so, es geht mir den umständen entsprechend einigermaßen - auch, wenn ich fast unmittelbar im anschluß an die unfreiwillige bettruhe bis ende letzter woche von einer erkältung niedergestreckt wurde, und jetzt gerade schniefend ein paar blicke ins netz geworfen habe - was die stimmung nun keinesfalls hebt. aber da ich mich "zwangsweise" in den letzten tagen mal ausgiebig den tv-angeboten gewidmet habe, ist das netz im vergleich trotz aller macken immer noch ein hort an realistischer information, gerade was gesellschaftliche prozesse aller art angeht.
manchmal schaffen es solche infofragmente allerdings auch auf die mattscheibe, und so will ich erstens auf die gestern abend - ziemlich spät - gelaufene dokumentationDie Zockerbankhinweisen, die sich mit der und den geschichte(n) rund um die "hsh-nordbank" beschäftigt:
"Unser Geld in die Welt" hätte der Leitsatz der HSH Nordbank sein können. Ob US-Immobilien, Finanzderivate oder riskante Schiffsfinanzierungen: Die Banker aus dem Norden waren überall dabei. Das Ergebnis: Ende 2008 hätte die HSH Nordbank eigentlich schließen können. Millionenverluste und Milliardenkapitalspritzen von den Eigentümern, den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein. Summen so hoch wie die Landeshaushalte." (...)
wirklich informativ, und die bankster sind (nicht nur in diesem fall) real genauso abgefuckt, wie es die billigsten klischees wissen wollen. den film gibt´s in voller länge auf der verlinkten seite zu sehen.
*
ob es nur ein zufall ist, dass genau eine woche später, also am nächsten dienstag ab 23.40 h, im gleichen programm die dokumentationDie Hochstaplerzu sehen ist ?
"Der Film zeigt, wie der Wunsch bei einem Menschen entsteht, Hochstapler zu werden und - wie gering der Unterschied zwischen den so genannten Erfolgsmenschen und Hochstaplern ist."
aus der im letzten teilsatz benannten wahrnehmung werden bis heute keinerlei relevante konsequenzen gezogen. und u.a. die gründe dafür sollen in der nächsten zeit hier vermehrt thema werden.
ich hatte den film übrigens in der vergangenheithier schon vorgestellt.
...glück im unglückim januar - ich hoffe bloss, das das keine persönliche tradition wird.
der reihe nach: die letzten wochen habe ich mich hier rar gemacht, was zum einen mit eingeschränkten onlinezugängen, zum anderen mit viel nachdenken über das thema soziopathie und ihre möglichen auswirkungen auf ganze gesellschaften zu tun hatte. ich wollte - und will - hier den focus wieder mehr auf die "eigentlichen" kernthemen, d.h. die menschlichen psychophysischen zustände, legen. in dieser woche allerdings rückte das alles in den hintergrund, nachdem ich einen arbeitsunfall produzierte, bei dem ich noch wesentlich mehr glück hatte als im letzten jahr auf dem fahrrad.
wenn man auf einem gabelstapler sitzend rückwärts mitsamt dem gerät - etwas über eine tonne schwer - von einer hebebühne kracht, kann das sehr, sehr böse ausgehen - vor allem, wenn man dann noch mit dem hinterkopf auf steine, eis oder alte bahnschienen aufschlägt, vermutlich war´s von allem ein bißchen.
um es kurz zu machen: ein (leichter) unfallschock und eine ebenso im verhältnis leichte gehirnerschütterung sind vermutlich tatsächlich die mir bis heute am glimpflichsten vorkommenden möglichen folgen überhaupt bei einer solchen aktion. und langsam komme ich wieder klar, auch wenn mir der moment des unfalls immer wieder wie ein film vorbeizieht. zwei tage im gleichen krankenhaus wie vor zwölf monaten (dialog in der ambulanz "Sie kenn ich doch - waren Sie nicht erst neulich hier?" "das war nicht neulich, sondern vor einem jahr" "nee, das war doch erst kürzlich?" anscheinend herrscht in unfallambulanzen eine ganz eigene zeit), welches ich dann immerhin ohne krücken, aber mit einem bangen blick auf vereiste wege, verlassen konnte zwecks bettruhe zuhause.
leider weiss ich zumindest soviel über neurologie, um bei der vorstellung von kopfverletzungen unruhig zu werden - trotz ausgiebiger und befundloser diagnostik im krankenhaus, u.a. eine ct, gibt es da immer ein gewisses restrisiko hinsichtlich eventueller spätfolgen, die sich nicht vorhersehen lassen. aber damit muss ich für den moment leben. wie gesagt: nochmal glück im unglück, jetzt schon bei vier unfällen in den letzten drei jahren.
soweit erstmal zur erklärung für die vergangene ruhe hier. in der nächsten woche wird´s dann langsam wieder losgehen.
willkommen zu einem weiteren jahr des globalen irrsinns allerorten - ein jahr, in dem die wut weiter vor sich hinköchelt:
"Reiche Leute sind vor allem eins: kriminell. Das war ja ohnehin schon lange bekannt. Und das Gesetz dient in erster Linie dem Schutz von Eigentum - Eigentum eben dieser reichen Leute.
Kommt davon wenn man Kreuze auf Wahlzettel macht anstatt Löcher in Politiker."
so ein - seit längerem unzensiertes, vielleicht weil durchaus kein einzelfall - posting im wiener standard anlässlich weiterer berichte über die machenschaften in sachen "hypo alpe adria", eine geschichte, die sich mittlerweile zu einem lehrstück über die verfilzung von politischer und wirtschaftskriminalität in mehreren ländern incl. deutlich erkennbarer quasi-mafiöser strukturen entwickelt hat. die foren österreichischer medien zum thema weisen inzwischen einen ausserordentlich hohen wut-index auf; und es lassen sich durchaus schon erste anzeichen dafür entdecken, dass das politische system in österreich dadurch in sachen legitimation hübsch destabilisiert werden wird - zunächst in formen einer art innerer und tiefer distanzierung, die dann die notwendige basis für weiteres darstellen könnte. wer sich für genaueres interessiert, lese auch die fortlaufende berichterstattung beimrebellmarkt oder diese recht aktuellezusammenfassung.
die sonstigen news sind keinesfalls erbaulicher:
globale krisenkaskade I: wirtschaftswachstum und klimaschutz gleichzeitig = unmöglich
globale krisenkaskade II: karl-heinz roth zu kapitalismus & ökologie
globale krisenkaskade III: warum wird über peak oil nicht massiv öffentlich diskutiert?
globale wirtschaftskrise I: 2010 - im auge des hurricans
globale wirtschaftskrise II: nach den banken nun die staaten - die epoche der staatsbankrotte steht vor der tür
griechenland: "sparmaßnahmen", korruption und der bankrott
spanien: immigranten geraten auf dem arbeitsmarkt als erste unter druck
usa: das gleiche bild
deutschland: die krise kommt endgültig im alltagsbewusstsein an
in aller kürze: usa - ermittlungen u.a. gegen goldman-sachs und deutsche bank wg. insidergeschäften / island - bevölkerung mehrheitlich gegen entschädigungsgesetz für ausländische anleger / d-land - schienengüterverkehr im jahr 2009 um 25% zurückgegangen; binnenschiffverkehr im großteil des jahres um 19% / das allerletzte: auch (haus-)tiere gehören zu den krisenopfern
*
der name chris martenson wird den meisten leserInnen ebenso wie mir bisher unbekannt gewesen sein, obwohl es sich bei ihm um einen naturwissenschaftler handelt, der sich schon länger mit seinem speziellen hintergrund ökonomischen fragen widmet, was ich an sich schon spannend finde. man muss nicht jede seinerpositionenteilen; seit kurzem jedoch zirkuliert eine deutschsprachige übersetzung eines seiner essays im netz, die deutlich stellung bezieht zur unmöglichkeit, die zwei erklärten hauptziele westlicher regierungen - "wirtschaftswachstum" und bzw. durch "klimaschutz" - zu erreichen. ein u.a. auch physikalischesding der unmöglichkeit:
(...) "Vor und während der Konferenz in Kopenhagen (und sicher auch danach), haben Politiker und Zentralbänker unermüdlich daran gearbeitet, die Weltwirtschaft auf einen Wachstumspfad zurückzubringen. Uns wird gesagt, dass wir mehr Arbeitsplätze benötigen, mehr Wachstum und mehr Konsum. Wachstum ist das allgegenwärtige Wort auf den Lippen der Politiker. Und die amtlichen Maßnahmen in der Größenordnung mehrerer zehn Billionen Dollar sprechen dafür, dass es sich hierbei tatsächlich um das globale Ziel mit der höchsten Priorität handelt.
Andererseits ist die übereinstimmende Meinung aus Kopenhagen, dass CO2-Emissionen in den nächsten Jahrzehnten stark reduziert werden müssen.
Diese beiden Ideen schließen sich gegenseitig aus. Man kann nicht beides haben.
Wirtschaftswachstum benötigt Energie und der größte Teil unserer Energie kommt von Kohlenwasserstoffen - Kohle, Öl und Erdgas. Beim Verbrennen dieser Energieträger wird Kohlendioxid freigesetzt. Somit wird bei einer wachsenden Wirtschaft auch mehr CO2 freigesetzt. Das ist eine sehr einfache Sache.
Niemand hat bislang erläutert, wie wir es schaffen sollen, ein Wirtschaftswachstum und eine Reduzierung bei der Nutzung von fossilen Brennstoffen zu erreichen. Somit sind die in Kopenhagen vorgeschlagenen Handlungen realitätsfremd und in Anbetracht der Ausgaben von zig Billionen Dollar dem Untergang geweiht.
Es gibt nur eine einzige Sache, von der wir wissen, dass sie den CO2-Ausstoß gedrosselt und sogar reduziert hat, und das ist die jüngste Kontraktion der Wirtschaft." (...)
so ist es. und auch diese konstellation weist deutlich auf das szenario hin, welches ich schon öfter skizziert habe: nicht nur die (westliche) art des wirtschaftens, sondern der gesamte darauf basierende lebensstil im auf fossilen brennstoffen beruhenden totalitären kapitalismus steht zur disposition, einfach weil er an vielfältigste und nicht mehr auszutricksende - weder durch technik o.a. - grenzen gelangt ist. die ökosphäre setzt grenzen, peak oil (s.u.) setzt eine weitere, und letztlich ist auch die erschöpfung der menschen insgesamt eine systemimmanente grenze, die sich u.a. in den weiter steigenden zahlen von psychophysischen störungs- und krankheitsbildern ausdrückt. alles zusammen lässt sich berechtigt alssystemkrisebezeichnen, und es ist bereits jetzt deutlich zu sehen, dass wir in eine epoche ständiger, sich gegenseitig überlagernder und verstärkender krisen eingetreten sind, die an intensität mindestens solange zunehmen werden, bis das ganze system entweder einigermaßen kontrolliert überwunden wird oder aber in einem prozess von agonie und zerfall kollabiert.
*
die diskussionen um das klima sind ja weder hier noch anderswo abgeschlossen, aber jenseits dessen kann eines schon festgehalten werden: der industrielle kapitalismus ist u.a. aufgrund seiner tendenz zur verdinglichung alles lebendigen von beginn an auf einem kriegspfad gegen die globale bios- und ökosphäre gewesen, was einmal mehr vom in vergangenen krisennews zitierten karl-heinz roth in seinem letzten buch die globale krise herausgearbeitet wird - eine gekürzte zusammenfassung des entsprechenden kapitels,Die Umweltkrise als Systemgefährdung und die Entstehung des ÖkoKapitalismusliegt als pdf. vor und enthält u.a. eine skizze der wahrscheinlichen realität des allseits gelobten "grünen kapitalismus", der den ausweg aus den verschiedenen fallen darstellen soll:
"Die lebendige Arbeit und die Natur – Boden. Luft und Wasser – sind die elementaren Voraussetzungen aller gesellschaftlichen Produktions- und
Reproduktionsprozesse. Dass die arbeitenden Menschen und die Natur unter kapitalistischen Akkumulations- und Regulationsbedingungen nicht nur ausgebeutet, sondern auch in erheblichem Ausmaß geschädigt werden, wurde seit der ersten Industrialisierungsphase des Weltsystems
aufmerksam registriert und erörtert, geriet aber immer wieder in Vergessenheit. Infolgedessen konnte die in den 1980er Jahren neu aufgekommene Geschichtsschreibung über Arbeiterschutz und Umweltzerstörung auf einen riesigen verschütteten Quellenfundus zurückgreifen. Sie führte uns drastisch vor Augen, wie das sich ausbreitende Fabriksystem ganze Generationen von Arbeiterinnen und Arbeitern gesundheitlich ruinierte und seine nähere Umgebung zerstörte.
Aber die Abwässer, Schlacken, Schwermetallrückstände, Dämpfe und Rauchgase durchdrangen nicht nur die Körper der unmittelbaren Produzenten, sondern wurden auch in die umgebenden Gewässer, in die Böden und in die Luft abgeleitet. Sie verwandelten in den sich ausbreitenden Industriezentren die Flüsse in Kloaken, zerstörten die benachbarten Wälder durch den »Sauren Regen« und kontaminierten die Böden.
Langandauernde soziale Konflikte waren die Folge dieser umsichgreifenden »industriellen Pathologie«. Die Arbeiterinnen und Arbeiter entflohen den besonders gesundheitsschädlichen Sektoren des Fabriksystems nach durchschnittlich neun bis zwölf Monaten und mussten in Europa und den Vereinigten Staaten fortlaufend durch neu eingetroffene MigrantInnen ersetzt werden.
Die Kapitalisten reagierten auf diese Herausforderungen, indem sie nur noch besonders gesunde Arbeitskräfte einstellten, die schlimmsten Übelstände durch verfahrenstechnische Änderungen abstellten und die Schornsteine erhöhten. Der Wettlauf um immer höhere Schornsteine, die die Rauchplage und den Sauren Regen auf immer größere Gebiete verteilten, symbolisierte diese Tendenz auf besonders drastische Weise. Am System selbst – an der auf längere Dauer der Gesundheitsschädigung angelegten Verwertung billiger Arbeitskräfte und am Raubbau der gratis angeeigneten natürlichen Ressourcen – durfte dagegen nicht gerüttelt werden." (...)
und darf bis heute nicht, sei angemerkt. insgesamt ein dringender lesetipp!
