notizen
weitgehend unkommentiert ein paar aufgefischte links. die mehr oder weniger untergründigen zusammenhänge lassen sich teils in anderen beiträgen hier lesen.
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in einem zeit-blog ist folgendes zu lesen:
"Nachdem eine Studie ergab, dass an britischen Schulen inzwischen fast jedes Kind Gewalttaten ausgesetzt ist, will die das britische Schulministerium bisher völlig unbekannte Methoden ausprobieren: Lehrer sollen das Recht bekommen, Schulrowdys auch unter Gewaltanwendung zur Räson zu bringen. Außerdem sollen Eltern prügelnder Kinder Erziehungskurse besuchen müssen, sonst droht ihnen eine Strafe von 1.000 Pfund. Ministerin Jacqui Smith: „Kinder müssen lernen, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, und dass sie bei Überschreiten der Grenzen mit Konsequenzen rechnen müssen".
klartext: lehrkräfte dürfen prügeln, und die eltern, die hier mit zur problemgruppe zählen, werden aller wahrscheinlichkeit nach ihre rechnung für die möglichen kosten und den zeitaufwand für die erziehungskurse (kein ganz falscher gedanke imo, aber so umgesetzt ziemlicher unfug) mit "ihren" kindern abmachen - womit ein sich selbst erhaltender kreislauf der schläge garantiert wäre.
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im gleichen blog ein solala-bericht zum thema borderline:
"Was genau in Borderlinern vorgeht, weiß sie auch nicht. Das weiß niemand so genau. Anne kennt nur die Symptome. Depressionen, Ängste, Realitätsverlust, Depersonalisierung, Identitätsdiffusion. Bindungsunfähigkeit, oft verbunden mit übertriebener Promiskuität. Autoaggression, Gefühlsstörungen, innere Leere, starke Emotionsschwankungen, suizidale Tendenzen und noch ein paar andere.
(...)
"Die gängigen Erklärungsversuche für Carolins Probleme sind: schlimme Kindheit, sexueller Missbrauch, Konflikte im Jugendalter, traumatische Erlebnisse. Carolin hatte eine normale Kindheit, soweit man weiß. Normales, kleinbürgerliches Elternhaus, kein Trennungskind. Zu ihren Eltern hat sie ein normal gutes Verhältnis. Wie es scheint. Über außergewöhnliche Konflikte in der Pubertät ist nichts bekannt. Traumata, Missbrauch? Niemand weiß darüber etwas."
ja. die sogenannte normalität. niemand weiß darüber etwas.
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das ist auch normalität:
"Gestern hat Unicef zu diesem Tag den aktuellen Bericht über die Lage der Kinder 2005 veröffentlicht und mit trockenen Zahlen daran erinnert, dass trotz großem Reichtum in einigen Ländern, Regionen und Bevölkerungsschichten für viele Menschen die Ausgangsbedingungen hart, grausam und düster sind und dass die Weltgemeinschaft noch immer viel zu wenig macht, um das zu ändern und zumindest eine gewisse Chancengleichheit zu garantieren. Eher werden denn schon die Festungsmauern um die Wohlstandsinseln hoch gezogen und ziehen sich diejenigen, die Glück hatten, darauf zurück, dass sie das auch verdient oder gar selbst geleistet haben. Allerdings wird festgehalten, dass auch in den reichen Ländern meist die Zahl der Kinder gestiegen ist, die in Armut leben. In Deutschland beispielsweise von den 80er auf den 90er Jahren von 4,1 auf 9 Prozent. In Ländern wie Großbritannien, USA oder Kanada ist die Kinderarmut im selben Zeitraum zwar leicht gesunken, liegt aber dafür in den 90er Jahren sehr viel höher: 15,4, 21,9 bzw. 14,9 Prozent.
Kinder stellen heute trotz der vergreisenden Welt noch einen Großteil der Weltbevölkerung. 36 Prozent aller Menschen sind Kinder. 400 Millionen Kinder oder Minderjährige unter 18 Jahren – ein Fünftel - haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 640 Millionen leben ohne angemessene Unterkunft – ein Drittel. 270 Millionen werden nicht ausreichend medizinisch versorgt: ein Siebtel aller Kinder. 1,4 Millionen Kinder sterben jährlich, weil sie kein sauberes Trinkwasser haben oder unter hygienisch unzureichenden Bedingungen leben. 10, 6 Millionen Kinder sterben, bevor sie fünf Jahre alt werden, so viele wie es Kinder unter fünf Jahren in Deutschland, Frankreich, Griechenland und Italien insgesamt gibt. Sie sterben in aller Regel an Krankheiten, die behandelbar wären. Allein durch Impfungen ließe sich jährlich das Leben von über 2 Millionen Kindern retten.(...)"
(tp-artikel)
ohne worte.
