notiz: "...mindestens 130 millionen dollar..."

meine inhaltliche skepsis bezgl. des neuen us-präsidenten hatte ich bereits bei seiner wahl im vergangenen november skizziert; aber wenn ich mir sowohl die kosten der gestrigen, eher an pompöse monarchistische und/oder religiöse rituale erinnernde amtseinführung - aufgepimpt zu einer us-spezifischen show - betrachte...

(...)"Laut Medienberichten werden die Feierlichkeiten mindestens 130 Millionen Dollar kosten."(...)

...als auch die quellen und umstände, aus und unter denen dieses geld aufgetrieben wurde...

(...)"Ein Blick auf die Liste der großzügigsten Spender ist trotzdem aufschlussreich: Laut einem Bericht des Wall Street Journal sind Wall-Street-Angestellte bislang die fleißigsten Spender – 5,7 Millionen Dollar stammen aus ihren Taschen. Pikant dabei: Ausgerechnet jene Banken, die am meisten Geld von der US-Regierung kassieren, zahlen fleißig für Obamas Feiern."(...)

...und mir deutlich mache, dass der große rest natürlich aus steuermitteln bzw. budgets des bundes sowie der betroffenen bundestaaten kommt, dann muss ich sagen, das obama vermutlich nicht nur für mich wesentlich glaubwürdiger gewesen wäre, wenn er sinngemäß etwa folgendes gesagt hätte:

"liebe leute, im angesicht tatsächlich existenzieller not bereits hier unmittelbar vor meiner haustür, im angesicht von millionen mit hunger, obdachlosigkeit und krankheit bedrohter us-bürgerInnen bevorzuge ich einen formlosen und kostengünstigen akt - das geld, das hier ansonsten für show und glitter draufgehen würde, kann ganz aktuell ganz reale not lindern. ich bitte um Ihr verständnis."

da wäre ich der erste gewesen, der ein lautes "respect!" verkündet hätte. und ja, das wäre ein echtes zeichen gewesen.

so aber bleibt nichts anderes, als zusätzlich noch den üblichen "elitären"
zynismus zu konstatieren:

(...)"Die Stadt ist ausverkauft. Hausbesitzer haben ihr Heim für Tausende Dollar an Obama-Fans vermietet. Im Luxushotel Four Seasons gab es eine Suite zum Sonderangebot von 10.000 Dollar. Nur die wenigsten waren so generös wie der Unternehmer Earl Stafford aus Virginia: Er lud mehr als 400 sozial benachteiligte Bürger nach Washington ein, Arme, Obdachlose. Spendierte ihnen den Smoking, das Ballkleid, das Hotel, ein Ticket zum Ball, Limousinentransfers inklusive. Allein die Hotelzimmer ließ sich Stafford eine Million Dollar kosten."(...)

worüber jenseits dieses "wohltäters" nichts mehr geschrieben wird: durften denn die armen und obdachlosen ihren smoking und ihr ballkleid wenigstens wieder mit in ihren slum oder auf ihre parkbank nehmen?

wie ich schon im november schrieb: don´t believe the hype!
che2001 - 21. Jan, 23:15

Ja klar, don´t believe the hype. Die Choreographie dieser Veranstaltung geht aber auch in eine andere Richtung: Neuanfang, Abrechnen mit dem Alten. Da fand ich seine Schritte wg. Guantanamo und Irak schon interessant. Dass Obama bei alldem ein bürgerlicher Politiker ist, der keine linke, auch keine sozialdemokratische oder pazifistische Politik betreibt ist klar. Aber ein Agenda-Setting in Richtung auf eine andere US-Politik findet m.E. schon statt, da ist er dann vermutlich ein neuer Carter mit allerdings viel besserer PR. Und verglichen mit Bush ist das auch schon was. Noch immer sehr weit entfernt als das, was wünschenswert wäre, aber doch auch sehr viel mehr, als das, was wir schon hatten.

monoma - 21. Jan, 23:49

kleineres übel?

Dass Obama bei alldem ein bürgerlicher Politiker ist, der keine linke, auch keine sozialdemokratische oder pazifistische Politik betreibt ist klar.

yep, wobei ich manchmal den eindruck habe, bei ihm inhaltliche elemente wahrzunehmen, bei denen ich nicht weiß, wie ich sie spontan nennen sollte - gibt´s da vielleicht kommunitaristische einflüsse? gerade, wenn ich mir seinen artikel aus der chicagoer sozialarbeiterzeit anschaue, finde ich da - für mich - einen teils seltsamen mix aus diffuser, eher versteckter religiösität, einem imo spezifischen us-patriotismus (der mich immer wieder nervt) sowie einen begriff von gemeinschaft mit ganz bestimmter betonung. aber ich weiß zuwenig über den kommunitarismus, um das definitv sagen zu können.

gut, einen - vorläufig - noch etwas diffusen, aber trotzdem wahrnehmbaren richtungswechsel würde ich auch konstatieren. und carter war ja nun im vergleich wahrlich nicht einer der schlechtesten präsidenten (wenn man denn amt & funktion überhaupt mal als hypothetische notwendigkeit annimmt :-)

aber läuft die ganze wertung nicht deutlich auf "kleineres übel" hinaus? was dann natürlich auch etliches über die situation und position einer emanzipatorischen linken aussagt. und das in einer veritablen systemkrise.

