Dienstag, 22. Juni 2010

kontext 67: es gibt sachen, die sind so krass, die kannst du dir gar nicht ausdenken

heute titelt spon US-Richter kippt Obamas Öl-Bohrstopp. mal ganz abgesehen davon, dass dieser "bohrstopp" eh nur 33 projekte aktuell betraf (von ein paar tausend im golf), hätte spon einfach mal durch mitlesen in verschiedenen us-quellen (das lässt sich noch nicht mal recherche nennen) einige interessante details über

"US-Bundesrichter Martin Feldman"

herausfinden können. so zb., das dieser richter bereits seit 1983 in seinem amt sitzt und damals von der reagan-administration berufen wurde. alleine das ist in diesem kontext schon bezeichnend. das andere aber ist ein einblick in seine
finanziellen verhältnisse (pdf-file). da finden sich dann aus den letzten jahren hübsch säuberlich aufgelistet investments, anteile und aktiengeschäfte seinerseits u.a. mit und von
  • Transocean
  • Ocean Energy Notes
  • Peabody Energy
  • Provident Energy Corp
  • Hercules Offshore
  • Parker Drilling Company
  • TXCO Resources, Inc.
  • EV Energy Partners
  • BPZ Resources, Inc.
  • El Paso Pipeline Partners LP
  • Chesapeake Energy Corporation
  • ATP Oil & Gas Corp.
muss ich nichts mehr zu schreiben, oder? unites states of corporations - sollte die eigene gesetzgebung per lobbys mal schwächeln, so sitzen solch´ tapfere und total unabhängige juristen in den startlöchern, um die fiesen anschläge auf markt und freies unternehmertum zuverlässig zu vereiteln. hierzulande ist´s zwar grundsätzlich nicht anders, aber dieses beispiel macht mich nun doch etwas sprachlos. mit einem derartigen system und solchen protagonisten gibt es nichts mehr zu verhandeln.

notiz: ölstörfall auch im roten meer, ausmaße unklar [update]

ich wollte heute eigentlich - ab dienstag beginnen immer meine lohnarbeitstage - gar nichts schreiben, aber nach einem kurzen blick auf die aktuellen nachrichten bleibt nichts anderes übrig. schauplatz eines weiteren störfalls des ölzeitalters ist diesmal die küste von ägypten am roten meer, und die informationsbrocken, die offenbar erst seit ein paar stunden bekannt werden, lassen nichts gutes erwarten:

(...) "Offenbar besteht das Leck an einer Bohrplattform bereits seit mehreren Tagen. Während die Regierung betont, alles unter Kontrolle zu haben, fürchten Umweltschützer um das Leben unter und am Wasser des Roten Meers.

Ein ägyptischer Regierungssprecher erklärte, die Menge des ausgetretenen Öls sei "begrenzt", nannte aber keine Einzelheiten. Der Ölteppich sei in der vergangenen Woche entdeckt worden und inzwischen weitgehend eingedämmt. Die Verunreinigungen an den Stränden seien inzwischen beseitigt.

Eine Bedrohung für das angrenzende Naturschutzgebiet am Roten Meer bleibe allerdings bestehen, erklärte Amr Ali, der Geschäftsführer der unabhängigen Umweltschutzinitiative Hepca (Hurghada Environmental Protection and Conservation Agency), die die Verschmutzung öffentlich gemacht hatte. Auch seien an fünf Stellen Korallenriffe beschädigt worden.Der Biologe Ahmed El Drubi, ebenfalls Hepca-Mitglied erklärte, er habe Informationen, dass aus dem Leck wieder Öl fließe, nachdem es vorübergehend geschlossen werden konnte." (...)


nach dem, was weiteren berichten zu entnehmen ist, sind hier - analog zum golf - ebenfalls ökologisch sehr sensible zonen bedroht; gleichfalls sind bereits verölte tiere gefunden worden. bezeichnend und erbärmlich ist die faktische nachrichtensperre seit einer woche - in ägypten eine angelegenheit, die voll und ganz in staatlicher verantwortung liegt. die staatliche umweltschutz-agentur...

(...) "... habe außerdem bis heute den Urheber der Verschmutzung nicht benannt, obwohl das Öl bereits seit längerem ausfloss. Auch habe keine der im Roten Meer tätigen Ölfirmen von sich aus die Verantwortung übernommen.

