Bummel durch den Yachthafen machen, um zu erfahren, wie schön es sein kann, den Staat zu betrügen. Ganze 5000 Steuerzahler gibt es unter elf Millionen Einwohnern, die ein Einkommen von mehr als 100.000 Euro angeben. Schöne Boote gibt es indes mehr - und Schwarzbauten in ruhigen Buchten auch.
Korruption von der Kirche bis zu den Krankenhäusern bleibt meist ohne Folgen. " (...)
und, ist das ein wunder bei den "elitären" vorbildern nicht nur in griechenland ? es ist immer wieder verblüffend, mit welcher chuzpe die apologeten der herrschenden a-sozialität sich dann immer wieder jammernd beklagen, wenn große teile von bevölkerungen beweisen, dass auch sie ihre lektionen der kapitalismusimmanenten regeln gelernt haben und sich im kleinen nicht anders verhalten als im großen die bankster und diverse transnationale konzerne. man könnte das auch als mafiasierung ganzer gesellschaften betrachten, und u.a. in diesem umstand liegt eines der am meisten destruktiven potenziale des heutigen systems verborgen - die zerstörung der (authentischen) sozialen substanz einer gesellschaft, die dann durch simulationen des sozialen die letztlich im wahrsten sinne des wortes kriminelle bis soziopathische grundstruktur mit einer dicken tünche überdecken soll. genau solche prozesse finde ich neben den ökologischen verwüstungen am besorgniserregendsten, weil eine funktionierende authentische sozialität eigentlich das einzigste ist, was das menschliche leben in einer gemeinschaft überhaupt möglich macht. jenseits dessen gibt´s nur misstrauen, lieblosigkeit, empathiemangel, rücksichtslosigkeit und egozentrismus - beziehungsunfähigkeiten im weitesten sinne, die für das beziehungswesen mensch katastrophale folgen haben - letztere bereits vielfach im blog dokumentiert.
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spanien ist bekanntlich ebenfalls ein bankrott-kandidat - aber wie anderswo auch, sind in der dortigen klassengesellschaft - die es ja "offiziell" weder gibt noch geben darf - die an den untersten enden befindlichen menschen schon länger am schwersten von der krise betroffen - und das sind nicht nur in spanien "legale" und "illegale" migranten:
(...) " "Was können wir dafür, dass die Migranten keine Arbeit finden?", fragt Eduardo Domínguez, Arbeitsvermittler vom Bauernverband Coag in Andalusien. "Wir haben sie nicht gerufen." Der Spanier verschränkt hinterm Schreibtisch die Arme. Er kann Fragen nach den illegalen Einwanderern nicht mehr hören. Seit einem Jahr schon machen sie Schlagzeilen, weil sie immer dort, wo gerade geerntet wird, auf der Straße leben.
"Die Migranten ziehen von Ernte zu Ernte, weil sie in den vergangenen Jahren noch bei jeder Kampagne einen Job gefunden haben", sagt Diego Cañamero, Sprecher der Landarbeitergewerkschaft SOC. "Aber jetzt sind die Spanier zurück auf den Feldern, weil sie ihre Arbeit auf den Baustellen verloren haben. Die Arbeitsämter haben jeden Einzelnen angeschrieben und zur Ernte geladen."
Die Situation der afrikanischen Migranten wird sich weiter verschlechtern. Dann, wenn die spanischen Bauarbeiter kein Arbeitslosengeld mehr bekommen und zurück auf die Felder müssen, auf denen sie in Zeiten des Baubooms nicht arbeiten wollten. "Die Migranten sind wie Werkzeuge, die nicht mehr gebraucht werden", sagt Cañamero. (...)
und der letzte satz macht nochmal schön deutlich, warum dieses blog im header den untertitel "...existieren in einer dingwelt" trägt. sollten sich die weiter oben erwähnten quasi-soziopathischen arten der gegenseitigen wahrnehmung weiter verbreiten, so werden wir alle eines tages füreinander nichts weiter als dinge sein - mal mehr, mal weniger nützlich, austauschbar und beliebig. DIESE perspektive ist es auch, die den propagandisten der herrschenden "besten aller welten [TM]" tag für tag um die ohren gehauen werden muss. dann nämlich wird sich zeigen, wes´ ungeistes kind sie real tatsächlich sind.
