notiz: schwarz vor augen... [2. update am 01.04.]
...wird´s zumindest mir, wenn ich mir kommentare wie die folgenden betrachte:
"ich wurde "misshandelt". Als Messdiener und im Religionsunterricht vom Pfarrer, im weiteren Unterricht von den Lehrerinnen und Lehrern und zu Hause von den Eltern. Es gab nämlich Ohrfeigen schon für die kleinsten "Vergehen", bei denen die heutigen Erziehungsberechtigten nichteinmal mit den Schultern zucken würden. Und meinen Schulkameraden erging es genau so. Mensch, lasst mal die Kirche im Dorf und erklärt nicht jede Ohrfeige zur Misshandlung.
Schreibt Jahrgang 44"
"Die Christen sollten sich wieder an das Wort Gottes, Sprüche 8,23 einnern.
Die Wiedereinführung der Prügelstrafe (Rohrstock auf das Gesäß - aber keine Faustschläge ohne sonstigen Mißhandlungen) würden den Kindern und den Jugendlichen von heute wohltun und "anständige" Menschen aus ihnen machen."
(der satz "keine faustschläge ohne sonstigen mißhandlungen" steht da so im original; ein haarsträubendes beispiel für das, was klaus theweleit als "halluzinatorische wunscherfüllung" bezeichnet - der kommentator hat da wohl aus versehen völlig offen geschrieben)
(...) "Hat Mixa jemand getötet, zusammengeschlagen, sexuell belästigt? Wohl nicht! Ohrfeigen in Familien und teilweise in der Schule gehörten noch zu meiner Kindheit zur Normalität! Wenn auch nicht in jeder Familie u. Schule. Vielleicht hat man damals noch gewußt, was in den Sprüchen Salomos steht: "Züchtige deinen Sohn, solange Hoffnung da ist, aber laß dich nicht hinreißen, ihn zu töten. Großer Grimm muß Strafe leiden, denn willst du ihn steuern, so wird er noch größer. Höre auf Rat und nimm Zucht an, daß du hernach weise seist." Spr. 19,18-20. Ist das grundsätzlich falsch ?"
"Sicher, mit Faustschlägen sollte niemand traktiert werden. Aber Ohrfeigen waren früher ganz normal! Und legal dazu. Das sollte man wieder einführen, besonders an Schulen wie der Rütli-Schule! Wir sind zu weich geworden, verschwunden preussische Zucht und Ordnung!"
*
so also einige statements aus dem forum von "spon" zu den heute bekannt gewordenen schilderungen mehrerer ehemaliger heimkinder bezgl. gewalttätiger übergriffe des notorischen bischofs mixa gegen sie in der vergangenheit - ausführlich in der sz:
(...) "Der Kreis der ehemaligen Heimkinder, die dem Augsburger Bischof Walter Mixa körperliche Züchtigung vorwerfen, wird größer. Jutta Stadler aus Pfaffenhofen bestätigt die in der Süddeutschen Zeitung vom Mittwoch veröffentlichten Beschuldigungen und schreibt in einer eidesstattlichen Versicherung: "Er hat mir mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen." Der SZ liegen damit sechs eidesstattliche Erklärungen vor, in denen berichtet wird, dass Walter Mixa in seiner Zeit als Stadtpfarrer Heimkinder in Schrobenhausen geschlagen habe.
Jutta Stadler lebte von 1968 bis 1977 im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Schrobenhausen. Die 47-Jährige legt großen Wert darauf, mit vollem Namen genannt zu werden, "damit ich dieses Thema endlich abschließen kann". Sie berichtet davon, dass Mixa als damaliger Stadtpfarrer "öfters sein Auto" zum Kinderheim gebracht habe. "Dieses musste dann von jeweils vier Kindern stundenlang geputzt werden", schreibt sie. Jutta Stadler bestätigt auch brutale Übergriffe zweier Klosterschwestern, die damals als Erzieherinnen tätig waren. "Ich hatte am ganzen Körper blaue Flecken", sagt sie. Als sie einmal ihr Essen nicht aufessen wollte, habe ihr eine Schwester die heiße Suppe "über den Kopf gegossen". (...)
aus einer anderen erklärung:
(...) ""Herr Mixa hat mir im Laufe der Jahre mindestens 50-mal die Hose heruntergezogen und mit einem Stock fünf- bis siebenmal kräftig auf das Gesäß geschlagen", sagt Markus Tagwerk (Name geändert). Der 41-jährige Familienvater lebte von 1972 bis 1982 in dem Kinderheim. Heute arbeitet er selbst als Erzieher, "aber antiautoritär", wie er betont.