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nicht in der statistik enthalten: kindliche und jugendliche suizide:
"Täglich versuchen 40 Kinder und Jugendliche in Deutschland, sich das Leben zu nehmen."
ursachenforschung:
„...weil die Kinder keine verlässlichen Beziehungen erfahren. Sie versuchen verzweifelt, die instabile Familie, in diesem Fall die Mutter, zu retten. Das kann ein Kind natürlich nicht leisten.“
das ist natürlich ganz unpolitisch, und wegen so sozialklimbim gibt´s auch keinerlei sondersendungen und krisenstäbe. nur, wenn dann mal vermehrt autos brennen und der alltag in den schulen - siehe oben - massiv gestört wird, gibt es reaktionen. aber was für welche.
die allgemeine mediale beschleunigung heute lässt solche ereignisse inzwischen beinahe schneller im informationsnirvana verschwinden, als man(n) "konsequenz?" fragen kann. manchmal aber werden auch die fortsetzungen solch´ medial zerstückelter und konsumentInnenfreundlich zubereiteter desastererevents deutlich. in diesem fall unter dem treffenden titel Die Börse brummt, die Geisterstadt stirbt. am ende steht da zu lesen:
"Besonders gut hat der Rüstungskonzern Northrop Grumman "Katrina" überstanden. Mit 18.000 Angestellten der größte Arbeitgeber am Golf, kann sich der voll auf Versicherungsgelder und Subventionen vom Pentagon verlassen. So hat die Marine jetzt schon zwei Milliarden Dollar aus der Kasse des US-Katastrophenamts Fema beansprucht, um die drei Northrop-Werften der Region wieder aufzubauen - auf Staatskosten.
"Diese Zahlen sind atemberaubend hoch", wunderte sich der Verteidigungsexperte Winslow Wheeler in der "New York Times" über die schnelle Versorgung des emsigen Wahlkampffinanziers Northrop. "Das müssten die Buchprüfer mal unter die Lupe nehmen."
Derweil müssen die 80.000 vom Bankrott bedrohten, kleinen Privatfirmen in New Orleans und Mississippi weiter auf Rettung warten. Die für Katastrophendarlehen zuständige Regierungsbehörde Small Business Administration hat nach eigenen Angaben in den drei Monaten seit "Katrina" erst knapp 3000 Anträge bearbeitet - davon zwei Drittel mit einem ablehnenden Bescheid.
Im Eingangskörbchen liegen noch weitere 24.542 Darlehensanträge."
nein, inhaltlich muss und will ich das gar nicht kommentieren. ich würde es eher interessant finden, wenn auch Sie sich die eigene reaktion (emotional und intellektuell) deutlich machen würden. etwas an dieser nachricht da oben "stimmt nicht"; und zwar nicht in dem sinne, das die sachverhalte falsch beschrieben sein würden. wissen Sie, was ich meine? beobachten Sie vielleicht einmal genau, wie Sie die obigen informationen verarbeiten, was für gefühle in welchen phasen auftauchen. könnte aufschlussreich sein. das nur als anregung.
vielleicht werfen Sie vor den nächsten sätzen nocheinmal einen blick hierauf, um ein gefühl für die verbreitung gewisser wahrnehmungsarten, die gewisse handlungsarten erst möglich machen, zu bekommen.
und jetzt setzen Sie sich besser gut hin - nicht nur ich bin bei der folgenden meldung kurzzeitig total fassungslos geworden:
es geht um die gesetzlichen regelungen für versuche mit pestiziden - keine medikamente - an menschen in den usa, zu denen in einem tp-artikel heute folgendes zu lesen ist:
"Menschenversuche werden nach Recherchen von Frontal21 bei Pestizidherstellern immer beliebter. Im Auftrag von Bayer etwa wurde Versuchspersonen in Holland ein radioaktiv versetztes Insektizid auf die Haut aufgetragen. Andere Versuchspersonen inhalierten das Insektizid Cyfluthrin - es findet sich etwa in dem Insektenspray Blattanex von Bayer."
in den usa ergab sich folgende entwicklung:
"Die Umweltbehörde akzeptiert nach heftigen Diskussionen seit 1998 keine von der Industrie finanzierten Forschungsergebnisse mit Versuchen an Menschen mehr. Die Vorteile solcher Tests an Menschen sind, dass keine Versuche an Tieren notwendig sind und die Einschätzung des Risikopotenzials genauer ist. Bei Tierversuchen muss berücksichtigt werden, dass diese weniger empfindlich für bestimmte Pestizide sein könnten. Der Sinn der Tests an Menschen für die Industrie ist einerseits Kostenersparnis und andererseits die Chance, die Grenzwerte hochsetzen zu können. Gegen die Entscheidung, Tests an Menschen nicht mehr zur Beurteilung zuzulassen, hatten die Pestizidhersteller 2002 Beschwerde eingelegt, nachdem die Umweltbehörde unter der neuen Bush-Regierung bereits an die National Academy of Sciences gewandt hatte, um das Verbot wieder zu lockern. Das Berufungsgericht entschied 2003, die EPA dürfe nur dann Ergebnisse der von der Industrie finanzierten Forschung zurückweisen, wenn sie für Versuche an Menschen klare Richtlinien vorgibt. Eine solche Richtlinie hat nun die EPA im September im Kontext von Pestizid-Tests veröffentlicht."
und das, was ist in diesen richtlinien offensichtlich enthalten ist, ist mit dem begriff "perfide" nur unzureichend beschrieben:
"Was eigentlich erst einmal ziemlich eindeutig klingt, erweist sich dann doch eher als Regelwerk zur Öffnung von Ausnahmen für das angeblich strikte Verbot, Tests an schwangeren Frauen und Kindern durchzuführen. Dabei werden Schutzmaßnahmen, die ansonsten für die medizinische Forschung vorgeschrieben sind, weit unterlaufen. So heißt es beispielsweise, dass der Independent Review Board (IRB) bei Kindern (unter 18 Jahren) überprüfen muss, ob die Zustimmung dieser zu den Tests erfolgt ist. Wenn aber "die Fähigkeit einiger oder aller Kinder so beschränkt ist, dass (man) sie nicht vernünftig befragen kann … so ist die Zustimmung der Kinder nicht zwingend für die Fortführung der Forschung." Doch selbst bei Kindern, die ihre Zustimmung geben könnten, wären Ausnahmen möglich. Zustimmen müssten auch die Erziehungsberechtigten. Bei Eltern würde es auch reichen, wenn nur ein Elternteil zustimmt."