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die spanische situation ist dabei durchaus repräsentativ für die aktuelle globale lage - ob es nun bspw. polnische arbeiter sind, die unfreiwillig aus irland zurückkehren, asiatische migrantInnen aus den golfstaaten oder aber "illegale" migranten aus mittel- und südamerika in den usa:
"Carlos Ruano hatte gerade seine letzten $50 angebrochen, als sein Vermieter ihn im September vor die Tür setzte, weil er die Miete nicht länger bezahlen konnte, wie nytimes.com berichtet. Er schickte das Geld an seine Frau und seine Kinder in Guatemala und verbrachte die Nacht in einer Unterkunft in Woodside, Queens, die den Spitznamen “Hotel Ambulante” trägt, der spanische Ausdruck für Wanderhotel. Mr. Ruano, 38, der seinen Lebensunterhalt seit sechs Jahren auf der 69th Street und am Broadway verdient hatte, befindet sich nun auf der Straße. Er und andere Tagelöhner, die wenig Glück hatten, verbringen die Nächte, wo immer sie können: in der Notaufnahme des Elmhurst Hospital Center, in unfertigen und verlassenen Gebäuden, die von bankrotten Bauentwicklern leer stehend liegen gelassen wurden und unter Brücken entlang der Güterbahnschienen, die durch den westlichen Teil von Queens führen, wo vor kurzem schmutzige Matratzen und Arbeitsstiefel auf dem steinigen Grund ausgebreitet wurden.
„Der einzige Grund, warum wir nicht verhungern, ist, dass Menschen uns Essen anbieten”, sagte Mr. Ruano an einem verschneiten Samstag, als er eine Tasse mit Suppe in der Hand hält, die von einer Gruppe von Anhängern der Pfingstbewegung ausgegeben wurde, die im Park an der Woodside Avenue Tagelöhner mit Essen versorgen. In ihrer Isolation und ihrem Mechanismus, von Tag zu Tag zu leben, sind diese Arbeiter vielleicht die unsichtbarsten und am schwersten zu eruierenden Opfer der Rezession, teilten Anwälte und offizielle Stadtvertreter unisono mit. Niemand weiß mit Sicherheit, wie viele Menschen obdachlos geworden sind, seit der fulminante ökonomische Abschwung viele Bauprojekte zu einem buchstäblichen Stillstand gebracht hat und Jobs vernichtete, die einmal bis zu $200 am Tag einbrachten. Die meisten Betroffenen sind illegale Einwanderer, die vielleicht einen Tag auf der Straße sind und den nächsten schon wieder nicht mehr, immer abhängig von ihrer Arbeit und der aktuellen Konjunkturlage." (...)
und die wirtschaftsfacts merken dazu an:
"Die Situation dürfte für Immigranten und Tagelöhner momentan sicherlich am härtesten sein, jedoch werden auch immer mehr US-Amerikaner von diesem Schicksal erfasst. (...)
Sollte die Wirtschaft nicht bald drehen und sich der Arbeitsmarkt erholen, wonach es beileibe nicht aussieht, stellt sich die Frage, was diese Leute machen sollen, um dem Teufelskreislauf aus Arbeitslosigkeit und Armut zu entfliehen. Die Immigranten können in die Heimat zurückgehen, wo es auch nicht besser aussieht, und die US-Amerikaner? – Werden zum Teil vielleicht bald kriminell, um sich das zu holen, was sie zum Leben brauchen. Wer weiß das schon so genau. Hier entstehen im Schatten der Wirtschaftskrise neue und sich verfestigende Problemfelder, um die sich die meisten betroffenen Bundesstaaten sehr wahrscheinlich nicht ausreichend kümmern können, da die Kassen – wie jedermann weiß – leer sind und demnächst wohl direkte finanzielle Unterstützungsleistungen seitens Washington auf der Tagesordnung stehen dürften – andere nennen so etwas auch Bailout." (...)
von der möglichen und leider auch wahrscheinlichen aktivierung der vorhandenen rassistischen spaltungslinien mit allen destruktiven konsequenzen ganz zu schweigen - in weiter zurückliegenden news war das zb. anhand von meldungen aus großbritannien, ungarn und italien bereits zu betrachten.