Weil er für eine kirchliche Einrichtung arbeitet und Repressalien befürchtet, will er seinen Namen nicht in der Zeitung veröffentlichen. In seiner eidesstattlichen Erklärung schreibt er: "Einmal hat er (Mixa, Anm. d. Red.) einen Kochlöffel genommen. Dieser ist abgebrochen, dann nahm er die Hand." Während der Schläge soll Mixa laut Tagwerk gesagt haben: "Kind Gottes, nimm diese Strafe", oder: "In dir ist der Satan, den werde ich dir schon austreiben." (...)
bei ansicht der letzten sätze kam mir wieder dieser beitrag in den sinn, den ich vor einigen wochen als ersten zu alldem geschrieben habe, was jetzt (nicht nur) hinsichtlich der praktiken der hiesigen katholischen kirche im umgang mit kindern und jugendlichen an den tag kommt:
(...) "Wie der Bayerische Rundfunk mittlerweile erfahren haben will, soll der Augsburger Bischof Walter Mixa in Bayern einen Exorzisten zur Teufelsaustreibung beauftragt haben." (...)
das lässt sich nur noch zynisch kommentieren, tut mir leid - offensichtlich sehen gestalten wie mixa überall den teufel am werk, dem man(n) dann eben auch ganz handgreiflich zu leibe rücken muss - jemand ohne amt und würden würde sich heute bei derlei tun mit solchen " begründungen" wie von mixa gegenüber den kindern sehr schnell in der geschlossenen abteilung der nächstgelegenen psychiatrischen klinik wiederfinden. es ist schlicht unerträglich mit anzusehen, wie solche formen von schon regelrecht klassisch zu nennendem religiösen wahn incl. destruktiven ausagieren seitens des staates und teilen der öffentlichkeit nicht nur hingenommen, sondern auch noch durch passivität oder gar - siehe oben - verbale unterstützung gerechtfertigt werden.
gleichzeitig ist das ganze aber auch eine lektion in der hinsicht, wie die zugehörigkeit zu einem beliebigen teil der sog. "elite" selbst offene wahnzustände im klinischen sinne durch eben die funktion in genannten "ämtern und würden" mitsamt allem zugehörigen formalen und mystifizierendem faulen zauber regelrecht vernebelt und verschwinden lässt - die geschichte der "eliten" rund um den globus ist voll von beispielen durchgeballerter adliger, völlig gestörter religiöser verkünder, wahnsinniger politiker, total abgedrehter wirtschaftsdynastien - vom militär erst gar nicht zu reden; und nicht zuletzt ist auch im gesamten sog. künstlerischen und teils auch wissenschaftlichen bereich historisch bis heute die wahrscheinlichkeit übergroß, es bei einigermaßen bekanntheit immer auch mit beispielen für diverse psychophysische verfallszustände zu tun zu haben - im blog sind für so ziemlich alle eben aufgeführten gruppen entsprechende (und durchaus repräsentative!) belegfälle zu finden (okay, den adel habe ich bislang weitgehend aussen vor gelassen).
und wie schrieb es j.e. mertz in seinem borderline-buch in einigen seiner besten und treffendsten anmerkungen zu den "funktionseliten", zu denen auch solche figuren aus der höheren religiösen hierarchie wie mixa gezählt werden müssen? "Wer einigermaßen unauffällig und effizient funktioniert, insbesondere in herausgehobener Position, kann nicht wirklich, nicht ernsthaft krank sein, weil er nicht krank sein darf."
und an anderer stelle:
"Ich kann keinen einzigen vernünftigen Grund finden, warum psychisch kranke Personen ihre Krankheit nicht im Medium des gesellschaftlich historischen Geschehens artikulieren und realisieren (materialisieren) sollten, sei´s als Kunstwerk, exakte Wissenschaft, politisches Projekt oder eben als Menschentötungsfabrik. (...)
Das Symptom wird auf der Bühne der Geschichte und mit geschichtlichen Mitteln aufgeführt. Es stimmt einfach nicht, dass der Wahnsinn immer nur am wahnsinnigen Menschen haften bleibt und ausschließlich in den dafür zuständigen Institutionen verwaltet und unter Verschluß gehalten werden könnte. Das ist allenfalls eine beruhigende Mystifikation. Die große und weltmächtige Seite des Wahnsinns wird weitgehend ignoriert, man tut so, als gäbe es diese Seite nicht, man will nichts davon wissen und nichts damit zu tun haben. Man hält dem Wahnsinn sozusagen die gesellschaftliche Bühne frei, bis zum nächsten Auftritt."
und die angesprochene krankheit lässt sich auch in form einer (religiösen) sekte materialisieren, sei angemerkt.
