Samstag, 29. August 2009

zwischenzeitlich...

...war und bin ich nicht nur lohnarbeitsmässig etwas mehr ausgelastet als sonst, auch das bisher recht erfreuliche sommerwetter ließ mich meine zeit mehr in realen grün- als in den virtuellen räumen verbringen. dazu kommt noch mein sich verfestigender eindruck, dass sich große teile der gesellschaft bis zu den sog. wahlen unbeirrbar in den eigenen konstruierten welten bewegen wollen, was speziell, aber nicht nur, für die veröffentlichte "meinung" gilt. alles zusammen bildet den hintergrund für die derzeitige blogabstinenz - das nur zur erklärung besonders für die stammleserInnen.

*

da ich mich nun seit ein paar tagen mit symptomen herumplage, die ich selbst als vorzeichen einer möglichen grippe betrachte, und die mich seit gestern mehr oder weniger lahm- und flachlegen, möchte ich dann die gelegenheit gleich nutzen, einige herumflottierende gedanken loszuwerden. grippe ist dabei ein gutes erstes stichwort, hat kandinsky doch
neulich u.a. folgendes geschrieben:

(...) "So, sag mal hast du Erfahrung im privaten Bereich und im Foren Bereich Internet mit dem Thema "Schweinegrippe" ? Leute, die ich sonst für besonnen und klug gehalten habe, drehen bei diesem Thema durch und können es kaum erwarten bis sie sich impfen lassen können. Auch in den Internet Foren, bis auf wenige Ausnahmen(DasGelbeForum), sind kritische Anmerkungen scheinbar verpönt und "man" muß sich auf eine gehörige virtuelle Tracht Prügel einstellen, selbst dann, wenn Fakten für sich sprechen, wie zum Beispiel einige knochenhart korrupte "Wissenschaftler" bei der WHO, die diesem Irrsinn einer Pandemie, die keine ist, Vorschub geleistet haben, trotz gegeteiliger Beweise durch renommierte Wissenschaftler." (...)

nun, die sog. schweinegrippe - ich persönlich bevorzuge bis auf weiteres eher das attribut "nordamerikanisch", weil mir alles, was bei mir so an diesbezgl. infos hängengeblieben ist, auf diesen raum als ursprung hindeutet - ist bisher in meinem umfeld eher der anlaß für mehr oder weniger gute jokes - d.h., sie wird nicht ernstgenommen. ich weiß über einen arbeitskollegen von einer bestätigten infektion in dessen strasse, und ansonsten verfolge ich mit mässigem interesse die - hm, seuchenpolitischen und medizinischen vorbereitungen, soweit sie denn bekannt werden.

ich habe vor der grippe - egal, welche viren jeweils aktuell verantwortlich sind - respekt, aber bisher keine angst. respekt aus eigenen erfahrungen - meine letzte echte grippe ist jahre her, und ich erinnere mich mit unbehagen an eine sehr scheußliche woche - und dem wissen, dass es unter den bekannten infektionskrankheiten eigentlich keinen größeren killer gibt. dazu habe ich den eindruck, dass viele leute immer noch nicht von dem unsinn ablassen können, jede harmlose erkältung / schnupfen umstandslos mit einer grippe gleichzusetzen. zum letzteren kommt dazu noch die unterschätzung der tatsache, dass grippeviren sehr mutationsfreudige gesellen sind, und eben aus diesem grund teile ich auch die medizinischen einschätzungen, dass wir es irgendwann wieder mit einer globalen pandemie ernsterer natur zu tun bekommen werden. ob das jetzt schon der fall ist, vermag ich nicht zu sagen - die todesraten scheinen sich bisher in den grippeüblichen saisonalen rahmen zu bewegen, und auch der bisher bekannte krankheitsverlauf dürfte eher als vergleichsweise harmlos anzusehen sein, die diesbezgl. einschränkungen für die bekannten risikogruppen - menschen mit atemwegserkrankungen, ältere leute etc. - mal aussen vor gelassen.

impfungen finde ich, wenn überhaupt, nur bei absehbaren schwereren infektionsverläufen sinnvoll, und dann auch eher nur bei den benannten risikogruppen. über mögliche quarantäne und meldepflicht mache ich mir erst seit gestern aus gründen mehr gedanken, wobei für mich gleichfalls klar ist: wenn hohes fieber dazukommt, von dem ich bisher verschont bin, ist der gang zum arzt fällig. vielleicht ist es ganz sinnvoll, die klassischen grippesymptome noch mal aufzulisten:


* plötzlicher Krankheitsbeginn
* ausgeprägtes Krankheitsgefühl im ganzen Körper
* hohes Fieber bis 40 Grad Celsius
* Schüttelfrost
* Kopfschmerzen und Müdigkeit
* Gliederschmerzen
* Augentränen
* trockener Husten
* trockene Kehle
* angeschwollene Nasenschleimhaut
* Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen


ich stelle bisher bei mir 1, in maßen 2, 5, 8, leichten schnupfen und eine ebenso leichte übelkeit fest. und will mal hoffen, dass es dabei bleibt. interessant finde ich, dass mir bisher der appetit trotz übelkeit nicht vergangen ist, aber dafür die allgemeine mattigkeit dafür sorgt, dass ich teils selbst zum lesen zu schlapp bin - ja, und der morgen ist erträglicher als der abend (auch ganz klassisch).

