Ich werde Dir auch gleich im "SAktions-Blog" antworten, nur vorab: ich fürchte, Du hast "das pragmatische prinzip" nicht verstande. Partiziperen und vorleben - wohl auch ganz im Sinne des jüngst verstorbenen - Horst Stowasser. Wenn Du mir jetzt erzählen willst, daß Du derlei 'duale Konzepte' verabscheust, nenne ich Dich einfach ein 'unreifes Früchtchen'. Komm zurück, wenn Du erwachsen bist
...dass ein nicht geringer teil derjenigen, die offensichtlich so fest an eine "positive" wirkung ihrer kreuzchen glauben, auch noch zur argumentbefreiten diffamierung all derjenigen neigen, die dieses theater nicht mitspielen wollen.
vermutlich im gegensatz zu dir bin ich alt genug, um als teilnehmer diverser außerparlamentarischer aktivitäten damals "live" die degeneration der "grünen" von ihren anfängen her zu dem überflüssigen gebilde mitzubekommen haben, welches sie heute darstellen. und die hoffnungen waren damals ähnlich, u.a. auch deswegen, weil noch nicht die späteren erfahrungen vorhanden waren.
und wer offensichtlich so geschichts- und begriffslos alle, aber auch wirklich alle vorhandenen anzeichen für die (zwangsläufige) wiederholung bei "der linken" vom tisch wischt, braucht sich nicht mit dem attribut "anarchistisch" zu schmücken. und "pragmatismus" gibt´s in dieser gesellschaft bereits schon soviel, dass alle darin zu ersaufen drohen.
komm zurück, wenn du argumentativ mehr zu bieten hast als die propaganda zur legitimation dieses systems (denn das sind grundsätzlich ALLE wahlaufrufe - auch die für angeblich "kritische" parteien. das macht sich systemimmanent sogar ganz gut, wird derart doch die fiktion von "opposition" reproduziert.)
...noch gleich eine interessante frage (aus dem forum zu einem ebenso interessanten tp-artikel von twister):
"Warum so eine regelrechte ANGST vor dem Nichtwähler, aus jeder Ecke?"
angst gemixt mit latenter und/oder offener agressivität, die, wie nicht nur am obigen beispiel festzustellen ist, sondern auch und gerade in anderen - sich im weitesten sinne als "links" begreifenden - foren/blogs zum ausdruck kommen.
vielleicht auf die schnelle die folgende hypothese: der akt der wahlverweigerung impliziert als bewusste entscheidung auch, entscheidende dinge nicht mehr delegieren zu wollen. damit aber wird erstmal sozusagen ein "schwarzes loch" sicht- und fühlbar, denn andere denkbare entscheidungsstrukturen sind vielen weder begrifflich noch als vorstellung überhaupt erreichbar. könnte sein, dass hier eine eher indirekte wirkung des TINA-prinzips zum tragen kommt.
für die etablierten parteien dürfte jedoch primär - und zwar dadurch, weil die nichtwahl offensichtlich dieses jahr das erste mal als legitime option breiter diskutiert wird - die angst vor dem legitimationsverlust eine rolle spielen.
archenoe - 27. Sep, 14:58
Ähnliche Wahrnehmung
Auch ohne Bezug auf Stowassers "pragmatisches Prinzip", also ohne Bezug zu anarchistischen Strategiefragen hatte ich ähnliche Gedanken anlässlich Deiner Fleißarbeit, Begründungen für Austritte aus "Die Linke" zu finden und hier abzudrucken. "Unreifes Früchtchen" halte ich für falsche, weil unangemessene Kritik. Der Dogmatismus in der Ablehnung von Stimmabgaben bei Wahlen allerdings ist bei Dir, monoma, unverkennbar. Ich frage mich schon länger, was bei Dir und anderen dahintersteckt, wenn vehement für Wahlenthaltung oder ungültiges Wählen geworben wird. Könnte es sein, dass eine Art "Übertragung" der Hintergrund ist? Übertragung wäre dann gegeben, wenn die unzählbaren strukturbedingten Handlungszumutungen im kapitalistischen Alltag solch eine innere Bedrängnis erzeugen, dass sie symbolisch durch vehement von sich und anderen eingeforderte Wahlenthaltung oder ungültige Stimmzettel verarbeitet werden, also die nicht veränderbaren Folgen der Handlungszumutungen der täglichen Realität auf die Ebene der politischen Wahl übertragen werden und dort als symbolischer Protest gegen die Zumutungen ausagiert werden.