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ohne viele weitere worte - Die herrschenden Gefühle - interessante betrachtungen darüber, wie sich die krise hierzulande langsam, aber unaufhaltsam im alltagsbewusstsein festsetzt:
"Neun Monate vor dem Mauerfall erschien von Silly die LP "Februar". In einem Titel endeten alle Strophen mit derselben Zeile. Sie nahm die Staatslyrik der DDR von der immer besser werdenden Wirklichkeit auf und brachte sie auf den Punkt: "Alles wird besser, alles wird besser, aber nichts wird gut."
Was für eine knappe, kluge Bilanz dachte ich damals. Aber wenn ich mich, zwanzig Jahre später, in einem anderen gesellschaftlichen System umsehe, spüre ich wieder den Widerspruch zwischen Verheißung und Erfahrung. Die herrschenden Gefühle sind Ernüchterung und Unsicherheit. Nichts ist gut geworden, richtig gut, auf Dauer gut.
Generationen von Eltern erfreuten sich an der Hoffnung, dass ihre Kinder es einmal besser haben werden. Gute Arbeit, höheres Einkommen, höhere Renten. Davon redet keiner mehr. In Deutschland leben fast zwei Millionen Kinder in Familien ohne eigenes Einkommen. Die meisten Menschen steigen nicht in höhere Schichten auf, sondern bleiben da, wo sie mal gestartet sind - das Wort dafür heißt Statusfatalismus. Geringverdiener, Alleinerziehende und Migranten müssen Bedürfnisse herunterschrauben, viele sind auf Lebensmittelspenden und Kleiderkammern angewiesen. Das edle menschliche Bedürfnis nach Gerechtigkeit wird oft als Sozialneid diffamiert. Die Verteilung der Güter und Gelder ist immer wahnwitziger geworden." (...)
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in aller kürze - das krisentelegramm + wer das einleitende zitat aus dem "standard" ganz oben mal wieder zu "pauschal" und "übertrieben" gefunden hat, sollte sich neben der beschäftigung mit den vielen bekannt gewordenen fällen von wirtschaftskriminellen machenschaften in und neben der krise auch mal mit diesen insidergeschäften auseinandersetzen: "Großbanken wie Goldman Sachs und die Deutsche Bank haben einem Zeitungsbericht zufolge ihren Kunden in den USA in großem Stil riskante Hypothekenpapiere verkauft und gleichzeitig auf deren Wertverfall gewettet. Die New York Times berichtete, sowohl der Kongress als auch die US-Aufsichtsbehörden SEC und Finra hätten hierzu bereits Ermittlungen aufgenommen.
Großkunden wie Pensionsfonds und Versicherungen seien davon ausgegangen, solide Investitionen zu tätigen, hätten jedoch anschließend mit den Papieren Milliardenverluste eingefahren, hieß es in dem Bericht. Dabei habe es sich um synthetische CDOs (besicherte Schuldverschreibungen) gehandelt, die die Banken vor dem Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes vertrieben." einmal mehr ein wahrhaft göttliches treiben + interessantes aus island - " Islands Präsident Ólafur Ragnar Grímsson verhinderte am Dienstag das Inkrafttreten eines Gesetzes zur Erstattung von 3,8 Milliarden Euro an die Niederlande und Großbritannien - er will nun das Volk entscheiden lassen. Die Regierungen in Amsterdam und London reagierten empört.
