notiz: gesammelt, gerührt und geschüttelt
und zwar einen ganzen haufen links aus den letzten wochen, die ich im folgenden leider mal wieder im schnelldurchlauf vorstelle (an meiner eigenen situation hat sich im vergleich zu den letzten beiträgen nichts groß geändert). thematisch umfassen sie große teile dessen, was mich eh interessiert und sich in der vergangenheit meist schon im blog fand. stellt sich nur die frage, womit ich bloß anfange?
*
vielleicht mit einem meiner thematischen klassiker hier, der mir gerade vor die augen kam: die "wirtschaftswoche" (via "zeit") entdeckt nicht zum erstenmal, was chefs mit psychopathen gemeinsam haben. auszug:
(...) "Der kanadische Psychiater Robert Hare, emeritierter Professor der Universität von British Columbia, ist eine Legende unter den Erforschern des Wahnsinns. Im vergangenen Jahr untersuchte er mit seinem Kollegen Paul Babiak 203 Führungskräfte aus sieben amerikanischen Konzernen. Jeder durchlief Hares "Checkliste zur Psychopathie". Dazu befragen Experten eine Person stundenlang und vergeben Punkte in 20 Kategorien. Wer mehr als 25 erreicht, gilt als gefährdet. Bei 30 ist die Schwelle zur Psychopathie erreicht. Zu den Kriterien gehören einerseits narzisstische Eigenschaften wie oberflächlicher Charme, krankhaftes Lügen, mangelnde Empathie oder fehlendes Verantwortungsbewusstsein; andererseits begutachten Psychologen Charakterzüge wie Impulsivität oder Disziplinlosigkeit.
Zugegeben: Wer die Kriterien erfüllt, ist nicht automatisch ein Psychopath, aber viele Psychopathen erfüllen die Kriterien. Die Stichprobe der Personalverantwortlichen verglichen Hare und Babiak mit einer Bevölkerungsumfrage. Und siehe da: Die Manager erreichten im Schnitt nicht nur wesentlich höhere Punktzahlen. Immerhin neun Führungskräfte hatten mehr als 25 Punkte, davon acht mehr als 30. Zwei kamen sogar auf 33, einer auf 34 Punkte.
Im Bevölkerungssample diagnostizierten die Wissenschaftler nur etwa einem Prozent potenzielles Psychopathentum. Bei den Personalverantwortlichen waren es knapp sechs Prozent.
Noch verblüffter waren die Forscher jedoch, als sie die Leistungsbewertungen der Führungskräfte analysierten. Den neun Verhaltensauffälligen haftete keineswegs das Image eines Quartalsirren an. Ganz im Gegenteil: Sie galten als hervorragende Kommunikatoren, raffinierte Strategen und kreative Innovatoren." (...)
mal abgesehen davon, dass ich aus gründen lieber den begriff "soziopath" nutze, kann ich mir nicht so recht die im letzten absatz zitierte "verblüffung" der forscher vorstellen: die aufgezählten attribute sind genau das, was von dieser klientel zu erwarten ist (und was ich über die arbeiten von hare weiß, macht es für mich recht wahrscheinlich, dass ihm dieser sachverhalt bekannt ist.) ansonsten ist das alles nichts neues - siehe zb. psychopathen im big business (aus dem ersten blogjahr, da hatte ich noch nicht die jetzige distanz zum begriff). es ist besonders der typus des "erfolgreichen" soziopathen, um den es hier geht - wobei der "erfolg" aus der ebenso pathologischen meßlatte der "werte" einer kapitalistischen industriezivilisation entspringt.
*
in diesem zusammenhang notiere ich mir mal als memo an mich selbst einen gedanken, der mir neulich kam: sind wir vielleicht zeugen des zusammenbruchs eines mega-projektes, nämlich der versuchten transformation diverser menschlicher gesellschaften vom status der - wenn auch bereits geschädigten - authentischen sozialität hin zu (über-)lebensräumen, die vor allem für soziopathen evolutionär günstige bedingungen bereitstellen? ich betrachte das nicht im sinne einer weiteren verschwörungstheorie, sondern eher als zufällige, aber dennoch in gewissem sinne zwangsläufige entwicklung - die akkumulierte gewalt innerhalb der bisherigen menschlichen sozialstrukturen produziert als einen möglichen "versuchstyp" eben auch soziopathen, deren psychophysische ausstattung sie besonders geeeignet dafür macht, innerhalb der vorherrschenden (a)sozialen bedingungen zu überleben. innerhalb der existierenden hierarchischen strukturen fällt es ihnen gleichfalls durch ihre erwähnte ausstattung besonders leicht, in machtpostionen zu kommen, zu denen sie eh eine strukturbedingt erhöhte affinität besitzen. an diversen stellen innerhalb des gesellschaftlichen gefüges beginnen sie nun ihr wirken, dessen folgen wir u.a. in form der unzähligen menschlichen katastrophen dieser zeiten zu spüren bekommen. weil aber insgesamt der gesamte soziopathische komplex eine evolutionäre sackgasse darstellt (die unfähigkeit zur angstwahrnehmung ist hier nur ein herausragendes indiz), und zwar besonders aus dem grund der unfähigkeit zu wahrnehmung von grenzen aller art, ist es am ende die handfeste realität selbst, die den zur gänze virtuellen und fiktionalen simulationen konstruktivistischer art verpflichteten soziopathen das genick bricht - und zwar u.a. in form von ressourcenverknappungen wie peak oil, dystopischen industriekatastrophen wie fukushima und ökonomischer crashs. das alles kann nicht ohne zuarbeit größerer "infizierter" weiterer teile der gesellschaft geschehen - und wenn man sich mal umschaut, dann fallen einem sofort strukturen bzw. fragmente ideologischer art ins auge, die bei näherer betrachtung deutlich soziopathische schlagseite aufweisen - hier habe ich das in der vergangenheit zb. versucht, näher aufzudröseln. besonders auch die vielen aktuellen us-amerikanischen und europäischen "rechstpopulistischen" strömungen für "freie märkte und einen schlanken staat" weisen innerhalb ihrer ziele diese schlagseite auf (das ideal der "tea party" in den usa zb. sind kurz gesagt zustände, wie sie im historischen "wilden westen" tatsächlich geherrscht haben - eine epoche, die der oben genannte robert hare in einer seiner arbeiten als eine art "traumland" für soziopathen skizziert hat). auch, wenn ich antistaatlichkeit als sympathisant des anarchismus grundsätzlich begrüße - entscheidend ist aber, was an die stelle der staatlichen struktur treten soll.
das problem dabei: soziopathische projekte müssen aufgrund ihres zwangsweisen konstruktivistischen "wesens" immer über kurz oder lang an der realität scheitern; nur ist dieses scheitern meistens in gestalt welthistorischer katastrophen zu bewundern...