*
wer hier schon länger mitliest, wird sich darüber im klaren sein, dass ich unter "wahnsinn" nun eben nicht das übliche klischeebild des "sabbernden psychotikers in der zwangsjacke" verstehe (von dem sich fast jede/r leicht abgrenzen kann), sondern eher ansätze favorisiere, die uns das, was unter dem begriff firmiert, unangenehm nah auf die pelle rücken lassen. hinsichtlich einer gestalt wie mixa, der sich ja durchaus ohne "auffälligkeiten" innerhalb der gesellschaftlichen konventionen bewegen kann, tendiere ich aber tatsächlich dazu, aufgrund der sichtbaren struktur im hintergrund - extrem fiktionaler (religion) bis halluzinatorischer ("teufel") inhalt der ideologie, scharf ausgeprägte machthierarchien in der institution selbst, die im übrigen in vielen bereichen die klassischen formen einer totalen institution aufweist, sowie - erschwerend - züge eines angeblich göttlich verliehenen delegiertenmandats und besonderer auserwähltheit - , die grenzen zwischen den zwei früher genannten qualitativ grundsätzlich verschiedenen psychotischen zuständen (einmal das klassische modell; zum anderen das, was im extrem vom soziopathen verkörpert wird) durchlässiger zu sehen und eine seltsame und bösartige mischform anzunehmen. die simulativen fähigkeiten und das instrumentell-intelligente kalkül zwecks ausagieren der antisozialen tendenzen sind ebenso vorhanden wie symptome einer ganz typischen, im religiös verbrämten gewand auftretenden stinknormalen psychotischen grundstruktur, incl. paranoiden anwandlungen, wahrnehmungen halluzinatorischer qualität (wer ernsthaft anderen mit exorzismus auf den leib rücken will und derart dämonenglauben demonstriert...) und narzisstisch erscheinenden zügen.
"wahnsinn" ist letztlich "nur" ein synonym für: gestörte bzw. stark beeinträchtigte realitätswahrnehmung. und unter dem aspekt sollten nicht nur leute wie mixa betrachtet werden.
*
das ich bei den eingangs dokumentierten zitaten nicht komplett rot gesehen habe, liegt u.a. auch daran, dass nicht nur bei "spon" sondern inzwischen auch bei anderen berichtenden medien wie "zeit", "fr" u.a. eine doch relevante zahl der kommentierenden mehr als deutliche worte findet - ein regelrecht vernichtendes urteil von einem, der die verhältnisse mit am besten kennen dürfte:
(...) "Inzwischen aber ist das Klima derart vergiftet, dass man einem katholischen Geistlichen ersteinmal jede Schandtat zutraut. Dass es soweit gekommen ist, haben die Verantwortlichen in den Kirchenleitungen sich selber zuzuschreiben. Jetzt rächen sich Wegschauen, Leugnen und Vertuschen, wie sie über Jahrzehnte praktiziert wurden.
Bei aller grundsätzlichen Sympathie für eine Kirche, der ich selber lange Zeit angehörte, auch als Priester, kann ich nur sagen: Sie hat es nicht besser verdient."
dazu ist verstärkt etwas zu sehen, was sich bereits in den vergangenen wochen abzeichnete - es werden sehr viele persönlich-biographische fragmente veröffentlicht, speziell auf die zeiten von 1950 bis ca. mitte der 80er jahre bezogen - erfahrungen aus staatlichen sowie religiösen schulen und heimen, aber auch schilderungen des "ganz normalen" familienlebens. was da zu lesen ist, ist ein grosses puzzlestück beim versuch, zu begreifen, warum "wir" heute mehrheitlich so ticken, wie wir´s eben tun. das ist, zumindest für mich, nichts neues, aber in derart geballter form doch schmerzlich. die innere psychosoziale struktur dieser gesellschaft wird in wesentlichen teilen sichtbar, alice miller und lloyd deMause werden x-fach in ihren beschreibungen der tieferen dynamiken der (westlichen) gesellschaften bestätigt. es sind formen und wirkungen der traumatischen matrix in aller deutlichkeit zu sehen, wie sie bisher nur erahnbar waren. und das bild ist noch verheerender, als ich es selbst vermutet und befürchtet habe.
*
edit, leider kein aprilscherz: in einer öffentlichen erklärung gibt mixa am ende das folgende von sich (nachdem er natürlich "nie" undsoweiter):
(...) "Ich bin gerne bereit, mit Männern und Frauen, die in ihrer Jugendzeit im Kinderheim St. Josef in Schrobenhausen gelebt haben, über ihre Erinnerungen, Erlebnisse und Vorwürfe zu sprechen, um zuzuhören und zu erfahren, was sie in ihrer Kindheit belastet hat." (...)
zu dieser herablassenden gnädigkeit jenes "herrn" fällt mir nun absolut nichts mehr ein, ausser dem punkt, dass bei bestimmten - besonders von ihrem tun überzeugten - gewalttätern immer mal wieder amnesien bezgl. ihrer eigenen vergangenheit beobachtet werden und sie wirklich ernsthaft überrascht sind, wenn sie von dieser vergangenheit per vorwurf/anklage eingeholt werden (eine andere möglichkeit, nämlich die, dass er darauf setzt, dass seine ehemaligen opfer durch eine persönliche konfrontation wiederum in ein schockinduziertes abhängigkeitsverhältnis verfallen, möchte ich noch nicht als option in betracht ziehen - das wäre ein gipfel an kalkulierender niedertracht, der bereits soziopathische "qualität" hätte. aber vielleicht bin ich da selbst auch nur zu naiv.)
wie dem auch sei: der ganze satz ist einfach schlicht unglaublich. und ja, ich glaube ihm kein einziges seiner salbungsvollen worte.
und noch ein nachtrag, da gerade erst gesehen - ''Mixas Erklärung ist verlogen und unverfroren'':
(...) "Zwei der sechs Betroffenen sind bei der Nachricht über Mixas Stellungnahme aus allen Wolken gefallen. Hildegard Sedlmair aus Stadtbergen bei Augsburg zeigte sich nur "geschockt". Der Mann "belügt sich selbst", sagt sie.