aufgeweichte gesetzliche bestimmungen, wie sie in allen möglichen bereichen so zu finden sind also. deutlich bereits hier ein schwächerer status von kindern. das ist aber nicht alles:
"Es sind aber noch weitere Ausnahmen vorgesehen. So sollen Tests an Kindern oder Menschengruppen erlaubt sein, für die die Zustimmung der Eltern oder des Vormunds keine "vernünftige Anforderung für den Schutz der Versuchspersonen" darstellen. Als Beispiele werden "vernachlässigte oder missbrauchte Kinder" genannt."
ich lese einmal, stutze, ich lese zweimal, stutze wieder - und merke, wie die information dieser sätze sich sehr langsam mit ihrer vollen wucht als erkenntnis breit macht. was zum teufel steht da? steht da wirklich, dass irgendwelche bürokraten auf druck von konzernlobbys ernsthaft vorschlagen, vernachlässigte oder missbrauchte kinder als geeignete menschliche testobjekte für die wirkungen von schädlingsbekämpfungsmitteln zu betrachten? mit der "begründung", dass ja die (täter-)eltern dieser kinder sowieso nicht die geeigneten personen zum schutz derselben wären?
ja. genau das steht da.
haben Sie auch schon mal dran gedacht, einfach amok zu laufen, wenn die zumutungen der dingweltbewohner schier unerträglich werden?
"Vorgesehen ist auch, dass die Regeln für Tests, die außerhalb der USA durchgeführt werden, teilweise oder ganz ausgesetzt werden können. Danach können die Chemiekonzerne ihre Tests im Ausland durchführen lassen, wo es keine oder kaum Schutzmaßnahmen gibt. Die Ergebnisse würden dennoch anerkannt werden. Und wenn es sich um wissenschaftlich gültige, aber ethisch nicht korrekte Tests (ethically deficient) handelt, können diese herangezogen (werden), wenn die Umweltbehörde damit ihren Aufgaben nachkommen und beispielsweise Grenzwerte festlegen kann. Man würde dies auch gerne dann zulassen, wenn dabei schwangere Frauen und Kinder absichtlich Pestiziden ausgesetzt wurden."
sprachlos. hatte ich gestern von neidischen mafiosi geschrieben? nun, die eine mafia ist verboten.
vielleicht haben Sie noch die worte des hier zitierten experten im kopf? das extreme vernachlässigung (und, so ist hinzuzufügen, auch offene gewalt) gegen kinder in der heutigen realität wesentlich verbreiteter ist, als es sich die meisten von uns vorstellen (oder auch eingestehen) können? einmal mit offenen augen durch die medialen welten gegangen, und Sie erhalten eine art chronik des terrors (ein anderes wort wäre eine verharmlosung) - alle meldungen sind von heute oder aus den letzten tagen:
"Berlin (ddp-bln) Beamte des Landeskriminalamts haben in einer Wohnung in der Schäferstraße in Spandau zwei vernachlässigte Kinder entdeckt. Die Jungen im Alter von drei und sieben Jahren seien unter «katastrophalen» hygienischen Zuständen untergebracht gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Auf den Fall aufmerksam geworden seien Mitarbeiter eines Krankenhauses. Dort sei der 45-jährige Vater der Kinder mit Schnittverletzungen erschienen, die er sich nach eigenen Angaben beim Basteln mit seinen Kindern zugezogen habe. Er habe behauptet, das sich eine Nachbarin um diese kümmere und das Jugendamt nicht informiert werden müsse.(...)"
19.11.2005
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"Bexbach (ddp) Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat nach dem Tod eines zweieinhalb Monate alten Säuglings aus Bexbach Mordanklage gegen den Vater erhoben. Das teilte die Staatsanwaltschaft heute mit. Das Kind war Anfang Juli nach schweren Misshandlungen an einer Schädelfraktur mit schwerem Schädelhirntrauma gestorben.
Laut Anklage soll der 27-jährige Staplerfahrer sein Kind heftig geschüttelt, geschlagen und anschließend gegen einen Heizkörper geworfen haben. Der Säugling starb noch am selben Tag in einer Kinderklinik. Die Obduktion hatte ergeben, dass er schon in der Vorzeit häufig misshandelt worden war.(...)
Die Ermittlungen gegen die 23 Jahre alte Mutter des Kindes dauern nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch an. Möglicherweise muss sie sich wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen durch Unterlassung verantworten, weil sie von den fortdauernden Misshandlungen wusste, aber nicht dagegen einschritt."
17.11.2005
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"Geseke (ddp-nrw) Nach dem Fund einer Babyleiche in Geseke (Kreis Soest) haben sich bislang keine Hinweise auf ein Gewaltdelikt ergeben. Bei der Obduktion des am Dienstag in einer Kühltruhe entdeckten Neugeborenen seien keine Anhaltspunkte für äußere Gewalt festgestellt worden, teilten die Kreispolizeibehörde Soest und die Staatsanwaltschaft Paderborn mit. Das männliche Baby habe bei der Geburt gelebt und sei offenbar kurze Zeit später gestorben.