*
was ebenfalls eine folge bzw. einen ausdruck der erwähnten "versuchten transformation" darstellen könnte, sorgte vor ein paar wochen für schlagzeilen wie diese: "Fast 40 Prozent der Europäer sind psychisch krank". auch diese zahlen sind, gerade hinsichtlich von angsterkrankungen, depressionen und burn out nichts neues; in den letzten jahren gab es immer wieder vergleichbare ergebnisse - siehe zb. vor ein paar jahren wo die angst regiert. auch die definition des begriffs "psychisch" ist fragwürdig, ebenso sind die diagnostischen kriterien zu hinterfragen, unter denen bspw. die oben erwähnten "erfolgreichen soziopathen" quasi unsichtbar und widerstandslos hindurchgleiten. und trotzdem bleibt ein erschreckender rest von menschen übrig, denen die heute erwarteten anpassungsleistungen nicht so recht gelingen und die daraufhin symptome entwickeln - eigentlich ein indiz für grundsätzliche gesundheit, wenn man´s genau betrachtet. wer innerhalb der herrschenden strukturen still und zuverlässig funktioniert, ohne anzuecken, hat und ist aller wahrscheinlichkeit nach ein großes problem.
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wo ich weiter oben gerade von us-amerikanischen zuständen geschrieben hatte: mrs. mop hatte neulich eine ganze sehr empfehlenswerte fotoserie über diese zustände.
*
apropos zustände: der knastpsychologe götz eisenberg, stammleserInnen noch wohlbekannt aus einigen beiträgen zum thema amok hier, hat vor ein paar wochen auf den "nachdenkseiten" den meines wissens bisher besten text zu den jüngsten britischen riots geschrieben: Die große Wut der Überzähligen leidet meiner meinung nach ein bißchen unter seiner heranziehung der orthodoxen psychoanalyse, kommt aber trotzdem zu schlußfolgerungen, die der realität ziemlich nah zu leibe rücken dürften. eine der prägnantesten:
(...) "Was charakteristisch für die revoltierenden jungen Leute ist: Sie haben nichts, sie besitzen nichts. Es gibt nichts, was sie an diese Gesellschaft bindet: weder Arbeit, noch Eigentum, noch die Liebe, die dem schweifenden Trieb Dauer und Form verleiht, indem sie ihn an ein Objekt bindet. Sie sind abstrakt, ohne Wurzeln, ohne so etwas wie Heimat, ohne emotionale Bindungen. Libidinöse Beziehungen zu und emotionale Bindungen an Menschen und Dinge sind aber das einzig wirksame Antidot gegen die Gewalt. Das gilt für einzelne Menschen wie für Gruppen und Klassen. Wer zu nichts und niemand eine Beziehung unterhält, fühlt sich niemandem gegenüber zu nichts verpflichtet." (...)
der letzte satz ist dabei ebenfalls eine punktgenaue beschreibung der soziopathischen (über-)lebenswelt. was nicht heisst, dass all diese kids nun selbst strukturelle soziopathen sind. aber ihr verhalten spiegelt für alle, die das sehen wollen, sehr deutlich die vorherrschenden maximen ihrer jeweiligen lebenswelten wieder - im kleinen von vielfältig dysfunktionalen familien, im großen das verhalten von bankstern, politikern und corporations. oder aber auch: von nichts kommt nichts.
*
denn mal ernsthaft: wer zb. angesichts solcher äußerungen...
(...) "Hinzu kam, dass Herr Yamashita am 19. März in Fukushima erklärte, es sei alles Bestens und es bestünde keine Gefahr für die Kinder. Er hat dies allen Ernstes damit begründet, dass nur Menschen, die unglücklich sind und zu wenig lachen, von Radioaktivität bedroht seien und dass selbst Strahlendosen von 100 Mikrosievert pro Stunde hinnehmbar wären." (...)
...noch nie den spontanen wunsch verspürt hat, dem sprecher selbst mit einem brennstab übers maul zu fahren oder aber die zentralen von atom- und ölkonzernen, banken etc. in flammen zusammenbrechen zu sehen, hat aller wahrscheinlichkeit nach ein problem mit der selbst- und fremdwahrnehmung.
*
ich habe in der vergangenheit hier öfter den begriff der demokratiesimulation benutzt, um eine wesentliche eigenart der heutigen "politischen" systeme zu beschreiben. vor einiger zeit nun hat ausgerechnet und ironischerweise die ansonsten sehr staats- und systemtragende "zeit" einen artikel gebracht, der ohne den begriff zu nutzen den gemeinten zustand ganz gut beschreibt:
(...) "Im Rückblick wird man wahrscheinlich sagen, dass es der Untergang des Sozialismus war, der den Kapitalismus auf diese Weise enthemmte und seine Schönredner von der Schönrednerei zu einer Rhetorik der Härte führte. Die Systemkonkurrenz war entfallen, und der Kapitalismus meinte, um seine Akzeptanz nicht mehr bangen zu müssen. Das allerdings könnte sich als schwerer Fehler erweisen. Noch ist freilich keine Revolution ausgerufen worden, und die Demonstranten, die in London, Athen oder Madrid auf die Straße gehen, wirken beängstigend unpolitisch. Gegen wen richtet sich ihr Protest? Glauben sie, durch Unmutsbekundungen das Börsengeschehen beeinflussen zu können?
Die friedlichen wie die stumm randalierenden Protestzüge zeigen vor allem ein Bild ungeheurer Entmutigung: wie von Schafen, die auf dem Weg zur Schlachtbank blöken. Und manches spricht dafür, dass sie darin nur die Haltung ihrer Regierungen in der Finanzkrise spiegeln, deren Botschaft an die Masse der Bürger lautet: dulden, durchstehen, den Schaden bezahlen, den sie nicht angerichtet haben. Wo aber stumme Duldung die einzig empfohlene Haltung bleibt, hat sich das Politische tatsächlich verflüchtigt und keine demokratische Adresse mehr. Wenn ein so gewaltiger Lebensbereich wie die Wirtschaft, die noch dazu viele weitere Lebensbereiche tyrannisch bestimmt, der gesellschaftlichen Gestaltungskraft entzogen wird, ist auch die Demokratie sinnlos." (...)
immerhin ein stückchen realitätswahrnehmung im mainstream.