Auch Jutta Stadler aus Pfaffenhofen ist "fassungslos", wenn sie den ersten Satz der Erklärung liest. Darin heißt es: "Ich bin zutiefst erschüttert über die Anschuldigungen, die mir gegenüber erhoben werden". Als "verlogen und unverfroren" bezeichnet sie Mixas Äußerungen, in denen er seine "Sorge um das Wohl und die Zukunft von Kindern, Jugendlichen und Familien" betont. Sie seien, so der letzte Satz der Stellungnahme, "ein vorrangiges Anliegen meiner seelsorgerischen Arbeit seit eh und je."
Ein annehmbares Gesprächsangebot sehen beide Frauen in den Äußerungen des Bischofs nicht. Bevor Jutta Stadler überhaupt zu einem Gespräch mit dem Bischof bereit wäre, müsste dieser erst einmal eingestehen, dass er sie geschlagen hat. "Ich spreche auf keinen Fall mit jemandem, der mich als Lügner hinstellt." (...)
dem ist vorläufig nichts weiter hinzuzufügen. ich weiß gar nicht, was ich schlimmer finden würde: tatsächlich etwas wie die weiter oben benannte amnesie; die unerschütterliche überzeugung, vor seinem halluzinierten "gott" immer das richtige getan zu haben, oder aber kaltes kalkül eines machtmenschen, der den apparat einer weltweit agierenden sekte hinter sich weiß und jetzt aufs ganze geht. alle drei varianten wären ohne weiteres jeweils als ausdruck einer psychopathologischen struktur zu bezeichnen.
*
ein weiterer nachtrag - ohne kommentar:
(...) "Auch von schweren körperlichen Züchtigungen mit einem Stock, mit dem Teppichklopfer und mit einem Ledergürtel ist die Rede. Den Gürtel, so sagt eines der früheren Heimkinder, habe Mixa aus der Hose gezogen und dann damit zugeschlagen. (...)
Vier weitere ehemalige Heimzöglinge, darunter eine Frau, haben sich an eine Lokalredaktion im Bistum Augsburg gewandt und schlimme Erfahrungen mit Mixa aus dessen Schrobenhausener Zeit geschildert. Alle berichten von heftigen Ohrfeigen, einer von Prügeln mit dem Gürtel. Eine Journalistin sagte gegenüber unserer Redaktion, sie habe bisher trotz der eidesstattlich vorgebrachten Vorwürfe gegen Mixa daran geglaubt, dass der Bischof unschuldig sei. »Was ich jetzt selbst von Betroffenen gehört habe, lässt mich aber sehr zweifeln.« (...)
"ich wurde "misshandelt". Als Messdiener und im Religionsunterricht vom Pfarrer, im weiteren Unterricht von den Lehrerinnen und Lehrern und zu Hause von den Eltern. Es gab nämlich Ohrfeigen schon für die kleinsten "Vergehen", bei denen die heutigen Erziehungsberechtigten nichteinmal mit den Schultern zucken würden. Und meinen Schulkameraden erging es genau so. Mensch, lasst mal die Kirche im Dorf und erklärt nicht jede Ohrfeige zur Misshandlung.
Schreibt Jahrgang 44"
"Die Christen sollten sich wieder an das Wort Gottes, Sprüche 8,23 einnern.
Die Wiedereinführung der Prügelstrafe (Rohrstock auf das Gesäß - aber keine Faustschläge ohne sonstigen Mißhandlungen) würden den Kindern und den Jugendlichen von heute wohltun und "anständige" Menschen aus ihnen machen."
(der satz "keine faustschläge ohne sonstigen mißhandlungen" steht da so im original; ein haarsträubendes beispiel für das, was klaus theweleit als "halluzinatorische wunscherfüllung" bezeichnet - der kommentator hat da wohl aus versehen völlig offen geschrieben)
(...) "Hat Mixa jemand getötet, zusammengeschlagen, sexuell belästigt? Wohl nicht! Ohrfeigen in Familien und teilweise in der Schule gehörten noch zu meiner Kindheit zur Normalität! Wenn auch nicht in jeder Familie u. Schule. Vielleicht hat man damals noch gewußt, was in den Sprüchen Salomos steht: "Züchtige deinen Sohn, solange Hoffnung da ist, aber laß dich nicht hinreißen, ihn zu töten. Großer Grimm muß Strafe leiden, denn willst du ihn steuern, so wird er noch größer. Höre auf Rat und nimm Zucht an, daß du hernach weise seist." Spr. 19,18-20. Ist das grundsätzlich falsch ?"
"Sicher, mit Faustschlägen sollte niemand traktiert werden. Aber Ohrfeigen waren früher ganz normal! Und legal dazu. Das sollte man wieder einführen, besonders an Schulen wie der Rütli-Schule! Wir sind zu weich geworden, verschwunden preussische Zucht und Ordnung!"