Da sich zwischen den Aussagen der festgenommenen 33-jährigen Mutter und dem Ergebnis des Rechtsmediziners Widersprüche ergaben, sollte die Frau am Mittwochabend noch einmal vernommen werden. Anschließend werde entschieden, ob ein Haftbefehl gegen sie beantragt werde, hieß es.
Die Polizei hatte am Dienstag die Wohnung der Frau mit Leichenspürhunden durchsucht und dabei das tote Baby gefunden. Die Staatsanwaltschaft Paderborn ermittelt seit Ende vergangenen Jahres gegen die Frau, nachdem Hinweise auf eine möglicherweise abgebrochene Schwangerschaft beziehungsweise auf ein verschwundenes Baby eingegangen waren. Die allein erziehende Frau hat noch zwei weitere minderjährige Kinder, die durch das städtische Ordnungsamt bei Verwandten untergebracht wurden."
17.11.2005
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"Bochum - Das am Donnerstag gestorbene Baby in Bochum ist absichtlich mit heißem Wasser verbrüht worden. Das hat der Lebensgefährte der Mutter am Freitag gestanden, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Er habe sich über das Geschrei des sieben Monate alten Jungen geärgert, sagte der 28-Jährige. Staatsanwalt Dieter Justinski berichtete, der arbeitslose Dachdecker habe außerdem zugegeben, das Kind schon im Alter von sechs Wochen so geschüttelt zu haben, dass es mit einem Oberschenkelbruch in die Klinik gebracht werden musste."
(...)
"Unterdessen wurde der Bochumer Polizei ein weiterer Fall von Kindesmisshandlung gemeldet. Im Stadtteil Wattenscheid wurde ein 24-jähriger Vater unter dem Verdacht festgenommen, seiner fünf Monate alten Tochter durch brutale Schläge schwere Striemen und Blutergüsse am Kopf beigebracht zu haben.
Nach den Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft hat es in der Familie, zu der noch ein zweijähriger Sohn gehört, schon früher Vorfälle häuslicher Gewalt gegeben."
18.11.2005 AP
die dokumentierten fälle von explizit sexualisierter gewalt gegen kinder habe ich aussen vorgelassen, weil sich die öffentliche wahrnehmung in den letzten beiden jahrzehnten wenigstens hier und zumindest etwas offener dem problem stellt.
ich kann die thesen von deMause zwar an einigen punkten kritisieren, finde jedoch in seinem weiter unten vorgestellten buch nach wie vor einen durch ganze berge von material überzeugend belegten schluß immer noch extrem niederschmetternd: das, was oben dokumentiert ist, stellte über jahrtausende quer durch fast alle kulturen weltweit die normalität des umgangs mit kindern dar! und seine these, dass bis heute innerhalb von gesellschaften auch dieser modus der kinder"erziehung" zusammen mit fortgeschritteneren existiert, macht vor dem hintergrund solcher meldungen wie oben wirklich sinn. ein tatsächlicher sozialer fortschritt lässt sich daran erkennen, dass zumindest ein teil der tatsächlichen gewaltereignisse inzwischen repressiv verfolgt wird, was wenigstens kurzfristig für die opfer eine wichtige schutzmaßnahme sein kann, aber ohne berücksichtigung der hintergründe keine echte verbesserung bewirken kann. dazu müssten wir in unserer absoluten mehrzahl erst selbst in der lage sein, realistisch wahrzunehmen - in einer historischen situation, in der sich als-ob-simulationen von sozialen beziehungen immer mehr breit zu machen scheinen (was sich als eine logische konsequenz des thematisierten gewalttätigen umgangs mit kindern interpretieren lässt), ist diese wahrnehmungsebene immer schwerer zu erreichen. aber das scheint sich mir als eine politische hauptaufgabe allererster priorität abzuzeichnen.
ein heutiger artikel bei spon zeigt einige aufschlussreiche dinge:
"Schnell sehen De Ciccos Männer, dass Giorgio ein Talent ist. Er schießt gut, und er zeigt offenbar überhaupt keine Nerven. Ihm fehlt jener Draht zur Wirklichkeit, der normale Menschen Angst spüren lässt."
hm...wie ein immer noch in der warteschleife hängender beitrag zum begriff des psychopathen zeigen wird, stellt dieser "fehlende draht zur wirklichkeit" (der opfer) in form einer schwer defekten (angst-)wahrnehmung ein wahrscheinliches hauptmerkmal der "echten" psychopathie dar. und das folgende könnte sich auch in diversen kz, folterstätten und überall dort abgespielt haben, wo sich psychophysisch schwer beeinträchtigte leute zum ausagieren zusammenfinden (in form von zwangsgemeinschaften) - achtung, das folgende ist mal wieder absolut heftig und trostlos:
Und nun lernt Giorgio Basile auch, wie einfach das Geschäft der 'Ndrangheta funktioniert: Eines Abends wird ein wichtiges Treffen anberaumt. Die Männer sitzen in einem Restaurant - die wichtigen Mafiosi aus Corigliano und dazu einige Stadträte. Sie reden über Aufträge für eine Baufirma, die dem Clan gehört.
"Meine Waffe drückt mich so beim Sitzen", sagt einer der Clan-Männer, "hat jemand was dagegen, wenn ich sie auf den Tisch lege?" Die Augen der Politiker weiten sich. Dann legen auch die anderen Mafiosi ihre Waffen auf den Tisch. Und natürlich erhält die Firma den Auftrag.
