Mittwoch, 19. Oktober 2011

notiz: der aktuelle systemstatus nährt sich rasant der zone "ramsch"

aktuell in griechenland- der heute begonnene generalstreik, der morgen weitergehen soll und nach gerüchten möglicherweise in einen unbefristeten übergehen könnte, trägt seinen namen zu recht - laufende berichte (deutschsprachig) unter dem ersten link; auch der britische "guardian" hat zum streik und der "europäischen schuldenkrise" generell ein live-blog laufen.

nicht nur nach dortigen berichten war es heute morgen in athen wohl so, dass eine stürmung des parlaments in der luft lag, was nicht nur von tausenden bereitschaftspolizisten, sondern auch durch eine menschenkette der griechischen (und von ihrer programmatik und den methoden her wohl teils noch stalinistisch ausgerichteten) kommunistischen partei verhindert wurde. aktuell gibt es in verschiedenen teilen athens und anderer städte immer noch auseinandersetzungen zwischen streikenden und der polizei, ebenfalls ist einiger bruch zu verzeichnen.

*

der "guardian" war es auch, der als erstes medium von der neuesten
trickserei rund um die geplante "mutter aller rettungssschirme", den eurofonds "efsf", berichtete:

(...) "Wie die "Financial Times Deutschland" ("FTD") berichtet, will Schäuble ihn auf eine Billion Euro hebeln. Der britische "Guardian" geht unter Berufung auf EU-Diplomaten sogar noch weiter: Ihm zufolge haben sich Deutschland und Frankreich auf eine Summe von zwei Billionen Euro geeinigt." (...)

jenseits aller aktuellen dementis beeindruckt vor allem die dreistigkeit, mit der die kapitalmarionetten aus dem politik-betrieb inzwischen die halbwertszeiten ihrer aussagen herunterschrauben. man erinnere sich nochmals an die "bundestagsdebatte" neulich über den "rettungsschirm" und vergleiche die dort getätigten aussagen mit der neuen entwicklung.

*

aber womöglich orientieren sich die politzombies auch nur am entsprechenden handeln der untoten aus der sog. finanzwelt. der eigentliche - in meinen augen - hammer des tages kommt aus den usa und wurde gestern von markus gärtner in seinem
blog veröffentlicht - weil die wichtigsten aussagen dort bereits enthalten sind, zitiere ich mal die einleitenden absätze:

"Auweia, die Zahlen klingen dramatisch, und sie stellen alles in den Schatten, wovor man sich in Europa dieser Tage fürchtet: Bloomberg berichtet gerade, dass die Bank of America Derivate aus dem Investmentbanking bei Merrill Lynch in eine Gesellschaft verlegt, die von der Einlagensicherung abgedeckt wird. Laut dem Office of the Comptroller of the Currency (OCC) umfassten die Derivate Ende Juni ein Volumen von 75 Billionen (ja, 75.000 Mrd.) Dollar, wie Bloomberg schreibt.

Die Quellen für diese Information werden nicht genannt, es sollen mehrere sein. Damit deutet sich an, wie auf der anderen Seite des Atlantiks, in Amerika, die Vorbereitungen auf einen möglichen Kollaps des europäischen Finanzsystems getroffen werden, mit der Verschiebung der Derivate – zu einem großen, aber nicht exakt bekannten Teil Garantiegeschäfte für europäische Schuldpapiere – in ein Orbit, für das die US-Einlagensicherung, sprich der amerikanische Steuerzahler, aufkommt." (...)


er schreibt weiter, dass ebenfalls von der investmentbank "j.p. morgan" derivate in ähnlicher weise verschoben worden sind, und zwar im umfang von bis zu 79 billionen dollar - und ja, es handelt sich hier nicht um us-amerikanische milliarden, sondern tatsächlich um billionen. man sollte sich bei solchen zahlen daran erinnern, dass das gesamte reale jährliche "bruttosozialprodukt" der welt auf 50 billionen dollar geschätzt wird und erhält einen kleinen eindruck von den dimensionen, um die es inzwischen geht. aber das wichtigste sind diese beiden fakten: erstens lässt sich eine solche transaktion tatsächlich nur als prävention im hinblick auf einen vorhergeahnten bankrott der eurozone interpretieren, und zweitens ist die ablagerung dieses toxischen finanzmülls auf (us-)staatskosten etwas, was in den inzwischen über hundert ständigen "occupy!"-camps quer durch die usa allerhöchstes entzücken hervorrufen dürfte.

*

mrs. mop
berichtet derweil weiter vom camp in frankfurt vor der "europäischen zentralbank", welches ebenso wie das kleinere camp in hamburg vor der "hsh nordbank" noch existiert. inzwischen gibt es international neue aufrufe in sachen "occupy" für das nächste wochenende, aber dazu in den nächsten tagen mehr - dann auch noch mit einem globalen überblick, der angesichts der sich überschlagenden ereignisse allerdings zwangsläufig nur fragmentarisch sein kann.

nachtrag: gerade gefunden -
tomasz konicz zur geplanten "hebelung" des "efsf":

(...) "Ab einem gewissen Schwellenwert werden die Summen, mit denen die Krisenpolitik derzeit hantiert, unvorstellbar. Welchen Bezug haben Beträge mit zwölf Nullen zur Lebenswirklichkeit jener Bevölkerungsmehrheit, die mit permanenten Verzichtsforderungen und sozialen Erosionsprozessen konfrontiert ist? Hilft es, zwei Billionen Euro auf rund 570 Millionen Hartz-IV-Monatssätze umzurechnen, ohne daß dies absurd wirkt? Vor allem: Glaubt noch jemand von den Beteiligten, daß diese Schulden jemals beglichen werden?

Die grotesken Dimensionen besagen, daß die Verschuldungsprozesse an ihre Grenzen stoßen. Sie fungierten jahrzehntelang als Konjunkturtreibstoff der Weltwirtschaft. Das Limit dieser alle Gesellschaftsbereiche umfassenden und auf den Finanzmärkten realisierten Schuldenmacherei ist dann erreicht, wenn ein kritischer Anteil der Marktteilnehmer sich der Absurdität des Unterfangens bewußt wird. In diesem Moment kann es schnell gehen: Lawinenartige Flucht- und Spekulationsbewegungen dürften dann zur berüchtigten »Kernschmelze« des Weltfinanzsystems führen, die 2008 durch staatliche Verschuldungsprozesse hinausgezögert wurde." (...)


yo, ich glaube, inzwischen sind wir in einer phase, in der es ganz schnell gehen kann: auslöser können die entwicklungen in griechenland (und demnächst portugal, spanien, italien...) genauso sein wie eine "herunterstufung" frankreichs oder auch gewisse desaströse entwicklungen in den usa und - nicht aus dem blick verlieren - china. dabei kann der trigger inzwischen genauso aus widerstandsentwicklungen und möglichen folgen bestehen wie in den verfallsprozessen innerhalb des globalen finanzsystems selbst. ende gelände und schicht im schacht.

konicz schliesst seinen beitrag wie folgt:

(...) "Für die Linke wird es höchste Zeit, ernsthaft über grundlegende System­alternativen zum Krisenwahnsinn nachzudenken und sie in die öffentliche Debatte zu bringen."

nicht nur für die "linke", wie ich anmerken möchte - das geht letztlich alle an. in diesem sinne sehen wir uns hoffentlich am nächsten wochenende auf den strassen!

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