*
die erste version dieser news ist mir vor ein paar tagen wg. einer durchgeballerten sicherung im bevorzugten netcafé ins elektronische nirvana entschwunden, incl. der angelegten sicherungsdatei. aber so kann ich jetzt wenigstens einen aktuellen telepolis-artikel berücksichtigen, der eine nötige und wichtige frage stellt:Warum Peak-Oil offiziell ignoriert wird:
(...) "Noch weniger gibt es offiziell Pläne irgendeiner G8-Regierung, allen voran der USA, wie diesem Problem begegnet werden könne. Das hat Shane Mulligan von der University of Waterloo zu einer Analyse veranlasst, warum dieses Thema so weitgehend ignoriert wird. Angesichts der seit mehr als zehn Jahren intensiv geführten Fachdiskussion, könne die offizielle Ignoranz kaum mit purer Ahnungslosigkeit begründet werden. Das jedenfalls nicht in den höheren politischen Rängen, denn dafür sei die Peak-Oil-Debatte schon zu weit in den Mainstream vorgedrungen, meint Mulligan, der gerade an einem Buch über die Sicherheitsaspekte von Peak-Oil schreibt. Er vermutet daher, dass viele Regierungsexperten an übermäßigem Training in neoklassischer Ökonomie leiden und schlicht davon ausgehen, dass die Marktmechanismen schon für den Ausgleich sorgen, d.h. höhere Preise zu mehr Exploration und Förderung, sowie zur Entwicklung von Substituten führen werden.
Vielleicht grassiere aber auch einfach eine Art von "kognitiver Dissonanz", welche die Administrationen weltweit davon abhalte, diesen potentiell so problematischen Bereich anzugehen, so wie viele Menschen auch nicht gerne über den eigenen Tod nachdenken. Viel lieber werde dann dem Glauben an technische Lösungen gehuldigt, die bei Bedarf schon gefunden würden. Zudem hätten Regierungen generell die Tendenz, schlechte Nachrichten zu unterdrücken.
Wem das ein wenig zu unrealistisch erscheint, dem bietet Mulligan die These, dass etwa die US-Regierung ohnehin Bescheid wisse, das aber einfach nicht bekanntgeben wolle. Und er zitiert David Fridley, einen früheren Kollegen von US-Energieminister Steven Chu, damit, dass "der Minister alles über Peak-Oil weiß. Er kann nur nicht darüber sprechen, weil sonst die Wall Street crashen würde." Sadad al-Husseini, ein früherer Vizepräsident des saudischen Ölgiganten Aramco, bestätigte jüngst, dass "diejenigen, die offiziell nicht darüber sprechen, die Öffentlichkeit eben nicht mit der Wahrheit konfrontieren und beunruhigen wollen. Nur, dass die Öffentlichkeit dann auch nicht bereit sein wird, die notwendigen Maßnahmen zu unterstützen." (...)
das dürfte die bislang treffendste zusammenfassung sein, v.a. deswegen, weil sie die realistisch vorhandenen vielfachen gründe benennt: einmal der im weitesten sinne vorhandene blinde glaube an die systemmechanismen, v.a. an technische lösungen. dann die wahrscheinlichen auswirkungen auf die eh schon massiv angeschlagene ökonomie, wenn klartext geredet werden würde. und als drittes der unwillen einer breiten öffentlichkeit (nicht nur) im westen, wenn die konsequenzen von peak oil deutlich benannt werden würden. tröstlich finde ich aber, dass sowohl schweigen als auch aussitzen bei diesem thema nichts ändern werden. und insgesamt lässt sich das alles als weiteres indiz für den bevorstehenden systemabsturz betrachten - die tendenz zur zunehmenden blanken realitäts(ver)leugung ist nicht nur in diesem bereich wahrzunehmen und stellt m.m. ein symptom für massiv nachlassende interne selbstregulationsfähigkeiten dar, was den insgesamt trotz aller ernsten konsequenzen wünschenswerten und nötigen zusammenbruch noch beschleunigt - lieber ein ende mit schrecken als ein schrecken ohne ende.
*
kommen wir direkt zur ökonomie - die aktuelle situation rund um das globale bankensystem und die dieses großzügig alimentierenden staaten hat der wirtschaftsjournalist frank meyer in seinemblogwie folgt auf den punkt gebracht:
(...) "Weltweit haben die Banken ihre Lehre aus der Finanzkrise gezogen und ihre Risikomodelle so angepasst, dass im Gewinnfall der „Moral Hazard“-Joker sticht oder im Verlustfall … der Steuerzahler haftet; und als ob es keinen Beinahe-Kollaps des Finanzsystems gegeben hätte, nutzt die Finanzindustrie den Blankoscheck der Regierungen und den Ihnen unbegrenzt zur Verfügung gestellten Null bis ein Prozent-Kredit der Notenbanken, um Aktien oder Anleihen oder Rohstoffe innerhalb weniger Monate erneut in eine … Blase zu treiben.
Die jedoch historisch größte Blase spielt sich unverändert in dem immer noch nicht verbotenen OTC-Derivate-Casino ab, wo die steuergeldgestützte Finanzindustrie mit der „Kleinigkeit“ von nur 604.622.000.000.000 USD (+10,5% ggü. 31.12.2008!) auf die Pleite von Unternehmen oder Staaten, Devisen- oder Zinsänderungen wettet. Die durch Zwangsfusionen konzentrierten und damit noch höhere Risiken als je zuvor auf sich vereinenden Zombiebanken „jonglieren“ dort – auf Basis finanzmathematischer Modelle – mit „system(de)stabilisierenden“ Massenvernichtungswaffen (Warren Buffet), die das Welt-BIP von 2008 (60,689 Billionen USD) „nur“ um mehr als das 10-fache übertreffen. Unter Jugendlichen heißt diese Art von „Sport“ Komasaufen, unter Bankern hingegen: „too big to fail.“
Dafür genehmigt sich im Krisenjahr 2009 allein der US-Finanzsektor, angeführt von dem nur „Gottes Werk“ verrichtenden Llyod Blankfein – CEO von Go(l)dman Sachs – angesichts des unermüdlichen Einsatzes für den eigenen Wohlstand torschlusspanikartig neue Rekordboni (Schätzung 2009: ~140 Mrd. USD), die selbst dem patriotischsten Amerikaner inzwischen sauer aufstoßen … sofern dieser zuvor überhaupt noch etwas zu essen hatte. Denn nach Angaben des US-Landwirtschafts-ministeriums mussten 2008 im Land der unbegrenzten Möglichkeiten etwa 50 Millionen (!) Amerikaner, darunter 16,7 Millionen Kinder (+4,3 Millionen zum Vorjahr), Hunger leiden." (...)
bleibt noch anzumerken, dass das dargestellte auseinanderklaffen der wohlstandsschere nicht nur in den usa zu beobachten ist - später mehr.
*
das böse wort vom staatsbankrott geistert immer öfter selbst in mainstreammedien herum, und bereits aus dem vergangenen september stammt das folgende informative video:
ärgerlich, aber nicht verwunderlich dabei die schönfärberei der situation in der sog. eu-kernzone, zu der die brd gehört. denn wenn man sich deutlich macht, dass ein staat funktional auf seinen diversen untereinheiten, am ende der kette kommunen und gemeinden, basiert, so bekommt die folgendemeldunggleich ganz neue bedeutungsebenen:
"Ungeachtet der Warnungen vor Abgaben- und Gebühren- Erhöhungen für Bürger hält die FDP an ihrem umstrittenen Steuersenkungskurs fest. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund drohte am Montag in Berlin, viele Bürger müssten sich wegen leerer Kassen der Kommunen im neuen Jahr auf höhere Gebühren und weniger Leistungen einstellen. Einige Städte und Gemeinden wollen Grundschulen schließen, die Straßenbeleuchtung nachts ausschalten oder beim Heizen in Schwimmbädern sparen. Mitarbeiter von Kommunen müssen teils länger auf ihr Gehalt warten. FDP-Chef Guido Westerwelle bekräftigte jedoch in Berlin: «Wir tun das, was wir vor der Wahl versprochen haben.» (...)
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnte die Bundesregierung vor weiteren Steuergeschenken auf Pump. Die Kommunen stehen nach eigener Ansicht vor einem besonders schwierigen Jahr. Die Finanzlage sei katastrophal. Zwischen Einnahmen und Ausgaben klaffe ein Loch von 12 Milliarden Euro. Bis 2013 werde ein Fehlbetrag von fast 50 Milliarden Euro auflaufen. Das werde «fatale Folgen» für die Infrastruktur und damit für Bürger und Unternehmen haben, sagte der Präsident des kommunalen Spitzenverbandes, der Bautzener Oberbürgermeister Christian Schramm. «Die Kommunen werden gezwungen, die Leistungen für die Bürger weiter einzuschränken, die Investitionen zurückzufahren und die Verschuldung zu erhöhen.» (...)
wenn ich mal die möglichkeit habe, werde ich eine kleine photographische doku derjenigen strassenabschnitte hier in der stadt anfertigen, in denen die beleuchtung offenbar nicht mehr repariert wird - die ersten derartigen stellen sind mir bereits vor einem jahr aufgefallen, und es betrifft keinesfalls nur nebenstrassen. mit solchen eher kleinen und unscheinbaren zeichen fängt es jedenfalls an.
*
gerade, wenn im hinblick auf mögliche staatbankrotte innerhalb der eu die südeuropäischen länder in die debatte kommen, fällt oft - wie auch im obigen video - das "die-haben-über-ihre-verhältnisse-gelebt", oft genug kombiniert mit bereits deutlich rassistischen anmerkungen über "südliche mentalitäten" - so auch im folgendenkommentar:
(...) "Eine halbe Million Staatsdiener sollen hinnehmen, dass ihre Löhne und Gehälter bald schon eingefroren oder gar um vier Prozent gekürzt werden. Ein "Schock-Sparplan" solle es werden, lässt die Regierung wissen, und seit Tagen malen die Medien das Jahr 2010 in schwärzesten Farben. Höhere Steuern drohen auf Treibstoff und Tabak. Eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf 20 oder 21 Prozent wird überlegt. Alles dies, um Griechenland, dessen Staatsdefizit im vergangenen Jahr auf 12,7 Prozent kletterte, vor dem Staatsbankrott zu retten. Auf 40 engbeschriebene Seiten soll der Maßnahmenplan schon angewachsen sein, den die EU in den nächsten Tagen unter die Lupe nehmen wird. (...)
Ist Papandreous Sparpaket von Brüssel aber erst mal gebilligt und fließen die Kredite wieder, dann muss aus dem schönen Schein auch noch harte Wirklichkeit werden. Dies wird jedoch nicht ohne einen Mentalitätswandel gehen, und dafür stehen die Zeichen derzeit nicht gut. Zwei Drittel der Griechen zeigen sich nach einer Umfrage nicht bereit dazu, einen persönlichen Beitrag zur Verbesserung der Finanzlage ihres Landes zu leisten. Das ist kein Wunder. Schließlich muss ein einfacher Staatsbediensteter, beispielsweise ein Lehrer, in Piräus nur einen Bummel durch den Yachthafen machen, um zu erfahren, wie schön es sein kann, den Staat zu betrügen. Ganze 5000 Steuerzahler gibt es unter elf Millionen Einwohnern, die ein Einkommen von mehr als 100.000 Euro angeben. Schöne Boote gibt es indes mehr - und Schwarzbauten in ruhigen Buchten auch.
Korruption von der Kirche bis zu den Krankenhäusern bleibt meist ohne Folgen. " (...)
und, ist das ein wunder bei den "elitären" vorbildern nicht nur in griechenland ? es ist immer wieder verblüffend, mit welcher chuzpe die apologeten der herrschenden a-sozialität sich dann immer wieder jammernd beklagen, wenn große teile von bevölkerungen beweisen, dass auch sie ihre lektionen der kapitalismusimmanenten regeln gelernt haben und sich im kleinen nicht anders verhalten als im großen die bankster und diverse transnationale konzerne. man könnte das auch als mafiasierung ganzer gesellschaften betrachten, und u.a. in diesem umstand liegt eines der am meisten destruktiven potenziale des heutigen systems verborgen - die zerstörung der (authentischen) sozialen substanz einer gesellschaft, die dann durch simulationen des sozialen die letztlich im wahrsten sinne des wortes kriminelle bis soziopathische grundstruktur mit einer dicken tünche überdecken soll. genau solche prozesse finde ich neben den ökologischen verwüstungen am besorgniserregendsten, weil eine funktionierende authentische sozialität eigentlich das einzigste ist, was das menschliche leben in einer gemeinschaft überhaupt möglich macht. jenseits dessen gibt´s nur misstrauen, lieblosigkeit, empathiemangel, rücksichtslosigkeit und egozentrismus - beziehungsunfähigkeiten im weitesten sinne, die für das beziehungswesen mensch katastrophale folgen haben - letztere bereits vielfach im blog dokumentiert.
*
spanien ist bekanntlich ebenfalls ein bankrott-kandidat - aber wie anderswo auch, sind in der dortigen klassengesellschaft - die es ja "offiziell" weder gibt noch geben darf - die an den untersten enden befindlichen menschen schon länger am schwersten von der krise betroffen - und das sind nicht nur in spanien "legale" und "illegale"migranten:
(...) " "Was können wir dafür, dass die Migranten keine Arbeit finden?", fragt Eduardo Domínguez, Arbeitsvermittler vom Bauernverband Coag in Andalusien. "Wir haben sie nicht gerufen." Der Spanier verschränkt hinterm Schreibtisch die Arme. Er kann Fragen nach den illegalen Einwanderern nicht mehr hören. Seit einem Jahr schon machen sie Schlagzeilen, weil sie immer dort, wo gerade geerntet wird, auf der Straße leben.
"Die Migranten ziehen von Ernte zu Ernte, weil sie in den vergangenen Jahren noch bei jeder Kampagne einen Job gefunden haben", sagt Diego Cañamero, Sprecher der Landarbeitergewerkschaft SOC. "Aber jetzt sind die Spanier zurück auf den Feldern, weil sie ihre Arbeit auf den Baustellen verloren haben. Die Arbeitsämter haben jeden Einzelnen angeschrieben und zur Ernte geladen."
Die Situation der afrikanischen Migranten wird sich weiter verschlechtern. Dann, wenn die spanischen Bauarbeiter kein Arbeitslosengeld mehr bekommen und zurück auf die Felder müssen, auf denen sie in Zeiten des Baubooms nicht arbeiten wollten. "Die Migranten sind wie Werkzeuge, die nicht mehr gebraucht werden", sagt Cañamero. (...)
und der letzte satz macht nochmal schön deutlich, warum dieses blog im header den untertitel "...existieren in einer dingwelt" trägt. sollten sich die weiter oben erwähnten quasi-soziopathischen arten der gegenseitigen wahrnehmung weiter verbreiten, so werden wir alle eines tages füreinander nichts weiter als dinge sein - mal mehr, mal weniger nützlich, austauschbar und beliebig. DIESE perspektive ist es auch, die den propagandisten der herrschenden "besten aller welten [TM]" tag für tag um die ohren gehauen werden muss. dann nämlich wird sich zeigen, wes´ ungeistes kind sie real tatsächlich sind.
