notiz: der globale herbst startet durch am 15. 0ktober
Es müsse verhindert werden, „dass immer mehr Menschen auf die Straße gehen“.
(merkel, sog. "bundeskanzlerin", auf dem csu-parteitag in nürnberg)
*
seit dem letzten beitrag vom vergangenen sonntag haben sich die ereignisse nochmals beschleunigt - einerseits deuten die sich jagenden meldungen über "abgeratete" banken und staaten, gerüchte über immer wieder neue "rettungsschirme", die miesen ökonomischen indexe vieler staaten weltweit darauf hin, dass vieles, was bereits - nicht nur von mir hier im blog - seit 2008 befürchtet wurde, in dieser neuen krisenrunde realität wird und wir inzwischen am rande des abgrunds für das internationale finanzsystem wandeln. was ja an und für sich nicht nur nicht ein problem, sondern eigentlich eine erleichterung sein könnte, wären die absehbaren verwerfungen des finalen sturzes nicht so gewaltig. andererseits reifen auch die oppositions- und widerstandsbewegungen weltweit. und vermutlich nicht nur mich hat die geschwindigkeit und massivität überrascht, die sich im gefolge von occupy wallstreet beim protest in den usa zeigt - dargestellt zb. anhand einer schönen fotoserie.
mittlerweile gibt es ableger in so ziemlich allen relevanten us-städten, und erstaunlicher noch auch in einer vielzahl von dem, was sich mit fug und recht als provinzkäffer im hinterland der usa bezeichnen ließe. und es sind auch nicht mehr nur jeweils ein paar hundert, die da demonstrieren und zeltlager errichten. ebenfalls ist eine härter werdende gangart der - noch - jeweils verantwortlichen bundesstaatlichen repressionsorgane festzustellen - nicht nur in new york kam es zu verschiedenen terminen zu auseinandersetzungen mit den cops, sondern auch in seattle, san francisco u.a. metropolen. und so verwundern prognosen wie die folgende nicht - sandra navidi, wohl das "top-model" in broker-, börsen- und beraterkreisen, ehemals im team von roubini, inwischen mit eigener beratungsfirma im haifischbecken zugange, im interview auf n-tv: "Man wird hart durchgreifen". ihre ausführungen zur aktuellen ökonomischen lage sind dabei nicht halb so interessant wie ihre beobachtungen einer übung der us-army in downtown boston. 2008 gab es bereits ähnliches zu vermelden; allerdings hielten sich die damaligen proteste in der folge dann doch in grenzen. was inzwischen anders aussieht.
*
aber zum 15. oktober: ursprünglich und schon vor monaten als idee eines globalen aktionstages aus spanien gekommen, findet nicht nur diese idee aufgrund der aktuellen entwicklungen nahrung; inzwischen geht es vielmehr darum, den tag als beginn einer weltweiten und kontinuierlichen oppositonsbewegung zu nutzen, lose angelehnt und eindeutig inspiriert von denjenigen aktionsformen und auch forderungen, wie sie von ägypten über spanien und griechenland jetzt an der wall street zu sehen und zu vernehmen sind.
der bayrische (!) rundfunk beteiligt sich mit einem - ähm, mobilisierungsvideo...
...welches in seiner fixierung alleine auf die banken natürlich nur einen teil des problems benennt - aber es ist interessant, wie sich die stimmung, und zwar anders als noch 2008, auch medial vor allem gegen die banken zu wenden scheint. könnte auf ein gedachtes bauernopfer hinauslaufen, mit dem die anderen systemteile noch "gerettet" werden sollen. was natürlich nicht klappen wird und kann, weil die unterscheidung zwischen finanz- und "real"wirtschaft in letzter konsequenz nicht existiert. andererseits ist es keinesfalls verkehrt, sich zunächst den banken zu widmen und von da aus den ganzen rest gleich mit aufzumischen.
die im obigen video enthaltenen punkte könnten dabei eine art minimalkonsens darstellen, den ich richtig finde und auch gerne unterschreibe - "we are aware ... of unfair systems which boost egoistic and anti-social behaviour". oh yeah.
*
zu diffuse, gar "falsche" forderungen? zuwenig programmatik, zu wenig vorstellungen über das, was nach diesem system folgt? illusionäre gedanken über "demokratie", mangelnde kenntnisse über das funktionieren des kapitalismus? personalisierte kapitalismuskritik mit offenen flanken hin zu antisemitischen stereotypen?