(...)
Was passieren kann, wenn man sich mit der 'Ndrangheta anlegt, erfährt Giorgio einige Wochen später. Wieder ist ein Treffen anberaumt, diesmal unten am Fluss Coriglianeto, auf De Ciccos Grundstück. Es ist Abend, ein milder Wind weht über das Land und bringt angenehme Kühle. Der Tisch unter Olivenbäumen ist reichlich gedeckt. Es gibt Fleisch, Brot, Oliven und Wein. "Merk dir genau, was du sehen wirst", sagt De Cicco zu Giorgio.
Es beginnt wie immer. Zunächst reden die Männer über das Wetter und die Weinernte - bis sie plötzlich über einen in der Runde herfallen. Als der Mann ohnmächtig ist, fast tot schon, schleppen sie ihn zum Schweinestall. Dort quiekt gierig eine Rotte, die seit Tagen nichts zu fressen bekommen hat. Die Männer nehmen den blutig geschlagenen Körper und werfen ihn in den Trog. Wie wild stürzen sich die Schweine auf den Ohnmächtigen.
Die Männer lachen herzhaft, während die Schweine ihre Kiefer in das Menschenfleisch graben. In kurzer Zeit ist von dem armen Teufel kaum noch etwas übrig.
Allmählich kehren die Mafiosi an den Tisch zurück und essen ungerührt weiter. Giorgio schaut zu. Und lernt. "Das passiert mit Leuten, die einen Fehler machen", sagt De Cicco zu ihm.
ich stelle immer wieder bei vielen menschen ein unvermögen? defizit? einen unwillen? hinsichtlich der realistischen wahrnehmung der sich in solchen aktionen manifestierenden absoluten kälte, gleichgültig- und bösartigkeit fest. und sicher, es macht angst, ist in jeder hinsicht belastend und unangenehm.
aber durch die tatsachen, welche über die verbindungen zwischen der "legalen" wirtschaft und der organisierten kriminalität - von der die klassische mafia einen prototyp darstellt - bekannt sind, fürchte ich, dass wir letztlich nicht um eine auseinandersetzung mit dieser art von "als-ob"-gemeinschaften herumkommen werden. sie beeinflussen nämlich unser aller leben. und zwar keinesfalls positiv.
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edit 1: es ist sicher nur ein zufall bzw. eine böswillige unterstellung meinerseits, wenn mir beim betrachten der obigen geschichte ein zitat eines sicher sehr angesehenen und honorigen mitglieds der gesellschaftlichen elite in den sinn kommt:
"Sun-Manager Gage legt noch einmal nach und beruft sich auf seinen Firmenchef Scott McNealy: Die Frage sei künftig, "to have lunch or be lunch", zu essen haben oder gefressen werden.
warum nur werde ich vor meinem inneren auge das bild applaudierender mafiosi nicht los?
edit 2: haben Sie hier, wie schon einmal früher empfohlen, auf die diversen logos von sehr angesehenen und honorigen unternehmen geklickt?
warum nur werde ich vor meinem inneren auge das bild neidischer mafiosi nicht los?
in den kommentaren zum gestrigen beitrag über das grundeinkommen wirft eine kommentatorin einige fragen auf, die imo grundsätzliche bedeutung haben, weshalb ich sie dann auch in einem eigenen beitrag thematisieren möchte.
"Leider fällt mir hier manchmal auf, dass doch sehr pauschale Urteile gesprochen werden über "Die Politiker" bzw. "Die politische Klasse" beispielsweise.
nun, da ist etwas dran. pauschalurteile sind so eine sache, oft genug nah verwandt mit schlichten vorurteilen. allerdings ist meine beobachtung die, dass selbst in den reaktionärsten vorurteilen immer ein fitzelchen realer wahrnehmung steckt, wenn auch meist bis zur völligen unkenntlichkeit verzerrt. vielleicht stimmen Sie mir zu, wenn ich auch vorurteile als primär abstrakte konstrukte des objektivistischen bewusstseins ansehe. welches gerne mit schablonen arbeitet, und nichtsdestotrotz auf reale (körper-)wahrnehmungen zurückgreifen muss (eine andere basis hat diese art des bewusstseins nicht, schon gar keine immaterielle).
das sog. "gesunde volksempfinden" wäre dafür ein beispiel, auch dafür, wie sich individuelle wahrnehmungsreduktionen kollektiv in form ganzer regelrechter und gemeinsam geteilter wahngebilde manifestieren können. wahngebilde - im medizinisch-psychiatrischen bereich (zu) eng definiert als psychotische wahrnehmung - lassen sich als produktionen des objektivistischen bewusstseins verstehen, die im eigenen erleben nicht (mehr) auf die eigene körperwahrnehmung bezogen werden können, sich einer person quasi als anscheinend rein virtuell-immaterielle phänomene darstellen und in der folge auch wie solche empfunden und behandelt werden - als ob sie eine eigene qualität hätten. (als metaphernhaftes beispiel dafür ließe sich vielleicht eine person annehmen, die z.b. die simulation eines videospiels für bare realität nimmt, und dazu ganz zwangsweise die materielle realität in form der nötigen hardware, der energieversorgung sowie die eigene körperliche basis aller wahrnehmung aus eben dieser ausschliessen muss, um die simulation ernsthaft als real empfinden zu können. das sich die menschliche wahrnehmung auch in solche zustände regelrecht tricksen lässt, wie es z.b. jeder gute zauberkünstler praktiziert, ist dabei eine eigene geschichte).