*
die spanische situation ist dabei durchaus repräsentativ für die aktuelle globale lage - ob es nun bspw. polnische arbeiter sind, die unfreiwillig aus irland zurückkehren, asiatische migrantInnen aus den golfstaaten oder aber "illegale" migranten aus mittel- und südamerika in denusa:
"Carlos Ruano hatte gerade seine letzten $50 angebrochen, als sein Vermieter ihn im September vor die Tür setzte, weil er die Miete nicht länger bezahlen konnte, wie nytimes.com berichtet. Er schickte das Geld an seine Frau und seine Kinder in Guatemala und verbrachte die Nacht in einer Unterkunft in Woodside, Queens, die den Spitznamen “Hotel Ambulante” trägt, der spanische Ausdruck für Wanderhotel. Mr. Ruano, 38, der seinen Lebensunterhalt seit sechs Jahren auf der 69th Street und am Broadway verdient hatte, befindet sich nun auf der Straße. Er und andere Tagelöhner, die wenig Glück hatten, verbringen die Nächte, wo immer sie können: in der Notaufnahme des Elmhurst Hospital Center, in unfertigen und verlassenen Gebäuden, die von bankrotten Bauentwicklern leer stehend liegen gelassen wurden und unter Brücken entlang der Güterbahnschienen, die durch den westlichen Teil von Queens führen, wo vor kurzem schmutzige Matratzen und Arbeitsstiefel auf dem steinigen Grund ausgebreitet wurden.
„Der einzige Grund, warum wir nicht verhungern, ist, dass Menschen uns Essen anbieten”, sagte Mr. Ruano an einem verschneiten Samstag, als er eine Tasse mit Suppe in der Hand hält, die von einer Gruppe von Anhängern der Pfingstbewegung ausgegeben wurde, die im Park an der Woodside Avenue Tagelöhner mit Essen versorgen. In ihrer Isolation und ihrem Mechanismus, von Tag zu Tag zu leben, sind diese Arbeiter vielleicht die unsichtbarsten und am schwersten zu eruierenden Opfer der Rezession, teilten Anwälte und offizielle Stadtvertreter unisono mit. Niemand weiß mit Sicherheit, wie viele Menschen obdachlos geworden sind, seit der fulminante ökonomische Abschwung viele Bauprojekte zu einem buchstäblichen Stillstand gebracht hat und Jobs vernichtete, die einmal bis zu $200 am Tag einbrachten. Die meisten Betroffenen sind illegale Einwanderer, die vielleicht einen Tag auf der Straße sind und den nächsten schon wieder nicht mehr, immer abhängig von ihrer Arbeit und der aktuellen Konjunkturlage." (...)
und die wirtschaftsfacts merken dazu an:
"Die Situation dürfte für Immigranten und Tagelöhner momentan sicherlich am härtesten sein, jedoch werden auch immer mehr US-Amerikaner von diesem Schicksal erfasst. (...)
Sollte die Wirtschaft nicht bald drehen und sich der Arbeitsmarkt erholen, wonach es beileibe nicht aussieht, stellt sich die Frage, was diese Leute machen sollen, um dem Teufelskreislauf aus Arbeitslosigkeit und Armut zu entfliehen. Die Immigranten können in die Heimat zurückgehen, wo es auch nicht besser aussieht, und die US-Amerikaner? – Werden zum Teil vielleicht bald kriminell, um sich das zu holen, was sie zum Leben brauchen. Wer weiß das schon so genau. Hier entstehen im Schatten der Wirtschaftskrise neue und sich verfestigende Problemfelder, um die sich die meisten betroffenen Bundesstaaten sehr wahrscheinlich nicht ausreichend kümmern können, da die Kassen – wie jedermann weiß – leer sind und demnächst wohl direkte finanzielle Unterstützungsleistungen seitens Washington auf der Tagesordnung stehen dürften – andere nennen so etwas auch Bailout." (...)
von der möglichen und leider auch wahrscheinlichen aktivierung der vorhandenen rassistischen spaltungslinien mit allen destruktiven konsequenzen ganz zu schweigen - in weiter zurückliegenden news war das zb. anhand von meldungen aus großbritannien, ungarn und italien bereits zu betrachten.
*
ohne viele weitere worte -Die herrschenden Gefühle- interessante betrachtungen darüber, wie sich die krise hierzulande langsam, aber unaufhaltsam im alltagsbewusstsein festsetzt:
"Neun Monate vor dem Mauerfall erschien von Silly die LP "Februar". In einem Titel endeten alle Strophen mit derselben Zeile. Sie nahm die Staatslyrik der DDR von der immer besser werdenden Wirklichkeit auf und brachte sie auf den Punkt: "Alles wird besser, alles wird besser, aber nichts wird gut."
Was für eine knappe, kluge Bilanz dachte ich damals. Aber wenn ich mich, zwanzig Jahre später, in einem anderen gesellschaftlichen System umsehe, spüre ich wieder den Widerspruch zwischen Verheißung und Erfahrung. Die herrschenden Gefühle sind Ernüchterung und Unsicherheit. Nichts ist gut geworden, richtig gut, auf Dauer gut.
Generationen von Eltern erfreuten sich an der Hoffnung, dass ihre Kinder es einmal besser haben werden. Gute Arbeit, höheres Einkommen, höhere Renten. Davon redet keiner mehr. In Deutschland leben fast zwei Millionen Kinder in Familien ohne eigenes Einkommen. Die meisten Menschen steigen nicht in höhere Schichten auf, sondern bleiben da, wo sie mal gestartet sind - das Wort dafür heißt Statusfatalismus. Geringverdiener, Alleinerziehende und Migranten müssen Bedürfnisse herunterschrauben, viele sind auf Lebensmittelspenden und Kleiderkammern angewiesen. Das edle menschliche Bedürfnis nach Gerechtigkeit wird oft als Sozialneid diffamiert. Die Verteilung der Güter und Gelder ist immer wahnwitziger geworden." (...)
*
in aller kürze - das krisentelegramm + wer das einleitende zitat aus dem "standard" ganz oben mal wieder zu "pauschal" und "übertrieben" gefunden hat, sollte sich neben der beschäftigung mit den vielen bekannt gewordenen fällen von wirtschaftskriminellen machenschaften in und neben der krise auch mal mit dieseninsidergeschäftenauseinandersetzen: "Großbanken wie Goldman Sachs und die Deutsche Bank haben einem Zeitungsbericht zufolge ihren Kunden in den USA in großem Stil riskante Hypothekenpapiere verkauft und gleichzeitig auf deren Wertverfall gewettet. Die New York Times berichtete, sowohl der Kongress als auch die US-Aufsichtsbehörden SEC und Finra hätten hierzu bereits Ermittlungen aufgenommen.
Großkunden wie Pensionsfonds und Versicherungen seien davon ausgegangen, solide Investitionen zu tätigen, hätten jedoch anschließend mit den Papieren Milliardenverluste eingefahren, hieß es in dem Bericht. Dabei habe es sich um synthetische CDOs (besicherte Schuldverschreibungen) gehandelt, die die Banken vor dem Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes vertrieben." einmal mehr ein wahrhaftgöttlichestreiben + interessantes ausisland- " Islands Präsident Ólafur Ragnar Grímsson verhinderte am Dienstag das Inkrafttreten eines Gesetzes zur Erstattung von 3,8 Milliarden Euro an die Niederlande und Großbritannien - er will nun das Volk entscheiden lassen. Die Regierungen in Amsterdam und London reagierten empört.
Auf der Grundlage der Verfassung habe er entschieden, das Gesetz nicht zu ratifizieren und es stattdessen dem Volk zur Abstimmung vorzulegen, sagte Grímsson in einer Fernsehansprache. Es sei offensichtlich, dass das Volk den künftigen Kurs selbst bestimmen wolle. Die ganze Nation bei der Entscheidung über das Gesetz einzubinden, sei die "Voraussetzung für eine erfolgreiche Lösung". hm. einerseits lässt sich das tatsächlich als schritt hin zu so etwas wie basisdemokratie betrachten, andererseits spielen sich hier gleichzeitige täter und opfer v.a. der bankenkrise gegeneinander aus, anstatt direkt den verantwortlichen bankstern an den hals (und die fetten geldbörsen) zu gehen. ambivalente geschichte, finde ich + hierzulande herrscht bekanntlich allerorten aufschwung, was sich alleine schon amrückgang des schienengüterverkehrs um 25%ablesen lässt - äh, nein, falsche meldung, es handelt sich um die erfolgsmeldung von den19% einbruch bei der güterbinnenschifffahrt- ach verdammt nein, es ist "unser" überaus florierendereinzelhandelmit nur noch ein paar lächerlichen prozent einbußen - puh, gerade noch die kurve gekriegt. können wir nicht grundsätzlich alle statistiken so faken wie die arbeitslosenzahlen? + das allerletzte begegnete mit neulich beim warten in einer tierarztpraxis, wo ich so die jährliche veröffentlichung der hiesigen katzenhilfe durchblätterte und auf vielen seiten die aufforderung "spendet!" zu lesen war - die zahl der ausgesetzten katzen nimmt ebenso überhand wie die dauerbelastung der tierheime - und diesevierbeinigen krisenopferwerden meist völlig vergessen: "Die Wirtschaftskrise und Hartz IV haben jetzt auch die Tierheime erreicht: Immer mehr Haustiere werden ausgesetzt abgegeben oder müssen nach Sozialentscheidungen aufgenommen werden. Wie der überregional tätige Tierschutzverein Bund Deutscher Tierfreunde e.V. (BDT) mit Sitz in Kamp-Lintfort mitteilte, droht vielen Tierheimen der Notstand. „Schon vor Beginn der Reisezeit, in der die Zahl der ausgesetzten Tiere stark ansteigt, sind die meisten Heime übervoll“, so ein Sprecher. Ungewöhnlich beim neuen Andrang: Die Wirtschaftskrise als Auslöser lässt sich erstmals klar nachweisen.
Besonders stark betroffen sind alte und kranke Tiere. „Die Menschen bringen die Tiere ins Tierheim oder setzen sie aus, weil sie sich das Futter und die teuren Tierarztkosten einfach nicht mehr leisten können“, so ein BDT-Sprecher. „Haustiere werden zum Luxus – mit schlimmen Folgen für die Tiere“. Doch viele Tierhalter müssen sich auch nach Entscheidungen der Sozialbehörden von ihren Lieblingen trennen: Immer wieder kommen Tiere – besonders Hunde – in Tierheime, nachdem Tierhalter in kleinere Wohnungen umziehen müssen, in denen Tierhaltung untersagt ist." bereits aus dem sommer stammend, haben sich zeitlich nach dieser meldung die zustände eher noch verschärft - neben dem attribut antisozial, hat sich dieses system auch die kennzeichnung lebensfeindlich ganz ernsthaft verdient +
"Ja, aber was hat´s denn heutzutage noch für´n Zweck, sich über Politik zu unterhalten ? Es gibt keine Politik mehr. Es existiert nur noch die Wahl zwischen verschiedenartigen Möglichkeiten des Zusammenklappens durch den Zwang der äusseren Umstände. Schauen Sie sich die Europäische Union an, schauen Sie nach Rußland, nach China, nach Afrika. Überall verläuft´s nach dem gleichen schietigen Muster, nur ist es mancherorts weiter als woanders."
(fragment aus einem partygespräch 2010, "morgenwelt", s. 316; heyne; münchen; neuausgabe 2000; isbn 3-453-16182-3)
*
die jetzigen tage zwischen den jahren standen früher mehr als heute in dem ruf, eine besondere atmosphäre mit sich zu bringen - das alte jahr faktisch beendet, das neue noch nicht begonnen, stehen sie für eine art zeitlicher entschleunigung, die ich bis heute immer wieder versuche, bewusst wahrzunehmen und auch zu genießen. zeit für rück- wie vorausblicke, möchte ich beides heute am beispiel eines der wichtigsten - und meiner meinung nach unterschätztesten - bücher der science fiction verbinden.
die idee für diesen beitrag kam bei mir irgendwann nach dem wiederholten anblick eines der nebenstehenden hinweisschilder - derart sind hier im viertel alle eingänge in einen testbezirk markiert, in dem einpilotprojektzur diebstahlsicherung läuft - das mag zwar für den einen oder die andere im ersten moment ganz "vernünftig" klingen, wird aber meiner meinung nach im ergebnis einen ähnlichen effekt haben wie die verdrängung der offenen drogenszenen in vielen städten - gerade in zeiten zunehmender psychosozialer und ökonomischer verelendung wird sich die alltagskriminalität neue orte und opfer suchen, und zwar da, wo weder willen noch möglichkeiten noch die ressourcen vorhanden sind (alle gründe können für sich oder auch wahlweise untereinander gekoppelt stehen), derartige präventionsprojekte umzusetzen. im grunde lässt sich das als sehr abgespeckte version der idee ansehen, die auch hinter der existenz vongated communitiessteckt.
ich muss jedenfalls oft genug beim erwähnten anblick denken: "das ist wie - nein, das ist die morgenwelt". und ich vermute stark, dass john brunner beim anblick solcher schilder wissend mit dem kopf genickt hätte.
*
aber nicht nur bei solcher beschilderung - würde brunner heute noch leben, so fühlte er sich womöglich versucht, im angesicht der heutigen welt eine morgenwelt zwei, angesiedelt um 2050, zu konstruieren. denn bereits seine erste version darf eine verblüffende quote an zutreffenden und extrapolierten dargestellten trends für sich buchen, so dass er vielleicht der herausforderung nicht widerstehen könnte, sich nochmals als orakel zu betätigen.
brunner (zurbiographie) hat sich dabei mit "stand on zanzibar" (der originaltitel) an ein projekt gewagt, welches in der science fiction-literatur oft genug schwer in die hose gegangen ist: die beschäftigung mit möglichen zukünften nicht einer imaginierten, sondern der realen welt, und zwar sowohl in technologischer, aber vor allem in sozialer hinsicht. deswegen darf das buch auch als kreuzung zwischen science und social fiction verstanden werden, und dabei ist die möglichkeit, sich ziemlich zu blamieren, noch grösser als bei der beschränkung auf eine variante.
