Samstag, 1. Mai 2010

notiz: von new york nach athen

ich schaffe es momentan nicht, eine neue folge der krisennews zu schreiben, aber natürlich passieren gerade im bereich widerstand immer wieder genügend aktionen in verschiedensten ländern, die hierzulande im mainstream nicht oder nur verzerrt dargestellt werden - und die ich deshalb immer wieder versucht habe, in den news zu dokumentieren. dann also diesmal ausserhalb - besser als gar nicht.

*

eine größere aktion - demonstration plus eher symbolischer bankenstürmung - ist am vergangenen donnerstag in der
wall street gelaufen:

(...) "Es ist der größte Massenprotest gegen die Wall Street seit dem "Bailout" vor zwei Jahren, als die US-Regierung die Finanzbranche mit 700 Milliarden Dollar vor dem Kollaps rettete. Die Polizei schätzt die Zahl der Demonstranten im Finanzdistrikt auf 7500. Die Veranstalter, allen voran der US-Gewerkschaftsverband AFL-CIO, sprechen von 15.000. (...)

Es sind Gewerkschafter, Lehrer, Bauarbeiter, Angestellte, verschuldete Hausbesitzer, Bankkunden, Arbeitslose, Geistliche, Gemeindeführer. Ein paar hundert haben es sogar geschafft, kurz die gläsernen Eingangshallen von JP Morgan Chase und Wells Fargo in Midtown zu stürmen, mit geballten Fäusten, bevor die Polizei sie friedlich abführte." (...)


letzteres ist thema dieses kurzen videos:



wenn ich mich so an die berichte erinnere, die mir seit herbst 2008 aus den usa vor augen gekommen sind, dann gehört diese demo schon zu den auffälligeren, sowohl was beteiligung als auch zusammensetzung anbelangt. ich habe zu wenig einblick in die (potenzielle) linke oder auch linksliberale opposition dort und die sich teils doch sehr von europa unterscheidenden bedingungen und eigenarten. auch per indymedia nyc oder andere einschlägige seiten war nichts wirklich aufschlussreiches zu erfahren. wer diesbezgl. also mehr infos hat, möge die bitte per kommentar teilen - würde mich freuen.

*

fast täglich geht der blick gen griechenland, wo es immer wieder zu solchen
szenen wie ebenfalls am donnerstag kommt:

(...) "Während ihrer Proteste gegen die Sparmaßnahmen der Regierung haben Hunderte Lehrer versucht, das Finanzministerium in Athen zu erstürmen. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt, vereinzelt habe es auch Rangeleien gegeben, sagte ein Sprecher der Behörden. Verletzt wurde jedoch niemand. Vor dem Parlamentsgebäude warfen etwa 50 Vermummte Steine auf Polizisten, die ihrerseits mit Schlagstöcken gegen die Randalierer vorgingen." (...)

"kleine scharmützel", würden militärfreaks jetzt vermutlich sagen. bemerkenswert aber die durchaus wahrnehmbaren ansätze zur militanz selbst bei berufsgruppen, von denen hierzulande wohl kaum ein mitglied auf ähnliche ideen kommen würde.

aber die reaktion großer bevölkerungsteile wird bei der jetzt unter iwf- und eu-regie anstehenden finanziellen brachialamputation eben dieser bevölkerung eine sehr wichtige und große rolle mit bedeutung weit über griechenland hinaus spielen - verweigern sich nämlich relevante mengen den geplanten "spar"- ( bzw. umverteilungs-) programmen hauptsächlich zugunsten diverser banken, dann wird es zukunftsweisend sein, wie die "eliten" mit so einer verweigerung umgehen werden - die zeit der militärdiktaturen in europa ist ja bspw. eigentlich vorbei, obwohl sich manch einer der antisozialen organisierten kriminalität solche repressiven gebilde zurückwünschen dürfte, lassen sich doch gerade in deren friedhofsruhe ungestört kapitalistische exzesse organisieren und umsetzen.

bereits heute wird sich aber aller wahrscheinlichkeit nach schon abzeichnen, wie zugespitzt die situation nun real tatsächlich ist - der
erste mai könnte diesbezgl. ein sehr symbolträchtiges datum sein:

(...) "Im ganzen Land finden wieder die traditionell eher friedlichen Mai-Demonstrationen statt. Aber in diesem Jahr erhalten sie vor dem Hintergrund der härtesten Sparmaßnahmen seit dem 2. Weltkrieg eine besondere Dringlichkeit, da Premier Papandreu am Sonntag die Einzelheiten der Kürzungen öffentlich verkünden wird. (...)