*
als externen - und unfreiwillligen - kommentar zu den zusammenbruchshypothesen der letzten beiträge, insbesondere bezgl. peak oil, zitiere ich mal aus dem "gelben forum", in dem ich ganz gerne lese, weil dort nicht nur ansonsten gern übersehene quellen zu finden sind, sondern immer wieder anregende diskussionen - auch und gerade, weil ich mich mit vielen der dortigen userInnen vermutlich schwer in die haare kriegen würde:
"Ich denke dass wir hier mit GO nicht alle dasselbe meinen.
Manch einer hält vermutlich den Zusammenbruch des Finanzsystems bereits für das GO. Ich hingegen sehe das eher als eine Verschnaufpause zum wirklichen GO, das in meinen Augen sehr eng mit PeakOil (und PeakBrain) zusammenhängt und von offthspc schön in einem Satz zusammengefasst wurde:
Das Hauptproblem ist ein kalorisches, wir können Geld drucken wie Heu .. aber kein Heu, keine Kartoffel, keinen Tropfen Erdöl.
Nach dem nahem Finanzcrash wird es vielleicht ein paar Monate oder auch Jahre Versorgungsengpässe geben, Deflation, Depression oder was auch immer.
Solange es aber noch Rohstoffe gibt und genügend Energie, diese zu fördern, sehe ich keine unüberwindbaren Hindernisse, die Platte nochmal zu putzen und den nächsten Level zu starten.
Ein Finanzcrash könnte das wahre GO also noch etwas hinausschieben.
Oder übersehe ich da was?"
"go" steht in der dortigen forumsinternen sprache als abkürzung für "game over", womit im allgemeinen der totalzusammenbruch des globalen wirtschafts- und finanzsystems gemeint ist. aber sowohl frage als auch der sich anschließende diskussionsthread sind sehr spannend und als ergänzung gut brauchbar zum letztens hier verlinkten "tipping point" -papier. meine persönliche meinung dazu ist die, dass ein ökonomischer zusammenbruch nicht sofort das systemende bedeutet, dieses aber unabwendbar einleitet - das ist das, was ich aus dem "feasta-papier" als eine schlußfolgerung gezogen habe. in diesem zusammenhang ist auch interessant, dass im angesicht der nächsten phase der globalen ökonomischen krise besonders die opec ihre ölverbrauchsprognose für das nächste jahr gesenkt hat - was zu erwarten war. einerseits. andererseits fällt bei den zahlen auf, dass trotz der krise der verbrauch bei der opec nur marginal vom hohen niveau herunterkommt bzw. eher verharrt, und die iea ihn sogar steigend sieht - hauptsächlich verursacht durch die nachfrage aus china und indien. das könnte bedeuten, dass die skizzierten prozesse rund um peak oil eher noch schneller eintreten, als selbst die größtenpessimisten realisten erwartet hätten.
im zusammenhang mit dem ölpreis gab es vor ein paar wochen in einem interview des wiener "standards" mit einem der autoren der "grenzen des wachstums" vom "club of rome", dennis meadows, ein interessantes statement zu lesen:
(...) "Peak Oil", das Maximum an konventioneller Ölförderung, ist nach den Berechnungen von Meadows bereits 2006 erreicht worden - neue Lagerstätten sind nur mehr sehr aufwändig zu erschließen. Wobei Meadows den österreichischen Umweltminister darauf hingewiesen hat, dass er nicht daran glaubt, dass der Ölpreis über die 200-Dollar-Marke und weiter ins Unermessliche steigen wird: "Ich sehe eher ein Szenario wie in Kriegszeiten - da regelt nicht der Markt den Preis, sondern der Staat die Verfügbarkeit. Man wird also Erdöl rationieren, da kann man dann nicht mehr einfach mit dem Auto spazieren fahren."
Ähnlich werde es mit dem Erdgas passieren: Wenn dieses in Russland knapp werde, dann würde es nicht bloß teuer - es würde für Westeuropa wahrscheinlich gar nicht mehr verfügbar sein. Ähnlich werde es wohl mit US-Energieimporten aus Kanada laufen: "Die behalten das einfach für sich, weil sie es selber brauchen. Es muss klar sein: Man kann das nicht alles substituieren. Wenn wir in den 1970er-Jahren gefordert haben, die Entwicklung des Ressourcenverbrauchs zu bremsen, so müssen wir heute davon ausgehen, dass wir ihn drastisch zurückfahren müssen. Und das heißt nach heutigen Begriffen: Der Lebensstandard wird drastisch sinken müssen." (...)
das ist durchaus eine mögliche variante; fiktional bereits ausgefeilt beschrieben von andreas eschbach in seinem buch "ausgebrannt", zu dem es hier näheres zu sehen (und zu hören) gibt.
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wo ich gerade beim thema bin: anscheinend seit gestern schwirren wilde gerüchte durchs netz, die sich auf griechenland focussieren - und dabei geht es nicht um den faktisch vorhandenen und nur noch formal zu vollziehenden staatsbankrott, sondern um die tatsache, dass griechenland offiziell in die förderung von öl und gas im mittelmeer einsteigen will. das ist soweit verifizierbar; und peak-oil.com liefert ein paar zahlen:
"Die brodelnde Gerüchteküche um den drohenden Staatsbankrott Griechenlands hat jetzt den kommenden Dienstag auserkoren, um die Pleite zu verkünden. An diesem Tag werden Ausschüttungen von 769 Millionen Euro für alte Kredite fällig und es ist fraglich, ob der griechische Staat das Geld besorgen kann.