1968 erstveröffentlicht - nebenstehend ist das cover der deutschen neuausgabe von 2000 zu sehen, aus der hier auch zitiert wird -, lässt morgenwelt indirekt auch interessante einblicke in die intellektuelle atmosphäre der mittleren 1960er jahre zu - was damals diskutiert wurde und thematisch bewegt hat. im buch sind an verschiedenen stellen wie in einer rückschau damals aktuelle zeitungsberichte bspw. zu amoktaten, fortschritten in raumfahrt und genetik etc. eingeflochten, die durchaus schlüsse darauf zulassen, wie brunner bei seiner arbeit beeinflusst wurde.
nach "1984" von orwell ist morgenwelt ein weiteres wichtiges werk der sci fi, welches anhand des eintreffens des realen jahres, in dem seine handlung spielt, ganz konkret nach realitätsgehalt befragt werden kann. ein weiteres, welches im nächsten jahr fällig ist - "2010. das jahr, in dem wir kontakt aufnehmen", der "2001"-nachfolger von arthur c. clarke - , hat sich schon vor langer zeit als technische phantasie, nichtsdestotrotz lesenswert, herausgestellt. bezgl. "1984" kann ich mich zumindest im rückblick an das reale jahr an zwei persönliche erkenntnisse erinnern: erstens hat orwell in gewisser hinsicht bei seiner dystopie recht behalten, nämlich dahingehend, dass die tendenzen einer allumfassenden totalitären technischen kontrolle schon in den 1980ern selbst - und erst recht heute - tatsächlich eine handfeste bedrohung geworden sind. zweitens aber hat er falsch gelegen in seiner skizze der imaginären, "klassisch" totalitären gesellschaft - stalinismus und nationalsozialismus waren schon damals historische auslaufmodelle, in ihrer struktur als herrschaftsmodelle viel zu starr und daher instabil konzipiert. welche art von herrschaft sich wie in einem selektionsverfahren als "erfolgreich" durchgesetzt hat, erleben wir heute, bzw. Sie und ich versuchen darin zu leben.
jedenfalls möchte ich jetzt nicht eine weitere rezension oder auch nur darstellung des inhalts der morgenwelt versuchen - dergleichen gibt es zb.hieroderhierzu lesen - , sondern will einmal ein gedankenspiel umsetzen, welches, wie ich vermute, alle leserInnen von sci fi schon gespielt haben, weil´s sich einfach aufdrängt: den abgleich der visionen und prophezeiungen mit der aktuellen realität.
*
eine darstellung des inhalts ist bei diesem buch schon deswegen eine herausforderung, weil es genau genommen einen inhalt nicht gibt, bzw. noch genauer: dieser auf viele verschiedene inhalte verteilt ist. brunner hat für sein projekt techniken der sprachlichen verfremdung bzw. des einsatzes ganzer neuer wörter ebenso genutzt wie die anwendung von konsequenter montage aus diversesten fragmenten - werbeeinblendungen, handlungsorte in realen und fiktiven ländern, partygespräche, fiktive fernsehsendungen, auszüge aus realer und imaginärer fachliteratur, dialoge und handlungstränge mit haupt- und nebenpersonen, die teils mitten im buch beginnen und auch mitten drin wieder enden oder aber offen bleiben (nebenbei bemerkt: auch die art der einteilung der rubriken im blog hier ist als kleine hommage an brunner zu verstehen).
ebenfalls hat er sich in figur des desillusionierten soziologen chad mulligan deutlich erkennbar ein alter ego geschaffen, dem es vorbehalten bleibt, grundsätzliche gesellschaftliche tendenzen der morgenwelt in meist zynischer art & weise zu kommentieren (einer der fiktiven bestseller von mulligan trägt den schönen titel "Sie sind ein ahnungsloser Idiot")
diese anfangs neue leserInnen schlicht verwirrende vielfalt von eindrücken dürfte zu einem teil für den effekt verantwortlich sein, den ich schon mehrmals miterlebt habe - leute kommen "nicht rein" ins buch, finden keinen zugang. der andere teil liegt in der exzentrischen sprache der brunnerschen gesellschaft des jahres 2010 - betrachten wir uns nur einmal dieses beliebige zitat:
"Quasseln hier von Startphase heißt doch bloß irgendein Schwabbelarsch von Bonzecke hat nicht alle auf dem Ladestreifen Salmanassar-Punzenfasser wieso im Arsch soviel Zeit verplempert um die ganze Strecke nach New York zu reisen besseres Wetter sogar ohne Kuppel worunter man sich fast den Sack abfriert bessere Klunten mit weniger Lumpen und besserer Pot verschönert den Schamott heute schon acht und hier ist noch nicht eins pappi-mammi und keine anständige Nudel zu haben in sämtlichen Nudelmühlen."
(morgenwelt, s. 45)
na, ich wette, Sie haben jetzt wirklich nichts verstanden - aber keine sorge, dieses sprachliche konzentrat ist durchaus nicht repräsentativ für den rest des buches, enthält aber viele relevante begriffe, die sich jedoch nach und nach von selbst erklären. gleichfalls ist die beleidigte - und beleidigende - attitüde vieler bewohnerInnen der fiktiven usa 2010 perfekt getroffen. und nein, es ist durchaus keine sympathische welt, in die man jubelnd hereinspringen wollte.
*
was vielleicht die älteren unter uns noch verstanden haben werden, ist der ausdruck "pot" für marihuana (als nudel wird ein industriell gefertigter joint aus genetisch hochgetuntem gras und high-tech-filter incl. rauchkühlung bezeichnet). und da sind wir schon mittendrin im realitätsabgleich:
"Ich finde diese Zigaretten scheußlich. Davon wird mir die Kehle rauh. Und in meinen Eingeweiden brennt und rumort es. Haben die Menschen früher davon tatsächlich zwanzig Stück geraucht ?"
(morgenwelt, s. 322)
yo, allgemeines rauchverbot - die aussage oben stammt ebenfalls von der eingangs erwähnten party, die als motto das "20. jahrhundert" hat, und entsprechend ausstaffiert ist - incl. echtem tabak als dekadenter kitzel für dekadente leute. hingegen ist cannabis in allen variationen gesellschaftsfähig und wird so beiläufig benutzt wie alkohol, und ebenso vermarktet. beim umgang mit tabak hat brunner also voll ins schwarze getroffen, während die legalisierung von cannabis durchaus als wunsch seiner zeit - die beginnende hippiekultur - zu erkennen ist und heute absehbar zwar nicht unmöglich, aber doch nicht in nächster nähe greifbar ist (wäre ja schliesslich auch ein vernünftiges projekt, wo kämen wir da hin ?!?)
ebenfalls von seiner zeit beeinflusst dürfte brunners vision des umgangs mit sonstigen psychoaktiven substanzen gewesen sein - so werden verschiedenste, industriell hergestellte drogen mit namen wie "triptin" oder "jaginol" vertrieben und recht gezielt zur beeinflussung der eigenen mentalen zustände genutzt - aber es handelt sich dabei durch die bank um relativ starke psychedelika, vergleichbar in etwa der klasse, in der psilocybin und lsd rangieren. trotzdem hat brunner eine gesellschaftskonforme nutzung dieser substanzen skizziert, die nicht von ungefähr aspekte der heutigen diskussion rund um das sog.neuro-enhancementvorwegnimmt.
*
mitten im kalten krieg entstanden, weist die morgenwelt in ihrer global-geopolitischen ansicht interessante dinge auf: so existiert zwar der ostblock noch, spielt aber faktisch - bis auf ein paar nebensätze - keinerlei rolle mehr - als ob er schon nicht mehr da wäre. hingegen sind die hauptkonflikte im pazifik - usa vs. china - sowie überhaupt in asien und afrika (rohstoffe!) angesiedelt, was uns heutigen leserInnen durchaus vertraut vorkommt. die sich durch das ganze buch ziehenden grossen gesellschaftlichen konflikte der erde 2010 sind ebenfalls deutlich - und aus heutiger sicht vielleicht zu sehr - von den 60er jahren dominiert: einmal wäre da die "bevölkerungsexplosion", kombiniert mit in der gesamten westlichen und großen teilen der restlichen welt verbreiteten maßnahmen zur bevölkerungskontrolle und, wichtiger noch, genetischen optimierung mittels starker staatlicher kontrolle über alle schwangerschaften und geburten (incl. entsprechender repressiver bürokratie und globalem schwarzmarkt für kinderhandel, adoptionen und gebärmütter).
es wird also staatlicherseits massiv eugenik praktiziert, und brunner könnte sich als historisches vorbild dafür vielleicht die entsprechende praxis in ländern wieschweden oder den usa, aber auch die tödliche "rassenhygiene" des ns, ausgewählt haben. injüngster vergangenheitzielen quasi-eugenische massnahmen in einigen ländern ärgerlicherweise auf die pränatale prävention gegen - vom staat so definierte, also im sinne der jeweiligen strafgesetze - antisoziale persönlichkeiten. warum ich gerade solche absichten ärgerlich finde, habe ichhierversucht, zu begründen.
zum anderen ist global die herkömmliche mobilität durch das auto quasi ausgestorben, und das wird im buch implizit durch rohstoffmangel begründet, und dazu werden ein paar unerfreuliche szenarien der städte mit ehemals dominanter autoindustrie wie bspw. detroit gezeichnet - auch hier darf brunner eine prophetische sicht bescheinigt werden, siehe bspw. die letzten krisennews.
*
stichwort auto: wie sieht ein elektrifizierter streifenwagen in der morgenwelt aus ? wir begeben uns kurz in einen strassenkrawall...
"BRENNPUNKT: das Schupomobil. Ein weiß gespritztes, trapezförmiges Fahrzeug, vier Meter lang und zwei Meter breit, die Räder darunter ausser Sicht, um sie vor Beschuß zu schützen, verteilt um den flachen Schubbehälter mit den Batterien, die es antreiben, die vordere Kabine für vier Beamte mit Panzerglasscheiben (...)
Am Bug zwei grellweiße Scheinwerfer mit einem Leuchtbereich von 150°, einer davon aber erloschen, weil der Fahrer zu lange gezögert hatte, die Gitterhauben überzustülpen; an den Ecken des Dachs weitere verstellbare Leuchten; auf dem Dach ein kleiner Drehturm mit einer Gaskanone, woraus man mit einer Reichweite von sechzig Metern brüchige gläserne Gasgranaten verschießen kann; unter den Seitenschürzen (...) Öldüsen, mit denen sich die Straße ringsum in ein mittelmäßiges Flammenmeer verwandeln lässt, um Angreifer fernzuhalten, während die Insassen die Frist bis zum Eintreffen der Verstärkung abwarten müssen und unterdessen durch Atemmasken aus einem Sauerstofftank atmen." (...)
(s. 229)
kennen Sie übrigens schon den neuen"wasserwerfer 10000 COBRA", der bis zum jahr 2019 die bisherigen wasserwerfer der bundesdeutschen polizei ersetzen wird und dessen bisher bestellte 78 exemplare u.a. Sie durch Ihre steuern mitfinanzieren ?
*
wo wir gerade schon bei waffen sind:
"Blitzbolzer gibt´s als Handwaffen, die pro Ladung zwölf bis fünfzehn Blitze verschießen, und in der Gewehrklasse, wo sie bis zu vierzig hergeben. Zu den Vorteilen gehört die Tatsache, daß ein Volltreffer irgendwo am Leib tödlich ist und ein Fast-Treffer es ebenso sein kann, wenn das Ziel sich zum Beispiel gerade an einem metallenen Geländer festhält" (...)
die zustände in der morgenwelt lösen bei einigen ihrer bewohnerInnen entsprechende reaktionen aus...
"Auftritte von Mokkern in der gewohnten Häufigkeit: Gestern brachte es einer in Ober-Brooklyn auf einundzwanzig Opfer, ehe die Abführmittel ihm eins bolzten, und ein anderer betätigt sich immer noch in Evanston, Illinois, mit bis jetzt insgesamt elf Toten und drei Verletzten. Überm Meer in London machte ein weiblicher Mokker vier Leute und außerdem das eigene drei Monate alte Kind kalt, ehe ein geistesgegenwärtiger Augenzeuge der Frau eins auf die Birne matschte. Meldungen aus Rangun, Lima und Auckland erhöhen die mokker-bedingten Tagesabgänge auf neunundsechzig."
(s. 26/27)
ich bin ja der meinung, dass wir die begriffe "mokker" und erst recht das mehrfach treffende "abführmittel" in die heutige sprachwelt übernehmen sollten - das meiste andere zum thema steht hier:ausweitung der kampfzone.
*
welche der folgenden varianten ist nun die morgenwelt?diese?
(...) "Die ersten Prototypen von "intelligenter Bekleidung" wird das IZM auf seinem Festakt am Dienstag (3. Juni ) präsentieren, darunter auch einen Arbeits-Dress für Fahrrad-Kuriere. "Darin ist nicht nur ein Navigationssystem enthalten", erklärt Prof. Reichl, "sondern auch eine Nierenheizung und ein automatisches Sicherheitssystem, das über einen Transponder in der Kleidung den Besitzer des Rades erkennt und das Schloß öffnet". Die Energie für die IT-Systeme liefert der Fahrrad-Dynamo. Auch an die Journalisten haben die IZM-Entwickler gedacht. Ein Modell ihrer IT-Kollektion heißt "Rasender Reporter", bei dem Diktiergerät, Kamera und andere Ausrüstungsgegenstände in die Kleidung integriert und über ein zentrales Modul mit Display zu bedienen ist."
oder diese?
"Unmittelbar vor ihm blieben zwei Mädchen stehen, um ins Schaufenster eines Ladengeschäfts zu starren. Beide waren nach dem aktuellsten Stand der Mode gekleidet, eines in ein Radio-Kleidlett, dessen Außenmuster aus einem Druckschaltkreis bestand und an dem es durch Verschieben des Gürtelkoppels nach rechts oder links die Einstellung der Sender vornehmen konnte, die es durch den unterm purpurroten Haar verborgenen Ohrhörer empfing, das andere in ein Hauteng-Gewebe im harschen Metallglanz, den man sonst an Gehäusen wissenschaftlicher Instrumente sah. Beide hatten verchromte Fingernägel, die aussahen wie die Netzstecken von Apparaturen.
Im Schaufenster des Ladengeschäfts hatten genetisch gestaltete Schoßtierchen die Aufmerksamkeit der zwei Mädchen erregt. Verfahrensweisen, die sich bei Viren und Bakterien bereits gut bewährten, waren am Keimzellenplasma dieser Tiere angewendet worden, doch auf dieser Arbeitsebene mit überaus häufigen Nebenwirkungen; jedes derartige Haustier, das ins Angebot gelangte, stand wahrscheinlich für fünfhundert andere seinesgleichen, die nie das Labor verlassen hatten. Dennoch und trotz aller Pracht seines purpurnen Fells wirkte das übergroße, tiefsinnige Buschbaby im Fenster ganz jämmerlich unglücklich, und der Wurf leuchtroter Chihuahua-Welpen darunter torkelte ohne Ausnahme ununterbrochen wie am Rande zu epileptischen Anfällen.