Aus Kreisen der betroffenen Ölfirma verlautete, der Ölteppich habe die Küste auf einer Länge von 160 Kilometern verschmutzt. Ein Leck auf einer Bohrplattform nördlich von Hurghada soll die Ölpest verursacht haben." (...)


welche firma, wieviel barrel ausgelaufen, in welcher tiefe ist das leck (oder sind´s mehrere ?), welche meeres- und küstenzonen konkret betroffen, ist der ausfluß gestoppt? alles fragen, die aktuell nicht beantwortet sind und teils medial noch nicht mal gestellt werden. 160 kilometer betroffener küste sind wahrlich kein pappenstiel. und die öffentlichen erklärungen klingen verdammt ähnlich denen, die in den allerersten tagen des golf-desasters zu vernehmen waren. bleibt aktuell nur die hoffnung, dass sich damit die analogien auch erschöpfen.

an den tiefsten stellen kann dieses meer übrigens bis 3000 meter reichen.

nachtrag: die
huffpost zitiert anonyme quellen, wonach es sich bei dem leck ebenfalls um einen störfall unter einer off-shore-plattform handelt, allerdings ohne angaben zur tiefe.

*

edit am 24.06.: wie schon unten im kommentar skizziert, ist die
informationsblockade mehr als auffällig, aber für die ägyptische regierung wohl durchaus bezeichnend:

(...) "Allerdings ist bislang weder bekannt, wie viel Öl ausgelaufen ist, noch ist bisher der Schuldige benannt. Man untersuche, wo die Quelle für die Verschmutzung liege, heißt es aus dem Ölministerium. Außerdem seien 90 Prozent des Ölteppichs bereits entfernt, sagt dessen Sprecher. Die Umweltschützer selbst gehen nicht mehr ans Telefon. Auf der Webseite der Hepca, der "Hurghada Environmental Protection and Conservation Association", also jener Umweltorganisation, die Anfang der Woche Alarm geschlagen hatte, findet sich ein letzter Eintrag vom Mittwoch. Darin werden die Bemühungen, die Strände zu säubern, als äußerst effektiv gelobt. Das Leck sei seit Donnerstag letzter Woche geflickt. Weiter heißt es dann aber kurioserweise, man warte immer noch auf eine Erklärung der staatlichen Institutionen, die die Identität der Ölplattform offenlegt, "aus der offensichtlich Öl ausgeflossen ist". (...)

Genau darin könnte der Grund für die staatliche Zurückhaltung liegen. Das Gros der Bohrungen im Golf von Suez wird von staatlichen ägyptischen Firmen durchgeführt. Hier müsste sich der Staat selbst anzeigen." (...)


das plötzliche "verstummen" der umweltorganisation, die das ereignis überhaupt erst publik gemacht hat, ist ein bedenkliches zeichen. das im artikel erwähnte video müsste das hier sein:



das das öl im wasser tatsächlich um eine förderplattform herum sichtbar ist, lässt sich auch als indiz dafür werten, dass eine weitere "offizielle"
meldung seitens der regierung mit höchster skepsis zu lesen ist:

"Ein Ölteppich, der letzte Woche Küstenabschnitte des beliebten ägyptischen Badeortes Hurghada verschmutzte, soll von einem Öltanker verursacht worden sein. Zu diesem Schluss gelangte eine Expertise des ägyptischen Erdölministeriums, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur MENA am Donnerstag in Kairo.

Es sei wahrscheinlich, dass die Verunreinigung nicht von einer lecken Ölplattform in Roten Meer stamme, sondern von einem Tanker, der bei der Reinigung auf hoher See Ölrückstände verloren hat, hieß es in dem Untersuchungsbericht." (...)


warum nur werde ich vor dem hintergrund der bisherigen, teils widersprüchlichen meldungen, der offiziellen nichtinformationspolitik sowie der sichtbaren interessenlage in diesem fall beim anblick der obigen meldung das gefühl nicht los, dass es sich hier um glatte desinformation handelt ? weder staaten noch konzernen ist in solchen angelegenheiten über den weg zu trauen, erst recht nicht, wenn ein bekannt repressiver staat beides quasi unter einem dach vereinigt. wir werden sehen, was in der nächsten zeit noch bekannt wird.

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