trotzdem sind diese produktionen immer auf das bezogen, was im körper an wahrnehmungen gespeichert bzw. aktuell registriert wird - wir können schlicht keinerlei abstraktionen, visionen, träume etc. in einem völligen vakuum produzieren - all das, wie auch die psyche insgesamt, hat eine materielle basis.
ich habe diesen kleinen, sehr gerafften abschnitt zu den grundlagen von abstrakten produktionen des bewusstseins deswegen angeführt, um deutlich zu machen, wie ich vorurteile begreife - das beispiel des eleminatorischen antisemitismus der nazis als echte wahnproduktion zeigt das imo besonders deutlich - "die juden", wie sie von den nazis beschrieben worden sind, waren eine rein imaginäre produktion, in der allerdings ein paar reale wahrnehmungen (ich nehme an, dass Sie die geschichte des antisemitismus einerseits und die gesellschaftlichen stellungen und positionen von jüdischen menschen andererseits gut genug kennen, um zu verstehen, was ich meine) als basis, aber bis zur karikatur verzerrt, vorhanden waren.
und so sind auch heute bei den beliebten urteilen über "die politiker" (oder meinetwegen auch "die kapitalisten") solche prozesse beteiligt - die frage ist allerdings, wieviel reales dabei als basis tatsächlich vorhanden ist, weil bestimmte, anscheinend zu pauschale urteile eben auch eine primär realistische wahrnehmung widerspiegeln können. nun ist hier im blog inzwischen genügend material gesammelt, um breits ein bestimmtes gefühl - auch das ist eine wahrnehmungsform - gegenüber der sog. politischen klasse entwickeln zu können, welches sich argumentativ unterstützen lässt. aber am plausibelsten sind natürlich immer noch nahwahrnehmungen der entsprechenden personen, und das gibt mir die gelegenheit, auf ein weiteres buch bzw. einen autor hinzuweisen, der aufgrund seines berufes genügend gelegenheiten zu solchen wahrnehmungen hatte. und das urteil des spiegel-journalisten jürgen leinemann ist regelrecht vernichtend:
DIE ZEIT: Herr Leinemann, wenn Sie sich am Sonntagabend die Politiker bei Christiansen anschauen, was sehen Sie da?
Jürgen Leinemann: Wenn ich es sehe – es ist nur noch sehr selten –, sehe ich ein ziemliches Elend. Es ist die schiere Langeweile. Ich habe das Gefühl, ich kenne jeden Satz, jede Bewegung, jeden Gesichtsausdruck. Die Art, wie der eine den anderen unterbricht, wie er sich in den Vordergrund spielt. Ich kenne alles. Ganz selten bin ich schlauer als vorher.
ZEIT: Ist dieses Bild stellvertretend für die politische Klasse in unserem Land?
Leinemann: Es ist symptomatisch für das öffentliche Bild dieser Klasse. In Wirklichkeit ist es etwas differenzierter.
ZEIT: Die Darstellung der Politiker ist langweiliger, als sie eigentlich sind?
Leinemann: Ja, die Darsteller schauen immer aufs Publikum: Was wollen die Leute von uns? Was erwarten sie? Was müssen wir jetzt bringen? Wie hätten sie mich gern? Was die Kommunikation in unserem Land so schwierig macht, sind die Barrieren der Erwartung. Die Zuschauer, die Medien, die Politiker, alle erwarten was. Und alle haben Angst, die Erwartungen nicht zu erfüllen.
ZEIT: Was unterscheidet die heutige Fernsehrepublik von früheren Zeiten?
Leinemann: Heute ist das Publikum ganz dicht an den Politikern – die werden in Nahaufnahme gezeigt, aber sie sehen das Publikum nicht. Sie bekommen keine direkten Reaktionen. Sie versuchen es zwar mit Umfragen, aber das nützt nicht viel.
ZEIT: Sie zitieren in Ihrem Buch den früheren hessischen Ministerpräsidenten Holger Börner mit dem Satz: Fehlende Menschenkenntnis ist eine der wichtigsten Führungsvoraussetzungen in der Politik. Stimmt das wirklich?
Leinemann: Ich denke, das stimmt. Fehlende Menschenkenntnis, verweigertes Einfühlungsvermögen ist ein Selbstschutz. Man ist selbst am wichtigsten. An den anderen zählt nur, ob sie nützen oder schaden. Für Feinde und Rivalen, für Menschen, die genauso machtgeil sind wie sie und ihnen gefährlich werden könnten, haben Politiker aber einen ganz feinen Blick. Da sehen sie jede Regung.
ZEIT: Sie beschreiben die Welt der Politiker als dramatisch wirklichkeitsleer. Die Politiker bezeichnen Sie als Süchtige.
Leinemann: Die beiden Begriffe hängen für mich zusammen. Sucht signalisiert, dass Entscheidendes im Leben fehlt. Dafür schaffen Drogen Ersatz. Die Wirklichkeit wird als unerfüllt und beängstigend erlebt, also hellt sich der Mensch diese Wirklichkeit künstlich auf – ob nun mittels chemischer Substanzen oder stimulierender Aktivitäten. Wenn sie von sich reden, benutzen viele Politiker den Begriff Sucht ja selbst gerne, aber mehr als harmloses Bild für eine peinliche Besessenheit. Auch Selbstzweifel lassen sich eben gut vermarkten.