*
so also einige statements aus dem forum von "spon" zu den heute bekannt gewordenen schilderungen mehrerer ehemaliger heimkinder bezgl. gewalttätiger übergriffe des notorischen bischofs mixa gegen sie in der vergangenheit - ausführlich in der sz:
(...) "Der Kreis der ehemaligen Heimkinder, die dem Augsburger Bischof Walter Mixa körperliche Züchtigung vorwerfen, wird größer. Jutta Stadler aus Pfaffenhofen bestätigt die in der Süddeutschen Zeitung vom Mittwoch veröffentlichten Beschuldigungen und schreibt in einer eidesstattlichen Versicherung: "Er hat mir mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen." Der SZ liegen damit sechs eidesstattliche Erklärungen vor, in denen berichtet wird, dass Walter Mixa in seiner Zeit als Stadtpfarrer Heimkinder in Schrobenhausen geschlagen habe.
Jutta Stadler lebte von 1968 bis 1977 im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Schrobenhausen. Die 47-Jährige legt großen Wert darauf, mit vollem Namen genannt zu werden, "damit ich dieses Thema endlich abschließen kann". Sie berichtet davon, dass Mixa als damaliger Stadtpfarrer "öfters sein Auto" zum Kinderheim gebracht habe. "Dieses musste dann von jeweils vier Kindern stundenlang geputzt werden", schreibt sie. Jutta Stadler bestätigt auch brutale Übergriffe zweier Klosterschwestern, die damals als Erzieherinnen tätig waren. "Ich hatte am ganzen Körper blaue Flecken", sagt sie. Als sie einmal ihr Essen nicht aufessen wollte, habe ihr eine Schwester die heiße Suppe "über den Kopf gegossen". (...)
aus einer anderen erklärung:
(...) ""Herr Mixa hat mir im Laufe der Jahre mindestens 50-mal die Hose heruntergezogen und mit einem Stock fünf- bis siebenmal kräftig auf das Gesäß geschlagen", sagt Markus Tagwerk (Name geändert). Der 41-jährige Familienvater lebte von 1972 bis 1982 in dem Kinderheim. Heute arbeitet er selbst als Erzieher, "aber antiautoritär", wie er betont.
Weil er für eine kirchliche Einrichtung arbeitet und Repressalien befürchtet, will er seinen Namen nicht in der Zeitung veröffentlichen. In seiner eidesstattlichen Erklärung schreibt er: "Einmal hat er (Mixa, Anm. d. Red.) einen Kochlöffel genommen. Dieser ist abgebrochen, dann nahm er die Hand." Während der Schläge soll Mixa laut Tagwerk gesagt haben: "Kind Gottes, nimm diese Strafe", oder: "In dir ist der Satan, den werde ich dir schon austreiben." (...)
bei ansicht der letzten sätze kam mir wieder dieser beitrag in den sinn, den ich vor einigen wochen als ersten zu alldem geschrieben habe, was jetzt (nicht nur) hinsichtlich der praktiken der hiesigen katholischen kirche im umgang mit kindern und jugendlichen an den tag kommt:
(...) "Wie der Bayerische Rundfunk mittlerweile erfahren haben will, soll der Augsburger Bischof Walter Mixa in Bayern einen Exorzisten zur Teufelsaustreibung beauftragt haben." (...)
das lässt sich nur noch zynisch kommentieren, tut mir leid - offensichtlich sehen gestalten wie mixa überall den teufel am werk, dem man(n) dann eben auch ganz handgreiflich zu leibe rücken muss - jemand ohne amt und würden würde sich heute bei derlei tun mit solchen " begründungen" wie von mixa gegenüber den kindern sehr schnell in der geschlossenen abteilung der nächstgelegenen psychiatrischen klinik wiederfinden. es ist schlicht unerträglich mit anzusehen, wie solche formen von schon regelrecht klassisch zu nennendem religiösen wahn incl. destruktiven ausagieren seitens des staates und teilen der öffentlichkeit nicht nur hingenommen, sondern auch noch durch passivität oder gar - siehe oben - verbale unterstützung gerechtfertigt werden.
gleichzeitig ist das ganze aber auch eine lektion in der hinsicht, wie die zugehörigkeit zu einem beliebigen teil der sog. "elite" selbst offene wahnzustände im klinischen sinne durch eben die funktion in genannten "ämtern und würden" mitsamt allem zugehörigen formalen und mystifizierendem faulen zauber regelrecht vernebelt und verschwinden lässt - die geschichte der "eliten" rund um den globus ist voll von beispielen durchgeballerter adliger, völlig gestörter religiöser verkünder, wahnsinniger politiker, total abgedrehter wirtschaftsdynastien - vom militär erst gar nicht zu reden; und nicht zuletzt ist auch im gesamten sog. künstlerischen und teils auch wissenschaftlichen bereich historisch bis heute die wahrscheinlichkeit übergroß, es bei einigermaßen bekanntheit immer auch mit beispielen für diverse psychophysische verfallszustände zu tun zu haben - im blog sind für so ziemlich alle eben aufgeführten gruppen entsprechende (und durchaus repräsentative!) belegfälle zu finden (okay, den adel habe ich bislang weitgehend aussen vor gelassen).