insgesamt halte ich den medienhype zum thema für kontraproduktiv, weil er erstens abstumpfung befördert, zweitens aber auch auf paradoxe weise die potentielle gefahr verharmlost, indem einerseits die bisher größtenteils leichten verläufe hervorgehoben werden, andererseits aber immer die alarmglocke geläutet wird. sollte sich dieser virus in ein paar monaten als wirklich fieses ding herausstellen, kann da so ein effekt bei rumkommen wie bei der geschichte vom schäfer und den (zu vielen) wolfswarnungen - niemand mehr nimmt das ernst, um dann umso schlimmer unter die räder zu kommen.

das die pharmaindustrie dabei auch die glocken läutet bzw. läuten lässt, sollte nun wirklich niemanden mehr überraschen. und die spekulationen, dass es sich bei den medizinischen vorbereitungen - die ich grundsätzlich für geboten halte - nur um die maskerade eines quasi global geplanten notstandsregimes handelt, halte ich ganz ehrlich gesagt für einen mythos aus den weiten welten der verschwörungstheorien. so ein projekt würde tatsächlich die existenz einer strategisch weitblickenden und globalen lenkenden zentrale erfordern, für deren existenz ich keine anhaltspunkte sehe. und das bringt mich gleich zum nächsten thema.

*

hartmut finkeldey hat schon drauf
bezug genommen, mit etwas entgegengesetzter gewichtung auch das opablog - der artikel Unter Infokriegern schlägt weiterhin wellen und hat die "junge welt" inzwischen zu einem weiteren statement mit etwas ironischer note veranlasst. ich bin da nach wie vor zwiegespalten - einerseits verweise ich bspw. gerne (und berechtigt) auf gladio als geradezu paradigmatische reale verschwörung, andererseits muss ich auch aus dem basisbeitrag paranoia zitieren:

(...) "und am wichtigsten ist vielleicht die feststellung, dass es fließende übergänge zwischen real begründeten ängsten und paranoiden wahngebilden gibt - das ist eine situation, die für alle, die sich heute mit destruktiven gesellschaftlichen entwicklungen beschäftigen, sehr relevant ist - als beispiel sei hier nur der breite und bunte bereich diverser verschwörungstheorien genannt, bei dem sich mehr oder weniger große teile paranoiden denkens und fühlens ohne größere probleme finden lassen. gleichzeitig aber lässt sich ebenfalls hier auch der beleg für die oben erwähnte aussage finden, paranoia "sei bisweilen der beste weg, um mit dem leben fertig zu werden". der "gladio"-komplex bspw. enthält so ziemlich alle zutaten für eine wüste verschwörungstheorie unter beteiligung diverser geheimdienste, faschisten, geheimlogen etc. sowie verschwundenen zeugen, dokumenten, vertuschungsaktionen und intrigen - aber das alles war bzw. ist in einem gewissen sinne immer noch realität.

andererseits ließe sich auch sagen, dass derartige projekte ausdruck hochgradiger paranoia bei ihren protagonisten darstellen - die paranoia steckt hier nicht nur im detail, sondern ist geradezu systembedingt und womöglich in einem gewissen ausmaß auch systemkonstituierend." (...)


ich finde die position der "jungen welt" zwar in den grundzügen richtig, halte jedoch einen punkt für sehr ärgerlich: das nicht benennen der tatsache nämlich, dass sowohl formen als auch die inhalte grundsätzlicher linker systemkritik zu lange selbst in quasi esoterischer art und weise daherkamen (und noch kommen), und damit nicht unwesentlich zum aufblühen der vt-szene beigetragen haben. längst nicht alle, die sich in den benannten blogs und foren tummeln, lassen sich als nazis beschimpfen. und das durchaus authentische unbehagen an der heutigen ultrakomplexen gesellschaft lässt sich eben u.a. in personalisierungen und der suche nach zusammenhängen - auch da, wo womöglich keine sind, jedenfalls nicht solche - am leichtesten formulieren und ausdrücken. das hat direkt etwas mit den im paranoia-beitrag angesprochenen eigenarten unserer psychophysis zu tun, aber auch eben mit der erwähnten eklatanten schwäche vieler linker theoriemodelle. von daher ist nun das eindreschen auf diese szene von links zwar wohlfeil, aber eben auch heuchlerisch. und die unbezweifelbaren stärken vieler blogs und foren mit themen jenseits des mainstreams hinsichtlich der gewachsenen informationsmöglichkeiten fallen so ebenfalls unter den tisch.

*

zum schluß noch ein punkt, der mir verschärft - und nicht zum ersten mal - bei meinem kleinen
sommergespräch aufgefallen ist: die beziehungen und unterschiede zwischen dissoziativen zuständen und der soziopathie sind etwas, was ich thematisch in nächster zeit mehr aufgreifen möchte. die verwechslungsgefahr scheint mir hier sehr groß zu sein, und ich finde die für mich vorhandenen qualitativen differenzen, aber auch die unterschwelligen verbindungen zwischen zwei psychophysischen extremzuständen sowohl interessant als auch gesellschaftlich relevant. bis dahin: bleiben Sie - oder werden Sie - gesund!

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