Auf der Grundlage der Verfassung habe er entschieden, das Gesetz nicht zu ratifizieren und es stattdessen dem Volk zur Abstimmung vorzulegen, sagte Grímsson in einer Fernsehansprache. Es sei offensichtlich, dass das Volk den künftigen Kurs selbst bestimmen wolle. Die ganze Nation bei der Entscheidung über das Gesetz einzubinden, sei die "Voraussetzung für eine erfolgreiche Lösung". hm. einerseits lässt sich das tatsächlich als schritt hin zu so etwas wie basisdemokratie betrachten, andererseits spielen sich hier gleichzeitige täter und opfer v.a. der bankenkrise gegeneinander aus, anstatt direkt den verantwortlichen bankstern an den hals (und die fetten geldbörsen) zu gehen. ambivalente geschichte, finde ich + hierzulande herrscht bekanntlich allerorten aufschwung, was sich alleine schon am rückgang des schienengüterverkehrs um 25% ablesen lässt - äh, nein, falsche meldung, es handelt sich um die erfolgsmeldung von den 19% einbruch bei der güterbinnenschifffahrt - ach verdammt nein, es ist "unser" überaus florierender einzelhandel mit nur noch ein paar lächerlichen prozent einbußen - puh, gerade noch die kurve gekriegt. können wir nicht grundsätzlich alle statistiken so faken wie die arbeitslosenzahlen? + das allerletzte begegnete mit neulich beim warten in einer tierarztpraxis, wo ich so die jährliche veröffentlichung der hiesigen katzenhilfe durchblätterte und auf vielen seiten die aufforderung "spendet!" zu lesen war - die zahl der ausgesetzten katzen nimmt ebenso überhand wie die dauerbelastung der tierheime - und diese vierbeinigen krisenopfer werden meist völlig vergessen: "Die Wirtschaftskrise und Hartz IV haben jetzt auch die Tierheime erreicht: Immer mehr Haustiere werden ausgesetzt abgegeben oder müssen nach Sozialentscheidungen aufgenommen werden. Wie der überregional tätige Tierschutzverein Bund Deutscher Tierfreunde e.V. (BDT) mit Sitz in Kamp-Lintfort mitteilte, droht vielen Tierheimen der Notstand. „Schon vor Beginn der Reisezeit, in der die Zahl der ausgesetzten Tiere stark ansteigt, sind die meisten Heime übervoll“, so ein Sprecher. Ungewöhnlich beim neuen Andrang: Die Wirtschaftskrise als Auslöser lässt sich erstmals klar nachweisen.
Besonders stark betroffen sind alte und kranke Tiere. „Die Menschen bringen die Tiere ins Tierheim oder setzen sie aus, weil sie sich das Futter und die teuren Tierarztkosten einfach nicht mehr leisten können“, so ein BDT-Sprecher. „Haustiere werden zum Luxus – mit schlimmen Folgen für die Tiere“. Doch viele Tierhalter müssen sich auch nach Entscheidungen der Sozialbehörden von ihren Lieblingen trennen: Immer wieder kommen Tiere – besonders Hunde – in Tierheime, nachdem Tierhalter in kleinere Wohnungen umziehen müssen, in denen Tierhaltung untersagt ist." bereits aus dem sommer stammend, haben sich zeitlich nach dieser meldung die zustände eher noch verschärft - neben dem attribut antisozial, hat sich dieses system auch die kennzeichnung lebensfeindlich ganz ernsthaft verdient +
monoma - 8. Jan, 17:00
Die Behauptung,
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/27/0,3672,7898331,00.html
http://www.welt.de/die-welt/article3705775/Erneuerbare-Energien-Shell-setzt-auf-Biosprit-und-Klimatechnik.html
http://www.google.at/#hl=de&source=hp&q=Klimaschutz+Shell&btnG=Google-Suche&meta=&aq=f&oq=Klimaschutz+Shell&fp=59b8d5cc16e17275
http://www.bp.com/modularhome.do
http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/:klimakonferenz-in-kopenhagen-konzernbosse-auf-dem-oekotrip/50051367.html
http://www.google.at/#hl=de&source=hp&q=Klimaschutz+siemens&btnG=Google-Suche&meta=&aq=f&oq=Klimaschutz+siemens&fp=59b8d5cc16e17275
usw. usf.