und wie schrieb es j.e. mertz in seinem borderline-buch in einigen seiner besten und treffendsten anmerkungen zu den "funktionseliten", zu denen auch solche figuren aus der höheren religiösen hierarchie wie mixa gezählt werden müssen? "Wer einigermaßen unauffällig und effizient funktioniert, insbesondere in herausgehobener Position, kann nicht wirklich, nicht ernsthaft krank sein, weil er nicht krank sein darf."
und an anderer stelle:
"Ich kann keinen einzigen vernünftigen Grund finden, warum psychisch kranke Personen ihre Krankheit nicht im Medium des gesellschaftlich historischen Geschehens artikulieren und realisieren (materialisieren) sollten, sei´s als Kunstwerk, exakte Wissenschaft, politisches Projekt oder eben als Menschentötungsfabrik. (...)
Das Symptom wird auf der Bühne der Geschichte und mit geschichtlichen Mitteln aufgeführt. Es stimmt einfach nicht, dass der Wahnsinn immer nur am wahnsinnigen Menschen haften bleibt und ausschließlich in den dafür zuständigen Institutionen verwaltet und unter Verschluß gehalten werden könnte. Das ist allenfalls eine beruhigende Mystifikation. Die große und weltmächtige Seite des Wahnsinns wird weitgehend ignoriert, man tut so, als gäbe es diese Seite nicht, man will nichts davon wissen und nichts damit zu tun haben. Man hält dem Wahnsinn sozusagen die gesellschaftliche Bühne frei, bis zum nächsten Auftritt."
und die angesprochene krankheit lässt sich auch in form einer (religiösen) sekte materialisieren, sei angemerkt.
*
wer hier schon länger mitliest, wird sich darüber im klaren sein, dass ich unter "wahnsinn" nun eben nicht das übliche klischeebild des "sabbernden psychotikers in der zwangsjacke" verstehe (von dem sich fast jede/r leicht abgrenzen kann), sondern eher ansätze favorisiere, die uns das, was unter dem begriff firmiert, unangenehm nah auf die pelle rücken lassen. hinsichtlich einer gestalt wie mixa, der sich ja durchaus ohne "auffälligkeiten" innerhalb der gesellschaftlichen konventionen bewegen kann, tendiere ich aber tatsächlich dazu, aufgrund der sichtbaren struktur im hintergrund - extrem fiktionaler (religion) bis halluzinatorischer ("teufel") inhalt der ideologie, scharf ausgeprägte machthierarchien in der institution selbst, die im übrigen in vielen bereichen die klassischen formen einer totalen institution aufweist, sowie - erschwerend - züge eines angeblich göttlich verliehenen delegiertenmandats und besonderer auserwähltheit - , die grenzen zwischen den zwei früher genannten qualitativ grundsätzlich verschiedenen psychotischen zuständen (einmal das klassische modell; zum anderen das, was im extrem vom soziopathen verkörpert wird) durchlässiger zu sehen und eine seltsame und bösartige mischform anzunehmen. die simulativen fähigkeiten und das instrumentell-intelligente kalkül zwecks ausagieren der antisozialen tendenzen sind ebenso vorhanden wie symptome einer ganz typischen, im religiös verbrämten gewand auftretenden stinknormalen psychotischen grundstruktur, incl. paranoiden anwandlungen, wahrnehmungen halluzinatorischer qualität (wer ernsthaft anderen mit exorzismus auf den leib rücken will und derart dämonenglauben demonstriert...) und narzisstisch erscheinenden zügen.
"wahnsinn" ist letztlich "nur" ein synonym für: gestörte bzw. stark beeinträchtigte realitätswahrnehmung. und unter dem aspekt sollten nicht nur leute wie mixa betrachtet werden.
*
das ich bei den eingangs dokumentierten zitaten nicht komplett rot gesehen habe, liegt u.a. auch daran, dass nicht nur bei "spon" sondern inzwischen auch bei anderen berichtenden medien wie "zeit", "fr" u.a. eine doch relevante zahl der kommentierenden mehr als deutliche worte findet - ein regelrecht vernichtendes urteil von einem, der die verhältnisse mit am besten kennen dürfte:
(...) "Inzwischen aber ist das Klima derart vergiftet, dass man einem katholischen Geistlichen ersteinmal jede Schandtat zutraut. Dass es soweit gekommen ist, haben die Verantwortlichen in den Kirchenleitungen sich selber zuzuschreiben. Jetzt rächen sich Wegschauen, Leugnen und Vertuschen, wie sie über Jahrzehnte praktiziert wurden.