Zugleich gibt es Meldungen, dass das Land verstärkt in seine Ölförderung investieren will, was einen Blick auf die griechischen Zahlen sinnvoll macht:
Laut CIA Factbook verbrauchte Griechenland 2009 ca. 414.000 Barrel pro Tag und lag damit auf der weltweiten Rangliste auf Platz 34. Die Eigenproduktion betrug ganze 6.779 Barrel pro Tag (also nur 1,6% des Verbrauchs). Immerhin eine halbe Million Barrel Erdöl importiert Griechenland pro Tag, wovon ca. 153.000 Barrel wieder für den Export bestimmt sind (insbesondere für Macedonien). Die geschätzten Ölreserven sind mit 10 Millionen Faß im globalen Maßstab nahezu irrelevant, Griechenland könnte den aktuellen Eigenverbrauch damit nicht mal einen Monat decken." (...)
auch das angehen nicht gerade großer reserven wie in diesem fall lässt sich als typisch für diese zeit betrachten; dazu kommt allerdings noch ein anderer, wesentlich unerfreulicherer aspekt:
(...) "Der jetzt abgegebene Startschuss für die Öl- und Gasförderung ist gefährlich, denn bereits seit langem streitet sich Griechenland mit seinen türkischen Nachbarn um die Hoheitsrechte für eine Handvoll Inseln. Wer wo bohren darf ist deshalb ein sensibles Thema, geht es im Ölgeschäft doch immer um Milliardensummen und großen Einfluss. Auch Zypern, wo nach Gas gebohrt wird, ist "sensibles Gelände", schwelt dort doch seit Jahrzehnten der Zypernkonflikt. Die Türkei dürfte deshalb sehr aufmerksam auf die Entwicklungen im Ionischen Meer und vor Kreta schauen." (...)
und dazu gibt es heute in einem telepolis-forum die folgende, nicht verifizierte info, wobei ich den ersten teil für den moment vernachlässigen möchte - das übel steckt im zweiten:
(...) "Der Streit um die -vermutlich- riesigen Öl- und Gasfelder im südöstlichen Mittelmeer scheint zu eskalieren. Die letzten Tage werden erhöhte Truppenaktivitäten beobachtet. Türkische Flottenverbände sind im Umfeld griechischer Inseln positioniert worden. Den Israelischen Luftstreitkräften wurde bereits Zugang zu Stützpunkten der griechischen Luftwaffe gewährt, vor 12 Tagen ein
entsprechendes Abkommen mit Israel abgeschlossen. Es gibt Gerüchte, dass die griechische Regierung die Besetzung der Insel Kastelorizo/Megisti mit ca. 1000 Einwohnern durch die Türkei befürchtet. Merkwürdig, das in den westlichen Medien das Thema keine Beachtung findet.
Bauchschmerzen macht mir, das sich beides so "gut" ergänzt. Die Regierung Papandreou wird sich vermutlich nur halten können, wenn es schwerwiegendere Probleme als die Wirtschaft gibt. Eine
eingeschränkte, länger anhaltende militärische Krise käme der Regierung sicher nicht ungelegen..."
die letzte ansicht teile ich, wobei ein blick auf das östliche mittelmeer deutlich macht, was sich da mittlerweile für ein pulverfass gebildet hat:
btw: noch ein interessanter absatz aus dem oben verlinkten artikel von peak-oil.com:
(...) "Die höchstverschuldeten EU-Staaten sind zugleich jene, deren Energieversorgung am stärksten vom Erdöl abhängt: Griechenland, Irland, Portugal, Spanien, Italien..."
das ist absolut kein zufall und unterstreicht die these, dass die seit 2008 offen laufende weltwirtschaftskrise bereits von peak oil getriggert wird - nicht nur hinsichtlich der energiekosten us-amerikanischer eigenheime, die im sommer 2008 ihre bisherigen höhepunkt erreichten.
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so, jetzt zum schluss noch ein paar meldungen, die ich akut nicht weiter vertiefen kann, aber mir u.u. nochmals zukünftig vornehmen werde: es gibt immer neue ölverschmutzungen im golf von mexico, und einerseits wird bp im zusammenhang mit dem "deep-water-horizon"-desaster dafür verantwortlich gemacht, andererseits fanden sich aber vor ein paar tagen auch kurz meldungen über ein leck in einer see-pipeline des us-ölkonzerns "chevron" - ich kann dem ganzen gerade nicht näher nachgehen, vielleicht können die leserInnen hier selbst für sich und andere mehr infos beschaffen?
und nochmal ein hinweis auf "die roten schuhe" der mrs. mop, die gestern begonnen hat, über die aktuellen proteste an der wall street in new york zu berichten. generell empfehle ich hier bei funkstille meinerseits die blogroll rechts für alle, die interessanten und anregenden lesestoff suchen.
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und zum jetzt wirklichen schluss entlasse ich Sie passend zu all den betrüblichen meldungen mit einem melancholisch-schönen track von boobjazz in den restlichen herbstsonntagnachmittag - der titel, "too high", lässt sich dabei durchaus programmatisch zum zustand bestimmter gesellschaftsmodelle verstehen...
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vielleicht mit einem meiner thematischen klassiker hier, der mir gerade vor die augen kam: die "wirtschaftswoche" (via "zeit") entdeckt nicht zum erstenmal, was chefs mit psychopathen gemeinsam haben. auszug:
(...) "Der kanadische Psychiater Robert Hare, emeritierter Professor der Universität von British Columbia, ist eine Legende unter den Erforschern des Wahnsinns. Im vergangenen Jahr untersuchte er mit seinem Kollegen Paul Babiak 203 Führungskräfte aus sieben amerikanischen Konzernen. Jeder durchlief Hares "Checkliste zur Psychopathie". Dazu befragen Experten eine Person stundenlang und vergeben Punkte in 20 Kategorien. Wer mehr als 25 erreicht, gilt als gefährdet. Bei 30 ist die Schwelle zur Psychopathie erreicht. Zu den Kriterien gehören einerseits narzisstische Eigenschaften wie oberflächlicher Charme, krankhaftes Lügen, mangelnde Empathie oder fehlendes Verantwortungsbewusstsein; andererseits begutachten Psychologen Charakterzüge wie Impulsivität oder Disziplinlosigkeit.
Zugegeben: Wer die Kriterien erfüllt, ist nicht automatisch ein Psychopath, aber viele Psychopathen erfüllen die Kriterien. Die Stichprobe der Personalverantwortlichen verglichen Hare und Babiak mit einer Bevölkerungsumfrage. Und siehe da: Die Manager erreichten im Schnitt nicht nur wesentlich höhere Punktzahlen. Immerhin neun Führungskräfte hatten mehr als 25 Punkte, davon acht mehr als 30. Zwei kamen sogar auf 33, einer auf 34 Punkte.
Im Bevölkerungssample diagnostizierten die Wissenschaftler nur etwa einem Prozent potenzielles Psychopathentum. Bei den Personalverantwortlichen waren es knapp sechs Prozent.