Was jedoch die beiden Mädchen ausschließlich interessierte, war die Tatsache, daß die Farbe des Buschbabys fast genau zum Haar jenes im Radio-Kleidlett paßte."
was bleibt nach diesen beispielreigen noch zu sagen? vielleicht, dass john brunner neben philip k. dick zu den absoluten visionären der sci fi zu zählen ist, die sich dadurch auszeichnen, dass ihre ausgefeilten konstrukte sich immer um reale trends drehen und daher verankert erscheinen - und deshalb auch heute noch mit erkenntnisgewinn zu lesen sind. das beide aber durchweg dystopien beschreiben, ist ein umstand, der uns mehr zu denken geben sollte als bisher. brunner hat übrigens im bekannteren schockwellenreiter ebenfalls prophetisch die herrschaft der organisierten kriminalität im "seriösen" gewand ebenfalls korrekt vorhergesehen; und aus diesem buch stammt auch ein zitat, welches zwar schon bei anderen beiträgen hier zu lesen war, nichtsdestotrotz aber ewige gültigkeit besitzt:
"Wenn es ein Phänomen wie das absolut Böse überhaupt gibt, dann besteht es darin, einen Menschen wie ein Ding zu behandeln."
in diesem sinne sind wir schon längst in der morgenwelt gelandet, und der bevorstehende grössere datumswechsel vollzieht diese tatsache nun nur noch lediglich formal nach. falls wir uns vorher nicht mehr lesen sollten: kommen Sie gut rein. ich fürchte aber, dass es für viele alles andere als ein gutes jahr werden wird.
zeitlos schön - die loriot´sche weihnachtsapokalypse bei familie hoppenstedt, incl. atomarem gau, fraglichen geschlechtsidentitäten und einem deutlichen hinweis auf die ausufernde verpackungsmüllproblematik ;-)
ebenfalls unverzichtbar die mörderische weihnachtsgeschichte aus dem tief verschneiten forsthaus:
"...vom knall geweckt
rümpft nur der hase
zwei- drei- viermal
die schnuppernase..."
in diesem sinne: machen Sie das beste aus den kommenden tagen.
die vierzigste folge in dieser reihe, und kein ende ist abzusehen... im angesicht dessen ist der ratschlag, der im folgenden filmausschnitt gegeben wird, durchaus angemessen:
die worte aus dem jahr 1976 klingen verblüffend aktuell, nehmen wir mal die obligatorischen "russen" aus (wobei: auch das könnte zukünftig irgendwann wieder passen). schön auch die demonstration der tatsache, dass der kapitalismus selbst noch aus den verdrossensten äusserungen über seine existenz bzw. deren folgen ein geschäft zu machen versteht - "wir sind auf eine goldgrube gestossen". tja. da möchte man sich dann gleich wieder zum fenster begeben, erst recht beim anblick der news:
*
globale krisenkaskade I: "die große klimaverschwörung" klappt offensichtlich nicht richtig - gipfel von kopenhagen gescheitert
globale krisenkaskade II: die angst vor der nächsten finanzkrise
globale wirtschaftskrise: zum neuesten geab
wetten auf den staatsbankrott
einige gedanken zur rolle und position der autoindustrie
griechenland: massive ausgabenkürzungen auf der agenda, erste ebenso massive proteste finden statt
usa I: die tatsächliche bedeutung zurückgezahlter staatshilfen seitens einiger banken
usa II: trouble von der west- bis zur ostküste - nach kalifornien auch new york auf dem weg in den bankrott
deutschland: zahl "psychischer" krankheiten und folgender "fehlzeiten" 2008 erneut gestiegen
in aller kürze: usa - goldman-sachs-beschäftigte bewaffnen sich; aus kalifornien werden morde an beteiligten der hypothekenkrise gemeldet / lettland - carepakete aus schweden und hungerstreik vor dem parlament / österreich hat nun seinen eigenen "hypo"-skandal / gr0ßbritannien - "blinder optimismus" als synonym für blanke realitäts(ver)leugnung
*
selten ist´s geworden, dass ich dem "spiegel" bzw. seiner onlineversion gerade bei den redaktionell verantworteten kommentaren zustimme - so ist denn das folgende bis auf weiteres eineausnahme, die nichtsdestotrotz fast alles wichtige auf den punkt bringt:
"Der Weltklimagipfel in Kopenhagen ist gescheitert. Es wird keine konkreten Ziele für die Senkung des Treibhausgasausstoßes geben. Die Industriestaaten haben den Entwicklungsländern keine konkreten Hilfsangebote gemacht. Schwellenländer wie Indien und China können ihre Wirtschaft ungebremst weiter wachsen lassen." (...)
Der Kollaps von Kopenhagen bestätigt jene, die den Klimawandel für ein Hirngespinst von Wissenschaftlern, linken Politikern und Panik machenden Medien halten. Und all jene, die die Menschheit schlicht für unfähig halten, eine Bedrohung wie den Klimawandel in einer kollektiven Anstrengung zu lösen.
Es rächt sich, dass sich der Mensch die Gefahr nicht vorstellen kann
Diese Haltung ist übrigens keineswegs reiner Zynismus. Sie kann in einer gewissen Einsicht über die menschliche Natur gründen. Der Mensch handelt aus persönlicher Erfahrung. Viele haben Schwierigkeiten, sich vorzustellen, dass eine Seuche ganze Landstriche entvölkern kann - obwohl dergleichen schon oft vorgekommen ist. Ähnliches gilt für Vulkanausbrüche oder Meteoriteneinschläge, die ganze Regionen oder gar Kontinente verwüsten. Der Klimawandel aber ist in dieser Hinsicht noch gefährlicher. Denn er ist gleich in mehrfacher Hinsicht ohne Beispiel:
* Kein Krieg und keine Seuche hat jemals mehr als eine Handvoll Staaten zugleich betroffen, auch die Gefahr eines Atomkriegs nicht. Der
Klimawandel aber betrifft praktisch die gesamte Menschheit.
* Er müsste schnell bekämpft werden, obwohl seine schlimmsten Folgen in der Zukunft liegen und nicht unmittelbar drohen.
* Seine Bekämpfung erfordert revolutionäre Veränderungen der Lebensweise großer Teile der Menschheit.
* Er verlangt nach der Zusammenarbeit von Gesellschaften, deren Interessen unterschiedlicher nicht sein könnten; zum Beispiel von Ölstaaten,
die von fossilen Brennstoffen leben, und Inselstaaten, die um ihre Existenz bangen.
Es läuft der menschlichen Psyche zuwider, eine solche Gefahr wahrzunehmen - geschweige denn, sie entschlossen und unter Opfern zu bekämpfen. Leider stellt der Mensch den kurzfristigen Erfolg allzu oft über die langfristige Planung." (...)
schon fast eine höhnische ironie, dass es derzeit in grossen teilen europas mal wieder ein paar tage richtig kalt ist und eine geschlossene schneedecke liegt - was dann tatsächlich dazu führt, dass dieses aktuelle wetter in einigen forendiskussionen ganz ernsthaft als "beleg" dafür genommen wird, dass "das mit dem klima doch wirklich alles nur panikmache sei" - derart unterirdisch sieht es offenbar in einigen köpfen aus. und das lässt sich meiner meinung auch nur z.t. mit dem oben erwähnten "unvermögen" der menschlichen wahrnehmungsfähigkeiten erklären. aber näheres dazu in den kürzlichen beiträgendirekt zum thema. und zu einigen hintergründen eines hiesigen, gern zitierten "klimaskeptischen" institutes, hat dasopabloginteressantes zu berichten.
*
dieses "kopf-in-den-sand-augen-zu-und-durch"-harakiriverhalten dürfte im rückblick einmal als typisch für diese zeit und ihre menschen zumindest im westen gelten, die sich ganz im gegensatz zu früheren generationen nicht damit herausreden können, uninformiert gewesen zu sein - wobei ich durchaus berücksichtige, dass auch der informationsoverkill letztlich im selben ergebnis münden kann - "alles wissen, nichts verstehen" mag sogar die gefährlichere variante der dummheit sein als banales nichtwissen. bezgl. der aktuellen wirtschaftskrise jedenfalls ist ähnliches zu beobachten wie im klimadiskurs - zu einem zeitpunkt, an dem höchstens unklar ist, ob sich die krise nun in mehreren phasen entfaltet oder aber übergangslos durch eine neue abgelöst wird, wird weiterhin die rückkehr zur "normalität" aufgeführt, simuliert und propagiert - entgegen allentatsachen:
(...) "Als größte Gefahrenquelle für einen neuerlichen Crash gilt die gewaltige Spekulationsblase, die sich in den vergangenen acht Monaten an den Börsen gebildet hat. Die wichtigsten Aktienindizes - Dow Jones, Nikkei und Dax - sind seit März um jeweils 50 bis 60 Prozent gestiegen. Auch die Preise für Rohöl, Kupfer und andere Rohstoffe haben sich mehr als verdoppelt. Diesem gewaltigen Anstieg liegt kein entsprechendes Wirtschaftswachstum zugrunde. Im Gegenteil, die Wirtschaftsleistung ist in vielen Ländern um fünf Prozent gesunken und zahlreiche Konzerne schreiben nach wie vor rote Zahlen.
Der Kursanstieg geht ausschließlich auf die gewaltigen Liquiditätsmengen zurück, die Regierungen und Notenbanken in die Wirtschaft gepumpt haben. Die Finanzinstitute können sich praktisch zum Nulltarif unbeschränkte Geldsummen von den Notenbanken leihen und damit hohe Spekulationsgewinne erzielen. Auch die Billionen an Steuergeldern, die zur Ankurbelung der Konjunktur ausgegeben wurden, fließen nicht in Investitionen, sondern in Spekulationsgeschäfte, hohe Gewinnausschüttungen an Aktionäre und exorbitante Bonuszahlungen für Banker.
"Die Kurse steigen, weil das viele Geld irgendwohin muss - nicht, weil Aktien per se attraktiv bewertet wären", schreibt die Wirtschaftswoche in einer Analyse des aktuellen Börsenbooms. Laut Angaben des Magazins hat das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das den Aktienkurs ins Verhältnis zum Jahresgewinn des jeweiligen Unternehmens setzt, mit 133 einen historischen Höchstwert erreicht. Ab 14 gelten Aktien als überteuert. Die 500 größten börsennotierten US- Unternehmen werden damit fast zum Zehnfachen ihres realen Werts gehandelt.
Während als Folge der Krise allein in den USA weiterhin jeden Monat 300.000 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren, Arbeiter zum Lohnverzicht gezwungen und Sozialleistungen in großem Stil abgebaut werden, übertrifft die Bereicherungsorgie an der Spitze der Gesellschaft bereits wieder das Niveau, das sie vor der Krise erreicht hatte." (...)
und das fazit des artikels gilt natürlich auch für die nicht lohnarbeitende bevölkerung:
"Für die arbeitende Bevölkerung muss dies eine Warnung sein. Die internationale Krise des Kapitalismus hat ein Ausmaß erreicht, das keine Kompromisslösungen mehr zulässt. Sie muss sich auf heftige gesellschaftliche Kämpfe vorbereiten."
*
die auguren des europäischen instituts leap2020 hatten vor monaten in einem ihrer regelmässigen bulletins für das vierte quartal 2009 den "beginnenden zusammenbruch der öffentlichen ordnung" in vielen, auch europäischen, regionen angekündigt - nun lässt sich selbst dann, wenn man das als zunächst eher untergründig verlaufende entwicklung ansieht, konstatieren, dass das szenario bisher so nicht eingetreten ist, was damit auch zeugnis ablegt vom stumpfen beharrungsvermögen des systems und der stützenden menschen. insgesamt sind die prognosen des leap gerade bezgl. der ökonomischen entwicklungen nach meinem eindruck aber so schlecht nicht gewesen, und darum halte ich dieweiteren ausblickeaus der ecke durchaus für interessant genug, um hier drauf hinzuweisen:
(...) "Nach unserer Auffassung wird die umfassende weltweite Krise im Frühjahr 2010 einen neuen Krümmungspunkt erreichen. Dann wird offensichtlich werden, dass die bisherigen Konjunkturprogramme ohne Aufschwungswirkung verpufft sind und neue Maßnahmen erforderlich werden. Doch dann werden die finanziellen Finanzen in einem so desolaten Zustand sein, dass dafür die Möglichkeit schlichtweg nicht gegeben ist.
Die Regierungen haben sich jedoch durch eigenes Versagen in diese Lage gebracht. Denn sie brachten nicht den Mut auf, die Banken für ihre Fehler und Geschäftspraktiken den Preis zahlen zu lassen. Jetzt werden die Rechnung an die Mittelklasse und Rentner weitergereicht. Und für die Armen ist auch kein Geld mehr da. 2010 wird das Jahr, in dem sich Rauf und Runter die Waage halten: Rauf die Steuern, runter die Renten und Sozialleistungen." (...)
auch, wenn für eine derartige prognose kein grosser mut gefragt ist (leider) - in sehr verständlichen worten wird hier eine aktuelle und sehr fatale tendenz auf den punkt gebracht. ärgerlich nur einmal mehr das leap-immanente schönfärben der prozesse in der eu.
*
wenn man es denn bildlich ausdrücken will, hat es sich die krise in ihrem sichtbaren (!) verlauf zunächst in den unheiligen hallen der internationalen banken und börsen bequem gemacht, um von diesem luxuriösen quartier aus invasiv allerlei abgesandte in die restliche wirtschaft zu schicken. in einem zweiten schritt eroberten dann zahlreiche hoffnungsvolle sprößlinge die flure und büros diverser staatlicher finanzministerien rund um den globus, was sich u.a. in artikeln mit überschriften wie"Investoren wetten auf Pleiten von Industriestaaten"niederschlägt:
(...) "Die wachsende Verschuldung westlicher Industriestaaten lockt zunehmend Investoren an: Marktteilnehmer setzen verstärkt auf Kreditausfallderivate (Credit Default Swaps, CDS) dieser Staaten - während Schwellenländer in den Hintergrund rücken. Damit spekulieren Anleger stärker darauf, dass Industriestaaten in finanzielle Schwierigkeiten geraten als Schwellenländer.
