Dienstag, 4. Oktober 2005

kontext 8: indirekte verbindung posttraumatischer zustände mit autismus?

zufällig bin ich über diese zusammenfassung eines bloggers gestolpert, die dieser wohl zur illustration einer ganz anderen geschichte genutzt hat - und trotzdem ist da etwas sehr wichtiges gut erfaßt:

"In Krisen zeigen die meisten Menschen Abwehr- und Fluchtreaktionen, die aus der Tierwelt übernommen sind. Der Herzschlag beschleunigt sich, die Muskeln spannen sich, das Gehirn wird bis auf vegetative Funktionen abgeschaltet. Leider führt das manchmal dazu, dass wir uns in einer Krise, die weder durch Angreifen noch durch Flucht gelöst werden, absolut irrational verhandeln. Wir operieren mit einem IQ auf Höhe der Zimmertemperatur. Unter anderem werden Emotionen, die instinktiv durch Körpersprache vermittelt werden, nicht mehr erkannt. Man wird für kurze Zeit zum Autisten."


temple grandin - siehe hier - führt ihren eigenen erfolg in ihrem beruf u.a. darauf zurück, dass sie sich perfekt in tierisches bewußtsein hineinversetzen könne, da sie selbst z.t. in diesem kontext funktionieren würde.

der traumaforscher und -therapeut peter levine geht in seinem ansatz von folgendem aus:

"Es beruht auf Verhaltensbeobachtungen in der Tierwelt. Der zugrunde liegende biologische Mechanismus geht auf das Jäger-Beute-Verhalten zurück, einen ursprünglichen Reiz-Reaktions-Zyklus mit grundsätzlich drei Optionen: Flucht-, Angriff- und Totstell-Reflex.
Tiere in freier Wildbahn sind zwar häufig lebensbedrohlichen Gefahren ausgesetzt, werden jedoch nicht nachhaltig traumatisiert, da sie über angeborene Mechanismen verfügen, die es ihnen ermöglichen, die hohe, im Überlebenskampf mobilisierte Stress-Energie wieder abzubauen. Zwar sind wir Menschen mit grundlegend gleichen Regulationsmechanismen ausgestattet, doch wird die Funktionsfähigkeit dieser instinktgeleiteten Systeme häufig durch den „rationalen“ Teil unseres Gehirns gehemmt und außer Kraft gesetzt.

Dies kann bei uns Menschen dazu führen, dass die vom Körper im Alarmzustand bereit gestellte Überlebensenergie vom Nervensystem nur unvollständig oder verzögert aufgelöst wird. Der Organismus reagiert in der Folge weiterhin auf die Bedrohung der Vergangenheit. In diesem Falle sind die in der Gegenwart zu beobachtenden Reaktionsweisen, Verhaltensmuster, Überzeugungen, Gedanken und Gefühle der Person oft noch mit den erschreckenden Erfahrungen der Vergangenheit gekoppelt."


mein eigener eindruck läuft auf ähnliches hinaus, wenn sich zum beispiel eine ständige erregung des vegetativen nervensystems, dissoziative phänomene, selbstverletzende aktionen sowie verlust an weltvertrauen insgesamt mit einer grundsätzlichen isolation als folge sowohl bei menschen mit ptbs-diagnose als auch autistInnen wiederfinden lassen. möglicherweise lässt sich über die oben thematisierte verbindung einiges besser verstehen.

und überlegen Sie einmal, wie´s eigentlich in hierarchisch strukturierten gesellschaften wie unserer mit der nur oberflächlich kontrollierten und verwalteten gewalt aussieht.

notiz: übel wird mir...

...bei der auffällig-unauffälligen "berichterstattung" über ein wahres menetekel. welches offensichtlich nicht nur hierzulande die große mehrheit nicht so recht wahrnehmen will. erinnern Sie sich an 1989? jene flüchtlinge wurden damals wahrgenommen, diese verschwinden irgendwo unter den gleichgültigen auslandsnachrichten:

"In den frühen Morgenstunden des gestrigen Montags haben erneut um die 700 Schwarzafrikaner aus Marokko den Grenzzaun gestürmt, der die spanische Enklave Melilla von Marokko trennt. An zwei Stellen gelang es ihnen, die Sperrgitter auf einer Länge von jeweils 20 Metern niederzureißen. 350 Menschen gelangten nach Melilla und damit in die EU." (...)

Vier Polizeibeamte und drei Soldaten wurden durch Steinwürfe verletzt. Über 135 Flüchtlinge zogen sich nach Angaben des spanischen Innenministeriums bei dem Durchbruch Verletzungen zu. 130 wurden ambulant verarztet. Fünf wurden ins Krankenhaus eingeliefert, vier davon wurden operiert.
(...)
In den angrenzenden marokkanischen Wäldern leben unter unwürdigsten Bedingungen tausende von schwarzafrikanischen Flüchtlingen auf dem Weg nach Europa. Imbroda beschwerte sich außerdem über die Abordnung von 500 Legionären der spanischen Armee an die Grenze. Kritiker dieser Maßnahme der spanischen Regierung befürchten, dass Soldaten nicht die geeignete Ausbildung haben, um Flüchtlinge ohne Schusswaffengebrauch zurückzuweisen."


ach ja, vielleicht denken Sie bei Ihrem nächsten urlaub mal dran?

"Vor den Kanarischen Inseln kamen unterdessen am Wochenende 19 Afrikaner beim Versuch ums Leben, mit kleinen Booten auf spanisches Gebiet zu gelangen. Ein mit 34 Flüchtlingen besetztes Boot kenterte vor der Insel Fuerteventura. Drei Insassen konnten nur noch tot geborgen werden. 14 wurden im Meer vermisst. Bei Gran Canaria kamen zwei weitere Afrikaner zu Tode."

in abwandlung eines gerade kursierenden mottos könnte es heißen: "wir sind europa" - und der rest muss leider draußenbleiben. aber vielleicht sollte das ganze realistischerweise so ausgesprochen werden: "wir sind die festung europa, eure armut ist uns scheißegal, und wir sind bis auf weiteres einverstanden mit der nutzung u.a. von steuergeldern für die ausrüstung dieser festung, damit wir unseren zusammengeplünderten wohlstand nicht teilen müssen."

ja. wir sind mittäter und -täterInnen. involviert und kompromittiert. meine übelkeit meine ich nicht nur metaphorisch, absolut nicht.

"Im so genannten Meda-Programm stünden für die Sicherung der Grenze zwischen Spanien und Marokko 40 Millionen Euro bereit, sagte eine Sprecherin der Brüsseler EU- Kommission am Freitag. Das Geld sei erst zum Teil ausgegeben, mit dem Rest würden weitere Verstärkungen an den Exklaven Ceuta und Melilla finanziert.(...)

Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" beklagte, Flüchtlinge, die versuchten, über Nordafrika nach Spanien und in die EU zu gelangen, würden von marokkanischen und spanischen Sicherheitskräften sowie von Kriminellen misshandelt."

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