ZEIT: Wonach sind Politiker süchtig, was ist es, das sie süchtig macht?
Leinemann: Vor allem die öffentliche Aufmerksamkeit. Mikrofone, Blitzlichter, Fernsehkameras – die eigene Dauerpräsenz in den Medien. Je weiter man kommt, desto höher die Dosis. Das gilt auch für die Faszination der Macht. Jede Tür wird aufgerissen, jede Fahrkarte wird dir besorgt. Die Umwelt dienert. Und wer oben angelangt ist, führt ein scheinbares Königsleben. Gepanzerte Limousine, Luftwaffenjet, Luxussuite. Aber zu welchem Zweck? Sie wollen die Welt verbessern, aber der Handlungsspielraum ist eng. Also müssen sie erst einmal ihre Wiederwahl sichern. So verselbstständigt sich der Betrieb. Die Betäubung beginnt schon ganz banal mit der Arbeit, die nicht öffentlich stattfindet: 16- bis 18-Stunden-Tage, 90-Stunden-Wochen. Das reicht bald, um nicht mehr zur Besinnung zu kommen.
ZEIT: An was mangelt es Politikern?
Leinemann: Vielen an einer konkreten Vorstellung von einem besseren Leben, einer besseren Gesellschaft, den meisten an Lebenserfahrung, allen an Muße. Der Politikbetrieb tötet alles, was ein normales Leben erfüllt: Beziehung und Familie, intensive Freundschaften, Kunst und Literatur, Hobbys. Alles dreht sich um Politik – die der Politiker irgendwann mit der Wirklichkeit verwechselt, so wie sich selbst mit seiner öffentlichen Rolle. Wer von Drogen und von Sucht redet, redet also zugleich von Realitätsverlust. Das ist natürlich umso schwerwiegender, wenn es sich um die Leute handelt, die damit beauftragt sind, einen guten Teil dieser Realität zu organisieren.
das buch Höhenrausch von ihm steht ebenfalls auf der liste zu beschaffender lektüre weit oben. nun müssten Sie bei seinen imo sehr deutlichen worten ebenfalls mit ihrer warnung vor pauschalen urteilen kommen, denn sein fazit - welches dazu noch auf realen und nahen begegnungen beruht - fällt ähnlich aus wie das, was ich mir (und auch andere) bereits seit längerer zeit über die verfassung unserer sog. eliten, von denen die "politische klasse" einen teil darstellt, gebildet habe. und wenn ich behaupte, dass es ganz bestimmte psychophysische voraussetzungen braucht, um innerhalb dieser eliten nach "oben" zu gelangen (wenige ausnahmen bestätigen die regel), so mag das für Sie wie ein pauschalurteil klingen, welches für mich allerdings begründet ist. und zwar realistisch begründet.
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dann haben Sie mir noch diesen link hinterlassen, bei dem ich vermutlich richtig in der annahme gehe, dass sowohl autor wie auch thesen des buches von Ihnen als positiv im weitesten sinne empfunden werden? nun, wenn ich aussagen wie die folgende
"Hengsbach hält die kapitalistische Marktwirtschaft für das vergleichsweise erfolgversprechendste Wirtschaftsmodell."
sehe und dazu noch den vom autor selbst im titel verwendeten ausdruck "faktor mensch" (derartige begrifflichkeiten sind ein sehr deutlicher hinweis auf wahrnehmungsarten, und in diesem fall ein besonders widerwärtiger), dann reicht das tatsächlich für mich aus, um ganz pauschal zu einem urteil zu kommen: wissen Sie, welche rolle die kirchlich-institutionelle militärseelsorge in den vergangenen kriegen spielte? eine ähnliche, wie sie die sog. kirchliche sozialethik, auf die Sie sich ja beziehen, spielt: fromme bemäntelung von knallharten machtstrukturen, im extrem von mord und totschlag. ich habe durchaus in gewissen maßen respekt vor z.b. der südamerikanischen befreiungstheologie, halte aber die institutionalisierten christlichen religionen in europa in weiten teilen für regelrechte büttel der macht, deren unheilvolles wirken über jahrhunderte sie in jeder hinsicht disqualifiziert. auch hier mag es, besonders unter den "einfachen" gläubigen, menschen mit anderen motiven und anderem handeln geben - aber solange sie z.b. figuren wie den derzeitigen opus-dei-freundlichen papst bejubeln, diskreditiert sie das in meinen augen auf das schärfste. von daher also kann ich Ihnen in der angenommenen positiven bewertung von diesem buch nicht folgen.
...sind imo erinnerungen an kriegzeiten, wie sie im gefundenen blog beschrieben werden. präzise, wie ich finde:
"Damals begann ich damit, *mich unsichtbar zu machen *, wie ich es nannte. Es war meine Methode, aus der Realität auszusteigen... so eine Art von bewusstem, freiwilligem Autismus. Psychologisch würde ich es heute als eine Strategie der Verleugnung und Verdrängung bezeichnen... eine Schutzmassnahme der Seele, um Unerträgliches ertragbar zu machen."
aber das ist ja "nur subjektiv" und nicht tatsächlich wissenschaftlich.
edit: ja, der letzte satz ist polemisch - nicht automatisch ist subjektivität (gerade bösartig gewordene; erst recht nicht ihre simulativen formen, die dann aber schon einer eigenen sphäre angehören) etwas positives, und auch längst nicht alle wissenschaftlich tätigenden würden bei der obigen erinnernden beschreibung von potenziell traumatischen ereignissen abwinken. aber als tendenz - und zwar immer noch als haupttendenz - sehe ich die realen verhältnisse in der polemik immer noch am zutreffendsten beschrieben.