Laut dem Datenregister Depository Trust & Clearing Corporation (DTCC) kletterte das CDS-Volumen für Italien auf Jahressicht von 151 auf 216 Mrd. $ - und damit auf den höchsten Wert für ein einzelnes Land. Italien gehört zu den am stärksten verschuldeten der zur OECD gehörenden Industrieländer: Bis 2010 werden die Schulden Prognosen zufolge auf 127,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) anwachsen. Kontrakte auf Großbritannien, die USA und Japan - deren Belastung ebenfalls anwächst - verdoppelten sich in etwa zum Vorjahr." (...)
nun sind, analog zu den mechanismen und funktionsweisen der globalen "privaten" ökonomie, auch die finanziellen verhältnisse ganzer staaten bzw. ihre dadurch bedingten abhängigkeiten, vor allem aber auch die teils recht komplizierten währungspolitischen vorgänge, für laien i.d.r. erstmal ein buch mit sieben siegeln, und auch ich maße mir hier kein spezialwissen an. aber selbst für leute wie mich ist deutlich, dass all die bankenretterei und auch die ganzen "konjunkturpakete" faktisch mithilfe ungedeckter schecks finanziert werden. nun kann ein staat zwar notfalls selbst die gelddruckpresse bedienen, aber auch das bleibt nicht ohne fatale folgen. die einfache frage danach, wer für all das wachstumsdoping am ende direkt und indirekt zahlen muss, wird weiter unten am beispiel griechenland noch einmal konkreter werden.
*
die globale autoindustrie ist dabei weiterhin als symbol anzusehen - eine tragende säule der heutigen kapitalistischen ökonomie und gleichzeitig ein synonym für deren immanente probleme, die sich in einem knäuel u.a. aus durchgeballerten mobilitätsansprüchen, verheerenden ökologischen folgen und typischerüberproduktionzusammenballen:
(...) "Exemplarisch lässt sich das Problem am Schlüsselsektor der Automobilindustrie zeigen. Die qualitative Seite besteht darin, dass die Mobilität einseitig auf den Individualverkehr ausgerichtet wurde, weil die Autoproduktion ein bedeutendes Segment realer Kapitalverwertung bildete. Damit entstand ein Schwerpunkt von Schadstoffemissionen und Klimazerstörung. Die öffentlichen Verkehrsmittel dagegen wurden ausgedünnt, weil sie als Staatskonsum die Kapitalverwertung eher belasteten. Die quantitative Seite besteht darin, dass die Produktivkraftentwicklung in der 3. industriellen Revolution mehrwertschöpfende Arbeitskraft in beispiellosem Umfang wegrationalisiert hat. Um denselben Profit zu erzielen, musste eine immer größere stoffliche Masse von Autos produziert werden. Das gilt auch für die kapitalistische Gesamtproduktion. Schließlich verminderte sich die gesellschaftliche Mehrwertmasse, was sich in fallenden Profiten gerade auch der Autoindustrie ausdrückte. Einerseits wurde das Problem durch Kreditfinanzierung und Leasing sowohl der Produktion wie des Konsums hinausgeschoben. Andererseits wurden die restlichen öffentlichen Verkehrsmittel mit den bekannten Folgen privatisiert bzw. der betriebswirtschaftlichen Profitrationalität unterworfen, um sie auf Biegen und Brechen der realen Kapitalverwertung einzuverleiben und deren Notstand zu mildern.
Der Crash des aufgeblähten Kreditsystems ist noch gar nicht in vollem Umfang realisiert, aber das Finanzbeben hat bereits den mangelnden Mehrwertgehalt der stofflichen Überproduktion manifest gemacht. Wiederum mit besonderer Deutlichkeit in der Autoindustrie, weil sich die mangelnde reale Kaufkraft dort schneller als bei unmittelbar lebensnotwendigen Gebrauchsgütern niederschlägt. Die panikartigen staatlichen Rettungsmaßnahmen bezogen sich daher neben dem Bankensektor vor allem auf die Autokonzerne, die als ebenso „systemrelevant“ gelten. Aber das Problem der stofflichen Überproduktion gemessen an der Verwertungsfähigkeit wird auf diese Weise nicht aus der Welt geschafft. Die Überkapazitäten müssen nach kapitalistischen Kriterien stillgelegt werden. Der Bankrott großer Autokonzerne ist überfällig; GM und die Tochter Opel sind nur Tote auf Urlaub. Eine „Bereinigung“ in diesem Sinne eröffnet aber nicht automatisch einen neuen Wachstumspfad, sondern droht eine Kettenreaktion fallender Profite, damit aber weiter fallender Kaufkraft und fallender Absatzmöglichkeiten auszulösen. Die Autoindustrie wird zum Schlüsselsektor der ökologischen wie der ökonomischen Krise des Kapitalismus."
gerade mit dem hintergrund des letzten satzes wird das jahr2010 in der autobrancheein höchst interessantes werden. ergänzend dazu sei auch einmal mehr noch der spezifische "blick von unten" seitenswildcatempfohlen, die den focus neben einer strukturellen analyse der industrie v.a. auf die situation der belegschaften legt.
*
zurück zum thema der drohenden staatsbankrotte: ingriechenlandkommen momentan sowohl der jahrestag der sozialen revolte vom letzten dezember als auch die aktuellen versuche der regierung zusammen, den klammen staatshaushalt auf kosten der bevölkerung zu sanieren. ersteres führt weiterhin zu diversen schul- und unibesetzungen wie auch zu teils militanten demonstrationen, wobei die mögliche brisanz nicht nur für griechenland in der frage danach liegt, ob und wann die verschiedenen tendenzen zu protest und rebellion in der bevölkerung zusammenkommen:
"In Griechenland will die Regierung den Staatsbankrott mit einem massiven Sparprogramms abwenden. Die Antwort liess nicht lange auf sich warten. In Spitälern wurden nur dringende Fälle behandelt. Seit 5 Uhr am Morgen gibt es im Radio und Fernsehen keine Nachrichten mehr. Der Streik der Journalisten soll 24 Stunden später am Freitagmorgen beendet werden. Dagegen wurde ein geplanter Streik der Besatzungen der Fähren abgesagt. Ein Gericht erklärte ihn für illegal. Am Tag zuvor hatten bereits die Lehrer gestreikt. (...)
Die Anstrengungen der Regierung zur Reform der öffentlichen Finanzen dürfte auch weiterhin auf starken Widerstand bei der Bevölkerung treffen. Die Streiks richten sich denn auch gegen die Sparpolitik der sozialistischen Regierung von Ministerpräsident Giorgos Papandreou." (...)
vor dem hintergrund werden auch die teils extremen staatlichen repressionen gegen all diejenigen (nicht nur jugendlichen) verständlich, die sich aus teils grundsätzlicher systemopposition im dezember wieder auf die strassen bewegen. aktuelle (übersetzte) überblicke direkt aus griechenland darüber liefert wie schon im letzten jahr das blogtears and anger.
*
in die usa: weitgehend als "positiv" wurde medial in den letzten wochen der umstand vermeldet, dass viele der 2008 ins trudeln geratenen großbanken ihre damals in anspruch genommenen staatlichen unterstützungen nun zurückzahlen. was sich dahinter tatsächlich verbirgt, haben die wirtschaftsquerschüsse analysiert -"US-Banken zahlen Staatshilfen zurück"verlinke ich als ausdrücklichen lesetipp ohne weiteren kommentar.
*
usa die zweite: und während die bankster das "ende der krise" verkünden, geraten nach kalifornien immer mehr bundesstaaten dort in eine finanziell gefährliche situation, die sich vor allem in den nächsten beiden jahren in einer kette von insolvenzen und bankrotterklärungen - mit ähnlichen folgen wie in vergangenen news schon ausführlich bezgl. kalifornien skizziert - manifestieren kann. aktuelles beispiel für diese entwicklung bildenstaat und stadt new york:
(...) "Die Verkehrsbehörde steht symbolisch für die Lage des ganzen Bundesstaats. New York kämpft gegen den Bankrott. Zwei Wochen bleiben noch, um die totale Zahlungsunfähigkeit zu verhindern, warnt David A. Paterson. Der Gouverneur steht im Zentrum des Sturms. Er soll die Pleite abwenden, ist aber von einem Parlament abhängig, das bislang die meisten seiner Sparvorschläge ablehnt. Einfach einen weiteren Kredit aufnehmen kann der Politiker nicht. Das sieht die Verfassung nicht vor, dafür müsste zunächst eine Art Finanznotstand erklärt werden.
Die andauernde Wirtschaftskrise und die steigende Arbeitslosigkeit sind die Hauptgründe für die Finanzmisere. Die Steuereinnahmen lagen zuletzt weit unter den Erwartungen. Mit neuen Abgaben, Geld aus dem Konjunkturprogramm der Regierung in Washington sowie einer Kürzung der geplanten Gesundheitsprogramme steuerte Gouverneur Paterson gegen. Es reichte nicht. Allein in diesem Jahr fehlen mindestens drei Milliarden Dollar. Bis 2013 könnte das Defizit auf rund 50 Milliarden Dollar anwachsen. Sparvorschläge sehen nun weitere Kürzungen bei der Bildung, der Krankenversorgung und dem Umweltschutz vor." (...)
Patterson hat inzwischen eine Art Haushaltsstopp verhängt und die Auszahlung von 750 Millionen Dollar an Schulen und Kommunen blockiert. "New York hat kein Geld mehr", sagte Paterson. „Da man kein Geld ausgeben kann, das man nicht hat, werde ich alle Zahlungen zurückhalten bis sich die Lage verbessert." Ein Netzwerk aus Schulen und Lehrerverbänden kündigte daraufhin am gestrigen Donnerstag eine Klage gegen den Gouverneur an. Die Haushaltsperre sei illegal und verstoße gegen die Verfassung. (...)
Patterson hält dagegen. Es gebe keine andere Wahl. "Wenn wir alle Rechnungen bezahlen, haben wir Ende des Monats gar kein Geld mehr", sagt der Gouverneur. Wenn nicht bei den Schulen, müsse woanders gespart werden. Etwa bei den Krankenversicherungen für Bedürftige." (...)
ebenso bezeichnend wie eintönig, wem auch hier am ende die grosse arschkarte zugeschanzt werden soll - das ist in den usa kein stück anders als in griechenland, den baltischen staaten, irland... oder auch hierzulande. auf die idee zu verfallen, die feine gesellschaft in nadelstreifen und kostümchen um ihre milliarden zu erleichtern, gilt schon nahe als an der grenze zu terroristischem gedankengut befindlich. bleibt nicht nur in new york die frage, ob es über das virtuelle toben hinausgehen wird:
(...) "Viele New Yorker toben angesichts des Mangels auf der einen Seite und des Überflusses auf der anderen. Kaum jemand hat vergessen, dass die Banken ohne die Rettungsmilliarden des Steuerzahlers in der Krise untergegangen wären. An Stammtischen, auf der Arbeit, in Internetblogs macht sich Wut breit. Ein guter Gradmesser für die Stimmung in der Stadt ist stets die Leserbriefspalte in der New York Times. Dort fasst Scott Baker die Lage aus seiner Sicht zusammen: "Das ganze Geld floss nicht zu ausschweifenden Schulen, gierigen Krankenhäusern oder Polizisten und Feuerwehrleuten. Die Banken waren es, die uns ausgeraubt haben."
und wenn man sich dazu klarmacht, dass das beispieldetroithinsichtlich der realen erwerbslosigkeit durchaus repräsentativ für viele andere kommunen in den usa stehen könnte, dann sollte es nicht schwerfallen zu begreifen, dass kalifornien und new york nur die spitze des eisbergs darstellen:
"Die Zahlen klaffen enorm auseinander: Offiziell beträgt die Arbeitslosenquote in der US-Metropole Detroit 27 Prozent. Tatsächlich könnte aber jeder zweite Einwohner im arbeitsfähigen Alter ohne reguläre Beschäftigung sein, berichten die "Detroit News".
Zigtausende Menschen scheinen in der offiziellen Statistik nicht als arbeitslos auf, obwohl sie mit ebenso ernsthaften Problemen wie der "traditionellen" Arbeitslosigkeit zu kämpfen hätten. Die strenge Definition berücksichtigt nämlich all jene Menschen nicht, die unfreiwillig nur geringfügig arbeiten, beziehungsweise, die die Arbeitssuche schon aufgegeben haben.
Werden diese hinzugerechnet, nähere man sich den 50 Prozent, bestätigte auch der Bürgermeister der US-Stadt, Dave Bing. Die offizielle Arbeitslosenzahl sei "so glaubwürdig wie Santa Claus", so Bing gegenüber den "Detroit News". (...)
"...nähere man sich den 50 Prozent" - aber nicht doch, die krise wurde offiziell verboten und ist per amtlicher deklaration beendet. wer den kopf im sand stecken hat, dürfte mit dieser exzentrischen sichtweise auch kein problem haben.
*
hierzulande bilden die gerade herausgekommenen "jahresberichte" der betriebskrankenkassen für 2008 hingegen eine entwicklung ab, die auch etliche fragen nach der fehlenden wut beantwortet -joachim jahnkeschreibt und zitiert dazu:
(...) "Von allen Krankheiten kam es 2008 nur bei psychischen Störung zu einem Anstieg der Krankheitstage. Dazu der Gesundheitsreport:
` .. entwickeln sich die seelischen Krankeiten „im Stillen"' weiter. Jeder zehnte Fehltag der beschäftigten Mitglieder - und jeder neunte Krankheitstag aller Erwerbspersonen (einschl. Arbeitslose) - ging 2008 auf das Konto Psychischer und Verhaltensstörungen, bei Frauen waren es sogar über 13 bzw. 14 Prozent der Krankheitstage. Viele Gruppen sind jedoch weit stärker von psychischen Gesundheitsstörungen betroffen. So stehen etwa bei Arbeitslosen die psychischen Krankheitsursachen nach Muskel- und Skelettleiden weit vorne an zweiter Stelle. Fast ein Viertel ihrer Krankheitstage, bei den ALG-I-Empfängerinnen sogar 29 Prozent, werden mit einer psychischen Diagnose gemeldet. Die Verordnungen von Antidepressiva und anderen Psychopharmaka haben erneut in erschreckendem Umfang zugenommen. Im Krankenhaus sind die Behandlungsfälle wegen psychischer Erkrankungen seit 1986 um mehr als das Dreifache gestiegen. Zudem werden hier - im Unterschied zu den ambulanten Behandlungen - für Männer mehr stationäre Fälle als für Frauen gemeldet. In 2008 gehörte wie im Vorjahr die häufigste Einzeldiagnose bei stationärer Behandlung nicht wie zuvor zu den Herzerkrankungen sondern zu den psychischen Krankheitsursachen. Ansteigende Trends des Krankenstands und hierbei gerade auch der psychischen Krankheitsursachen waren in 2008 zudem bei Führungskräften und qualifizierten Fachkräften deutlicher erkennbar als bisher.´
Auch der am 5. November veröffentlichte AOK-Fehlzeitenreport meldete die seit Jahren steigenden Fälle psychischer Erkrankungen. Die Zahl der von ihnen verursachten Arbeitsunfähigkeitsfälle stieg seit 1995 um 80 Prozent. Sie verursachen zugleich die längsten Ausfallzeiten. Fehlt ein Arbeitnehmer aufgrund einer Atemwegserkrankung durchschnittlich 6,4 Tage, sind es bei einer psychischen Erkrankung 22,5 Tage" (...)