geh mir wech - all das und ähnliches war in den letzten jahren vor allem aus den mündern vieler hiesiger linker diverser coleur, ob "prominent" oder nicht, zu vernehmen, wenn es um proteste seit 2008 geht. und so richtig diese fragen aus einer bestimmten perspektive auch sind, so falsch und sogar irrelevant sind sie aus einer anderen. und noch nicht damit durch, die aufstandsbewegungen des arabischen frühlings zu begreifen, kommt es für die bedenkenträgerInnen jetzt knüppeldick - gegen die wall street? in den usa? sich ausbreitend? die leute wagen es, ohne die richtige theorie in der tasche das wort revolution zu benutzen? die passende erwiderung darauf steht im kommenden aufstand, auf seite 63 der im netz kursierenden und auch im beitrag verlinkten pdf-version:
"Es gibt keinen Grund mehr zu warten – auf eine Aufheiterung, die Revolution, die atomare Apokalypse oder eine soziale Bewegung. Noch zu warten ist Wahnsinn."
und letzteres habe ich in vielen diskussionen der letzten zwei bis drei jahre hier im blog im- und explizit immer vertreten. um es kurz zu machen: so tief, wie wir kollektiv tatsächlich in so ziemlich jeder hinsicht in der scheisse stecken, ist weiteres abwarten - und worauf überhaupt? - tatsächlich wahnsinn. das neue, was da kommen mag, entsteht nicht durch wohlformulierte theorien innerhalb heimeliger seminarzirkel, sondern in der direkten auseinandersetzung, der kommunikation und dem handeln auf der strasse. die risiken und gefahren eines solchen prozesses sind groß, was mir durchaus bewusst ist. wir gehen in den kommenden zusammenbruch auch mit den denkbar schlechtesten voraussetzungen, was v.a. das "bewusstsein" vieler menschen über sich selbst und ihre eigenen involviertheiten im system betrifft. und dennoch ist alles andere, als jetzt den prozeß - egal ob man ihn nun als transformation, revolution oder evolution begreift - zu beginnen, ein schwerer fehler. das zeitliche zusammentreffen der innerkapitalistischen widersprüche, manifestiert in einigen mechanismen, die zur ökonomischen krise beitragen mit den sich bemerkbarmachenden physikalisch-energetischen grenzen des planeten, symbolhaft im peak oil enthalten, mit der katastrophalen ökonomisch-psychosozialen lage von millionen von menschen weltweit und den ökologischen verwüstungen kaum mehr einschätzbarer dimension laufen allesamt auf einen punkt hinaus:
zeit für die notbremse.
*
der deutschsprachige raum am 15. oktober:
weiteres auf 15october.net sowie occupytogether.
(eine anmerkung für bremen: occupy together vermittelt als treff für den 15. den domshof um 12.00 h, das 15october.net den bahnhofsplatz um 16.00 h. wenn sich das nicht noch klärt, empfielt es sich, beide termine zu besuchen.)
(merkel, sog. "bundeskanzlerin", auf dem csu-parteitag in nürnberg)
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seit dem letzten beitrag vom vergangenen sonntag haben sich die ereignisse nochmals beschleunigt - einerseits deuten die sich jagenden meldungen über "abgeratete" banken und staaten, gerüchte über immer wieder neue "rettungsschirme", die miesen ökonomischen indexe vieler staaten weltweit darauf hin, dass vieles, was bereits - nicht nur von mir hier im blog - seit 2008 befürchtet wurde, in dieser neuen krisenrunde realität wird und wir inzwischen am rande des abgrunds für das internationale finanzsystem wandeln. was ja an und für sich nicht nur nicht ein problem, sondern eigentlich eine erleichterung sein könnte, wären die absehbaren verwerfungen des finalen sturzes nicht so gewaltig. andererseits reifen auch die oppositions- und widerstandsbewegungen weltweit. und vermutlich nicht nur mich hat die geschwindigkeit und massivität überrascht, die sich im gefolge von occupy wallstreet beim protest in den usa zeigt - dargestellt zb. anhand einer schönen fotoserie.
mittlerweile gibt es ableger in so ziemlich allen relevanten us-städten, und erstaunlicher noch auch in einer vielzahl von dem, was sich mit fug und recht als provinzkäffer im hinterland der usa bezeichnen ließe. und es sind auch nicht mehr nur jeweils ein paar hundert, die da demonstrieren und zeltlager errichten. ebenfalls ist eine härter werdende gangart der - noch - jeweils verantwortlichen bundesstaatlichen repressionsorgane festzustellen - nicht nur in new york kam es zu verschiedenen terminen zu auseinandersetzungen mit den cops, sondern auch in seattle, san francisco u.a. metropolen. und so verwundern prognosen wie die folgende nicht - sandra navidi, wohl das "top-model" in broker-, börsen- und beraterkreisen, ehemals im team von roubini, inwischen mit eigener beratungsfirma im haifischbecken zugange, im interview auf n-tv: "Man wird hart durchgreifen". ihre ausführungen zur aktuellen ökonomischen lage sind dabei nicht halb so interessant wie ihre beobachtungen einer übung der us-army in downtown boston. 2008 gab es bereits ähnliches zu vermelden; allerdings hielten sich die damaligen proteste in der folge dann doch in grenzen. was inzwischen anders aussieht.
