Mittwoch, 2. September 2009

notiz: "Wir lassen uns nicht für den Krieg instrumentalisieren" [update]

diese höchst erfreuliche ansage von über zweihundert ärzten / ärztinnen, psychologInnen und psychotherapeutInnen gehört inhaltlich in den kontext der kriegstraumata und findet sich in einem offenen brief an den sog. bundesverteidigungsminister franz josef jung:

(...) "Wir Ärzte und Psychotherapeuten lehnen die Beteiligung der Bundeswehr am Krieg in Afghanistan ab", heißt es in dem Schreiben. Der Krieg selbst sei bereits Ursache schwerer Traumatisierungen in der afghanischen Bevölkerung und nun auch zunehmend bei deutschen Soldaten im Kriegseinsatz. Die Politik erwecke den Eindruck, ein posttraumatisches Belastungssyndrom (PTBS) lasse sich per Psychotherapie dauerhaft beheben.

Die Forderung, Therapie ohne kritische Hinterfragung des politisch-militärischen Kontextes zu betreiben, sei darüber hinaus mit ihrem Verständnis von ärztlicher und psychotherapeutischer Arbeit nicht vereinbar. „Den Aufruf des Verteidigungsministeriums, uns an der Behandlung von traumatisierten Soldaten zu beteiligen und uns damit für die Kriegsführung der Bundesregierung instrumentalisieren zu lassen, weisen wir daher zurück“, betonen die UnterzeichnerInnen.

Hintergrund der Initiative der Ärzteorganisation IPPNW ist ein Aufruf im letzten Bundesmitgliederbrief der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung, in dem die Bundeswehr qualifizierte externe Psychotherapeuten zur Behandlung traumatisierter Soldaten sucht. Beigelegt ist ein Formblatt, in dem sich der Therapeut bereit erklären soll, kurzfristig einen Therapieplatz zur Verfügung zu stellen, nebst der Aufforderung, "den Aufgaben der Bundeswehr in ihren Auslandseinsätzen nicht ablehnend" gegenüberzustehen."


die zitierte suche der bundeswehr nach externen therapeutInnen lässt durchaus den schluß zu, dass die internen militärpsychiatrischen ressourcen - zu dem thema verweise ich nochmals auf den eingangs verlinkten blogbeitrag, in dem es u.a. um äußerungen von und fragen an den chef der psychotraumatologischen abteilung im bundeswehrkrankenhaus hamburg, biesold, ging - entweder schon an ihre grenzen gekommen sind oder aber - bedingt durch die absehbare ausweitung bzw. intensivierung der deutschen kriegsbeteiligung - kurz davor sind. es ist sehr zu hoffen, dass sich weitere im psychotraumatologischen bereich tätige dieser initiative der ippnw anschließen.

zu konstatieren bleibt auch noch, dass sich damit in diesem land die gleiche auseinandersetzung manifestiert, die unter einschlägig medizinisch tätigen in den usa schon
seit jahren im gange ist (siehe den dritten punkt im verlinkten beitrag).

abschließend noch der hinweis bzw. tipp auf die online-ausgabe des magazins
"hintergrund", durch das ich auf dieses thema aufmerksam geworden bin. werde ich wohl zukünftig öfter drin herumstöbern.

*

edit am 03.09.: auch wenn´s sehr kurzfristig ist, möchte ich nicht den hinweis auf zwei sendungen bei 3sat heute abend unterschlagen, die thematisch beide zum thema kriegstraumata gehören. einmal wäre da um 21.00 h
"Irre im Krieg. Macht und MIßbrauch der Militärpsychiatrie" eine empfehlung, die auch noch mal vieles aus dem eingangs verlinkten symposiumsbericht aufgreifen und illustrieren dürfte. zweitens läuft unmittelbar danach um 21.30 h die dokumentation "Der Fluch des Tötens" über kindersoldaten im kongo - eine variante von kriegsbedingten traumatisierungen, die besonders verheerende folgen auch noch weit in der zukunft mit sich bringen wird.

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