Noch verblüffter waren die Forscher jedoch, als sie die Leistungsbewertungen der Führungskräfte analysierten. Den neun Verhaltensauffälligen haftete keineswegs das Image eines Quartalsirren an. Ganz im Gegenteil: Sie galten als hervorragende Kommunikatoren, raffinierte Strategen und kreative Innovatoren." (...)
mal abgesehen davon, dass ich aus gründen lieber den begriff "soziopath" nutze, kann ich mir nicht so recht die im letzten absatz zitierte "verblüffung" der forscher vorstellen: die aufgezählten attribute sind genau das, was von dieser klientel zu erwarten ist (und was ich über die arbeiten von hare weiß, macht es für mich recht wahrscheinlich, dass ihm dieser sachverhalt bekannt ist.) ansonsten ist das alles nichts neues - siehe zb. psychopathen im big business (aus dem ersten blogjahr, da hatte ich noch nicht die jetzige distanz zum begriff). es ist besonders der typus des "erfolgreichen" soziopathen, um den es hier geht - wobei der "erfolg" aus der ebenso pathologischen meßlatte der "werte" einer kapitalistischen industriezivilisation entspringt.
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in diesem zusammenhang notiere ich mir mal als memo an mich selbst einen gedanken, der mir neulich kam: sind wir vielleicht zeugen des zusammenbruchs eines mega-projektes, nämlich der versuchten transformation diverser menschlicher gesellschaften vom status der - wenn auch bereits geschädigten - authentischen sozialität hin zu (über-)lebensräumen, die vor allem für soziopathen evolutionär günstige bedingungen bereitstellen? ich betrachte das nicht im sinne einer weiteren verschwörungstheorie, sondern eher als zufällige, aber dennoch in gewissem sinne zwangsläufige entwicklung - die akkumulierte gewalt innerhalb der bisherigen menschlichen sozialstrukturen produziert als einen möglichen "versuchstyp" eben auch soziopathen, deren psychophysische ausstattung sie besonders geeeignet dafür macht, innerhalb der vorherrschenden (a)sozialen bedingungen zu überleben. innerhalb der existierenden hierarchischen strukturen fällt es ihnen gleichfalls durch ihre erwähnte ausstattung besonders leicht, in machtpostionen zu kommen, zu denen sie eh eine strukturbedingt erhöhte affinität besitzen. an diversen stellen innerhalb des gesellschaftlichen gefüges beginnen sie nun ihr wirken, dessen folgen wir u.a. in form der unzähligen menschlichen katastrophen dieser zeiten zu spüren bekommen. weil aber insgesamt der gesamte soziopathische komplex eine evolutionäre sackgasse darstellt (die unfähigkeit zur angstwahrnehmung ist hier nur ein herausragendes indiz), und zwar besonders aus dem grund der unfähigkeit zu wahrnehmung von grenzen aller art, ist es am ende die handfeste realität selbst, die den zur gänze virtuellen und fiktionalen simulationen konstruktivistischer art verpflichteten soziopathen das genick bricht - und zwar u.a. in form von ressourcenverknappungen wie peak oil, dystopischen industriekatastrophen wie fukushima und ökonomischer crashs. das alles kann nicht ohne zuarbeit größerer "infizierter" weiterer teile der gesellschaft geschehen - und wenn man sich mal umschaut, dann fallen einem sofort strukturen bzw. fragmente ideologischer art ins auge, die bei näherer betrachtung deutlich soziopathische schlagseite aufweisen - hier habe ich das in der vergangenheit zb. versucht, näher aufzudröseln. besonders auch die vielen aktuellen us-amerikanischen und europäischen "rechstpopulistischen" strömungen für "freie märkte und einen schlanken staat" weisen innerhalb ihrer ziele diese schlagseite auf (das ideal der "tea party" in den usa zb. sind kurz gesagt zustände, wie sie im historischen "wilden westen" tatsächlich geherrscht haben - eine epoche, die der oben genannte robert hare in einer seiner arbeiten als eine art "traumland" für soziopathen skizziert hat). auch, wenn ich antistaatlichkeit als sympathisant des anarchismus grundsätzlich begrüße - entscheidend ist aber, was an die stelle der staatlichen struktur treten soll.
das problem dabei: soziopathische projekte müssen aufgrund ihres zwangsweisen konstruktivistischen "wesens" immer über kurz oder lang an der realität scheitern; nur ist dieses scheitern meistens in gestalt welthistorischer katastrophen zu bewundern...
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was ebenfalls eine folge bzw. einen ausdruck der erwähnten "versuchten transformation" darstellen könnte, sorgte vor ein paar wochen für schlagzeilen wie diese: "Fast 40 Prozent der Europäer sind psychisch krank". auch diese zahlen sind, gerade hinsichtlich von angsterkrankungen, depressionen und burn out nichts neues; in den letzten jahren gab es immer wieder vergleichbare ergebnisse - siehe zb. vor ein paar jahren wo die angst regiert. auch die definition des begriffs "psychisch" ist fragwürdig, ebenso sind die diagnostischen kriterien zu hinterfragen, unter denen bspw. die oben erwähnten "erfolgreichen soziopathen" quasi unsichtbar und widerstandslos hindurchgleiten. und trotzdem bleibt ein erschreckender rest von menschen übrig, denen die heute erwarteten anpassungsleistungen nicht so recht gelingen und die daraufhin symptome entwickeln - eigentlich ein indiz für grundsätzliche gesundheit, wenn man´s genau betrachtet. wer innerhalb der herrschenden strukturen still und zuverlässig funktioniert, ohne anzuecken, hat und ist aller wahrscheinlichkeit nach ein großes problem.
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wo ich weiter oben gerade von us-amerikanischen zuständen geschrieben hatte: mrs. mop hatte neulich eine ganze sehr empfehlenswerte fotoserie über diese zustände.