Bei aller grundsätzlichen Sympathie für eine Kirche, der ich selber lange Zeit angehörte, auch als Priester, kann ich nur sagen: Sie hat es nicht besser verdient."
dazu ist verstärkt etwas zu sehen, was sich bereits in den vergangenen wochen abzeichnete - es werden sehr viele persönlich-biographische fragmente veröffentlicht, speziell auf die zeiten von 1950 bis ca. mitte der 80er jahre bezogen - erfahrungen aus staatlichen sowie religiösen schulen und heimen, aber auch schilderungen des "ganz normalen" familienlebens. was da zu lesen ist, ist ein grosses puzzlestück beim versuch, zu begreifen, warum "wir" heute mehrheitlich so ticken, wie wir´s eben tun. das ist, zumindest für mich, nichts neues, aber in derart geballter form doch schmerzlich. die innere psychosoziale struktur dieser gesellschaft wird in wesentlichen teilen sichtbar, alice miller und lloyd deMause werden x-fach in ihren beschreibungen der tieferen dynamiken der (westlichen) gesellschaften bestätigt. es sind formen und wirkungen der traumatischen matrix in aller deutlichkeit zu sehen, wie sie bisher nur erahnbar waren. und das bild ist noch verheerender, als ich es selbst vermutet und befürchtet habe.
*
edit, leider kein aprilscherz: in einer öffentlichen erklärung gibt mixa am ende das folgende von sich (nachdem er natürlich "nie" undsoweiter):
(...) "Ich bin gerne bereit, mit Männern und Frauen, die in ihrer Jugendzeit im Kinderheim St. Josef in Schrobenhausen gelebt haben, über ihre Erinnerungen, Erlebnisse und Vorwürfe zu sprechen, um zuzuhören und zu erfahren, was sie in ihrer Kindheit belastet hat." (...)
zu dieser herablassenden gnädigkeit jenes "herrn" fällt mir nun absolut nichts mehr ein, ausser dem punkt, dass bei bestimmten - besonders von ihrem tun überzeugten - gewalttätern immer mal wieder amnesien bezgl. ihrer eigenen vergangenheit beobachtet werden und sie wirklich ernsthaft überrascht sind, wenn sie von dieser vergangenheit per vorwurf/anklage eingeholt werden (eine andere möglichkeit, nämlich die, dass er darauf setzt, dass seine ehemaligen opfer durch eine persönliche konfrontation wiederum in ein schockinduziertes abhängigkeitsverhältnis verfallen, möchte ich noch nicht als option in betracht ziehen - das wäre ein gipfel an kalkulierender niedertracht, der bereits soziopathische "qualität" hätte. aber vielleicht bin ich da selbst auch nur zu naiv.)
wie dem auch sei: der ganze satz ist einfach schlicht unglaublich. und ja, ich glaube ihm kein einziges seiner salbungsvollen worte.
und noch ein nachtrag, da gerade erst gesehen - ''Mixas Erklärung ist verlogen und unverfroren'':
(...) "Zwei der sechs Betroffenen sind bei der Nachricht über Mixas Stellungnahme aus allen Wolken gefallen. Hildegard Sedlmair aus Stadtbergen bei Augsburg zeigte sich nur "geschockt". Der Mann "belügt sich selbst", sagt sie.
Auch Jutta Stadler aus Pfaffenhofen ist "fassungslos", wenn sie den ersten Satz der Erklärung liest. Darin heißt es: "Ich bin zutiefst erschüttert über die Anschuldigungen, die mir gegenüber erhoben werden". Als "verlogen und unverfroren" bezeichnet sie Mixas Äußerungen, in denen er seine "Sorge um das Wohl und die Zukunft von Kindern, Jugendlichen und Familien" betont. Sie seien, so der letzte Satz der Stellungnahme, "ein vorrangiges Anliegen meiner seelsorgerischen Arbeit seit eh und je."
Ein annehmbares Gesprächsangebot sehen beide Frauen in den Äußerungen des Bischofs nicht. Bevor Jutta Stadler überhaupt zu einem Gespräch mit dem Bischof bereit wäre, müsste dieser erst einmal eingestehen, dass er sie geschlagen hat. "Ich spreche auf keinen Fall mit jemandem, der mich als Lügner hinstellt." (...)
dem ist vorläufig nichts weiter hinzuzufügen. ich weiß gar nicht, was ich schlimmer finden würde: tatsächlich etwas wie die weiter oben benannte amnesie; die unerschütterliche überzeugung, vor seinem halluzinierten "gott" immer das richtige getan zu haben, oder aber kaltes kalkül eines machtmenschen, der den apparat einer weltweit agierenden sekte hinter sich weiß und jetzt aufs ganze geht. alle drei varianten wären ohne weiteres jeweils als ausdruck einer psychopathologischen struktur zu bezeichnen.
*
ein weiterer nachtrag - ohne kommentar:
(...) "Auch von schweren körperlichen Züchtigungen mit einem Stock, mit dem Teppichklopfer und mit einem Ledergürtel ist die Rede. Den Gürtel, so sagt eines der früheren Heimkinder, habe Mixa aus der Hose gezogen und dann damit zugeschlagen. (...)