Ich habe sowohl "Klimaschutz" als auch "Wirtschaftswachstum" unter Anführungszeichen gesetzt, weil das darunter Gemeinte in beiden Fällen nicht existiert. Klimaschutz kann es nicht geben, weil er weder notwendig ist noch mit menschlichen Mitteln machbar wäre (ganz abgesehen von der Absurdität dieses Kompositums: man kann ein statistisches Mittel nicht schützen). Und Wirtschaftswachstum ist ein indikationsloses (oder im semantische Sinn: indikatorenloses) Schlagwort: Wirtschaftswachstum meint keinesfalls die Besserung der Lebensbedingungen der meisten und somit auch nicht einen Zuwachs an menschlichen Handlungsoptionen (über den sogenannten "Wohlstand" möchte ich mich gar nicht erst auslassen), sondern bestenfalls den Zuwachs an lohnunabhängigen Vermögen und Gewinnen für einige wenige. Ich halte es deswegen für müßig, sich über beides den Kopf zu zerbrechen, es sei denn als Propagandainstrumente und Kampfmittel in einem Herrschafts-, Gewalt- und Machtdiskurs.
Wer die Wellenbewegungen des Kapitalismus einmal verstanden hat, der wird auch unschwer erkennen können, dass es wieder einmal einen Reset des Systems braucht (es gibt keine Nachschuldner mehr). Größere Kriege sind zu diesem Zweck mittlerweile zu riskant, weil sie die Gefahr der Vernichtung aller Lebensgrundlagen bergen. Dennoch müssen die alten Strukturen beseitigt werden und das heisst für die meisten Länder: Deindustrialisierung. Diese Vernichtung von unproduktiven Industrien kann aber nur durchgesetzt werden, wenn sie als notwendig behauptet wird und da kommt der Ökologismus gerade recht. Dass dabei nebenher noch jede Menge Geld rausschaut, ist sicher purer Zufall:
http://www.falter.at/web/print/detail.php?id=1053
http://www.attac.at/emissionshandel
http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/klima/klimaabgabe_aid_125267.html
usw.usf.
Man rate einmal, an wen die Kosten dieses Marktes weitergegeben werden (Endverbraucher? Steuerzahler?). Menschengemachtes CO2 ist überhaupt ein geniales Produkt: äußerst knapp, nahezu beliebig einzupreisen und beliebig kontingentierbar. Dieser Markt ist ganz offen steuerbar, ohne dass jemand dem Staat Interventionismus vorwerfen könnte. Aus CO2-Obligationen lassen sich fabelhafte Finanzprodukte basteln und wenn es das anthropogene CO2 mit all seinen behaupteten Implikationen nicht gäbe, man müsste es glatt erfinden.
Ciao
W-Day
"Klimaschutz" bezieht sich doch nicht auf ein "statistisches Mittel", welches "Klima" zweifellos irgendwie ist, sondern auf dessen zeitliche Veränderung. "Klimaschutz" bedeutet doch hauptsächlich das Unterlassen von Aktivitäten, bei denen es sich nach Auffassung derer, die ihn propagieren, um solche handelt, die für die zukünftige Veränderung dieses statistischen Mittels für das existierende Leben auf der Erde, darunter auch das menschliche, ungünstige, gefährliche Auswirkungen haben könnten.
Ernstzunehmende Hinweise darauf, dass die Aktivitäten, um die es da geht, diese Veränderung gar nicht beeinflussen können, wären mir als fundierte Klimaschutzkritik willkommen, nicht aber solche Wortklaubereien, die dienen meines Erachtens niemandem.
Cheers,
d. d.