die innere struktur, die eigenschaften und überhaupt die gründe für die existenz virtueller prozesse im menschlichen bewusstsein - von denen z.b. jegliche software nur ein materieller ausdruck ist - waren bisher, trotz ihrer bedeutung als quasi-"heimat" aller "als-ob"-simulationsprozesse, bisher hier nur selten thema. was auch mit der komplexität von simulativen prozessen zu tun hat, aber auch damit, dass mir bisher kaum arbeiten zur bedeutung von psychophysischen zuständen für die existenz virtueller welten bekannt sind (wenn jemand mehr weiß - ich bin für jeden hinweis dankbar).
besonders interessant finde ich dabei die schnittpunkte zwischen sog. real life und den virtuellen ebenen, wie sie ein spon-artikel heute so thematisiert:
"Insgesamt, schätzt der Wirtschaftswissenschaftler Edward Castronova, werden in Onlinespielen derzeit legal und illegal fast 900 Millionen Dollar im Jahr mit dem Verkauf von virtuellen Objekten und Spielfiguren umgesetzt.
gerade vor dem hintergrund der letzten beiträge hier kommt mir beim betrachten solcher informationen wie oben immer wieder eine frage in den sinn: kann es sein, dass wir als spezies uns selbst durch eine jahrtausendealte "tradition" des gegenseitigen verletzens geradezu in diverse als-ob-realitäten - von denen die "klassisch" virtuellen sphären, wie sie jeder computer als simulationsmaschine ständig produziert, nur einen teil darstellen - regelrecht hereinprügeln, -foltern, -manipulieren? wenn das ausweichen bzw. die dissoziation in verschiedene als-ob-modi psychophysisch für das eigenen pure überleben als "fluchtpunkt" sinn macht, wie es sich abzuzeichnen beginnt, wäre das eine entwicklung, die jeglicher basis für tatsächlich soziales leben, wie wir es zumindest rudimentär kennen, komplett den boden unter den füßen wegziehen würde.
willkommen in der matrix.
...ist ab sofort in der linkliste abzurufen - der infodienst hirnforschung.de sammelt pressemitteilungen, -artikel und entsprechende veranstaltungshinweise.
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ebenfalls neu ist der link auf die seite eines imo sehr interessanten projektes namens "die emanzipation des kindes", auf dem ein auf den bisherigen erkenntnissen der pränatalen forschung/psychologie basierendes präventionskonzept vorgestellt wird. mehr dazu, wenn ich mal dazu komme, das pränatale geschehen in seiner sich abzeichnenden bedeutung näher zu beleuchten.
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und wo ich nun mal gerade bei der linkaktualisierung bin: für die besonders am thema "borderline" interessierten leserInnen könnte die (selbstbeschreibung) erste borderline-selbsthilfe-zeitung GRENZPOSTen von interesse sein. ebenfalls ein gerade erschienenes buch zum thema borderline (und auch und erst recht dem zusammenhang dieser diagnose mit traumatischer gewalt) namens inmitten vom nirgendwo. ich hatte vor etlicher zeit die möglichkeit, längere teile des rohmanuskriptes zu lesen - und war beeindruckt und entsetzt gleichzeitig. die geschichte von tina ist schwer erträglich und voll mit betont nüchternen darstellungen von teils unglaublicher zwischenmenschlicher und besonders männlicher brutalität, und stellt etliche fragen an die herrschenden verhältnisse, besonders an die psychiatrische fachwelt - fragen, die hier ebenfalls immer wieder thema sind.
edit: das kommt dann davon - technischer fehler momentan, die linkliste wird später wieder öffentlich sein (hoffentlich...)
edit am 2.11.: jetzt hat´s mit den links wieder geklappt - einige neue sind drin, einige alte vorläufig draußen - und ich bitte bei fehlerhaften links um eine kurze mitteilung.
...aus geschichten wie dieser erstellen - sie ähneln sich so frappierend - auszug:
"Die Staatsanwaltschaft wirft den Eltern vor, den am 4. Januar 1995 geborenen Dennis ab 1998 stark vernachlässigt zu haben. Sie sollen das Kind nicht mehr ordentlich ernährt und bei Krankheiten nicht mehr zum Arzt gebracht haben. Im Laufe der Zeit hätten die Eltern Hassgefühle gegen Dennis entwickelt und ihn nur noch als Störfaktor betrachtet, heißt es in der Anklageschrift. Die Mutter soll ihrem Sohn demnach kaum noch zu Essen gegeben und sich nicht mehr um ihn gekümmert haben.
Durch langwährenden Hunger hatte das Kind starkes Untergewicht, wuchs nur noch wenig und konnte sich kaum bewegen. Ein Jahr vor dem Tod soll die Mutter das Kind tagelang ans Bett gefesselt haben, um ihre Ruhe zu haben und es vor Besuchern zu verstecken. In seinem letzten Lebensmonat habe das Kind nur noch sporadisch zu essen und zu trinken bekommen, fanden die Ermittler heraus. Im Frühsommer 2001 soll Dennis an extremer Auszehrung gestorben sein."
so geschehen in der besten aller welten (TM). opfer, so wie im letzten beitrag thematisiert, werden ganz offensichtlich nicht nur im gesamtgesellschaftlichen maßstab, sondern auch ganz individuell dargebracht.