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apropos zustände: der knastpsychologe götz eisenberg, stammleserInnen noch wohlbekannt aus einigen beiträgen zum thema amok hier, hat vor ein paar wochen auf den "nachdenkseiten" den meines wissens bisher besten text zu den jüngsten britischen riots geschrieben: Die große Wut der Überzähligen leidet meiner meinung nach ein bißchen unter seiner heranziehung der orthodoxen psychoanalyse, kommt aber trotzdem zu schlußfolgerungen, die der realität ziemlich nah zu leibe rücken dürften. eine der prägnantesten:
(...) "Was charakteristisch für die revoltierenden jungen Leute ist: Sie haben nichts, sie besitzen nichts. Es gibt nichts, was sie an diese Gesellschaft bindet: weder Arbeit, noch Eigentum, noch die Liebe, die dem schweifenden Trieb Dauer und Form verleiht, indem sie ihn an ein Objekt bindet. Sie sind abstrakt, ohne Wurzeln, ohne so etwas wie Heimat, ohne emotionale Bindungen. Libidinöse Beziehungen zu und emotionale Bindungen an Menschen und Dinge sind aber das einzig wirksame Antidot gegen die Gewalt. Das gilt für einzelne Menschen wie für Gruppen und Klassen. Wer zu nichts und niemand eine Beziehung unterhält, fühlt sich niemandem gegenüber zu nichts verpflichtet." (...)
der letzte satz ist dabei ebenfalls eine punktgenaue beschreibung der soziopathischen (über-)lebenswelt. was nicht heisst, dass all diese kids nun selbst strukturelle soziopathen sind. aber ihr verhalten spiegelt für alle, die das sehen wollen, sehr deutlich die vorherrschenden maximen ihrer jeweiligen lebenswelten wieder - im kleinen von vielfältig dysfunktionalen familien, im großen das verhalten von bankstern, politikern und corporations. oder aber auch: von nichts kommt nichts.
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denn mal ernsthaft: wer zb. angesichts solcher äußerungen...
(...) "Hinzu kam, dass Herr Yamashita am 19. März in Fukushima erklärte, es sei alles Bestens und es bestünde keine Gefahr für die Kinder. Er hat dies allen Ernstes damit begründet, dass nur Menschen, die unglücklich sind und zu wenig lachen, von Radioaktivität bedroht seien und dass selbst Strahlendosen von 100 Mikrosievert pro Stunde hinnehmbar wären." (...)
...noch nie den spontanen wunsch verspürt hat, dem sprecher selbst mit einem brennstab übers maul zu fahren oder aber die zentralen von atom- und ölkonzernen, banken etc. in flammen zusammenbrechen zu sehen, hat aller wahrscheinlichkeit nach ein problem mit der selbst- und fremdwahrnehmung.
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ich habe in der vergangenheit hier öfter den begriff der demokratiesimulation benutzt, um eine wesentliche eigenart der heutigen "politischen" systeme zu beschreiben. vor einiger zeit nun hat ausgerechnet und ironischerweise die ansonsten sehr staats- und systemtragende "zeit" einen artikel gebracht, der ohne den begriff zu nutzen den gemeinten zustand ganz gut beschreibt:
(...) "Im Rückblick wird man wahrscheinlich sagen, dass es der Untergang des Sozialismus war, der den Kapitalismus auf diese Weise enthemmte und seine Schönredner von der Schönrednerei zu einer Rhetorik der Härte führte. Die Systemkonkurrenz war entfallen, und der Kapitalismus meinte, um seine Akzeptanz nicht mehr bangen zu müssen. Das allerdings könnte sich als schwerer Fehler erweisen. Noch ist freilich keine Revolution ausgerufen worden, und die Demonstranten, die in London, Athen oder Madrid auf die Straße gehen, wirken beängstigend unpolitisch. Gegen wen richtet sich ihr Protest? Glauben sie, durch Unmutsbekundungen das Börsengeschehen beeinflussen zu können?
Die friedlichen wie die stumm randalierenden Protestzüge zeigen vor allem ein Bild ungeheurer Entmutigung: wie von Schafen, die auf dem Weg zur Schlachtbank blöken. Und manches spricht dafür, dass sie darin nur die Haltung ihrer Regierungen in der Finanzkrise spiegeln, deren Botschaft an die Masse der Bürger lautet: dulden, durchstehen, den Schaden bezahlen, den sie nicht angerichtet haben. Wo aber stumme Duldung die einzig empfohlene Haltung bleibt, hat sich das Politische tatsächlich verflüchtigt und keine demokratische Adresse mehr. Wenn ein so gewaltiger Lebensbereich wie die Wirtschaft, die noch dazu viele weitere Lebensbereiche tyrannisch bestimmt, der gesellschaftlichen Gestaltungskraft entzogen wird, ist auch die Demokratie sinnlos." (...)
immerhin ein stückchen realitätswahrnehmung im mainstream.
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als externen - und unfreiwillligen - kommentar zu den zusammenbruchshypothesen der letzten beiträge, insbesondere bezgl. peak oil, zitiere ich mal aus dem "gelben forum", in dem ich ganz gerne lese, weil dort nicht nur ansonsten gern übersehene quellen zu finden sind, sondern immer wieder anregende diskussionen - auch und gerade, weil ich mich mit vielen der dortigen userInnen vermutlich schwer in die haare kriegen würde:
"Ich denke dass wir hier mit GO nicht alle dasselbe meinen.
Manch einer hält vermutlich den Zusammenbruch des Finanzsystems bereits für das GO. Ich hingegen sehe das eher als eine Verschnaufpause zum wirklichen GO, das in meinen Augen sehr eng mit PeakOil (und PeakBrain) zusammenhängt und von offthspc schön in einem Satz zusammengefasst wurde:
Das Hauptproblem ist ein kalorisches, wir können Geld drucken wie Heu .. aber kein Heu, keine Kartoffel, keinen Tropfen Erdöl.
Nach dem nahem Finanzcrash wird es vielleicht ein paar Monate oder auch Jahre Versorgungsengpässe geben, Deflation, Depression oder was auch immer.
Solange es aber noch Rohstoffe gibt und genügend Energie, diese zu fördern, sehe ich keine unüberwindbaren Hindernisse, die Platte nochmal zu putzen und den nächsten Level zu starten.
Ein Finanzcrash könnte das wahre GO also noch etwas hinausschieben.
Oder übersehe ich da was?"