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aber zum 15. oktober: ursprünglich und schon vor monaten als idee eines globalen aktionstages aus spanien gekommen, findet nicht nur diese idee aufgrund der aktuellen entwicklungen nahrung; inzwischen geht es vielmehr darum, den tag als beginn einer weltweiten und kontinuierlichen oppositonsbewegung zu nutzen, lose angelehnt und eindeutig inspiriert von denjenigen aktionsformen und auch forderungen, wie sie von ägypten über spanien und griechenland jetzt an der wall street zu sehen und zu vernehmen sind.
der bayrische (!) rundfunk beteiligt sich mit einem - ähm, mobilisierungsvideo...
...welches in seiner fixierung alleine auf die banken natürlich nur einen teil des problems benennt - aber es ist interessant, wie sich die stimmung, und zwar anders als noch 2008, auch medial vor allem gegen die banken zu wenden scheint. könnte auf ein gedachtes bauernopfer hinauslaufen, mit dem die anderen systemteile noch "gerettet" werden sollen. was natürlich nicht klappen wird und kann, weil die unterscheidung zwischen finanz- und "real"wirtschaft in letzter konsequenz nicht existiert. andererseits ist es keinesfalls verkehrt, sich zunächst den banken zu widmen und von da aus den ganzen rest gleich mit aufzumischen.
die im obigen video enthaltenen punkte könnten dabei eine art minimalkonsens darstellen, den ich richtig finde und auch gerne unterschreibe - "we are aware ... of unfair systems which boost egoistic and anti-social behaviour". oh yeah.
*
zu diffuse, gar "falsche" forderungen? zuwenig programmatik, zu wenig vorstellungen über das, was nach diesem system folgt? illusionäre gedanken über "demokratie", mangelnde kenntnisse über das funktionieren des kapitalismus? personalisierte kapitalismuskritik mit offenen flanken hin zu antisemitischen stereotypen?
geh mir wech - all das und ähnliches war in den letzten jahren vor allem aus den mündern vieler hiesiger linker diverser coleur, ob "prominent" oder nicht, zu vernehmen, wenn es um proteste seit 2008 geht. und so richtig diese fragen aus einer bestimmten perspektive auch sind, so falsch und sogar irrelevant sind sie aus einer anderen. und noch nicht damit durch, die aufstandsbewegungen des arabischen frühlings zu begreifen, kommt es für die bedenkenträgerInnen jetzt knüppeldick - gegen die wall street? in den usa? sich ausbreitend? die leute wagen es, ohne die richtige theorie in der tasche das wort revolution zu benutzen? die passende erwiderung darauf steht im kommenden aufstand, auf seite 63 der im netz kursierenden und auch im beitrag verlinkten pdf-version:
"Es gibt keinen Grund mehr zu warten – auf eine Aufheiterung, die Revolution, die atomare Apokalypse oder eine soziale Bewegung. Noch zu warten ist Wahnsinn."
und letzteres habe ich in vielen diskussionen der letzten zwei bis drei jahre hier im blog im- und explizit immer vertreten. um es kurz zu machen: so tief, wie wir kollektiv tatsächlich in so ziemlich jeder hinsicht in der scheisse stecken, ist weiteres abwarten - und worauf überhaupt? - tatsächlich wahnsinn. das neue, was da kommen mag, entsteht nicht durch wohlformulierte theorien innerhalb heimeliger seminarzirkel, sondern in der direkten auseinandersetzung, der kommunikation und dem handeln auf der strasse. die risiken und gefahren eines solchen prozesses sind groß, was mir durchaus bewusst ist. wir gehen in den kommenden zusammenbruch auch mit den denkbar schlechtesten voraussetzungen, was v.a. das "bewusstsein" vieler menschen über sich selbst und ihre eigenen involviertheiten im system betrifft. und dennoch ist alles andere, als jetzt den prozeß - egal ob man ihn nun als transformation, revolution oder evolution begreift - zu beginnen, ein schwerer fehler. das zeitliche zusammentreffen der innerkapitalistischen widersprüche, manifestiert in einigen mechanismen, die zur ökonomischen krise beitragen mit den sich bemerkbarmachenden physikalisch-energetischen grenzen des planeten, symbolhaft im peak oil enthalten, mit der katastrophalen ökonomisch-psychosozialen lage von millionen von menschen weltweit und den ökologischen verwüstungen kaum mehr einschätzbarer dimension laufen allesamt auf einen punkt hinaus:
zeit für die notbremse.
*
der deutschsprachige raum am 15. oktober:
weiteres auf 15october.net sowie occupytogether.
(eine anmerkung für bremen: occupy together vermittelt als treff für den 15. den domshof um 12.00 h, das 15october.net den bahnhofsplatz um 16.00 h. wenn sich das nicht noch klärt, empfielt es sich, beide termine zu besuchen.)
monoma - 9. Okt, 16:55
Ich bin so gespannt, wie und wo das noch alles enden wird! :)
http://peterwurm.wordpress.com/2011/10/07/tag-213/