Der Blog
"teacher dude" eines in Thessaloniki lebenden "Citizen-Journalist" und Englisch-Lehrers, wagt eine Vorhersage für den 1. Mai. Der Blog gilt seit dem Beginn der Krise als einer der bestinformierten Europas.

"Teacher Dude" misst der Verkündung der Details der Sparmaßnahmen an einem Sonntag eine besondere, nicht zufällige Bedeutung zu, die ihre einschneidende Bedeutung für die Bevölkerung betonen soll.

Dann kommt der blog zu einer Einschätzung des 1. Mai.

Normalerweise seien die Maikundgebungen im Land eher friedlich und durch einen rituellen Charakter als durch einen leidenschaftlichen revolutionären Antrieb gekennzeichnet. Der 1. Mai sei auch für Linke nur ein sekularer Feiertag.

Der morgige Tag verspreche allerdings anders zu werden. Der Ärger über die in den nächsten Jahren zu erwartenden Lohnkürzungen und Absenkungen des Lebensstandards werde sich höchst wahrscheinlich sein Ventil suchen.

Gewerkschaften, Arbeiter des öffentlichen Dienstes, die Opppostition und der ganz normale Bürger werden auf die Straße gehen, wütend wegen der ausweglosen Lage, in die sie die PASOK-Regierung gebracht hat.

In dem die Regierung den Sicherheitskräften bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung freien Lauf lasse, trage sie dazu bei die explosiven Mischung zu verstärken, die durch die augenfällige Wut der Menschen entstanden ist.

Im vollen Bewußtsein dass die Augen der Finanzwelt auf Griechenland gerichtet sind, versuche die Papandreu-Regierung alles in ihrer Macht mögliche um eine Wiederholung des Dezember 2008 zu verhindern.

Auf der anderen Seite sei die Riot Police (MAT) dafür bekannt, dass ihre Einsatztaktik am 1. Mai genau die Bilder produzieren werde, die Papandreu so verzweifelt verhindern will."


vor diesem hintergrund schreibt der
lesende arbeiter auf indy sehr berechtigt:

(...) "Auffallend ruhig bleibt es dagegen auf der linken Seite. Wo hat man bisher von Solidaritätskundgebungen für die streikenden griechischen Lohnabhängigen in Deutschland gelesen? Dabei hat die griechische Linke Solidarität aus anderen europäischen Ländern erbeten: So schrieb der Vorsitzende der griechischen Partei »Koalition der Linken, Bewegungen und der Ökologie«, Synaspismos (SYN), Alexis Tsipras, vor einen Tagen in einen Brief an den Vorsitzenden der Europäischen Linken (EL), Lothar Bisky, und an die Vorsitzenden der in der EL zusammengeschlossenen Parteien:

"Wir fordern euch auf, den Mitgliedern eurer Parteien, der Arbeiterklasse und den Menschen eurer Länder nicht nur Solidaritätsbotschaften mit der griechischen Bevölkerung zu übermitteln, sondern auch Botschaften der Mitwirkung für eine Koordinierung in der Praxis, damit sich in ganz Europa Kämpfe gegen den Angriff entwickeln, dem heute unsere Bevölkerung und morgen alle Menschen Europas ausgesetzt sind. Lasst uns alle zusammen Widerstand leisten! Lasst uns alle zusammen Europa verändern und in ein Europa des Friedens, der Demokratie und der Gerechtigkeit verwandeln! Es ist an der Zeit."

Der 1.Mai, der immerhin einmal als internationaler Arbeiterkampftag entstanden ist, wäre eine gute Gelegenheit, um diese Bitte praktisch zu beantworten. Dabei braucht man gerade in Deutschland nicht bei moralischen Solidaritätsappellen stehen bleiben. Kundgebungen vor den Zeitungen, die sich mit der Hetze gegen Griechenland besonders hervorgetan haben, könnten ein Signal an die griechische Bevölkerung sein, dass es in Deutschland Menschen gibt, die sich davon nicht anstecken lassen. Es gäbe auch genügend weitere konkrete Anknüpfungspunkte für diese Solidarität. So weigert sich die deutsche Regierung noch immer, Reparationen für die Verbrechen während der NS-Besetzung des Landes zu zahlen. Die geschuldete Summe beläuft sich auf mehr als 50 Milliarden Euro. Andererseits geht mittlerweile 13 % des deutschen Rüstungsexports nach Griechenland. Auch hier böte sich eine Möglichkeit an, Solidarität mit der griechischen Bevölkerung zu zeigen." (...)


da sind durchaus ein paar bedenkenswerte ansätze dabei, finde ich.