"go" steht in der dortigen forumsinternen sprache als abkürzung für "game over", womit im allgemeinen der totalzusammenbruch des globalen wirtschafts- und finanzsystems gemeint ist. aber sowohl frage als auch der sich anschließende diskussionsthread sind sehr spannend und als ergänzung gut brauchbar zum letztens hier verlinkten "tipping point" -papier. meine persönliche meinung dazu ist die, dass ein ökonomischer zusammenbruch nicht sofort das systemende bedeutet, dieses aber unabwendbar einleitet - das ist das, was ich aus dem "feasta-papier" als eine schlußfolgerung gezogen habe. in diesem zusammenhang ist auch interessant, dass im angesicht der nächsten phase der globalen ökonomischen krise besonders die opec ihre ölverbrauchsprognose für das nächste jahr gesenkt hat - was zu erwarten war. einerseits. andererseits fällt bei den zahlen auf, dass trotz der krise der verbrauch bei der opec nur marginal vom hohen niveau herunterkommt bzw. eher verharrt, und die iea ihn sogar steigend sieht - hauptsächlich verursacht durch die nachfrage aus china und indien. das könnte bedeuten, dass die skizzierten prozesse rund um peak oil eher noch schneller eintreten, als selbst die größten
im zusammenhang mit dem ölpreis gab es vor ein paar wochen in einem interview des wiener "standards" mit einem der autoren der "grenzen des wachstums" vom "club of rome", dennis meadows, ein interessantes statement zu lesen:
(...) "Peak Oil", das Maximum an konventioneller Ölförderung, ist nach den Berechnungen von Meadows bereits 2006 erreicht worden - neue Lagerstätten sind nur mehr sehr aufwändig zu erschließen. Wobei Meadows den österreichischen Umweltminister darauf hingewiesen hat, dass er nicht daran glaubt, dass der Ölpreis über die 200-Dollar-Marke und weiter ins Unermessliche steigen wird: "Ich sehe eher ein Szenario wie in Kriegszeiten - da regelt nicht der Markt den Preis, sondern der Staat die Verfügbarkeit. Man wird also Erdöl rationieren, da kann man dann nicht mehr einfach mit dem Auto spazieren fahren."
Ähnlich werde es mit dem Erdgas passieren: Wenn dieses in Russland knapp werde, dann würde es nicht bloß teuer - es würde für Westeuropa wahrscheinlich gar nicht mehr verfügbar sein. Ähnlich werde es wohl mit US-Energieimporten aus Kanada laufen: "Die behalten das einfach für sich, weil sie es selber brauchen. Es muss klar sein: Man kann das nicht alles substituieren. Wenn wir in den 1970er-Jahren gefordert haben, die Entwicklung des Ressourcenverbrauchs zu bremsen, so müssen wir heute davon ausgehen, dass wir ihn drastisch zurückfahren müssen. Und das heißt nach heutigen Begriffen: Der Lebensstandard wird drastisch sinken müssen." (...)
das ist durchaus eine mögliche variante; fiktional bereits ausgefeilt beschrieben von andreas eschbach in seinem buch "ausgebrannt", zu dem es hier näheres zu sehen (und zu hören) gibt.
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wo ich gerade beim thema bin: anscheinend seit gestern schwirren wilde gerüchte durchs netz, die sich auf griechenland focussieren - und dabei geht es nicht um den faktisch vorhandenen und nur noch formal zu vollziehenden staatsbankrott, sondern um die tatsache, dass griechenland offiziell in die förderung von öl und gas im mittelmeer einsteigen will. das ist soweit verifizierbar; und peak-oil.com liefert ein paar zahlen:
"Die brodelnde Gerüchteküche um den drohenden Staatsbankrott Griechenlands hat jetzt den kommenden Dienstag auserkoren, um die Pleite zu verkünden. An diesem Tag werden Ausschüttungen von 769 Millionen Euro für alte Kredite fällig und es ist fraglich, ob der griechische Staat das Geld besorgen kann.
Zugleich gibt es Meldungen, dass das Land verstärkt in seine Ölförderung investieren will, was einen Blick auf die griechischen Zahlen sinnvoll macht:
Laut CIA Factbook verbrauchte Griechenland 2009 ca. 414.000 Barrel pro Tag und lag damit auf der weltweiten Rangliste auf Platz 34. Die Eigenproduktion betrug ganze 6.779 Barrel pro Tag (also nur 1,6% des Verbrauchs). Immerhin eine halbe Million Barrel Erdöl importiert Griechenland pro Tag, wovon ca. 153.000 Barrel wieder für den Export bestimmt sind (insbesondere für Macedonien). Die geschätzten Ölreserven sind mit 10 Millionen Faß im globalen Maßstab nahezu irrelevant, Griechenland könnte den aktuellen Eigenverbrauch damit nicht mal einen Monat decken." (...)
auch das angehen nicht gerade großer reserven wie in diesem fall lässt sich als typisch für diese zeit betrachten; dazu kommt allerdings noch ein anderer, wesentlich unerfreulicherer aspekt:
(...) "Der jetzt abgegebene Startschuss für die Öl- und Gasförderung ist gefährlich, denn bereits seit langem streitet sich Griechenland mit seinen türkischen Nachbarn um die Hoheitsrechte für eine Handvoll Inseln. Wer wo bohren darf ist deshalb ein sensibles Thema, geht es im Ölgeschäft doch immer um Milliardensummen und großen Einfluss. Auch Zypern, wo nach Gas gebohrt wird, ist "sensibles Gelände", schwelt dort doch seit Jahrzehnten der Zypernkonflikt. Die Türkei dürfte deshalb sehr aufmerksam auf die Entwicklungen im Ionischen Meer und vor Kreta schauen." (...)
und dazu gibt es heute in einem telepolis-forum die folgende, nicht verifizierte info, wobei ich den ersten teil für den moment vernachlässigen möchte - das übel steckt im zweiten:
(...) "Der Streit um die -vermutlich- riesigen Öl- und Gasfelder im südöstlichen Mittelmeer scheint zu eskalieren. Die letzten Tage werden erhöhte Truppenaktivitäten beobachtet. Türkische Flottenverbände sind im Umfeld griechischer Inseln positioniert worden. Den Israelischen Luftstreitkräften wurde bereits Zugang zu Stützpunkten der griechischen Luftwaffe gewährt, vor 12 Tagen ein
entsprechendes Abkommen mit Israel abgeschlossen. Es gibt Gerüchte, dass die griechische Regierung die Besetzung der Insel Kastelorizo/Megisti mit ca. 1000 Einwohnern durch die Türkei befürchtet. Merkwürdig, das in den westlichen Medien das Thema keine Beachtung findet.