Offenes System Erde
Zunächst: unter "Klimaschutz", so wie er derzeit durch alle Medien geht, wird hauptsächlich die Reduktion des anthropogenen CO2-Ausstoßes verstanden. Auf diese Art "Klimaschutz" habe ich mich oben bezogen. Der Begriff "Klima" wird hier sehr ungenau verwendet. Im allgemeinen versteht man unter Klima tatsächlich ein statistisches Mittel, nämlich die Durchschnittswerte aller wetterbezogenen Faktoren (Temperatur, Luftfeuchtigkeit,..) über den Zeitraum von dreißig Jahren hinweg. Ist von globalem Klima die Rede, so müssen diese Indikatoren noch über weltweit etwa gleichverteilte Messstationen gemittelt werden. Wenn man berücksichtigt, dass es selbst für ein kleines Alpenländchen wie Österreich fast unmöglich ist, solche Mittelwerte bereitzustellen, weil schon die Lage der Messstationen komplexe Berechnungen über Verteilung und Abdeckung der Oberfläche des Landes erfordert (eine Messstation irgendwo in den Alpen ist zB. die einzige im Umkreis von 30 Km und deckt eine Oberfläche ab, die man aufgrund der Beschaffenheit des Geländes nur schätzen kann, während sich im Tal die Messstationen häufen und oft mikroklimatischen Einflüssen wie Urbanerwärmung unterliegen), kann man ermessen, wie komplex so ein Thema für die gesamte Erde ist; zumal es auch vorkommt, dass einige Regionen erwärmen, während andere gleichzeitig abkühlen.
Lassen wir also das komplexe Konstrukt "globales Klima" einmal beiseite und geben wir uns damit zufrieden, vom Wärmehaushalt der Erde zu sprechen. Das scheint zunmindest das Thema zu sein, wenn es um "Klimaziele" wie 2-Grad-Reduktion oder ähnliches geht.
Der Anteil der Treibhausgase im allgemeinen und von CO2 im besonderen am globalen Wärmehaushalt (darum geht es, wenn von "Global Warming" die Rede ist) ist kaum abzuschätzen. Die Angaben verschiedener wissenschaftlicher Institutionen liegen weit auseinander. Während das IPCC von etwa 70% Anteil der sogenannten "Treibhausgase" (exakt wäre "IR-aktive Gase") ausgeht, setzen russische Wissenschafter (etwa der Forschungsstation Wostok) die Klimawirksamkeit der Treibhausgase gerade einmal bei 8% an. Grund für dieses auffällige Diskrepanz ist die Tatsache, dass die Regulationssysteme des Wärmehaushaltes der Erde bis heute nicht hinreichend verstanden sind. Der Großteil des atmosphärischen Wärmeaustausches basiert auf physikalisch weitaus wirksameren thermischen Effekten wie Konduktion (molekulare bodennahe Wärmeleitung), Konvektion (Wärmeleitung durch aufsteigende warme Luft), latente Wärme (Energieaustausch durch Verdunstung) und Meeresströmungen. Welche Rolle dabei die Infrarot-Absorption der IR-aktiven Gase (Wasserdampf, Methan, Co2,..) spielt war bis in die Zeit vor dem medial propagierten "Konsens" Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung. Die IR-Absorption ist kein so simples Phänomen wie die Konvektion in einem abgeschlossenen Treibhaus: sie ist Bestandteil eines offenen Systems und z.B. von Faktoren abhängig wie von der atmosphörischen Lokalisation der relevanten Gase (in welcher Schichte sie sich befinden) oder von unbeeinflussbaren Faktoren wie Sonnenwind und kosmischer Strahlung. In Hinsicht auf diese Parameter und auf die Forschungsergebnisse spricht alles gegen eine entscheidende "Klimawirksamkeit" des CO2: Kohlendioxoid ist ein hptsl. bodennahes Spurengas, sein IR-Absorptionsgrad ist geringer als der von Methan und seine Konzentration um ein Vielfaches niedriger als die von Wasserdampf. Es spricht in der Tat wenig dafür, CO2 als den entscheidenden Faktor im globalen Wärmehaushalt anzunehmen.
Die Korrelation zwischen CO2 und Temperatur wird gerade in den letzten Jahren auf eine "harte Probe" gestellt. Während der atmosphärische Co2-Anteil weiter steigt, stagniert die globale Temperatur seit etwa zehn Jahren. Es gibt plausible Theorien darüber, dass und weshalb die CO2-Konzentration den Temperaturschwankung folgt und nicht für sie ursächlich ist. Zudem gibt es, wie ich schon betont habe, keinen einzigen experimentellen Nachweis für die behauptete Klimawirksamkeit von CO2 (Modellierung ist absolut keine wissenschaftliche Beweismethode).