assoziation: peak oil, tote tiere, ruinierte menschen und kapitalistische kriminalität

eigentlich wollte ich mir ja zumindest übers wochenende nichts von außen "diktieren" lassen, was die bloggerei und überhaupt das schreiben (einige mails rund ums blog harren noch ihrer beantwortung) betrifft - eigentlich. inzwischen hat sich jedoch der vor ein paar tagen vermutlich nicht nur von mir eher beiläufig registrierte unfall auf der bohrinsel "deepwater horizon" im golf von mexico als ein monströses technoindustrielles desaster ersten grades herausgestellt, mit einigen dimensionen, die im folgenden kurz skizziert werden sollen. und neben den dazugehörigen eher "rationalen" betrachtungen möchte ich auch ausdrücklich erwähnen, dass mich solche bilder...

veroelter vogel in der san francisco bay zweitausendsieben
<br />
photo von mila zinkova
<br />
via wikipedia commons
<br />

...wie dieses eines verölten vogels in der san franciso bay 2007 (photo von mila zinkova) regelmässig stinksauer machen - und das nicht nur wegen einer fast schon misanthropischen scham im angesicht der durch übles menschliches treiben gequälten kreatur, die nicht begreifen kann, was ihr geschieht (aber, und da bin ich mir sicher, leidet), sondern auch deshalb, weil sich alles gerede und alle wohlfeilen absichtsbekundungen nach derlei großtechnologischen verbrechen regelmässig als billige luftnummern herausstellen - oder will sich jemand hinstellen und behaupten, dass aus der kette von dimensionsmässig vergleichbaren störfällen wie bspw. seveso 1977, bhopal 1984, dem atomaren gau von tschernobyl (in einem quasi staatskapitalistischen system, ganz recht) und der vergiftung des rheins im gleichen jahr 1986 sowie den schweren unfällen mit supertankern wie der "exxon valdez" 1989 irgendwo und irgendwann wirklich grundsätzliche und einschneidende konsequenzen gezogen worden wären?

natürlich nicht - es fällt erstens auf, dass bei den obigen beispielen überall verschiedene, aber weltweit bekannte corporations beteiligt waren, deren macht und kriminelle energie im gleichnamigen
film präzise dokumentiert wurde; und zweitens, dass bei den meisten derartigen "unfällen" ein fataler mix aus menschlicher selbstüberschätzung, mangelnder beherrschung der technologie, verantwortungslosigkeit, unterlaufenen sicherheitsstandards und profitmaximierung um buchstäblich jeden preis ursächlich beteiligt gewesen ist, gefolgt von vertuschungs- und verharmlosungsversuchen sowie dem mehr oder weniger unverschämten bemühen, sich jeweils möglichst erfolgreich um die fälligen entschädigungen zu drücken. mit moralischen kategorien ist derlei treiben nicht beizukommen, im systemimmanenten verständnis sind das alles durchaus "rationale" verhaltensweisen. von "außen" betrachtet jedoch lässt sich etwas wahrnehmen, was in "the corporation" völlig berechtigt als soziopathische, antisoziale grundstruktur von gebilden wie großkonzernen (und ich füge hinzu: auch von den verantwortlichen führungskräften sowie teilen ihrer lakaien) gezeichnet worden ist. und unter diesem aspekt sollten sie auch wahrgenommen und behandelt werden.

*

das sich nun "bp" öffentlich sehr schnell zur übernahme der kosten (was immer das dann auch konkret bedeutet) breit erklärt hat, dürfte als allerletztes mit solchen dingen wie echter verantwortungsübernahme oder gar wirklicher reue zu tun haben, sondern eher damit, dass auch die pr-abteilungen dieser kriminellen organisationen inzwischen wissen, dass sich solche (absehbaren) debakel wirklich großen stils öffentlich nicht wirklich gut machen und eine ernste delle ins geschäft schlagen können, vom image mal ganz zu schweigen.

und es dürfte auch etwas mit den tatsächlichen
hintergründen in diesem fall zu tun haben - die sehen hinsichtlich "bp" nämlich so aus:

(...) "Doch BP macht es sich mit der Schuldzuweisung an die Schweizer Firma etwas zu leicht, wie verschiedene Kommentatoren bemerkten. «Es war der britische Ölkonzern, der Transocean den gefährlichen Auftrag gab. BP liess das Unternehmen in in einer Tiefe bohren, die technisch nicht mit letzter Sicherheit zu kontrollieren ist», schreibt etwa die «Financial Times Deutschland». Das «Wall Street Journal» weist darauf hin, dass die Sicherheitstechnik der «Deepwater Horizon» nicht auf dem modernsten Stand gewesen sei. Es habe ein Schalter gefehlt, mit dem das Bohrloch hätte verschlossen werden können. Warum? BP hatte zusammen mit anderen Ölfirmen im amerikanischen Parlament lobbyiert, dass diese Schalter anders als etwa in Norwegen und Brasilien nicht zur Vorschrift werden. Kein Wunder: Ein Stück kostet 500'000 Franken." (...)