Bauchschmerzen macht mir, das sich beides so "gut" ergänzt. Die Regierung Papandreou wird sich vermutlich nur halten können, wenn es schwerwiegendere Probleme als die Wirtschaft gibt. Eine
eingeschränkte, länger anhaltende militärische Krise käme der Regierung sicher nicht ungelegen..."
die letzte ansicht teile ich, wobei ein blick auf das östliche mittelmeer deutlich macht, was sich da mittlerweile für ein pulverfass gebildet hat:
- griechenland: ökonomische und soziale katastrophe, kurz vor der insolvenz
- türkei: stress mit syrien, trouble mit israel, und nicht zu vergessen der ständige unerklärte krieg in den kurdischen gebieten
- zypern: lange "befriedet" gewesener zankapfel zwischen griechenland und der türkei, geteilt, wobei beide teile in einer erbärmlichen ökonomischen verfassung sind
- syrien: das regime hält sich nur noch offener repression
- israel: mit massiven protesten gegen die lebensbedingungen im eigenen land konfrontiert, dazu der ewige palästina-konflikt
- ägypten: instabil und grundsätzlich immer noch in einer revolutionären phase
btw: noch ein interessanter absatz aus dem oben verlinkten artikel von peak-oil.com:
(...) "Die höchstverschuldeten EU-Staaten sind zugleich jene, deren Energieversorgung am stärksten vom Erdöl abhängt: Griechenland, Irland, Portugal, Spanien, Italien..."
das ist absolut kein zufall und unterstreicht die these, dass die seit 2008 offen laufende weltwirtschaftskrise bereits von peak oil getriggert wird - nicht nur hinsichtlich der energiekosten us-amerikanischer eigenheime, die im sommer 2008 ihre bisherigen höhepunkt erreichten.
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so, jetzt zum schluss noch ein paar meldungen, die ich akut nicht weiter vertiefen kann, aber mir u.u. nochmals zukünftig vornehmen werde: es gibt immer neue ölverschmutzungen im golf von mexico, und einerseits wird bp im zusammenhang mit dem "deep-water-horizon"-desaster dafür verantwortlich gemacht, andererseits fanden sich aber vor ein paar tagen auch kurz meldungen über ein leck in einer see-pipeline des us-ölkonzerns "chevron" - ich kann dem ganzen gerade nicht näher nachgehen, vielleicht können die leserInnen hier selbst für sich und andere mehr infos beschaffen?
und nochmal ein hinweis auf "die roten schuhe" der mrs. mop, die gestern begonnen hat, über die aktuellen proteste an der wall street in new york zu berichten. generell empfehle ich hier bei funkstille meinerseits die blogroll rechts für alle, die interessanten und anregenden lesestoff suchen.
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und zum jetzt wirklichen schluss entlasse ich Sie passend zu all den betrüblichen meldungen mit einem melancholisch-schönen track von boobjazz in den restlichen herbstsonntagnachmittag - der titel, "too high", lässt sich dabei durchaus programmatisch zum zustand bestimmter gesellschaftsmodelle verstehen...
monoma - 18. Sep, 13:00
Alternative freie Raumenergie...
Wie schätzt du die Nutzung von Raumenergie ein? Könnte das eine Alterntive zu PeakOil sein?
http://www.alpenparlament.tv/playlist/477-einsatz-der-freien-raumenergie
Hmmm...
lese hier schon ne Weile mit nu trau ich mich auch mal....
Wie meinst du diesen Absatz?
Zitat:
das problem dabei: soziopathische projekte müssen aufgrund ihres zwangsweisen konstruktivistischen "wesens" immer über kurz oder lang an der realität scheitern; nur ist dieses scheitern meistens in gestalt welthistorischer katastrophen zu bewundern...
/Zitat
Wie definierst du in dem Zusammenhang Konstruktivismus?
Lehnst du das Konzept ab (welches nutzt du dann?)
Oder meinst du damit die Selbstreferenz (soziophatischer) Subsysteme (so nen Mix aus Luhmann und Zimbardo)?
Wenn ersteres, dann steh ich auf dem Schlauch...
2tes könnte ich dir folgen....
Die Maschinenmenschen und die Nullpunktenergie
2. Den Casimir-Effekt guxu z.B. hier. Das Problem dabei ist, daß im Nenner des Ausdrucks für die wie auch immer zur Nutzung umgewandelte Kraft der Plattenabstand zur vierten Potenz erhoben eingeht. Die Abstände zwischen der geladenen Platte und dem Rotor, den der Herr Fachhochschulprofessor uns präsentiert sind jedoch riesig. Hast Du nicht den seltsamen Sprung im Video bemerkt? Man hat den Eindruck, daß hier ein paar Stunden Erklärungen fehlen. Wir reden hier von überhaupt meßbaren Kräften, wenn die Abstände im Nanometer-Bereich sind. Im Video sind das aber locker 10cm.
Ich sage einfach mal, daß die antreibende Kraft in diesem Fall elektrostatischer Natur sind. Eine ausführlichere Beschreibung findet sich bei "Claus Wilhelm Turtur - Esowatch"/a>
3. Mein Eindruck ist, daß technische Fachhochschulen die letzten Jahre zunehmend von Lehrern heimgesucht werden, die in der Industrie nicht klarkamen.
Ich will damit nicht alle dort tätigen Professoren in die Tonne treten, aber das Niveau der Ausbildung sinkt definitiv nicht erst seit dem Bologna-Prozeß.
@grummel
zur frage: teils-teils - aber da ich mich mit diesem begriff hier in der vergangenheit schon recht umfassend beschäftigt habe, möchte ich auf ein paar beiträge verweisen, die Deine fragen ausführlich beantworten sollten:
guten morgen, kulturwissenschaften - ausgeschlafen?
"als-ob-persönlichkeiten" (beide teile)
"jetzt bleiben Sie doch mal *sachlich*"
@Quetzalcoatl
mir scheint, ich habe in der vergangenheit durchaus deutlich gemacht, dass ich persönlich bei peak oil auch durchaus positive seiten sehe. die probleme ergeben sich erst durch die weigerung der gesellschaft(-en), das phänomen überhaupt wahrzunehmen. es wäre theoretisch in der vergangenheit noch möglich gewesen (inzwischen nicht mehr), die unvermeidlichen konsequenzen zumindest halbwegs gesteuert und vernünftig noch annehmbar zu gestalten. dieses zeitfenster ist nicht nur meiner meinung schon länger geschlossen. und es kann auch nicht darum gehen, ein weiteres mal den fetisch technik zu bemühen, um mittels "alternativen" nur den herrschenden status quo zu verlängern. die lektion von peak oil ist grundsätzlich eine ganz andere, und führt von den meisten zentralen aspekten der heutigen welt weg. das scheinst du nicht begriffen zu haben.