man könnte glatt auf den gedanken verfallen, dass "die krise" auch die vielen persönlichen krisen symbolisiert, die mit dem umbau der arbeitswelt nach nur noch neoliberalen kriterien einhergehen. jedenfalls ist eine entwicklung sehr deutlich sichtbar: die zunehmende konkurrenz an den und um die noch vorhandenen lohnarbeitsplätze, die durchaus zu den restlichen bereits stattfindenden und noch kommenden verteilungskämpfen gerechnet werden darf, sorgt bei den betroffenen in aller regel für psychophysische zustände, die durch selbstzweifel, ängste und minderwertigkeitsgefühle alles andere als förderlich für das selbstbewusstsein sind, welches notwendig ist, um überhaupt wütend werden zu können. und fragen Sie einmal traumatisierte menschen, wann diese das letzte mal ein ehrliches "ich lass mir das nicht mehr länger gefallen" geäussert haben...
ich werde hier vor dem jahreswechsel mit einem blick auf die "morgenwelt" (kleiner insider für sci fi-freaks ;-) vermutlich nochmal auftauchen, wünsche bis dahin erträgliche feiertage und verbleibe mit der wiederholten feststellung: "optimismus beruht nur auf einem mangel an information"
zunächst ein paar nachträge zum letzten beitrag: nicht extra hingewiesen hatte ich auf den umstand, dass es sachlich in aller regel falsch ist, genauso wie bei anderen phänomenen den klimawandel alleine bzw. "für sich" zu betrachten, wenn es um die bereits eingetretenen und absehbaren konsequenzen geht - in vielen fällen lässt sich die these aufstellen, dass er in kombination mit anderen problemen (wie bspw. probleme bei der bereitstellung von trinkwasser) auftritt, in wechselwirkung steht und / oder diese verschärft. das klima ist halt eine komponente der globalen bio- und ökosphäre und von dieser nicht zu trennen. eben diese komplexität gerät leicht aus dem blick, überfordert auch - wie schon dargelegt - i.a.r. die menschliche wahrnehmung und führt zur unterschätzung der folgen.
dann möchte ich als ergänzung der schilderungen meiner eigenen wahrnehmungen betreffs der jahreszeitlichen klimatischen veränderungen in den letzten jahrzehnten auf diesenartikelverweisen:
"Der Winter ist kein echter Winter mehr - nur ein Gefühl oder Realität? Meteorologen haben Daten der vergangenen 130 Jahren ausgewertet. Sie zeigen, dass sich das deutsche Winterklima tatsächlich stark gewandelt hat" (...)
gleichzeitig weisen diese daten auch auf eine weitere besonderheit hin, die besonders bei der focussierung auf das globale klima oft genug zu sehr an den rand gerät: für eigentlich alle lebewesen auf diesem planeten ist - banale tatsache - das regionale klima entscheidend, und es muss bei der betrachtung der folgen des klimawandels eben auch primär auf die lokalen effekte geachtet werden. die sich zukünftig durchaus sehr verschieden bemerkbar machen werden.
*
und damit komme ich dann auch direkt zur fortsetzung der im ersten teil begonnenen antwort auf die frage von sansculotte, wo ich denn bitte bereits heute direkte auswirkungen des klimawandels sehen würde - eine frage, die bei mir über die woche durchaus mehr und mehr erstaunen hervorgerufen hat, wie ich zugeben muss - denn man könnte sich heute mit viel gutem willen vielleicht noch darüber streiten, ob und wieweit der menschliche einfluss per emissionen von treibhausgasen (und das sind bekanntlich mehr als nur co2) auch nur teilweise als mitverantwortlich gesehen werden muss (diesen tatbestand sehe zumindest ich aufgrund der mir bekannten daten als erfüllt) - aber an der tatsache an sich, dass klimatisch großdimensionale veränderungsprozesse in gang sind und die sich auch bereits an vielen ecken der welt niederschlagen, lässt sich eigentlich nicht mehr zweifeln.
und auch nicht daran, dass bereits akut millionen von menschen darauf reagieren müssen, weil ihre bisherigen lebensräumezusehends unbewohnbarwerden:
(...) "Der Klimawandel zwingt schon heute zu Migration – zum Beispiel in Alaska oder in kleinen pazifischen Inselstaaten. Polareis und Permafrost tauen auf, der Meeresspiegel steigt, und die Küstenerosion zwingt Menschen zum Wegzug. Ganze Gesellschaften müssen umsiedeln:
- Inuit sind gezwungen, Shishmaref in Alaska zu verlassen. Umsiedlungspläne gibt es seit mindestens 30 Jahren, jetzt aber wird die sofortige Umsetzung notwendig. Inuit in anderen Regionen von Alaska und Kanada sind ebenfalls betroffen.
- Der steigende Meeresspiegel zwingt tausende Bewohner kleiner Inselstaaten wie Tuvalu und Kiribati zur Emigration nach Australien und Neuseeland. Die Inselstaaten verhandeln bereits mit diesen und anderen Ländern, die Zuflucht bieten können.
- Die Malediven gehören weder der Afrikanischen Union noch anderen regionalen Dachorganisationen an. Ihre Regierung bittet deshalb die internationale Gemeinschaft um Hilfe und sie ist auch selbst aktiv. Wenn die Malediven untergehen, werden andere Staaten sicher helfen. Allerdings führt eine Rettung in letzter Minute selten zu nachhaltigen Lösungen." (...)
das sind die bereits sichtbaren fälle, in denen es erlaubt ist, von klima- oder umweltflüchtlingen bzw. entsprechender migration zu reden - allerdings wird die bereits oben erwähnte einbettung bzw. rückkoppelungseefkte des klimawandels auf andere globale gesellschaftliche probleme eine solche sichtweise eher als ausnahme erscheinen lassen - in den meisten fällen ist es ein ganzes bündel von sozialen und ökologischen problemen, die zusammen als migrationsfördernd wirken. und wie beim thema flucht / migration generell gehören auch hier frauen (und kinder) zu den intensiv betroffenen:
(...) "Die Carteret-InsulanerInnen sind die ersten, die als ganze Population wegen der bereits eingetretenen drastischen Klimaveränderungen ihre Umsiedlung planen müssen, sie werden aber nicht die letzten Klimaflüchtlinge sein. Dabei tragen die Carteret-Inseln so gut wie gar nichts zur globalen Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung bei, es gibt dort z.B. weder Autos noch Strom. Die Inseln liegen in einem komplexen tektonischen Gebiet, an der Nahtstelle der Australischen, der Pazifischen und der Bismarck-Platte. Sie sind häufigen Erdbeben, Stürmen und Überflutungen ausgesetzt. Durch die Klimaveränderungen wird dieses Risiko deutlich erhöht. ExpertInnen vermuten, dass die Carteret-Inseln schon im Jahr 2015 untergegangen sein könnten, jedenfalls werden sie für Menschen dann nicht länger bewohnbar sein.
Das Atoll besteht aus sechs bewohnten Inseln, die nur eineinhalb Meter über dem Meeresspiegel liegen. Seit 20 Jahren ist der Wasserstand in diesem Gebiet um gut zehn bis 20 Zentimeter angestiegen. Immer mehr Salzwasser dringt in das Innere der kleinen Inseln ein. Die provisorisch errichteten Wälle sind längst vom Meer überspült. Auch das Anpflanzen von zusätzlichen Mangroven hatte nicht den gewünschten Effekt. Sturm und Wellen haben die seit 20 Jahren andauernden Versuche, das Land zu retten, immer wieder zunichte gemacht.
Das Grundwasser ist heute versalzen, sodass die Pflanzen, die die Nahrungsgrundlage bilden, nicht mehr wachsen: Bananen, Maniok- und Taro-Knollen gehen ein und auch das Trinkwasser wird knapp. Der größte Teil des Gartenbaus ist zum Erliegen gekommen. Die Bevölkerung ist auf Reislieferungen von außen angewiesen. Hunger und Not breiten sich aus. Damit müssen die etwa 3.000 EinwohnerInnen ihre Heimat verlassen. Bereits Ende 2005 hat die Regierung von Papua-Neuguinea die Evakuierung der Inseln beschlossen. Immer zehn Familien gleichzeitig sollen umsiedeln. Die Regierung hat 450.000 Euro bereitgestellt, um die InsulanerInnen in der benachbarten autonomen Provinz Bougainville neu anzusiedeln. Doch das Geld reicht nicht, um allen 600 Familien eine neue Heimat zu geben." (...)
hier werden bereits im kleinen einige der fatalsten folgen sichtbar, die der klimawandel in vielen planetaren regionen mit sich bringen wird:
auf die trinkwassersituation
landwirtschaft und nahrungsmittelproduktion
bedrohung von lebens- und wohnmöglichkeiten
alles zusammen ein ernsthaftes versprechen auf umfassende soziale instabilitäten - ein stichwort, auf das weltweit die repressionsorgane, allen vorandas militär, zu reagieren beginnen:
(...) "Amerikanisches Militär und Geheimdienste führen derzeit Studien zu strategischen Folgen der Erderwärmung durch, berichtete die New York Times am Sonntag. Diese Studien sollen auch der Einleitung künftiger militärischer Maßnahmen dienen.
"Der globale Klimawandel wird in den kommenden Jahrzehnten zur großen Herausforderung für die Vereinigten Staaten und könnte militärische Interventionen in Folge heftiger Stürme, Dürren, Massenmigration und Pandemien notwendig machen, sagen Militär- und Geheimdienstexperten," erklärt die Times. Solche klimatisch bedingten Krisen könnten Regierungen zu Fall bringen, terroristische Bewegungen anstacheln und ganze Regionen destabilisieren, sagen Analysten, Pentagonexperten und Geheimdienste, die sich jetzt zum ersten Mal ernsthaft mit den sicherheitsrelevanten Implikationen des Klimawandels beschäftigen." (...)
Wie berichtet wird, identifizieren militärische Planspiele und Geheimdienststudien verschiedene kritische Regionen - dazu gehören die Subsahara-Region in Afrika, der Nahe Osten, sowie der Süden und Südosten Asiens. Diese Regionen werden in den zwei bis drei kommenden Jahrzehnten von Nahrungsengpässen, Wassermangel und schweren Überflutungen betroffen sein, was "humanitäre Hilfe oder eine militärische Antwort Amerikas erfordern könnte."
Die Nationale Universität für Verteidigung, eine vom Verteidigungsministerium gegründete Einrichtung, führte im Dezember eine Simulation zu möglichen strategischen Folgen einer gewaltigen Überflutung Bangladeschs durch, die Hunderttausende Flüchtlinge nach Indien treiben, religiöse Konflikte auslösen, ansteckende Krankheiten verbreiten und Infrastruktureinrichtungen weitgehend beschädigen würde." (...)
ähnliches hatte ich vor ein paar wochen auch als gedankenspiele bzw. simulationen aus einem europäischen "sicherheitspolitischen" think tankzu berichten(etwa in der mitte des beitrags zu finden).
in alldem wird einmal mehr der bodenlose zynismus ebenso wie die antisoziale rücksichtslosigkeit seitens der "eliten" sichtbar, ihr destruktives system koste es was es wolle bis zum ende aufrechtzuerhalten, notfalls wie gewohnt und allzu bekannt eben auch mit massiver gewalt gerade gegen diejenigen, die im wahrsten sinne des wortes beim klimawandel die verheerenden ökologischen folgen des totalitären kapitalismus auszubaden haben.
*
im vergleich zu solchen apokalyptischen szenarien muten die in unseren breiten bereits vorhandenen konsequenzen der erwärmung noch recht harmlos an; so müssen sich menschen mit allergischen neigungen bei naturspaziergängen besonders in wiesen inzwischen mit der realen möglichkeit folgenreicher bisse durch diedornfingerspinnebefassen, einer art, die ursprünglich jenseits der alpen beheimatet, inzwischen bis in brandenburgische gefilde nach norden vorgestossen ist. sie fällt unter den begriff derinvasiven arten, welche zwar nicht alle und nicht alleine durch den klimawandel plötzlich in den hiesigen ökosystemen auftauchen, aber durch diesen i.d.r. günstige lebensbedingungen finden, die früher so nicht gegeben waren.
bedenklicher als die begegnung mit der im vergleich noch harmlosen spinne (die sich, das sei hier klargestellt, nur bei unmittelbarer bedrängnis mit bissen wehrt und ansonsten recht scheu ist und zurückgezogen auf ihr netz beschränkt lebt) sind da schon andere gäste aus der vielfältigen welt der insekten, die ganz spezielle und teils sehr gefährliche untermieter mit sich herumschleppen -exotische krankheitserregernämlich:
(...) "In Nordamerika und Europa leiden Menschen plötzlich an Krankheiten, deren Namen sie kaum aussprechen können: Chikungunya, Krim-Kongo-Fieber, Rift-Valley-, Gelb-, Dengue- oder Lassa-Fieber.
"Wir werden in Europa andere Krankheiten bekommen", sagt Thomas Mettenleiter, Präsident des staatlichen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) für Tiergesundheit. (...)
Die globale Erwärmung erleichtert es den exotischen Erregern, selbst die kühlen Zonen Europas zu erobern. Zwar haben Touristen oder der Frachtverkehr schon immer Viren aus ihren Ursprungsländern auf alle Erdteile verteilt. Doch bislang war es den Mücken, die die Krankheiten theoretisch übertragen konnten, in der neuen Heimat schlicht zu kalt oder zu trocken.
"Seit der Eiszeit vor 10.000 Jahren ist die Temperatur in Europa um durchschnittlich sechs Grad gestiegen, und in diesem Jahrhundert müssen wir mit einem Anstieg von weiteren drei Grad rechnen", sagte Horst Aspöck, Experte für medizinische Insektenkunde aus Wien. "Durch die steigenden Temperaturen werden Bedingungen geschaffen, unter denen sich eingeschleppte Organismen länger halten werden."
Das Westnil-Virus könnte als einer der ersten Erreger davon profitieren. "Inzwischen gibt es Fälle in Österreich, Ungarn und Bulgarien, damit steht das Virus vor unserer Haustür", sagt FLI-Chef Mettenleiter.
Und der Virologe Matthias Niedrig vom Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) prophezeite in Greifswald, es sei nur eine Frage der Zeit, dass die afrikanische Gelbfiebermücke mit Frachtschiffen nach Spanien gelange und dort "ein hervorragender Überträger von Dengue- oder Gelbfieber" werde. Die asiatische Tigermücke wiederum könnte das Tropenvirus Chikungunya vermehrt nach Europa einführen, wie vor zwei Jahren bereits geschehen. Damals brachte ein Indien-Reisender den Erreger nach Norditalien und löste dort eine lokale Epidemie aus." (...)
der artikel macht im weiteren sehr schön das zusammenspiel von (ökonomischer) globalisierung und steigender erwärmung deutlich und unterstreicht damit das, was ich im verlauf des beitrags schon öfter als rückkoppelungseffekte bezeichnet habe.