weil da einige herren etwas sparen wollten, gibt es jetzt also eine situation, die - stand heute abend -
so aussieht:

(...) "Die küstennahen Feuchtgebiete sind die Laichgebiete und Brutstätten von zahlreichen Krebstieren, Fisch- und Vogelarten. „Gerade für Vögel könnte die Zeit nicht schlechter gewählt sein“, sagt Melanie Driscoll von der US-Vogelschutzorganisation Audubon. Viele Vögel brüten in der Gegend, auch Zugvögel auf dem Weg von Südamerika in arktische Gebiete sind zur Zeit dort. (...)

„Über die Nahrungskette sind beinahe alle Tiere bedroht, die in der Küstenregion leben“, sagt Maggy Nugues vom Bremer Leibniz-Zentrum für marine Tropenökologie. Zahlreiche Tierarten ernähren sich von Plankton - etwa Krabben, Muscheln, Austern und Shrimps. Eingeöltes Plankton können sie entweder gar nicht fressen oder wenn sie es doch tun, vergiften sie sich an der verseuchten Nahrung. Dadurch fehlt dann wieder Nahrung für andere Tiere, etwa Otter, der sich von Muscheln ernähren.

Auch Delphine und Wale sollen betroffen sein. Die können doch weite Strecken zurücklegen - können sie nicht aus dem verseuchen Gebiet verschwinden?

Doch, können sie - sagt Maggy Nugues. „Delfine und Wale werden merken, dass das Wasser nicht in Ordnung ist, verlassen das Gebiet und fressen auch nicht mehr dort.“ Allerdings ernähren auch sie sich von Plankton und Fischen. Sind diese durch Öl verseucht, können die Tiere erkranken. Verseuchte Fische können sich sehr viel weiterräumiger ausbreiten, als der Ölteppich selbst. Wie genau sich das auf die großen Meeressäuger auswirken wird, ist aufgrund der geringen Erfahrungswerte schwer einzuschätzen.

Man hört immer wieder, das Mississippi-Delta sei besonders empfindlich. Warum?

Die Region besteht zu einem großen Teil aus Mangrovenwäldern. Mangroven atmen über Luftwurzeln - deren Öffnungen werden durch das Öl verklebt. Die Pflanzen sterben und mit ihnen der Lebensraum für zahlreiche Tierarten." (...)


oder, aus finanzieller warte - leider und bezeichnenderweise die einzige ebene für etliche zeitgenossen, die von ihnen wirklich wahrgenommen wird -
so :

(...) "Der Fischerei und dem Tourismus in der Region, die sich gerade erst von den Folgen "Katrinas" erholt haben, drohen schwere Schäden. Experten gehen davon aus, dass das Öl Umweltschäden anrichten wird, die nur schwer zu beseitigen sein werden. Die Küstengewässer und Sumpfgebiete im Golf von Mexiko sind Heimat zahlreicher Tierarten wie Seekühe, Delfine, Wale, Tümmler, Pelikanen sowie anderer Vögel. Im Golf gibt es zudem riesige Mengen an Meeresfrüchten wie Austern, Krabben Muscheln und Fische.

Die Energie-Experten der Agentur Fitch schätzen, dass allein die Eindämmung des Ölteppichs und die anschließende Säuberung drei Milliarden Dollar erreichen könnte. Der Analysten Neil McMahon von der Investmentfirma Bernstein rechnete zudem vor, dass in der Fischereiindustrie Schäden von 2,5 Milliarden Dollar und in der Tourismusbranche von drei Milliarden Dollar zu erwarten sind."


wobei ich persönlich das entscheidende die in der fiktiven kategorie "geld" nicht messbaren qualen der unzähligen lebewesen finde, die letztlich einmal mehr vom wahnsinn des ölzeitalters sowie der damit verbundenen bzw. immanenten kapitalistischen schwerkriminalität zum tode verurteilt werden.