Ich sehe weder die Möglichkeit, mich durch ein bestimmtes Wahl- oder Nichtwahlverhalten bzgl. der täglichen Zumutungen zu entlasten noch die Möglichkeit, durch Wählen irgendetwas Grundsätzliches zu ändern. Ich gehe aber dennoch wählen, weil innerhalb der "systemischen" Zumutungen je nach Wahlergebnis Verschiebungen der Lebensbedingungen für eine beachtliche Zahl von Menschen durchaus möglich sind. Man kommt beim "Herunterbrechen" der Kapitalverwertungslogik eben nicht auf exakt 359 € ALG 2 oder auf eine Mindestlohnforderung von 7,50 €. Das könnten ebenso auch z.B. 450 € oder z.B. 9 € sein. Allein dieses simple Beispiel zeigt, wie stark dann letztlich doch - im Systemrahmen, versteht sich - Verschiebungen zu erheblichen (im Beispiel positiven) Folgen führen.
Wichtig ist vielleicht auch noch dies: Auf meine eigene beruflich-gesellschaftliche Situation bezogen, kann ich bei keiner aktuell wählbaren Partei irgendeinen materiellen Vor- oder Nachteil für mich erkennen. Das verdeutlicht, dass es neben dem Eigeninteresse eben auch andere politische Interessen geben kann, die jemanden sehr wohl zur Wahl gehen lassen.
was wäre denn, wenn tatsächlich mal 50 oder mehr % nichtwählerInnen und/oder ungültige stimmen da wären? es gibt da auch das prinzip "du kannst sie nicht zwingen, die wahrheit zu sagen, aber du kannst sie zwingen, immer dreister lügen zu müssen."
klar würden sich die "eliten" auch noch aus solchen zahlen legitimation zurechtkonstruieren, aber es wäre zunehmend schwieriger bis grotesker, dieses auch noch breit zu vermitteln.
ich hebe die nichtwahl nicht als allein seligmachende aktion in den himmel (dazu ist die reale bedeutung der wahlen viel zu gering), aber ich habe im beitrag oben anfangs einen mir wichtigen grund genannt, warum es für viele "bisher-wählende" eine wichtige aktion sein könnte, dieses event zu verweigern.
das thema mit der "linken" ist dabei noch ein spezielles - und wie ich deren entwicklung einschätze, habe ich ebenfalls skizziert.
ich plädiere grundsätzlich einfach dafür, auf so vielen ebenen wie (persönlich) möglich die loyale - oder auch bauchgrimmende - zusammenarbeit mit den systeminstitutionen aufzukündigen. sog. wahlen sind dabei nur ein, wenn auch hochsymbolisches, feld, auf denen das mit am einfachsten umzusetzen ist.
ps: bin auf weitere beiträge dann mal gespannt, aber gleich erstmal bis in den abend weg - dazu ist der tag dann doch zu schön, um ihn vor dem monitor zu verbringen.
Ach, DU bist das :-D
Ich werde Dir auch gleich im "SAktions-Blog" antworten, nur vorab: ich fürchte, Du hast "das pragmatische prinzip" nicht verstande. Partiziperen und vorleben - wohl auch ganz im Sinne des jüngst verstorbenen - Horst Stowasser. Wenn Du mir jetzt erzählen willst, daß Du derlei 'duale Konzepte' verabscheust, nenne ich Dich einfach ein 'unreifes Früchtchen'. Komm zurück, wenn Du erwachsen bist
Gruß
Frank
ich stelle mal so nebenher fest...
vermutlich im gegensatz zu dir bin ich alt genug, um als teilnehmer diverser außerparlamentarischer aktivitäten damals "live" die degeneration der "grünen" von ihren anfängen her zu dem überflüssigen gebilde mitzubekommen haben, welches sie heute darstellen. und die hoffnungen waren damals ähnlich, u.a. auch deswegen, weil noch nicht die späteren erfahrungen vorhanden waren.
und wer offensichtlich so geschichts- und begriffslos alle, aber auch wirklich alle vorhandenen anzeichen für die (zwangsläufige) wiederholung bei "der linken" vom tisch wischt, braucht sich nicht mit dem attribut "anarchistisch" zu schmücken. und "pragmatismus" gibt´s in dieser gesellschaft bereits schon soviel, dass alle darin zu ersaufen drohen.
komm zurück, wenn du argumentativ mehr zu bieten hast als die propaganda zur legitimation dieses systems (denn das sind grundsätzlich ALLE wahlaufrufe - auch die für angeblich "kritische" parteien. das macht sich systemimmanent sogar ganz gut, wird derart doch die fiktion von "opposition" reproduziert.)
und in dem zusammenhang...