*
nach der zwangsläufig knappen skizzierung der diversen problemfelder im gefolge des klimawandels fällt es mir zugegebenermassen schwer, mich noch einigermassen ruhig mit den motivationen derjenigen zu befassen, die sich als "skeptiker" betrachten. tomasz konicz hat bei telepolis vor ein paar tagen unter dem titeldie große klimaverschwörungdankenswerterweise noch einmal verschiedene interessengeflechte, u.a. auch die im ersten teil erwähnte rolle der öllobby mit "exxon" an der spitze, nachgezeichnet und dabei auch eine ganz zentrale frage an die "skeptiker" gestellt:
"Bei dieser wirklichen, noch größtenteils unaufgeklärten Klimaverschwörung gigantischen Ausmaßes hätten auch die Verschwörungstheoretiker ein ideales Betätigungsfeld, die derzeit eine weltumspannende Verschwörung von Klimawissenschaftlern halluzinieren, die angeblich eine Klimahysterie – zu welchen Zweck eigentlich? - hervorrufen wollen."
ja, zu welchem zweck eigentlich ? lassen sich bezgl. protagonisten wie bspw. der atomindustrie noch einigermassen nachvollziehbare theorien entwickeln (wobei, auch das sei hier klargestellt, atomenergie keine lösung für nichts darstellt - vom uranabbau über den laufenden betrieb bis hin zur endlagerungsproblematik ist diese art der energieproduktion faktisch eine einzige kette an kriminellen skandalen und hat dazu like peak oil schon seit den 1980er jahren denpeak uranvor der brust), so ist die frage nach den motivationen der heute agierenden politischen klasse direkt geeignet, ein flut von teils paranoid anmutenden verschwörungstheorien hervorzurufen - der klimawandel fungiert in dieser weltsicht alleine als trojanisches pferd der globalen "eliten", um ungestört projekte der versklavung ganzer bevölkerungen durchführen zu können (mittels repressionsapparaten wie weiter oben skizziert und auch mittels neuer fiskalischer steuern). blogs wie allesschallundrauch und seiten wie infokrieg sind bei der verbreitung dieser weltsicht notorisch und entwerten sich und ihre bei anderen themen teils durchaus interessanten informationen damit selbst.
nun ist - wie ich im basisbeitragparanoiaschon skizziert hatte - es durchaus so, dass in den allermeisten verschwörungstheorien, wenn sie denn funktionieren, zumindest ein teilchen realität steckt (die realen und nachweisbaren historischen verschwörungen like "gladio" sind hier nicht gemeint), und ebenso ist es beim klimawandel - "unseren" vorgeschobenen und realen regierungen ist es aber schlicht egal, was für gründe sie heranziehen können, um weitere repressionen und diverse zwangsmassnahmen gegen ganze bevölkerungen zu "begründen". um "gründe" dafür waren die noch nie verlegen, der systemerhalt hat erste priorität - und wird das ganze konstrukt noch so sehr von der realität in form der krisenkaskade aus ökologischer, wirtschafts- und ressourcenkrise mit folgender umfassenden sozialen krise in die mangel genommen, weiterhin heisst es "wachstum" und "wirtschaft zuerst", dabei begleitet von einem nicht unwesentlichen teil der westlichen bevölkerungen, die sich nichts anderes mehr vorstellen kann oder auch will als den derzeitigen (westlichen) lebensstil.
kurzsichtig bis zur umfassenden blindheit stellen sich dabei die motivationen der beteiligten dar - unfähig zu einem qualitativ anderen als dem gewohnten instrumentell-objektivistischen umgang mit menschlicher und nichtmenschlicher mitwelt wird auch mit den gravierendsten ökologischen problemen begonnen, nach profitkriterien herumzuschachern ("klimazertifikate") und wird daraus resultierenden sozialen konflikten mit der ankündigung von repressionen und dem ruf nach der aufrüstung der entsprechenden apparate begegnet. diese richtige beobachtung wird nun von einem teil der "skeptiker", und da sind nicht unwesentlich strömungen wie die us-amerikanischen republikaner sowie das gesamte internationale, sich hierzulande in publikationen wie"eigentümlich frei"artikulierende spektrum sich fälschlicherweise als "libertär" bezeichnende anhänger des offen antisozialen und totalitären kapitalismus involviert, deren tatsächliche motivationen ich in der vergangenheit bereits einmal anlässlich des themas "exxon und der klimawandel" skizziert habe - und weil das aus meiner sicht bis heute eine der deutlichsten kennzeichnungen der "skeptiker" bleibt, zitiere ich aus dem damaligenbeitragausführlich:
(...) "zum anderen wird einer der vom kapital gekauften wissenschaftler mit worten zitiert, die an klarheit und deutlichkeit nicht mehr zu wünschen übrig lassen - und sie machen meiner meinung nach das, was ich oben abstrakt versucht habe zu beschreiben, in einer plastischen art und weise greifbar - der betreffende schreibt bezgl. all derer, die die notwendigkeit zu drastischen veränderungen des parasitären westlichen lebensstils sehen, folgendes:
(...)"Alles, was in Richtung Emissionsbegrenzung geht, zeigt eine `begrenzte Vernunft´ – und dient den Interessen einer mächtigen `tödlichen Koalition´– von Leuten, `die fossile Energien hassen, Autos, große Häuser, urbane Ausweitung, Autobahnen, reiche Leute, dicke Menschen, Industrie, Flugzeuge, Fleischkonsum, nicht recyclebares Papier und alles andere, was jemanden Freude bereitet (...)"
eines der eindrucksvolleren beispiele der irren - und real tödlichen - logik des mainstreams der westlichen kultur, wie ich finde. hier steht alles buchstäblich auf dem kopf, d.h. weist eine unübersehbare perverse und v.a. dingorientierte tendenz auf: "fossile energien, autos, große häuser, großstädte, autobahnen, reichtum, industrie, flugzeuge" gelten hier nicht als mittel, die menschlichen lebensnotwendigen grundlagen zu sichern und dabei mit realer rationalität (= eine rationalität, die aus der gesamten vollständigen subjektivität stammt und darum auch emotional fundiert ist) die positiven und negativen konsequenzen von technischen errungenschaften und bestimmten lebensstilen abzuwägen und bei überwiegen letzterer die betreffenden "errungenschaften" eben auch nötigenfalls - und zwar letztlich im eigenen interesse - abzuschaffen bzw. verträglich anzupassen. nein, das einzige "argument", welches für klimaschäden durch fossile energien, landschaftsversiegelung durch urbanität, tausende verkehrstote und die gesamten negativen folgen unserer wahnsinnigen motorisierung, immense soziale verwerfungen und instabilitäten durch die ungerechtigkeiten des arm-reich-gefälles, die endlos bekannten risiken aller art durch übermäßige industrialisierung, die ebenfalls nicht mehr zu verantwortenden schäden durch den flugverkehr, das elend von millionen tieren und sonstige katastrophale wirkungen des westlichen lebensstils vorgebracht wird, ist - und das ist kaum zu glauben, auch wenn´s zu erwarten war:
freude.
es ist erstens interessant zu sehen, wie im angesicht der nur noch von kompletten ignoranten und bewußten tätern zu leugnenden desaströsen folgen des kapitalismus gerade ein vertreter der benannten gruppe all das ideologische geschwafel von "rationalität" und "objektivität" eben als genau das kenntlich werden lässt, und sich auf die verpönten gefühle zurückzieht (den aspekt der projektion, mit dem im obigen zitat kritikern "hass" vorgeworfen wird, lasse ich hier mal außen vor):
"wir prassen, verschwenden und vergiften uns und alle anderen zwar, führen ein wahrhaft parasitäres leben nicht nur auf kosten von milliarden heutiger menschen und eigentlich der gesamten ökosphäre, sondern ruinieren gleich auch noch unzählige kommende generationen mit und üben mit all dem bzw. den mitteln zur durchsetzung dieser lebensweise zwar massive gewalt aus - aber das macht uns freude"
zweitens aber ist es ungeheuer wichtig, sich über den psychophysischen ursprung dieser "freude" klarzuwerden: sie ist letztlich ein surrogat, ein objektivistisches konstrukt, welches die reale unfähigkeit zum genießen - zu dem zeit, stille, intensität und v.a. liebesfähigkeit im weitesten sinne gehört - nicht mal mehr ansatzweise verdecken kann. was alleine dadurch bestätigt wird, dass es sich im kern hier um "freude" an prozessen der destruktion und vernichtung handelt. und bezgl. des letzteren sollten wir imo diese "freude" wortwörtlich nehmen: ich vermute, dass es sich bei extrem vielen vertreterInnen der heutigen "eliten" letztlich um leute handelt, die sich selbst, andere menschen und alles lebendige überhaupt zutiefst hassen und verachten. das ist eine logische folgerung aus ihrem mörderischen treiben. zum anderen aber ist tatsächlich der surrogatcharakter wichtig: in einer grundsätzlich autistischen/objektivistischen wahrnehmung gibt es keinerlei authentische sinnlichkeit, die in all ihren vielfältigen erscheinungsweisen für echte freude (und darüber auch für impliziten lebenssinn) sorgen kann. stattdessen wird eine pervertierte freude alleine aus den konstruktionen gezogen, die der objektivistische modus produzieren kann: mehr haben - und zwar in einer quantifizierbaren und konkretistischen art und weise - als andere (hier dürfte die eigentlich quelle für das irrsinnige raffen von geld und beliebigen dingen zu suchen sein) ; sich in einem ebenfalls quantifizierbaren und konkretistischen maßstab größer als andere fühlen (einer der wichtigsten motoren für alle hierarchischen systeme)." (...)
im anbetracht dessen erstaunt es auch nicht mehr, dass zwischen den "klimaskeptikern" und den leugnern von peak oil eine große schnittmenge existiert - es handelt sich hier schlicht um leute, die völlig unfähig erscheinen, sich ein leben jenseits des westlich geprägten destruktiven kapitalismus auch nur vorstellen zu können und offensichtlich auf das derzeitige system nicht nur elementar angewiesen sind, sondern es auch noch im sinne einer quasi wild-west-gesellschaft sozialdarwinistisch auf die spitze treiben wollen. die notorische angeblich staatskritik ist dabei weder libertär und schon gar nicht anarchistisch, sondern sie begreifen den staat eher als unlegitimierten konkurrenten - angeblich im interesse "der schwachen" unterwegs, was für sich schon eine hanebüchene behauptung darstellt - im angeblich naturgegebenen konkurrenzgerangel. und nur aus der sicht lassen sich widersprüche wie der von angeblich die "klimahysterie" schürenden staaten mit der realität von abwiegelei, nichtstun und auch repressionen wie aktuell in kopenhagen - siehe das"lümmelgesetzgegen all jene, die ein tatsächliches handeln einfordern - , plattbügeln.
das sich innerhalb des (kapitalistischen) wissenschaftsbetriebs nun auch in der klimaforschung diverse zweifelhafte motivationen mit politischen oder auch lobbyzentrierten interventionen mischen (wobei sich über die hauptsächliche zielrichtung dieser interventionen sehr wohl streiten lässt) mögen, mag für einen kleinen teil der "skeptiker" (und hier sehe ich auch deinen standpunkt, @sansculotte) einen ernsthaften anlass dafür biten, nun das ganze phänomen in frage zu stellen. ich halte das aber anhand der vielzahl der verfügbaren globalen daten, beobachtungen und auch wissenschaftlichen modelle für eine überreaktion und gebe dabei noch einmal zu bedenken, was ich bereits im ersten teil geschrieben hatte:
"...und das stellt die menschlichen wahrnehmungsfähigkeiten ebenso wie bei anderen, eher abstrakteren bedrohungen (wie bspw. atomare strahlung, chemieinduzierte langzeitvergiftungen, aber auch die absehbaren erschöpfungsgrenzen bei vielen rohstoffen, das globale artensterben etc.) auf eine harte probe. denn wenn in solchen bereichen etwas direkt sinnlich spür- und wahrnehmbar wird, ist das kind bereits schon lange in den brunnen gefallen und die katastrophe schon passiert.
das klingt banal, ist es aber meiner meinung nach durchaus nicht, weil dieser sachverhalt implizit die konsequenz enthält, gerade bei den eben angeprochenen bereichen bereits im vorfeld die worst-case-szenarien durchzuspielen und auch um den preis, bei bestimmten leuten als "panikmacher" zu gelten, lieber einmal zuviel als zu wenig alarm zu machen."
und das wort "panikmacher" betrachte ich seitens von leuten, die ernsthaft die westliche "zivilisation" als gipfelpunkt der menschlichen evolution und geschichte betrachten, als auszeichnung. solche müssen sich tatsächlich ganz berechtigt als feinde des planeten bezeichnen lassen.
*
soviel für´s erste von mir zu einem thema, welches unter garantie zukünftig noch viel aufmerksamkeit einfordern wird. und aus der speziellen perspektive des blogs werde ich von fall zu fall ebenfalls weiter drüber schreiben, zumal zumindest die sozialen konsequenzen des klimawandels mittelbar durchaus viel mit den blogthemen zu zun haben.
ps: aus aktuellen gründen noch ein nachtrag - gemäss der oben skizzierten logik der "skeptiker" handelt es sich bei wie folgt beschriebenen geschehnissen nur um einen teil einer"inszenierten verschwörung"...
(...) "In Kopenhagen flogen während der ersten 800 Meter des Demonstrationszuges einzelne Wurfgeschosse in Scheiben der Börse und des Außenministeriums, später ein einzelner Stein in das Fenster einer Bankfiliale. Kurz darauf griff die Polizei den Demonstrationszug überraschend an. Mit Greiftrupps und gepanzerten Mannschaftswagen wurde auf Höhe des "libertär-sozialistischen" Blocks das letzte Viertel des Zuges von den Vorausgehenden abgetrennt. Hunderte wurden in Sekundenschnelle eingekesselt. Journalisten, die die Aktion beobachten wollten, wurden weggestoßen. (...)
Die Eingekesselten mussten derweil bis 18 Uhr in langen Reihen bei Minusgraden auf dem Boden sitzen. Ihre Arme waren auf dem Rücken mit Kabelbindern gefesselt, Augenzeugen berichteten von Ohnmachtsanfällen der bitter frierenden Gefangenen, die nicht auf die Toilette durften. Nur zögerlich ließ die Polizei die anwesenden Journalisten hinzu." (...)
so sind die neuen relationen in europa: eine kaputte scheibe = zwei- bis dreihundert gefangene.