*

es gibt aber noch einen weiteren aspekt des ganzen, der bisher - zumindest bei den mir bekannten berichten - nirgendwo aufgegriffen wurde, aber wirklich schlimme befürchtungen wecken muss (vielleicht wird er genau deswegen beschwiegen) - die einzige mir bisher bekannte ausnahme ist dieser
artikel, der den zusammenhang deutlich macht und benennt:

(...) "Da die klassischen Ölquellen nach und nach versiegen, sind Ölkonzerne darauf angewiesen, andere Vorkommen zu erschließen, um den Energiebedarf zu decken – etwa in der Tiefsee sowie in den sandigen Böden Kanadas, wo Öl aus Teersand gefördert werden kann. Dies ist mit mehr Aufwand, höheren Kosten und deutlich größeren Belastungen für die Umwelt verbunden." (...)

kurz: es war eine tiefseebohrinsel, die da versunken ist - und genau diese eigenschaft macht die schließung der lecks jetzt so schwierig - hoher druck, dunkelheit, unzugänglichkeit für taucher bzw. notwendigkeit für high-tech-material . und damit wird genau das deutlich, was im zitat als "mehr aufwand, höhere kosten und deutlich größere umweltbelastungen" umschrieben ist: tiefseebohrungen sind bereits ein teil der manischen jagd nach den letzten erreichbaren ölvorräten, und damit spiegeln sie ebenfalls einen teil der realität von
peak oil - siehe auch hier - wieder. und wie dieser fall jetzt gerade deutlich unterstreicht, steigen die risiken beim gierigen grapschen nach den letzten vorräten des schmierstoffs für die industrielle "zivilisation" absehbar in einer derart unakzeptablen weise an, dass die dringlichkeit der beendigung des zeitalters der fossilen energien einem schier ins gesicht springt. und noch mehr die dringlichkeit der beendigung des auf diesen fossilen energien basierenden totalitären kapitalismus: weil die profitmaximierung um jeden preis das eherne gesetz dieses systems, ja eigentlich seinen einzigen inhalt darstellt, ist das verhalten von bp, wie es weiter oben kurz skizziert wurde, keinesfalls irgendwie als "ausrutscher" zu begreifen, sondern als "normalität", die unter den systemvorgaben ohne weiteres zur offenen kriminalität (wenn auch vermutlich nicht im sinne der herrschenden strafgesetze) mutiert.

anders: es liegt auf der hand, dass bei immer schwierigeren umständen der ölförderung solche "unfälle" keine ausnahmen bleiben werden - was das in gebieten wie den polarregionen oder auch anderen tiefseezonen mit einiger wahrscheinlichkeit bedeutet, müssen wir gerade miterleben. aber wenn man sich den umgang mit der gleichfalls hochriskanten - und zwar in jeder beziehung, vom uranabbau bis zur fiktiven "endlagerung - atomenergie betrachtet, die unter strukturell ähnlichen prämissen wie die ölförderung betrieben wird, bleibt die wahrscheinlichkeit für lerneffekte gering - auch, wenn obama inzwischen andere tiefseeprojekte erstmal ausgesetzt (und eben nicht definitiv beendet) hat. dafür ist letztlich auch eine verbreitete haltung mitverantwortlich, wie sie jemand im "standard"forum
zur schau stellt:

(...) "ich will die errungenschaften der modernen gesellschaft nicht aufgeben. ich will im auto fahren wann ich es will und wohin ich will, ich will wenn ich es möchte ein flugzeug besteigen können und in ein land reisen können, das mich interessiert.

kaufen sie sich einen bauernhof (kein stromanschluss, kein traktor), züchten sie tiere und pflanzen sie obst, gemüse und getreide. und schauen sie sich mal an, was für ein sch** leben das ist."


wer derart "ich will" brüllt, will und wird letztendlich und tatsächlich nur eines: mit dem kopf frontal gegen eine betonwand laufen. ich fürchte, anders werden die nach dem westlichen "way of life" strukturierten gesellschaften incl. einer mehrheit ihrer bewohnerInnen ihre grenzen auch nicht (mehr) lernen, als nur noch auf die ganz harte und schmerzvolle tour (da kann dann beizeiten auch ein naturphänomen wie ein
vulkanausbruch wertvolle lektionen vermitteln). mal abgesehen davon: woher will der im tatsächlichen sinne a-soziale ignorant wissen, was ein scheißleben ist? in der heutigen gesellschaftlichen form können sich wirklich und tatsächlich nur noch gestörte auf die dauer wohlfühlen (und halten das auch noch für "freiheit") - das nenne ich ein scheißleben ! und das ist keine haltlose polemik, sondern ein nüchterner tatsachenbestand (wer das nicht glaubt, darf sich zb. einmal das blog von vorne bis hinten durchlesen und dann wiederkommen).

*

einmal mehr lautet abschließend ein wesentliches fazit aus dem ölteppich im golf so: es ist absolut zeit, aufzuräumen - im ganz eigenen überlebensinteresse.

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