"Warum so eine regelrechte ANGST vor dem Nichtwähler, aus jeder Ecke?"
angst gemixt mit latenter und/oder offener agressivität, die, wie nicht nur am obigen beispiel festzustellen ist, sondern auch und gerade in anderen - sich im weitesten sinne als "links" begreifenden - foren/blogs zum ausdruck kommen.
vielleicht auf die schnelle die folgende hypothese: der akt der wahlverweigerung impliziert als bewusste entscheidung auch, entscheidende dinge nicht mehr delegieren zu wollen. damit aber wird erstmal sozusagen ein "schwarzes loch" sicht- und fühlbar, denn andere denkbare entscheidungsstrukturen sind vielen weder begrifflich noch als vorstellung überhaupt erreichbar. könnte sein, dass hier eine eher indirekte wirkung des TINA-prinzips zum tragen kommt.
für die etablierten parteien dürfte jedoch primär - und zwar dadurch, weil die nichtwahl offensichtlich dieses jahr das erste mal als legitime option breiter diskutiert wird - die angst vor dem legitimationsverlust eine rolle spielen.
Ähnliche Wahrnehmung
Ich sehe weder die Möglichkeit, mich durch ein bestimmtes Wahl- oder Nichtwahlverhalten bzgl. der täglichen Zumutungen zu entlasten noch die Möglichkeit, durch Wählen irgendetwas Grundsätzliches zu ändern. Ich gehe aber dennoch wählen, weil innerhalb der "systemischen" Zumutungen je nach Wahlergebnis Verschiebungen der Lebensbedingungen für eine beachtliche Zahl von Menschen durchaus möglich sind. Man kommt beim "Herunterbrechen" der Kapitalverwertungslogik eben nicht auf exakt 359 € ALG 2 oder auf eine Mindestlohnforderung von 7,50 €. Das könnten ebenso auch z.B. 450 € oder z.B. 9 € sein. Allein dieses simple Beispiel zeigt, wie stark dann letztlich doch - im Systemrahmen, versteht sich - Verschiebungen zu erheblichen (im Beispiel positiven) Folgen führen.
Wichtig ist vielleicht auch noch dies: Auf meine eigene beruflich-gesellschaftliche Situation bezogen, kann ich bei keiner aktuell wählbaren Partei irgendeinen materiellen Vor- oder Nachteil für mich erkennen. Das verdeutlicht, dass es neben dem Eigeninteresse eben auch andere politische Interessen geben kann, die jemanden sehr wohl zur Wahl gehen lassen.
einfache gegenfrage:
klar würden sich die "eliten" auch noch aus solchen zahlen legitimation zurechtkonstruieren, aber es wäre zunehmend schwieriger bis grotesker, dieses auch noch breit zu vermitteln.
ich hebe die nichtwahl nicht als allein seligmachende aktion in den himmel (dazu ist die reale bedeutung der wahlen viel zu gering), aber ich habe im beitrag oben anfangs einen mir wichtigen grund genannt, warum es für viele "bisher-wählende" eine wichtige aktion sein könnte, dieses event zu verweigern.
das thema mit der "linken" ist dabei noch ein spezielles - und wie ich deren entwicklung einschätze, habe ich ebenfalls skizziert.
ich plädiere grundsätzlich einfach dafür, auf so vielen ebenen wie (persönlich) möglich die loyale - oder auch bauchgrimmende - zusammenarbeit mit den systeminstitutionen aufzukündigen. sog. wahlen sind dabei nur ein, wenn auch hochsymbolisches, feld, auf denen das mit am einfachsten umzusetzen ist.
ps: bin auf weitere beiträge dann mal gespannt, aber gleich erstmal bis in den abend weg - dazu ist der tag dann doch zu schön, um ihn vor dem monitor zu verbringen.