nachtrag: weil er bisher nur bei che drüben verlinkt ist, reiche ich den oben erwähnten artikel von obama über seine sozialarbeit hier nach - zwanzig jahre alt.
monoma - 22. Jan, 12:12

ps:

würde mich ja mal stark interessieren, wie obama beim aphasiker-test abschneiden würde - geht bei diesem absatz im beitrag los:

"im ersten teil dieses beitrags hatte ich mit ronald reagan begonnen, und der kreis schließt sich jetzt sozusagen, wenn ich auch mit ihm ende - und mit einem ganz besonderen lachen, welches sich von den bisher erwähnten beispielen doch um einiges unterscheidet. zunächst aber ein paar informationen zu einer ganz bestimmten neurologischen störung:(...)"

kandinsky (Gast) - 26. Jan, 01:08

Zbigniew Brzezinski

Tach auch :) Monoma :)

Die sog. eliten in den USA leisten sich einen rechten und linken Flügel. Hier ist das bekannt unter "Demokraten" und "Republikaner". Die Eifersüchteleien zwischen dem rechten und linken Flügel bestimmen deren Politik, was dann mit Politik und Demokratie nix zu tun haben. Als Kompensation halten dann TV und Spielfilm her, um das Als-Ob zu determinieren und der überigen Welt Sand in die Augen zu streuen.

Zbigniew Brzezinski, unter dem Obama nun Politik machen darf, hatte in seinen Strategien ja schon oftmals betont, das es nur törricht wie dumm sei, sich mit dem nahen Osten aufzuhalten, unter anderem den Iran zu bombardieren. Das schwäche nur die Militärs und sei überflüssig. Brzezinski hat folgendes vor: China zweiteilen, Russland dreiteilen. Und zwar sucht er lieber die direkte Konfrontation mit diesen beiden Ländern, als sich mit Nebenschauplätzen aufzuhalten. Die Nebenschauplätze dürfen dann die Israelis besetzen und schon mal Kindermord üben und betreiben, was wir bezüglich Gaza´s ja eindeutig sehen konnten.

Dieser Typ, Zbigniew Brzezinski, ist gefährlicher als die sogenannten Neocons und Obama sein Hampelmann. Wir werden noch einiges von ihm hören...., bis zum ultimativen Showdown, wie es so schlecht heißt.

Gruß,
Kandinsky

monoma - 26. Jan, 01:58

moin...

...kandinsky - kommt dein beitrag eigentlich schon aus frankreich? ;-)

um thema: ich finde ja, dass sowohl brzezinski als auch viele andere von obamas personal soweit bekannt sind, dass es hier wohl keine überraschungen geben wird - es sei denn, obama hätte entgegen aller realistischen erwartungen den willen und die fähigkeiten, aus seiner eigenen biographie heraus politik entgegen allen möglichen mächtigen intressengruppen in den usa zu machen - spätestens bei so einem vorhaben jedoch wäre es imo eine frage der zeit, bis irgendein attentat stattfinden würde.

unabhängig davon finde ich angesichts der lage gerade weitere spekulationen über das tun und lassen der "eliten" immer müßiger - es sind inzwischen ein paar wenige optionen abzusehen, wohin die reise in ihrem sinne gehen könnte - und keine davon gefällt mir, so das ich die entwicklung eigener perspektiven als dringlicher einschätze.

ps: die verbindung von israel mit kindermord hielte ich dann für korrekt, wenn das wort auch in verbindung mit anderen kinds- und überhaupt menschenmordenden staaten benutzt werden würde - denn es hat für alle kriegführenden staaten als tatsache gültigkeit. alleine auf israel bezogen, bleibt das jedoch nix als demagogie mit einem sehr bitteren und üblen beigeschmack.
meiki (Gast) - 26. Jan, 19:36

re: brzezinski

manche Irrtümer sind erstaunlich langlebig:http://www.hintergrund.de/content/view/347/63/
zu Obama:
eigentlich ist doch der Hype das er sowieso die Erwartungen nicht erfüllen wird, das lese ich jedenfalls in nahezu allen Medien .
Ich glaube mittlerweile dass alle sich vor einem Wandel fürchten und Obama deswegen auch keinen grossen Spielraum bekommt,- Wachstumsangst.
Den Mitarbeitern des weißen Hauses wurden jedenfalls die Gehälter gekürzt.
monoma - 26. Jan, 19:51

danke für den hinweis.

und ja, großen spielraum sehe ich auch nicht für ihn. aber die gehaltskürzungen sowie den versuch, den lobbys auf die füße zu treten, finde ich zumindest oberflächlich erstmal ganz okay.
kandinsky (Gast) - 30. Jan, 15:18

Noch nicht...

Hallo mo :)

Nein, der Beitrag stammt und kommt noch aus DE.
Fehlt halt nur noch die Initialzündung. Das typische eben: zögernde Attitüde vor anstehender größerer Veränderung.

Und ja, ich war wütend auf die Israelis. Demagogische Ecke war daher schon richtig...
Daher: demagogische Ecke für die Araber --> natürlich wußte die Hamas im Gaza Streifen nicht weiter und provozierte die Israelis bis es nicht mehr ging. Ich halte die Araber aus unserer westlichen und durchaus arroganten und überheblichen Sicht für unsäglich infantil, aber mit entsprechnden Wirkungen in der arabischen, als auch westlichen Welt. Pech für sie: sie gehen drauf, während wir uns "nur" ein schlechtes Gewissen erlauben. [Zynismus Ende /]

Gruß,
kandinsky

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