Noch einmal einige Fakten:
Der Anteil von CO2 an den atmosphärischen Gasen beträgt nur 0,038 %. Von diesen 38 tausendstel Prozent sind 3% menschlicher Aktivität zuzurechnen. Der Anteil des menschengemachten, also anthropogenen CO2 in der Atmosphäre beträgt demnach satte 0,001 %, das ist ein tausendstel Prozent.
(Nur ein Größenvergleich: Eine Luftsäule über einem Quadratmeter Erdoberfläche wiegt 10 Tonnen, das ist ungefähr ein LKW-Lastzug mit Anhänger. Darin können 400 kg Wasser und 3kg CO2 enthalten sein. Von diesen 3000g CO2 seien 90g = 9 Dekagramm oder drei Scheiben Wurscht vom Menschen verursacht und würden das globale Weltklima - btw eine statistische Fiktion - zum Kippen bringen.)
Von der eben genannten 'gigantischen' Menge CO2 wiederum sollen durch Kyoto 5,2% Prozent 'eingespart' werden. Das würde die befürchtete Klimaerwärmung selbst nach Berechnungen des IPCC nur um 0,07°C mindern und das liegt nicht mehr im messbaren Bereich der gängigen Instrumente.
CO2 hat ein Molgewicht von 44, Luft durchschnittlich 29 g/mol, CO2 ist also schwerer als Luft. Bei Inversionswetterlage erreicht der CO2-Gehalt in manchen Alpentälern schon mal über 800 ppm (trotzdem ist es dort immer noch bitter kalt *gg*). Der Großteil des CO2 ist in den Ozeanen gebunden. CO2 ist also überall, nur nicht dort, wo Al Gore es dringend benötigen würde: in 6 km Höhe, also in der unteren Stratosphäre, in der angeblich der Treibhauseffekt wütet.
Was mich ungemein sauer macht, ist die Geschäftemacherei mit diesem Co2. Al Gore nämlich hat eine Firma. Und die heisst Generation Investement Management. Und über Generation Investment wiederum heisst es in der englischsprachigen wiki:
GIM also owns a 10% stake in the Chicago Climate Exchange (CCX), CCX in turn owns half of European Climate Exchange. This gives Al Gore a financial bias (nett ausgedrückt) towards promoting global warming control through the issuing of carbon credits.
Al Gore ist also am Zertifikatenhandel beteiligt und Hauptprofiteur von einer Unterwerfung der weltweiten Wirtschaft unter die Emissionsvorgaben. Ein zweifelhafter Gewährsmann in Sachen "Klimaveränderung".
@Wednesday: ich halte Wetterbeeinflussung sehr wohl für möglich, und ebenso die gezielte und realtiv kurzzeitige Beeinflussung des regionalen Klimas. Aber Kontrolle des weltweiten Klimas aus oben genannten Gründen eben nicht.
Soweit fürs erste, Ciao,
sansculotte
Nachtrag: Der Großteil des atmosphärischen Wärmeaustausches basiert auf physikalisch weitaus wirksameren thermischen Effekten wie Konduktion (molekulare bodennahe Wärmeleitung), Konvektion (Wärmeleitung durch aufsteigende warme Luft), latente Wärme (Energieaustausch durch Verdunstung) und Meeresströmungen.
Ich würde meinen, dass aus diesen Gründen die Beeinträchtigung der Erdtemperaturen durch Abholzung der Regenwälder als ungleich gefährlicher einzuschätzen ist als durch irgendeinen anderen systematisch-industriellen Eingriff. Die wesentlichen menschengemachten mikroklimatischen Veränderungen basierten auf Abholzung, wie etwa die Verkarstung in Istrien und Dalmatien oder die von Mo zurecht angeprangerte Klimänderung in Syrien, die wahrscheinlich hauptsächlich durch Großabholzungen und Stauung der Fließgewässer durch die Türkei (Kraftwerksprojekte und Industrien) verursacht wird. Desertifikation und Aridität sind weitgehend auf die menschlichen Großrodungen zuruck zu führen.
@sansculotte
arrghh, dazu brauche ich überhaupt erst mal deine addy, wie ich gerade feststelle - bitte schick mir was rüber.