Vier weitere ehemalige Heimzöglinge, darunter eine Frau, haben sich an eine Lokalredaktion im Bistum Augsburg gewandt und schlimme Erfahrungen mit Mixa aus dessen Schrobenhausener Zeit geschildert. Alle berichten von heftigen Ohrfeigen, einer von Prügeln mit dem Gürtel. Eine Journalistin sagte gegenüber unserer Redaktion, sie habe bisher trotz der eidesstattlich vorgebrachten Vorwürfe gegen Mixa daran geglaubt, dass der Bischof unschuldig sei. »Was ich jetzt selbst von Betroffenen gehört habe, lässt mich aber sehr zweifeln.« (...)
monoma - 31. Mär, 20:49
ich schaue öfter mal in den "google trends" nach aktuellen Entwicklungen, also wo nach gesucht wird. das ist spannend, da hat sich in den letzten wochen was getan:
http://www.google.com/trends?q=missbrauch,+kirchenaustritt,+angst&ctab=0&geo=de&date=2010&sort=0
(um den Unterschied zu den letzten jahren zu sehen muss rechts der zeitraum verändert werden)
ich denke dass der film "das weisse Band" letzten herbst bereits einiges ins rollen gebracht hat und sich jetzt entlädt was lange verdrängt wurde.
leider alles noch ziemlich kirchenzentriert, aber ich denke in absehbarer zeit wird auch die familie als kleinste kinderquälsekte ihrer brutalen geheimnisse und tabus entraubt-
kann den film jemand vorspulen bitte:-)
ansätze sind da, ja
die kk steht aber momentan eindeutig im zentrum, und die einschläge kommen inzwischen auch immer näher an ratzinger
"Nach immer neuen Berichten über Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche der USA bereitet der Vatikan derzeit eine Verteidigungsstrategie vor, um Papst Benedikt XVI. vor der amerikanischen Justiz zu schützen. Das geht aus US-Justizdokumenten vor, die der Nachrichtenagentur AP vorliegen. Danach planen Anwälte des Heiligen Stuhls unter anderem zu argumentieren, dass der Papst als Staatsoberhaupt Immunität genießt."
"immunität" wie ein x-beliebiger diktator. aber mir scheint, die kk ist ein ganz eigener fall von internationalen dimensionen.
was gerade mal losgeht:
- "elite"-institute wie die odenwaldschule; da wird immer noch - auch staalicherseits - gemauert. dazu die ganze grauzone v.a. der privaten internate; auch solche institutionen wie "salem" waren ja schon kurz im blickfeld, aber da ist die mediale reaktion - ausnahme eben die odenwaldschule - auffällig mager. das ist ein feld, das große teile der vergangenen wie auch noch aktuellen brd-"eliten" betrifft. und bei dem, was dort passiert ist, lassen sich natürlich auch rückschlüsse auf die verfassung dieser "eliten" ziehen. dürfte von vielen systemträgern nicht erwünscht sein.
- sporadisch die evangelische kirche; da dürfte noch wesentlich mehr im busch sein.
- sehr vereinzelt: sportvereine!
- in dem zusammenhang gibt es in österreich hinsichtlich der "wiener sängerknaben" eine interessante entwicklung; es wird dort inzwischen auch leistungsdruck und mobbing auf kinder/jugendliche zur sprache gebracht und in den allgemeinen übergriffskontext gestellt, was ich so als tendenz noch nicht wahrgenommen habe. als nächster dominostein wäre in der logik zwangsläufig der profisport fällig, da sind wir dann sofort auch beim dopingthema. ein anderer zweig führt von da in die welt der staatlichen schulen.
- dann sind die staatlichen heime noch völlig unterthematisiert; hier wird meiner meinung teils bewusst geblockt, weil die schon mal erwähnte entschädigungsforderung der ehemaligen heimkinder - 25 milliarden euro - sich neben den kirchen ebenfalls auf den bereich bezieht. kommt für den staat gar nicht gut, erklären zu müssen, warum die bankster die kohle hinterhergeschmissen bekommen, und ex-zwangsarbeitende und vielfach geschädigte kinder mit entsprechenden biographien jetzt als erwachsene mit worten abgespeist werden sollen. die können sich da auch nicht so arrogant und zynisch verhalten wie bei den ns-zwangsarbeitern, die ja immerhin grösstenteils "ausländer" waren.
- familien: das wäre in gewisser hinsicht eher eine wiederthematisierung; gab´s speziell hinsichtlich der sexualisierten gewalt schon in den 1970ern und 80ern, solche projekte wie wildwasser und zartbitter haben ihre wurzeln in der zeit. war natürlich, da feministisch inspiriert, primär auf mädchen bezogen; erst in den 90ern fing der blick an, sich auch auf jungen zu weiten. aber die familien standen eben schon mal im focus. wobei: judith herman geht von wellenbewegungen aus, in denen gesellschaften zyklisch mal mehr, mal weniger der von ihnen selbst produzierten traumatischen gewalt wahrnehmen. für die vergangenheit lässt sich das sogar verifizieren.
ha, mir kommen gerade so viele punkte hoch - ich glaube, das wird ein eigener artikel. da dann die fortsetzung. ganz wichtiges stichwort bei alldem gerade für mich: massive legitimationskrisen allerorten, und was das für folgen haben kann, da bin ich mir völlig unsicher.
aber es kommt gerade sehr viel an vielen ecken in bewegung, ja. nehme ich auch so wahr. einfach ein stück mehr realitätswahrnehmung.